Einmal nach Wacken, bitte!
Dieses Jahr durfte die Zürcher Metalcore-Band Expellow die Schweiz im Finale des Wacken Metal Battle vertreten. Nach Hause fahren sie mit einem Schatz an Erfahrungen – und dem Sieg in der Tasche. Metalinside war vor Ort dabei:
Die Vorfreude wächst. Gleich werden Expellow auf die Bühne treten und ihren Fans einheizen. Gespannt auf den bevorstehenden Auftritt des Sextetts schaue ich nach links. Da stehen neben unserer Dreiergruppe vier weitere Personen. Ein Blick nach rechts – nochmals drei. Zehn Leute sind also gekommen, allesamt schön auf einer Linie aufgereiht wie Vögel auf der Stange. Nun ja, besser als nichts, denke ich mir und wende meinen Blick wieder der Bühne zu. Das grelle Neonlicht sorgt für eine Atmosphäre, die nüchterner kaum sein könnte. Typisch Turnhalle halt. Oder besser gesagt Mehrzweckhalle, denn die Gemeinde Oberweningen hat den Bau für Anlässe aller Art erstellen lassen. Jetzt an diesem nebligen Abend im Oktober 2008 kann eine junge Band davon profitieren und ihr allererstes öffentliches Konzert hier spielen. Ein Teil der Lichter geht aus, als der Uhrzeiger vorrückt und Expellow die Bühne betreten. Gleich werde ich Zeuge einer Premiere werden…
Ich blinzle kurz. Die Erinnerung verschwimmt, als ich mich auf das Hier und Jetzt konzentriere. Siebzehn Jahre war das her. Eine schöne Erinnerung, zu der sich heute eine neue gesellen wird. Gespannt bin ich wie damals, doch Expellow sind heute nicht mehr zu sechst, sondern zu fünft unterwegs und sie haben sich musikalisch mindestens so weit von ihren Anfängen aus weiterentwickelt, wie Wacken von Zürich entfernt ist. Eine Reise, die sich musikalisch beinahe zwei Dekaden Zeit lassen konnte, während die Fahrt nach Norddeutschland elf Stunden gedauert hat. In einem Rutsch sind wir über Nacht gemeinsam hergefahren, doch die Müdigkeit ist wie weggeblasen – denn gleich werden Expellow auf der Headbangers Stage am grössten Metalfestival der Welt auftreten. Eine weite Reise von Oberweningen in jeder Hinsicht. Ich schaue nach links. Da stehen neben unserer Dreiergruppe vier, fünf, hundert, unzählige Menschen. Ein Blick nach rechts – dasselbe Bild. Die Leute stehen dicht an dicht, so weit ich von hier aus blicken. Dieser Andrang kam jetzt unerwartet. Kaum zu fassen, denke ich und wende meinen Blick wieder der Bühne zu. Die Umgebung der Bühne – das Wacken Open Air – sorgt für eine Atmosphäre, die aufregender kaum sein könnte. Der Moderator kündigt die Band an, als der Uhrzeiger vorrückt, und Expellow betreten die Bühne. Gleich werde ich ein weiteres Mal Zeuge einer Premiere werden…
Zwei Auftritte, zwei Zeiten, eine Welt voller Metal. Mit einem energiegeladenen Auftritt schafft es die Band, das Publikum von Beginn weg zu begeistern. Sei es der Rockstar-mässige Einstieg von Gitarrist Gudi ganz alleine am Bühnenrand, Nicis Leidenschaft trotz Fieber bei seinen Gesangsbeiträgen, die Ruhe von Basser Taz, die auf den Punkt abgerufene Präzisionsleistung von Moritz am Schlagzeug oder die unbändige Bewegungsfreude von Fronterin Mik – die ganze Band zeigt, dass sie grossem Druck problemlos standhalten kann und (scheinbar) ohne mit der Wimper zu zucken einen Topauftritt abliefern kann. Vor der Bühne gibts da schnell kein Halten mehr. Links von mir finden sich diverse Begeisterte zum Moshpit ein und als Mik sich bei „Fuck Shit Up“ die Unterstützung aller Anwesenden für die Ansage des Songtitels holt, schallt bereits auf die erste Aufforderung hin ein mächtiges Echo aus den Reihen. Das läuft ja wie geschmiert. Müssen sich auch die fünfundvierzig Juroren gedacht und ihre Punkte mehrheitlich der Schweizer Vertretung gegeben haben. Das Zuhören und -schauen ist eine wahre Freude, die Band geniesst es sichtlich, auf einen solchen Zuspruch zu stossen. Und so verabschieden sich Expellow schliesslich nach zwanzig Minuten und fünf Songs unter dem lautstarken Applaus eines randvollen Zuschauerbereichs. Herzliche Gratulation zu dieser Leistung und dem damit errungenen Gewinn des Wacken Metal Battle.
Die Setlist – Expellow
- Heartline
- Phoenixes
- Mayfly Lives
- Fuck Shit Up
- Breaching For The Sun
Der Auftritt – Expellow am Wacken Open Air 2025
Foto: Marco Wenger