Greatest Shit Tour - Brutal Sphincter
Fr, 7. November 2025

Brutal Sphincter, Excrementory Grindfuckers, Rectal Depravity

Gaswerk (Winterthur, CH)
04.12.2025
Greatest Shit Tour - Brutal Sphincter

Tanzparty im Gaswerk mit Brutal Sphincter & Co.

Am 7. November 2025 war es endlich so weit: Brutal Sphincter und Excrementory Grindfuckers durften ihre „Greatest Shits“ das erste Mal der Schweiz – nein, generell das erste Mal im Rahmen dieser Tour, denn heute war Tourauftakt – präsentieren. Ein warmer, feuchtfröhlicher und unvergesslicher Abend.

Bereits beim Weggetränk-Kauf im Coop in Winti trifft meine Gruppe die ersten Bekannten. Nach der gemeinsamen Pilgerreise und dem Einlass ins Gaswerk ist klar: Dies wird ein grosses Klassentreffen!

Rectal Depravity

Durch die ganzen Begrüssungen verpasse ich doch glatt den Anfang. Schnell… runter? Die Bands spielen auf der kleinen Bühne unten im Keller? Oha, das wird ein kuschliges Konzert. Und so brauchen wir auch einen Moment, bis wir uns durch die Leute gekämpft haben und … viel Platz vor der Bühne haben? Die ersten zwei Meter vor der Bühne sind praktisch leer. Also gut, dann nutzen wir den Platz halt. Mein erster Blick gilt Sänger Pawel: Er hat seine langen Haare zu zwei Zöpfen geflochten und trägt ein Bandana. Ausgefallener geht es bei Gitarrist Janik zu. Über seiner Mütze trägt er ein Schweissband. Aber das Schweissband sitzt auf seinem Gesicht. Das Gesicht von Drummer Michel sieht man gar nicht, da er eine Maske im Stil der mexikanischen Wrestler trägt. Einzig Bassist Pascal wirkt relativ unscheinbar in seinem schwarzen Shirt.

Doch bereits während dem zweiten Song werden die Zuschauer mutiger und füllen die Lücke vor der Bühne. Die Schweizer röhren ins Publikum und das Publikum findets geil. Viel zu schnell ist die Show zu Ende und Sänger Pawel scheinbar auch. Geiler Auftritt! Rectal Depravity haben ihren Faecal Party Goreslam auf die Leute losgelassen und sauber aufgewärmt. Muskeln und Gelenke sind warm für den weiteren Verlauf dieser grindcorigen Tanzparty.

Nach dem Auftritt zieht es mich zum Merch. Ich bin beeindruckt, wie viele Gegenstände mit den Namen der Bands versehen sind. Bei einem Kalender im Weihnachtsstil von Excrementory Grindfuckers werde ich fast schwach. Auch ihre Core-Zeitung ist wie bereits schon am Rockharz wieder dabei. Bei Rectal Depravity gibt’s Shots. Ich entscheide mich eher für einen Schwatz mit den Jungs. Sehr sympathisch. Wer am 6. Dezember noch nichts zu tun hat: Sie spielen im Rahmen des Family Friendly Chlause Fest im APA Kulta in Olten.

Excrementory Grindfuckers

Obwohl ich gefühlt bloss zwei Minuten beim Merch stand, steige ich die Treppen hinab und Excrementory Grindfuckers spielen bereits. Oh nein! Habe ich nur einen Teil des ersten Songs verpasst oder bereits mehr? Schnell eile ich nach vorne zu den anderen. Sie mussten ihren Gang zur Bar abbrechen, weil die Band bereits zu spielen begann. Nun stehe ich vor der Bühne und bin einigermassen verwirrt. Normalerweise sind die Hannoveraner doch bunt angezogen und nehmen das Publikum von der ersten Sekunde an in ihren Bann (oder täuscht das nur, weil ich bisher einzig zwei ihrer Konzerte an Festivals gesehen habe?). Heute tragen die meisten schwarz (wenngleich ein T-Shirt eine Katze ziert – sehr toll!). Und irgendwie fühlt sich der Auftritt an, als stünden wir in einer Dorfdisco. Es hat viel zu viel Nebel, der Bass wummert nur so vor sich hin und den Backgroundgesang sowie eine Gitarre hört man gar nicht. Sehr, sehr schade. Dementsprechend kommt auch im Publikum bei den ersten paar Songs keine wirkliche Stimmung auf. Naja, vielleicht mit einer Ausnahme: Die ersten zwei bis drei Reihen, die sich mit der Zeit in einen Partypit verwandeln, haben sichtlich Spass. Die Jungs kommen mit jedem Song ein bisschen mehr in Fahrt, wodurch sich ihr Auftritt doch noch zu einer schweisstreibenden Tanzparty wandelt.

Besonders markant ist der Polonaise-Erfolg beim EAV-Cover „Fata Morgana“, das zu „Vater Morgana“ umgedichtet wurde. Nicht nur eine, nein, zwei Polonaisen werden angesagt, die von den beiden Gitarristen angeführt werden. Ich schnappe mir den ersten Platz nach Gitarrist Rob und los geht die Fahrt. Ein herrlich angenehmes Chaos entsteht. Einmal drehen sich beide Polonaisen ineinander und erstellen einen fünffachen Wirbel, bis man sich kaum noch um die eigene Achse drehen kann. Die andere Polonaise driftet mit der Zeit ab und wandert die Treppe hoch. Meine verliert irgendwann den Grossteil der Personen und so bin ich nahezu alleine, als es mit Rob einmal über die Bühne geht. Vorher einen fragenden Blick Richtung andere Musiker werfen und ein beherztes Kopfnicken später laufe ich über die Bühne. Was für eine Aktion!

Danach gibt es für den vorderen Teil des Gaswerks kein Halten mehr und wir pogen und tanzen und geniessen die Show. Besonders freut mich, dass sie „Halb und halb“ und „Wer will Grindfuckers hörn?“ spielen. Am Rockharz haben sie sogar damit gestartet. Am Ende des Konzerts bin ich völlig durchnässt und danke Excrementory Grindfuckers nicht nur für das Ganzkörperworkout und das Strapazieren der Nackenwirbel, sondern auch für den unfreiwilligen Ohrwurm: „It’s the final Grindcore…“.

Brutal Sphincter

Nach zwei Konzerten, die die körperliche Fitness des Publikums getestet haben, wäre es falsch, nicht noch ein drittes im Bunde zu haben. Also zurück an den gewohnten Platz vorne links in der ersten Reihe: Brutal Sphincter kommen! Nach der musikalischen Abwechslung von Excrementory Grindfuckers (Nicht-wissenden erkläre ich manchmal, dass sie sich die Band als Electric Callboy des Grindcores vorstellen können), gehen wir zurück zu klassischerem Grindcore. Brutal Sphincter ist eine Grindcore-Band aus Belgien, die ihren Musikstil als poolitical [sic] bezeichnen. Da nicht jede Person die Worte bei Pigsqueals gleich gut versteht, erläutert Sänger Griska zwischendurch, um welche Thematik es in ihren Songs geht. Der Menge gefällt die Band von Anfang an. Es wird getanzt (vor allem gecirclepittet, gemosht und getwostept (Entschuldigung hier an den Korrekturleser für meine Partizipkonstruktionen [Anm. des Korrekturlesers: Entschuldigung mit einem Lachen angenommen…]))!

Während dem Song „The Art Of Squirting“ bittet die Band darum, dass das Publikum einen women-only Circlepit macht. Alle FINTA-Personen sollen ihre Runden drehen können. Cool, wenn man sich vorher nicht getraut hat, in einem Circlepit mitzurennen. Der männliche Teil des Publikums hält sich dran und bereits beim nächsten Song circlen wir alle wieder gemeinsam.

Viel zu schnell ist auch dieses Konzert zu Ende. Im Anschluss an den Flüssigkeitsausgleich nach dem körperlich fordernden Abend machen wir uns langsam auf den Heimweg. Im Gegensatz zu anderen Metalinsidern, die vom Gaswerk nach Hause laufen können, haben wir noch einen weiteren Weg vor uns.

Das Fanzit – Brutal Sphincter, Excrementory Grindfuckers, Rectal Depravity

Ich bin begeistert! Was für eine geniale Band-Kombi, die nicht nur Spass bereitet, sondern auch spielerisch abgeliefert hat! Selbst wenn ich von dem Sound bei Excrementory Grindfuckers anfangs enttäuscht war, konnten mich alle drei Bands überzeugen. Und wer noch nicht genug von Excrementory Grindfuckers und Brutal Sphincter hat, darf sich freuen: Die beiden Bands spielen im März am Züri Gmätzlets Vol. IV.


Wie fandet ihr das Konzert?

04.12.2025
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