Marko Hietala - Pyre Of The Black Heart (CD Cover Artwork)
Fr, 24. Januar 2020

Marko Hietala – Pyre Of The Black Heart

Doom Metal, Hardrock, Heavy Metal, Progressive Metal
23.01.2020
Marko Hietala - Pyre Of The Black Heart (CD Cover Artwork)

Nightwish-Basser auf Solo-Pfaden

Eines meiner grossen Metal-Idole bringt in Eigenregie ein Album raus? Das MUSS ich mir selbstverständlich ausgiebig zu Gemüte führen! Als riesiger Nightwish-Anhänger verfolge ich sowieso die jeweils anderen Projekte der einzelnen Bandmitglieder mit sehr viel Interesse. Jep, diese Künstler sind definitiv waschechte Arbeitstiere, welche die Füsse keinesfalls allzu lange hochlagern können.

In den kommenden Zeilen legen wir den Fokus also auf den sympathischen Tieftöner-Meister mit dem gegabelten Bart: Marko Hietala. Richtig gelesen, der gute Mann schreibt seinen Vornamen neuerdings mit «k». Meines Erachtens passt diese Variante deutlich besser – insbesondere mit Blick auf den Hintergrund des 54-Jährigen. Das «c» ist in der finnischen Sprache nämlich eine Seltenheit. Dem Metal Hammer gegenüber äusserte er sich dazu folgendermassen: «Die Schreibung Marco erschien mir wie die letzte Lüge, die ich über mich selbst konstruiert hatte. Es ist gar nicht so einfach, sich wieder ehrlich zu machen, aber es musste sein.» Der metallische Wikinger hat turbulente Zeiten in seinem Privatleben hinter sich. Zudem nahm ihn die Produktion des neuen Nightwish-Eisens arg in Anspruch. Nichtsdestotrotz hat der Workaholic irgendwie Zeit gefunden, sein Solo-Album «Pyre Of The Black Heart» fertigzustellen. Notabene die englisch Version davon; die finnische Fassung («Mustan Sydämen Rovio») ist nämlich schon seit Frühling des vergangenen Jahres erhältlich.

Hören wir doch einmal (beziehungsweise mehrmals) rein, was der Silberling so alles zu bieten hat.

Das Album Marko Hietala – Pyre Of The Black Heart

Marko selbst bezeichnet den Stil der CD als «Hard Prog». Oh ja, bereits die ersten Parts von «Stones» enthalten effektiv progressive Elemente. Dass Mister Hietala ein Stimmwunder ist, muss man eigentlich niemandem mehr erklären. Hier stellt er dies nun abermals eindrücklich unter Beweis. Der Song steigert sich konstant und entpuppt sich schliesslich als ziemlicher Ohrwurm. Ich kenne kaum jemanden auf diesem Planeten, der ein vermeintlich herkömmliches und ödes Thema wie Steine in solch epischer Manier besingen kann. Spätestens beim zweiten Hördurchlauf möchte man nur noch lauthals «Stones!» mitschreien. Sackstarker Auftakt. Dadurch fällt einem das Eintauchen in die Scheibe, bei der Marko übrigens Unterstützung von Anssi Nykänen (Drums), Tuomas Wäinölä (Gitarre) und Vili Ollila (Keyboard) erhält, spielend leicht.

«The Voice Of My Father» kommt recht gemütlich ums Eck. Teilweise sind fast schon «doomige» Abschnitte zu hören. Dann taucht plötzlich eine asiatisch angehauchte Melodie auf und bringt willkommene Abwechslung ins Geschehen. In Gedanken versunken schlendert man als Hörer hierbei wohl direkt durch ein Dorf aus dem Alten China. Marko trällert mit verdammt viel Gefühl ins Mikro. Mir persönlich sagt jedoch die finnische Version des Songs («Isäni Ääni») etwas eher zu. Es klingt schlichtweg eine Spur besser und die ganze Stimmung wird in der Landessprache des Künstlers optimaler übermittelt.

Tasten-Mensch Vili darf sich bei der nächsten Nummer («Star, Sand And Shadow») so richtig austoben. Um die progressive Ader des Tracks wird freilich kein Hehl gemacht. Eine abwechslungsreiche Angelegenheit, die im Refrain sogar Mitmach-Abschnitte für das Publikum enthält. Überraschend sind ausserdem die Synthesizer-Elemente. Tuomas gibt ein paar coole Soli zum Besten und beweist damit, dass er durchaus mit seiner Saitenkönigin umzugehen weiss – speziell im letzten Teil.

Angst vor einem billigen Nightwish-Abklatsch muss man wirklich nicht haben. Marko ist völlig bemüht, etwas komplett Eigenes zu erschaffen. Er kommt auch ohne Symphonic Metal hervorragend zurecht. Mit diesem hammermässigen Stimmorgan könnte mir der werte Herr «Teufelsbart» locker das Telefonbuch oder irgendwelche allgemeinen Geschäftsbedingungen vortragen – und ich würde es frenetisch abfeiern. Aber hundertprozentig! Des Weiteren punktet Tuomas erneut mit einem mitreissenden Solo. «Dead God’s Son» erinnert mich an die guten alten Tarot-Zeiten. Schade, dass diese ausgezeichnete Truppe auf Eis gelegt wurde.

Mit einer Spielzeit von über sieben Minuten ist «For You» das längste Stück der Platte. Erneut stehen Eintauchen und Geniessen auf dem Programm. Gegenüber Nuclear Blast machte der Bassist folgende Aussage: «Was ich sagen will ist, dass ich, als ich meine Ideen für dieses Solo-Projekt gesammelt habe, absolut keine Grenzen kannte. Also wenn ich überhaupt ein Ziel hatte, dann war das, mir selbst einfach keine Grenzen zu setzen, sondern stattdessen ein unberechenbares, spontanes, abenteuerliches, wildes und zugleich intimes Solo-Album zu erschaffen.» Das ist ihm fürwahr gelungen. Er beschreibt das Hörvergnügen als eine «vielfältige Achterbahnfahrt».

«I Am The Way» gehört genauso in die Kategorie der Wundertüten. Vernehmen meine Ohre da etwa kurzzeitig dezent, elektronische Geräusche im Hintergrund? Diese stören glücklicherweise kaum. Das Gitarrenspiel erinnert hingegen eher an Black Sabbath. Zudem mischen auch Ayreon-Einflüsse mit. Die gemeinsame Zusammenarbeit mit dem niederländischen Mastermind Arjen Lucassen scheint Herrn Hietala wahrlich inspiriert zu haben.

Der «Quickie» der Scheibe heisst «Runner Of The Railways» und dauert 03:51 Minuten. Das für einmal ein bisschen rasantere Tempo animiert einen in Tat und Wahrheit zum Mitspurten. Die Mähnenschüttler unter euch mussten zwar ausharren, aber nun werden sie ebenfalls bedient. Es lassen sich sowohl Anlehnungen an den Irish Folk als auch Deep Purple-artiges Keyboard-Geklimper vernehmen. Kurz gesagt: Die Nummer macht verflucht Laune – bitte gerne mehr davon!

Bei «Death March For Freedom» rückt Markos Tieftöner richtig in den Vordergrund. Unbeschwert zupft er an seinem Instrument herum. Hinzu kommt die gewohnt überragende Gesangsleistung. Seine drei Kollegen geben gleichermassen Gas.

Mit der gefühlvollen Hühnerhaut-Ballade «I Dream» nähern wir uns so langsam der Zielgerade. Keyboard und Bass arbeiten hier vortrefflich zusammen. Man könnte fast schon neidisch auf die Kinder des Nightwish-Musikers werden. Mich hätte der gute Mann in gleicher Weise jederzeit gerne in den Schlaf singen dürfen.

Die letzten 05:43 Minuten gehören «Truth Shall Set You Free». Wie die grosse Mehrheit des Materials auf dem Silberling bewegt sich dieses Lied im Midtempo-Sektor und geleitet uns aufgrund dessen entspannt dem Ende entgegen.

Das Fanzit Marko Hietala – Pyre Of The Black Heart

Marko Hietala beschert uns ein gelungenes Solo-Album, welches durch äusserst viel Facettenreichtum zu bestechen vermag. Es ist absolut wünschenswert, dass uns sein fantastisches Stimmorgan noch lange Zeit erhalten bleibt. Wie «angedroht» hat er sich von allen Fesseln losgelöst und seiner immensen Kreativität freien Lauf gelassen – was vielleicht nicht jeder Anhänger in diesem Ausmass erwartet hätte. Den sicheren Hafen garantiert ihm ja bereits sein Schaffen mit Nightwish. Progressive Metal, Hard Rock, Heavy Metal, Doom Metal und andere Geschichten – da steckt wirklich ein kunterbunter Stil-Blumenstrauss drin. Mehrere Durchläufe und eine ruhige, von Störgeräuschen befreite Umgebung sind zwingend nötig, um gewisse Tracks von A bis Z sauber erfassen zu können. Für mich persönlich hätte dem Ganzen eine weitere fetzige Komposition à la «Stones» oder «Runner Of The Railways» nochmals zusätzlich etwas Aufwind verliehen. Trotzdem sind die verteilten acht Punkte vollkommen verdient.

Die Band und Stücke von «Pyre Of The Black Heart» können hierzulande am 14. Februar 2020 im Z7 bestaunt werden. Pfeift doch einfach auf den kommerziellen Valentinstag und schleppt eure Liebste an diesem Abend lieber an ein Konzert. Da habt ihr sicherlich mehr davon als in einem teuren Restaurant herumzugammeln und euch gegenseitig künstlich vollzusülzen. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie die einzelnen Hits im Live-Gewand wirken werden.

Empfehlenswerte Hörproben: «Stones», «The Voice Of My Father» (respektive «Isäni Ääni»), «Dead God’s Son», «Runner Of The Railways»

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Trackliste Marko Hietala – Pyre Of The Black Heart

  1. Stones
  2. The Voice Of My Father
  3. Star, Sand And Shadow
  4. Dead God’s Son
  5. For You
  6. I Am The Way
  7. Runner Of The Railways
  8. Death March For Freedom
  9. I Dream
  10. Truth Shall Set You Free

Line Up – Marko Hietala

  • Marko Hietala (Gesang & Bass)
  • Anssi Nykänen (Drums)
  • Tuomas Wäinölä (Gitarre)
  • Vili Ollila (Keyboard)

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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23.01.2020
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