Metalinside.ch - Lynyrd Skynyrd - Rock The Ring 2019 - Tag 3 - Foto Friedemann
Do–Sa, 20.–22. Juni 2019

Rock The Ring 2019 – Def Leppard, Maxxwell, SpiteFuel, Lynyrd Skynyrd, Saxon u.a.

Autobahnkreisel Betzholz (Hinwil, CH)
/ / / 21.07.2019

Rock The Ring 2019 – der Name ist wieder Programm

Kaufi: Nachdem es in den letzten Jahren immer mal wieder Kritik zum Line-up gab, haben sich die Veranstalter des mittlerweile etablierten Festivals im Zürcher Oberland endlich wieder auf den eigenen Namen besonnen: ROCK the Ring! Und nicht Rap the Ring, Pop the Ring  oder Hip Hop the Ring. Somit dürfen sich die ROCK-Fans nun auf drei Tage freuen, in denen praktisch durchgehend ihre favorisierte Mucke dargeboten wird. Inklusive einiger Legenden… die Review zu Rock The Ring 2019.

Donnerstag (20. Juni 2019) – Def Leppard überstrahlen alles und jeden

Kaufi: Das Festivalgelände ist eigentlich recht optimal. Umgeben von der Autobahn und leicht aufsteigend für gute Sicht auch von weiter hinten. Organisatorisch gibt’s jedoch schon ein paar Fragezeichen. Ein fast 2 km langer Fussmarsch von den Parkplätzen, Verzögerungen am Eingang (einige Leute verpassen die erste Band wegen dem Bändchen-Tausch) – vielleicht sollte man sich überlegen, ob 30 Minuten zwischen Öffnung und erster Band halt nicht doch zu wenig Zeit ist… Speziell, wenn man auch noch die Grösse des Geländes berücksichtigt…

Gleich nach dem Eingang steht die B-Stage, die dieses Jahr von der Souls of Rock Foundation bespielt wird. Grundsätzlich eine starke Sache, keine Frage! Die Lage der Bühne wirft jedoch ebenfalls Fragezeichen auf. Denn sie ist schon verdammt weit weg vom Rest des Festivals und die Bands erhalten kaum eine Chance, dass sich „Laufkundschaft“ dahin verirrt. Umgekehrt hat’s jedoch sicher den Vorteil, dass ein Soundcheck auch möglich ist, ohne die Mainstage zu „stören“. Da das Gelände jedoch recht weitläufig ist, muss man auch hier das Zeitmanagement kritisieren. Wer – wie beispielsweise der werte Kollege Dutti – möglichst viele Bands sehen will, kriegt einen fürchterlichen Stress. Maximal 5 Minuten Zeitspanne zwischen Ende auf der einen und Beginn auf der anderen Stage – das ist wahrlich nicht optimal. Hier sind Nachbesserungen nötig. Mehr zur B-Stage dann später.

Das Gelände selbst ist wie gesagt sonst schon recht cool. Es gibt eine riesige Fressmeile, auch für Flüssignahrung ist gesorgt (ok, das niederländische Spülwasser müsste nicht sein – aber ist halt Sponsor. Wie das Fürstenberg beim Bang Your Head!!!… ). Für besser betuchte Zuschauer gibt’s VIP Tribünen und Golden Circle. Schlussendlich sicher ein guter Platz um sich ein paar Stunden geilen Hardrock rein zu pfeifen! Worauf warten wir dann noch?

Dutti: Es ist wieder an der Zeit nach Hinwil zu pilgern! Ausgabe Nummer sechs des Rock The Ring-Festivals steht auf dem Programm. Wie ein rascher Blick in die eigene Gedächtnisschublade verraten hat, habe ich bisher tatsächlich jedem Event beigewohnt – mal für einen Kurzeinsatz, mal über die volle Länge. 2019 verspricht das Line-up jedoch jede Menge Hörorgasmen. Sackstark, welche Acts die Veranstalter aus dem Hut gezaubert haben! Man scheint effektiv auf die Rückmeldungen der Besucher gehört zu haben. Wie Kollege Kaufi bereits angetönt hat, gilt für das Festival in den kommenden drei Tagen „nomen est omen“.

Das Gelände ist altbekannt, aber der Teufel steckt wieder einmal im Detail. Gewisse Pavillons und Fress- beziehungsweise Getränkestände haben die Plätze getauscht. Der Einlass führt ebenfalls über eine leicht andere Route. Es geht zuerst an der B-Stage vorbei durch eine grosse Food-Meile und anschliessend kann man sich von dort aus zur Hauptbühne durchschlagen. Unterwegs mutiert man nach und nach zum Packesel, denn die Helferlein der Sponsoren drücken einem immer wieder irgendwelche Goodies in die Hand. Sonnenbrillen, Feuerzeuge, Feuchttücher, Ricola – da dürfte für jeden etwas dabei sein. Mein Fokus liegt aber selbstverständlich auf der Musik. Auf der Mainstage soll es nämlich demnächst zur Sache gehen, denn niemand geringeres als Manu Burkart vom Cabaret Divertimento, der zusammen mit Max Gemperle das altbekannte Moderatorenteam bildet, kündet den ersten Akteur an. Let’s rock!

Inglorious

Dutti: Fünf Minuten früher als ursprünglich geplant starten die Herrschaften von Inglorious in ihr Set. Die 2014 gegründete Truppe lässt sich in ihrem musikalischen Schaffen von Rock-Grössen wie Deep Purple, Led Zeppelin oder Whitesnake beeinflussen. Die letztgenannten Idole werden ja bekanntermassen zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls noch auf dieser Bühne hier stehen. Das Gezeigte wirkt nicht schlecht, haut den Zuhörer aber jetzt auch nicht wirklich vollends aus den Socken. In der Stimme von Fronter Nathan James steckt jedoch zugegebenermassen jede Menge Potenzial. Erfreulich sind zudem die äusseren Bedingungen. Die Wettergötter scheinen uns – entgegen der zuvor konsultierten Prognosen – hold zu sein. Etwas mehr Zuschauer hätte man dem Quintett durchaus gegönnt, aber die Mehrheit des Publikums dürfte wohl leider nach wie vor in den gigantischen Warteschlangen vor den Eingangstoren festsitzen.

Fotos Inglorious – Rock The Ring 2019 (Nicky)

FM

Kaufi: Tag 1 steht im Zeichen der Insel. Denn schlussendlich sind alle vier Bands aus England. So auch FM, welche ebenfalls von Manu Burkart angesagt werden. Die Hardrocker aus London können auch schon auf eine weit über 30-jährige Karriere (wenn auch mit Unterbruch) zurück schauen. Irgendwie erstaunlich, dass die Truppe bei mir nie auf dem Radar aufgetaucht ist. Denn dieser Sound trifft schon recht genau meinen Geschmack! Der Wettergott lässt hingegen dunkle Wolken aufziehen, doch die werden durch die gute Laune von Fronter Steve Overland und seiner Mannschaft schnell wieder vertrieben. Nach „Other Side Of Midnight“ – mein persönliches Highlight – strahlt dann auch wieder die Sonne. Und das mit dem Publikum um die Wette. Starker Auftritt, da muss ich mich mal um CDs bemühen…

Dutti: Der britischen Frequenzmodulation (FM) bin ich erstmals Anfang Oktober des vergangenen Jahres im altehrwürdigen Z7 begegnet. Damals durften die ergrauten Herren im Vorprogramm von Saxon ran und legten zweifelsohne einen ansprechenden Auftritt aufs Parkett. Heute scheint ihnen dies abermals zu gelingen. Den Sound würde ich liebevoll als gemütlichen „Afterwork-Rock“ bezeichnen. Melodiöser Balsam für die Seele. Dass das bedrohlich aufziehende Unwetter ausgerechnet um das Festivalgelände einen Bogen zu machen scheint, ist dann noch die Kirsche auf der Torte.

Setliste FM

  1. Black Magic
  2. Bad Luck
  3. That Girl
  4. Life Is A Highway
  5. Let Love Be The Leader
  6. Other Side Of Midnight
  7. I Belong To The Night
  8. Tough It Out
  9. Killed By Love

Fotos FM – Rock The Ring 2019 (Nicky)

Black Diamonds

Kaufi: Das Ende von FM fällt leider dem Fussmarsch zur B-Stage zum Opfer. Denn da gibt’s jetzt Glam Metal vom Feinsten auf die Löffel. Meine Lieblings-Rheintaler sind da: die Black Diamonds! Und jetzt zeigt sich dann auch, ob und wie das Konzept mit dieser kleinen Bühne aufgeht…

Die vier schwarzen Diamanten starten standesgemäss mit „We Want To Party“ in ihren sehr kurzen Arbeitstag. Und der Platz gleich neben dem Eingang füllt sich sehr rasch. Basser Andi hat noch ein paar Probleme mit seinem Arbeitsgerät, aber die werden rasch gelöst und so präsentiert sich das Quartett bestens gelaunt dem Hinwiler Publikum. „I’ll Be Ok“, „Pieces Of A Broken Dream“ und „Thrillride“ versetzen die Fans in Feierlaune. Und das sind nicht wenige, der Platz ist nun richtig voll. „Hands Of Destiny“ bildet viel zu früh bereits den Schlusspunkt eines saugeilen Auftritts. Da freu ich mich schon jetzt auf das Swiss Glam Fest am 1. November in Solothurn…

Dutti: Ich hab’s auch noch zur B-Stage geschafft. Die schnellste Route muss zuerst einmal in beiden Beinen abgespeichert werden, denn es wird definitiv weitere Abstecher hierher geben. Die Black Diamonds zeigen verdammt viel Spielfreude und kommen so bei der Zuhörerschaft ausgezeichnet an. Insbesondere Trommler Manu ist eine regerechte Eskalationsmaschine. Partystimmung erkenne ich ebenfalls bei Kollege Kaufi an vorderster Front. Sein persönlicher Überhit „Not Going Home“ bleibt ihm dieses Mal aber leider verwehrt. (Anm. Kaufi: *schniff*) Zum Abschluss kann man dann sogar mehrere Regenbogen am Himmel bestaunen.

Setliste Black Diamonds

  1. We Want To Party
  2. I’ll Be Ok
  3. Pieces Of A Broken Dream
  4. Thrillride
  5. Hands Of Destiny

Fotos Black Diamonds – Rock The Ring 2019 (Nicky/Kaufi)

Kaufi: Ein erstes Fazit zur B-Stage: Coole Idee, keine Frage! Aber etwas mehr als 25 Minuten hätten die Bands sicher verdient, um sich dem Publikum zu präsentieren – denn schliesslich handelt es sich hier mehrheitlich im sogenannt „kleine“ Bands, und die würden wohl alle gerne mal auf der grossen Bühne stehen… Nun ja – die Zeitproblematik wird wohl auch viel mit „Kompromissen“ zu tun haben.

Dutti: Sehe ich ähnlich. Etwas mehr Spielzeit dürfte hier sicherlich im Bereich des Möglichen liegen. Gerade falls es einmal zu technischen Schwierigkeiten kommen sollte, verpuffen diese 25 Minuten dann doch ziemlich rasch. Bei der Bandauswahl hat das Souls Of Rock-Team jedoch ein goldenes Händchen bewiesen.

Tesla

Dutti: Macht Platz für die Elektroautos! Ne Quatsch, lasst euch vom Namen nicht in die Irre führen. Wenn man an diesem Festival von Tesla spricht, ist damit selbstverständlich die US-amerikanische Hard Rock-Kapelle gemeint. Leider bin ich weder mit der Band noch mit deren Diskographie sonderlich gut vertraut. Für viele Leute im Publikum steht aber offenbar gerade ein grosses Highlight auf der Bühne. Instrumental gefällt mir die Geschichte ganz gut. Mit dem Gesang von Jeff Keith werde ich hingegen kaum warm. Was soll dieses Gekrächze? Oder ist das eventuell sogar gewollt? Diskussionen wird es übrigens zu einem späteren Zeitpunkt auch noch über andere Stimmen geben.

Kaufi: Tesla wäre ja eigentlich meine Baustelle. Wäre. Ist es aber nicht. Keine Ahnung warum, aber ich habe mich nie mit den Amis „anfreunden” können. Der einzige Song, der mir immer gefallen hat („Signs”), ist zudem ein Cover… Nun ja – es gibt jedenfalls genug Leute, die das gut finden (manche sprechen gar vom „heimlichen Headliner” – öööhm: DAS geht dann allerdings zu weit!) und handwerklich ist das natürlich auch über alle Zweifel erhaben.

Setliste Tesla

  1. Intro – Welcome to the Jungle (Guns N’ Roses-Song)
  2. Cumin‘ Atcha Live
  3. Modern Day Cowboy
  4. Heaven’s Trail (No Way Out)
  5. Breakin‘ Free
  6. Taste Like
  7. Miles Away
  8. Changes
  9. Edison’s Medicine (Man Out Of Time)
  10. Love Song
  11. Little Suzi (Ph.D.-Cover)
  12. Signs (Five Man Electrical Band-Cover)

Fotos Tesla – Rock The Ring 2019 (Nicky)

Maverick

Kaufi: Aus Nordirland stammt die nächste Truppe auf der kleinen Stage. Wobei: Die Jungs fühlen sich wohl bald als Schweizer! Denn erst vor kurzem spielten sie auf dem Metal Boat auf dem Hallwilersee, und auch am Ice Rock waren sie schon zu Gast. Heute nun also dank der Souls of Rock Foundation der nächste Auftritt – und dies auf einem der grössten Festivals des Landes. Nicht schlecht!

Der Slot für die fünf Jungs ist allerdings etwas undankbar: Sie sind eingeklemmt zwischen Tesla und Whitesnake auf der Hauptbühne. Nichtsdestotrotz geben David Balfour und Co Vollgas – war ja auch nicht anders zu erwarten! Obwohl ich mich auf Maverick gefreut habe, verpasse ich dann doch das halbe Konzert. Der verspätete Beginn ist für mich ein Killer – denn ich darf nun zu Whitesnake mit der Kamera. Dutti, was kannst Du noch zu Maverick sagen?

Dutti: Maverick gehört ebenfalls zu diesen Kapellen, die ich am letztjährigen Ice Rock-Festival kennengelernt habe und die mit einem fulminanten Auftritt überzeugen konnten. Da Tesla zuvor ein bisschen überzogen hat, müssen die Nordiren blöderweise mit einem verkürzten Set zurechtkommen. (Anm. Kaufi: Verkürzt? Echt??) Kaufi hat es schon angesprochen, irgendwie zieht’s die Jungs immer wieder in unser Land. David überlegt am Ende sogar, ob sie nicht aller hierherziehen sollten. Vom Publikum erfährt dieser Plan keinen Gegenwind, denn es sind ausschliesslich Jubel und Applaus zu vernehmen. Manu Burkart zieht sich die Show ebenfalls rein. Was vielleicht einige nicht wissen: Der Komiker ist selbst ebenfalls in einer Band aktiv. BBR (Buddies, Beer & Rock n‘ Roll) spielen Covers aus den Bereichen Rock, Hard Rock und Metal.

Setliste Maverick

  1. Cold Star Dancer
  2. Kiss Of Fire
  3. The One
  4. Whiskey Lover
  5. Asylum
  6. In Our Blood

Fotos Maverick – Rock The Ring 2019 (Kaufi)

Whitesnake

Kaufi: Kurz vor halb zehn Uhr ist es soweit: Zu den Klängen von The Who’s „My Generation“ betritt eine wahre Legende die Bühne im Betzholz: David Coverdale und seine weisse Schlange! Mit „Bad Boys“ startet die Truppe in ihren einstündigen Set – der nun einiges an Licht wie Schatten abwirft.

Schauen wir erst mal auf die aktuellen Mitstreiter des bald 70-jährigen Sängers. Da stehen mit Reb Beach (ex-Winger, ex- Alice Cooper, ex-Dokken – und neben Coverdale das momentan längste Mitglied der Band) und Joel Hoekstra (ex-Nightranger) zwei ausgewiesene Saitenhexer an den Klampfen. Hinter den Kesseln sorgt eine andere Legende für den Beat: Tommy Aldrige. Diese Drum-Maschine hat schon für zig Bands sowohl live wie im Studio seine Sticks eingesetzt, unter anderem für Gary Moore, Ozzy Osbourne, Motörhead und Ted Nugent. Seine Qualitäten darf er später unter Beweis stellen… Komplettiert wird das Line-up durch Michael Devin am Bass und Michele Luppi an den Keyboards.

Speziell Joel Hoekstra sticht heraus. Der ultimative Strahlemann, versprüht ohne Unterlass beste Laune, grinst freundlich zu den Fotografen und den Fans und hat einfach sichtlich massenhaft Spass! Den haben auch die anderen Musiker, allen voran der Leader selbst. Coverdale ist und bleibt Coverdale. Immer irgendwie eine Art arrogantes Grinsen im Gesicht, seine Gesten mit dem Mikrofonständer… Ein Showman der obersten Liga, keine Frage. Und mit Songs wie dem göttlichen „Slide It In“ und dem Gassenhauer „Love Ain’t No Stranger“ kann fast nichts mehr schiefgehen. Die Stimmung im Publikum scheint jedenfalls ausgezeichnet zu sein!

Nach gut 20 Minuten folgt mit „Slow an‘ Easy“ der Höhepunkt der Show. Grossartige Nummer, prima gespielt und Coverdale tönt noch ok. Doch von jetzt an geht’s leider rapide bergab… Dass Hoekstra und Beach ausgewiesene Gitarrenhelden sind, hab ich a) eingangs erwähnt und ist b) sowieso jedem bekannt, der sich mit dieser Art Musik auskennt. Wahrscheinlich braucht jetzt aber der Frontmann eine längere Pause – denn nur so kann dieses ausufernde und schlussendlich überflüssige Gitarren-Duell erklärt werden. Technisch sicher auf höchstem Niveau – aber bei 60 Minuten Spielzeit will man nicht, dass ein grosser Teil für solche Aktionen draufgeht. Erinnerungen an Mötley Crüe bzw. Vince Neil in Balingen werden wach…

Coverdale kommt zurück und singt „Shut Up & Kiss Me“, bevor er erneut abhaut und die Bühne Tommy Aldrige überlässt. Da gilt das gleiche wie für die „Abteilung Sechssaiter“: Technisch prima (der Kerl bearbeitet die Felle zum Ende gar mit blossen Händen), für das Gesamtpaket jedoch unnötig.

Somit ist das Gros der Show bereits durch. Und es fehlen noch einige Klassiker der Bandhistorie. Die wohl berühmteste Ballade beispielsweise. „Is This Love“ – und nun wird es langsam tragisch, traurig, gruselig, schlimm. Denn was hier aus den Boxen tönt, hat mit „singen“ nicht mehr allzu viel zu tun. „Krächzen“ trifft es eher. Und so werden auch die Überhits „Give Me All Your Love“, „Here I Go Again“ und „Still Of The Night“ ziemlich in den Sand gesetzt. Beim letztgenannten Track übernimmt (resp. sollte übernehmen) das Publikum den Gesang. Aber irgendwie scheint da etwas Schockstarre eingesetzt zu haben ob der Leistung Coverdales.

Ich mag Whitesnake wirklich. Und es tut mir richtig weh, diese Dinge hier so zu schreiben. Aber in dieser Verfassung möchte ich die Band nicht mehr sehen. Man könnte noch sarkastisch sein und sagen, dass heute bewiesen wird: Coverdale singt ohne Playback… Musikalisch liefern Whitesnake ab, die Performance und der Einsatz sind erstklassig – aber des Sängers Stimme gibt in der zweiten Hälfte rapide ab. Und das wirft einen grossen Schatten auf die ganze Show. Schade!

Dutti: Dem kann ich nur beipflichten. Musikalisch liefern die Schlangen echte Feinkost ab. Effektiv schade, dass Maestro Coverdale auf der Zielgeraden die Puste ausgeht. Aber es kommt ja gleich nochmals ein Act, der sicherlich für viel Furore sorgen wird.

Setliste Whitesnake

  1. Intro – My Generation (The Who-Song)
  2. Bad Boys
  3. Slide It In
  4. Love Ain’t No Stranger
  5. Hey You (You Make Me Rock)
  6. Slow An‘ Easy
  7. Guitar Duel
  8. Shut Up & Kiss Me
  9. Drum Solo
  10. Is This Love
  11. Give Me All Your Love
  12. Here I Go Again
  13. Still Of The Night*

*Zugabe

Fotos Whitesnake – Rock The Ring 2019 (Kaufi)

Def Leppard

Kaufi: Nach weit über zehn Jahren die Rückkehr in die Schweiz: Def Leppard sind wieder da. Endlich! Der eine oder andere Zuschauer mag nun vielleicht noch einen Hauch von Skepsis in sich tragen, nachdem die andere britische Legende zum Ende ein etwas schiefes Bild abgegeben hat. Doch diese Skepsis verfliegt bereits mit dem Opener „Rocket“! Unterstützt durch einen grossen Videoscreen zeigen die Herren aus Sheffield von der ersten Sekunde an, wo der verdammte Hammer hängt…

Es folgen 85 Minuten perfekte Show, perfekte Performance, perfekte Unterhaltung. Joe Elliot singt wie ein junger Gott, Basser Rick Savage – neben Elliot das einzige verbleibende Originalmitglied – rennt wie ein junger Hund in Glitzerklamotten über die Bühne, Vivian Campbell und Phil Collen zaubern Riffs aus ihren Arbeitsgeräten und Drummer Rick Allen sorgt für den nötigen Wumms. Apropos „Wumms“: Zumindest ganz vorne dürfte es diesbezüglich etwas weniger sein – die Bässe dröhnen recht extrem, da hatte man schon bessere Soundqualität… Doch etwas weiter hinten ist auch das dann – perfekt!

Alles perfekt? Nein – das berühmte Haar in der Suppe finde ich immer. Hier sind es allerdings gleich drei davon… Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist die eher durchzogene Setliste. „When Love And Hate Collide“, das unsägliche „Rock On“ (hat diese Nummer überhaupt ETWAS mit ROCK zu tun??) und auch „Man Enough“ könnte man killen. Und dafür „Foolin‘“, „Gods Of War“, „Stagefright“, „Paper Sun“, „Too Late For Love“, „Another Hit And Run“ oder „Demolition Man“ einbauen. Das wäre dem Gesamtpaket nur förderlich…

Doch abgesehen davon ist es einfach fantastisch, Songs wie das uralte „Let It Go“ wieder mal live zu hören. Bei „Love Bites“ kommen erstmals die Laser zum Einsatz, welche den Himmel über Hinwil rot und blau leuchten lassen. Und zuvor entpuppen sich „Armageddon It“ und das wunderschöne „Two Steps Behind“ als grosse Highlights.

Auch Joe Elliot braucht seine Pause. Doch im Gegensatz zur Band zuvor ufert es jetzt nicht in überflüssigen Soliererein aus. Denn die Leoparden haben für diese Momente das affengeile Instrumental „Switch 625“ im Programm! Und dieses mündet in das vielumjubelte „Hysteria“… Ich bin nun wirklich nicht der grösste „Hysteria“-Fan – persönlich finde ich „Pyromania“ um Welten besser. Doch den Titeltrack des erfolgreichsten Leppard-Albums hier zu sehen und hören – doch, da kommt sehr viel Nostalgie ins Spiel. Und die Band unterstützt diesen Effekt auch noch, in dem sie massenhaft alte Fotos über den Screen laufen lassen. Grosses Kino, GANZ grosses Kino!

Es folgt einer der grössten Hits, „Pour Some Sugar On Me“. Selbstredend, dass der im ganzen Kreisel komplett abgefeiert wird. Denn danach ist nach nur 75 Minuten jedoch bereits Schluss. Die Briten lassen sich auch etwas bitten, bis sie nach mehreren Minuten endlich zum Zugabe-Block antraben. Und endlich, ENDLICH! kommt „Pyromania“ zum Zug… „Rock Of Ages“ und natürlich das unsterbliche „Photograph“ bilden den ultimativen Schlusspunkt. Einfach perfekt.

Dutti: Alter Schwede, das Gelände ist rappelvoll. An grosse Bewegungsaktionen ist nicht mehr zu denken. Alle wollen die Leoparden sehen. Von insgesamt 8’000 Nasen ist die Rede. Der Hype ist eindeutig real! Enttäuscht wird hier niemand, denn die Engländer zeigen eine Machtdemonstration, die ihresgleichen sucht. Ich lehne mich sogar aus dem Fenster und behaupte, dass dies eine der besten Shows ist, die ich jemals an einem Rock The Ring-Festival gesehen habe. Da sind zahlreiche Höhepunkte mit dabei, aber das einarmige Drum-Solo von Rick Allen verdient sicherlich eine spezielle Erwähnung. Chapeau! Zu den Klängen von «Pour Some Sugar On Me» bewegen wir uns langsam in Richtung Parkplatz. Dadurch kommen wir vielleicht noch vor dem grossen Massenabgang nach Hause.

Setliste Def Leppard

  1. Rocket
  2. Animal
  3. Let It Go
  4. When Love And Hate Collide
  5. Let’s Get Rocked
  6. Armageddon It
  7. Rock On (David Essex-Cover)
  8. Two Steps Behind
  9. Man Enough
  10. Love Bites
  11. Bringin‘ On The Heartbreak
  12. Switch 625
  13. Hysteria
  14. Pour Some Sugar On Me
  15. Rock Of Ages*
  16. Photograph*

*Zugabe

Fotos Def Leppard – Rock The Ring 2019 (Kaufi)

Das Fanzit – Donnerstag

Kaufi: Überragende Leoparden, zwiespältige Schlangen, coole Auftritte auf der kleinen Stage und mit FM noch eine persönliche Neuentdeckung. Musikalisch gibt’s nach dem ersten Tag eigentlich nichts zu bemängeln. Oder siehst Du das anders, Dutti?

Dutti: Def Leppard überstrahlten an diesem ersten Festivaltag einfach alles und sorgten für explodierende Besucherzahlen. Ich bin nicht sicher, ob sich in den kommenden zwei Tagen nochmals so viele Leute nach Hinwil verirren werden. Eines ist jedoch gewiss, die Metalinsider berichten für euch selbstverständlich auch über alle folgenden Ereignisse.

Freitag (21. Juni 2019) – Saxon, Maxxwell und SpiteFuel sorgen für herunterhängende Kauleisten

Kaufi: Vom Wettergott mehrheitlich verschont – das war gestern. Und zu Beginn des zweiten Tages grüsst erfreulicherweise die Sonne, als Nicky und meine Wenigkeit im Autobahnkreisel zu Hinwil eintreffen. Auch heute sind es nur gerade 30 Minuten zwischen Einlass und erster Band – wobei die heute auf der B-Stage spielt und es zudem wohl weniger Stau geben dürfte, da viele Zuschauer schon ihre Bändeli haben. Nun denn – auf zum musikalischen Programm!

Dutti: Mein Magen scheint sich im Vergleich zu gestern glücklicherweise beruhigt zu haben. Somit steht dem ultimativen Festivalgenuss nix mehr im Weg. Endlich darf auch der eine oder andere Gerstensaft vernichtet werden. Auf die Lauscher wird es demnächst ebenfalls etwas geben. Aufgrund dessen eile ich in freudiger Erwartung zur B-Stage.

Fotos Rock The Ring – Impressionen Tag 2 (Kaufi)

Underskin

Dutti: Andrina Travers und ihre Jungs von Underskin dürfen Tag Nummer zwei eröffnen. Für viele scheint es befriedigend zu sein, dass endlich einmal ein Mädel auf der Bühne steht. Ich möchte mich ja eigentlich nur ungern einmischen, aber diese momentan offenbar intensiv im Trend liegenden Gleichberechtigungsdiskussionen gehen mir langsam auf den Sack – sorry… An einem Festival braucht es keine Frauenquote. Ich möchte hauptsächlich gute Musik hören und da ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ob diese von einem Weiblein oder Männlein präsentiert wird. Aber ja, dass unsere Szene von männlichen Künstlern dominiert wird gebe ich trotzdem gerne zu.

Underskin nutzen die knappe Zeit jedenfalls für einen grundsoliden Auftritt. Andrinas dreckiges Rockröhren-Organ sorgt sowieso stets für Hörvergnügen. Songs wie «Cat Got Your Tongue» oder «Monster On A Throne» ballern einfach rein. Ausserdem hat der Vierer das Publikum spätestens mit dem John Farnham-Cover «You’re The Voice» rasch im Sack. Vor rund einer Woche mussten die Zürcher noch in der verhältnismässig kleinen Kater-Bar ran. Nun folgt ein Gig an einem der grössten Festivals unseres Landes. Läuft bei ihnen, würde ich meinen.

Setliste Underskin

  1. Cactus
  2. Starving Animal
  3. Cat Got Your Tongue
  4. When I’m Lost
  5. You’re The Voice (John Farnham-Cover)
  6. Monster On A Throne

Fotos Underskin – Rock The Ring 2019 (Nicky)

Maxxwell

Kaufi: Die Innerschweizer Maxxwell haben die Ehre, den heutigen Tag auf der Main Stage zu eröffnen. Zumindest zu Beginn muss die Gruppe damit Vorlieb nehmen, dass im Golden Circle vor der Bühne noch eine überschaubare Zuschauermenge da ist. Doch je länger die Show dauert, desto grösser wird die Meute – und desto besser wird die Stimmung!

Fronter Gilbi Melendez und seine Jungs lassen hier nichts anbrennen. Von der ersten Sekunde an geben sie Vollgas und nutzen ihre 45 Minuten perfekt aus. Die besten Songs vom aktuellen Werk „Metalized“, garniert mit den besten älteren Songs. Dazu die unbändige Spielfreude – Maxxwell dürften hier ganz sicher einige neue Fans dazugewinnen!

Ein weiterer Pluspunkt: Die Innerschweizer können auch auf Bühnen dieser Grössenordnung überzeugen. Problemlos sogar! Die ganze Stage wird bearbeitet, Gilbi spurtet von rechts nach links und wieder zurück, steht am Bühnenrand, animiert die Fans und schwingt zwischendurch in alt bekannter Manier sein Mikro durch die Gegend. Doch auch die komplette Saitenfraktion mit Cyril, Hef und Adrian nutzt den grossen Spielraum. Einzig Drummer Oli wirkt etwas verloren – da er ein rechtes Stück vom Bühnenrand weg seinen Arbeitsplatz hat, kann er mit seinen Grimassen kaum trumpfen. Doch dafür treibt er seine Vorderleute schlagwerktechnisch ununterbrochen an.

Musikalisch ist es schwierig, einen Höhepunkt auszumachen. Denn eigentlich gibt’s einen Volltreffer nach dem anderen! Vom Opener „Hurricane“ über das harte „Independent“ zum Doppelpack „Heads Of Tails“ und „Slapshot“ bis zum abschliessenden „Queen Of The Night“ – es gibt keinen einzigen Totalausfall. Zu „Metalized“ erscheint Gilbi wie gewohnt im silbrigen Anzug und mit Spiegelbrille, danach entledigt er sich lediglich seiner Jacke und absolviert den Rest der Show oben ohne und mit Silberhose! Das ist Kult…

Maxxwell überzeugen hier von Anfang bis Ende, sie zeigen, dass sie längstens mehr sein können als eine kleine Club-Band und es ist zu hoffen, dass sie sehr bald den nächsten Schritt machen können. Verdient hätten sie es allemal!

Dutti: Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Maxxwell setzen mit dieser überragenden Performance ein riesiges Ausrufezeichen. Chance eindeutig gepackt! Die Spielfreude der Jungs ist unglaublich. Cyril spricht vor «The Temple» darüber, dass sie gerne Messen zelebrieren würden. Ui, wenn das die Herrschaften von Powerwolf wüssten… (Anm. Kaufi: Ha, die würden sie sicher grad mit auf Tour nehmen, hehehehe!)

Setliste Maxxwell

  1. Hurricane
  2. Back Again
  3. Independent
  4. She Is Mine
  5. Metalized
  6. Heads Or Tails
  7. Slapshot
  8. Done With You
  9. The Temple
  10. Queen Of The Night

Fotos Maxxwell – Rock The Ring 2019 (Kaufi)

Vanish

Nicky: Heute habe ich den „Auftrag“ Vanish zu fotografieren – und natürlich der Musik zuzuhören. Wie es die Band auf ihrer Homepage  erwähnt „haben die Songs Charakter und eine herausragende Stimme. Eigenständige, abwechslungsreiche und packende Musik mit grossartigem Gesang. Klassische Metal-Trademarks kombiniert mit innovativen Elementen schaffen einen starken neuen Sound. Kompakte Songs, drückende Riffs, bombastische Parts und starke Hooklines – variabel und nie langweilig.“  Für meinen persönlichen Geschmack ist es allerdings zu hart.

Was jeodch definitiv überspringt ist ihre Energie und der Spass Musik zu machen, das betrifft im speziellen den Basser Andreas.

Setliste Vanish

  1. Make-Believe
  2. Somewhere Along the Line
  3. The Pale King
  4. We become what we are
  5. Disbelief
  6. Follow

Fotos Vanish – Rock The Ring 2019 (Nicky)

Saxon

Kaufi: Eigentlich ist heute auf der Mainstage der „Schweizer Tag“. Mit einer Ausnahme – und die ist als nächstes dran. Die britischen Urgesteine Saxon beehren das Festival. Und eigentlich ist es schon ein recht ungewohnter Spot für Biff & Co: Dermassen früh auf die Bühne und das als drittletzte Band? Nun ja – hier ist das schon verständlich, denn Gotthard und Krokus haben an dieser Stätte schon nochmals einen anderen Status.

Doch für die Briten sind das wohl Nebensächlichkeiten – die wollen einfach nur spielen. Das tun sie auch – und wie! Während AC/DC’s „It’s A Long Way To The Top“ noch aus den Boxen dröhnt, betreten Paul Quinn, Doug Scarrat, Nigel Glockler, Nibbs Carter und zu guter Letzt Fronter Biff Byford die Bühne, begleitet von tosendem Applaus. Tja, in dem Fall kann man ja grad mal mit „Wheels Of Steel“ loslegen… Ohne Pause geht’s mit „Strong Arm Of The Law“ und „Denim And Leather“ weiter. Und ich kriege meine Kauleiste kaum mehr zu! Was geht hier ab?? Saxon verbraten zu Beginn Songs, die im Normalfall eigentlich Zugaben sind… Das wäre etwa so, wie wenn AC/DC mit „Hells Bells“, Highway To Hell“ und „T.N.T.“ beginnen würde. Tja – Saxon haben halt wahrlich genügend bockstarkes Material, dass sie sich sowas leisten können. Und als Fan, der schon zig Shows gesehen hat, freut man sich dann natürlich riesig über solche Aktionen! Es gibt schliesslich genügend Bands, die jahrelang auf Sicherheit spielen…

Apropos „Sicherheit“: Saxon bauen auch immer wieder neue Songs ein. „Thunderbolt“ passt prima und der Tribut an Lemmy in Form von „They Played Rock and Roll“ ist sehr beeindruckend. Klassiker der Marke „Power And The Glory“ oder „747 (Strangers In The Night)“ dürfen natürlich nicht fehlen, doch trotz der (für ihre Verhältnisse!) kurzen Spielzeit von nur einer Stunde, überraschen die Herren mit einem Song wie „Dogs Of War“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1995!

Bestens gelaunt macht Biff seine Spässchen. Mal klebt er sich grad die Setliste auf die Brust, mal erklärt er, dass sie eigentlich in die Schweiz ziehen könnten. Dies in Anbetracht dessen, dass heute sonst wie erwähnt nur heimische Bands auftreten. Er schnappt sich eine Kutte aus dem Publikum und gibt diese dann an Doug weiter – der darin dann besagtes „They Played Rock And Roll“ zockt. Biff selber schnappt sich später auch noch eine Kutte, auf der fast ausschliesslich Saxon-Patches zu sehen sind. Zum Ende dann auch mal wieder die Frage nach „fast song or slow song“. Und die Bemerkung, dass der „slow song pretty damn good“ ist… Schlussendlich gibt’s natürlich beides. Und während „Crusader“ zu Ende geht, bin ich bereits auf dem Weg zur B-Stage und verpasse das Finale. Doch auch ohne dies kann man klar behaupten, dass Saxon neben Def Leppard den bislang geilsten Auftritt an diesem Festival gezeigt haben! Schlechte Shows haben die Briten noch selten geliefert – doch das heute ist eine der Besten!

Dutti: Danke Rock The Ring für diese Truppe! Saxon habe ich mir schon mehrere Male via Facebook-Kommentar nach Hinwil gewünscht. Super, dass dies 2019 endlich geklappt hat – und dann gleich auch noch zu einem speziellen Anlass. Biff und Co. zelebrieren nämlich ihr 40 (!)-jähriges Bestehen. Der Funke will bei mir nach den ersten zwei Songs noch nicht vollends herüberspringen. «Schuld» daran dürften primär Maxxwell sein, die zuvor einfach schlichtweg alles abgerissen haben. Ab «Denim And Leather» bin ich dann jedoch wieder hundertprozentig am Start. Die NWOBHM-Veteranen zeigen nämlich ebenfalls eine überragende Show. Das dürfte später sowohl für Krokus als auch Gotthard äusserst schwer zu übertreffen sein. Mister Byford verkündet die beste Aussage ganz am Ende. An Ruhestand würden er und seine Kumpels nicht denken. Solange sie noch in ihre Kutten passen, müsse man nach wie vor mit ihnen rechnen. Ich habe absolut nichts dagegen einzuwenden.

Setliste Saxon

  1. Intro – It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock ‚N‘ Roll) (AC/DC-Song)
  2. Wheels Of Steel
  3. Strong Arm Of the Law
  4. Denim And Leather
  5. Thunderbolt
  6. And The Bands Played On
  7. They Played Rock And Roll
  8. Power And The Glory
  9. Dogs Of War
  10. Solid Ball Of Rock
  11. 747 (Strangers In The Night)
  12. Crusader
  13. Princess Of The Night

Fotos Saxon – Rock The Ring 2019 (Kaufi)

SpiteFuel

Kaufi: Auf kaum eine Band habe ich mich dermassen gefreut wie auf SpiteFuel. Die sympathischen Schwaben dürfen endlich wieder mal in der Schweiz ran – Souls of Rock Foundation sei’s gedankt! Die Jungs aus Heilbronn sind leider noch nicht so bekannt hier, obwohl sie im letzten Jahr eines der Top-Alben rausgehauen haben. Heute ist zudem die Live-Premiere in der Schweiz von nicht mehr ganz Neu-Fronter Phil Stahl. Der Name ist imfall Programm – das merken die Fans bereits vom ersten Moment an, als die Band mit „Purified“ in ihren Set startet. Der Sänger ist eine wahre Rampensau, er schreit, singt, post, animiert die Fans – das schlaucht und so entledigt er sich irgendwann seiner Oberbekleidung, präsentiert dem Publikum auch sein neues und obergeiles SpiteFuel-Tattoo – und macht gegen Ende der Show sogar noch einen ausgedehnten Ausflug ins Publikum!

Angetrieben durch BJ am Schlagzeug und Matt am Bass, brillieren die beiden Gitarristen Timo (mit der schicken „Wicked Sensation“-Klampfe zum Dienst angetreten – aber über das Raiders-Shirt müssen wir dann nochmals reden!) und Tobi (mit eigenem Ventilator für tolle 80er Jahre-fliegende-Haare-Posen). „Never Surrender“ und „Tainted“ sind zwei weitere alt bekannte Tracks, bevor mit „Bad Boy“, „Two Faced“ und „Machines“ drei komplett neue Songs im Programm zu finden sind. Alle werden das erste Mal überhaupt vor Publikum gespielt – eine schöne Ehre, welche die Spite-Jungs hier dem Rock The Ring zukommen lassen. Ein abschliessendes Urteil über die Titel kann man zwar nicht geben, aber „Machines“ fährt richtig gut ein! Da freut man sich grad wieder auf den Herbst, wenn dann das ganze Album da sein wird…

Mit dem vielleicht geilsten Track überhaupt, „Stand Your Ground“, beenden die Schwaben ihren tighten, harten und saugeilen Auftritt – mit dem sie sich garantiert neue Fans erspielt haben! Das Abschlussbild täuscht dann zudem gewaltig: Viele Leute sind wirklich mit den letzten Tönen weg in Richtung Mainstage, denn da geht’s in wenigen Minuten los mit Krokus. Die sind mir aber irgendwie grad egal… SpiteFuel sind übrigens eine von zwei Bands in diesen zwei Tagen mit 40 Minuten Spielzeit auf der B-Stage! Gut für sie, schade für die anderen Truppen, die das durchaus auch verdienen würden…

Dutti: Hätte nicht gedacht, dass mich eine Band nach Saxon noch irgendwie begeistern kann. Aber den Jungs von SpiteFuel gelingt genau das. Eine starke und energiegeladene Performance. Ich erlebe die Truppe heute zum ersten Mal mit dem neuen Frontmann Phil Stahl. Der Kerl ist definitiv eine Bereicherung für die Truppe. Auf Anraten von Kollege Kaufi überwinde ich dann auch ziemlich bald einmal den obligaten Sicherheitsabstand und klebe anschliessend an vorderster Front am Gitter. Hoffentlich dürfen wir die Deutschen demnächst wieder einmal hierzulande begrüssen.

Setliste SpiteFuel

  1. Purified
  2. Never Surrender
  3. Tainted
  4. Bad Boy
  5. Two Faced
  6. Machines
  7. Devil’s Darling
  8. Stand Your Ground

Fotos SpiteFuel – Rock The Ring 2019 (Kaufi)

Krokus

Kaufi: „We Will Not Be Back“! So kündigen Krokus ihre Show im Dezember im Hallenstadion Zürich an. Als letzte Show der Karriere, der letzte Höhepunkt in der langen Historie. Und dann plötzlich die Ankündigung der Teilnahme auf der Monsters of Rock Cruise 2020, offenbar folgen dann noch Shows in Südamerika. Auch wenn es beim Zürcher Gig jetzt heisst „letzte Show in Europa“ – als Fan kommt man sich schon etwas verarscht vor. Ich hab mich im Vorfeld des Festivals auch auf Krokus gefreut, aber diese Geschichte hat mir etwas die Lust genommen.

So verbringe ich die meiste Zeit beim Stand der Souls Of Rock Foundation, habe Spass mit den Leuten da (SpiteFuel tauchen irgendwann auch noch auf…) und höre mit einem Ohr, dass Krokus einerseits grosse Klassiker vom Stapel lassen – und umgekehrt völlig unnötige Coverversionen zocken. „Mighty Quinn“ zum Abschluss? Meine Herren – ihr habt grossartige Songs en Masse geschrieben! Warum dann sowas? Schade… Herr Dutti – was meinst Du zu diesem Auftritt? Du kannst wohl mehr liefern…

Dutti: Ja, die Südamerika-Geschichte nervt mich auch. Nichtsdestotrotz werde ich Anfang Dezember dann schon ins Hallenstadion pilgern. Ticket ist schliesslich bereits gekauft. Für mich wird das Kapitel Krokus an diesem Tag sein Ende finden. Bis dorthin kann man unsere Hard Rock-Aushängeschilder aber noch an zahlreichen Events live in Aktion erleben – so auch heute am Rock The Ring. Aus meiner Sicht vermögen die Solothurner zu überzeugen. Marc Storaces Stimmorgan ist nach wie vor in Bestform. Phasenweise fragt man sich schon, ob Krokus wirklich schon aufhören sollten. Auf der anderen Seite gibt’s bekanntermassen allerdings leider auch genügend Gruppen, die den Zeitpunkt für den passenden Abgang längstens verpasst haben.

Setliste Krokus

  1. Headhunter
  2. Long Stick Goes Boom
  3. American Woman (The Guess Who-Cover)
  4. Rock ‚N‘ Roll Tonight
  5. Winning Man
  6. Hellraiser
  7. Hoodoo Woman
  8. Fire (Guitar-Solo by Mandy Meyer)
  9. Rockin‘ In The Free World (Neil Young-Cover)
  10. Tokyo Nights
  11. Eat The Rich
  12. Bedside Radio
  13. Easy Rocker (Guitar-Intro by Mandy Meyer)
  14. Screaming In The Night*
  15. Heatstrokes (Drum Solo)*
  16. Quinn the Eskimo (The Mighty Quinn) (Bob Dylan-Cover)*

*Zugabe

Fotos Krokus – Rock The Ring 2019 (Nicky)

JD Miller

Dutti: Ich verlasse den Krokus-Gig ein bisschen früher, um rechtzeitig bei der Zweitbühne zu sein. Ein nächster Geheimtipp wird hier gleich sein Können unter Beweis stellen: JD Miller aus Schweden. Mit ihrem melodiösen Hard Rock und Metal haben sie mich im März des vergangenen Jahres bei ihrem Gastspiel im Hall Of Fame sprichwörtlich umgehauen. Seither wurde ein bisschen am Besetzungskarussell gedreht und eine neue Scheibe ist ebenfalls in der Mache. Immer noch mit von der Partie ist Sänger Peter Halldén. Dessen Stimme ist leider zu leise abgemischt und kann dadurch nicht die gewohnte Wirkung entfalten. Mit wenig Publikum müssen die Jungs ebenfalls klarkommen, denn die meisten Besucher verweilen lieber vor der Hauptbühne und warten auf Gotthard. Des Weiteren scheint’s eine Spielzeitkürzung gegeben zu haben. JD Miller haben plötzlich auch lediglich 25 Minuten zur Verfügung. Das hängt wahrscheinlich auch mit dem Slot-Tausch von Krokus und Gotthard zusammen. Glücklicherweise finden Killer-Songs wie beispielsweise «Clouded Minds» trotzdem den Weg in die Setliste. Vom neuen Album gibt’s ebenfalls erste Hörproben. Ich bleibe dabei, diese Schweden muss man definitiv auf dem Schirm haben.

Gotthard

Kaufi: Ich mag Gotthard. Zum „Missfallen“ von Ober-Metalinsider pam bezeichne ich die Tessiner als „beste Band der Schweiz“ – und daran ändert auch der heutige Abend nichts.

Gotthard haben „Defrosted“ angekündigt für dieses Festival – „Defrosted“ ist nun auch genau das, was die Fans erhalten! Alle Kritiker, die im Nachgang das Maul aufreissen und motzen von wegen „kein Pfupf“ – dieser Auftritt war von Tag 1 an als „Acoustic“ angekündigt! Von daher ist jegliches Bashing gegen Gotthard völlig am Ziel vorbeigeschossen…

Nic, Leo, Fredy, Marc und Ernesto werden heute am Schlagzeug unterstützt durch Dani Löble von Helloween. Löble ist schon früher für Hena eingesprungen, von daher ist das kein Thema. Tja – und jetzt beginnt es zu regnen, während die Band auf Barhockern sitzt und mit Gastsängerinnen ihre Hits zum Besten gibt. Nein, ich bin selbst auch kein Freund dieser Geschichte. Auch wenn ich zugeben muss, dass es schon mehr Drive hat als erwartet. Die musikalische Qualität ist zudem natürlich über alle Zweifel erhaben! Aber „Gotthard light“ ist halt wirklich nicht so meins. Schliesslich heisst es ja GottHARD. Dem Regen und der Tatsache geschuldet, dass Nicky arbeitsmässig sehr früh raus muss, brechen wir noch vor dem Ende auf Richtung Parkplatz. Und das nächste Mal gibt’s dann wieder die RICHTIGEN Gotthard… Dutti, Nicky – gibt’s noch andere Meinungen?

Dutti: Nicht wirklich. Ein ausführlicher Bericht zur «Defrosted»-Show von meiner Wenigkeit kann an einer anderen Stelle auf dieser Homepage nachgelesen werden (siehe Review). Beim ersten Mal vermag es einen sicherlich zu begeistern, aber wenn man diese Show inzwischen schon mehrere Male gesehen hat, sind überraschende Elemente irgendwie nicht mehr vorhanden. Deswegen begleite ich die Kaufis gerne auf ihrem Heimweg.

Fotos Gotthard – Rock The Ring 2019 (Nicky)

Das Fanzit – Freitag

Kaufi: Überragende Show von Saxon, tolle Werbung in eigener Sache von SpiteFuel und Maxxwell präsentieren sich für höhere Aufgaben – das ist die Ultra-Kurzfassung. Trotz den diskutablen Headlinern ist’s ein toller Tag gewesen – und sogar das Wetter ist schlussendlich besser gewesen als befürchtet. Nicky und ich überlassen das Feld für Tag 3 nun Dutti und Friedemann…

Dutti: Saxon, Maxxwell und SpiteFuel – das waren auch meine Highlights heute. Nun heisst es nochmals letzte Kräfte mobilisieren für den letzten Festivaltag.

Samstag (22. Juni 2019) – Die Schweizer Dernière von Lynyrd Skynyrd

Dutti: Schichtwechsel. Die Kaufis können heute leider nicht dabei sein. Deswegen übernehmen Friedemann und ich für den letzten Festivaltag das Kommando. Abermals scheinen uns die Wettergötter hold zu sein. Bei diesen garstigen Prognosen alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Fat Dog – den ersten Act – muss ich leider sausen lassen. Für die Zebras stehe ich dann allerdings pünktlich bereit vor der Mainstage.

Fotos Rock The Ring 2019 – Tag 3 – Fat Dog, Super Nova Plasma Jets (Friedemann)

King Zebra

Dutti: Vor rund einem Monat die EP-Release-Show in der kleinen Hafenkneipe und nun der Auftritt auf der ganz grossen Bühne des Rock The Ring-Festivals – so geht Kontrastprogramm. Sind die Jungs davon irgendwie verunsichert oder nervös? Keine Spur! Zudem haben sie mit Ex-China-Fronter Eric St. Michaels einen äusserst routinierten Mann am Mikrofon, der sich auch für die eine oder andere Tanzeinlage nicht zu schade ist. Ein paar kleinere, technische Schwierigkeiten gilt es dann zwar trotzdem zu bewältigen, aber dies geht problemlos vonstatten. Basser Michi punktet mit einem coolen Kater-Shirt. Das «t» ist dabei standardgemäss als Petruskreuz dargestellt. (Lieber Dani Beck, ich möchte gerne auch so eines haben, merci!).

Insgesamt nutzen die Zebras die ihnen zur Verfügung gestellten 45 Minuten und können dank Tracks wie «King Zebra»,  «Firewalker» oder «Bad Idea» sicherlich neue Fans dazugewinnen. Vor der Bühne herrscht zwar noch kein Hochbetrieb, aber das wird sich im Verlaufe des Tages sicherlich ändern. Eric und Co. sorgen jedenfalls für das passende Aufwärmprogramm.

Setliste King Zebra

  1. Bad Reputation
  2. King Zebra
  3. That’s What I Like
  4. Firewalker
  5. Man In The Mirror
  6. Bad Idea
  7. Don’t Stop Me
  8. Keep Your Light’s On
  9. Everybody Wants To Be Somebody
  10. Rockin’ In The Free World (Neil Young-Cover)

Fotos King Zebra – Rock The Ring 2019 (Friedemann)

Fire Rose

Dutti: Ab zur B-Stage! Genialer Hard Rock aus Sissach steht auf der musikalischen Speisekarte. Ob es Fire Rose gelingen wird, ihren genialen, noch nicht lange zurückliegenden Gig als Support-Act von Hardline im Z7 (siehe Review) zu übertreffen? Wohl kaum, denn an diesem Abend hat schlichtweg alles gepasst. Ausserdem müssen auch sie das Beste aus den knappen 25 Minuten herausholen.

Das geniale «Get It All» wird erneut als bockstarke Eröffnungsnummer ins Rennen geschickt. Anschliessend folgen altbekannte Geschichten der Marke «Devil On High Heels» oder «Wheels On Fire». Dem überraschend verstorbenen Michi «Mike» Martin (besser bekannt als «Mister Souls Of Rock-Glücksrad») wird ebenfalls ein Song gewidmet. Schöne Geste. Bisher zeigt sich der dritte Festivaltag musikalisch von einer sehr starken Seite. Wenn das in dieser Kadenz weitergeht, erwarten uns ja noch einige, coole Auftritte.

Setliste Fire Rose

  1. Get It All
  2. Touchdown
  3. Fades To Grey
  4. Devil On High Heels
  5. Wheels On Fire

Fotos Fire Rose – Rock The Ring 2019 (Friedemann)

Jared James Nichols

Dutti: Lynyrd Skynyrd spielten 2015 in der Eishalle Wetzikon einen Gig. Aber was hat das bitteschön mit Jared James Nichols zu tun? Tja, der gute Mann war damals der Support-Act und dort habe ich auch sein musikalisches Schaffen kennengerlernt. Heute Abend werden sich beide Künstler abermals die Bühne teilen.

Jared betont voller Stolz, dass es eine gigantische Ehre sei, die legendären Südstaatenrocker zu seinen Freunden zählen zu dürfen. Er selbst braucht sich allerdings keinesfalls zu verstecken. Seine Mischung aus Blues und Rock kommt beim Hinwiler-Publikum fantastisch an. Seine Klampfen bearbeitet Jared übrigens komplett ohne Plektren – Respekt! Das müssen ja Fingerkuppen aus Stahl sein. Seine Stimme kann sich ebenfalls hören lassen. Während der Show erhält der junge Blues-Maestro Unterstützung von Basser Dale Tonks und Drummer Dennis Holm.

Neben eigenem Material gibt’s auch eine Cover-Version der Black Sabbath-Hymne «N.I.B.» zu hören. Da erweist sich die Zuhörerschaft dann wieder als äusserst textsicher. Jep, diesen jungen Ami sollte man definitiv auf dem Schirm haben.

Um 18.20 Uhr ruhen die Blicke für einmal nicht auf den Bühnen, sondern wandern nach oben in den Himmel. Die inzwischen beinahe schon traditionellen Kunststücke der Flieger-Asse vom PC7-Team stehen auf dem Programm. Da an mir schlichtweg kein Aviatik-Nerd verloren gegangen ist, reisst mich die ganze Geschichte abermals nicht wirklich mit. Ich nutze die Gunst der Stunde und genehmige mir an der nächstgelegenen Bar ganz in Ruhe einen Hopfentrunk. (Anm. Kaufi: DA hätte ich auch mitgemacht! Also beim Hopfentee…)

Fotos Jared James Nichols – Rock The Ring 2019 (Friedemann)

Midnight Oil

Dutti: Bei der nächste Truppe macht mir mein Jüngling-Dasein wieder einmal zu schaffen, denn über die australischen Rocker ist mir kaum etwas bekannt. Erst, als gegen Ende des Sets der Hit «Beds Are Burning» angestimmt wird, setzt der dringend benötigte “Aha-Moment” ein. Nichtsdestotrotz muss ich feststellen, dass hier gerade die bisher schwächste Performance des heutigen Tages gezeigt wird. Sänger Peter Garrett ist zwar äusserst aktiv unterwegs, aber seine teils ziemlich skurrilen Bewegungen können die Massen kaum zum Mitmachen animieren. Die “Schnörregiige” kommt auch mehrere Male zum Einsatz. Dafür hat er mit dem ironischen Seitenhieb gegen die vorangegangene Flug-Show die Lacher auf seiner Seite. Schliesslich könne er als ehemaliger Umweltminister keine Freude an dieser Luftverschmutzung haben. Schlagzeuger Rob Hirst verbringt den grössten Teil des Auftritts mit einer Trommel an der Bühnenfront. Im Hintergrund herumzusitzen scheint ihm wohl zu langweilig geworden zu sein.

Fotos Midnight Oil – Rock The Ring 2019 (Friedemann)

Lynyrd Skynyrd

Dutti: Wieder einmal befindet sich ein ganz grosser Name auf Abschiedstournee. Die Südstaatenrocker von Lynyrd Skynyrd haben sich dazu entschlossen, ihre Klampfen an den Nagel zu hängen. Doch ohne einen letzten Gig hierzulande lassen wir die Herrschaften selbstverständlich nicht ziehen. Ein letztes Mal an diesem Wochenende füllt sich das Rock The Ring-Gelände bis auf die letzten paar Zentimeter. Zur Einstimmung gibt’s noch ein bisschen AC/DC auf die Lauscher. Auch wenn ich mir ehrlich gesagt keinen Donnerschlag wünsche, aber das Wetter scheint glücklicherweise bis ganz am Schluss brav mitzuspielen.

Zu den Klängen von «Workin‘ For MCA» schreiten die Amis zur Tat. Jetzt herrscht ziemlich Betrieb auf der Bühne, denn Lynyrd Skynyrd (inklusiver zweier Background-Sängerinnen) sind bekanntermassen keine kleine Band. Da muss unter anderem auch ausreichend Platz für das Spielgerät von Tastenklimperer Peter Keys vorhanden sein. Mit Sonnenbrille und weissem Hut kann ihm in Sachen Coolness-Faktor sowieso keiner seiner Kollegen das Wasser reichen. Sänger Johnny Van Zant lässt dafür ganz stilecht mit seinem ständigen Kaugummi-Gekaue den klischeehaften Cowboy-Amerikaner raushängen. Solange er jedoch alle Töne sauber trifft, stört das hier niemanden.

Nach den ersten paar Stücken haben mich die Herrschaften noch nicht ganz im Sack. Sie steigern sich allerdings konstant und haben sich die ganz grossen Hymnen sowieso bis zum «Grande Finale» aufgehoben. «Simple Man» aus dem Jahre 1973 wäre beispielsweise ein solcher Kandidat. Gewisse Hühnerhaut-Momente kann ich definitiv nicht leugnen. Bald darauf folgt dann aber die Hymne schlechthin: «Sweet Home Alabama». Auf diesen Welthit haben alle gewartet. In den Publikumsreihen liegt man sich in den Armen. Es wird brav mitgesungen und mitgeschunkelt. Ein verdammt starkes Bild! Keine Ahnung, wie viele hundert Mal die Band den Song schon durchgezockt hat, aber sie bringen ihn auch 2019 immer noch souverän rüber. Den endgültigen Schlussstrich setzten Lynyrd Skynyrd im Zugaben-Block mit dem überragenden “Free Bird”. Einfach nur zuhören, geniessen und sich in Gedanken von diesen legendären Musikern verabschieden.

Setliste Lynyrd Skynyrd

  1. Intro – Thunderstruck (AC/DC-Song)
  2. Workin‘ For MCA
  3. Skynyrd Nation
  4. What’s Your Name
  5. That Smell
  6. I Know A Little
  7. Gimme Back My Bullets
  8. The Needle And The Spoon
  9. Saturday Night Special
  10. The Ballad Of Curtis Loew
  11. Gimme Three Steps
  12. Don’t Ask Me No Questions
  13. Simple Man
  14. Call Me The Breeze (J.J. Cale-Cover)
  15. Sweet Home Alabama
  16. Free Bird*

*Zugabe

Fotos Lynyrd Skynyrd – Rock The Ring 2019 (Friedemann)

Dobermann & live/wire

Dutti: Wir sind sichtlich erschöpft und freuen uns auf das verdiente Bad im Daunenbeet. Beim Rauslaufen bleiben wir kurz an der B-Stage hängen und hören uns ein paar Töne von Dobermann an. Sehr ansprechend, was die Turiner hier abliefern. Da muss ich mich effektiv bald einmal etwas intensiver mit ihnen befassen. Auf der Mainstage würde eigentlich noch die AC/DC-Tribute-Band live/wire  spielen, aber wie gesagt, meine Kraftreserven sind aufgebraucht. Irgendwie muss ich es morgen Abend ja noch zu Dream Theater an die Z7 Summer Nights schaffen.

Fotos Dobermmann & live/wire – Rock The Ring 2019 (Friedemann)

Das Fanzit – Samstag & Rock The Ring 2019

Dutti: Meine heutigen Höhepunkte waren King Zebra, Fire Rose und Jared James Nichols. Auch Lynyrd Skynyrd konnten trotz leichter Startschwierigkeiten anschliessend ebenfalls überzeugen. Ein grosses Dankeschön gebührt auch an den Wettergott. Wir haben wirklich an allen drei Festivaltagen verdammt viel Glück gehabt. Und wenn wir schon bei der zusammenfassenden Analyse sind: Das Programm der diesjährigen Ausgabe konnte sich absolut sehen lassen. Bitte dies in den kommenden Jahren genau so beibehalten. Die B-Stage war ebenfalls eine tolle Sache. Allenfalls müsste man sie einfach noch ein bisschen näher bei der Hauptbühne platzieren und den Bands auch mehr als 25 Minuten Spielzeit gewähren. Dass das Cashless-Bezahlsystem wieder eingestampft worden ist, hat mich persönlich überhaupt nicht gestört.

Wer dem Autobahnkreisel 2020 einen Besuch abstatten möchte, sollte sich den Zeitraum vom 18. bis 20. Juni freihalten. Wir sind jetzt schon gespannt, welche Bands dann für Furore sorgen werden. Ich hätte da durchaus schon ein paar Ideen, wer noch gut ins Bild passen würde. Kaufi und Co. – habt ihr noch irgendwelche finalen Ergänzungen?

Kaufi: Ergänzungen? Nöö. Ausser du meinst Bandwünsche. Aber dann werden wir nie fertig mit dieser Berichterstattung… Das Datum für 2020 notiere ich mir jedoch sicher einmal. Wenn das Billing stimmt, kommen wir gerne wieder hierher. Hat insgesamt viel Spass gemacht!


Wie fandet ihr das Festival?

/ / / 21.07.2019
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