Einherjer Band (Promobild)
Mi, 28. November 2018

Einherjer – Interview mit Frode Glesnes

Viking Metal
04.12.2018
Einherjer Band (Promobild)

Im Zuge der Veröffentlichung von Einherjers neustem Album Norrøne Spor hatte ich die Gelegenheit, per Mail einige Fragen an Frode Glesnes (2.v.r.) zu senden. Ende November sind seine und die Antworten seiner Bandkollegen eingetroffen. Nachfolgend lest ihr die übersetzte Version.

Metalinside.ch (Raphi): Hallo Frode, wie geht es dir?

Frode: Mir geht es gut, danke! Das Album ist endlich erschienen, also ist alles gut.

MI: Du und Gerhard habt euren Kompositionsprozess gegenüber den vorherigen Alben geändert und die Songs nicht separat, sondern gemeinsam in einem Raum geschrieben. Was ist der Grund für diese Änderung euer Gewohnheiten?

Frode: Zufall. Wir schreiben auch immer noch separat, aber einige der Songs auf dem Album wurden zusammen geschrieben und arrangiert. Wir haben uns gegenseitig Ideen zugespielt und wir beide mochten die Richtung, in welche die Songs gingen. Es endete oft ganz anders, als jeder von uns erwartet hatte. Vermutlich gibt es eine etwas grössere Vorhersehbarkeit bei der ganzen Sache, wenn man allein schreibt. Beide Wege sind gut. Es sind nur verschiedene Ausprägungen. 

MI: Deine Texte handeln von eurer norwegischen Erbe. Bereitest du dich speziell darauf vor, sie zu schreiben (indem z.B. du alte Geschichten recherchierst) oder schreibst du einfach intuitiv?

Frode: Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe früher viel mehr recherchiert, aber heutzutage sind meine Texte etwas anders. Philosophischer könnte man sagen. Die nordische Denkweise ist immer noch sehr stark vorhanden, aber die Mentalität ist wichtiger als das Thema. Ich gehe gerne tiefer und versuche, es intelligenter zu machen. Ganz wie bei unserer Musik … 

MI: Ich bin etwas spät dran, da Ole bereits auf Dragons of the North XX gespielt hat, aber ich wollte trotzdem fragen, wie er Bandmitglied geworden ist?

Frode: Wir waren lange Zeit ein Trio mit Session-Mitgliedern, um das Line-Up für Live-Shows zu vervollständigen. Wir haben dann einfach einen Punkt erreicht gehabt, an dem wir etwas Stabileres wollten. Und eigentlich wollte ich für Live-Shows auf Bass umsteigen. Wir waren also auf der Suche nach einem Lead-Gitarristen und ich hatte gerade Oles ehemalige Band im Studio, also wusste ich, wozu er zu gebrauchen war.

MI: Neben Ole spielen auch Du und Aksel Gitarre. Wer hat welches der grossartigen Soli auf Norrøne Spor gespielt?

Frode: Alle Soli werden von Ole gespielt, ausser „Av Djupare Røtter“, das ich selbst gespielt habe. Ole ist ein ausgezeichneter Lead-Gitarrist. Er fügt neue Elemente zu unserem Sound hinzu und peppt ihn auf grossartige Weise auf. Das ist hochkarätiges Material! 

MI: Als ich das Album das erste Mal hörte, dachte ich seltsamerweise: „Wow, sie haben dem klassischen Einherjer-Sound einige Gitarrensoli hinzugefügt“. Natürlich hattet ihr bereits früher Gitarrensoli in euren Songs. Wie habt ihr es geschafft, sie auf so frische Art und Weise hervorzuheben?

Frode: Ich denke, Ole ist ein einzigartiger Gitarrist. Er trifft das Gefühl der klassischen Heavy Metal-Soli wirklich auf den Punkt und krönt es mit einem eigenen Charakter, der sich sehr gut in unseren Sound einfügt. Die Soli erwiesen sich als sehr wichtiger Teil von Norrøne Spor, also habe ich viel daran gearbeitet, den Sound richtig hinzukriegen und den Lead-Parts genügend Platz zu geben. Ich denke, es hat super geklappt. 

MI: Ebenso herausragend ist die Vielfalt der zehn Songs. Einige sind schnell, andere langsam, einige haben eine epische Grundstimmung und wieder andere rocken einfach geradlinig. War es eure Absicht, diese Vielfalt zu haben, oder kam das bei der Komposition der Songs ganz natürlich zustande?

Frode: Nun, es ist ja nicht so, dass wir uns entscheiden, 2 schnelle Songs, 3 Mid-Tempo und so weiter zu machen. Das sind die 10 Songs, die wir seit dem letzten Album komponiert haben. Wir haben ein paar verworfen und ein paar für zukünftige Alben aufgeschoben, aber das ist im Grunde das, was wir seit Av Oss For Oss geschrieben haben. Glücklicherweise ist diesmal eine grosse Vielfalt entstanden, aber das war rein zufällig. 

MI: Bei so viel Vielfalt ist es immer wieder eine Herausforderung, die richtige Platzierung für die Songs auf der Tracklist zu finden. Was waren deine Gedanken zur Reihenfolge der Songs?

Frode: Die Tracklist ist immer eine Herausforderung und man kann sie auf verschiedene Weise angehen, aber ich betrachte sie immer noch als LP. Seite A und Seite B. Seite A beginnt mit einem eingängigen Opener und endet mit etwas Interessantem, das einen dazu bringt, die LP zu drehen, um mehr zu hören. Seite B braucht auch einen eingängigen Start und die epischen Songs gegen Ende hin.

MI: Bisher habe ich noch nie einen solch guten Drumsound gehört.

Frode: Vielen Dank für das Kompliment.

MI: Wie hast du das erreicht? Es klingt fantastisch und genau so, wie ein Schlagzeug klingen sollte.

Frode: Das Aufnehmen eines Schlagzeugs ist keine leichte Aufgabe, aber es ist auch keine Atomwissenschaft. Ein guter Schlagzeuger, ein gutes Schlagzeug und viel Zeit beim Stimmen und der Mikrofonierung des Schlagzeuges. Dies kombiniert mit guten Mikrofonen und guten Vorverstärkern in einem abgestimmten Raum. Ich bin wirklich zufrieden damit, wie die Drums auf dieser Platte geraten sind. Voluminös und mächtig, genau das, was wir uns vorgenommen haben. 

MI: Bleiben wir noch etwas beim Schlagzeug: es klingt sehr heavy und auf den Punkt gespielt. Es scheint, als ob Gerhard das erreicht, indem er weniger Noten spielt, als man es von vornherein erwarten würde. Gerhard, hast du beim Komponieren eine Art „weniger ist mehr“ Idee verfolgt?

Gerhard:  Nun, ich denke, die „weniger ist mehr“ Idee ist nicht nur auf diesem Album, sondern auch auf Norrøn und Av Oss, For oss irgendwie vorhanden. Es ist eine Veränderung, die sich nach unserer Pause [2004-2008, Anm.d.Red.] von selbst einstellte. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine bewusste Entscheidung ist, aber so wie wir älter werden, variieren auch unsere Einflüsse. In früheren Tagen hörte ich viel mehr Thrash Metal wie Kreator, Sepultura und dergleichen, und ich schätze, das hat mein Schlagzeugspiel beeinflusst. Ich höre mir das immer noch manchmal an, aber es ist wirklich klassischer Heavy Metal, der mich weiter begleitet hat. Wenn ich mir jetzt ein paar unserer alten Sachen anhöre, denke ich manchmal: „Warum habe ich das nicht einfach mit einem geradlinigen Groove versehen?“ Der Song als Ganzes steht an erster Stelle, und ich habe weitaus weniger Bedarf, etwas zu beweisen, als ich das vorher getan hätte. Sozusagen direkt auf den Punkt gebracht. Was den Sound auf diesem Album betrifft, so haben sich seit dem letzten Mal ein paar Dinge geändert. Wir wechselten den Standort und nahmen auch die Drums in Frodes Studio auf. Auf diese Weise haben wir den „Geld, das aus dem Fenster fliegt, während wir experimentieren“-Deal ausgeschlossen. Wir hatten mehr Zeit, um die Dinge auszuprobieren. Ich habe mir auch eine neues Mapex Saturn V gekauft, das im Studio viel einfacher zu handhaben ist als mein altes Ludwig Vistalite. 

Und welches ist euer Lieblingssong auf dem neuen Album?

Frode: Ich bin nicht sicher…. „Mine Våpen“ oder „Kill the Flame“.

Gerhard: „Mine Våpen Mine Ord“.

Ole: Ich weiss es nicht. „Døden Tar Ingen Fangar“, „Kill the Flame“, „Spre Vingene“……Hilfe!

Aksel: „Kill the Flame“

MI: Mir scheint, dass alle Songs grossartig wären, um live gespielt zu werden. Weisst du schon, welche den Weg auf eure Setlist finden werden?

Frode: Bei den kürzlich erfolgten Releaseshows haben wir vier neue Songs gespielt: „Kill the Flame“, „Mine Våpen Mine Ord“, „Fra Konge Te Narr“ und „Spre Vingene“. Sie alle haben in einer Live-Umgebung hervorragend funktioniert. Es ist immer gut für die Band, neue Sachen live zu spielen. Sehr inspirierend. Es fühlt sich frisch an! 

MI: Zum Schluss noch einige Details. Laut dem Promo-Blatt ist Norrøne Spor euer neuntes Album. Beim Zählen komme ich aber nur auf sieben. Habe ich ich irgendwas verpasst?

Frode: Du hast nichts verpasst. Das Promo-Blatt ist falsch! „Norrøne Spor“ ist unser 7. Album. Oder das achte, wenn du „Dragons XX“ einbindest. Es sind wahrscheinlich die EPs, welche die Leute verwirren.

MI: Und als letzte Frage: die (digitale) Promo-Version des Albums enthielt euer Cover von Motörheads „Deaf Forever“, das bisher aber nur auf der Single „Mine Våpen Mine Ord“ aufgeführt ist. Wird die Single die einzige Veröffentlichung sein, die das Cover enthält?

Frode: Ja! „Deaf Forever“ sollte nicht Teil der Promo sein. Es ist die B-Seite der „Mine Våpen Mine Ord“ 7 Zoll Vinyl Single. Das Lied war nur eine Art Tribut an Lemmy und die Auswirkungen, die er im Laufe der Jahre auf uns hatte. Es passt nicht zum Gesamtgefühl, wenn es als Teil des Albums präsentiert wird, aber die meisten Leute scheinen es zu mögen, es ist also kein Schaden entstanden. 

MI: Das wars, du hast es geschafft. Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um meine Fragen zu beantworten. Euer Album hat bei Metalinside.ch 9.5 von 10 Punkten erhalten (siehe Review). Gratulation.

Autor
04.12.2018
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