Metalinside.ch - H-Blockx - Komplex 457 Zürich 2025 - Foto pam 11
Di, 28. Oktober 2025

H-Blockx, Bahnhofbuffet Chancental

Komplex 457 (Zürich, CH)
28.12.2025

«Fillin’ the Blank»-Tour – Back to the Jugend

Wer wie ich die Jugend in den frühen Neunzigern verbrachte und im Metal unterwegs war, kam an H-Blockx nicht vorbei. Spätestens bei «Risin’ High» kommen die Erinnerungen zurück.

Ich war zwar jetzt nie der grösste Fan und Kenner der Band, aber hey, wenn die auf Tour sind, dann lass ich mir diese Zeitreise nicht entgehen. Dazu kommt, dass ich vor rund zwanzig Jahren ihre sackgeile Version von «Ring Of Fire» entdeckte und für eine interne Präsentation bei Rivella zum Thema Feuer nutzte.

So pilgere ich heute mit einem Fotopass und mit viel Vorfreude, jedoch ohne allzu grosse Erwartungen ins Komplex und lasse mich gerne überraschen.

Und die eine oder andere Überraschung wird es geben, so viel sei schon verraten. Angefangen bei der Vorband.

Bahnhofbuffet Chancental

Da steht ein Gitarrist, ein Bassist und eine … hm, schwer definierbar, was genau die Aufgabe der Dame ist. Auf jeden Fall nutzt sie die Zeit auf der Bühne, um unter anderem eine Flasche Wein zu öffnen, diese genüsslich zu trinken, eine Torte zu essen, Seifenblasen schweben zu lassen, sich und die beiden Kollegen zu fotografieren oder einfach mal gelangweilt aufs Natel zu schauen. Die Band wirkt wie eine Gymi-Band … was sie höchstwahrscheinlich auch ist oder zumindest dort den Ursprung hatte. Das würde ich das jetzt einfach mal so behaupten.

Der Gitarrist scheint der Kopf der Band zu sein – zumindest ist er der Sänger und eben Gitarrist. Das jedoch nicht bei jedem Song. Er legt die Gitarre auch mal für eine Zeit ab und kümmert sich nur um den Gesang. So sympathisch das ist – und es hört sich soweit ganz gut an –, aber es kommt schon sehr viel ab Band (sie nennen ihren Stil «dreiviertelernstgemeint Mundart-Autotune-Grunge»). Für das ab Band ist wohl auch die Dame nebst der Seifenblasenmaschine zuständig. Zumindest steht auf ihrem Stehpültchen unter anderem ein Laptop.

Nochmals zurück zum Gitarristen. Er verrät uns, dass er sehr nervös sei, da sie noch nie vor so vielen Leuten gespielt hätten. Und natürlich reisst schon im zweiten Song eine Saite. Sein Bandkollege ist aufmerksam genug, organisiert die Ersatzgitarre (Roadies sind selbstverständlich nicht zugegen), zieht ihm die gleich selber über und hilft beim Einstöpseln. Ein Hoch auf die selbstlosen Bassisten. Und der gefällt mir besonders … Also jetzt nicht grad als mein Typ, aber sein Bassspiel und seine Bühnenpräsenz. Es soll heute ein Abend der Bassisten werden.

Irgendwie kommen wir alle aus dem Staunen darüber, was hier grad dargeboten wird, nicht ganz heraus. Ein sehr kurzweiliger Einstieg mit einer Band, die uns definitiv gut unterhalten hat, aber für die ich jetzt auch nicht grad den Plattenladen stürmen werde. Wem jedoch der Stil (Post-Punk-Grunge-Irgendwas) gefällt, sollte doch mal reinhören.

Doch jetzt ist Zeit für den Headliner.

H-Blockx

Nun, ich hab im Titel «Back to the Jugend» geschrieben. Ich muss jedoch nochmals gestehen, ich war jetzt auch nicht der aktive H-Blockx-Hörer. Meine erste Scheibe von ihnen hab ich schliesslich eben wegen «Ring Of Fire» erst in den Nullerjahren des aktuellen Jahrtausends gekauft. Ich war mehr bei Rage Against The Machine, Clawfinger und im weiteren Sinne natürlich bei Anthrax. Doch bei dem einen oder anderen Song – wie zum Beispiel «Risin’ High» – kommen schon Erinnerungen hoch. An den Heavy Discos und Clubs auf dem Lande, wo früher doch tatsächlich regelmässig noch Metal lief, waren diese in der Dauerrotation mit dabei.

H-Blockx starten stark in ihr Set und die Jungs sind einem von Anfang an sympathisch. Sänger Henning Wehland verteilt immer wieder mal ein paar Anekdoten zu den Songs, die inzwischen zu Klassikern wurden. Doch ab und zu könnte es auch etwas weniger Gerede sein – vor allem, weil er nicht immer gut verständlich ist und ich nur die Hälfte davon mitkriege, was der Gute da so erzählt.

Sehr cool find ich hier wieder den Bassisten. Gudze spielt nicht nur hörenswerte Bassläufe, sondern post so richtig geil auf der Bühne. Ein Hoch auf die Tieftönerer dieser Welt.

Überraschung zwei des Abends ist jedoch nicht die Band, sondern das Publikum. Selten kenne ich so wenig Leute an einem «Metal-Konzert». Es sind doch eher Ältere, die den Weg ins gut gefüllte Komplex 457 auf sich genommen haben (das ist jetzt aber nicht ganz überraschend und auch nicht der Grund, warum ich kaum ein Schwein kenne). Sie sind schwer definierbar. Irgendwie nicht die, die man erwartet hätte. Eher Tendenz zu Hipstern. Anfangs war ich skeptisch, ob die nicht zu cool sind, um Stimmung zu machen. Da soll ich mich täuschen, denn es hat einen starken Pit und es wird fleissig mitgesungen. Scheinbar waren es Anfang Neunziger zwei Lager, das eine mit Anthrax, Clawfinger, Rage Against The Machine, wo ich mich drin befand, und eben die anderen, die wohl heute da sind.

Für neue Songs wie «Corn’s About 2 Pop» werden wir von Henning geschult, so dass wir auch bei diesen fleissig mitsingen. Das ist eine gute Strategie, weil es funktioniert. Wenn man also jetzt nicht grad jeden Song der Band kennt, dann kann man heute kaum unterscheiden, was sind die alten und was sind die neuen. Oft gibt es ja bei Bands die ihren Zenit vor Jahrzehnten hatten, jeweils einen starken Bruch zwischen diesen. Den gibt es heute nicht so ausgeprägt. Nicht ganz überraschend ist die Stimmung bei «Risin’ High» auf dem Höhepunkt. Sehr stark find ich auch das Medley mit geilem Bass-Solo im Zugabenblock. Und mein absoluter Liebling «Ring Of Fire» – zusammen mit Johnny Cash ab Band – funktioniert bestens als Rausschmeisser. So verlassen Kollege Roman und ich das Komplex 457 mit einem fetten Lächeln im Gesicht. Das war ein kurzweiliger, soundmässig starker Abend mit ein, zwei Überraschungen.

Das Fanzit – H-Blockx, Bahnhofbuffet Chancental

Bahnhofbuffet Chancental haben ihrem Namen alle Ehre gemacht und uns ins Staunen versetzt. Selten eine so unterhaltsame, kurzweilige No-Name-Vorband erlebt. H-Blockx haben geliefert und uns mit einem Lächeln im Gesicht in die Herbstnacht entlassen. Es wäre wieder Mal Zeit für H-Blockx am Greenfield. Denn dort würden sie definitiv auch für gute Stimmung sorgen.

Die Fotos – H-Blockx, Bahnhofbuffet Chancental


Wie fandet ihr das Konzert?

28.12.2025
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