Temperance - Met-Bar Lenzburg 2025
Do, 13. März 2025

Temperance, Induction, Secret Rule

Met-Bar (Lenzburg, CH)
01.05.2025
Temperance - Met-Bar Lenzburg 2025

Ganz. Viel. Bombast!

Bombastisch ging es am 13. März in der Met-Bar zu und her. Dafür verantwortlich waren Temperance und Induction sowie die kurzfristig eingesprungenen Secret Rule.

Bereits im Vorbericht hatte ich es erwähnt: Wenn die Met-Bar ausserhalb ihrer normalen Tage öffnet, muss ein wichtiger Gast auf dem Programm stehen. Wie auch schon vor knapp zwei Jahren sind es Temperance, welche das Lokal zu so ungewohnten Schritten veranlassen. Geändert hingegen hat sich das Vorprogramm: Als Fast-schon-Co-Headliner sind Induction mit von der Partie, welche sich diese etwas umständliche Bezeichnung heute absolut verdienen. Als Opener springen Secret Rule ein, da Ignea kurzfristig verhindert sind.

Secret Rule

Vor der Show rätsle ich noch, in welcher Reihenfolge Induction und Ignea spielen werden – schliesslich gab das Tourplakat darüber nicht wirklich Aufschluss. So bin ich dann schon etwas verdutzt, als ich keinen der die Bühne betretenden Musiker erkenne. Auch die Musik ist mir fremd. Wurde da etwa ein zusätzlicher Opener gebucht? Zum Glück stehe ich ob des heutigen Andrangs nicht ganz zuvorderst und kann mir einen kurzen Ausflug in die sozialen Medien erlauben. Dort erfahre ich, dass wir es gerade mit Secret Rule aus Rom zu tun haben. Aha! Scheinbar mussten Ignea die Tour schon vor über einer Woche – also noch vor Tourstart – aufgeben, da die Ausreisebestimmungen in der Ukraine geändert wurden. Dies entpuppt sich gleich als Dèja-vu; schliesslich konnte die Truppe aus Kyiv schon 2022 nicht an den Z7 Wild Dayz teilnehmen, da die Ausreise für wehrpflichtige Männer verboten war.

Wie auch immer… Meine Gedanken sind bei den Ukrainern, und so recht vermag mich der Ersatz leider nicht zu überzeugen. Die Hall Of Fame-Band, wie Dutti sie nach dem Auftritt nennt (schliesslich war sie dort eine Zeit lang Stammgast, siehe seine Reviews) macht objektiv betrachtet zwar alles richtig. Den im Studio bewiesenen Fleiss (neun Studioalben in elf Jahren!) legen Sängerin Angela Di Vincenzo und Gitarrist Andy “Menario” Menarini auch live an den Tag. Gemeinsam mit den beiden dieses Jahr neu beigetretenen Kumpanen (Sofia Basili am Bass und Andrea Miazzetto am Schlagzeug) werden sie nicht müde, das Publikum anzustacheln. Schade nur, dass Menarios Gitarre etwas zu leise abgemischt ist. Und dass so viel Musik ab Band kommt! Es muss ja nicht jede Band jedes Sample live mit Keyboard spielen, aber wenn die Musik derart stark darauf aufbaut… Okay, vielleicht darf ich an dieser Stelle nicht mit zu grosser Kelle anrühren, schliesslich trifft dasselbe in fast gleichem Ausmass auf die nächsten beiden Bands zu. Trotzdem bleibt mein Fazit (im Gegensatz zu den Besuchern in der Honigweintaverne) nüchtern: Der Auftritt ist bombastisch, aber nicht berauschend. Spezielle Anerkennung gebührt den Römern jedoch dank ihrer Spontaneität.

Induction

Der nächste Act dürfte mein Urteil bezüglich “Berauschtheit” sogleich ändern! Obwohl ich beim ersten Zusammentreffen mit den Hamburgern (vor Battle Beast, siehe Review von Dutti) nicht warm mit ihnen wurde, haute der Fünfer mich kürzlich am No Sax Festival komplett aus den Socken. Insofern werde ich Secret Rule definitiv auch eine zweite Chance geben müssen. Bei Induction zeigte sich die krasse Veränderung wohl unter anderem durch die Wechsel im Line-up: Gleich drei Musiker kamen 2024 dazu, darunter Sänger Gabriele Gozzi, der früher die Live-Vocals bei Temperance übernahm. Dieser zeigt von Beginn an, dass er weiss, wie man ein Publikum packen kann: mit ganz viel Charisma (als Landsmann von Secret Rule und Temperance ist es sein Job, das italienische Feuer in die norddeutsche Band zu bringen) und einer wahnsinnigen Stimme. Gesangsmelodien wie jene von «I Am Alive» und «Medusa» jagt er den Zuschauern erbarmungslos in die Ohrwurmspeicher. Dabei darf er natürlich auf seine allesamt enthusiastisch abgehenden Mitmusiker zählen!

Zwar sorgt Aushängeschild Tim Hansen – ja, er wird auch bei uns nicht ohne seine familiäre Bindung zu Papa Kai erwähnt – mit seinem Outfit für runzlige Stirnen. Rob Halford lässt grüssen. Dazu kommt eine mehr als fragwürdige Brille, und das sage ich nach einer Weihnachtssaison, in der ich alles Mögliche gesehen habe. Doch sobald es um Tims Fähigkeiten an der Stromlaute geht, lösen sich sämtliche schiefen Gedanken in Luft auf. Der Typ ist ein wahrer Könner! Dasselbe trifft auch auf seinen Mitgitarristen Justus Sahlman zu. Mit lediglich zwanzig Lenzen auf dem Buckel sprüht der Finne nur so vor Energie und bezeugt seine unendliche Spielfreude mit einem Dauergrinsen. Hinter den drei erwähnten Herren gehen Dummer Markus Felber und Bassist Dominik Gusch fast ein wenig unter. Gerade letzterer entpuppt sich aber als gechillte, coole Socke und ist ja zusammen mit Tim schon länger mit von der Partie.

Nachdem die Met-Bar Induction geeint zur Hölle geschickt hat (obschon das «Go To Hell»-Spielchen als ausgelutscht bezeichnet werden darf, macht es heute Spass), gilt lediglich festzuhalten: Hätte man den Jungspunden etwas mehr Zeit gegeben, hätten sie die Lenzburger Location in Grund und Boden gespielt.

Die Setlist – Induction

  1. Born From Fire
  2. Scorched
  3. I Am Alive
  4. Set You Free
  5. Medusa
  6. Behind Horizon
  7. Go To Hell
  8. Queen Of Light

Temperance

Nach dieser Darbietung müssen sich Temperance trotz Headlinerstatus mächtig ins Zeug legen, um Induction das Wasser reichen zu können. Das tun die Italiener dann auch mit Begeisterung. Die Truppe ist sichtlich erfreut ob der gut besuchten Location und lässt sich nicht lumpen. Vollgas brettert sie ihren charakteristischen, symphonisch angehauchten Melodic Metal in die sie abfeiernde Menge. Wie schon zuvor Induction-Gabriele sprüht das jetzige Gesangsduo geballtes Charisma in den Raum.

Das Auftreten aller Musiker wirkt sehr authentisch und die Ansagen sind gespickt mit humoristischen Nuancen. Beim italienisch gesungenen «Diamanti» zum Beispiel fordert die Band das Publikum auf, die typischste aller Handgesten unserer südlichen Nachbarn nachzumachen. Gerade aus dem Mund der New Yorkerin Kristin Starkey wirkt dies witzig, aber sympathisch. Ihr Mitsänger Michele Guaitoli – der ohne den von Visions of Atlantis gewohnten Piratenhut eine merklich andere Ausstrahlung hat – merkt dann zwischen zwei Songs mal an, sie würden auf der nächsten Tour gerne wieder in die Met-Bar kommen. Wenn dank des Andrangs nötig, halt zwei Abende in Folge.

Nach neunzehn Songs, von welchen die letzten paar wie Zugabe um Zugabe wirken, geht ein bombastischer und – ich wiederhole mich – authentischer Musikabend zu Ende. Dabei hatten Temperance keine Mühe, sich gegen Induction zu behaupten.

Die Setlist – Temperance

  1. Daruma
  2. The Last Hope In A World Of Hopes
  3. No Return
  4. Start Another Round
  5. Hero
  6. Diamanti
  7. Glorious
  8. I Am The Fire
  9. Carmen?
  10. Trust No One But You
  11. Darkness Is Just A Drawing
  12. Into The Void
  13. Full Of Memories
  14. A Hero Reborn
  15. Gaia
  16. Oblivion
  17. Revolution
  18. Of Jupiter And Moons
  19. Pure Life Unfolds

Das Fanzit – Temperance, Induction, Secret Rule

Der Ersatz-Opener Secret Rule vermochte mich leider nicht so recht mitzureissen. Induction verblüfften mich dann einmal mehr, obwohl unser letztes Zusammentreffen noch gar nicht lange her und ebenfalls positiv überraschend war. Mit Nebel, Licht, dem charakteristischen Duo-Gesang und einer unendlichen Portion Charisma lieferten Temperance schliesslich etwas vom Headlinerwürdigsten, das ich je in der Met-Bar erlebte – lediglich ihre Landsmänner Nanowar Of Steel machen da Konkurrenz.


Wie fandet ihr das Konzert?

01.05.2025
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