Metalinside.ch - 70'000 Tons of Metal 2025 - Foto pam 44
Do–Mo, 30. Januar–3. Februar 2025

70’000 Tons of Metal 2025 – Sepultura, HammerFall, Dirkschneider u.v.m.

Independence of the Seas (Fort Lauderdale/Miami, USA/Karibik)
/ / 14.04.2025

Back to the Boat

Anfang Jahr ist Cruise-Zeit – die 70’000 Tons of Metal sticht auch dieses Jahr mit sechzig Bands und 5’500 Personen in die Karibik. Metalinside.ch ist einmal mehr mit dabei und berichtet und präsentiert.

Kaufi: Es ist wieder Ende Januar – endlich! Denn das heisst bekanntlich: Weg von dem doofen Winter, ab in die Sonne! Selbst wenn es irgendwie halt nur ein Kurztrip ist. Aber tut trotzdem gut! Zumal meine Frau Nicky und ich eh noch bizzli verschnupft sind. Und nein, damit meine ich nicht, dass Obermetalinsider pam mich zum Schnupfen gebracht hat! (pam: Ja hättest du, dann wärst jetzt nicht verschnupft… fight fire with fire).

Nachdem ich am Abend zuvor das erste Mal im neuen Jahr im Z7 war, gehts am Montag früh zum Flughafen. Miami und die 70‘000 Tons of Metal calling. Pam (mit seinem Zimmerkollegen Steve) ist für einmal sogar auf dem gleichen Flug. Während weitere Kollegen am nächsten Tag anreisen, dürfte Luke sich bereits in Florida rumtreiben?

Luke: Ja, meine Frau Yvonne und ich sind seit Samstag hier. Für einmal aber nicht von Anfang an in Miami selbst, wir haben dieses Jahr zuerst ein paar Tage in Hollywood Beach verbracht. Da ist es auch sehr schön, etwas günstiger und ein kleines bisschen ruhiger als in South Beach. Trotzdem haben wir in den letzten Tagen schon einige Mit-Cruiser angetroffen. Die Hollywood Brewery ist hier der Treffpunkt. 

pam: Für meine Verhältnisse reise ich in der Tat früh an. Aber wie Kaufi schon erwähnt hat, hab ich mit Steve einen Neu-Cruiser und somit gönnen wir uns einen Tag zusätzlich. Doch das reicht ja dann für Miami. Denn auch nach meinem zehnten Besuch in Florida werde ich nicht wirklich warm mit der Metropole des südlichsten Staates der USA.

Und die zehnte Reise nach Miami dürfte für eine längere Zeit darüber hinaus meine letzte sein. Ich habs ein bisschen gesehen mit der Cruise. Zudem habe ich mehr und mehr Mühe mit der jeweils sehr späten Ankündigung der Bands – in diesem Jahr war es wohl so schlimm wie noch nie, obwohl Andy jedes Jahr eine Verbesserung verspricht. Aber wenn die Hälfte der Bands zwei Wochen vor der Cruise noch nicht bekannt ist, dann stimmt etwas nicht. Ich weiss, es klappt schlussendlich immer, aber dieses Jahr ging es auf Kosten der Qualität. Und wenn schon kleinere Bands eingeladen werden, dann sollten die Cruiser auch die Möglichkeit haben, diese vorher abzuchecken. Weil sonst spielen die dann vor viel weniger Nasen, als ihr Potential es zuliesse. Und es kann doch nicht sein, dass Bands wenige Tage vor einem Festival für die Teilnahme angefragt werden.

Andy würde sich und allen einen Gefallen tun, wenn er einfach die Anzahl Bands auf vierzig reduzieren würde. Das hat damals auf der Majesty gut gereicht. Die Konzerte müssen ja nicht unbedingt bis morgens um sechs dauern. Es hätte viele Vorteile.

Dies ist jedoch nicht der alleinige Grund, warum ich zumindest wieder Mal eine Pause einlegen werde. Ich möchte wie bereits in den vergangenen Jahren noch andere neue Festivals kennenlernen. Ich freue mich jedoch sehr auf das diesjährige 70’000 Tons of Metal Festival und vor allem die vielen Freunde, die ich hier die letzten dreizehn Jahre kennenlernen durfte. Denn das ist und bleibt einfach unerreicht bei der 70K-Cruise: das internationale Community-Feeling. Und das wird auch immer bleiben. Andy hat da was Einzigartiges aufgebaut und ich bin ihm dankbar, dass er es trotz all den (privaten) Problemen jedes Jahr halt doch immer wieder schafft, dass alles klappt. Und nicht zuletzt ein Programmheft sowie Merch mit allen Bands drin und drauf pünktlich auf dem Schiff ist. Eine logistische Meisterleistung sondergleichen. Und ein Vorteil hat die späte Buchung zumindest in diesem Jahr: Seit wohl der zweiten Cruise waren noch nie so viele neue Bands im Line-up. Es gilt in diesem Jahr also, vor allem neue Gruppen zu entdecken.

Kaufi: Da am Montag das Rock N Roll Ribs (die Beiz von Iron Maiden-Drummer Nicko McBrain mit den möglicherweise besten Rippli weit und breit) geschlossen ist, verschieben wir den Trip auf Dienstagabend. Sind ja nur 75 Kilometer mit dem Uber. Pro Weg. Feierabendstau inklusive. Kurz nach zwanzig Uhr sind wir endlich da. Wir haben irgendwie Glück, dass wir unser Essen noch bekommen. Denn um 21 Uhr macht der Laden bereits dicht! Immerhin werden wir speditiv bedient und werden nicht grad rausgeworfen, sondern dürfen fertig essen… (pam: Und das Schöne ist, die ältere Kellnerin kennt mich inzwischen, obwohl ich im Schnitt nur einmal pro Jahr dort bin. Es ist schon fast wie ein Nachhausekommen und ja, definitiv sind die Rippli unschlagbar).

70’000 Tons of Metal 2025 – Warm-up Konzerte (Dienstag, 28. Januar)

Luke: Während Kaufi und pam Zeit im Auto und bei Nicko verbringen, besuchen wir wieder den Konzertabend der Heavy Metal Beach Party. Auch wenn viele Leute diesen Anlass sehr kritisch sehen – Stichwort hoher Eintrittspreis und überteuerte Getränke im Clevelander –, finde ich es spannend, hier bereits vor dem Schiff etwas Live-Musik geniessen zu können. Dieses Jahr kenne ich zwar keine der auftretenden Gruppen, aber umso mehr gibt es zu entdecken.

Da wir wieder einmal etwas länger als geplant im Finnegans Pub sitzen bleiben, verpassen wir die erste Band, Absolute Darkness. Der zweite Act, ObsElite, würde eigentlich Industrial Metal bieten, hat aber scheinbar massive technische Schwierigkeiten. Was definitiv ein grosses Problem ist, wenn man auf so viel Technik angewiesen ist. Das nach einem Song bereits abgebrochen werden muss, stört mich nur sehr bedingt. Denn dieses eine «Lied» klingt sowas von furchtbar, dass mir lieber ist, werden uns weitere Grausamkeiten von der Sorte erspart. Natürlich trotzdem schade für die Jungs. Der Sänger ist nach dem Kurzauftritt jedenfalls stinksauer, packt sogleich sämtliches Merch ein und zieht wütend von dannen.

Torn From Existence

So ist die erste Band, die wir wirklich sehen, Torn From Existence aus Denver, Colorado. Logisch ist da unser Freund Rob direkt vor der Bühne. Wir kennen ihn von sämtlichen Death- und Thrash-Metal-Konzerten der letzten Cruises. Der Mann aus Denver hat einen sehr ähnlichen Musikgeschmack wie ich und steht folglich oft bei den selben Shows in den vorderen Reihen. Heute treibt ihn aber wohl vor allem sein Lokalpatriotismus ganz nach vorne, denn geboten wird hier symphonischer Black Metal.

Dafür, dass das eigentlich sonst nicht so ganz meine Welt ist, gefällt mir der Auftritt erstaunlich gut. Die Band wirkt sehr sympathisch und hat offensichtlich Freude hier zu spielen. Das merkt man nicht nur an den bodenständigen Ansagen zwischen den Songs, sondern auch an den zwischendurch so gar nicht zur düsteren Musik passenden fröhlichen Gesichtern. Besonders Keyboarderin Rhiannon, welche etwas älter als ihre Mitmusiker zu sein scheint, lebt die Lieder mit ihrer Mimik richtig mit, dafür strahlt sie zwischen den einzelnen Stücken übers ganze Gesicht. Guter Auftritt, Genre-Freunden sei somit das letztjährige Debüt «Hearken The Darkened Skies», von welchem heute der Grossteil der Setliste stammt, ans Herz gelegt.

Die Setlist – Torn From Existence

  1. Of Curse And Covenant
  2. Annihilate Everything
  3. Ominous Fate
  4. Crawl From The Crypt
  5. Blood On The Wall
  6. Tempted By The Necromancer

Leishmaniasis

Als nun maskierte Gestalten die Bühne betreten, bin ich zuerst etwas skeptisch. Die Skepsis legt sich aber schnell, denn jetzt komme ich Genre-technisch genau auf meine Kosten. Leishmaniasis stammen aus Kolumbien, existieren wie ich später erfahre seit 1992 und spielen einen erfrischenden Mix aus Brutal Death Metal und Grindcore. Im Gegensatz zu einigen anderen südamerikanischen Bands aus dem Genre wirkt das auch technisch ziemlich gut, hier ist definitiv nicht nur stumpfes Geknüppel zu hören. Dies kann wohl ebenfalls der sichtlich beschwipste Gerre von Tankard attestieren, welcher auf dem Rückweg vom Klo gebannt vor der Bühne stehen bleibt.

Sänger A. Angel Of Blasphemy (was für ein Pseudonym) ist ziemlich variabel unterwegs und wechselt munter zwischen Growls, Screams und Pig Squeals. Die Band kommt rechtgut an hier im Clevelander, es entsteht erstmals ein grösserer Moshpit vor der Bühne. Spätestens beim spanischen «Himen Imperfordado (Condiloma Acuminado)» hat man das gesamte Publikum im Sack. Aber auch ohne Exoten-Bonus kann definitiv zu einem guten Auftritt gratuliert werden. Und mich zieht es direkt zum Merch-Stand, denn ich glaube nicht, dass ich die neuste, selbst produzierte CD in Europa irgendwo finden würde. Gegen einen Besuch der Gruppe auf unserem Kontinent hätte ich aber definitiv nichts einzuwenden.

Die Setlist – Leishmaniasis

  1. Bloody Blade
  2. Worm Of Death
  3. Penis Mutilation In Denial Of Love
  4. Kill The Pig
  5. Drunken Song
  6. Colombian Crimson Necktie
  7. Himen Imperfordado (Condiloma Acuminado)
  8. The Astonishingly Atrocious

Oask, Ash & Thorn

Es folgt eine weitere Gruppe aus Denver, Colorado. Oak, Ash & Thorn spielen eine ziemlich interessante Mischung aus verschiedenen Genres. Am ehesten trifft es wohl Progressive Metal, allerdings mit deutlichem Black Metal-Einschlag. Teilweise erinnert es ein bisschen an Vltimas, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen. Aber auch optisch komme ich um den Vergleich nicht herum, da der Frontmann nicht nur vom Aussehen her David Vincent etwas gleicht, sondern genausoseine Posen auf der Bühne verinnerlicht zu haben scheint. Nur die Töne trifft er nicht ganz so sicher wie der ehemalige Morbid Angel-Frontmann.

Musikalisch ist das durchaus spannend, aber die Vocals sind definitiv der Schwachpunkt. Obwohl das nach einer gewissen Phase des «Einsingens» etwas besser wird mit dem Klargesang und die Growls grundsätzlich ebenfalls nicht schlecht klingen. Irgendwie holt mich der Sänger nicht so richtig ab. Eventuell aber auch nicht ganz fair beurteilt, da ich jetzt irgendwie den Vltimas-Vergleich im Kopf habe und nicht richtig weg bringe. Ansonsten jedocheigentlich eine spannende Darbietung von guten Musikern. Eine Band, die ich mir in der Schweiz einmal noch in Ruhe anhören möchte. 

Hardwired

Nun folgt der Headliner – eine Metallica-Coverband. Ich bin ja generell nicht so der Freund von Gruppen, welche nur Lieder nachspielen. Und der Name Hardwired lässt zudem auf eher neueres Material schliessen. Ein Blick auf die Setliste kurz vor Beginn entkräftet aber zumindest diese Befürchtung, siehe unten. Als die Band auf die Bühne kommt, wird klar, dass sie schon optisch versuchen, nahe am Original zu sein. Der Frontmann mit Gitarre hat seinen James studiert, der Leadgitarrist trägt Kirk-Locken und am Schlagzeug sitzt ein etwas kleinerer Typ mit verkehrtem Cap. Nur beim Bassisten bin ich nicht ganz sicher, ob er sich an Cliff oder Jason orientiert. So richtig gleicht er keinem von beiden und von Robert hat er gar nichts.

Eigentlich geht es ja aber um die Musik. Und diese ist zu Beginn miserabel abgemischt. Sowohl die Gitarre von «Kirk», als auch das Mikrofon von «James» sind gar nicht zu hören. Und das ausgerechnet beim von mir heiss geliebten «Blackened». Als Yvonne sich verabschiedet, überlege ich mir sogar, sie nicht nur kurz zum Hotel zu begleiten, sondern ebenfalls gleich da zu bleiben. Irgendwie ist der Drang nach ein bisschen Metallica dann aber doch grösser. Zurück beim Eingang des Clevelander angekommen, wird dem nun gut betrunkenen Gerre mitgeteilt, dass er sein volles Bier nicht mit nach draussen nehmen darf. Da ich kurz einen Spruch auf Deutsch fallen lasse, schaut mich der Tankard-Fronter mit grossen Augen an und drückt mir seine Budweiser-Flasche mit einem kurzen «Hier, weitersaufen!» in die Hand. Zu Befehl!

Der Sound ist unterdessen etwas besser, vor allem der Sänger ist nun zu hören. Und wie schon bei der Gruppe zuvor, liegt auch bei Hardwired die Schwachstelle genau hier. «James» klingt nicht wirklich wie der richtige James, obwohl er sich noch so Mühe gibt. Da aber der musikalische Unterbau passt und der Grossteil der alten Klassiker sowieso aus vielen gut befeuchteten Kehlen mitgesungen wird, stört das nicht einmal extrem. Irgendwie ist dies für einmal der richtige Rahmen für eine Coverband. Metalheads aus diversen Ländern, die wohl normalerweise die unterschiedlichsten Sub-Genres hören, können sich scheinbar fast alle auf Metallica einigen. So liegt man sich in den Armen und grölt die Klassiker mit, unterbrochen von ein paar Moshpits.

Ob dann sowas wie «Am I Evil» – also quasi ein Cover eines Covers – wirklich nötig ist, bleibt eine andere Frage. Aber sonst ist der Auftritt eine spassige Angelegenheit mit einer bemühten Band, welche es trotz gewissen Defiziten beim Gesang schafft, für viel Stimmung zu sorgen. Ein guter Abschluss dieses Konzertabends, welchen ich natürlich im Finnegans ausklingen lasse. Da treffe ich dann sogar noch auf Chef pam, Kollege Röschu und sonstige bekannte Gesichter.

 Die Setlist – Hardwired

  1. Blackened
  2. Creeping Death
  3. For Whom The Bell Tolls
  4. Welcome Home (Sanitarium)
  5. Harvester Of Sorrow
  6. Trapped Under Ice
  7. Sad But True
  8. Hit The Lights
  9. Dyers Eve
  10. Disposable Heroes
  11. The Four Horsemen
  12. Am I Evil
  13. One
  14. Master Of Puppets
  15. Battery
  16. Seek And Destroy

Kaufi: Am Mittwoch ist nochmals etwas Shopping angesagt, dann ist es Zeit für die Beach Party. Wie jedes Jahr trifft sich ein grosser Teil der Cruiser am Strand, trinkt ein paar Bierchern, schwimmt im Meer oder geniesst einfach die einmalige Atmosphäre. Foto vom Turm der Lifeguards inklusive. Während pam, Röschu und noch ein paar weitere Kollegen nach Sunrise fahren (nur 65 Kilometer) zum NHL-Spiel Florida Panthers vs LA Kings, nehmen wir es gemütlich und hauen uns den Ranzen voll in einem Steakhouse spanischer Prägung.

Luke: Auch unsere Gruppe nimmt es heute eher gemütlich und verzichtet nach Stunden in der prallen Sonne nicht nur auf das fast obligatorische Foto, sondern im Anschluss genauso auf Eishockey. Nach einem kurzen Abstecher zum gut sortierten Musikhändler im Clevelander, zieht es uns pünktlich zum Beginn des Karaoke-Gedöns weiter Richtung Finnegans, Kill Your Idol (leider überfüllt) und schlussendlich Mac’s Club Deuce.

Die Fotos Warm-up Beach Party (Mittwoch, 29. Januar) (pam)

70’000 Tons of Metal 2025 – Tag 1 (Donnerstag, 30. Januar)

Kaufi: Die erste erfreuliche Meldung: Die Running Order für die 70‘000 Tons of Metal ist endlich da! In Sachen Ankündigungen und Bandbuchungen ist gegen Ende wieder einiges nicht so gelaufen, wie man sich das wünscht. Wobei das Gejammer in den sozialen Medien irgendwann nur genervt hat. Schlussendlich sind es immer (ja, IMMER!) sechzig oder sogar mehr Bands, die auf dem Schiff auftreten werden. Und wenn wir ehrlich sind: Niemand bucht zwei Wochen vorher, weil jetzt noch Band xy und zyx bestätigt wurden. Schade ist es höchstens für die meist komplett unbekannten Bands, weil sich der geneigte Fan im Vorfeld kaum mit dem Sound auseinandersetzen kann.

Es ist halt so, wie es ist, und deshalb düsen wir mit einer Uber-Fahrerin, die kaum ein Wort Englisch kann, zum Hafen. Der Dame klar zu machen, dass wir auf ein Schiff wollen, braucht Geduld – die ich nicht gehabt hätte. Im Gegensatz zu pam…

Am Port of Miami angekommen, laufen wir grad mal Kissin‘ Dynamite über den Weg. Diverse andere Musiker sind logischerweise auch da, unter anderem fällt ein Blondschopf, gross wie ein Bär, auf: Tommy Johansson von Majestica ist wie immer bestens gelaunt (pam: Und da mach ich doch grad mal ein Foto mit ihm… Es soll dann die ersten zwei Tage zum Running Gag werden, dass wir uns dauernd über den Weg laufen und er schliesslich mir bei ihrem ersten Auftritt in den Fotograben winkt).

Etwas Wartezeit gibt es für einmal, das hat aber den Vorteil, dass wir bereits in die Kabinen können, als wir endlich einen Fuss auf die„Independence of the Seas“ setzen . Ein erstes Bierchen (eines der ganz wenigen, die ich in den nächsten vier Tagen trinke– kein Witz!), rasch den Besuch beim zugewiesenen Rettungsboot machen und noch das Pressebändeli holen. Dann geht es schon bald los mit den Konzerten. Und aufgrund der Running Order weiss ich bereits, dass ich heute Stammgast im Royal Theater sein werde…

Luke, pam, was macht ihr so? Ausser Bierlen…

Luke: Was heisst hier ausser Bierlen? Das Leeren der ersten Fosters-Ravioli-Büchsen ist hier kein Vergnügen, sondern Pflicht. Schliesslich wollen Baumeister Känguru und sein Lehrling Sten Material für den Dosen-Turm im Casino. Oder die Wand, welche es später bald einmal ist. Aufgrund teilweise arg verbeulter Bausubstanz kommt das architektonische Kunstwerk leider immer wieder zum Einsturz. Trotzdem zieht die schweizerische Konstruktion mal wieder alle Blicke auf sich… (pam: In diesem Jahr schaffe ich es endlich auch, zu diesem imposanten Konstrukt meinen Beitrag zu leisten).

Beyond Creation – Star Lounge

Luke: Gleich bei den ersten beiden Shows kommt es zu einer der zwei für mich ungünstigsten Überschneidungen der ganzen Running Order. Und bei beiden ist Onslaught beteiligt. Da ich davon ausgehe, dass ein späteres Erscheinen in der Lounge sowieso keinen Sinn macht, schaue ich zuerst kurz bei Beyond Creation vorbei. Aber fünf Minuten vor Beginn ist diese schon gestossen voll und man schafft es gerade so knapp in die Mitte des Raumes.

Nun, der Sound ist auch da wirklich gut. Die ersten eineinhalb Lieder tönen geil und eigentlich wollte ich die Tech-Deather aus Montreal sogar zweimal schauen. Aber zu sehen gibt es hier gar nichts von meiner Position aus. Und eben, Onslaught wären ja ebenfalls noch. So beschliesse ich nach etwas mehr als 10 Minuten einen Standortwechsel, ab ins Studio B. Nun heisst es halt definitiv Aufstehen in der Nacht von Tag drei für das zweite Set der Kanadier.

Onslaught – Ice Rink

Luke: Auch der Ice Rink ist sehr gut gefüllt für die erste Show der diesjährigen Cruise. Nur verteilen sich die Leute da halt etwas besser als in der winzigen Lounge, zudem ist die Bühne um einiges grösser und höher. So hat man sogar etwas weiter hinten noch eine gute Sicht. Dies lohnt sich, denn was es hier zu sehen und hören gibt, macht richtig Freude: Nach diversen Rückenoperationen steht Gitarrist und Gründungsmitglied Nigel Rockett endlich wieder mit seiner Band auf der Bühne. Dies ist sogar die allererste Show seit seiner Rückkehr!

Es ist ja nicht so, dass Onslaught ohne Nigel nicht abgeliefert hätten. So habe ich die Band sowohl am Party.San 2022 (Review https://www.metalinside.ch/2022/10/party-san-2022-review/ ) als auch in Bern am EmMetal Rocks 2024 sackstark erleben dürfen! Aber es macht trotzdem Freude, Nigel wieder bei seiner Mannschaft zu sehen. Der sehr gute «neue» Sänger David Garnett ist jetzt schon seit 2020 dabei und hat jeweils bei Bedarf die zweite Gitarre übernommen. Nun kann er sich endlich wieder ganz aufs Mikrofon konzentrieren.

Auf dem Programm steht heute das LP-Debüt «Power Form Hell» von 1985. Insofern eigentlich ein bisschen schade, habe ich den Anfang verpasst, denn der Titeltrack steht am Anfang der Scheibe und ist eine echte Granate. Aber halb so schlimm, diesen Song habe ich schon mehrmals live gehört. Andere Schmankerl des Albums wie das grandiose Trio «Death Metal», «Angels Of Death», und «The Devils Legion» gibt es auf regulären Touren der Engländer eher selten zu geniessen, besonders in dieser Abfolge.

Obwohl ich mich bei Beyond Creation regelrecht losreissen musste, bereue ich den Wechsel keine Sekunde. Onslaught liefern einen Bomben-Auftritt ab und das Publikum scheint keinerlei Aufwärmübungen zu benötigen. Schon als wir eintreffen, gibt es kleinere Pits, bald darauf einen nicht enden wollenden grossen Circle Pit, und gegen Ende der Show ist auch die Crowdsurf-Kadenz beachtlich hoch für die doch eher frühe Uhrzeit. Was für ein Start in die diesjährige Cruise! Jetzt heisst es erst einmal durchatmen und im Casino nachschauen, was unser Bauwerk so macht. Kaufi, du bist sicher im Theater? Bitte übernehmen!

Die Setlist – Onslaught – Ice Rink

  1. Power From Hell
  2. Thermonuclear
  3. Skullcrusher 1
  4. Lord Of Evil
  5. Death Metal
  6. Angels Of Death
  7. The Devils Legion
  8. Steel Meets Steel
  9. Skullcrusher 2
  10. Witch Hunt

Die Fotos – Onslaught – Ice Rink (Kaufi)

Twilight Force – Royal Theater

Kaufi: Jip, auch für mich beginnt nun der musikalische Part. Es ist halb sechs, das Schiff schippert auf den Atlantik, die Poolbühne wird (bei jetzt schon kräftigen Winden) aufgebaut und ich checke das erste Mal im Theater ein. Disney Metal, Fantasy Metal, Kitsch Metal – irgendwie passt das alles auf die erste Band hier.

Ich muss jetzt etwas ausholen. Die erste Begegnung mit Twilight Force hatte ich im Z7, als sie Ende des Jahres 2014 unter anderem mit Gloryhammer und Visions of Atlantis auftraten. Der Sound hat mich sofort komplett gepackt, das war genau meine Art von Power Metal. Klar, dass ich das Debütalbum „Tales Of Ancient Prophecies“ sogleich kaufen musste. Dass ich daheim dann einen gewissen Joakim Brodén als Gastsänger auf der CD höre, ist noch ein netter Nebeneffekt. Woher kommen denn TF überhaupt? Aus Falun? Gut, das erklärt dann sehr viel.

2016 erschien das zweite Werk „Heroes Of Mighty Magic“, welches bereits deutlich extremer war, was den „Disney Metal“-Anteil betrifft. Dann folgte der Wechsel am Gesangsposten und das dritte Album „Dawn Of The Dragonstar“. Zugegeben: Heute würde ich das nicht mehr mit 7.5 Punkten bewerten. Ich habs mir letztens wieder angehört. Übertrieben viel Kitsch. Mittlerweile ist das komplette Line-up ausgewechselt, ausser Keyboarder Blackwald (Daniel Beckman) ist kein Originalmitglied mehr dabei. Dafür ist jetzt Kristin Starkey, die Frontfrau von Temperance, mit in der Band.

Jetzt aber zurück in die Gegenwart. Da gibt es erstmal Verspätung – dies zum Vorteil der Band! Denn das Theater füllt sich rasant und ist schlussendlich unglaublich voll! Bei allem Respekt hätte ich nicht gedacht, dass so viele Leute die Schweden hier live sehen wollen (pam: Es überrascht allgemein, dass am ersten Tag alle Shows sehr gut besucht werden. Kein Vergleich mit 2023 und das hat schon auch damit zu tun, dass es ja wie immer am ersten Tag noch keine Pool-Shows gibt).

Twilight Force spielen hier nun das komplette „Dawn Of The Dragonstar“-Album. Dies benötigt eigentlich aufgrund des vielschichtigen Sounds eine gute Abmischung. Doch das ist überhaupt nicht der Fall: Die Drums sind viel zu laut, und es gibt technische Probleme mit den Gitarren, die man teilweise kaum hört. Das verdirbt einem schon recht den Spass. Auch Starkey, die man in ein wirklich übles Kostüm steckt, scheint das eine oder andere Mal recht neben der Spur zu sein. Zudem singt sie zwischendurch in solch hohen Tönen, dass man Angst um alles aus Glas hat, weil das zerspringen könnte.

Dem Publikum scheint das alles jedoch recht egal zu sein. Plastikschwerter und Einhörner schwingend feiert es die Schweden richtig ab. Ich sehe das etwas anders, finde den Auftritt insgesamt eher durchzogen und bin schon etwas enttäuscht. Die Band hat sich seit 2014 in eine Richtung entwickelt, die mir nicht wirklich gefällt.

Nach sechzig Minuten ist Schluss und ich will ins Studio B. Luke ist dort für Krisiun (hat er mir zumindest gesagt), da könnte ich ja ein paar Fotos machen. Doch pam ist ebenfalls hier, er erklärt das zur Chefsache (pam: So habe ich das? Wusste jetzt grad nicht mehr, dass ich hier bin. OK, Fotos sichten wird helfen – und da finde ich nichts. Also, bist du sicher, dass ich das war Kaufi und du den ersten Painkiller erst jetzt trinkst …??? … ah, warte ich glaub ich hab doch zwei Fotos 😉 … manchmal schwierig die Tausenden Fotos Wochen später der richtigen Band zu zuordnen …). Das ist mir recht, dann gibt es den ersten Painkiller! Prost!

Die Setlist – Twilight Force – Royal Theater

  1. Dawn Of The Dragonstar
  2. Thundersword
  3. Long Live The King
  4. With The Light Of A Thousand Suns
  5. Winds Of Wisdom
  6. Queen Of Eternity
  7. Valley Of The Vale
  8. Hydra
  9. Night Of Winterlight
  10. Blade Of Immortal Steel

Die Fotos – Twilight Force – Royal Theater (Kaufi)

Krisiun – Ice Rink

Luke: Klar bin ich hier, Kaufi. Die Tonträger der drei Brüder aus Brasilien haben mich seit «Forged In Fury» 2015 zwar nicht mehr so richtig umgehauen, aber live stehen die Old-School-Death-Metal-Veteranen seit Jahren für solide bis sehr gute Auftritte. So auch 2022 in der Schüür zusammen mit Nile (Review von Kollege Dutti)

Der Ice Rink ist bereits ab Beginn ordentlich gefüllt, wenn gleich etwas weniger voll als direkt vorher bei Onslaught. Die Stimmung ist trotzdem sehr gut, ein kleinerer Pit kreist ab Beginn und wird im Verlaufe der Show immer grösser und wilder. Soundtechnisch gibt es ebenfalls nichts zu kritisieren, die Abmisch-Crew hier im Studio B ist ganz offensichtlich bereits voll auf der Höhe und sehr gut eingepegelt. Ja, der Bass ist zwar etwas ungewohnt weit vorne im Mix. Aber bei Fronter Alex ist das fast ein Muss, denn neben seinen Vocals ist  sein Einsatz an den vier Saiten ebenso etwas, das die Musik von Krisiun prägt und ein Stück weit ausmacht. Gerade das Bass-Intro zu «Blood Of Lions», welches noch kurz Black Sabbaths «N.I.B» zitiert, ist ganz grosses Kino.

Das heutige Set wurde als «90’s & Fan Favorites Set» angekündigt, und dies wird auch eingehalten. Es kommen viele Klassiker aus der schon 35 Jahre andauernden Karriere der Band zum Zug. Kritiker monieren bei Krisiun ja gerne, dass alles etwas gleich tönt. Nun, es gibt sicher Gruppen mit abwechslungsreicherem Songmaterial. Aber wenn eine Formel funktioniert, wieso gross ändern? Fragt mal Angus Young… Heute machen Alex, Max und Moyses jedenfalls alles richtig. Das Powertrio spielt sich durch eine gute Setliste und in einen Rausch, die Stimmung wird während des ganzen Sets immer besser. Nächster guter Auftritt, so darf es gerne weitergehen! Nur der Strobo im Ice Rink nervt halt immer noch, aber das kennen wir ja schon von den letzten Jahren…

Eigentlich könnte ich ja grad bleiben, denn mein nächster Programmpunkt findet ebenfalls hier statt. Aber die Nikotinsucht treibt mich natürlich trotzdem ins Casino. Und wenn ich schon auf halbem Weg bin, könnte ich ja durchaus auch noch im Theater vorbeischauen. Kaufi ist sicher bereits da, oder? Freust du dich auf Sonata Arctica?

Die Fotos Krisiun und Kalmah (pam)

Sonata Arctica – Royal Theater

Kaufi: Ich bin da und ja, irgendwie freue ich mich schon. Obwohl… Aber der Reihe nach: Sonata Arctica sind eine dieser Bands, die irgendwann langweilig wurden, weil sie vom klassischen Power Metal plötzlich die Finger liessen. Ihre Live-Auftritte waren oftmals in der Kategorie „naja“ anzusiedeln, Highlights wie „Full Moon“ blieben oft Mangelware. Doch das letzte Album „Clear Cold Beyond“ bietet endlich wieder den Stoff, den die Sonata-Jünger brauchen. Keyboardlastigen und schnellen Power Metal mit grossartigen Melodien! Und somit: Ja, von daher freue ich mich jetzt auf diesen Auftritt!

Das Theater ist erneut rappelvoll, als die Finnen mit dem Doppel „First In Line“ und „Dark Empath“ – beide von besagtem 2024er-Werk – loslegen. Das ist jetzt schon eine komplett andere Qualität als vorhin. Auch soundmässig: Da ist nichts mit technischen Problemen. Und auch wenn es (wie fast immer) ZU laut ist, der Sound ist jetzt prima.

„The Wolves Die Young“ ist der einzige neuere Track, der etwas aus dem Rahmen fällt. Doch sonst hauen der beste Laune versprühende Tony Kakko und seine Jungs ein unglaubliches Programm raus. Das ultraschnelle „California“, das gefühlvolle „Replica“, alles gefolgt vom Best-of-Triple „San Sebastian“, „Full Moon“ und „The Cage“. Dazwischen hält der Sänger noch eine kurze Rede, warum es wichtig ist, an Live-Shows zu gehen und die kleinen Clubs zu unterstützen. „Keep live music alive!“

Noch bevor das im Prinzip überflüssige „Vodka“ den Schlusspunkt setzt (ok, heute darf es schon sein), ist eines klar: Dies ist mit grossem Abstand die beste Show von Sonata Arctica, die ich in Jahren, vielleicht sogar in diesem Jahrhundert gesehen habe! Das ist ganz grosses Kino und ich freu mich schon jetzt auf die Open-Air-Show. Zumal Kakko ankündigt, dass da ein anderes Set gespielt werden wird. Da hoffe ich doch mal auf „The End Of This Chapter“ und „A Monster Only You Can’t See“. Pam hätte da dann auch noch einen Wunsch, der mir ebenfalls durchaus passen würde… (pam: Genau. “Victoria’s Secret”, den für mich besten Song in ihrem Backkatalog, spielen sie gefühlt nur alle fünf Jahre und sicher immer dann, wenn ich grad keinen Bock auf Sonata habe…).

Luke: Ich bin alles andere als ein Experte für Sonata Arctica, und schaue nur kurz im oberen Stock des Theaters rein. Trotzdem kann ich zwei Sachen bestätigen, welche der Kaufi schon festgehalten hat: Hier ist es definitiv bis oben voll. Und der Sound tönt wirklich ausgezeichnet. Scheinbar sind die Mischpult-Crews dieses Jahr in jeder Location gut, sehr erfreulich! Nur meins ist das halt schon nicht musikalisch, da lasse ich lieber Chefe pam noch seine Ergänzungen anbringen und Kaufis Frage nach seinem Wunsch beantworten. Mich zieht es zurück in den Ice Rink (pam: Ups, sorry Luke, da bin ich dir jetzt zuvor gekommen…).

Die Setlist – Sonata Arctica – Royal Theater

  1. First In Line
  2. Dark Empath
  3. The Wolves Die Young
  4. Broken
  5. California
  6. Replica
  7. San Sebastian
  8. FullMoon
  9. The Cage
  10. Vodka

Die Fotos – Sonata Arctica – Royal Theater (Kaufi)

Kaufi: So, nun mal kurz was futtern, der Abend geht noch lange. Auf dem Treppen-Weg zum Deck 11 (ich habe selbstauferlegtes Liftfahrverbot) begegnet mir wieder mal Tommy J. Der Kerl ist omnipräsent hier, er schaut sich zahlreiche Shows anderer Bands an. Wie übrigens auch die Jungs der Band, die als nächstes im Theater auftreten wird…

Decapitated – Ice Rink

Luke: Während Kaufi sich den Bauch voll schlägt, bin ich wie bereits angekündigt wieder im Ice Rink. Und der ist nun schon von Beginn an richtig gefüllt! Klar, leer war es heute generell noch nie – sicher ebenfalls bedingt durch das Fehlen der Pool Deck-Stage am ersten Tag. Aber das jetzt hier sind schon fast Verhältnisse wie bei Nanowar Of Steel im letzten Jahr. Scheinbar wollen sehr viele Leute sehen und hören, wie Decapitated ihr zweites Album «Nihility» von 2002 spielen.

Mit den Polen und mir ist das irgendwie sonderbar. Live durfte ich die Gruppe schon einige Male erleben und fand sie auch immer gut oder zumindest solid. Trotzdem hat sich bis heute kein einziger Tonträger der Band in meine (sonst doch ziemlich umfangreiche) Sammlung verirrt. Und, so viel vorweggenommen, auch nach heute wird sich das wohl vorerst nicht ändern (pam: Ah, überrascht mich jetzt.Bei mir gibt es doch tatsächlich eine Scheibe von denen in der Sammlung und die gefällt mir ganz gut). Ich mag die Energie auf der Bühne, welche hier und heute ausserdem sofort aufs Publikum überspringt. Es geht wirklich unglaublich ab auf der grossen Stehfläche, welche ausserhalb der 70’000 Tons of Metal unter anderem zum Schlittschuhlaufen genutzt wird. Aber irgendwie bleibt vom Songmaterial bei mir so gar nichts hängen.

Eventuell liegt das auch ein bisschen am Sound, welcher zwar immer noch gut tönt, aber irgendwie um einiges leiser als noch bei Krisiun zuvor ist. Ob vielleicht die zusätzlichen Leute im Raum den Klang dämpfen? Keine Ahnung, aber ein paar Dezibel mehr würde es hier vertragen – ein Satz, welchen ich auf der Cruise glaube ich noch gar nie gesagt oder schon nur gedacht habe. Der Stimmung vor der Bühne tut das freilich keinen Abbruch. Während des gesamten Sets ist hier richtig was los, ständig sind grosse Circle Pits am Kreisen und Crowdsurfer unterwegs. Auch die Band überzeugt mich wieder einmal live. Ein wirklich guter Auftritt! Nur ist erneut kein einziger Song in meinem Gedächtnis hängen geblieben oder hat mich nachhaltig umgehauen. So muss die CD-Bestellung weiterhin warten. Beim nächsten Konzert wäre ich aber dabei. So, und jetzt mal ins Theater, wo Kaufi sicher schon am Durchdrehen ist?

Die Fotos – Decapitated (pam)

HammerFall – Royal Theater

Kaufi: Durchdrehen ist zwar etwas übertrieben. Aber: Halb zehn, vollgefressen, zurück im Theater. Es folgt eine meiner absoluten Lieblingsbands: mighty HammerFall! Ich scheine nicht der einzige zu sein, der auf die Schweden gewartet hat. Das Theater (und der Fotograben…) ist nochmals voller als bei Sonata, klar, dass hier eine Bombenstimmung herrscht. Das springt auch auf die Musiker über. Allen voran Fronter Joacim Cans zeigt sich bestens gelaunt und klopft zwischendurch gerne mal ein paar Sprüche. „Wollt ihr einen Song oder soll ich fünf Minuten Witze erzählen? What the fuck, über meine Witze lacht eh niemand!“

Tja, und was soll man zur Setlist sagen? Die bietet die eine oder andere Überraschung (Spolier Alert: Auf der Pool Stage gibt es NOCH mehr…). Während der Opener „Avenge The Fallen“ grad logisch ist, hat pam beim gleich folgenden „Heeding The Call“ richtig Freude. Dass sie den ab und zu im Programm haben, will er mir kaum glauben… (pam: Meine Einstiegsdroge zu HammerFall damals 1998 in meinem ersten WK. Und wie Sonata mit “Victoria’s Secret” spielen HF diesen definitiv viel zu wenig oft – kannsch sagen was willst).

Mit „Any Means Necessary“ (pam: Geil!), „Hammer Of Dawn“ und dem neuen „Freedom“ gehts weiter, bevor mit „Fury Of The Wild“ ein Hammer (…) an der Reihe ist, der meinen Fresskübel auf den Boden plumpsen lässt. Wie geil ist das denn bitte schön? Joacim erklärt danach, dass „Chapter V: Unbent, Unbowed, Unbroken“ nun auch bereitszwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Und wie schon bei älteren Alben zelebrieren sie das mit einem instrumentalen Medley, bei dem sogar „Knights Of The 21st Century“ angespielt wird.

Dann ist es Zeit für die Stampfer. „Hammer High“ bedeutet mir unglaublich viel. „Last Man Standing“ ist ebenfalls grandios. „(We Make) Sweden Rock“ ist live immer wieder deutlich besser als ab Konserve und mit „Hail To The King“ gibt es darüber hinaus die erste Single vom letztjährigen Album. Und jetzt? Noch ein Song oder ein paar Witze, Herr Cans? So geil „Hearts Of Fire“ auch sein mag – dies ist der einzige kleine Kritikpunkt. Schmeisst den mal raus oder spielt ihn früher im Set. Naja, schlussendlich bin ich da wohl in der Minderheit mit dieser Meinung. Und ja, natürlich „singe“ ich ebenfalls (fast) jede Zeile mit. Ein Auftritt der Marke „Weltklasse“, anders kann man das kaum beschreiben. Da fragt man sich, was auf der Pool Stage dann los sein wird…

Luke: Ich war ja in den Neunzigern bei Erscheinen der ersten beiden Alben richtig Fan von HammerFall. Irgendwie hat sich das aber danach relativ schnell gelegt, die ersten Releases nach «Legacy Of Kings» fand ich nicht mehr so prickelnd, und so habe ich die Band dann irgendwann aus den Augen verloren. Sicher auch, weil sich mein Musikgeschmack etwas geändert hat. Jetzt auf dem Schiff habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder einmal reinzuhören bei den Schweden.

Und eigentlich gefällt mir das ziemlich gut. Joacim Cans ist wirklich der Sprücheklopfer vor dem Herrn, und musikalisch ist die Band ebenfalls in Form. Das Songmaterial gefällt mir jetzt nicht durchgehend, gerade «(We Make) Sweden Rock» finde ich schon arg an der Schnulzgrenze – ich will gar nicht wissen, wie der Song auf Tonträger tönt, wenn er gemäss Kaufi live geiler ist und trotzdem so cheesy klingt. Im Grossen und Ganzen aber gar nicht schlecht, die Pool Deck-Show ist schon einmal vorgemerkt. Das Theater ist mir nun doch fast ein bisschen zu voll, um die ganze Show hier zu bleiben, und zudem gilt es für mich jetzt, einen Platz in der Lounge zu ergattern.

Die Setlist – HammerFall – Royal Theater

  1. Avenge The Fallen
  2. Heeding The Call
  3. Any Means Necessary
  4. Hammer Of Dawn
  5. Freedom
  6. Fury Of The Wild
  7. Chapter V: The Medley
  8. Hammer High
  9. Last Man Standing
  10. (We Make) Sweden Rock
  11. Hail To The King
  12. Hearts On Fire

Die Fotos – HammerFall (pam/Kaufi)

Kaufi: So, ich mach mal Pause. Bis zu meinem nächsten Programmpunkt dauert es gute zwei Stunden. Mal die ersten Fotos auf den Laptop spitzen. Dann im Theater ein paar Bilder von Emperor machen, vielleicht schreibt ja jemand über die? Luke, pam?

Reaping Asmodeia – Star Lounge

Luke: Nein Kaufi, Emperor sind bei mir eigentlich nicht eingeplant (pam: Bei mir auch nicht. Das war doch deine Band Kaufi… 😉 Kaufi: DAS wüsste ich…!)). Im Gegensatz zu den Kollegen Raphi und Dutti haben mich die Schwarzmetaller letzten Sommer am MehSuff nicht umgehauen. Aber noch ist es sowieso nicht so weit, jetzt steht zuerst einmal ein Besuch in der Lounge an. Reaping Asmodeia war eine der letzten Bands, die bekannt gegeben wurden vor dem Ablegen des Schiffes. Es hat gerade noch so gereicht, vor dem Flug ein Album auf Spotify herunterzuladen. Was ich dann über den Wolken gehört habe, hat mich nun aber definitiv zu einem Besuch animiert. Ich verzichte sogar auf die gleichzeitig im Ice Rink spielenden Kalmah, welche ebenfalls in Hüttikon zu Besuch waren letztes Jahr.

Scheinbar haben die Tech-Deather aus Minneapolis das Duell gegen die Melo-Deather aus Finnland aber bei der Mehrheit verloren: Die Lounge ist nun doch sehr leer bei Beginn. Davon lassen sich Reaping Asmodeia freilich gar nicht beeindrucken! Hier wird ab Beginn Vollgas gegeben. Und musikalisch wirkt das sogar nochmals etwas geiler und auch brachialer als auf Tonträger. Das Grundgerüst ist sicher technischer Death Metal, dieser weist aber Einflüsse von Slam, Brutal Death, Hard- und Deathcore auf. Und trotz aller Härte gibt es immer mal wieder ziemlich melodiöse Parts zu hören.

Die Vocals von Eric Keyes sind sehr abwechslungsreich und bewegen sich irgendwo zwischen tiefen Growls, hohen Scream und teilweise sogar ein paar Pig Squeals. Die Saitenfraktion lebt und spielt nach dem Motto «Mehr ist mehr». So hat Gitarrist Alexander Kelly acht Saiten zur Verfügung und Bassist Jakub Muhle deren sechs. Und dahinter kloppt Drummer Daniel Koppy sein Set zusammen, als gäbe es keinen Morgen. Ein wirklich unfassbar starker Auftritt einer Band, welche ich bisher gar nicht kannte. Somit mein erster Anwärter auf die Entdeckung des Jahres. Zum Glück wohnen diesem Abriss gegen Ende des Sets etwas mehr Leute bei als noch zu Beginn. Mehr als nur verdient! Jetzt erst einmal durchatmen. An Emperor denke ich grad gar nicht mehr, also ab ins Casino.

pam: Das war wirklich stark. Und auch für mich eine tolle Neuentdeckung. Basser Jakub erinnert mich stark an Goose von Top Gun. Der scheint mit seinem Dauersmile mit viel Freude bei der Sache zu sein.

Die Fotos – Reaping Asmodeia (pam)

Kissin‘ Dynamite – Ice Rink

Kaufi: Komisches Zeugs, was sich die Kollegen da reinziehen. Mich zieht es dafür in den Ice Rink, da ziehe ich mir was rein…

Wie sich die Zeiten ändern! Als Kissin‘ Dynamite vor fünf Jahren zur Primetime auf dieser Bühne spielen durften, waren fünfzehn Minuten vor Beginn mehr Barkeeper als Fans anwesend. Am Ende wurde es eine legendäre Show für Band und Zuschauer.

Und heute? Da warten die ersten Fans bereits eine halbe Stunde vor Beginn in der ersten Reihe! Als die Schwaben dann mit „Back With A Bang“ loslegen, ist der Ice Rink schon ordentlich gefüllt. Ich nehme es vorweg: So voll wie vor fünf Jahren wird es dieses Mal nicht, dies dürfte allerdings auch an der Uhrzeit liegen, es ist doch immerhin halb eins.

KD wissen mittlerweile verdammt genau, wie man ein Publikum begeistern kann. Zum Beispiel indem man es hüpfen lässt. Da ist „DNA“ natürlich perfekt dafür, während „No One Dies A Virgin“ fast einem Schlag in die Fresse gleicht.

Da die Spielzeit mit nur 45 Minuten sehr begrenzt ist, sind grosse Überraschungen Fehlanzeige. Dafür gibt es ein wahres Best-of-Feuerwerk. „I’ve Got The Fire“, das überaus emotionale „Not The End Of The Road“ und natürlich DIE Hymne, welche sich KD auf ihre „Stadium Rock“-Flagge geschrieben haben: „You’re Not Alone“. Und wo passt das besser als hier auf diesem Schiff, wo sich Metalheads aus der ganzen Welt zusammenfinden und feiern?

Auch wenn es wie gesagt nicht ganz so voll ist, so ist die Stimmung dennoch fantastisch. Das abschliessende „Raise Your Glass“, welches die Karriere von Kissin‘ Dynamite beschreibt, gibt meiner Stimme den absoluten Rest. Zugegeben: Es ist schlussendlich nicht ganz die legendäre Show von 2020, dennoch nutzen Hannes, Jim, Steffen, Ande und Sebastian die 45 Minuten perfekt und hinterlassen nur zufriedene Fans. Ich finds uhuere geil!

Die Setlist – Kissin‘ Dynamite – Ice Rink

  1. Back With A Bang
  2. DNA
  3. No One Dies A Virgin
  4. I’ve Got The Fire
  5. Not The End Of The Road
  6. You’re Not Alone
  7. Raise Your Glass

Die Fotos – Kissin‘ Dynamite (Kaufi)

Luke hat noch was gesagt, dass er zu Candlemass geht. Dann mache ich da rasch ein paar Bilder, danach ist Schluss für heute! Gute Nacht.

Benighted – Star Lounge

Luke: Nein, zu Candlemass schaffe ich es auch nicht mehr. (Kaufi: Für wen fotografiere ich denn hier grad…? Tssss!) Dazu aber später mehr, denn momentan bin ich zeitgleich, wie du den Ice Rink besuchst, gleich nochmals in der Lounge. Im Gegensatz zu Reaping Asmodeia zuvor kenne ich die nun auftretende Band bereits bestens. Benighted sind einer der besten Brutal Death Metal-Acts unseres Kontinents. Live hatte ich schon mehrmals das Vergnügen mit den Franzosen und auch die letzte Scheibe «Ekbom» ist bei mir auf diverse Umdrehungen gekommen. Und mit dem sackstarken Opener «Scars» von eben dieser Scheibe geht es gleich los.

Zu Beginn ist die Lounge noch nicht übermässig gefüllt. Aber die Anwesenden haben ab der ersten Sekunde ihren Spass. Trotz den etwas beengten Platzverhältnisse, ist einiges an Bewegung vorhanden, was Fronter und Bandkopf Julien mit einem zufriedenen Grinsen zur Kenntnis nimmt. Die Truppe ist generell in absoluter Hochform, da passt wirklich alles. Die üblichen Backtracks sind zwar zu hören, aber sehr dezent eingesetzt, so dass sie nicht weiter stören.

Im Gegensatz zum zweiten Set, welches die «Carnivore Sublime»-Scheibe von 2014 beinhalten wird, ist heute kein spezielles Motto auf der Running Order vermerkt. Das Hauptaugenmerk liegt definitiv auf dem letzten Longplayer «Ekbom», von welchem es zu meiner Freude ganze sechs Songs in die Setliste geschafft haben. Ansonsten werden die besten Stücke neueren Alters dargeboten – bis zum allerletzten Lied. «Let The Blood Spill Between My Broken Teeth» stammt von 2011 und kann getrost als Genre-Klassiker bezeichnet werden.

Die Franzosen feiern einen Triumph auf ganzer Linie! Die Lounge war zwar auch schon etwas voller, aber schliesslich ist ein Uhr nachts bereits durch. Von denjenigen, welche die Show gesehen haben, verlassen jedenfalls alle die Lounge mit einem grossen Lachen im Gesicht. So auch ich. Nur, während die Mundwinkel nach oben zeigen, sacken die Augenlieder langsam nach unten. Da mich nichts mehr so richtig interessiert in den nächsten paar Stunden, beschliesse ich, den ersten Tag hier zu beenden. Candlemass kann ich ja auf dem Pool Deck noch schauen. Pam, bist wenigstens du noch unterwegs?

pam: Ich glaub nicht. Lass mich mal Fotos (Beweismaterial) sichten…

Die Setlist – Benighted – Star Lounge

  1. Intro
  2. Scars
  3. Reptilian
  4. Nothing Left To Fear
  5. Implore The Negative
  6. Morgue
  7. Fame Of The Grotesque
  8. Scapegoat
  9. Martyr
  10. Metastasis
  11. The Starving Beast
  12. Let The Blood Spill Between My Broken Teeth

Die Fotos – Benighted (pam)

70’000 Tons of Metal 2025 – Tag 2 (Freitag, 31. Januar)

Kaufi: Morgähn. Tag zwei ist Merch-Tag. Aber da es zumindest für uns nichts Interessantes an Bandshirts gibt (man kann das ja mittlerweile im TV vorher schon ansehen), ist vorerst bizzli Faulenzen angesagt. Gegen Mittag gehts dann mal zur Poolstage, die müsste jetzt ja eröffnet sein. Das Outro von Ex Deo läuft und es ist abartig laut. Wohl wieder mal jemand am Regler, der bei dem Wind einfach mal die Lautstärke hochdreht.

Pam läuft mir über den Weg und zusammen schauen wir ein paar Minuten bei Crownshift rein, die als nächste auf der Open-Air-Bühne spielen dürfen. Notizen hab ich mir da dummerweise keine gemacht, aber ich glaube mich zu erinnern, dass das nicht mal so schlecht war. Bin halt schon im “Majestica-Modus”… Was meinst du, pam?

pam: Hm, so ganz aus den Socken hatte es mich auch nicht gehauen. Fands eher langweilig, so nullachtfünfzehn. Darum habe ich nicht viel Tinte dafür eingesetzt. Aber wieso sind wir jetzt schon bei 13 Uhr? Ich hab doch noch gar nicht von meinem absoluten bisherigen Highlight berichtet…

Die Fotos – Tag 2 Impressionen (pam)

Trollfest – Pool Stage

Luke: Genau Kaufi, du greifst schon wieder furchtbar weit vor. (Anm. Kaufi: Kann ich was dafür, wenn du neuerdings zu den Frühaufstehern gehörst? 😛 ) Durch die doch relativ frühe Schlafenszeit gestern gibt es bei uns kein Faulenzen. Meine Frau Yvonne ist sogar schon vor mir wach und auf, sie hat sich bereits eine Nummer geholt beim Merch. Bevor diese an der Reihe ist, heisst es aber erst einmal, die Pool Deck Stage für dieses Jahr zu eröffnen. Dies übernehmen Trollfest. Eigentlich nichts für mich, aber weil ich eh schon wach bin und nichts gegen frische Luft einzuwenden habe, begleite ich Kollegin Karima gerne auf Deck 11.

Nur: Als wir da bereits etwas verspätet eintreffen, sind auf der Bühne zwar viele fleissige Arbeiter zu sehen, aber eine Band spielt noch nicht. Scheinbar wurde man aufgrund einer windigen Nacht ziemlich auf den letzten Drücker fertig mit dem Aufbau, somit konnte der Soundcheck auch erst verspätet begonnen werden. Und bei so vielen Instrumenten gibt es doch so einiges zu checken. So geht es erst mit 25 Minuten Verspätung wirklich los.

Als die Klamauk-Folk-Truppe dann aber loslegt, ist der Platz vor der Bühne doch schon ordentlich gefüllt mit Leuten, viele davon in bunten Verkleidungen. Allgegenwärtig auf der Bühne und im Publikum sind vor allem pinke Flamingos, was anscheinend mit dem neuen Album der Gruppe zu tun hat. Nun, war ich bei Nanowar Of Steel letztes Jahr noch begeistert vom spassigen Auftakt, ist das hier so überhaupt nicht mein Ding. Die restlichen Anwesenden scheinen ihren Spass zu haben, aber bei mir zünden Trollfest wie schon 2020 gar nicht. So beschliessen wir etwas vor dem Ende der Show, auf dem Weg zu Lutharo kurz beim Merch vorbeizuschauen.

Lutharo – Royal Theater

pam: Oh ja, Luke, komm ins Theater, weil da spielt für mich grad die grosse Überraschung und Neuentdeckung der diesjährigen Cruise. Die Kanadier sind schon seit zehn Jahren aktiv und hauen mich jetzt aber wirklich aus den Socken (das hätte somit Crownshift später gar nicht mehr machen können…). Irgendwie habe ich so ein Déjà-vu mit Spoil Engine vor ein paar Jahren. Denn auch Lutharo haben ein aktives, junges Mädel – Krista Shipperbottom (was für ein Name für einen Auftritt auf der 70’000 Tons of Metal Cruise) – und eine ganz schöne Prise Hardcore in ihrem offiziell als Modern Melodic Death Metal bezeichneten Sound.

Ich finds grad richtig, richtig geil. Riffs, Songs, Stage-Performance – vor allem Krista verzaubert hier momentan so ziemlich alle im gut gefüllten Theater mit ihrer Ausstrahlung. Doch auch der Rest der Band versprüht einen sehr guten Vibe. Der Bass hört sich ganz geil an, wenngleich die Gitarren – die sich den Lead abwechselnd teilen – etwas lauter sein dürften. Und sehr starkes Doublebass von Drummer Cory Hofing – er ebenfalls mit Dauersmile – , das nicht übertriggert ist. 

Sehr geil und hängen bleibt mir “Wings of Agony” – weil a) sehr groovig und b) mit sackstarkem (Clean-)Gesang von Kris (zieht euch diesen mal rein!) Sie beweist hier, dass sie nicht nur böse Schreien und Growlen, sondern mit richtigen Rob’schen Screams brillieren kann. Daher passt doch das mit den Twin-Lead-Gitarren… Also ein bisschen guter alter Heavy Metal à la Judas steckt da auch noch im wirklich geilen Genre-Potpourri drin. 

Kris hat was von ihrer Landsfrau Alissa White-Gluz (darum ist wohl Kaufi nicht hier ;-)). Nur sympathischer und besser unterwegs beim Clean-Gesang. 

Ach, das ist doch ein super erfrischender Auftakt in den zweiten Cruise-Tag. Wer braucht da schon Kaffee und Gipfeli, wenn er zum Zmorge Lutharo haben kann? Apropos Morgen, Kris verspricht sich immer wieder mit den Ansagen wie “Good evening…”. Sie sei sich halt gewöhnt, abends zu spielen.

Luke, wo bist du eigentlich? Seh dich gar nicht. Ich denke, dir könnte der Hardcore-Anteil von deren Sound noch gefallen.

Die Fotos – Lutharo (pam)

Ex Deo – Pool Stage

Luke: Da tatsächlich unsere Nummer schon dran war beim Merch, haben wir Lutharo komplett verpasst. Dafür konnte ich mir für einmal fast alle Boot-Shirts, die ich wollte (Tankard, Suffocation, Benighted), in meiner Grösse sichern. Ist doch auch etwas, obwohl pam danach beim Treffen im Freien in den höchsten Tönen vom verpassten Konzert schwärmt. Aber auf dem Schiff gibt es ja bekanntlich immer zwei Chancen… Apropos Chancen; da es unterdessen ziemlich warm ist und ich gerade noch in Badehosen unterwegs bin, packe ich meine Gelegenheit kurz vor Beginn von Ex Deo für einen kurzen Abstecher in den Pool. So bin ich noch am Planschen, als die kanadischen Römer loslegen. Also schnell ein Bier besorgen und dann ab vor die Bühne.

Ex Deo sind personell eigentlich fast identisch mit Kataklysm, welche ich grundsätzlich mag. Nur ist der Sound schon um einiges symphonischer und pompöser, weswegen mir die Tonträger bisher nicht so zugesagt haben. Aber live gebe ich dem Projekt, welches sich mit der Geschichte und Mythologie des Römischen Reiches beschäftigt, gerne die Möglichkeit, mich zu überzeugen. Und scheinbar nicht nur ich, der Zuschauerraum ist erneut sehr gut gefüllt. Im Gegensatz zu den Flamingos zuvor hat es jetzt einfach weniger verkleidete Leute, ein paar Legionäre stehen aber schon rum.

Es fällt sofort auf, dass der Mischer (wie Kaufi schon geschrieben hat) scheinbar vor allem mit viel Lautstärke gegen die Verwehungen des Windes ankämpfen will. Auch die Band ist sehr laut, aber die zahlreichen Backtracks übertreffen das nochmals. So klingt das bei den ersten paar Liedern richtig mies. Zum Glück pendelt es sich dann etwas ein. Der Groove erinnert zumindest teilweise schon an die Hauptband, und Maurizio Iacono ist generell ein super Frontmann und Vokalist. Nur wirkt das halt alles etwas künstlich für meinen Geschmack, mit so vielen Instrumenten ab Band. Klar können Ex Deo nicht ein ganzes Orchester mitnehmen, aber bei den durchaus vergleichbaren Fleshgod Apocalypse wird jeweils wenigstens das Piano live gespielt.

Da mich auch das Songmaterial wie schon ab Konserve nicht komplett begeistert, hinterlässt der Auftritt bei mir ziemlich gemischte Gefühle. Teilweise ist das schon geil, eine Kataklysm-Show würde ich einem weiteren Ex Deo-Auftritt aber jederzeit vorziehen. So, da die nächsten Programmpunkte nun im Innern anstehen, wechsle ich nach kurzem Bad im Pool von feuchten Badehosen lieber wieder auf trockene Kleidung. Schliesslich sind die Klimaanlagen hier manchmal ziemlich unerbittlich…

pam: Ich hatte mir wegen des Beschriebs damals die Debut-Scheibe von Ex Deo gekauft. Denn wo Bombast und Pompöses sind, ist der pam nicht weit. Und mir gefällt das ab Konserve definitiv. Doch leider gehts mir zumindest was den Live-Auftritt heute angeht – und das ist meine Premiere mit denen – gleich wie Luke. Das, was auf CD eben dieses bombastisch-pompöse ausmacht, ist hier irgendwie vom Winde verweht. Da ziehe ich live definitiv auch Kataklysm vor. Dort ist es für mich grad umgekehrt: Live noch geiler als ab Platte. Drum bin ich eher enttäuscht, was wir da heute hören. Gerne ein anderes Mal Indoor in einer kleineren Location nochmals.

Ich bleib aber grad auf dem Pooldeck und treffe dort Kaufi für Crownshift… siehe oben. Somit wären wir jetzt im Jetzt angekommen, während Kaufi oben noch in der Zukunft war. Aber wie schon erwähnt, mich packt das nicht wirklich… Da geh ich jetzt mal was Futtern. Luke, bist du schon in trockenen Kleidern?   

Die Fotos – Ex Deo (pam)

Painful – Ice Rink

Luke: Glücklicherweise bin ich umgezogen, ja! Besonders wenn der Ice Rink so leer ist wie jetzt bei Painful, kann es richtig kühl werden. Und der eisige Sound der Deutschen erwärmt jetzt auch nicht so richtig. Im Booklet noch als Black/Death Metal angekündigt, gibt dann doch eher das Corpsepaint der ProtagonistInnen  den Klang vor. Definitiv mehr Schwarzmetall, wobei die Vocals von Frontfrau Latura schon etwas Todesblei atmen. Besonders ihr ist es zu verdanken, dass wir länger als nur einen Song hier verharren. Ihre Performance und die stimmliche Darbietung sind einsame Highlight auf der Plus-Seite.

Am anderen Ende der Skala stehen hingegen die konstant blastenden «Drums» – welche nicht einmal live gespielt werden. Meine Begleiterinnen merken das zwar erst, als ich einen blöden Spruch mache, dass mich der Schlagzeuger immer so böse anschaut. Aber mich stört es halt schon vorher. So beschliessen wir nach zweieinhalb Songs, wieder in die Wärme (also aufs Pool Deck) zu wechseln.

Crownshift – Pool Stage

Luke: Hier sind nun Crownshift am Werk, welche ja sogar Kaufi gar nicht so schlecht fand. (Kaufi: Was mich im Nachhinein wundert. Ich greife vor: Ende März im Z7 fand ich das dann alles andere als prickelnd…) Und ich muss ehrlich sagen: ich auch nicht. Zugegeben, ich habe absolut nichts erwartet. Und die ersten Töne, welche ich höre, klingen ein bisschen sehr finnisch, so ein wenig nach Insomnium Gatherum (Ja, ich weiss, dass das zwei verschiedene Bands sind). Aber: Der Groove von Crownshift gefällt mir irgendwie. Die (zum Glück) eher selten eingesetzten Growl-ähnlichen Vocals können mich zwar nicht überzeugen, aber die cleane Singstimme von Tommy Tuovinen hat irgendwie etwas. Und auch der Rest der Band beherrscht sein Handwerk definitiv. Kein Wunder, stehen hier doch aktuelle oder ehemalige Mitglieder von Bands wie Children Of Bodom, Nightwish, Finntroll oder Wintersun auf der Bühne.

Leider ist der Sound wie schon bei Ex Deo vorher eher etwas laut abgemischt, besonders das Schlagzeug. Bei den bisherigen Indoor-Konzerten hatte ich das Gefühl, dass die Lautstärke langsam aber sicher in normalen Sphären angekommen ist. Aber am ersten Tag mit Open-Air-Shows scheint der Mischer hier im Freien alles zu geben. Schade, manchmal wäre weniger wirklich mehr. Trotzdem ein ansonsten ziemlich guter Auftritt, welcher zwar etwas weniger Leute anzieht als das Set direkt zuvor, aber immerhin im Whirlpool für grossartige Stimmung sorgt. Ich bin jedenfalls positiv überrascht. So, und jetzt endlich zurück zu dir, Kaufi. Bühne frei für Majestica.

Majestica – Royal Theater

Kaufi: Klarer Fall. Schwedischer Power Metal, den darf man keinesfalls verpassen! Vor allem, wenn man bedenkt, dass demnächst das neue Album erscheint. Respektive, während ich diese Zeilen schreibe, bereits erschienen ist. (https://www.metalinside.ch/2025/02/majestica-power-train-review/) Mehr zu “Power Train” auf dem Schiff folgt dann später.

Der Titeltrack ist nun der Opener für Majesticas Live-Debüt auf dem Schiff. Besser könnte es kaum sein, die Fans in dem recht anständig gefüllten Theater sind bereits bester Laune. Unter den Besuchern sind übrigens auch einige Mitglieder von HammerFall zu sehen. Sie erleben, wie Tommy Johansson den Wechsel vom “nur” Gitarristen bei Sabaton zum Frontmann seiner eigenen Band problemlos meistert.

Natürlich ist Tommy ein alter Hase im Business und hat schon vor Majestica mit ReinXeed viel gemacht. Dennoch markiert das 2019er-Album “Above The Sky” eine Art Neubeginn. So ist denn auch dieses Werk im Fokus des heutigen Programms. Hier brilliert vor allem der Titeltrack, neben dem Opener klar der Höhepunkt. Für ausgelassene Stimmung sorgt zudem die 2021er-Single “Metal United”, dievom Stil her schon etwas an “Swedish Pagans” von des Sängers ex-Band erinnert.

Die 45 Minuten Spielzeit vergehen im Flug und Majestica hinterlassen ein äusserst zufriedenes Publikum. Dies mit dem Hinweis, dass um 17 Uhr im Pub auf Deck 5 die Listening Session zum neuen Album stattfindet. Gibt bei mir vielleicht noch eine terminliche Kollision, doch dazu später. Jetzt mal rasch mit pam in den Ice Rink.

pam: Ich komm grad Kaufi, aber lass mich hier noch ein paar Worte aufschreiben. Ich finds eher nicht soooo anständig gefüllt. Gestern war ja das Theater praktisch bei allen Bands immer voll. Heute sieht das ganz anders aus. Das ist, wie gestern erwähnt, natürlich dem Pool Deck geschuldet, welches ab heute auch bespielt wird. Und es braucht jeweils schon Überwindung, von der karibischen Sonne runter in die Kühlboxen der Independence of the Seas zu steigen.

Ich mag Tommy als Typ sehr – siehe weiter oben beim Boarding. Und keine Frage, er ist ein hoch begnadeter Musiker vor dem Herrn. Doch zu lange kann ich seinen doch meist sehr hohen Gesang nicht ertragen. Das scheint er zu wissen, denn er meint gleich zu Beginn, dass er schon mal vor ein paar Jahren mit Camouflage-Hosen hier war. Heute trage er eher engere Hosen und somit singe er auch höher. Doch zu meiner grossen – und positiven – Überraschung singt nicht nur er. Seine beiden Wingmen – zur linken Seite Alex Oriz an der Gitarre, zur rechten Chris David am Bass – unterstützen ihn nicht nur instrumental und in den Chören, sondern übernehmen ab und zu gar den Lead beim Gesang. Und die beiden haben es definitiv ebenfalls ganz schön drauf, vor allem Chris hats mir angetan – sowohl sein Bassspiel als auch seine Stimme.

Man hatte ja immer das Gefühl, dass Tommy bei Sabaton eher unterfordert war. Doch hier lebt er seine Gitarrenkünste mit seinen Mitstreitern in mehrstimmigen Soli und allgemein starkem Power Metal auf hohem Niveau aus. Natürlich darf beim selbsterklärten Weihnachtsjunkie gar Ende Januar ein Weihnachtssong nicht fehlen, welcher schon früh im Set eingebaut wird. Mir gefällt jedoch vor allem der zweite Teil ihres Auftritts, der mehr auf der Schiene klassischer Power Metal unterwegs ist.

Das war jetzt ein wirklich überraschend starker Auftritt von Tommy, aber vor allem auch dank seinen starken Mitmusikern.

Also Kaufi, wir können jetzt los in die Eishalle.

Die Setlist – Majestica – Royal Theater

  1. Power Train
  2. Night Call Girl
  3. Rising Tide
  4. Ghost Of Marley
  5. AboveThe Sky
  6. Metal United
  7. Alliance Forever

Die Fotos – Majestica (pam)

Super Monster Party – Ice Rink

Kaufi: Mein Chef meint, man müsse hier mal reinhören, und schleppt mich mit in den Ice Rink (pam: Also kennen tue ich die auch nicht wirklich, aber rein soundmässig sollte es dein Beuteschema sein. Was ja bei dir noch lange nicht heisst, dass es dir dann wirklich gefällt). Die Super Monster Party stammt aus Miami und spielt Songs, die auf “everyone’s favorite video games” (Zitat aus dem 70K-Booklet) basieren. Nun ja, ich war nie der grosse Gamer von allen möglichen Spielen. Aber reinhören kann man ja mal.

Zugegeben: So übel tönt das insgesamt gar nicht. Ausser, als der Techno-Groove zwischendurch extrem Überhand bekommt und gefühlte neunzig Prozent der Anwesenden dazu eine Polonaise machen. Das müsste nicht sein. Und nein, ich weiss nicht, um welches Videospiel es sich hier handelt. Wir machen uns dann recht zügig wieder auf den Weg zurück ins Theater. Da gibts für mich eine Live-Premiere…

Luke: Auch wir schauen bei der Super Monster Party rein, obwohl ich genauso wie Kaufi absolut kein Gamer bin. Mein meistgespieltes Game war die Jass-App auf meinem letzten Handy. Dafür kenne ich mich mit Musik aus und diese ist eigentlich noch ziemlich ansprechend. Irgendwie wirkt das wie ein Mix aus Power Metal mit etwas Thrash, Spuren von Metalcore und jeder Menge moderner Elemente. Und leider genauso massenhaft Backtracks. Teilweise kommen die mehrstimmigen Vocals zwar von der Saiten-Fraktion, manchmal aber tatsächlich ab Band. Wieso auch immer.

Die Band selbst scheint aber richtig Freude am Auftritt hier zu haben und dies kommt ebenfalls so beim Publikum an. Ist der Ice Rink zu Beginn noch fast leer, füllt er sich im Laufe der Show immer besser. Und die Stimmung steigt dabei stetig, wobei die von Kaufi schon erwähnte Conga Line zu einem von «Dance Revolution» inspirierten und tatsächlich etwas elektronischen Song so quasi den Höhepunkt darstellt. Als im Track gleich danach gar noch ein Saxophon-Solo ab Konserve zu hören ist, bin ich dann auch raus. Aber unterhaltsam war der Auftritt allemal. Und während es Kaufi ins Theater zieht, findet meine nun folgende Live-Premiere in der Lounge statt.

pam: OK, da ich zumindest Kaufi hier reingeschleppt habe, gebe ich meinen Senf jetzt auch noch dazu. Also bei einem Bandnamen wie “Super Monster Party” erwarte ich eigentlich nicht wirklich viel. Vor allem, da ich bekanntlich mit den Klamauk-Metal-Bands nicht wirklich so meinen Frieden finde. Und ja, ich bin ebenfalls kein Gamer – bis auf Super Mario auf dem NES hab ich nicht wirklich viel Game-Erfahrung. Doch der Sound ist auf jeden Fall viel besser, als der Name erwarten lässt.

Wie Luke schon geschrieben hat, ist es ein spannender Mix. Zwar mit sehr viel Geschwafel zwischen den Songs, aber wenn sie mal spielen, dann mit viel Druck – grad von Seiten Drums und Bass. Und am Mikro haben wir eine Art Vince Neil zu seinen besten Zeiten (also optisch wie heute …) – einfach in Blau, was die Haare betrifft. 

Aber was definitiv nicht sein muss, ist der wirklich unnötige Technobeat. Da bin ich mit dem Kaufi wieder mal einig. Dennoch muss man gestehen: Wäre die Band bekannter – oder eben früher angekündigt worden – wäre hier jetzt die grösste Party der diesjährigen Cruise. 

So Kaufi und Luke, ihr könnt mit euren Premieren übernehmen.

Die Fotos – Super Monster Party (pam/Kaufi)

Delain – Royal Theater

Kaufi: Meine allererste Begegnung mit Delain hatte ich auf meiner 70’000 Tons of Metal Cruise-Premiere 2013. Da sah ich die letzten fünfzehn Minuten ihres ersten Auftritts, genau in dem Moment, als sie “The Gathering” spielten. Und damit hatten sie mich. Als der Bandleader Martijn Westerholt 2021 das komplette Line-up inklusive Frontschätzchen Charlotte austauschte, war nicht nur ich geschockt. Pam kann auch diesen Fakt schwer glauben – doch es ist wahr: Hier ist meine Live-Premiere von Delain, V2!

Pam hingegen hat sie offenbar schon gesehen und mich “vorgewarnt”, dass man vom Gesang her mit geschlossenen Augen kaum Unterschiede ausmachen kann. Bereits beim zweiten Song, “Suckerpunch”, muss ich ihm da recht geben. Die Vocals sind sind in der Tat sehr nahe am Original.

Die Band zeigt sich insgesamt sehr motiviert und spielfreudig, allen voran Gitarrist Ronald Landa. Die Setlist selbst ist, zumindest für mich, relativ überraschend. Nach dem eher mauen “The Cold” als Opener könnte man meinen, dass das aktuelle Werk “Dark Waters” im Fokus stehen würde. Dies ist jedoch nicht der Fall. Ausser dem relativ poppigen, dennoch sehr geilen “Moth To A Flame” gibt es nur noch “Dance With The Devil” von der letztjährigen EP, welches aus der neuen Ära stammt.

Der Rest ist dann praktisch ein Best-of. Während früh noch das harte “Burning Bridges” für fliegende Haare im Publikum sorgt, so räumen dann Tracks wie “Your Body Is A Battleground” sämtliche Zweifel am neuen Line-up aus dem Weg. Hier kommt zudem Paolo Ribaldini als Gastsänger auf die Bühne. Der mir bis dato unbekannte Italiener ist offenbar schon länger immer mal als Gast bei den Niederländern dabei. Und wie mir der liebe Kollege Dani Betschart erklärt, war der Herr schon mit Skiltron am Ur-Rock Festival dabei. Man lernt nie aus! (pam: Wo steckt denn der Dani Betschart? Kaufi: Wohl daheim an der Fasnacht…).

Wie viele andere Bands (HammerFall als Beispiel) haben auch Delain einen Titel, der IMMER als letztes gespielt wird. Keine Ausnahme, auch heute bildet “We Are The Others” den Schlusspunkt unter einen leider nur 45-minütigen Auftritt. Trotz der kurzen Spielzeit wird er in guter Erinnerung bleiben und man freut sich schon jetzt auf die Late-Night-Show auf dem Pooldeck.

Die Setlist – Delain – Royal Theater

  1. The Cold
  2. Suckerpunch
  3. Burning Bridges
  4. The Reaping
  5. Creatures
  6. Your Body Is A Battleground
  7. The Gathering
  8. Moth To A Flame
  9. We Are The Others

Die Fotos – Delain (pam/Kaufi)

Warfield – Star Lounge

Luke: Wegen der obligatorischen Zigarettenpause im Casino kommen wir fast zu spät in der Lounge an. Aber kein Problem, hier ist es noch praktisch leer für die erste Show der bislangnicht allzu bekannten Band. Auch ich kenne Warfield bisher gar nicht, habe höchstens einmal den Namen gelesen, aber keine Musik dazu im Ohr. Andererseits, Thrash von einem Trio aus Deutschland, was kann da schon schiefgehen? Eben.

Und tatsächlich, als die drei Jungspunde loslegen, fühlt man sich unweigerlich an Sodom oder Destruction zu Zeiten erinnert, als diese ebenfalls noch zu dritt unterwegs waren. Musikalisch und auch optisch bieten Warfield eine Zeitreise in die 80er-Jahre, die sich gewaschen hat! Es ist direkt gut, sind die Jungs nur zu dritt. Bei dem Bewegungsdrang auf der winzigen Bühne der Lounge hätte effektiv kein zweiter Gitarrist mehr Platz. Und im Zuschauerraum wird nun ebenso nicht mehr stillgestanden. Wer sich nicht am kleinen, aber feinen Moshpit beteiligt, ist zumindest mit Headbangen und Fistraisen beschäftigt.

Wie uns Sänger und Bassist Johannes Clemens wissen lässt, wussten die Jungs vor einer Woche selbst noch nicht, dass sie hier auf dem Schiff spielen werden. Die Freude darüber ist den Kaiserslauterern sehr deutlich anzumerken, und Johannes bedankt sich auch artig beim ebenfalls anwesenden Booker für die Gelegenheit. Dazu gibt es fürs Publikum Flyer für die am 28. März stattfindende Plattentaufe in Mörlenbach, wo man gemeinsam mit Traitor spielen wird. Verdammt, wäre ich dann nicht schon verplant, würde ich mir die dreihundert Kilometer Anreise wirklich schwer überlegen! So sehr hauen mich die jungen Burschen aus den Socken.

Zumal schon einige Songs des neuen, am 4. April erscheinenden Longplayers «With The Old Breed» gespielt werden und mich allesamt überzeugen. Genauso wie das ältere Material der gemäss Metal-Archives seit 2012 aktiven Truppe. Sind die wirklich schon so alt, oder wurde die Band einfach in sehr zartem Alter gegründet? Keine Ahnung, spielt auch keine Rolle. Aber in der Form, wie sich Warfield hier und heute präsentieren, haben sie definitiv das Potential, die Zukunft des deutschen Thrash Metal zu sein. Ich bin absolut begeistert von dem sackstarken Auftritt!

Schade ist Chef pam nicht hier. Der Old School Thrash irgendwo zwischen Altenessen und der Bay Area müsste eigentlich auch ihm ziemlich gut gefallen. Meine Mission steht somit fest: Auf keinen Fall den zweiten Auftritt verpassen und dann pam gleich mitschleppen (pam: Du musst mich gar nicht mehr gross schleppen, deine Worte haben mich schon restlos überzeugt, dass ich den zweiten Auftritt auf keinen Fall verpassen darf…). Was für ein Abriss und nach Reaping Asmodeia gestern bereits die zweite grosse Entdeckung auf dem diesjährigen Schiff. Hätte ich das überteuerte Internet-Paket gebucht, ich würde die neue Scheibe gleich jetzt auf der Stelle vorbestellen.

Die Setlist – Warfield – Star Lounge

  1. Call To War
  2. Inhibition Atrophy
  3. Under The Surface
  4. Barrage Fire
  5. Lament Of The White Realm
  6. Divine Winds
  7. Self Deceit Race
  8. Tie The Rope
  9. Martyr

Finntroll – Pool Stage

Luke: Noch völlig geflasht von Warfield geht es zurück aufs Pool Deck. Kollegin Karima will unbedingt Finntroll sehen, und ich bin zumindest froh um eine Zigarette an der frischen Luft. Der Platz vor der Bühne ist, als wir etwas nach Beginn der Show eintreffen, schon sehr gut gefüllt und zumindest im vorderen Bereich scheint die Stimmung sehr gut zu sein. Kein Wunder, ist doch der heutige Auftritt als Party Set angekündigt. Ich finde zwar die Growls nicht sooo schlecht, das wars dann aber auch schon. Besonders nervig sind die ab Band kommenden Pfeifenklänge, welche sogar noch lauter abgemischt sind, als der sonst schon sehr laute ganze Rest. Somit eine sehr gute Gelegenheit für einen Abstecher in den Windjammer. Kurz vor dem Schliessen ist zwar die Auswahl nicht riesig, aber irgendetwas findet man ja immer.

Powerglove – Star Lounge

Luke: Frisch gestärkt geht es zurück ins Innere des Schiffs, wo mit Powerglove bereits die zweite Nerd-Band des Tages ansteht. Wie schon bei Super Monster Party geschrieben, war ich definitiv nie der grosse Gamer. Aber die ersten beiden Songs hier sind der Titeltrack von Street Fighter und von Tetris, das kenne dann doch sogar ich. Das Ganze ist irgendwie cool gemacht, die Games deren Melodien gerade gespielt werden, laufen hinten auf der Bühne auf einer grossen Leinwand, oder zumindest Animationen dazu. Und auch die instrumentale Umsetzung ist eigentlich noch cool, auf Gesang wird verzichtet. Aber die Lounge wird spätestens beim Tetris-Stück so voll, dass ich mich dann doch bald wieder verabschiede, zumal ich das dritte Stück dann (wie erwartet) nicht mehr kenne. Mal schauen, eventuell schaue ich bei der zweiten Show in grösserer Location nochmals kurz rein. Aber jetzt zieht es mich sowieso zuerst einmal ins Theater.

The Kovenant – Royal Theater

Luke: Das erste Set der norwegischen Symphonic Black Metal-Legende ist schon in vollem Gange, als ich im Theater eintreffe, und die Fläche vor der Bühne entsprechend voll. Da ich sowieso grad eine kleine Krise habe, entscheide ich mich ausnahmsweise für einen Sitzplatz. Der aufmerksame Leser wird sich eventuell Fragen, wieso ich überhaupt hier bin, habe ich doch sonst mit Black Metal genauso wenig am Hut wie mit symphonischen Sachen. Nun, als The Kovenant im Jahr 1998 und noch unter dem Namen Covenant das Album «Nexus Polaris» veröffentlicht haben, war ich hin und weg. Die CD hat mich mit meinen damals sechzehn Jahren umgehauen. Und erstaunlicherweise gefällt sie mir immer noch, als eine der ganz wenigen Genre-Veröffentlichungen.

Das Spezial-Set, bei welchem die Scheibe in voller Länge gespielt wird, steht zwar erst morgen an, da ich aber noch gar nie die Chance hatte, die Truppe live zu sehen, will ich mir auch das Best-of-Set heute nicht entgehen lassen. Und ich bin erstaunt, wie gut die Band auf der Bühne rüberkommt. Dank Keyboarder und Background-Sängerin kommen Frontmann Lex Icon (alias Stian «Nagash» Arnesen) und seine Mannschaft trotz der teilweise sehr opulenten Songs mit einem Minimum an Backtracks aus. Zudem ist der Sound für einmal ziemlich gut hier im Theater, zumindest hier oben auf den Sitzplätzen.

Die angekündigte Best-of-Setliste setzt sich eigentlich aus zwei Alben zusammen. Die erste Hälfte des Sets beinhaltet Songs vom dritten Album «Animatronic», welches 1999 erschienen ist und mir damals nicht mehr ganz so gut gefallen hat wie der Vorgänger. Die Band wurde da etwas elektronischer, wohl neben anderem dem Zeitgeist mit Superstar Marilyn Manson geschuldet. Ich fand die leichte stilistische Kurskorrektur damals etwas schade. Ich muss aber sagen, dass auch die Songs dieser Scheibe den Test der Zeit bestanden haben und mir ziemlich gut gefallen heutzutage. Die zweite Hälfte des Sets wird dann bereits heute «Nexus Polaris» gefeiert, wobei die damalige Single «Bizarre Cosmic Industries» den Höhepunkt markiert. Nicht nur für mich wohl der beste Track der Gruppe, die Stimmung unten scheint jedenfalls sehr gut zu sein.

Und ich wäre wohl jetzt auch besser da unten, denn zu «The Last Of Dragons» nicke ich doch tatsächlich kurz ein. Dies soll keinesfalls die Leistung der Band schmälern, der Auftritt ist wirklich gut. Nur hatte ich eine relativ kurze Nacht und bin doch schon wieder seit gut acht Stunden am Konzerte Schauen und Bier Trinken. Ich wache jedoch zum Glück relativ schnell wieder auf, es läuft gerade «Dragonheart». Als ich mich schon Frage, ob das Debüt «In Times Before The Light» wohl komplett ausgeklammert wird, spielt die Band noch «Towards The Crown Of Nights» an. Allerdings nur das Intro. Erst jetzt merke ich, die Zeit ist eigentlich seit fast fünf Minuten abgelaufen. Schade, ich hätte den Song gerne noch gehört. Aber auch so fand ich das überraschend stark. Jetzt freue ich mich gleich noch mehr auf die Pool Deck Show morgen.

Die Setlist – Kovenant – Royal Theater

  1. Intro
  2. Jihad
  3. Mirrors Paradise
  4. New World Order
  5. In The Name Of The Future
  6. The Sulphur Feast
  7. Bizarre Cosmic Industries
  8. The Last Of Dragons
  9. Dragonheart
  10. Towards The Crown Of The Night (Intro)

Cabrakaän – Ice Rink

pam: „Originally inspired by bands like Amon Amarth und Nightwish …“. Uiuiui, mit diesem Beschrieb muss ich einfach bei den Mexikanern reinschauen. Doch ich halte mich kurz, denn auch mein Besuch war eher kurz, weil irgendwie hat mich das nicht so gepackt und schon gar nicht hab ich die erwähnten Bands aus deren Folk-Metal rausgehört. Und auf der Bühne ist es eher eine lahme Geschichte. Einziger Aktivposten ist die Bassistin. Tut mir leid, da hätte ich gerne für mich und alle Leser was neues entdeckt und empfohlen. Vielleicht wird es ja Liebe auf den zweiten Hörgenuss (PS: Ab Konserve hört sich das einiges besser an … es scheint auch vor Kurzem einen Wechsel beim Gesang gegeben zu haben und der Mix war wohl auch nicht ganz dem Folk-Anteil gerecht geworden).

Die Fotos – Cabrakaän (pam)

Listening Session Majestica

Kaufi: Da man ja nie weiss, ob Interviewtermine nicht kurzfristig geschoben werden, marschiere ich mal ins Pressebüro. Gute Entscheidung! Denn prompt ist das Interview um 18:30 Uhr abgesagt – dafür findet um 17:45 Uhr grad eine Pressekonferenz statt. Was jetzt zu vorher angesagter Terminkollision führt.

Aber noch ist ja Zeit – die ich fast vergesse. Freundlicherweise laufen in dem Moment unsere deutschen Freunde durch und schleppen mich grad mit ins wenige Meter entfernte Pub. Da sitzen Majestica und haben soeben den Opener “Power Train” den anwesenden Fans vorgespielt. Wir ergattern uns sogar Sitzplätze und lauschen den Songs und Erklärungen, welche Blondschopf Tommy und seine Jungs zum Besten geben. Speziell der textliche Hintergrund von “Megatrue” sorgt für Staunen. Wer die weiter oben verlinkte CD-Review gelesen hat, weiss wovon ich schreibe.

Die Stimmung im Pub ist fantastisch, die vier Musiker sorgen nicht nur mit den neuen Songs, sondern auch mit ihren Spässchen für gute Laune. Doch leider kann ich, wie erwähnt, nicht bis zum Ende bleiben, HammerFall rufen. Die will man nicht warten lassen. Ok, am Ende ist es dann eher etwas umgekehrt, doch auch das ist nicht tragisch. Wie diese Pressekonferenz verläuft und was uns Joacim Cans und Fredrik Larsson so erzählen, könnt ihr hier nachlesen.

Die Fotos – Listening Session Majestica / Pressekonferenz HammerFall (Kaufi)

Dirkschneider – Pool Stage

Kaufi: Die Überschneidung der Pressekonferenz mit dem Auftritt von Dirkschneider ist für mich natürlich unschön. Logisch, dass ich mich nach dem Abschluss sofort auf den Weg zur Pool Stage mache. Sind ja nur sechs Stockwerke. Aufwärts. Keuchend wie eine alte Dampflok (nicht gerade als “Power Train”…) komme ich rechtzeitig zu den letzten zwei Tracks da oben an. “Up To The Limit“ – und natürlich das obligate und wirklich immer wieder geile “Balls To The Wall” darf ich noch miterleben. Dass letzterer Song lauthals mitgesungen wird von den anwesenden Fans, muss man eigentlich kaum extra erwähnen.

Nun gut, Show Nummer zwei wird zur absoluten Pflicht, da werde ich von Beginn weg parat sein! Jetzt aber mal einen Painkiller schlürfen mit dem Chef. Es windet zwar wie blöd (die grossen Banner seitlich der Bühne konnten deswegen bislang nicht aufgehängt werden…), aber ein Drink schadet nicht, bevor dann wieder mal finnischer Powermetal angesagt ist.

pam: Halt, bevor wir uns den Painkillern zuwenden, noch kurz mein Senf zu meiner Premiere mit Udo. Yep, ist so. Heute ist es mein erstes Mal mit dieser Legende. Also eigentlich schon gestern, als er mir über den Weg gelaufen ist (oder ich ihm ;-)). Er kam mit einem Lächeln, doch auf dem gemeinsamen Foto war das verschwunden und er hatte sein typisches Grumpy-Face drauf. Ja, irgendwie wäre ein lächelnder Udo ja auch etwas komisch gewesen. Da hätte mir eh niemand geglaubt, dass er es auf dem Foto ist. 

Ich war halt nie so der Riesen-Accept-U.D.O.-und-was-es-da-alles-mit-Udo-gab-Fan. Oder ich kenn das Material mit ihm schlichtweg zuwenig. Bis auf das was Accept heute live spielt. Die hatte ich schon zwei, drei Mal an Festivals erlebt. Nun, das ganze gefällt und Udo muss man einfach mal erlebt haben. Seine Stimme ist schon legendär.

Es gibt heute auch noch den obligaten einen Hochzeitsantrag auf der Bühne. Das ist schon fast üblich, dass auf der Cruise sich das eine oder andere Paar findet und dann ein paar Jahre später der Antrag an gleicher Stätte erfolgt. Doch heute ist es der eine Gitarrist, der seiner Liebsten den Antrag macht. Irgendwie etwas komisch, dass ein Musiker seine Bühne dafür nutzt. Es ist der Dame dann auch etwas peinlich, als sie realisiert, warum sie auf die Bühne geholt wird. Nichtsdestotrotz, sie sagt ja und alles ist im Kasten. Unbezahlbar, das Gesicht von Udo im Hintergrund (siehe meine Fotos unten). Und weiter gehts. 

Die Setlist – Dirkschneider – Pool Stage

  1. Fast As A Shark
  2. Living For Tonite
  3. Midnight Mover
  4. Breaker
  5. London Leatherboys
  6. Flash Rockin‘ Man
  7. Metal Heart
  8. Princess Of The Dawn
  9. Up To The Limit
  10. Balls To The Wall

Die Fotos – Dirkschneider (pam/Kaufi)

Incantation – Star Lounge

Luke: Während sich Kaufi mit Chef pam auf dem Pool Deck Cocktails gönnt, zieht es mich wieder einmal in die kuschelige Star Lounge. Wobei es beim Beginn des Sets von Incantation gar nicht sooo kuschelig ist, es hätte hier definitiv noch Platz. Irgendwie ist dieses Phänomen aber auf der diesjährigen Cruise generell etwas zu beobachten. Oft kommen die Leute erst während den ersten Songs zu den Konzerten, auch in der Lounge. In anderen Jahren war hier gerade bei grösseren Namen oft die vordere Hälfte des Raumes ausgefüllt, bevor der erste Ton auf der Bühne gespielt wurde. Nun, mir soll es recht sein. So erhasche ich unter anderem einen Blick auf Frontmann John McEntee, welcher beileibe nicht der Grösste ist, rein körperlich.

Incantation sind seit 1989 aktiv, wobei John das letzte verbliebene Gründungsmitglied ist. Und obwohl die Band in gewissen Kreisen einen schon fast legendären Status geniesst, bin ich bis heute kein riesiger Fan der Truppe. Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass mir der Sound teilweise etwas zu doomig ist. Andererseits mag ich Asphyx genau deswegen. Aber irgendwie packen mich die Songs einfach nicht. Das ist alles gut gemacht und so, ordentlicher Old School Death. Trotzdem fehlt mir irgendetwas. Als dann auch noch ein relativ aggressiver Moshpit im kleinen Raum startet, entschliesse ich mich, vorzeitig zu gehen. Mal schauen, eventuell überzeugen mich die Amis ja beim zweiten Set auf grösserer Bühne.

Pessimist – Ice Rink

Luke: Nach einem kurzen Boxenstopp im Casino geht es für uns nun weiter in den Ice Rink. Obwohl auch Pessimist bereits seit 1989 bestehen, hatte ich mit der Truppe aus Baltimore bisher noch nie das Vergnügen. Ich habe aber vor der Cruise ein bisschen reingehört und bin nun definitiv gespannt, wie mir das live gefällt. Zu Beginn der Show ist der Ice Rink praktisch leer. Es stehen keine zehn Personen auf der Fläche, und auf den Sitzplätzen ist bis auf ein paar Schlafende niemand zu sehen. Macht nix, die Band hat sowieso noch technische Probleme.

Als diese behoben sind, ist der Sound aber absolut top, wenngleich etwas laut. Geboten wird hier feinster Old School Blackened Death Metal mit ziemlich böser Attitüde. Pessimist sind eine der Gruppen, die ganz offensichtlich nicht geizen mit umgedrehten Kreuzen und ähnlichem, das passt aber auch bestens zur Musik. Sänger Ivan Alison zeigt sich sehr variabel, neben starken Growls klingen bei ihm die eher schwarzmetallischen Screams ebenfalls gut. Nur als er bei der ersten Ansage weiterhin die tiefe Growlstimme verwendet, muss ich etwas schmunzeln. Ich finde immer, das wirkt nicht sonderlich böse, sondern eher lächerlich. Man stelle sich vor, der Mann bestellt am Morgen beim Bäcker seine Brötchen mit dieser Stimme. Satan sei Dank hat er dann aber ein Einsehen, spricht bei den folgenden Ansagen normal und wirkt durchaus sympathisch.

Neben dem Fronter muss ich hier noch den Bassisten hervorheben. Andrew J. Bowen spielt nicht einfach nur Beiwerk, bei dem niemandem auffallen würde, wenn es weg wäre. Der Bass ist hier durchaus tragendes Element, Andrew holt definitiv alles aus seinem Instrument raus. Und dies obwohl er im Gegensatz zu vielen jüngeren Instrumenten-Kollegen bei vier Saiten geblieben ist. Diese reizt er aber komplett aus. Klar, Pessimist erfinden das Rad definitiv nicht neu. Teilweise erinnert das etwas an Deicide, manchmal auch an Possessed. Aber trotzdem gefällt mir das hier Dargebotene sehr gut. Bisher hatte ich die Band nicht auf dem Schirm, das wird sich nun ändern. Starker Auftritt. Schade nur, dass diesem nicht mehr Leute beiwohnen. Obwohl sich der Ice Rink noch etwas füllt, bleibt er bis zum Schluss erschreckend leer.

Stratovarius – Pool Stage

Kaufi: Die Finnen haben angekündigt, dass sie hier ihr ganzes “Visions”-Album spielen werden. Dass dies NICHT der Fall ist, merkt der geneigte Zuhörer spätestens bei “Eagleheart”. Fronter Timo Kotipelto erklärt dann schliesslich, dass sie die Sets geswitched haben, da die Atmosphäre am nächsten Tag im Theater besser geeignet sei für “Visions”.

Auch gut. Somit kommen die Fans bei nach wie vor starken Winden (die den Sound leider in alle Richtungen verblasen) in den Genuss eines Best-of-Programms, garniert mit ein paar neuen Songs. “4000 Rainy Nights”, “Will The Sun Rise?” oder natürlich auch “Black Diamond” (die einzige Darbietung heute vom besagten “Visions”-Album) sind überragend. Dass als zweitletztes sogar “Unbreakable” gespielt wird, freut bei weitem nicht nur meine Wenigkeit!

Keine Überraschung zum Ende: “Hunting High And Low” beendet nach einer Stunde einen saustarken Auftritt von Stratovarius. Die Herren zeigen eindrücklich, dass sie es nach wie vor drauf haben.

Die Setlist – Stratovarius – Pool Stage

  1. Survive
  2. Eagleheart
  3. Speed Of Light
  4. World On Fire
  5. 4000 Rainy Nights
  6. Will The Sun Rise?
  7. Frozen In Time
  8. Black Diamond
  9. Unbreakable
  10. Hunting High And Low

So, für mich wars das heute. Zwar wären noch Unleash The Archers um viertel nach Zwei auf der Pool Stage, doch das ist mir ZU spät. Also noch was futtern, dann bald mal ins Bettchen. Den Rest des Abends überlasse ich Luke und pam – der Chef wird sich ja sicher mindestens noch Sepultura reinpfeiffen…? Gute Nacht allerseits.

Die Fotos – Stratovarius

The Zenith Passage – Star Lounge

Luke: Schon Feierabend, Kaufi, so früh? Bei mir ist noch lange nicht Schluss! Zuerst geht es nun wieder in die Lounge, wo mit The Zenith Passage eine ordentliche Portion Tech Death ansteht. Der Raum ist schon bei Beginn um einiges voller als vorher bei Incantation, scheinbar bin nicht nur ich gespannt auf die Band aus Los Angeles. Und diese legt gleich richtig los, beim ersten Song erreichen die Vocals von Fronter Derek Rydquist teilweise schon fast Archspire-Geschwindigkeit. Und auch instrumental ist das allerhöchstes technisches Niveau. Basser Brandon Giffin gehört ebenfalls zur aktuellen Live-Besetzung von Cynic, einer der wohl grössten Genre-Bands. Dies merkt man, der Mann ist ein echter Könner an seinem Instrument. Das gilt aber natürlich ebenso für den Gitarristen und Bandgründer Justin McKinney, welcher zudemvereinzelt cleane Backing-Vocals hinzufügt.

In den Songs passiert teilweise unglaublich viel. So ist gerade beim zweiten Lied zuerst Raserei angesagt, danach folgt ein ruhiger, atmosphärischer Teil mit erstaunlich gutem Gesang von Justin, nur um danach das Tempo wieder anzuziehen. Definitiv keine Musik um einfach so nebenbei zu hören, aber etwas, das ich mir, wenn ich zurück bin, definitiv einmal per Kopfhörer auf einer langen Zugfahrt zu Gemüte führen werde. Schon live gibt es hier extrem viel zu entdecken in den Tracks, manchmal fast etwas zu viel. Da die vielen Tempowechsel allfälligen Moshpits nicht gerade zuträglich sind, ist das Publikum meistens eher gebannt am Zuhören, was für eine etwas ungewöhnliche Stimmung für ein Konzert in diesem Genre sorgt.

Entgegen der ein wenig anstrengenden Musik wirken die Ansagen von Derek sehr entspannt und darüber hinaus humorvoll. So will der Frontmann wissen, wer seit der ersten Band wach ist. Natürlich hebe ich brav das Händchen und bin grad selbst ein bisschen stolz auf mich. Die direkt folgende Frage danach, wer heute bereits gekotzt hat, kann ich hingegen glücklicherweise verneinen. Derek selbst hat sich das Trinken für nach dem Gig aufgespart, was bei dem komplexen Job, den er hier hat, sicher nicht die dümmste Idee ist.

The Zenith Passage liefern einen sehr starken Auftritt ab. Teilweise ist die Menge an Backtracks nur ganz knapp unter meiner Schmerzgrenze, grösstenteils beschränken sich diese aber auf Intros, Outros und ein paar Keyboard-Flächen. Ansonsten ist das musikalisch unfassbar gut, wenn auch teilweise etwas anstrengend. Ich weiss nicht, ob ich den ganzen Tag nur so komplexe Musik hören könnte, aber für 45 Minuten passt das tiptop. Und nun geht es ja im Ice Rink zum Glück etwas simpler weiter. Aber nicht weniger gut, so viel sei schon verraten.

Tankard – Ice Rink

Luke: Diesmal reicht es nur für eine halbe Zigi zwischen den Konzerten, denn Tankard will ich auf gar keinen Fall verpassen. Trotzdem läuft «One Foot In The Grave» bereits, als ich im Ice Rink eintreffe. Dieser ist nun zwar nicht grad brechend voll, aber glücklicherweise doch um einiges besser gefüllt als noch bei Pessimist zuvor. Beim Klassiker «The Morning After» ist auch gleich die Stimmung super und einer der grössten Circlepits des Tages am Kreisen. Mit «Rapid Fire» steigt die Stimmung nochmals, und Kumpel Sebastian aus Chile startet den Reigen der Crowdsurfer (pam: Der Moshpit ist wirklich ziemlich geil hier, da juckt es sogarmich fast ein bisschen …).

Natürlich ist der Teutonic Thrash von Tankard eher simpel, gerade im Vergleich zu The Zenith Passage vorher. Aber die Frankfurter Institution ist einfach ein Garant für geile Konzerte! Die Band hat definitiv mehr als genug gute Songs für 45 Minuten in der Diskographie und präsentiert heute einen sehr gefälligen Querschnitt zwischen neueren und älteren Sachen. Ein weiterer Faktor ist Sänger Gerre, welcher auch mit 57 Jahren noch die Rampensau schlechthin ist. Ob er bei den Instrumentalpassagen mit der Leichtfüssigkeit von Kapt’n Balu über die Bühne tänzelt oder einem im Fotograben filmenden Journalisten das Handy wegnimmt, um kurz alle Bandmitglieder abzulichten, der Gute kann einfach nicht Stillstehen (pam: Und er kann auch hinfallen… als er mal quer über die ganze Bühne stürchelt).

Dazu kommen gewohnt witzige Ansagen. Natürlich verneint das Publikum auf seine Frage vor «Rectifier», ob sie nun einen langsameren Song spielen sollen. Worauf Gerre nur meint, dies sei ja kein Wunder, wenn alle hier sechzig Jahre jünger sind als er. Nun, wie schon gesagt, sein Alter merkt man ihm eigentlich heute einmal mehr nicht an. Gegen Ende des Sets muss er noch die Nachricht überbringen, dass die eigentlich mit Tankard geplante Bob-Marley-Exkursion morgen in Jamaika abgesagt werden muss. Wieder einmal eine echte organisatorische Meisterleistung: Man plant einen Ausflug mit einer Band, diese muss dann aber als erste Gruppe auf dem Pool Deck bei der Abfahrt des Schiffes ran. Eigentlich klar, dass das nicht funktionieren kann…

Mit «Chemical Invasion» von 1987 kommt ein grossartiger Auftritt langsam aber sicher dem Ende entgegen. Der Ice Rink ist nun richtig voll, neben der Stehfläche ist auch fast jeder Sitzplatz im Rund mittlerweile besetzt. Und so ziemlich alle Anwesenden – oder zumindest jene, welche Tankard schon live erleben durften – wissen, was jetzt noch kommt. Das Lied, welches eigentlich gar keinen Namen hat, generell aber als «(Empty) Tankard» bekannt ist, gehört an den Schluss einer jeden Show wie das Amen in der Kirche. Es wird nochmals getanzt von vorne bis hinten und aus vielen gut befeuchteten Kehlen mitgesungen. Zum Glück kann man sich in diesen unsicheren Zeiten, in denen wir leben, wenigstens auf etwas verlassen: Tankard-Konzerte sind einfach ausnahmslos immer geil! Meine Müdigkeit von vor ein paar Stunden ist jedenfalls wie weggeblasen. Aber jetzt brauche ich erst einmal ein Bier.

pam: Luke, dann seh ich dich am 6. Dezember 2025 bei Tankard und Pertness (!) im Gaswerk in Seewen (SZ)? (Luke: Ist vorgemerkt!)

Die Setlist – Tankard – Ice Rink

  1. One Foot In The Grave
  2. The Morning After
  3. Rapid Fire
  4. Ex-Fluencer
  5. Need Money For Beer
  6. Rectifier
  7. Octane Warriors
  8. Chemical Invasion
  9. (Empty) Tankard

Die Fotos – Tankard (pam)

Sepultura – Royal Theater

Luke: Nach Tankard hatte ich ein ziemliches Loch in meiner Running Order. Ich war zwar kurz bei Symphony X auf dem Pool Deck, welche mir musikalisch gar nicht so schlecht gefallen haben. Aber der Sänger hat mich dann in die Flucht getrieben. Zudem war es dort ziemlich windig, was nicht gerade für einen guten Sound gesorgt hat. Immerhin war es ein warmer Wind. Nun folgt aber endlich der Grund, wieso ich noch wach bin: Sepultura im schon vor Beginn rappelvollen Royal Theater. Die beiden Gigs hier auf dem Schiff unter dem Motto «Farewell At Seas» werden wohl meine allerletzten Chancen sein, diese aussergewöhnliche Band live erleben zu können.

Chef pam – der zweitgrösste Sepultura-Fan den ich kenne, direkt nach Gorka – steht wie schon bei der Abschiedsshow in Zürich (Review) direkt neben mir. Ich bin sehr gespannt auf sein fachmännisches Urteil, werde aber hier trotzdem schon einmal meine Eindrücke wiedergeben. Zuerst einmal fällt mir auf, dass der Sound hier unten im Stehplatzbereich nun doch etwas schlechter ist, als vorher bei The Kovenant auf den Sitzplätzen. Keine Ahnung, ob das an meinem Standort liegt, für einen zwischenzeitlichen Wechsel auf den Balkon hat es eindeutig zu viele Leute. Aber wenn sogar einem Liebhaber wie mir der Bass zu laut ist, will das definitiv etwas heissen. Schade, legt die Band doch mit «Arise» gleich mit einem richtigen Kracher los! Kein Wunder, gibt es beim Publikum ab Beginn kein Halten mehr.

Bereits an dritter Stelle der Setliste folgt mit «Phantom Self» mein liebster Song aus den letzten Jahren der Band. Ich finde den nach wie vor unfassbar gut, für mich auf einer Stufe mit den alten Klassikern. Direkt im Anschluss kommt mit «Attitude» einer meiner Favoriten vom «Roots»-Album, welches damals mit vierzehn Jahren mein Einstieg ins Werk der Brasilianer war. Kein Wunder, kocht die Stimmung! Wäre ich nicht zu alt und unsportlich, ich würde mich nun selber in den riesigen Moshpit wagen oder im Crowdsurfen versuchen.

Sepultura liefern einen wirklich beeindruckenden Auftritt ab! Neben einer für meinen Geschmack ziemlich gut zusammengestellten Setliste mit Songs von insgesamt acht verschiedenen Alben, sorgen auch die sympathischen Ansagen von Derrick Green immer wieder für Schmunzler. Besonders seine Rasta-Einlage zu Ehren des Besuchs in Jamaika von morgen erntet einige Lacher. Bandchef Andreas Kisser lässt es sich hingegen nicht nehmen, die portugiesisch und spanischsprachigen Besucher noch persönlich zu begrüssen. Sowohl die Stimmung im Publikum als auch die Spielfreude auf der Bühne halten die kompletten 75 Minuten des Sets an. Sehr gute Show, mal schauen, ob Sepultura das zum Abschluss übermorgen auf dem Pooldeck noch einmal toppen können.

Was meinst du als absoluter Experte, pam?

pam: Ui Luke, du bist auch ein richtiger Experte, wie deine Worte verraten. Ich kann eigentlich gar nicht mehr viel ergänzen. Sepultura sind bei mir ja immer so eine Sache. Ich kann das kaum in Worte fassen, weil es immer mit sehr vielen Emotionen verbunden ist. Die Brasilianer waren (ja, die alte Leier) mein Soundtrack in der Sek. Darum macht mein Herz bei den alten Klassikern wie “Arise” immer eine fette Zusatzschicht. Ich kann es kaum glauben, dass die wirklich aufhören wollen. Die Band ist auch live immer noch eine absolute Topband. Da können einige Mitstreiter schon länger nicht mehr mithalten. Für mich wird es heute nicht beziehungsweise auf dem Pool Deck übermorgen nicht das letzte Mal sein, denn sie spielen ja noch ein paar Festivals… Bei dem einen oder anderen – zum Beispiel am Mystic Festival in Danzig – werde ich ebenfalls dabei sein.

Ich komme übrigens mit Derrick übermorgen noch auf der Treppe spontan ins Gespräch und stelle ihm die Frage, warum sie überhaupt aufhören. Irgendwie konnte er mir das auch nicht so richtig beantworten und das vermeintlich letzte Konzert der Abschiedstour im letzten Jahr in Brasilien sei schon sehr emotional gewesen. Irgendwie höre ich da so ein bisschen Wehmut raus und ich wäre nicht überrascht, wenn das letzte Kapitel von Sepultura noch nicht geschrieben ist.

Und weiter Musik würden sie eh alle machen. Luke meinte heute am Konzert, dass Derrick sich genauso perfekt in einer Hardcore-Band machen würde. Auch darauf spreche ich Derrick an. Er meint, er hätte da schon so ein Projekt aus früheren Tagen namens “Musica Diabolo”. Da seien noch ein paar Eisen im Feuer, die fertig geschmiedet werden sollen… Also, da wollen wir doch mal reinhören. So zurück aus der Zukunft.

Kurz: Sepultura haben heute erwartungsgemäss geliefert. Der klare Headliner der Cruise 2025. (Anm Kaufi aus dem Halbschlaf: Andy sagt, es gibt keine Headliner auf dem Schiff. Ok, ich bin ja ruhig und chröse weiter…)

Die Setlist – Sepultura – Royal Theater

  1. Arise
  2. Dead Embrionic Cells
  3. Phantom Self
  4. Attitude
  5. Means To An End
  6. Kairos
  7. Breed Apart
  8. Escape To The Void
  9. Inner Self
  10. Agony Of Defeat
  11. Troops Of Doom
  12. Territory
  13. Refuse / Resist
  14. Ratamahata / Roots

Suffocation – Royal Theater

Luke: Da ich grad so gar keine Lust auf Subway to Sally auf dem Pooldeck habe, gilt es nochmals eine Stunde im Casino rumzubringen. Eigentlich wäre ich längst müde genug für ins Bett, aber Suffocation will ich mir definitiv nicht entgehen lassen. Zum Glück gibt es hier sogar um diese Uhrzeit immer genug Leute für ein gutes Gespräch und auch die Bar ist noch offen. So lässt sich die Wartezeit gut überbrücken. Als es dann los geht, ist das Theater, wie zu erwarten war, etwas leerer als zuvor bei Sepultura. Trotzdem ist die Stimmung ab Beginn richtig gut. Was man vom Sound leider nicht behaupten kann: Zu Beginn sind Bass und Schlagzeug so laut, dass man sonst eigentlich gar nichts hört. Wenngleich hier mit Derek Boyer einer meiner Lieblings-Bassisten am Werk ist, weniger wäre hier definitiv mehr.

Die Brutal Death-Institution aus Long Island legt aber unbeeindruckt vom miesen Sound gewohnt brachial los. Wie Terrance Hobbs auch mit 54 Jahren seine Gitarre immer noch in höchstem Tempo malträtiert, ist immer wieder eine wahre Freude. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir schon länger keinen Tonträger der Gruppe mehr zugelegt habe. Aber live sind die New Yorker einfach eine Bank. Dieser Auftritt markiert bei mir übrigens den Auftakt in ein richtiges Suffocation-Jahr. Nach den beiden Shows hier auf dem Schiff sind bereits jetzt drei weitere Konzerte der Band geplant: am Züri Gmätzlets Vol. 5 im Dynamo, beim Heidelberg Deathfest und am Party.San Open Air. Wenn die Truppe sich bei all diesen Auftritten so spielfreudig präsentiert wie heute, besteht nicht die geringste Gefahr einer Übersättigung.

Nun bin ich endgültig todmüde, möchte aber unbedingt noch Abysmal Dawn sehen. Das Problem ist: Diese spielen erst um 5:15 Uhr, also in ganzen drei Stunden. So lange kann ich mich unmöglich wachhalten. Also heisst es nun, einen Zwischenschlaf einzulegen. Meine Frau Yvonne verspricht, den Wecker zu stellen und Kollegin Karima und mich dann zu wecken. Ob das wohl klappt?

Abysmal Dawn – Pool Stage

Luke: Nein, es klappt nicht. Oder jedenfalls nicht ganz so wie geplant. Anstatt um 5 stehen wir erst um 5:40 Uhr auf, also schnell aufs Pooldeck hetzen. Für ein paar Songs sollte das noch reichen. Die Kalifornier habe ich 2023 hier auf dem Schiff kennen und schätzen gelernt. Nicht nur live haben sie mich damals überzeugt, ich habe mir auch mehrere Tonträger zugelegt, von welchen gerade «Phylogenesis» immer mal wieder auf der heimischen Anlage läuft. Und genau zu «Hedonistic», einem der stärksten Songs auf der Scheibe, kommen wir vor der grossen Bühne an.

Hier haben sich handgezählt zwischen fünfzig und sechzig Leute eingefunden, welche entweder noch oder wieder auf den Beinen sind. Ein paar ganz Harte sind sogar nach wie vor in Moshpit-Stimmung, die Beteiligung war aber definitiv schon grösser. An der Band liegt dies aber nicht, die liefert einen guten Auftritt ab und wirkt für die Uhrzeit auch absolut wach und agil. Technisch ist das wie gewohnt auf sehr hohem Niveau, was so früh am Morgen (oder spät am Abend, wie man es nimmt) zwar etwas anstrengend wirkt, mir aber trotzdem gefällt. Es hat sich definitiv gelohnt, für vier Songs nochmals hier hoch zu kommen. Jetzt ist bei mir aber endgültig Schlafenszeit. Zum Glück ist morgen Landtag und es stehen keine frühen Konzerte an, so lässt es sich gemütlich ausschlafen. Gute Nacht!

Die Setlist – Abysmal Dawn – Pool Stage

  1. Impending Doom
  2. Perfecting Slavery
  3. In Service Of Time
  4. A Nightmare Slain
  5. Inanimate
  6. Programmed To Consume
  7. Hedonistic
  8. Human Obsolescence
  9. My Own Savior
  10. The Inevitable Return To Darkness

70’000 Tons of Metal 2025 – Tag 3 (Samstag, 1. Februar)

Kaufi: Fauler Sack ich bin. Als wir in Ocho Rios, Jamaica, anlegen, regnet es. Ok, es schüttet zwar nicht wie aus Kübeln und es ist auch einigermassen warm. Trotzdem habe ich nach dem Zmorge irgendwie nicht das Bedürfnis, von Bord zu gehen. Nicky zieht mit den anderen los und offenbar hat es in der Nähe doch einen Strand, den man als brauchbar bezeichnen kann. Rückblickend vielleicht etwas schade, denn der Regen ist von kurzer Dauer. Aber eben – ein fauler Sack ich bin. Und so chille ich auf dem Schiff im Jacuzzi und penne sonst nochmals eine Runde. Luke, pam – ihr am Strand?

pam: Was? Du nicht am Strand ?!? Ja, wir zotteln mal los. Man muss ja schon mal einen Fuss auf Jamaica setzen, wenn man schon da ist. Aber gleich vorweg, das Ganze ist eher ein Reinfall. Kaum verlässt man den Dampfer, kommt bereits der erste daher, der einem einen Joint andrehen will. Anfangs ja noch lustig, weil halt Jamaica und Cliché und so. Aber irgendwann wirds penetrant und auch mit härteren Drogen mühsam. Ich kann mich an bisher keinen Stopp erinnern, wo man beim individuellen Landgang so oft angegangen wird. Einer älteren Dame kauf ich dann doch aus Mitleid so ein paar klassische Armketteli mit Kugeln in den Farben Jamaikas ab.

Ich sollte noch ein bisschen arbeiten und somit suchen Kollege Steve und ich mal eine Bar oder ähnliches mit WLAN und… Bier. So ein paar Red Stripes in Jamaica schlürfen, hat schon was.

Wir gehen anschliessend an den nächstgelegenen Sandstrand. Nachdem wir Eintritt bezahlt und uns mal hingesetzt haben, kommt schon der nächste Rastafari. Gut, er will uns kühles Bier holen und explizit das Geld erst, wenn er es abgeliefert hat. Das kam jetzt gut an bei uns. Ich mach dann noch ein bisschen den Kaufi und wälze mich im warmen Meer… bis dann eben ein kurzer Schauer kommt.

Ansonsten gibt es nicht wirklich viel Spannendes zu berichten. Das war schon der ganze Zauber auf Jamaika. Somit zurück aufs Boot.

Luke: Nein, schon fast traditionellerweise nutze ich den Landtag zum Schlafen und Entspannen. Beim Blick von Deck 12 lässt sich nichts allzu Spannendes oder Schönes erblicken. Und die 70’000 Tons Of Metal ist für mich halt in erster Linie wirklich für die Konzerte da. Deswegen machen wir dieses Jahr auch schon zum zweiten Mal direkt nachher noch eine zweite, “normale” Cruise. So ganz ohne Konzerte werde ich mir dann das volle Programm wie Landausflüge oder den Main Dining Room geben, wofür mir hier die Zeit fehlt. So geniesse ich Bett, Pool und Windjammer und bin dann pünktlich frisch geduscht und ausgeschlafen zurück auf dem Pooldeck.

Kaufi: Uffa, fast bin ich zu spät! 16 Uhr ist Fototermin der Schweizer Cruiser auf dem Pooldeck, da hetzte ich doch glatt knapp vorher heran. Zwar haben sich im Vergleich zu früheren Jahren eher wenig Leute eingefunden, doch dafür läuft grad der Skipper durch – der ist als Schweizer natürlich qualifiziert für das Bild! Und jetzt werfen wir mal einen Blick auf das musikalische Programm. Auf der Poolbühne spielen als erstes Tankard. Nääh, das überlasse ich unserem Thrash-Experten pam (pam: Und/oder unserem Tankard-Experten Luke). Ich werde erst in einer guten Stunde im Theater aktiv werden…

Die Fotos – die Schweizer …

Tankard – Pool Stage

Luke: Was, du lässt dir die Tankard-Party entgehen, Kaufi? Ich habe mich jetzt doch dafür entschieden. Sehr ärgerlich, dass Reaping Asmodeia, meine Entdeckung von Tag 1, zeitgleich im Ice Rink spielen. Yvonne und Karima entscheiden sich verständlicherweise ebenfalls für diese Show, schliesslich ist die Band sicher seltener in Europa unterwegs als Gerre und Co. Auf der anderen Seite sind Tankard aber wirklich eine meiner liebsten deutschen Thrash-Bands, und hier lässt sich jetzt auch noch das gute Wetter geniessen. Also ab vor die grosse Bühne, und zwar wortwörtlich: Da ich eh schon ready bin, schaffe ich es zum ersten Mal dieses Jahr wirklich bis in die zweite Reihe.

Dort treffe ich auf meinen Lieblingsmexikaner Eduardo, seines Zeichens marathonlaufender Patch-Dealer und «Einä Näh»-Inspektor (pam: Und seit der Warm-up Beach Party mit einer Schnupf-Dose ausgerüstet…). Dieser ist, obwohl das die erste Show heute ist, schon ordentlich betankt – also ganz so, wie sich das für eine Tankard-Party gehört. Ich habe hier noch Aufholbedarf, aber zum Glück kommt immer mal wieder jemand mit einem Pitcher aus dem Pub vorbei und lässt alle, die wollen, etwas mittrinken – inklusive Gerre. Der Sound direkt vor der Bühne ist übrigens richtig gut. Der Einfluss des Windes ist hier halt nur sehr schwach merkbar und die Abmischung selbst scheint zu stimmen.

Los geht es heute mit «Time Warp» von 2010 und anschliessend dem Titeltrack vom neusten Album «Beerbarians», welcher schon beim Soundcheck fast komplett durchgespielt wurde. Gerre macht bereits gut Stimmung, und ab «Alien» aus dem Jahr 1989 setzt sich ein grösserer Moshpit in Bewegung. Beim anschliessenden «Die With A Beer In Your Hand» geht es los mit Crowdsurfern. «A Girl Called Cerveza» wird wie immer einer Dame in der ersten Reihe gewidmet, welche sich für einmal nicht einmal so intensiv anflirten lassen muss. Aber die Bühne ist hier schlicht zu hoch oben, als dass der Frontmann jemanden dahin einladen könnte. Und allzu viel Zeit für solche Spielchen ist bei nur 45 Minuten auch nicht vorhanden. «Zombie Attack» entpuppt sich einmal mehr als absoluter Fan-Favorit, der heftige Moshpit dazu spült neben anderen Kollege Känguru ganz nach vorne, wo er gleich für eine kurze Verschnaufpause verharrt.

Zum Abschluss gibts dann sogar noch einen der wenigen deutschen Tracks der Band. Der Refrain von «Freibier» wird aber auch von so manchem nicht-deutschsprachigen Metalhead inbrünstig mitgesungen. Tankard haben heute die komplette Setlist umgestellt im Vergleich zur Show von vor ungefähr zwanzig Stunden. Oder zumindest fast die ganze, denn wie gestern schon geschrieben, kann kein Konzert der Band ohne den obligatorischen Schlusspunkt «(Empty) Tankard» zu Ende gehen. Und wieder tanzt und singt alles und jeder um mich herum. Auch als die Band längst von der Bühne verschwunden ist, hört man immer noch das «dö-dö-dö-dö-dö» über das Pool Deck klingen.

Ich war mir gestern Abend echt nicht sicher, ob Tankard ihren Auftritt vom Ice Rink  toppen können. Jetzt weiss ich: Sie können! Dank der (fast) komplett durchgewechselten Setliste, welche mir heute sogar noch ein kleines bisschen besser gefallen hat als die gestern, bereue ich kein bisschen, mich für diese Show entschieden zu haben. Sowohl die Band als auch die Stimmung waren wieder hervorragend. So lässt sich das Fazit von gestern heute wieder genauso ziehen: Tankard-Konzerte sind einfach ausnahmslos immer geil!

Die Setlist – Tankard – Pool Deck

  1. Time Warp
  2. Beerbarians
  3. Rules For Fools
  4. Alien
  5. Die With A Beer In Your Hands
  6. A Girl Called Cerveza
  7. Zombie Attack
  8. Freibier
  9. (Emty) Tankard

Die Fotos – Tankard – Pool Deck (pam)

Unleash The Archers – Royal Theater

Kaufi: Der erste Gig der Kanadier war doch eher zu einer nicht so tollen Zeit. Aber jetzt, sozusagen kurz vor der Prime Time, pilgere ich noch so gerne ins Theater für die zweite Show von Unleash The Archers. Es ist richtig voll – und enorm laut. Für mich sind diese teilweise extremen Unterschiede betreffend Sound unerklärlich. Schade, denn einfach nur laut trübt schlussendlich den Hörgenuss.

Doch nun zur Musik. Die letzten Alben der Truppe waren teilweise schon etwas in poppigere Gefilde abgerutscht. Heute sind vier der sieben gespielten Tracks vom letztjährigen Output “Phantoma”, wobei der schnelle Titeltrack (geschrieben “Ph4/NT0mA”) den Opener bildet. Mit den ganz hohen Tönen scheint Fronterin Brittney Slayes allerdings etwas Mühe zu haben.

Doch sämtliche allenfalls aufgepoppten Fragezeichen betreffend der gesangliche Qualität sind bereits ab dem nächsten Song weggewischt. “Ghost In The Mist” ist ein erstes grosses Highlight, welches für eine grossartige Stimmung sorgt. Slayes – mit einem eher speziellen Ganzkörper-Outfit ausgestattet – dirigiert nun die Fans nach Belieben und die fressen ihr förmlich aus der Hand.

Hier sind ganz grosse Publikumslieblinge am Werk, das ist offensichtlich. Die Kanadier danken es mit einer sackstarken Leistung. Und wenn man Setlist.fm glauben darf, dann haben sie gegenüber der Late-Night-Show am Tag zuvor wirklich das komplette Programm getauscht und keinen einzigen Song zweimal gespielt. Hut ab, SO wünscht sich das der Fan! Und ich mach dann mal wieder ein Päuschen. Essen und so. Luke, pam – bitte übernehmen.

Die Setlist – Unleash The Archers – Royal Theater

  1. Ph4/NT0mA
  2. Ghosts In The Mist
  3. Green & Glass
  4. Gods In Decay
  5. Tonight We Ride
  6. Apex
  7. Afterlife

Die Fotos – Unleash The Archers – Royal Theater (Kaufi)

Covenant – Nexus Polaris Set – Pool Deck

Luke: Nun kommt eines der Konzerte, auf das ich mich fast am meisten gefreut hatte. Nach vielen Jahren Abwesenheit kehren The Kovenant – oder eben Covenant, wie sie beim Erscheinen dieses Albums noch hiessen – auf die Bühne zurück und spielen das grossartige «Nexus Polaris»-Album in voller Länger. Meine innige Beziehung zu dem Album habe ich ja gestern beim ersten Set schon erläutert. Und in vielen Gesprächen in den letzten Tagen habe ich von mehreren Personen erfahren, dass es ihnen ebenso geht. Dementsprechend bin ich auch etwas überrascht, dass der Platz vor der Bühne nicht besser gefüllt ist bei Beginn. Es hat nun doch um einiges weniger Leute als zuvor bei Tankard.

Die Band wirkt wie schon gestern sehr gut eingespielt, wobei das Live-Keyboard heute etwas vom Winde verweht wird. Schlimm ist das aber nicht, der Sound war definitiv schon schlechter hier. Als sich Yvonne und Karima genug über meine Textsicherheit lustig gemacht haben und dann Richtung Casino ziehen, wechsle ich zusammen mit pam den Standort etwas weiter nach vorne. Und da ist der Klang sogar richtig gut. Die Band spielt das Album nicht nur in voller Länge, sondern garin derselben Reihenfolge wie auf dem Originalrelease. Die ganzen Songs, welche ich mit 16 rauf und runter gehört habe, bringen mir schon fast ein Stück Jugend zurück.

Aber auch abgesehen von nostalgischer Schwärmerei gefällt mir der Auftritt wirklich gut. Mit Sarah Jesebel Deva haben die Norweger wieder eine sehr starke Sängerin dabei, welche mehr als einfach nur Background-Gesang abliefert. Genau der Wechsel zwischen ihrer hohen, klaren Stimme und dem einzigartigen Mix aus Gekeife und Growls von Nagash machen einen grossen Teil des Reizes dieser Band aus. Wieder ein guter Auftritt, aufgrund des Songmaterials noch ein Stück besser als gestern im Royal Theater. Es ist jetzt nicht so, dass ich sehnsüchtig auf ein neues Album der Truppe warten würde. Aber ich bin sehr froh, diese beiden Shows erlebt haben zu dürfen.

Die Setlist – Covenant (Nexus Polaris Set) – Pool Deck

  1. The Sulphur Feast
  2. Bizarre Cosmic Industries
  3. Planetarium
  4. The Last Of Dragons
  5. Bringer Of The Sixth Sun
  6. Dragonheart
  7. Planetary Black Elements
  8. Chariots Of Thunder
  9. New World Order*

*Zugabe

Die Fotos – Covenant (The Kovenant) – Pool Deck (pam)

Trouble – Ice Rink

Luke: Nach einer kurzen Pause in Windjammer und – natürlich – im Casino, bei der ich etwas die Zeit vergesse, kommt mir plötzlich in den Sinn, dass ich ja eigentlich bei Trouble reinschauen wollte. So richtig vertraut mit der Band bin ich zwar nicht, ich weiss aber, dass sie bei vielen Leuten als absoluter Kult gilt. Und als ich mit Verspätung im Ice Rink eintreffe, fällt mir zudemsofort wieder ein, in welchem Zusammenhang ich zum letzten Mal von der Gruppe gelesen habe. Kyle Thomas von Exhorder singt da. Sein Gesangsstil ist hier zwar komplett anders als bei den New-Orleans-Kult-Thrashern, aber seine Stimme ist auch in diesem Stil einfach nur verdammt gut.

Musikalisch erinnern mich Trouble relativ stark an alte Black Sabbath. Teilweise eher hardrockig, dann wieder knietief im Doom, und das Ganze versehen mit christlichen Texten. Die beiden Gitarristen Rick Wartell und Bruce Franklin (mit unfassbar gutem Schnauz) sind beide über sechzig, aber haben noch so richtig Power. Beide spielen die Hälfte der Zeit mit geschlossenen Augen und auch Kyle legt sehr viel Gefühl und Hingabe in seinen Gesang. Ich bin ja weissgott nicht der grösste Doom-Fan auf diesem Planeten, aber alte Sabbath gefallen mir halt schon. Ich ärgere mich masslos, bin ich nicht früher gekommen. Die ungefähr zwanzig Minuten, die ich hier bin, reichen gerade einmal für drei Songs, wobei einer davon über zehn Minuten dauert. Aber leider muss ich weiter, ich habe mit pam bei Lutharo in der Lounge abgemacht.

Sonata Arctica – Pool Stage

Kaufi: Zur besten Zeit dürfen nun Sonata Arctica auf der Pool Stage ran. Die Erwartungen meinerseits sind nach dem Triumphzug im Theater hoch, sehr hoch. Doch dann das erste Problem: Der Sound wird regelrecht vom Winde verweht. Das ist in diesem Moment (ok, nicht nur in diesem…) enorm ärgerlich. Problem Nummer zwei: Die Setliste ist zwar bis auf den Opener und den Vodka-Abschluss komplett umgekrempelt (was ja sehr löblich ist!), doch insgesamt dann schon schwächer als jene am ersten Abend.

Nach dem (gleichen) Opener “First In Line” spielen die Finnen gleich drei Songs aus der Ära späte Nuller- / frühe Zehnerjahre. Also jene Phase, die mit dem schnellen, keyboardlastigen Power Metal kaum etwas zu tun hatte. Auch die Ballade “Tallulah” ist da eher fehl am Platz. Doch ab “Angel Defiled” kriegen die bestens aufgelegten Nordlichter doch noch die Kurve.

“My Land” und vor allem “Wolf & Raven” lassen das Stimmungsbarometer (endlich) richtig in die Höhe schnellen. Der Beweis ist ein grosser Moshpit… Mit dem fantastischen “Don’t Say A Word” inklusive dem „Vodka“-Outro ist dann alles wieder im komplett grünen Bereich. Die Rede betreffend “Live-Musik” darf zuvor ebenfalls nicht fehlen. Insgesamt schlussendlich doch einer der besseren Auftritte von Sonata Arctica, selbst wenn er im direkten Vergleich schon ein Stück hinter der ersten Show zurückbleibt.

Die Setlist – Sonata Arctica – Pool Stage

  1. First In Line
  2. The Last Amazing Grays
  3. I Have A Right
  4. Flag In The Ground
  5. Tallulah
  6. Angel Defiled
  7. My Land
  8. Wolf & Raven
  9. Don’t Say A Word

Die Fotos – Sonata Arctica – Pool Stage (Kaufi)

So, was steht als nächstes an? Ah, Powerglove. Da kann man mal reinschauen. Noch jemand mit dabei?

Lutharo – Star Lounge

Luke: Moment Kaufi, soweit ist es noch nicht. Zuerst stehen Lutharo in der Lounge an und von diesen hatte pam ja nach dem ersten Gig in den höchsten Tönen geschwärmt. Irgendwas von einer Sängerin, welche Alissa von Arch Enemy (alles andere als meine Lieblingsband übrigens) locker in die Tasche steckt, habe ich noch in den Ohren. Und auch etwas von wildem Stilmix. Tönt nicht uninteressant, also mal schauen, wie nahe sich bei dieser Band der Geschmack von mir und dem Chef kommen.

Die Lounge ist zumindest schon einmal gestossen voll , als ich kurz vor Beginn eintreffe (pam: Ich hab die Lounge selten so voll erlebt). Da scheint also nicht nur pam nach der ersten Show Empfehlungen ausgesprochen zu haben. Dass gleich beim ersten Song das dominante Instrument Keyboard auf der (zugegeben sehr kleinen) Bühne nicht zu sehen ist, schmälert meine Freude bereits ein bisschen. Die Vocals von Frontdame Krista Shipperbottom (ich hoffe fest für die Gute, dass das ein Künstlername ist) sind dann tatsächlich nicht so weit von Frau White-Gluz weg: Einigermassen erträglicher Cleangesang und teilweise gute Growls – solche steuert nebenbei auch Gitarrist Victor Bucur bei. Bis aufs laute Backtrack-Keyboard finde ich den ersten Track wirklich ok. Nicht so ganz mein Ding, aber nicht so richtig schlecht.

Song Nummer zwei fängt dann sogar richtig gut an. Aggressive Vocals, geile (Twin-)Gitarren und ordentliche Härte. Das könnte ja doch noch etwas werden mit mir und Lutharo, denke ich mir so. Kaum habe ich den Satz in meinem Kopf beendet, kommt aus dem Nichts ein Refrain, der so unglaublich cheesy ist, dass ich mir sofort die Zähne putzen möchte. Einfach aus Angst, von so viel Zucker Löcher zu bekommen. Anders instrumentiert hätte diese Hook ganz grosse Chancen, die Schlager-Hitparaden im Sturm zu erobern. Aber noch nicht aufgeben, das Grundgerüst stimmt ja. Eventuell nur ein Ausrutscher?

Leider nein. Beim dritten Lied sind mir dann auch Teile der Clean-Vocals von Krista etwas zu theatralisch. Zusammen mit den Konserven-Keyboards und erneut einem maximal kitschigen Refrain wirds jetzt schon langsam etwas schwierig für mich. Und so geht es leider weiter. Nicht falsch verstehen: Die Band wirkt sehr sympathisch und die Spielfreude ist den KanadierInnen ebenfalls nicht abzusprechen. Aber ich bin hier definitiv nicht die Zielgruppe. Neben ziemlich harten Passagen, welche mir gefallen, gibt es sehr viel symphonischen Firlefanz und dazu unfassbar schlagermässige Refrains. Ziemlich sicher wird die Gruppe mit ihrem Mix aus Arch Enemy und Unleash The Archers viele neue Fans gewinnen in den nächsten Jahren. Aber noch sicherer werde ich keiner davon werden. Sorry, pam!

pam: Tja, du bist halt einfach zu wenig schunkelbar 😉. Okay, ich bin ja alles andere als ne Schlagertussi, aber ich lieb halt epische und ja auch kitschige Melodien oder Refrains. Drum find ich das Stil-Potpourri nach wie vor sehr geil. Vor allem bin ich ja heikel mit Schreigesang, doch hier find ich es mit der nötigen Aggressivität einfach nur geil. Der perfekte Mix zwischen Härte und Melodie. Da bin ich voll die Zielgruppe. Schade Luke, hab ich da an dir vorbeigeschwärmt. Schön hast ihnen eine Chance gegeben. Hätte ja sein können.

Luke: Ich brauche jetzt erst einmal ein Getränk – möglichst ein ungesüsstes – und eine Zigarette dazu. Sorry, Kaufi, du musst Powerglove alleine abarbeiten. Aber wir treffen uns ja bald bei Striker.

Die Setlist – Lutharo – Star Lounge

  1. Phantom
  2. Ruthless Bloodline
  3. Reaper’s Call
  4. Wings Of Agony
  5. Hopeless Abandonment
  6. Born To Ride
  7. Blood Lightning
  8. Lost In A Soul

Powerglove – Ice Rink

Kaufi: Wie auch die Super Monster Party haben sich Powerglove “Videogames” als ihr musikalisches Motto ausgewählt. Wenn ich das richtig verstehe, spielt das Trio Metalversionen von Video-Soundtracks. Irgendwie strange. Bekanntlich finde ich die Maskerade der Fans an einem Metal-Festival generell eher daneben. Doch hier sind grad wirklich Mario, Luigi, Peach und Wario anwesend – Figuren des fast einzigen Spiels, welches sogar ich gespielt habe! Passt dann doch recht gut in diesem Fall.

Die Musiker schmeissen auch schon mal einen ganzen Stapel Plastikwaffen ins Publikum und ich erkenne plötzlich “Ghostbusters”. Diese Version des über vierzigjährigen Klassikers von Ray Parker Jr. hat etwas, das muss ich zugeben. Hingegen sagt mir Sonic the Hedgehog wirklich nur als blaue Figur etwas, weder musikalisch noch videospielmässig bin ich damit vertraut. Genauso wenig mit der Gastsängerin Narcissa Vox, die hier mitsingen darf – sorry. Die Fans, unter denen sich auch Ocsar Dronjak von HammerFall befindet, haben ihren Spass, ich hingegen mach mich lieber mal auf in die Lounge. Das einzige Mal – ich hoffe mal, es wird sich lohnen!

Die Setlist – Powerglove – Ice Rink

  1. Guile’s Theme
  2. Tetris
  3. X-Men Theme
  4. Super Smash Bros. Melee Theme
  5. Ghostbusters
  6. The Fastest Thing Alive
  7. Under The Sea
  8. In The Dark Of The Night
  9. Kirby
  10. Pokémon Theme
  11. Mario Minor
  12. Power Rangers

Die Fotos – Powerglove – Ice Rink (pam/Kaufi)

Striker – Star Lounge

Kaufi: Striker sind eigentlich schon fast Stammgäste auf der 70’000 Tons of Metal. Warum die Kanadier jedoch immer wieder absolut besch…eidene Slots erhalten, werde ich nicht verstehen. Heute spielen sie zwar zu einer guten Zeit (Viertel vor Elf), dafür in der Lounge. Show Nummer 1 war übrigens Tag 1 um halb fünf Uhr – morgens!

Ich sichere mir, bewaffnet mit einem Painkiller, einen Sessel nahe der Bühne. Im Wissen, dass ich kaum was sehen werde. Kollege Luke geht es ähnlich, der trifft auch grad ein und steht irgendwo in der dritten Reihe. Da herrscht wohl auch ein Überfluss an Sichtmangel. Egal, der Sound wird schon passen!

Striker ist eine dieser Bands, die ich immer sehr gerne live sehe, von der ich auch einige CDs mein Eigen nenne – und die ich dann trotzdem kaum höre. Kein Wunder also, dass ich kaum Details zum Programm erzählen kann. Doch es macht trotzdem wie immer Spass! Zwar ist es in der Lounge wie an anderen Orten schlicht zu laut, doch immerhin stimmt die Soundqualität. Und wenn es einen Song gibt, den ich sofort erkenne, dann ist es die Hymne “Former Glory”. Das ist einfach geil! Luke, was hast Du da noch zu erzählen? Du kennst dich doch mit diesen Jungs besser aus als ich…

Luke: Meinst du Kaufi? Also ich habe die Band zwar schon ein paar Mal live gesehen und fand sie immer geil, mehr als ein Tonträger («Play To Win» von 2018) hat es bis jetzt allerdings nicht in meine Sammlung geschafft. Das aktuelle Album «Ultrapower» vom letzten Jahr hat mich trotz guten Ansätzen nicht restlos begeistert, weswegen es (zumindest bisher) aussen vor geblieben ist bei meinen Einkäufen. Also ein richtiger Experte bin ich nicht, aber natürlich trotzdem gespannt auf die Show. Die Sicht hier in Reihe drei ist übrigens sogar ziemlich gut, solange man nicht einen allzu grossen Menschen vor sich hat. Aber pam ist nicht hier und auch sonst keiner, der mich extrem körperlich überragt.

So sehe ich nach dem Techno-Intro (ich staune, dass Kaufi dies nicht negativ erwähnt hat) auf die knalligen Shirts in Neonfarben, deren Aufdrucke sich, wenn ich das richtig mitbekomme, alle auf Songtitel der letzten Scheiben beziehen. Sämtliche Musiker tragen so ein Teil, bis auf Sänger Dan Cleary. Abgesehen von ihm selbst wurde die Besetzung der Gruppe in den letzten Jahren ziemlich durchgewirbelt. Und als ob er sich etwas absetzen möchte vom Rest, trägt Bandleader Dan eine schlichte Jeansjacke und darunter ein stilistisch nicht ganz passendes Death-Bandshirt. Nun, ich mag Striker und Death, also werde ich mich hier sicher nicht beschweren über die Kleiderwahl.

Geboten wird heute tatsächlich vorwiegend Stoff vom aktuellen Langspieler – sechs von zehn Songs sind von der neuesten Scheibe. Und ich muss sagen, live tönen die Sachen irgendwie geiler als bei meinem Durchlauf auf Spotify letztes Jahr. Ich muss da nach dem Schiff nochmals reinhören. Was etwas gewöhnungsbedürftig ist, sind die teilweise nun doch sehr auf Spass und Party getrimmten Texte wie in «Best Of The Best Of The Best» oder «Sucks To Suck». Aber gerade in der heutigen Zeit tut es manchmal gut, einfach nur das Hirn abzuschalten und abzufeiern.

Und dies wird hier definitiv zur Genüge gemacht. Die Stimmung während der gesamten Show in der rappelvollen Lounge ist wirklich hervorragend. Sowohl die Band als auch das Publikum scheinen definitiv ihren Spass zu haben. Auch die letzten drei Songs, welche alle etwas älter sind, können die Stimmung problemlos halten, ja sogar noch steigern. Neben dem bereits erwähnten «Former Glory» folgt zum Abschluss mit «Heart Of Lies» zudem ein absoluter Favorit von mir. 

Ein wirklich guter Auftritt, der Laune macht. Umso schader für die Gruppe, dass sie wie von Kaufi schon richtig angemerkt wieder mit komischen Spielzeiten und/oder Locations zu kämpfen hatte. Bei einem nächsten Gig auf dem Schiff wünsche ich der Band mal ein Set an Tag drei um 17 Uhr auf dem Pooldeck. Klar, Tankard haben heute die Latte hoch gelegt. Ich bin aber überzeugt, dass auch Striker da für einige Stimmung sorgen würden. (Anm. Kaufi: Au ja, das würde ich sofort unterschreiben!)

Die Setlist – Striker – Star Lounge

  1. Circle Of Evil
  2. Best Of The Best Of The Best
  3. Born To Lose
  4. Blood Magic
  5. Ready For Anything
  6. Thunderdome
  7. Sucks To Suck
  8. Former Glory
  9. Phoenix Lights
  10. Heart Of Lies

Ex Deo – Ice Rink

Luke: Ich liebe ja die Stilbrüche auf dem Schiff! Von spassigem Power Metal direkt zu symphonischem, modernem Death Metal zu wechseln, ist hier absolut kein Problem. Die Gemeinsamkeit von Striker und Ex-Deo wäre immerhin die Herkunft, beide Gruppen kommen aus Kanada. Viel mehr gemeinsam haben die beiden Acts aber effektiv nicht.

Der Ice Rink ist sehr gut gefüllt und der Sound zwar ein bisschen gar laut, sonst aber ziemlich ok. Abgesehen davon ändert sich an meinem Fazit vom ersten Set vorgestern hier nicht viel: Mir persönlich gefallen Kataklysm mit fast identischer Besetzung um einiges besser. Und die ständigen Samples nehmen irgendwie den Schwung immer wieder etwas raus. Mit dieser Einschätzung stehe ich freilich wohl ziemlich alleine da, der Rest der Anwesenden feiert Maurizio und seine Mitstreiter nach allen Regeln der Kunst ab. Die Stimmung ist die ganze Show über sehr gut. Mich haut aber auch Auftritt Nummer zwei nicht aus den Schuhen.

Stratovarius – Royal Theater

Kaufi: Die lange Nacht geht weiter. Zurück im Theater ist es Zeit für finnischen Power Metal. Stratovarius spielen hier nun ihr “Visions”-Set. Zwar bin ich langjähriger Fan der Band, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir dieses Album in meiner Sammlung fehlt. Wenn ich das richtig verstehe, ist dies sozusagen das Vorzeige-Werk der Band. Und klar sind mir einzelne Songs durchaus ein Begriff: “Black Diamonds”, “Kiss Of Judas”, “Paradise”.

Unter den zahlreich anwesenden Zuschauern haben es sich unter anderem auch Majestica gemütlich gemacht und erleben, wie Stratovarius mit “Forever Free” ihren einstündigen Auftritt starten. Wie versprochen gibt es das komplette “Visions”-Album, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge.

Das ultimative Highlight bildet “Paradise”, dessen Text in diesen Tagen aktueller denn je scheint. Das ist pure Eskalation, bei mir und bei den Fans. Das direkt anschliessende “Black Diamond” beschert der Security viel Arbeit, denn jetzt sind die Crowdsurfer richtig erwacht. Mit dem ruhigen “Coming Home” gibt es jedoch gleich wieder eine Verschnaufpause, bevor das zehnminütige Epos “Visions (Southern Cross)” das grosse Finale liefert.

Wie gesagt, da ich mit dem Album an sich nicht wirklich vertraut bin, habe ich stellenweise etwas Mühe mit dem Gebotenen. Doch der allergrösste Teil des Publikums sieht das anders, sorgt für eine Wahnsinns Stimmung und feiert die Finnen nach allen Regeln der Kunst ab. So muss es doch sein!

Die Setlist – Stratovarius – Royal Theater

  1. Forever Free
  2. The Kiss Of Judas
  3. Legions
  4. The Abyss Of Your Eyes
  5. Before The Winter
  6. Holy Light
  7. Paradise
  8. Black Diamond
  9. Coming Home
  10. Visions (Southern Cross)

Die Fotos – Stratovarius – Royal Theater (Kaufi)

So, mein nächster Termin ist um Viertel nach zwei. Da bleibt Zeit für a) einen Mitternachtshappen und b) Fotos von “Luke-Bands”. Während mir bei Decapitated schon die Ohren bluten, so fallen sie mir anschliessend bei Benighted dann schier vom Schädel…

Decapitated – Pool Stage

Luke: Ach Kaufi, sooo schlimm? Danke jedenfalls für deine Überwindung. Wobei, so eine richtige «Luke-Band» sind Decapitated, wie beim ersten Set schon erklärt, ja nicht. Da ich aber seit Covenant sowieso nicht mehr draussen war, bietet sich ein Besuch auf dem Pool Deck nun trotzdem wieder einmal an. Da ist es, wie ich gleich feststelle, ziemlich windig, der Platz vor der Bühne ist dementsprechend nicht komplett voll aber auch nicht schlecht gefüllt.

Heute steht ein spezielles «Cancer Culture»-Set auf dem Programm. Ich finde ja solche Special Shows eine feine Sache, besonders wenn irgendwelche Klassiker komplett durchgespielt werden. Ob das Ganze beim aktuellen Album ebenfalls Sinn macht? Nun, das müssen andere entscheiden. Ich bin irgendwie gespannt, wie die Platte live tönt. Gerade das sie so grausam überproduziert ist, war einer der Gründe, mir die Scheibe im Jahr 2022 trotz guter Ansätze nicht zuzulegen. Und mit dem Wind hier kann das ja unmöglich so künstlich tönen. Oder?

Jein. Die Backtracks sind furchtbar laut und scheinen irgendwie weniger unter dem Wind zu leiden, als die echt gespielten Parts. Dadurch wird der musikalisch ziemlich klinische Vibe des Releases jedenfalls perfekt eingefangen. Und wenn dann noch Gast-Vocals von Tatiana Shmailyuk (Jinjer) und Rob Flynn (Machine Head) ab Konserve kommen, hilft dies dem Live Feeling auch nicht so richtig. Aber: Die Songs sind eigentlich richtig geil, dies kann ich nun so festhalten.

Es bleibt somit wie schon beim ersten Gig bei einem zwiespältigen Fazit: Eigentlich ist die Band ja definitiv super und müsste genau mein Fall sein. Das Publikum geht ebenfalls gut mit, die Stimmung ist vor der Bühne wirklich ausgelassen und viele der Anwesenden feiern die Polen richtiggehend ab, obwohl hier «nur» ein neues Album und nicht ein «echter Klassiker» gespielt wird. Und die Songs sind besser, als ich sie nach zwei Durchgängen in Erinnerung habe. «Dank» zahlreicher Backtracks wirkt der Sound aber wie ab Konserve einfach etwas klinisch. Mal gucken, ob sich die Scheibe doch irgendwann in meine Sammlung verirrt. Hier und heute würde ich sie auch nicht kaufen, wenn der Merch noch offen hätte. Ausschliessen würde ich einen zukünftigen Kauf trotzdem nicht.

So, und nun folgt die für mich ärgerlichste Überschneidung des ganzen Schiffs. Gehe ich jetzt ins Theater oder in den Ice Rink? Ich kann mich fast nicht entscheiden…

Die Fotos – Decapitated – Pool Stage (Kaufi)

Onslaught – Royal Theater (Teil 1)

Luke: Schlussendlich entscheide ich mich zuerst einmal für Onslaught, welche in diesem Set das komplette «The Force»-Album von 1986 spielen. Ich liebe die Scheibe und vor allem die beiden ersten Songs, also will ich den Anfang nicht verpassen. Nur: Leider passiert hier im Theater erstmal nicht viel. Die Bühnencrew ist am Arbeiten und verteilt sogar noch Setlists von Stratovarius, welche direkt vorher gespielt haben. Keine Ahnung, ob die Kaufi-Faves so grausam überzogen haben oder sonst etwas noch nicht bereit ist? Für mich aber umso ärgerlicher, da wäre ich doch besser zuerst in den Ice Rink…

Als es mit fast 15 Minuten Verspätung mit dem sensationellen «Let There Be Death» endlich losgeht, fällt sofort auf, dass sich Sänger David Garnet die Gitarre wieder umgeschnallt hat und Nige Rockett nicht auf der Bühne steht. Ich nehme an, die Rückenbeschwerden beim eigentlichen Leadgitarristen und Gründungsmitglied sind wieder schlimmer geworden. Sehr schade. Trotzdem tönt das geil, genau wie das folgende «Metal Forces». Obwohl das Theater leider ziemlich leer ist, kommt bei den Anwesenden vor der Bühne bereits etwas Stimmung auf. Trotzdem entschliesse ich mich für einen kurzen Wechsel in den Ice Rink und hoffe, durch die Verspätung den Schluss der Show dann doch noch miterleben zu können.

Benighted – Ice Rink

Luke: Der Ice Rink ist tatsächlich um einiges voller als das Theater. Hier spielen die französischen Brutal Death Metaller ebenfalls ein Special Set und zwar zu ihrem Album «Carnivore Sublime» von 2014. Diese Scheibe kenne ich zwar nicht wirklich, aber Benighted gehen live sowieso immer. Die Stimmung ist, als ich etwas nach der Hälfte des Sets eintreffe, jedenfalls grossartig, es ist nicht nur ein grosser Pit am Toben, es sind auch jede Menge Crowdsurfer unterwegs. Und der Sound ist richtig gut und druckvoll.

Fronter Julien Truchan beweist einmal mehr, dass er nicht nur einer der besten Vocalists im extremen Metal ist, sondern dazu überaus sympathisch. Er bedankt sich sogar bei der Gruppe Krebse, die bereits den ganzen Tag unterwegs ist und scheinbar verpasst hat, dass die Verkleidungen erst morgen zum Zuge kommen. Wobei Mitternacht ja längst durch ist, insofern haben wir mittlerweile streng genommen sogar schon Tag 4.

Nach dem Titeltrack des heute zelebrierten Longplayers spielen Benighted als Bonus passend zum Headliner der diesjährigen Cruise noch das Sepultura-Cover «Biotech Is Godzilla». Sehr geile Version, der Song gefällt mir auch im Brutal Death-Gewand ausserordentlich gut. Als dann immer noch zwei Minuten auf der Uhr sind, wird husch husch noch der Band-Klassiker «Let The Blood Spill Between My Broken Teeth» nachgeschoben, obwohl der gar nicht auf der Setliste steht. Und dies ist somit tatsächlich der einzige Track, welcher bei beiden Sets der Franzosen zum Zuge kommt.

Was für ein Abriss! Benighted liefern wie schon bei der ersten Show einen sackstarken Auftritt ab. Zum Glück kennt mich der Gitarrist bereits vom ersten Set und einem kurzen Gespräch im Casino, so kann ich mir gleich nach den letzten Klängen die Setliste unter den Nagel reissen. Und nun steht ein Sprint durchs halbe Schiff an, zurück ins Royal Theater.

Die Setlist – Benighted – Ice Rink

  1. X2Y
  2. Noise
  3. Experience Your Flesh
  4. Slaughter / Suicide
  5. Spit
  6. Defiled Purity
  7. Jekyll
  8. Collection Of Dead Portraits
  9. Carnivore Sublime
  10. Biotech Is Godzilla (Sepultura-Cover)
  11. Let The Blood Spill Between My Broken Teeth

Die Fotos – Benighted – Ice Rink (Kaufi)

Onslaught – Royal Theater (Teil 2)

Luke: Meine durch den geilen Benighted-Auftritt sowieso schon gute Laune wird beim Eintreffen im Theater gleich nochmals etwas besser. Erstens: Onslaught sind tatsächlich immer noch am Spielen. Zweitens: Der Zuschauerraum ist mittlerweile um einiges voller als bei den ersten beiden Songs. Und schliesslich drittens: Nige steht nun doch auf der Bühne, mit Gitarre. David kann sich wieder voll und ganz auf seinen Gesang konzentrieren.

Ich komme zu den letzten Tönen von «Thrash Till Death» hier an und bin entsprechend trotz aller Freude etwas enttäuscht, schliesslich ist das der letzte Song des Albums. Aber es stellt sich heraus, dass die Band aufgrund der Verspätung nochmals etwas Zeit erhält. Es folgen zusätzlich zwei Songs – «Destroyer Of Worlds» und der Titeltrack vom 2007er-Longplayer «Killing Peace», welchen ich ebenfalls sehr schätze.

Ein Blick auf die Setliste nach der Show verrät dann, dass dafür zwei Stücke der «The Force»-LP ausgelassen wurden. Etwas sonderbar bei einem so angekündigten Special Set, aber mir soll es Recht sein. Ich fand den Auftritt sehr stark, vor allem die Songs nach meiner Rückkehr aus dem Ice Rink. Schade, konnte ich die beiden Sets nicht in voller Länge geniessen, sie hätten es definitiv verdient gehabt. Aber unter den gegebenen Umständen habe ich das Maximum herausgeholt. Jetzt brauche ich erstmal eine Pause. Und frische Luft. Mal schauen, was auf dem Pooldeck los ist. Ich nehme an, Kaufi ist schon da, oder?

Die Setlist – Onslaught – Royal Theater

  1. Let There Be Death
  2. Metal Forces
  3. Fight With The Beast
  4. Flame Of The Antichrist
  5. Thrash Till Death
  6. Destroyer Of Worlds
  7. Killing Peace

Delain – Pool Stage

Kaufi: Klar doch. Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens. Es ist eine lange Nacht für mich. Doch der nächste Programmpunkt hält mich wach. Mit den Kollegen ist Drinks schlürfen auf dem Pool Deck angesagt, während uns wieder ein kräftiger Wind um die Ohren pfeift. Egal: Vorfreude herrscht, in einer Viertelstunde gibt es Symphonic Metal auf die Löffel! Genau zehn Minuten lang sind wir dieser Meinung. Doch dann fegt ein übler Windstoss das Keyboard, die Halterung und noch andere Gegenstände einfach von der Bühne! Au weh, was passiert jetzt?

Hektik breitet sich aus auf der Bühne, es ist augenscheinlich, dass ein rechtzeitiger Beginn nun kaum möglich sein wird. Keyboarder Martijn Westerholt und diverse Bühnenhelfer versuchen zu retten, was zu retten ist. Die gute Nachricht: Das Keyboard selbst scheint nicht beschädigt zu sein. Und so wird das Ding beim einigermassen windgeschützten Plexiglas am Bühnenrand platziert. Zwar wird der Bandleader da somit etwas an die Seite gedrängt, dafür kann die Show mit einer knapp halbstündigen Verspätung doch noch starten!

Erfreulich, dass die Niederländer ihre Setlist umbauen. Als Opener fungiert heute ”Invictus”, welcher bei der ersten Show noch gestrichen wurde. Nach “Burning Bridges” folgt mit “Dance With The Devil” dann sogar ein neuer Track. Zudem gibt es mit dem alten “Invidia” später eine Überraschung, mit der man wohl nicht unbedingt rechnen durfte.

Ab “Creatures” darf auch wieder Gastsänger Paolo Ribaldini mittun. In der zweiten Hälfte der Show ist dann allerdings “Queen Of Shadows” die einzige Änderung zur Theater-Show, “Your Body Is A Battleground”, “The Gathering” und “We Are The Others” sind schlussendlich fast unverzichtbare Standards. Ob “Mother Machine” schlussendlich wegen der Verspätung gekillt wurde oder ob dies so oder so als “ein Track zu viel” auf der Setlist auftauchte, lässt sich nicht eruieren. Fakt ist, dass die leider wiederum nur 45 Minuten viel zu schnell vorbei gehen. Denn trotz widrigem Start ist es trotzdem eine starke Show von Delain. Und jetzt sofort in den Ice Rink!

Luke: Merci für die Erklärung, Kaufi. Ich habe mich doch gerade echt gefragt, wieso das Keyboard hier so komisch platziert wurde. Und natürlich war ich bereits schon erfreut, wieder einmal einen Live-Keyboarder erspähen zu dürfen. Aber leider ist es immer noch etwas windig hier im Freien, was wohl auch den nicht übermässig riesigen Zuschaueraufmarsch vor der Bühne erklärt. Die Anwesenden scheinen ihren Spass zu haben, mir ist das im Grossen und Ganzen aber etwas zu poppig. Da zudem nun die Müdigkeit langsam aber sicher voll reinhaut, verabschiede ich mich zuerst einmal Richtung Kabine. Ich will zwar Beyond Creation unbedingt noch sehen, aber das dauert noch zwei Stunden. Deshalbzieh ich wieder einmal die Option Zwischenschlaf. Also Wecker stellen und ab ins Bett. Viel Spass im Ice Rink, Kaufi!

Die Setlist – Delain – Pool Stage

  1. Invictus
  2. Burning Bridges
  3. Dance With The Devil
  4. Creatures
  5. Invidia
  6. Your Body Is A Battleground
  7. Queen Of Shadow
  8. The Gathering
  9. We Are The Others

Die Fotos – Delain – Pool Stage (Kaufi)

Twilight Force – Ice Rink

Kaufi: Danke, schlaf gut! Ich gebe derweil Twilight Force eine neue Chance. Nach dem eher durchzogenen und schon auch enttäuschenden Auftritt im Theater erhoffe ich mir heute eine deutliche Steigerung mit einer Setlist, die hoffentlich nur so von Songs des Debütalbums strotzt.

Aufgrund der Verspätung bei Delain verpasse ich hier natürlich mehr als die Hälfte der Show. Was schlussendlich wohl gar nicht mal schlimm ist. Denn vieles ist trotz geänderter Setlist gleich geblieben: Fronterin Kristin Starkey ist wieder in diesem unvorteilhaften Kostüm gefangen, gesanglich zudem eine rechte Enttäuschung. Sänger Alessandro Conti alleine kann es nicht rausreissen, zumal selbst Songs wie “Battle Of Arcane Might” einfach nicht passen wollen.

Tiefpunkt ist dann die Hymne “The Power Of The Ancient Force”. Es tönt so, als ob die Band etwas anderes spielt als das, was Conti und Starkey singen. Wenn ich mich daran erinnere, wie Original-Sänger Christian Eriksson und später als Aushilfe ein gewisser Tommy Johansson diese Nummer mit der “alten” Besetzung gebracht haben… Twilight Force haben sich in eine Richtung entwickelt, die schlicht nur enttäuscht. Schade!

Die Setlist – Twilight Force – Ice Rink

  1. Dawn Of The Dragonstar
  2. Twilight Force
  3. Dragonborn
  4. Flight Of The Sapphire Dragon
  5. Twilight Horizon
  6. At The Heart Of Wintervale
  7. Battle Of Arcane Might
  8. The Power Of The Ancient Force

Die Fotos – Twilight Force – Ice Rink (Kaufi)

So, das wars dann für mich – Tag 3 geschafft! Luke, pam, noch jemand unterwegs?

Krisiun – Pool Stage

Luke: Ich bin zwar nicht noch auf, aber wieder. Eigentlich hätte ich für fast zwei Stunden Schlaf Zeit gehabt, erwache aber nach weniger als einer Stunde Dösen mit fürchterlichen Rückenschmerzen. Scheinbar habe ich mich irgendwie komisch hingelegt, was ein Weiterschlafen zumindest für den Moment unmöglich macht. Und wenn ich schon nicht pennen kann, macht es hier auf dem Schiff definitiv keinen Sinn, sich auf der Matratze zu wälzen. Also heisst es für mich: Zurück aufs Pool Deck. Das zweite Krisiun-Set steht an, beziehungsweise ist, als ich eintreffe, schon in vollem Gange.

Geboten wird ein Special Set zum «Conquerors Of Armageddon»-Album von 2000. Die Scheibe ist mir zwar nicht wirklich bekannt, aber die drei brasilianischen Death Metal-Brüder gehen eigentlich immer live. Der Platz vor der Bühne ist ziemlich leer, vielleicht etwas mehr als hundert Leute wollen Krisiun hier frühmorgens im Wind sehen. Die Band lässt sich davon aber nicht entmutigen, im Gegenteil. Es wird munter drauf los geknüppelt, was einen Teil der Anwesenden immer wieder zu Morgensport-Moshpits animiert. Auch Terrance Hobbs von Suffocation schaut sich einen Grossteil des Auftritts headbangend von etwas weiter hinten an.

Die grösste Herausforderung für die Bühnencrew scheint es zu sein, das Schlagzeug von Max einigermassen zu stabilisieren. Durch den Wind wird das Instrument immer mal wieder ein bisschen durchgerüttelt. Die Hälfte des Sets probieren zwei Helfer fieberhaft , sämtliche Becken irgendwie so zu fixieren, dass sie zwar nicht davonfliegen, aber trotzdem spielbar sind. Gar nicht so einfach. Für den Zuschauer optisch eine interessante Abwechslung zum sonstigen Geschehen auf der Bühne. Auch abgesehen davon aber ein guter und kurzweiliger Auftritt. Hätte ich meinen Wecker nicht noch gestellt, würde ich wohl glatt verpassen, dass ich ja eigentlich unbedingt zu Beyond Creation wollte.

Beyond Creation – Ice Rink

Luke: Zurück im Inneren des Schiffs frage ich mich, wo eigentlich der Rest meiner Kabinenbesatzung ist? Beim Schlafversuch vorher war ich alleine da. Also ist wohl mal wieder ein Besuch im Casino angesagt. Und tatsächlich, meine bessere Hälfte Yvonne und Kollegin Karima sind da noch fleissig am Trinken und Party machen. Aber wenigstens kann ich die beiden von einem Besuch im Ice Rink überzeugen. Dieser ist, als wir eintreffen, für die Uhrzeit ziemlich ordentlich gefüllt. Scheinbar bin ich nicht der einzige, der Beyond Creation unbedingt sehen will. Vor Ort treffen wir dann sogar noch Röschu, somit ist die Kabinen-Crew endlich wieder einmal komplett.

Die progressiven Tech-Deather aus Kanada hatten bei ihrem ersten Set mit der kleinstmöglichen Location nicht nur kein Glück mit der «Spielwiese», sondern aus meiner Sicht durch die Überschneidung mit Onslaught darüber hinaus ein denkbar schlechtes Timing. Die Lounge war aber damals schon voll und nun hat es ebenfalls genug Leute im Zuschauerraum. So ziemlich als erstes treffen wir auf die beiden Aemmer-Brüder aus dem Berner Oberland. Basil und Xaver spielen beide bei der Schweizer Band Beyond Dystopia – vom Namen her also schon artverwandt. Und auch der Stil ist bei ihnen teilweise ähnlich technisch. Gitarrist Basil erklärt mir dann gleich die Vorteile der bundlosen Ausführung der zwei Gitarren und des Basses, welche heute auf der Bühne zu sehen sind. So sehr ich Musik-Nerd bin als Hörer, so wenig Ahnung habe ich am Ende des Tages von der Technik der Instrumente…

Beyond Creation liefern derweil eine unglaubliche Performance ab! Ähnlich wie bei unseren Landsmännern von Virvum (Siehe Review vom Meh Suff! 2024) wird die Technik hier nie zum Selbstzweck. Obwohl das technisch auf einem schwindelerregend hohen Niveau ist, wird das Können der Musiker immer sehr songdienlich eingesetzt. Und es gibt neben den rasend schnellen Parts immer wieder genug atmosphärische Stücke. Dazu ist nicht nur Frontmann Simon Girard (Gitarre und Vocals) in der Lage, seine Vocals sehr abwechslungsreich und sowohl bei Growls als auch Screams interessant zu halten, sondern ebenso der zweite Mann am Sechssaiter, Kévin Chartré, welcher für die Backings zuständig ist.

Natürlich, so richtig leichte Kost ist das nicht. Kaum tobt einmal ein Circle Pit im während der Show immer besser gefüllten Zuschauerraum, wird dieser durch einen weiteren Tempowechsel gleich wieder abrupt gestoppt. Um diese Uhrzeit braucht es manchmal fast ein bisschen Konzentration, um dem allem zu folgen. Aber irgendwie hauen mich die Kanadier grad trotzdem komplett um. Richtig, richtig gut ist das alles! Und wenn dann beim einen etwas langsameren Part das leichte Schaukeln des Schiffs grad noch unfassbar gut zum Sound passt, sind wir nahe an der Perfektion.

Der letzte Song wird schliesslich mit noch über neun Minuten Spielzeit auf der grossen Bühnen-Uhr angesagt. Und trotzdem wird dieses Restzeit praktisch komplett aufgebraucht. Am Schluss des Sets ist der ganze Ice Rink irgendwo zwischen Applaudieren, zurück in die «richtige» Welt Schweben und einfach nur komplett geplättet Herumstehen. Bei mir ist es definitiv eine Mischung aus allem. Keine Ahnung, wie ich Beyond Creation auf einer Headliner-Tour in der Schweiz finden werde – aber ich bin fest entschlossen, es herauszufinden. Dieser Auftritt spät in der Nacht hat jedenfalls Lust auf mehr gemacht!

Hate – Pool Stage

Luke: Direkt nach dem Beyond Creation-Flash ins Bett? Unmöglich! Während Yvonne und Karima sich wieder dem Casino widmen, heisst es für mich nochmals rauf aufs Pool Deck. Die polnischen Black-Deather von Hate sind zwar nicht wirklich Favoriten von mir und konnten mich zum Beispiel beim letztjährigen Party.San (Review gibt es hier) nicht wirklich überzeugen. Aber hey, die 05:15-Uhr-Sets haben teilweise schon für legendäre Momente gesorgt. Und noch so ein alkoholisches Getränk hilft sicher auch meinen Schlafabsichten, da der Rücken seit meinem missglückten Schlafversuch nach wie vor etwas schmerzt…

Der Platz vor der grossen Bühne ist nun effektiv nicht schlechter gefüllt als zuvor bei Krisiun, eher sogar noch etwas voller. Aber der Wind ist geblieben oder sogar etwas stärker geworden, daher ist der Sound leider ziemlich verweht. Dazu kommt, dass mich das erneut nicht so richtig abholt musikalisch. Irgendwie sind Hate für mich definitiv zu viel belanglose Black Metal-Raserei und zu wenig Death Metal aus den Anfangstagen. Das Publikum hat seinen Spass, aber für mich ist nach etwa zwanzig Minuten wirklich Zeit für ein paar Stunden Schlaf. Schliesslich spielt in etwas mehr als vier Stunden schon die erste Band des letzten Tages. Somit beschliesse ich, meinen Rücken auf seine Schlaftauglichkeit zu testen und mich in die Kabine zu verziehen. Gute Nacht!

70’000 Tons of Metal 2025 – Tag 4 (Sonntag, 2. Februar)

Kaufi: Der letzte Tag beginnt für mich enorm chillig. Die ersten aufspielenden Truppen überlasse ich gerne den Kollegen, genauso wie den Belly Flop Contest. Für Nicky und mich heisst es: Direkt nach Ende von Septicflesh auf dem Pool Deck Plätze in der ersten Reihe sichern. Und wir sind da bei weitem nicht die einzigen, die eine Stunde vor Beginn die gleiche Idee hatten. Nur Luke seh ich noch nicht, dabei ist doch ein Deal abgemacht… 😉

Die Fotos – Impressionen – Tag 4 (pam)

Flotsam and Jetsam – Pool Stage

Luke: Gemach, Kaufi! Während du gechillt hast, stehe ich pünktlich um 10 Uhr vor der grossen Outdoor-Bühne für den Start des vierten und letzten Tages. Klar, zu viel habe ich sicher nicht geschlafen. Aber irgendwie fühle ich mich trotzdem erstaunlich fit, als mich der Wecker für Flotsam and Jetsam weckt. Auch wenn ich generell kein riesiger Fan der Gruppe aus Arizona bin, ein Sonderset mit dem Klassiker «Doomsday For The Deceiver» aus dem Jahr 1986 in voller Länge lasse ich mir nicht entgehen. Zudem ist nun herrlich sonniges Wetter und der in der Nacht noch sehr präsente Wind hat den Betrieb eingestellt, also beste Voraussetzungen für eine Pool Deck-Show.

Der Platz vor der Bühne ist dementsprechend sehr ordentlich gefüllt. Kein Wunder, ist dort nicht nur der Sound besser, sondern es gibt auch ein bisschen Schatten. Allerdings ist die Abmischung sogar vorne nicht ganz perfekt, das Schlagzeug ist definitiv zu laut. Und der Bass ist ebenfalls sehr in den Vordergrund gemischt, wobei mich das da nicht stört. Die Ex-Band von Jason Newsted (später bei Metallica) hatte immer einen präsenten Bass, das soll man ruhig hören dürfen.

Mir gefällt der Auftritt ziemlich gut, wenngleich ich mit Sänger Eric A.K. nach wie vor nicht zu 100% warm werde. Seine Vocals sind mir immer ein kleines bisschen zu hoch und näher am Power Metal als am Thrash, welchen die Gruppe sonst musikalisch bietet. Aber die Diskussion, ob die Band mit einem anderen Frontmann eine richtig grosse Thrash-Band hätte werden können oder Eric A.K. mit einer anderen Mannschaft ein erfolgreicher Power Metal-Act, habe ich vor der Cruise schon einmal geführt und ich erspare sie unseren Lesern hier und jetzt. Mir gefällt die heutige Show wie schon geschrieben ziemlich gut, halt einfach, ohne mich restlos zu begeistern.

Gegen Ende des Sets tauchen dann tatsächlich noch Yvonne und Karima auf. Die beiden haben bishergar nicht geschlafen, wirken für das aber eigentlich nach wie vorziemlich wach. Und Frühstücken kann man ja durchaus auch, ohne vorher im Bett gewesen zu sein. Also erstmal ab in den Windjammer für eine kleine Stärkung.

Destinity – Royal Theater

pam: Gut, wenn Kaufi noch am Chillen ist beziehungsweise in der Zukunft sich bereits einen Platz für Kissin’ Dynamite sichert und Luke mit den Mädels am Zmörgelen ist, dann nutze ich doch die Gelegenheit, dass ich auch wieder mal zu Wort komme. Dieses kommt aus dem Theater, wo sich Destinity aus Lyon, Frankreich, die Ehre geben. Das Etikett «Melodic Thrash und Death Metal» und eine fast dreissigjährige Existenz übten bei mir einen entsprechenden Reiz aus.

Jetzt lese ich doch grad eine Notiz zu diesem Auftritt in meinem Büchlein: «Wenn Herz noch nicht so voll pumpt…  Herzschrittmacher». Ehrlich Leute, ich weiss auch nicht mehr, was ich damit sagen wollte. Vielleicht ein guter Aufwecker in den Tag. Nun, was bleibt, sind stark Amon Amarth’sche Riffs – die man jedoch leider nicht immer so gut hört. Die Gitarren sind gegenüber Schlagzeug und Bass für einmal zu leise. Und die Ironie dabei: Sie haben nicht mal einen Bassisten dabei… die tiefen Harmonien kommen ab Band. Das gibt schon mal einen starken Abzug in der Pflicht und bei der Stilnote.

Wirklich schade um die sehr melodiösen Riffs, die so mein Ding wären. Auch die Growls erinnern an Johann Hegg. Ich muss mir das definitiv mal zu Hause in Ruhe und mit guter Abmischung reinziehen.

Die Fotos Destinity – Royal Theater (pam)

Cabrakaän – Star Lounge

pam: Wenn ich so grad das alleinige Wort habe, nutz ich doch die Gunst der Stunde und schaue nochmals bei den mexikanischen Folk-Metlern Cabrakaän (keine Ahnung wie man das ausspricht…) rein. Mal schauen, vielleicht überzeugen sie mich bei ihrer zweiten Show. Zur Erinnerung: Inspired by Nightwish und Amon Amarth (gut, die sind jetzt nicht grad die bekanntesten Folk-Metal-Kapellen…) – also erneut mein Beuteschema.

Cabrakaän erinnern mich dieses Mal ein bisschen an unsere helvetischen Infinitas – nur dass hier die Geige zu dominant und die verschiedenen Instrumente nicht ganz so harmonisch aufeinander abgestimmt ist . Das Ganze wirkt schon fast ein bisschen wie Freejazz. Tut mir leid, aber zumindest live ist das auch bei meinem zweiten Versuch nichts.

Schauen wir mal, was auf dem Pool Deck läuft. Luke, bist du fertig mit Frühstücken?

Septicflesh – Pool Stage

Luke: Yes, und auch eine kurze Abkühlung im Pool habe ich hinter mir. Nun stehe ich für Septicflesh wieder vor der grossen Bühne. War es zuvor bei Flotsam and Jetsam schon ziemlich warm, ist es nun bereits richtig heiss. Dementsprechend begehrt sind die Plätze am Schatten auf der vom Publikum aus gesehen rechten Seite der Bühne. Ich stelle mich ebenfalls da hin und bin gespannt, was die Griechen bieten. Ein grosser Fan der Band bin ich bisher definitiv nicht, aber live ist das hier meine Premiere.

Grundsätzlich tönt das irgendwo zwischen nicht schlecht und gut. Gewisse Parts gefallen mir besser, die übertrieben symphonischen eher weniger – zumal nicht nur sämtliche Keyboards ab Band kommen, sondern auch diverse andere Instrumente. Mich erinnert das Ganze ein bisschen an Ex-Deo und es haut mich genau wie die beiden Shows der Kanadier nicht komplett um. Beim Rest des Publikums ist die Stimmung aber sehr gut, trotz hoher Temperaturen ist unter anderem ein ordentlich grosser Circle Pit am Kreisen. Respekt an die unermüdlichen Mosher, welche sich auch an Tag vier und durch die Sonne nicht stoppen lassen! Unter dem Strich kann ich der Gruppe aus Athen einen guten Auftritt attestieren, welcher im Publikum grösstenteils für gute Laune sorgt, mich aber nicht restlos begeistert. Nur die Verabschiedung von Spiros Antoniou finde ich dann richtig geil: “Good night, my friends!” und das um 12:15 Uhr. Humor scheint der Gute also definitiv zu haben…

pam: Ich hatte die Band bisher in der Black Metal-Ecke geparkt und somit gehörte sie lange nicht zu meinem Beuteschema. Nun, bekanntlich bin ich da ein bisschen offener geworden, was Black Metal betrifft – vor allem wenn da noch ein Melodic oder Symphonic-Anhängsel ist. Dann wirds schnell(er) zu meinem Menuplan. Das, was Luke als «übertrieben symphonisch» bezeichnet, ist genau das, was mich hier abholt. Und so kann ich sagen, Beute schmeckt und gehört zukünftig auch auf die Einkaufsliste. Wieder mal eine neue Band auf der 70’000 Tons entdeckt, die mich nachhaltig begeistern könnte. Definitiv kriegen sie als “Rotting Christ mit Orchester” zwei Daumen hoch von mir. So, jetzt geh ich mal Futtern.

Luke: Direkt nach der Show begebe ich mich auf Deck 12, um ein paar Blicke auf den Belly Flop Contest zu erhaschen. Bei meiner ersten Cruise 2019 habe ich da noch mitgemacht, seither wurde das immer von parallel oder direkt anschliessend stattfinden Shows verhindert – so auch heute (pam: Bist du sicher, dass du später nicht nochmals mitgemacht hast? Ich kann mich auf jeden Fall noch gut an deine Teilnahme erinnern – krass, wenn das also schon sechs Jahre her ist…) Luke: Ja, war auf der 70k nur einmal dabei. Dafür nochmal auf der “cruise nach der cruise”, aber da warst du ja nicht 😉 Anm. Kaufi: Luke, deine Prügelbands haben wohl einiges an deinen Hirnzellen durcheinander gebracht: Es gibt textliche UND fotografische Beweise zu deiner Teilnahme 2023…). Bei dem riesigen Teilnehmerfeld bin ich aber richtig froh, mich nicht angemeldet zu haben. Zudem nimmt der Klamaukfaktor immer mehr Überhand. Gute Kostüme werden besonders dieses Jahr stärker gewichtet als gute Sprünge. Dies kostet auch den Schweizer Teilnehmer Sten die Finalteilnahme, trotz starkem Sprung. Scheinbar gibt es die Maximalpunktzahl fast nur noch für Kostümierte. Immerhin kann ich mich so ohne schlechtes Gewissen vor dem Ende verabschieden Richtung Abysmal Dawn.

Die Fotos – Septicflesh – Pool Stage (pam)

Abysmal Dawn – Star Lounge

Luke: Wirklich, ich fühle mich trotz wenig Schlaf eigentlich topfit – ehrlich! Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem, in einem Anfall von morgendlicher Dummheit zuerst in den Ice Rink zu gehen, um dann da festzustellen, dass das Konzert ja in der Star Lounge ist. Schade, als ich knapp nach Beginn eintreffe, sind die besten Plätze natürlich schon weg. Sehr ärgerlich, ich wäre ja eigentlich genug früh unterwegs gewesen. Aber wenigstens erlebe ich diesmal einiges mehr als bei der ersten Show an Tag zwei, von welcher wir nur noch den Schluss gesehen haben.

Da bereits ab dem zweiten Song ein ordentlicher Pit am Kreisen ist, kann ich mich dann links doch noch etwas nach vorne schleichen. Und unabhängig von der eingeschränkten Sicht auf die Bühne, der Sound tönt auch weiter hinten richtig geil. Die Abmischung hier in der Lounge ist gefühlsmässig durchgehend ziemlich gut in diesem Jahr, aber hier und jetzt sogar richtig sackstark. Natürlich sicher unter anderem, weil hier auf der Bühne absolute Könner am Werk sind. Musikalisch sind die vier Musiker allesamt top, dazu kommen die super Vocals von Gitarrist Charles Elliott und die ebenfalls starken Backings von Bassist Eliseo Garcia.

Was Abysmal Dawn in meinen Augen besonders auszeichnet, ist ihr sehr eigenständiger Stilmix. Grundsätzlich ist das einfach Death Metal, mit leichtem Hang zum Tech Death. Aber der Groove der Band aus Los Angeles hebt sie von einem Grossteil der Konkurrenz ab. Ich wüsste echt nicht, mit wem ich die Jungs am ehesten vergleichen würde, und das ist ein grosses Kompliment. Nicht viele Acts klingen heutzutage so eigenständig. Scheinbar wird heute dieselbe Setliste gespielt wie schon vor zwei Tagen, da wir aber wie gesagt damals nur die letzten paar Songs gesehen haben, kann ich dies für einmal gut verkraften. Ich hoffe wirklich, dass der Weg der Gruppe in der Zukunft noch weiter nach oben geht und somit bald auch einmal eine Europa-Headliner-Tour ansteht. Verdient hätten es die Jungs allemal.

Ein verdammt starker Auftritt, welcher mich doch glatt hat vergessen lassen, dass ich einen Deal mit Kaufi hatte. Also heisst es direkt nach dem Ende des Sets lossprinten und ab aufs Pool Deck.

Die Setlist – Abysmal Dawn – Star Lounge

  1. Impending Doom
  2. Perfecting Slavery
  3. In Service Of Time
  4. A Nightmare Slain
  5. Inanimate
  6. Programmed To Consume
  7. Hedonistic
  8. Human Obsolescence
  9. My Own Savior
  10. The Inevitable Return To Darkness

Kissin’ Dynamite – Pool Stage

Kaufi: Der Platz vor der Pool Stage ist mittlerweile verdammt gut gefüllt und die karibische Sonne brutzelt schön auf die Leute runter. Und es wird nun noch heisser auf der Bühne: Kissin’ fuckin’ Dynamite sind da, um den Fans 45 Minuten Feuer unter dem Allerwertesten zu machen!

Ob mit oder ohne Fanbrille: Die Schwaben räumen einmal mehr ab. Stadium Rock unter solchen Bedingungen, das ist einfach nur geil. Es sind zwar leider die gleichen sieben Songs wie zwei Tage zuvor im Ice Rink, doch es sind halt allesamt Hits, die einem fast intravenös ins Blut geschossen werden.

Hüpfen bei “DNA” (danach bin ich eigentlich schon k. o.…), mitsingen bei “No One Dies A Virgin” (In the very end life fucks us all!) und sich grillieren lassen bei „I’ve Got The Fire”. Pure Emotionen bei “Not The End Of The Road” (möglicherweise die besten Lyrics, welche die Band je geschrieben hat!) und dann die Hymne, die man sich problemlos in einem vollen 50’000er-Stadion vorstellen kann: “You’re Not Alone”.

SO geht eine Poolparty, liebe Leute! Auch wenn es andere Bands hier gibt, welche sicher mehr Zuschauer anlocken: Die Stimmung, welche Hannes, Jim, Ande, Steffen und Sebastian hier während einer Dreiviertelstunde verbreiten, ist einfach fantastisch. Und was ist das Fanzit davon? Richtig: Sechzig Minuten wären noch zu wenig Spielzeit! Hach, ich liebe diese Band einfach! Brauch glaubs wirklich mal noch ein Tattoo…

Ach ja, da war doch noch was: Luke? Kurz zur Erklärung: Luke und ich hatten abgemacht, dass er KD schauen kommt und ich danach Suffocation. Ganz hat das allerdings wohl nicht geklappt?

Luke: Du hast mich erwischt, Kaufi. Da Abysmal Dawn so geil waren, schaffe ich es effektiv erst für die letzten zehn Minuten vor die Bühne. Und als ich da eintreffe, ist der Platz alles andere als gut gefüllt. Nur die vorderen Reihen sind richtig dicht gedrängt, Septicflesh zuvor hatten definitiv mehr Zuschauer. Irgendwie aber auch nachvollziehbar, die Sonne brutzelt nun wirklich erbarmungslos vom Himmel. Bedenkt man die Hitze, ist die Stimmung bei den Anwesenden sogar richtig gut. Und die Band lässt sich davon erst recht nicht beeindrucken. Obwohl ich nur noch ein paar Minuten miterlebe, merke ich sofort, dass die Jungs bis in die Haarspitzen motiviert sind. 

Zum Schluss gibt es sogar noch eine Scorpions-Pyramide zu bestaunen, was gemäss Experte Kaufi fest dazugehört bei Konzerten von KD. Wirkt wie so einiges bei der Gruppe ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber irgendwie trotzdem sympathisch. Deswegen gibt es von mir hier einen Daumen nach oben, wenngleich musikalisch nicht wirklich meins. Und Kaufi, da ich nur den Schluss geschafft habe, musst du natürlich auch nicht die ganze Suffocation-Show durchziehen. Ich denke, das wäre dir sowieso noch um einiges schwerer gefallen als mir Kissin Dynamite 😉 (Anm. Kaufi: DAS dürfte gut möglich sein, hehehe…)

Die Setlist – Kissin‘ Dynamite – Pool Stage

  1. Back With a Bang
  2. DNA
  3. No One Dies a Virgin
  4. I’ve Got the Fire
  5. Not the End of the Road
  6. You’re Not Alone
  7. Raise Your Glass

Die Fotos – Kissin‘ Dynamite – Pool Stage (Kaufi)

Stormruler – Ice Rink

Luke: Bevor es mit Suffocation den maximalen Kontrast zu Kissin’ Dynamite auf der grossen Bühne gibt, unternehme ich noch einen Ausflug in den Ice Rink. Unterdessen ist es wirklich so warm draussen, dass eine kurze Abkühlung im Inneren des Schiffs zwischendurch willkommen ist. Und zusätzlich zur Klimaanlage sind hier zusätzlich frostige Sounds zu erwarten. Melodic Black Metal ist beileibe nicht mein bevorzugtes Genre. Aber die Amis von Stormruler haben in den wenigen Jahren ihres Bestehens – seit 2019 – doch schon einigen Staub in der Szene aufgewirbelt, also will ich doch einmal reinschauen.

Das mit dem Staub aufwirbeln scheint definitiv keine subjektive Wahrnehmung zu sein, der Ice Rink ist jedenfalls sehr gut gefüllt als ich da eintreffe. Und auch die Stimmung ist ziemlich gut, ein grösserer Pit ist bereits am Kreisen. Musikalisch gibt es bei dem Duo, welches auf der Bühne um Live-Musiker ergänzt wird, in meinen Ohren ziemlich klassischen Black Metal zu hören. Die leichten Dissection-Anleihen wissen durchaus zu gefallen. Das typische Black-Blastbeat-Drumming ist hingegen eher langweilig. Und die gekreischten Vocals sind für mich – wie so oft in dem Genre – ziemlich schwer zu ertragen. Schade, mit Growls à la Necrophobic würde ich das gar nicht so schlecht finden. Aber so bin ich nach ein paar Songs definitiv genug abgekühlt, um wieder an der Sonne auf Suffocation zu warten.

Suffocation – Pool Stage

Luke: Hier haben sich nun zum gegenüber dem Programm um fünf Minuten verzögerten Beginn der Show etwas mehr Leute versammelt als bei Kissin’ Dynamite direkt vorher. Die Sonne brennt immer noch erbarmungslos vom Himmel – ich vermute aber, dass die technischen Probleme während der ersten Viertelstunde nichts mit der Hitze zu tun haben. Da scheinen irgendwie ein paar Kabel nicht so richtigen Dienst nach Vorschrift zu leisten, was für einige Aufregung sorgt. Durch die zwei kurzen Unterbrechungen deswegen wird auch ein bisschen der Schwung aus der Show genommen.

Als dann nach ungefähr zwanzig Minuten alles reibungslos klappt, zeigt die Band aber wieder, dass sie live schlicht und einfach eine Macht ist! Terrance Hobbs merkt man kein bisschen an, dass er gemäss Zeugen die ganze Nacht bis morgens um 10 Uhr im Casino war. Seiner Energie scheint das nicht abträglich gewesen zu sein. Und auch Bass-Monster Derek Boyer ist wie gewohnt in Topform. Nur Sänger Ricky Myers ist zwischendurch ein bisschen anzumerken, dass ihm ein paar Grad weniger wohl ebenfalls lieber wären. Doch Hitze hin, Schweissbäche her: Eine Suffocation-Show ohne Moshpits und jede Menge Headbanging gibt es nicht.

Klar, die Circle Pits waren definitiv schon etwas grösser und schneller unterwegs. Aber unter Berücksichtigung der äusseren Umständen ist hier die Stimmung trotzdem sehr gut. Auch wenn ich keine Kraft für grössere Rennbewegungen habe, lässt der Groove der Amis meinen Nacken nicht wirklich zur Ruhe kommen während des ganzen Auftritts. So bin ich nach den 45 Minuten komplett durchgeschwitzt aber glücklich. Wie habe ich beim ersten Set geschrieben: Live sind die New Yorker einfach eine Bank. Dies kann ich erneut ohne irgendwelche Abstriche so unterschreiben! Und Kaufi, hast du auch deine paar Minuten erreicht? Dein Fazit? 😉

Kaufi: Das willst du glaubs gar nicht wissen. Etwa zehn Minuten stehe ich ziemlich weit hinten und beobachte, was da abgeht. Du hast recht: Eine ganze Show könnte ich mir da wohl nie reinziehen. Dieses Zeugs ist mir einfach ZU extrem, da ergreife ich dann effektiv die Flucht. Nein, dieses Geprügel überlasse ich gerne dir und den anderen Fans.

Die Fotos Suffocation – Pool Stage (pam)

The Zenith Passage – Ice Rink

Luke: Nun geht es für mich direkt wieder ein paar Stockwerke weiter nach unten. Nach den Schweissbächen vorher auf dem Pooldeck freue ich mich auf den Ice Rink. Hier ist die Temperatur nun tatsächlich angenehmer. Bei Beginn hat es zwar etwas weniger Leute als bei Stormruler direkt vorher, der Raum füllt sich aber bereits während der ersten beiden Songs noch um einiges. Da mussten wohl einige Freunde des technischen Death Metals nach Suffocation noch etwas durchatmen…

Geboten wird den Anwesenden wie bereitsbeim ersten Set sehr abgefahrener und technischer Death Metal, welchen man wohl schon als progressiv bezeichnen kann. Sämtliche Musiker sind absolute Könner ihres Fachs. Brandon Griffin trägt seinen Bass zwar eher auf Höhe Krawatte als beim Gürtel, aber was der Gute sich aus seinen Fingern zaubert, ist absolut atemberaubend. Ebenso wie das Drumming von Max Sepulveda. Dieser sieht aus, als würde er viel Zeit am berühmten Muscle Beach – die Band stammt aus Los Angeles – verbringen. Sein Spiel hingegen lebt nicht in erster Linie von seiner Kraft, sondern wirkt extrem gefühlvoll. Würde mir jemand erzählen, dass er nebenbei noch in einem Jazz-Trio spielt, ich würde es ohne Zweifel glauben…

Die vielen Tempowechsel sind krassen Moshpits zwar nicht gerade zuträglich, trotzdem gibt es immer wieder etwas Bewegung im Zuschauerraum. Und wie schon beim ersten Set wirken die Ansagen von Frontmann Justin McKinney sehr sympathisch und entspannt. So lässt er uns wissen, dass sich die Band gestern in Jamaika am Stand komplett abgeschossen hat. Dadurch hat man scheinbar fast das Schiff bei der Weiterfahrt verpasst, und der Sänger hat auch noch seine Sonnenbrille verloren. Auf die Nachfrage, ob diese irgendjemand gefunden hat, folgt leider keine Reaktion.

The Zenith Passage überzeugen mich erneut auf der ganzen Linie! Schade ist der Merch Store bereits geschlossen, sonst müsste ich wohl nochmals zuschlagen. Aber zum Glück sehe ich die Gruppe ja bereits in ein paar Wochen im Kiff in Aarau wieder.

Die Setlist – The Zenith Passage – Ice Rink

  1. The Axiom Of Error
  2. Algorithmic Salvation
  3. Lexicontagion
  4. The Tenebrous Evil
  5. Datalysium
  6. Holographic Principle II
  7. Divinertia
  8. Deus Deceptor

Candlemass – Pool Stage

Luke: Zurück in der Hitze steht nun eine Band auf der Bühne, welche vom Namen her eigentlich zu den Headlinern gehört. Candlemass sind sowas wie die Erfinder des Doom Metal und haben als eine der ersten Bands geschafft, die Einflüsse von Black Sabbath in ein etwas moderneres, episches und metallisches Gewand zu packen. Ich bin ehrlich gesagt weder ein grosser Fan des Genres noch von der Gruppe. Aber wenn ich schon einmal die Gelegenheit habe, eine solche Legende zu sehen, lasse ich mir diese nicht entgehen. Genauso sieht dies auch Kollege Mäthu, welcher mit mir zusammen von etwas weiter hinten das Spektakel beobachtet. Und da nicht ganz sooo viel passiert in der Musik von Candlemass, kann man nebenbei zudem gut noch etwas Fachsimpeln.

Die langsamen, tonnenschweren Riffs in Verbindung mit dem heissen Wetter wecken in mir irgendwie die Assoziation Vulkan. Der Sound fühlt sich gerade ein bisschen an wie brennend heisse Lava. Oder zumindest so, wie ich mir das vorstelle. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist der Platz vor der Bühne nun sehr gut gefüllt. Ich glaube, so viele Zuschauer hatte heute noch keine Band auf dem Pool Deck. Für die Ansagen zwischen den Songs ist nicht etwa Sänger Johan Lagquist zuständig, sondern Bassist und Bandkopf Leif Edling. Sein auf Finnisch erzählter Witz sorgt aber nicht für grossartige Reaktionen.

Als der perfekt zum Wetter passende Song «Sweet Evil Sun» folgt, kommt mir plötzlich in den Sinn, dass ja jetzt gleich die Pressekonferenz ansteht. Also verabschiede ich mich von Mäthu sowie von Candlemass, die mir gar nicht so schlecht gefallen haben, ohne mich komplett aus den Socken zu hauen. Ab in die Viking Lounge. Was machst du eigentlich so, Kaufi? Schon auf Deck 14?

Die Setlist – Candlemass – Pool Stage

  1. Well Of Souls
  2. Bells Of Acheron
  3. Samarithan
  4. Bearer Of Pain
  5. Demons Gate
  6. Sweet Evil Sun
  7. Sorcerers Pledga
  8. Solitude

Pressekonferenz – Viking Lounge

Kaufi: Was ich mache? Auf der faulen Haut liegen. Nix arbeiten an diesem Nachmittag (Shit, wenn das der Chef liest…). Cocktails trinken. Der All Star Jam reizt mich überhaupt nicht, das musikalische Programm ist auch nicht das Wahre für mich. Aber da ist ja dann noch die alljährliche Pressekonferenz in der Viking Lounge. Da wäre wieder so ein Moment, in dem ich es hasse, dass ich nur Treppen laufe und keinen Lift benutze. Als ich endlich auf Deck 14 ankomme, kann man mich fast entsorgen… Luke, bitte übernehmen – ich brauch einen Drink!

Luke: Dein Drink ist schon bestellt, Kaufi. Letztes Jahr hast ja du mir an der Pressekonferenz einen Painkiller bezahlt, nun revanchiere ich mich. Dies ist übrigens mein erster und einziger Cocktail hier auf der 70’000 Tons Of Metal, ansonsten halte ich mich an Bier und Hard Seltzer. Aber der Viking Lounge-Painkiller ist für mich schon beim zweiten Mal so etwas wie Tradition.

Die Pressekonferenz selbst ist wieder nur so halb spannend. Der Schiffskapitän erzählt, dass er erstaunt ist, wie viele der Crew-Mitglieder die Musik hier mögen. Aber in den Uniformen, welche bei der Arbeit getragen werden, sieht man halt weniger gut, wer auf welchen Sound steht. Bei Leuten mit Bandshirts ist das definitiv einfacher. Ansonsten ist er eher wortkarg und sichtlich froh, als er wieder gehen kann. Andy ist hingegen sehr auskunftsfreudig und versorgt uns zuerst mit einigen Zahlen und Fakten.

Im Gegensatz zu 2024 erfahren wir nun als erste das Datum (29.1.-2.2.2026) und den Zielort (Labadee) der nächsten Cruise. (Anm. Kaufi: Dies hat sich in der Zwischenzeit geändert, Nassau ist die neue Destination.) Zudem wird ein neuer Rekord in der Kategorie Nationen der Teilnehmenden verkündet: Dieses Jahr waren Leute aus 80 Ländern dabei, der bisherige Rekord lag bei 74. Die Zahl wird später beim Skipper’s Thank You sogar noch auf 81 korrigiert, was für einige Witze sorgt. Man fragt sich, ob sie wohl zwischen Pressekonferenz und der Ansprache irgendwo in einer dunklen Ecke des Casinos noch eine weitere Nation gefunden haben. Die Rangliste mit den Ländern, welche die meisten Teilnehmer stellen, hat sich hingegen nicht sehr stark verändert. Die Schweiz liegt nach wie vor auf dem vierten Platz, hinter den USA, Deutschland und Kanada, aber vor Finnland, welches seinerseits Mexiko überholt hat.

Als die Fragerunde eröffnet wird, folgt zuerst eine Anmerkung, ob es Überlegungen gibt, mehrere Cruises in einem Jahr durchzuführen. Der Skipper verneint aber, da dies die 70k-Familie nur spalten würde. Und ich wundere mich ein bisschen, wie man so etwas fragen kann, wenn ja ganz offensichtlich schon die Organisation dieser einen Cruise so eine Herkulesaufgabe ist. So will ich denn von Andy auch wissen, wie es sein kann, dass die letzten Bands nicht nur erst kurz vor dem Schiff bekannt gegeben wurden, sondern scheinbar genauso kurzfristig gebucht – siehe unter anderem die Aussage von Warfield beim ersten Set. Andy erklärt, dass dies einem persönlichen Zwischenfall geschuldet war, durch welchen er mehrere Wochen out war. Im Programmheft zur Cruise wird auf der letzten Seite seinem Vater gedacht, welcher scheinbar 2024 verstorben ist. Ich vermute, es könnte etwas damit zu tun haben.

Natürlich gelobt der Skipper auch wieder Besserung. Er will künftig mehr Aufgaben delegieren, so dass nicht alles liegen bleibt, wenn er einmal ausfällt. Und natürlich sollen für die nächste Cruise die Bands früher bekannt gegeben werden. Haben wir alles so oder so ähnlich schon letztes Jahr gehört (pam: So hören wir das seit vielen Jahren, man könnte eigentlich mal ein Video von der Pressekonferenz machen und dieses dann einfach jedes Jahr abspielen. Darum lass ich sie dieses Jahr auch aus, weil ich mich sonst nur unnötig nerve). Mal schauen, wie viele Os das SOON dieses Jahr erhält… Ich glaub das wars mehr oder weniger. Oder habe ich etwas vergessen, Kaufi? Unsere Painkiller sind jedenfalls geleert, also wieder zurück ins Getümmel. Wo bist eigentlich du, pam? 

pam: Ich bin ein bisschen am Socializen. Über bestehende Kontakte und Freunde aus Belgien entstehen neue Kontakte und es wird auch das eine oder andere getrunken. Also anstelle der immer gleichen Leier an der Pressekonferenz geniesse ich jetzt einfach Mal die Cruise und die Menschen darauf.

Kalmah – Pool Stage

Luke: Zurück auf dem Pool Deck finde ich dann pam, meine Frage von vorher hat sich somit gleich beantwortet: Der Chef hat die Pressekonferenz doch tatsächlich vergessen (pam: Na ja, eigentlich nicht wirklich eingeplant… siehe oben ;-))! Zum Glück hast du so fleissige Mitarbeiter, welche für dich Cocktails schlürfen, äh ich meine natürlich die Infos von Andy festhalten und weitergeben (pam: Welche Infos? Da hätten wir auch Copy Paste der letzten zehn Jahre von unseren Reviews machen können ;-). So, jetzt aber genug des Rumnörgelns von meiner Seite). Der Platz vor der Bühne ist jetzt sehr gut gefüllt, was unter anderem auch daran liegen dürfte, dass die Sonne nun nicht mehr auf den Zuschauerraum brennt. Aber natürlich sind vor allem viele Leute wegen Kalmah hier.

Die finnischen Melo-Deather spielen heute ihren Klassiker «They Will Return» von 2002 in voller Länge. Das Album war damals sowas wie der Durchbruch für die Gruppe und gilt bei vielen Fans bis heute als Opus Magnum. Nun, ein richtiger Fan der Band bin ich zwar nicht, auch am letztjährigen Meh Suff!-Festival nicht geworden (Review gibt es hier). Aber live gefällt mir der Sound doch besser als ab Tonträger. Die Gitarren sind wirklich geil, die Growls passen auch und der Live-Keyboarder sorgt erneut für Extrapunkte. Es bleibt trotzdem dabei, dass dies nicht zu 100% meine Baustelle ist.

Richtig gut sind allerdings die Ansagen von Frontmann Pekka Kokko zwischen den Songs. So erfährt das Publikum, dass er die Band eigentlich gerne umbenennen würde und zwar in Total Man Of Total. Und nach einem Lied lässt er das Publikum wissen, dass dieses soeben zum ersten Mal live gespielt wurde und er ganz fest hofft, dass es ebenso das letzte Mal war. Der Typ könnte wohl problemlos auch als Stand-up-Comedian auf Tour gehen.

Auch sonst gefällt mir der Auftritt heute besser als noch letzten September in Hüttikon. Keine Ahnung, ob dies an den älteren Songs liegt oder an der heute wirklich sehr gut spürbaren Spielfreude. Sicher einen gewissen Anteil hat das regelrecht euphorisierte Publikum, welches nicht nur fleissig mitsingt, sondern ebenfalls für jede Menge Bewegung sorgt. Auffällig ist zudem, wie viele Frauen sich hier in den Pit wagen. Ist der Frauenanteil auf dem ganzen Schiff gemäss Infos aus der Pressekonferenz bei total 37.3 %, dürfte er hier vor der Bühne sogar etwas drüber liegen.

Ich hätte nicht wirklich damit gerechnet, dass mich Kalmah so überzeugen würden. Vormerken für zuhause: das «They Will Return»-Album einmal etwas intensiver durchhören. Nun knurrt mein Magen, irgendwie habe ich mich seit dem Frühstück nur noch flüssig ernährt. Also ab in den Windjammer. Kaufi, du könntest eigentlich sowieso auch wieder einmal etwas arbeiten!

Die Fotos Kalmah – Pool Stage (pam)

Dirkschneider – Royal Theater

Kaufi: Wie meinen? Ich soll wieder mal was arbeiten? Okay, okay… Ich mach mich mal auf ins Theater. Da spielt der Altmeister aus Solingen, Udo Dirkschneider. Auf der kommenden Tour steht ja das vierzigjährige Jubiläum des Accept-Albums “Balls To The Wall” im Zentrum. Einen Vorgeschmack auf das, was da kommen wird, gibt es nun hier auf dem Schiff.

Manch eine Band kündigt an, dass sie dieses oder jenes Album komplett spielt. Das passiert dann zwar auch, aber oftmals nicht in chronologischer Version siehe Stratovarius mit “Visions” am gestrigen Abend. Was passiert nun, wenn jemand so ein Vorhaben hat und der Opener dieses Werkes eigentlich DIE Übernummer an sich ist, die (fast) immer den Abschluss einer Show bildet?

Zu meiner grenzenlosen Freude machen Dirkschneider genau das Richtige: Sie starten tatsächlich mit “Balls To The Wall”! Somit ist auch grad klar, dass hier das ganze Werk in der korrekten Reihenfolge dargeboten werden wird. Respekt dafür, denn wer so einen Hit wirklich gleich zu Beginn raushaut, vor dem ziehe ich meinen imaginären Hut.

Wer nun denkt, dass deswegen Langeweile aufkommt nun, der denkt falsch. “London Leatherboys” zum Beispiel tätscht wie eh und je. Während “Fight It Back” mache ich mich mal auf in den Fotograben, was sich gleich als sehr gute Entscheidung herausstellen wird.

Der Leadsänger kündigt nämlich vor dem nächsten Song einen Gast an. Ich rechne Nummer vier des Albums müsste “Head Over Heels” sein. Da wird doch nicht…? Oh doch: Joacim Cans von HammerFall betritt unter frenetischem Jubel die Bühne! Für Unwissende: Die Schweden haben vor vielen Jahren diesen Titel gecovert und Udo war da als Gast mit dabei. Heute gibt es nun quasi eine “Live-Revanche”!

Es ist herrlich, Dinge wie “Losing More Than You’ve Ever Had”, “Losers And Winners” oder “Turn Me On” live zu erleben. Dennoch bin ich auf einen Song richtig gespannt: “Winterdreams”! Eine Ballade von Accept und dafür wurden sie vor vierzig Jahren offenbar sehr stark kritisiert. Ich selber hab (trotz meiner Abneigung gegenüber der kalten Jahreszeit) den Titel immer sehr gemocht, ich zähle ihn nach wie vor zu den besseren Heiratsbeschleunigern aus dieser Zeit.

Dirkschneider haben dem Titel zwar schon einen etwas härteren Anstrich gegeben, dennoch macht es enorm Freude, auch DAS mal live zu hören. Ein würdiger Schlusspunkt und insgesamt eine schöne Hommage an einen wahren Klassiker aus den Achtzigerjahren. Aber nun ist nach wie voretwas Spielzeit übrig, da geht noch was?

Aber ja! “I’m A Rebel” heizt das Publikum nochmals richtig an, bevor die Hochgeschwindigkeitsgranate “Fast As A Shark” alles platt macht. Persönlich habe ich zwar schon immer Mühe gehabt mit dem schnellen Hai, aber er ist hier natürlich das perfekte Finale.

Ich mach dann wieder ein Päuschen, ist das okay für euch?

pam: Von mir aus easy, wir haben ja noch Luke…

Die Setlist – Dirkschneider – Royal Theater

  1. Balls To The Wall
  2. London Leatherboys
  3. Fight It Back
  4. Head Over Heels
  5. Losing More Than You’ve Ever Had
  6. Love Child
  7. Turn Me On
  8. Losers And Winners
  9. Guardian Of The Night
  10. Winterdreams
  11. I’m A Rebel
  12. Fast As A Shark

Die Fotos – Dirkschneider – Royal Theater (Kaufi)

Arcturus – Ice Rink

Luke: Eine Show, und dann schon wieder Pause? Wo bleibt dein Arbeitseifer, Kaufi? Aber schon gut, ich bin ja da und nach wie vor erstaunlich fit dafür, dass ich wenig geschlafen habe und nun schon wieder neun Stunden auf den Beinen bin. Von Yvonne und Karima kann man das übrigens nicht behaupten: Dank der durchgemachten Nacht halten sie sich heute mehrheitlich in der Kabine auf. Dadurch bin ich aber extrem flexibel und kann mir auch einmal Sachen anschauen, die eigentlich nicht zuoberst auf meiner Liste standen – wie nun Arcturus im Ice Rink.

Dieser ist zu meinem Erstaunen nur knapp halbvoll bei Beginn. Ich hätte hier mehr Leute erwartet, da die Band gespickt ist mit im Black Metal ziemlich bekannten Namen: Am Mikrofon steht ICS Vortex (u. a. Borknagar), hinter dem Schlagzeug sitzt Hellhammer (u. a. Mayhem) und auch die restlichen Bandmember sind aktive oder ehemalige Mitglieder von Gruppen wie The Kovenant, Ulver oder Emperor. Mit all diesen Acts haben Arcturus aber nur ganz am Rande etwas am Hut. Es gibt zwar leichte Black Metal-Einflüsse, gesamthaft ist die Musik aber definitiv unter Avantgarde oder Progressive Metal besser eingeordnet.

Teilweise klingt das ziemlich gut, grösstenteils ist es mir jedoch fast etwas zu abgefahren. Die Bass-Leads von Skoll sind sehr geil und auch das Drumming gefällt. Aber die vielen Tempowechsel und sonstigen Richtungsänderungen innerhalb der einzelnen Songs sind mir nun fast etwas zu anstrengend. Die sehr variablen Vocals wollte ich eigentlich gerade noch loben, da fängt ICS Vortex mit etwas an, was wie eine kreischende Version von Jodeln tönt. Okay, jetzt bin ich endgültig raus. Mir dreht sich schon nach etwas mehr als zwanzig Minuten alles, wenn ich noch länger bleibe, wird mir definitiv schwindlig. Unter dem Strich ein interessanter Auftritt, aber in vielen Bereichen einfach etwas too much…

In Extremo – Pool Stage

Luke: Ich bin heute so aktiv und konzertgeil, dass ich mir sogar In Extremo zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einmal gebe. Bei Beginn der Show bin ich allerdings noch nicht in zahlreicher Gesellschaft, der Platz vor der Bühne ist erschreckend leer. Ein anwesender Bekannter witzelt sogar, dass da ja mehr Personen auf als vor der Pool Stage sind. Nun, ganz so schlimm ist es natürlich schon nicht, aber ich frage mich trotzdem, wo die ganzen Leute sind? Wahrscheinlich bei Dirkschneider, bei Arcturus können sie nicht gewesen sein.

Meine Vermutung scheint sich ungefähr zehn Minuten später zu bestätigen, denn plötzlich strömen viele aufs Pool Deck. Nun kann die Party also starten, halt einfach erst bei Lied Nummer drei. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir Folk Metal und Mittelalter Rock eigentlich ein Graus sind. Ich hatte als Teenager zwar einmal eine ganz kurze Phase, in derich das gut gefunden habe, und aus dieser Zeit auch eine In Extremo-CD zuhause. Ich kann aber im Gegensatz zu anderer Musik aus den Teenie-Jahren absolut nicht mehr nachvollziehen, was ich daran gut gefunden habe.

Nun, hier auf dem Schiff versuche ich es wieder einmal. Und rein musikalisch sind In Extremo wirklich gut. Da stehen diverse Leute auf der Bühne, die ihr Handwerk verstehen – inklusive zwei Dudelsackspieler. Die Fans in den vorderen Reihen sind entzückt, singen und tanzen, als ob es kein Morgen gäbe. Aber ich kann es absolut nicht nachvollziehen. Objektiv gesehen sicher gut, nur ist Musik leider immer subjektiv. Mir gibt das gar nichts, und nach zwanzig Minuten ist mein tägliches Dudelsack-Kontingent definitiv erreicht. Da noch etwas Zeit bleibt bis zu meinem nächsten Programmpunkt, gönne ich mir in der Promenade ein Glacé. Eine Premiere für mich auf der 70’000 Tons Of Metal.

Warfield – Ice Rink

Luke: Das nun folgende zweite Set von Warfield ist eines meiner Highlights des heutigen Tages, obwohl ich die Gruppe erst seit dem Schiff kenne. Aber die Show in der Lounge war bisher etwas vom besten auf der ganzen Cruise. Mal schauen, ob die Jungs auch die grössere Bühne im Ice Rink abreissen können. Zu Beginn ist es leider wieder sehr leer im Zuschauerraum, Chef pam ist zu meiner Freude diesmal hingegen anwesend (pam: Aber auf jeden Fall – im Gegensatz zur Pressekonferenz hab ich mir das ziemlich fett angestrichen). Und er erlebt gleich selbst, was für eine unfassbare Energie diese junge Truppe aus Kaiserslautern mitbringt.

Der Sänger und Bassist lässt in einer der ersten Ansagen das Publikum auf Englisch wissen, dass sie sonst jeweils Bier auf der Bühne haben und er dann gerne «Prost, ihr Säcke!» ruft. Das doch ziemlich laute «Prost, du Sack!», welches als Echo folgt, lässt schlussfolgern, dass doch einige Deutsche hier im Publikum stehen. Umso besser, da so die erneut in den Zuschauerraum geschmissenen Flyer für die Plattentaufe auch wirklich bei den richtigen Abnehmern sind.

Erneut liefert die Band einen sackstarken Auftritt ab, eine Machtdemonstration in Sachen Teutonic Thrash! Und glücklicherweise wohnen dieser im Laufe der Show auch immer mehr Leute bei. Irgendwie scheint sich auf dem Schiff herumgesprochen zu haben, dass hier eine richtig geile Thrash-Party am Laufen ist, und so finden Warfield hier viele neue Fans. Im Anschluss an die Cruise werden sie im offiziellen Forum sogar zum Sieger des Cripper-Awards gewählt, mit dem jeweils die beste neue Band auf dem Schiff ausgezeichnet wird.

Und durch den nun gut gefüllten Zuschauerraum ist auch die Stimmung wirklich fantastisch. Schon bei den eigenen Songs der Gruppe, welche übrigens die Setliste erfreulicherweise ziemlich umgestellt hat, gibt es jede Menge Bewegung. Als dann als zweitletztes Lied noch das Sodom-Cover «Outbreak of Evil» (extrem geile Version übrigens) gespielt wird, rastet die Menge komplett aus. Ein riesiger Moshpit sowie jede Menge Crowdsurfer sind das Ergebnis und beim abschliessenden «Wrecking Command» gibt es sogar noch eine sehr ordentliche Wall Of Death.

Genau so muss ein echter Thrash-Abriss sein! Für die Zukunft habe ich Warfield definitiv auf dem Zettel. Ich hoffe, bald einmal ein Konzert in der Schweiz erleben zu dürfen. Liebe Booker, bitte übernehmen. Momentan dürfte die Band einigermassen bezahlbar sein. Wenn sie mit dieser Energie und in dieser Qualität weitermachen, ist nicht sicher, wie lange das noch so ist. Denn eigentlich gehört die Truppe auf grosse Bühnen.

pam: Nun, nach Luke noch was zu ergänzen ist immer schwierig, weil meist ist schon alles gesagt. Davon scheint er selber grad so überzeugt zu sein, dass er nicht mal nach meinem Eindruck fragt ;-). Aber ja, er hat ja schon verdammt recht in allem, was er da oben grad geschrieben hat. Wir erleben hier eine Thrash-Zeitreise. Für mich ist das sogar mehr Bay-Area80s-Thrash als Teutonic. So muss es in den frühen Achtzigern in und um San Francisco abgegangen sein. Ich frag mich grad, wo die ihre alten Basketballschuhe ausgegraben haben. So liefen wir damals in der Sek alle rum. Jeder anständige Metaller hatte solche hohen Turnschuhe an. 

Die drei Jungs legen eine so richtige, rotzige Kick-ass-Attitude an den Tag – da ist einem auch ein Stolperer nicht peinlich. Aufstehen, nichts anmerken lassen und weitermachen. So stelle ich mir die jungen Metallica, Exodus und Co. damals vor. Wir gegen den Rest der Welt. Man hört zudem immer wieder “Kill ‘Em All” aus deren Sound raus – mal “Hit The Lights” – einfach noch ein bisschen schneller. Sehr geil der sackschnelle Fingerbassist (und Sänger) Johannes Clemens. Den Bass hört man einmal mehr  als gespieltes Instrument und nicht einfach nur als lautes Gedröhne (früher war das auf der 70’000 Tons of Metal Cruise leider nicht oft der Fall). Allgemein ist der Sound perfekt abgemischt. Und wie es sich bei diesem Retro-Thrash gehört, ist das Schlagzeug nicht hörbar getriggert. Achtziger halt. Somit einfach verdammt geil. Booker der Schweiz, hört auf Luke!

Die Setlist – Warfield – Ice Rink

  1. Barrage Fire
  2. Atomic Strike
  3. Trade In Blood
  4. Vision Genocide
  5. Lament Of The White Realm
  6. Soul Conqueror
  7. Tie The Rope
  8. Outbreak Of Evil (Sodom Cover)
  9. Wrecking Command

Die Fotos – Warfield – Ice Rink (pam)

HammerFall – Pool Stage

Kaufi: Zurück auf dem Pool Deck. Parat für die zweite Show einer meiner alltime Faves. Und da HammerFall ihr Programm auf früheren Schifffahrten bislang immer zu etwa zwei Dritteln gewechselt haben, bin ich enorm gespannt, was die Schweden hier nun auffahren! Klar scheint eigentlich nur: Beginn mit “Avenge The Fallen” und Ende mit “Hearts On Fire”. Oder?

Genau: Oder auch nicht! Zum Erstaunen aller starten Joacim Cans und seine Jungs mit “Threshold” in den lauen Abend. Seit Jahren hab ich den nicht mehr live erlebt – somit gleich die erste richtig geile Überraschung! “Any Means Necessary” und “Heeding The Call” tauschen heute die Plätze, während “Hammer High” für mich einfach ein unsterblicher Song ist, der sich in meinem Metal Heart eingebrannt hat und auf meiner Wade mit Tinte verewigt ist. So, nun wäre es aber an der Zeit für weitere Wechsel im Programm, werte Herren? “Blood Bound” – wieder so ein Titel für die Ewigkeit, den man viel zu selten live zu hören bekommt. “Renegade” hingegen ist dafür ein Standard, der bei der ersten Show gefehlt hat.

Die Jungs von HammerFall sind während den vier Tagen ständig irgendwo auf dem Schiff anzutreffen gewesen. So erzählt Joacim, dass viele Fans immer wieder Songwünsche angebracht hätten. Eigentlich wäre der nie geplant gewesen, aber weil so viele danach fragten: “The Dragon Lies Bleeding”. In der Tat, da ist es ebenfalls Jahre her, seit der im Programm stand.

Die Ansagen zu “Let The Hammer Fall” sind danach altbekannt (“What do you say when I say Let The Hammer…?”). Nach all den Jahren nach wie vor eine weitere Hymne und kaum wegzudenken aus einer HF-Setlist. Wie schon bei Dirkschneider habe ich zudem den richtigen Riecher für den Besuch im Fotograben. Denn genau hier begrüssen auch HammerFall einen Gast: Niemand geringerer als der blonde Bär von Majestica, Tommy Johansson, unterstützt Oscar und Pontus an den Gitarren. Dies sind dann einfach die Momente, welche die Cruise unvergleichlich machen!

Dann wird schlussendlich  mein Wunsch noch erfüllt. Der beste Track des eh schon saustarken neuen Albums “Avenge The Fallen” kommt zum Zug: “The End Justifies”. Man kann fast von Eskalation im Fotograben reden. Das hatten wir doch auch schon…

Die sechzig Minuten werden schliesslich mit den beiden Hymnen (ja, HammerFall haben viele davon…) “(We Make) Sweden Rock” und “Hearts On Fire” abgeschlossen. Die Schweden spielen hier eine fantastische zweite Show, die schlussendlich wohl DAS persönliche Highlight der gesamten Cruise ist. Sie haben es geschafft, nach der ersten Show nochmals eine Schippe draufzulegen. Tja – hammer high, until I die!

Luke: Eigentlich gibt es den Worten von Kaufi nicht mehr viel hinzuzufügen. Da ich aber ebenfalls fast die ganze Show gesehen habe, möchte ich meinen Senf trotzdem noch abgeben. Ähnlich wie bei In Extremo hatte ich auch bei Hammerfall eine Phase in den Neunzigerjahren, in der ich die Band wirklich geliebt habe. Hier kann ich allerdings noch nachvollziehen wieso. Gerade Songs wie «Heeding The Call» oder «The Dragon Lies Bleeding» singe ich auch heute noch erstaunlich textsicher mit. Klar, das ist teilweise schon sehr nahe an der Kitsch-Grenze – im Falle von «(We Make) Sweden Rock» sogar etwas darüber. Aber irgendwie ist das trotzdem geil und macht ganz einfach gute Laune.

Und so geht es nicht nur mir, das gesamte nun wirklich sehr volle Pool Deck ist bis ganz hinten am Mitsingen und Headbangen. Überall wo man hinschaut glückliche Gesichter. Auch wenn mir nicht alle Songs gleich gut gefallen und ich unmöglich nur so fröhliche Musik hören könnte – hier und heute passt das jetzt einfach gerade perfekt. Ich nehme mir fest vor, zurück in der Schweiz meine «Glory To The Brave»- und «Legacy Of Kings»-CDs wieder einmal abzustauben. Gerade nach einem nervigen Tag bei der Arbeit kann ich dieses Glücksgefühl definitiv gut gebrauchen.

pam: Ich sag nur: ENDLICH wieder mal meine erste und immer noch grösste Liebe von und zu HammerFall – “Heeding The Call”. Der bleibt für mich der Übermitsingsong. Umso weniger verstehe ich, dass dieser nicht wirklich oft live gespielt wird. Aber anyway, heute ist es soweit und das ist, was jetzt gerade zählt. Somit präsentiere ich auch eines der vielen glücklichen Gesichter.

Kaufi: Mein Lieber, du bist zu selten an HammerFall-Konzerten.”Heeding The Call” steht ziemlich regelmässig auf dem Programm. 2015, 2018, 2020 und auch jetzt wieder, 2025…  😉 (pam: Das sagst du jedes Mal … und wenn wir dann genauer hinschauen, ist es halt doch nicht so …alle paar Jahre mal ist für mich für einen solchen Klassiker zu wenig … dann lieber „(We Make) Sweden Rock“  oder von mir aus auch mal „Hearts On Fire“ mal rauskicken).

Die Setlist – HammerFall – Pool Stage

  1. Threshold
  2. Any Means Necessary
  3. Heeding The Call
  4. Hammer High
  5. Blood Bound
  6. Renegade
  7. Last Man Standing
  8. The Dragon Lies Bleeding
  9. Let The Hammer Fall
  10. The End Justifies
  11. (We Make) Sweden Rock
  12. Hearts On Fire

Die Fotos – HammerFall – Pool Stage (Kaufi/pam)

Samael – Ice Rink

Luke: Obwohl Skipper Andy aus der Schweiz kommt und wir die Nation mit den viertmeisten Besuchern auf dem Schiff sind, kann man definitiv nicht sagen, dass Bands aus unserem Land hier proportional übermässig vertreten sind. Wenn dann schon einmal Landsmänner auftreten, muss ich also fast zumindest ein Set besuchen. Dies ist für mich der Hauptgrund, mir nun Samael anzusehen. Denn um ehrlich zu sein, hat mich die Gruppe bisher nie gepackt. Mir ist bewusst, wie einflussreich und wichtig Samael gerade für den Industrial Metal sind und waren, aber so richtig meine Baustelle ist das halt schon nicht.

Der Ice Rink ist allerdings sehr gut gefüllt. War die erste Show noch mitten in der Nacht am zweiten Tag, profitieren die Walliser nun von einer viel besseren Spielzeit. Auf dem Programm steht das Album «Ceremony Of Opposites» von 1994. Ich habe zwar gemeint, dass diese Scheibe ursprünglich noch mit Drummer eingespielt und erst später auf Drumcomputer gewechselt wurde. Und Xy hat auch ein kleines Schlagzeug vor sich. Allerdings nutzt er dies um einiges seltener als das nebenstehende Keyboard. Die meiste Zeit ist er aber sowieso am umspringen wie ein Gummiball, gerne verbunden mit wedelnden Armen. Rein optisch ist er eindeutig der Blickfang, da sonst nicht allzu viel passiert auf der Bühne.

pam: Einspruch! Selten, aber jetzt ist es soweit. Ich bin da gar nicht mit dir einig, Luke. Ich find grad, dass sehr viel abgeht auf der Bühne. Vor allem nebst Xy Bassist Zorrac und Gitarrist Drop sind super aktiv. Vorph ist zwar weniger in Bewegung, dafür übertrifft er mit seiner Ausstrahlung so ziemlich alle Musiker, die ich kenne. Der Typ hat einfach ein Charisma, das böse aber auch anziehend wirkt. Ich versteh echt nicht, warum Samael nicht mehr Kredit als Live-Band erhalten. Denn für mich sind sie eine der besten Performer überhaupt – nicht nur auf Schweizer Bands bezogen. 

Ich musste über den grossen Ozean fliegen, um nicht nur viele neue Freundschaften auf der 70’000 Tons of Metal Cruise zu schliessen, sondern auch um Bands wie Samael zu entdecken. In diesem Fall vor vielen Jahren, als ich sie zum ersten Mal auf dem Dampfer gesehen habe. Für mich ist das grad einer der besten Auftritte überhaupt auf der diesjährigen Cruise. Sie schaffen es auf jeden Fall locker in die Top 5. So, zurück zu dir Luke, weil streng genommen bin ich gar noch nicht da …

Luke: Musikalisch hat die Band schon Ansätze, welche mir gefallen. Aber so richtig haut mich das nicht um. Der Sound ist teilweise sehr repetitiv, dazu sind auch die Vocals von Vorph nicht wirklich variabel (pam: Das find ich eben grad geil bei Samael respektive Vorph). So wirkt das Ganze fast ein bisschen einschläfernd – besonders, wenn man schon seit über zwölf Stunden auf den Beinen ist. Deshalb verschiebe ich nach ungefähr einer halben Stunde nochmals ins Casino, wo Kyle Thomas (Trouble, Exhorder) schon die längste Zeit an der Bar am Diskutieren ist. Überhaupt sind heute nochmals sehr viele Musiker hier anzutreffen. Diejenigen, welche beide Sets hinter sich haben, können nun auch endlich noch etwas Ferien machen.

Die Fotos Samael – Ice Rink (pam)

Swallow The Sun mit Ballet Finland – Royal Theater

pam: Ich mag Doom Metal nicht wirklich. Swallow The Sun hatten vor einigen Jahren einen Auftritt auf der Pool-Bühne mitten am Nachmittag unter der brennenden karibischen Sonne. Da schlief ich stehend ein. Fands sehr langweilig. Und ich mag Ballett nicht wirklich.

Was mach ich also jetzt? Genau, ich geh zu Swallow The Sun und seh mir deren Auftritt mit dem finnischen Ballett an. Häh? Ja, ich geb denen oder vielleicht auch mir mal eine Chance, wenngleich ich dadurch einen Teil von Samael verpasse. 

Und was ich da in den ersten zwanzig Minuten erlebe, verschlägt mir die Sprache. Minus mal minus gibt plus. In diesem Fall ein sehr fettes Plus. Zusammen mit den Tänzerinnen und dem einen Tänzer passt der doomige Sound der Finnen perfekt. Wow, ich kann es wirklich kaum beschreiben und auch die Fotos können das nicht wirklich wiedergeben, was wir hier grad erleben. Das ist definitiv eine der eindrücklichsten und genialsten Shows auf meinen neun Teilnahmen der Cruise. Schade, Kaufi und Luke, habt ihr das verpasst. Das ist die Verschmelzung von Schönheit und Traurigkeit in Perfektion. Nach zwanzig Minuten ziehen sich die jungen Balletttänzerinnen und -tänzer zurück und überlassen die Bühne wieder Swallow The Sun. Die Band begleitete das Ganze während dem Auftritt des Balletts in Kapuzen verhüllt wie eine Art Orchester im Hintergrund. Das ist der Moment, wo ich mit gutem Gewissen zu den gleichzeitig spielenden Samael wechseln kann – siehe oben.

Übrigens, die Balletttänzerinnen sieht man immer wieder an den Konzerten. Sie wirken mit ihrem zierlichen, jugendlichen Aussehen und wohl auch Alter ein bisschen wie Exotinnen auf der Cruise. Aber hey, es sind ja Finninnen und welche Finnen lieben keinen Metal?

Die Fotos – Swallow The Sun mit Ballet Finland – Royal Theater (pam)

Sepultura – Pool Stage

Kaufi: Nein, Sepultura sind nun wirklich nicht meine Baustelle. Aber mit dem Chef hab ich abgemacht, dass wir während der Show da zusammen einen Painkiller nehmen. Dumm nur: Er ist nirgends zu finden. Trotz wiederholter Wanderungen über das sehr volle Pool Deck: Pam ist nirgends. Und so ist halt immer wieder ein Liegestuhl im etwas leiseren Bereich die Alternative. Schlussendlich vergebens. Dafür erlebe ich mal wieder “Skipper’s Thank You”, wo Andy die Infos an die Allgemeinheit rausgibt, die wir bereits an der Pressekonferenz erfahren haben.

Luke: Mir ging es ganz ähnlich, Kaufi. Nachdem sich Yvonne schon nach wenigen Songs von Sepultura Richtung Kabine verabschiedet hat, laufe ich das komplett volle Pool Deck so gut wie möglich ab. Der Chef ist aber nirgends zu sehen, obwohl er mit seiner Grösse ja eigentlich unübersehbar ist. Also begebe ich mich schliesslich zur Gruppe um Känguru, welche sich einen guten Platz auf einer der Stufen in Richtung Oberdeck gesichert hat. Hier hat man einen guten Überblick auf Bühne und Publikum.

pam: Ich war doch die ganze Zeit vor der Bühne – so nah wie bei keiner anderen Band die letzten vier Tage… Aber ja, sorry Kaufi und Luke, wenn ich mich da ein bisschen unsichtbar gemacht und sogar den Painkiller vergeigt habe.

Luke: Leider haben sich Sepultura scheinbar entschieden, zweimal ein Best-of-Set zu spielen. Gegenüber dem ersten Auftritt auf dem Schiff wurden nur zwei Songs gewechselt: «Breed Apart» und «Troops Of Doom» sind rausgeflogen, dafür sind «Choke» und «Biotech Is Godzilla» neu dabei. Der Rest der Setliste ist identisch, wenn auch die Reihenfolge komplett durchgemischt wurde. Eigentlich ein bisschen schade, bei dem grossen Backkatalog hätte man locker auch zwei Sets à 75 Minuten füllen können ohne Überschneidungen. Auf der anderen Seite ist es aber schön, die ganz grossen Hits noch ein (für mich) allerletztes Mal zu hören, bevor sich die Gruppe zur Ruhe setzt. Und für diejenigen, welche die Theater-Show verpasst haben, ist es natürlich sowieso besser so.

Die Stimmung ist sowohl beim Publikum als auch bei der Band sehr gut, wobei Derek für mich im Theater noch etwas ausgelassener wirkte. Liegt aber vielleicht unter anderem daran, dass heute der Chef – also Andreas Kisser – noch ein paar Ansagen mehr übernimmt und sich der Sänger somit ein bisschen zurücknehmen kann. Dabei lässt sich Gitarrist Kisser die Gelegenheit für einen kleinen Seitenhieb Richtung Cavalera-Brüder nicht entgehen. Als er den Track «Escape The Void» vom Album «Schizophrenia» ansagt, betont er, dass dieses 1987 veröffentlicht wurde und nicht letztes Jahr (“Yes, we recorded it in 1987… not last year, dammit!”). Ich vermute eine Anspielung auf die neu eingespielte Version von Max und Iggor unter dem Banner Cavalera.

Sepultura liefern eine wirklich würdige Abschiedsshow, die Stimmung ist besonders direkt vor der Bühne sehr gut. Irgendwie hat mich das Set im Theater ein bisschen mehr begeistert, aber ich kann nicht einmal genau benennen wieso. Eventuell auch einfach, weil ich da näher bei der Bühne war als jetzt auf dem Pool Deck. Um mich mitten ins Gedränge zu stürzen, bin ich nun aber effektiv nicht mehr fit genug. Die vier Tage Schiff fordern langsam aber sicher ihren Tribut. Doch immerhin konnte ich den letzten Tag nochmals in vollen Zügen geniessen: vierzehn Bands, eine Pressekonferenz, fünfzehn Stunden auf den Beinen.

Nach dem “Skipper’s Thank You”, welches für mich aufgrund der Pressekonferenz keine grossen Neuigkeiten mehr bringt, wird der Aussenbereich des Pool Decks ziemlich umgehend geräumt. Schliesslich soll die Bühne abgebaut sein, wenn wir morgen in Miami eintreffen. So begebe ich mich für eine letzte Zigarette noch kurz ins Solarium auf der hinteren Seite des Decks und da läuft mir pam prompt doch noch über den Weg. Auf diese Weise kann ich mich gebührend verabschieden und einen letzten Schnupf gibt es auch als Abschluss. Jetzt kann ich endgültig ins Bett. Ich bin richtig froh, dass wir morgen auf dem Schiff bleiben können: Wir haben die Nachfolge-Kreuzfahrt ebenfalls  gebucht. Ganz ohne Konzerte, sondern einfach zur Entspannung. Fast ebenso froh bin ich, ist die letzte Band dieses Jahr ein Thema für Kaufi und nicht für mich. Bitte übernehmen! Ich wünsche eine gute Nacht und danach eine gute Heimreise.

Die Setlist – Sepultura – Pool Stage

  1. Refuse / Resist
  2. Territory
  3. Kairos
  4. Phantom Self
  5. Attitude
  6. Means To An End
  7. Choke
  8. Escape To The Void
  9. Inner Self
  10. Agony Of Defeat
  11. Biotech Is Godzilla
  12. Dead Embryonic Cells
  13. Arise
  14. Ratamahatta
  15. Roots Bloody Roots

Die Fotos – Sepultura – Pool Stage (pam)

Majestica – Ice Rink

Kaufi: Noch ist nicht alles vorbei. Es gibt noch einen (späten) Nachschlag. Morgens um halb zwei dürfen Majestica zu ihrer zweiten Show ran, dies markiert dann jedoch auch das ultimative Ende der Cruise 2025. Doch dieses Finish hat es in sich!

Die Schweden um Blondschopf Tommy haben ja ihr neues Album vor zwei Tagen im Irish Pub den Fans schon vorgespielt. Heute gibt es nun das Werk als Live-Premiere. Gut, der Titeltrack hat die Feuertaufe bereits hinter sich, dennoch ist es einfach ein herrlicher Start.

Aufgrund der eher kurzen Spielzeit von 45 Minuten werden schlussendlich drei Songs (“My Epic Dragon”, “Go Higher” und “Alliance Anthem”) gestrichen, als Rausschmeisser dient dafür “Metal United”. Die besten Songs sind jedoch im Programm. Das “BloodBound-Cover” “Battle Cry” fehlt ebensowenig wie die HammerFall-Ehrerbietung “Megatrue”. Ja, der Text ergibt insgesamt nicht viel Sinn, ist aber trotzdem… hammer! Auch das bockstarke “A Story In The Night” fehlt glücklicherweise nicht.

Die nicht mehr ganz so zahlreich anwesenden Fans machen zudem eine sagenhafte Party. Einige sind immer noch in Kostümen (Thema Fasnacht…), einige ziemlich angetrunken. Es gibt Circle Pits, es gibt eine riesige Polonaise durchs Infield. Muss man nicht unbedingt gut finden, aber man kann nicht abstreiten, dass die Leute in allerbester Laune sind.

Majestica beenden um Viertel nach zwei, wie erwähnt, mit “Metal United” die diesjährige 70’000 Tons of Metal. Und gibt es einen besseren Songtitel dafür?

Die Setlist – Majestica – Ice Rink

  1. Power Train
  2. Battle Cry
  3. No Pain, No Gain
  4. Megatrue
  5. Thunder Power
  6. A Story In The Night
  7. Victorious
  8. Metal United

Die Fotos – Majestica – Ice Rink (Kaufi)

Das Fanzit – 70’000 Tons Of Metal 2025

Luke: Meine fünfte Cruise war eine der besten überhaupt! Bei mehr als fünfzig Shows habe ich zumindest kurz reingeschaut, keine schlechte Zahl. Meine absoluten Highlights in diesem Jahr waren Warfield (Entdeckung des Jahres), Tankard, Sepultura, The Zenith Passage, Beyond Creation, Benighted, Onslaught, Abysmal Dawn, Suffocation und Reaping Asmodeia. Aber auch darüber hinaus haben mir viele der Auftritte gefallen.

Zusätzlich war das Drumherum wie jedes Jahr genauso Spitzenklasse! Von den Tagen in Hollywood, über die Pre-Party in Miami Beach, die vielen schönen Momente auf der 70k und dann als krönenden Abschluss die nachfolgende «Normalo»-Kreuzfahrt (Euronymous!). Alles hat gepasst und die zwei Wochen vergingen wie immer viel zu schnell. War ich vor der Cruise noch ziemlich sicher, dass dies mein letztes Jahr sein wird, sieht dies nun wieder etwas anders aus. Irgendwie fühlt sich das Kapitel 70’000 Tons Of Metal für mich noch nicht abgeschlossen an.

Vielen Dank an Chef pam und Kollege Kaufi! Es war wieder toll, mit euch mitschreiben zu können. Danke auch an meine Reisegruppe bestehend aus meiner Frau Yvonne, Karima und Röschu. Mit euch würde ich jederzeit auf jede Kreuzfahrt mitkommen! Und zu guter Letzt noch ein grosses Dankeschön an alle Kollegen und Bekannten, mit welchen ich gute Gespräche oder einfach nur viel Spass hatte. Es sind definitiv zu viele, um sie alle aufzuzählen. Aber ihr wisst ja, dass ihr gemeint seid. Ich hoffe, man trifft sich wieder – SOON!

pam: Danke dir, Luke, für deine Hammerarbeit. Du warst einmal mehr superfleissig. Ich hab mich ein bisschen mehr aufs Fotografieren konzentriert, aber im Allgemeinen einfach mal ein bisschen genossen und gequatscht und gewesen. Dies, weil es wohl meine vorerst – wie schon anfangs angekündigt – letzte 70’000 Tons of Metal Cruise sein wird. Aber sag niemals nie,denn je nach Line-up… Danke auch dir, Kaufi, für wiederum viele Superlativen und Exzesse. Es ist mir eine Ehre, mit euch über das beste Festival der Welt zu berichten. Das Beste, weil man nirgends mehr neue Freunde findet  als auf der Cruise. Ihr zwei seid das perfekte Beispiel. Und genau aus diesem Grund will ich keine meiner neun Teilnahmen missen. Danke ebenfalls meinem Zimmerbudy Steve, der spontan mitkam. Hat Spass gemacht. Und natürlich allen anderen. Ihr seid der Grund, warum ich dieses Jahr nochmals dabei war.

Und es gab trotz des mageren Line-ups doch ein paar Perlen und Neuentdeckungen. In Erinnerungen bleiben mir vor allem die Auftritte von Warfield, Samael, Lutharo und insbesondere die zwanzig Minuten von Swallow The Sun mit dem Ballett.

Schliesslich noch meinen Dank an den Skipper Andy. Ich erlaube mir ab und zu ein bisschen Kritik. Grad in diesem Jahr. Aber ich würde nicht neun Mal teilnehmen, wenn es eben doch nicht soooooo geil wäre. Am Ende klappt es immer und alles perfekt. Und wenn mal was schief läuft, dann merkt das keiner der zahlenden Gäste. Ich glaub, ich spreche für alle, die je mal auf dem Schiff waren: Du hast unser Leben verändert.


Wie fandet ihr das Festival?

/ / 14.04.2025
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