Alestorm - European Tour 2023
Di, 31. Januar 2023

Alestorm, Gloryhammer, Wind Rose, Rumahoy

Z7 (Pratteln, CH)
15.07.2023
Alestorm - European Tour 2023

P.A.R.T.Y!

Das Line-Up versprach vieles: Die partysüchtigen Piraten Alestorm und die «Masters Of The Galaxy» Gloryhammer begaben sich anfangs Jahr gemeinsam auf Tournee. Mit im Gepäck hatten sie die mindestens genauso partyfreudigen Wind Rose und Rumahoy.

Das kann ja heiter werden… Vier Bands, von der eine mehr nach Party schreit als die andere, alle am selben Abend im Z7? Metalinside war für euch vor Ort und berichtet in den folgenden Zeilen von einem legendären Abend…

Rumahoy

Für die Eröffnung sind heute Rumahoy zuständig. Der Name dürfte beim einen oder anderen Alestorm-Fan die Glocken läuten lassen. Schliesslich hat deren Fronter Captain Yarrface bei Alestorms «Tortuga» mitgewerkt. Das eigene Set beginnen die mit Strumpfmaske gewappneten Piraten mit «Cowboys Of The Sea». Da haben wir ihn bereits: den ersten Knüller des Abends! Die Stimmung ist für Opener-Verhältnisse bereits hervorragend, wenn ich auch das eine oder andere Kopfschütteln im Publikum wahrnehme. An dieser Stelle möchte ich gerne an Troldhaugen erinnern, welche Alestorm 2017 in Bern und Pratteln supporteten…

Die «World’s Best True Scottish Pirate Metal Band» – dieser Titel ist gewollt pretentious – nimmt die Aufgabe des Einheizens gekonnt wahr. Ob mit der als Artefakt unbeholfenen, musikalisch jedoch astreinen «Treasure Gun» oder dem anstachelnden Metal-Disco-Crossover «Looking For Love»: die von einem Australier angeführten Schotten wissen, wie man eine dicke Party schmeisst. À propos, bei «Forest Party» gesellt sich ein Astronauten-Alien-Ding zu den Musikern und führt ungelenke Robo Moves auf. Wenn der mal nicht Christopher Bowes ähnlich sieht…

Der erste Akt des heutigen Programms ist viel zu schnell vorbei und macht definitiv Lust auf mehr. Mal schauen, was die gleich auftretenden italienischen Zwerge zu bieten haben.

Setlist – Rumahoy

  1. Cowboys Of The Sea
  2. Harambe, The Pirate Gorilla
  3. Treasure Gun
  4. Not Looking For Love
  5. Time To Party
  6. Forest Party
  7. Pirateship

Wind Rose

Nach einer kurzen Pause kommen wir also zu den «Drunken Dwarves» aus unserem südlichen Nachbarland. Im Gegensatz zu Rumahoy brauchen die Pisaner einen kurzen Moment, um sich beim Publikum einzuspielen, doch bald wird auch hier fröhlich getanzt und geheadbangt. Der zwergische Power Metal wirkt sehr solide, doch die Band macht einen leicht unmotivierten Anschein. Nicht so, dass es weiter tragisch wäre, doch etwas mehr Enthusiasmus wäre vielleicht wünschenswert.

Ob dies wohl daran liegt, dass die Band vor allem für DIESEN EINEN Song bekannt ist? Das ist natürlich sehr schade, zumal auch die fünf anderen gespielten Songs ihre Daseinsberechtigung haben und keinesfalls schlechter sind… Doch bestätigt sich diese Ungleichheit nicht nur beim Vergleichen von Klickzahlen bei irgendwelchen Streamingdiensten, sondern auch durch die markant steigende Stimmung, als besagter Song ertönt. Bei «Diggy Diggy Hole» werden alle, die zuvor noch böse Piraten waren, zu grabenden Zwergen. To dig and dig makes us free, come on brothers, sing with me! Das Publikum eskaliert und als wäre das noch nicht genug, erklingt nach dem eigentlichen Song, sozusagen als Outro, ein fetter Diggy-Remix. Mannomann, wenn das heute Abend so weiter geht…

Setlist – Wind Rose

  1. Army Of Stone
  2. Drunken Dwarves
  3. Fellows Of The Hammer
  4. Mine Mine Mine!
  5. Together We Rise
  6. Diggy Diggy Hole

Gloryhammer

Liebe Piraten und Zwerge, der nächste Kostümwechsel steht an! Zeit für wirre Space-Geschichten… Die von Christopher Bowes, äh, Zargothrax gegründete Truppe betritt die Bühne zur Mitgröl-Nummer «The Siege Of Dunkeld». In hoots we trust klingt es lauthals aus hunderten Kehlen. Gloryhammer haben definitiv kein Problem, Hymne um Hymne vorzutragen!

Auch der auf Thomas Winkler folgende ‘neue’ Angus McFife – Sozos Michael sein Name – vermag heute zu überzeugen! Der Zypriote zeigt gegenüber dem Auftritt am Greenfield 2022 eine enorme Steigerung. Die besungene «Celestial Flame» scheint also noch nicht so bald zu erlischen.

Auch wenn sich mindestens ein Gastauftritt von Christopher Bowes anbieten würde, hält der etablierte Keyboarder Michael Barber die Stellung. Schade, aber kein Hindernis für jede Menge Party auch bei dieser dritten Band. Gerade das letzte Drittel des Sets hat es mit echt in sich! Nach der Invasion der Einhörner verabschieden sich die Musiker. In meinem Kopf hallen derweil eingängige Zeilen wie We are the hootsforce und I wanna set the uuuniverse on fire nach.

Setlist – Gloryhammer

  1. The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)
  2. Gloryhammer
  3. The Land Of Unicorns
  4. Fly Away
  5. The Hollywood Hootsman
  6. Legend Of The Astral Hammer
  7. Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy
  8. Masters Of The Galaxy
  9. Hootsforce
  10. Angus McFife
  11. Universe On Fire
  12. The Unicorn Invasion Of Dundee

Alestorm

Kommen wir zur nächsten Band: Queen! Hä, was labersch? Nun, mit sechs Songs wird den ab Konserve erklingenden Briten ähnlich viel Zeit eingeräumt wie Rumahoy und Wind Rose… Nach «I Want It All» ist dann aber zum Glück Zeit für Alestorm und deren Banger à la «Keelhauled»! Die «World’s Second Best True Scottish Pirate Metal Band» (eine gekonnte Anspielung auf Rumahoy) setzt für das aktuelle Bühnenbild auf Grün. Die sehr dominante Leitfarbe ist von Bannern und Wristbands über Kilt und Cap von Chris sowie seinem I Got Lost In The Gay Dolphin-Shirt bis zu Bannern, Gareth’s grünem Stirnband und Máté’s grüner Gitarre überall zu finden und sorgt für ein angenehm harmonisches Bühnenbild (pam: Zehennägel von Chris? Auf der 70’000 Tons of Metal waren die auch schon grün …). Dabei lässt sie mich fast die übergrosse Ente übersehen.

Doch zurück zum Auftritt! Schon beim ersten Titel «Keelhauled» wird bewusst Kunstnebel und Stroboskop eingesetzt. Eine wilde Kombo, die im Publikum sofort seine Wirkung entfacht. Wenn auch bei allen drei vorangehenden Bands schon ausgiebig gefeiert wurde, DAS toppt echt alles! Und dabei hat die Show ja erst begonnen, da wird ja noch ein hervorragender Hit auf den anderen folgen…

Band und Publikum entpuppen sich bald als «Pirate Metal Drinking Crew». Beide schaukeln sich mit bösen Piratensongs – auf jeden einzelnen werde ich an dieser Stelle nicht eingehen – und wilden Pits gegenseitig hoch bis zumindest mir bei «Death Throes Of The Terrorsquid» die Kinnlade zum Boden fällt. Oh wow, welch’ Wucht! Dass dabei auch noch ein richtiger Terrorkrake auf der Bühne erscheint und wild um sich schiesst, einfach zum Schreien. Moment, blitzt da eine Strumpfmaske hervor? Nach einem kurzen «Shit Boat (No Fans)» (besser bekannt unter den Lyrics your pirate ship can eat a bag of dicks) verziehen sich Alestorm ein erstes Mal hinter die Bühne.

Dass sowohl Blödsinn und Partystimmung noch weiter gesteigert werden können, beweisen die Schotten dann im Zugabeblock, bestehend aus dem altbekannten «Drink» und den beiden Mitsing- und Ausrasthymnen «Zombies Ate My Pirateship» und «Fucked With An Anchor». Dass bei Ersterem Luke Philp (der schon bei «Hangover» und eventuell auch immer wieder als Captain Yarrface auf der Bühne stand) als Performerin der weiblichen Stimme fungiert, beschreibt die Ernsthaftigkeit des ganzen Abends sehr treffen.

Setlist – Alestorm

  1. Keelhauled
  2. Pirate Metal Drinking Crew
  3. Under Blackened Banners
  4. The Sunk’n Norwegian
  5. Alestorm
  6. What Shall We Do With The Drunken Sailor?
  7. Hangover (Taio Cruz Cover)
  8. Magellan’s Expedition
  9. Mexico
  10. Nancy The Tavern Wench
  11. Rumpelkombo
  12. A.R.T.Y.
  13. Death Throes Of The Terrorsquid
  14. Shit Boat (No Fans)
  15. Drink*
  16. Zombies Ate My Pirate Ship*
  17. Fucked With An Anchor*

*Zugaben

Das Fanzit – Alestorm, Gloryhammer, Wind Rose, Rumahoy

Einen “legendären” Abend habe ich den heutigen Abstecher nach Pratteln in der Einleitung genannt. In Tat und Wahrheit trifft diese Bezeichnung jedoch auf jeden Abend mit Alestorm zu, und so stach der heutige nicht aus einer ganzen Reihe von legendären Alestorm-Abenden heraus. Weder positiv noch negativ, was im Endeffekt dann doch positiv zu werten ist!

Alle vier Bands haben heute sehr stark abgeliefert. Dass Alestorm sich als der dominantere Headliner herauskristallisieren würde, war absehbar. Die restlichen Auftritte gegeneinander bewerten darf, wer will, und die resultierende Rangliste ist wohl – mehr als üblich – abhängig von persönlichen Präferenzen.


Wie fandet ihr das Konzert?

15.07.2023
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