Orphaned Land - Z7 Pratteln 2019
Di, 23. April 2019

Orphaned Land, Subterranean Masquerade, SystemHouse 33

Z7 (Pratteln, CH)
09.05.2019
Orphaned Land - Z7 Pratteln 2019

«Buuchtanz-Metal» in Pratteln 

Jede Menge orientalische Klänge gab’s am Dienstagabend in der Konzertfabrik Z7 zu bestaunen. Hauptverantwortlich dafür waren zwei Bands aus Israel mit dem Headliner Orphaned Land. Abgerundet wurde die ganze Angelegenheit durch die indische Abrissbirne SystemHouse 33. Sämtliche Details entnehmt ihr den nachfolgenden Zeilen. 

Rund ein Jahr nach ihrem letzten Gastspiel auf helvetischem Grund schauen Orphaned Land erneut in unseren Gefilden vorbei. Dieses Mal kommt jedoch nicht das Zuger Galvanik, sondern der Schweizer Metal-Tempel höchstselbst zum Handkuss. Für diese metallischen Propheten passt die Location natürlich wie die Faust aufs Auge. Die Geschichte läuft unter dem Banner der «We Do Not Resist»-Tour, auf welcher Orphaned Land von Subterranean Masquerade – die schon beim letzten Mal mit von der Partie waren – und SystemHouse 33 begleitet werden. Sämtlichen drei Bands wird die Ehre zuteil, auf der grossen Z7-Bühne spielen zu dürfen. Jetzt muss dann lediglich noch der Publikumsandrang stimmen, so dass wir am Ende von einer passenden Kulisse sprechen können. Mit Flüssignahrung vom Bartresen platziere ich mich in der Nähe «meines» Pfostens und warte gespannt auf die erste Darbietung des Abends.

SystemHouse 33

Soundtechnisch muss der erste Act sicherlich mit dem Exoten-Status vorliebnehmen. Thrash und Groove Metal fallen heute nämlich etwas aus dem Raster. Bei einer solch starken Performance stört das allerdings keine Sau. Man könnte beinahe schon von einer indischen Version von Machine Head sprechen. Die anfangs zu dominanten Drums werden schon bald an die Leine genommen. Schade nur, dass sich vor der Bühne bloss eine überschaubare Menschentraube eingefunden hat. Der Vierer zockt mehrheitlich Nummern von der erst kürzlich veröffentlichten Scheibe «End Of Days». Für meinen Kumpel steht der Einkaufstrip nach der Show bereits jetzt fest. Das Finale ihres 40 Minuten dauernden Gigs nehmen SystemHouse 33 gemeinsam mit einem Gast in Angriff. Dabei handelt es sich um Jonathan Amar – den Trommler von Subterranean Masquerade. Da sein Mikrofon blöderweise nicht funktioniert, nimmt die ganze Sache ein etwas holpriges Ende.

Danach ist wie bereits «angedroht» der Merch-Stand das Ziel. Ich sichere mir ein Exemplar des aktuellen Albums und ein T-Shirt. Sänger Samron Jude nimmt sich Zeit für einen Schwatz und Fotos mit den neu gewonnen Fans. Facebook-Koordinaten werden ebenfalls ausgetauscht. Also in Sachen «Networking» agiert der gute Mann wirklich vorbildlich. So wird sich sicherlich wieder einmal ein Auftritt in der Schweiz einfädeln lassen.

Subterranean Masquerade

Die nächsten Künstler setzten auf die progressive Schiene und würzen diese zusätzlich mit orientalischen Passagen. Abwechslung ist eindeutig vorprogrammiert. Die Israeli geben jedenfalls Gas und scheinen auch beim immer noch spärlich vertretenen Publikum gut anzukommen. Offenbar sogar noch besser, als zuvor SystemHouse 33. Wahrscheinlich waren die Inder der Mehrheit der Zuhörerschaft einfach zu hart. Fairerweise muss ich erwähnen, dass es bei Subterranean Masquerade aber ebenfalls nicht ausschliesslich ruhig zu und hergeht. Frontmann Davidavi «Vidi» Dolev überrascht nämlich zwischendurch mit bösartigen Growls. Mich persönlich vermag die Truppe trotzdem nicht über die gesamten 50 Minuten zu fesseln.

Orphaned Land

Das sieht beim Headliner – der ebenfalls aus Israel stammt – dann schon anders aus. Hier bin ich von Beginn an fasziniert und mit vollem Elan bei der Sache. Bereits als zweite Nummer hauen die Herrschaften ihren Hit «All Is One» raus. Sänger Kobi Farhi – von einigen gerne als «Metal-Jesus» bezeichnet – animiert die Fans zum munteren Mitklatschen. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht wirklich erklären, weshalb diese orientalischen Melodien eine solch hypnotisierende Wirkung auf mich ausüben. Wahrscheinlich tauchen wir Europäer einfach gerne in die Welt von Tausendundeine Nacht ein. Bei der Musik von Myrath habe ich beispielsweise genau dieselben Gefühle. Aber kommen wir nochmals auf dieses «All Is One» zu sprechen, denn der Botschaft dieses Stücks sollte ganz klar mehr Bedeutung beigemessen werden: Herkunft und Religion spielen keine Rolle, denn in der Metal-Szene werden alle vereint und erfreuen sich an derselben Sache – der Musik. Kobi wird nicht müde, Aussagen dieser Art regelmässig zu tätigen. Dabei wirkt er äusserst glaubwürdig. Orphaned Land und ihr musikalisches Schaffen dürften in ihrer Heimat sicherlich einen schweren Stand haben, deshalb ist es um so schöner zu sehen, dass sie hierzulande befreit und sorgenfrei aufspielen können.

Die Setliste ist primär auf das aktuellste Werk «Of Unsung Prophets & Dead Messiahs» ausgelegt, welches inzwischen auch schon wieder ein Jährchen auf dem Buckel hat. Ich kann Kollege Domi The Stick, der damals die dazugehörige Plattenkritik verfasst hat, nur zustimmen – das Ding ist tatsächlich sackstark (siehe Review). Tracks wie «We Do Not Resist» – bei dem Kobi mehrheitlich auf Growls zurückgreift und sich dabei ziemlich wie Mikael Stanne von Dark Tranquillity anhört – und «All Knowing Eye» überzeugen auch im Live-Gewand. Dieser facettenreiche Sound bietet bestes Hörvergnügen. Die Nummer «In Thy Never Ending Way (Epilogue)» widmet der Sänger seiner Tochter Leila und klärt uns gleichzeitig auf, dass dies seine erste Tour als Vater sei. Damit er seine Familie nicht allzu sehr vermisst, bittet er uns, im Refrain den Namen Leila mitzusingen. Eine rührende Geste. Den endgültigen Schlusspunkt setzt schliesslich «Norra El Norra (Entering The Ark)» im Zugaben-Block.

Das Fanzit

SystemHouse 33 und Orphaned Land lieferten heute Abend bärenstarke Darbietungen ab. Insbesondere während der Show des Headliners konnte man problemlos in nahöstliche Welten eintauchen. Leider fanden kaum Zuschauer den Weg nach Pratteln. Somit hätte das Mini Z7 für die Durchführung der Veranstaltung eigentlich bereits genügt.

Setliste – SystemHouse 33

  1. Day Of Reckoning
  2. Rapture
  3. End Of Days
  4. Lift This Plague
  5. Namesake
  6. Lake Of Sorrow
  7. Cry Of Anguish
  8. Stand Up
  9. Detestable Idolatry

Setliste – Subterranean Masquerade

  1. Specter (Intro)
  2. Reliving The Feeling
  3. Place For Fairytales
  4. Nomad
  5. Ascend
  6. Kippur
  7. As You Are
  8. Hymn Of The Vagabond
  9. Specter (Outro)

Setliste – Orphaned Land

  1. The Cave
  2. All Is One
  3. Barakah
  4. The Kiss Of Babylon (The Sins)
  5. Ocean Land (The Revelation)
  6. Like Orpheus
  7. We Do Not Resist
  8. Let The Turce Be Known
  9. Birth Of The Three (The Unification) / Olat Ha’tamid
  10. In Propaganda / All Knowing Eye
  11. All Knowing Eye
  12. Sapari
  13. In Thy Never Ending Way (Epilogue)
  14. Norra El Norra (Entering The Ark)*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

09.05.2019
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