Meh Suff! Metal-Festival 2025 – Kanonenfieber, Warmen, Myrkur, Soulline u.a.
Hüttikerberg (Hüttikon, CH)Von wegen «besser wirds nüme»
Anfang September dieses Jahres hiess es beim Meh Suff! Metal Festival abermals: «Antraben zum munteren Headbangen auf dem Hüttikerberg!» Und diesem Aufruf folgten wie gewohnt zahlreiche Metalheads. Zwei Tage lang wurde gefeiert, gebechert, gesungen und genossen.
Gerüchten zufolge gab es nach Mitternacht sogar einige «90er-Party-Eskapaden» obendrauf (allerdings lag der primäre Fokus brav und gerechtfertigt auf der elektronischen Gitarren-Musik).
Meh Suff! Metal Festival 2025 – Tag 1 (Freitag, 05. September)
Dutti: Endlich wieder Hüttikon! Eine der letzten Bastionen vor dem Kanton Aargau. Auf dem hiesigen Hüttikerberg versammeln sich jeweils zu Beginn des Septembers jährlich ein paar schwarzgekleidete Gestalten, um gemeinsam ihrer Leidenschaft – nämlich dem diabolischen «Klampfen-Gedudel» – zu frönen. Begleitend dazu wird überaus gerne der eine oder andere Liter Gerstensaft die Kehle hinuntergeschüttet. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht jedoch stets die akustische Beschallung. Finstere Schweden, melodiöse Finnen, portugiesische Vampire, eine ihrer Wikinger-Ahnen verbundene Dänin, grunzende Amis und ein paar helvetische Truppen als lokale Vertreter – das Spektrum ist vielseitig und interessant.
Für Metalinside geht in diesem Jahr Marcel auf Bilderjagd, während Larry, Luke und ich (Dutti) die schriftliche Arbeit übernehmen. So oder so dürfte man vor Ort aber ohnehin erneut auf massenhaft bekannte Gesichter treffen. Möglicherweise stossen später ja weitere Metalinsider dazu – wer weiss? Doch ehe man sich den Konzerten widmen kann, will zuerst die eigene Zeltbehausung aufgebaut werden. Im momentanen Regenguss wahrlich nicht das grösste Vergnügen. Aber es muss sein! Als Belohnung wartet schliesslich eine erfrischende Blondine aus der eisigen Kühlbox. Die Motto-Auswahl zwischen «Meh Nass!» und «Meh Feucht!» gilt glücklicherweise nur für heute, denn die auf den morgigen Tag gerichteten Prognosen versprechen viel Sonne. Wie auch immer, es gibt bekanntermassen kein schlechtes Wetter, sondern «nur» unpassende Kleidung. Und von «schlammigen Untergängen» à la Wacken sind wir trotzdem noch meilenweit entfernt.
Luke: Während Kollege Dutti sich als wetterfester Camper beweist, entscheiden wir uns wieder für die gemütliche Variante mit heimischem Bett. Glücklicherweise ist Lenzburg ziemlich nahe am Hüttikerberg gelegen, und so bilden meine Frau Yvonne und ich eine Fahrgemeinschaft mit Kollege Röschu, welcher als Fotograf unterwegs ist, die nächsten beiden Tage. Allerdings knipst er diesmal nicht für Metalinside, sondern für das Meh Suff!-Festival selbst. Trotzdem ist dadurch auch für uns Pflicht, rechtzeitig hier zu sein.
Larry: Als Dutti mit seiner Truppe auf dem noch relativ leeren Campground auftaucht, steht das Camp unserer Leute schon. Wir hatten das Glück, noch vor dem flüssigen Sonnenschein aufbauen zu können. Kein schlechter Start in mein erstes Meh Suff!-Festival. Tatsächlich scheinen an diesem Wochenende immer sämtliche Termine zusammenzufallen. Doch dieses Mal passt alles und so kann ich meine Newbie-Sicht zu der diesjährigen Ausgabe beitragen.
Infestus
Dutti: Das frühzeitige Ankommen und der ebenso rechtzeitig ausgeführte Aufbau haben sich gelohnt, denn dadurch stehen wir pünktlich kurz nach 13 Uhr vor der Bühne und können uns entspannt die erste Darbietung des heutigen Tages reinpfeifen. Das Quartett Infestus gibt sich die Ehre. Während uns aus den Boxen fieser Black Metal entgegen geschmettert wird, lichtet sich am Himmel die Wolkendecke und vereinzelte Sonnenstrahlen erhellen die gesamte Szenerie. Die Soundqualität knackt zwar noch ein wenig, aber ansonsten kriegen wir ansprechende Gitarrenmelodien zu hören. Frontmann Andras greift zwischendurch ebenfalls zur Saitenhexe. Ich wage mich zu entsinnen, die Truppe mindestens schon einmal in München am Dark Easter Metal Meeting in Aktion erlebt zu haben. Heute sind die Herrschaften jedenfalls zweifellos gut drauf und sorgen für einen optimalen, engagierten Programm-Einstieg (trotz des oftmals als undankbar verschrienen Debüt-Slots).
Larry: Auch wir haben den Weg rechtzeitig zum Infield gefunden. Ich bin überrascht, wie kompakt das ganze Festival zu sein scheint. Trotz rechtzeitigem Erscheinen verpasse ich jedoch die ersten zwei Lieder, weil ich brav für mein Meh Suff! Festival-T-Shirt anstehe. Ein Motiv ist schnell gefunden – genauso wie der Weg zur Bühne. Es ist wirklich verblüffend, wie viele bekannte Gesichter man sieht. Ein metallisches Klassentreffen, sozusagen. Untermalt von groovigem Black Metal. Mir gefällts. Ein guter Auftakt.
Luke: Erwartungsgemäss kann mich die erste Truppe nicht so richtig abholen. Obwohl ich gewisse Parts im atmosphärischen Black Metal der Band nicht schlecht finde, sorgen vor allem der fehlende Bass und Keyboards ab Band für Punkteabzug. Aber immerhin hat es aufgehört zu regnen, ist doch auch schon einmal etwas…
Die Setliste – Infestus
- Thron aus Trümmern
 - Seed Of Agony
 - Quell der Entzweihung
 - Willinglessly Anticipating Death
 - Torn Observer
 - Spiegel der Seele
 
Die Fotos – Infestus
9 Dead
Dutti: Im Vorfeld des Events wurden gewisse kritische Stimmen laut, dass sich im diesjährigen Line-up (zu) viele «Schweine-Quiek-Gruppen» tummeln würden. Meine Wenigkeit stört das jetzt nicht sonderlich. Aus meiner Sicht existiert nach wie vor ausreichend Abwechslung. Aber wenden wir uns nun 9 Dead zu. Benannt haben sich die Jungs aus Gloucester City, New Jersey nach einem Zwischenfall im Rahmen eines Pearl Jam-Konzertes, welcher neun Todesopfer forderte. Das könnte man durchaus als «dezent» pietätlos einstufen. Andererseits ist das bei Formationen aus der Brutal Death Metal- respektive Slam-Ecke sowieso Usanz (sei es beim Bandnamen oder den Songtiteln).
In den nächsten 45 Minuten gibt es jedenfalls keine Kompromisse. «Don’t fuck with us!» ist effektiv der ideale Spruch dazu. Abriss und Zerstörung straight from Amercia. Ungeachtet dessen findet Sänger Blake Kinnamon (eine waschechte Rampensau!) während eines Tracks kurz Zeit, um mit einem Plüsch-Hai zu spielen. Beim Finale taucht dann plötzlich noch Lukas Swiaczny von Stillbirth auf. Er amtet offenbar als Roadie von 9 Dead (Anm. Luke: Wohl eher Tourmanager, und in dieser Funktion auch Mädchen für alles), lässt sich aber die Präsentation eines gemeinsamen Stücks keinesfalls entgehen. Ein Abschluss mit Ausrufezeichen (inklusive Moshpit-Gemetzel)!
Luke: Zu viel Brutal Death? Gibt es sowas überhaupt? Bei mir haben Bands wie 9 Dead genau den umgekehrten Effekt: Ich freue mich dieses Jahr auf viele dieser «Schweine-Quiek-Gruppen» um einiges mehr als auf die eigentlich Headliner. Zumal es definitiv nicht fair wäre, 9 Dead auf die Piq Squels zu reduzieren. Denn musikalisch driftet der Slam der Truppe durchaus teilweise in Hardcore- und Groove Metal-Gefilde ab, was denn auch ein paar Beatdown-Crowdkiller auf den Plan ruft. Diese braucht eigentlich niemand, aber abgesehen davon ist die Stimmung wirklich gut.
Man merkt der Gruppe zwar etwas an, dass sie erst seit 2020 aktiv sind und dadurch weder um Unmengen an Erfahrung noch über einen riesigen Backkatalog verfügen. So wird der Slot unter anderem auch mit einem Limp Bizkit-Cover «gestreckt». «Trust?» vom einzigen wirklich guten Album der Mannen um Fred Durst, «Siginificant Other», sorgt bei einigen Anwesenden ungefähr in meinem Alter für wohlige Nostalgie-Gefühle. Gute Umsetzung eines wirklich coolen und gerne etwas übersehenen Nu-Metal Klassikers. Ein unter dem Strich gelungener Auftritt einer jungen Truppe, die man definitiv auf dem Radar behalten sollte.
Larry: Also ich fand das Verhältnis der Slam-Bands zum Rest sehr erfrischend. Da meine beiden Kollegen schon ausführlich über das Musikalische gesprochen haben, möchte ich noch die Stimmung hervorheben. Obwohl erst 14:20 ist, als 9 Dead beginnen, ist schon eine merkliche Energie im Publikum zu spüren. Die Meute hat Bock aufs Meh Suff! und sich zu bewegen. Das werden gute zwei Tage!
Die Setliste – 9 Dead
- Intro
 - Tortured
 - Realms
 - The Untold
 - A Silent Practice
 - Drowning
 - Party
 - Trust? (Limp Bizkit Cover)
 - 115
 
Die Fotos – 9 Dead
Ghörnt
Dutti: Als passionierter Fussball-Sympathisant und Anhänger des FC Winterthur bin ich aktuell nicht wirklich gut auf den FC Luzern zu sprechen. Schliesslich haben sie uns unseren besten Spieler abgeluchst und dieser blüht bei ihnen regelrecht auf (während Winti vorerst am Tabellenende festklebt). Weshalb diese unmusikalische Einleitung? Tja, Sänger Thulus verfolgt den ledernen Ballsport ebenfalls und zählt sich zu den Luzerner Fans. Somit gehören kleine Neckereien gelegentlich zum Alltag dazu. Auf der schwarzmetallischen Ebene sind wir uns hingegen komplett einig. Aufgrund dessen verfolge ich den Gig unseres helvetischen Dampfhammers mit einem anerkennenden Nicken. Mit stoischer Ruhe stolziert der Mikrofonhüter auf der Bühne herum. Material der Marke «Häxesabbath» oder «Alpdämon» wird gewohnt hasserfüllt vorgetragen. Die «Ugh!»-Rufe sitzen. Derweil malträtiert die fleischgewordene Trommel-Maschine J. im Hintergrund hemmungslos seine Felle.
Larry: Ghörnt bei strahlendem Sonnenschein? Auch wenn die Combo nicht zusammenzupassen scheint, legt die Truppe einen souveränen Auftritt hin. Die bereits warmgewordenen Nackenmuskeln machen noch locker mit. Weiter geht’s!
Die Setliste – Ghörnt
- Nedchrescht
 - Häxesabbath
 - S tote Land
 - Folter
 - Vlad
 - Im Senn sis Tunschi
 - Alpdämon
 - För emmer
 
Die Fotos – Ghörnt
Visceral Disgorge
Dutti: Danach geht es wahlweise zurück in den Zoo, Dschungel oder auf den Bauernhof. Hauptsache einen Ort, an welchem man passende Tiergeräusche belauschen kann. Diese gnadenlosen Stampfattacken und – zugegebenermassen – mit der Zeit ein bisschen eintönig daherkommenden «Würge-Orgien» entlocken mir mehr als nur einmal ein fettes Grinsen. Ach was, teilweise muss ich gar lautstark lachen. Melden sich da etwa erste Auswüchse meines inneren Psychopathen zu Wort? Das müsste dann wahrscheinlich an anderer Stelle geklärt werden. Die Herren aus Baltimore, Maryland gewinnen garantiert keinen Schönheitspreis, aber ihre unaufhaltsamen Nackenbrecher sind brutal effizient. Ich werde wohl nach der Show trotzdem im Merchandise-Zelt vorbeischauen und mir einen Überblick über das dortige Angebot verschaffen (sehr zum Leidwesen meiner Geldbörse…).
Luke: Nachdem ich das gehörnte Black Metal-Intermezzo mit in Empfang nehmen von später angereisten Kollegen und somit einem Bier ausserhalb des Geländes verbracht habe, freue ich mich nun auf die zweite Portion Slam. Man merkt Visceral Disgorge sofort an, dass sie doch schon ein paar Jahre länger unterwegs sind als 9 Dead zuvor. Sänger Travis Werner erweist sich als sehr variabel. Wer also unbedingt einen Tierlaut-Verweis bringen möchte, dürfte sich hier keinesfalls auf das Schwein beschränken, denn neben Pig Squeals gibt es auch richtig fiese und tiefe Growls zu hören.
Ist die Stimmung ganz zu Beginn noch etwas verhalten, so ändert sich das im Laufe des Gigs relativ schnell. Ein erster verhaltener Circle Pit beim zweiten Song wächst in der Folge stetig an und erreicht schliesslich gegen Ende des Gigs bereits eine stattliche Grösse. Die unglaublich tighte Band befeuert dies mit ihrer Performance automatisch, sodass gar keine riesigen Aufforderungen in den Ansagen mehr nötig sind. Sehr starker Auftritt!
Larry: An dieser Stelle möchte ich allen, auch jenen, die mit Slam nichts anfangen können, empfehlen, die Songtitel der Bands zu lesen und zu raten, wie die Band wohl zu diesen Titeln gekommen ist.
Die Fotos – Visceral Disgorge
Warmen
Dutti: Vermisst hier sonst noch jemand Alexi Laiho? Der Tod des quirligen Klampfen-Asses erschütterte Ende 2020 die metallische Szene und hinterliess fraglos einige Narben… Doch es existieren noch Bands da draussen, die sein Erbe (und selbstverständlich auch dasjenige von Children Of Bodom) ehren und hochhalten. Warmen gehören definitiv in diese Kategorie! Und ohne mindestens eine finnische Kapelle kommt ein gutes Meh Suff! Festival sowieso nicht aus. Angeführt von Ensiferum-Aushängeschild Petri Lindroos legen die Nordmänner eine flotte Sohle auf das Parkett. Es geht rasant und melodiös zur Sache!
Mit «Band Of Brothers» hat der Fünfer erst kürzlich ein neues Eisen rausgehauen. Zusammen mit den Kompositionen der Vorgängerscheibe «Here For None» macht es den Hauptteil der Setliste aus. Abermals muss ich lobend von dieser berühmt-berüchtigten Qualität sprechen, welche finnische Metal-Künstler auszeichnet. Die Lieder gehen subito ins Ohr und werden grandios vorgetragen. Frenetisch werden aber ebenfalls die beiden Bodom-Covers «Hate Me!» und «In Your Face» beklatscht. Diese stehen völlig im Zeichen von «Alexi – gone, but never forgotten!» Als leichter Kontrast figuriert schliesslich das abschliessende «Somebody’s Watching Me». Gewisse Disco-Fanatiker im Publikum sind verzückt und fiebern wahrscheinlich bereits der nächtlichen 90er-Party entgegen.
Luke: Ich mochte Children Of Bodom immer gerne, im Gegensatz zu den meisten anderen finnischen Melodic Death Metal Bands. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie störte mich bei COB das Keyboard nie. Bei Warmen hingegen sehe ich die Grenzen zum Kitsch schon einiges öfter überschritten. Die beiden Covers der Stammband von Bandleader Janne Wirman sind für mich so auch einsame Highlights im Set der Truppe. Obwohl, das abschliessende «Somebody’s Watching Me» macht irgendwie auch Laune, und sorgt für grosse Diskussionen bei uns, ob man das als Michael Jackson-Song bezeichnen darf, obwohl auf der Platte Rockwell steht. Wie auch immer, die Nummer ist gut umgesetzt, hat aber schlicht und einfach mit Death Metal gar nichts zu tun. Und passt genau deswegen zum Auftritt von Warmen.
Larry: Die Ankündigung von Warmen freute mich besonders im Vorfeld des Festivals. Die bereits seit dem Jahr 2000 bestehende Finnentruppe hat nach fast zehn Jahren ohne neues Album 2023 «Here for None» veröffentlicht, und seither stehen sie auf meiner must see-Liste. Meh Suff! sei Dank hat es geklappt und ich darf den Auftritt aus der ersten Reihe geniessen. Auch wenn der Sound vorne noch einen Ticken besser abgemischt hätte sein dürfen, bin ich rundum happy. Zu «Somebody’s Watching Me»: Scheinbar hat Alexi selbst vorgeschlagen, dieses Lied zu covern, und ihm zu Ehren spielen sie es immer als letzten Song. Eine schöne Hommage.
Die Setliste – Warmen
- Intro
 - The Driving Force
 - Night Terrors
 - The End Of The Line
 - Too Much, Too Late
 - Band Of Brothers
 - Nine Lives
 - Hate Me! (Children Of Bodom-Cover)
 - Warmen Are Here For None
 - In Your Face (Children Of Bodom-Cover)
 - Hell On Four Wheels
 - Somebody’s Watching Me (Rockwell-Cover)
 
Die Fotos – Warmen
Hellripper
Dutti: Der «All Hail The Goat»-Kult! Nach ihrer überragenden Performance am letztjährigen Meh Suff! Winter-Festival haben Hellripper der Schweiz diskussionslos ihren Stempel aufgedrückt. Auch auf dem Hüttikerberg möchte die anwesende Meute der Ziege (also der vierbeinigen) huldigen. Blöderweise sind allerhöchstens ein paar Kühe (ich spreche immer noch von vierbeinigen Exemplaren) in der Nähe. Egal, irgendetwas zum Vergöttern wird sich schon finden lassen.
Die Schotten rund um Mastermind James McBain drücken von Beginn weg auf die Tube. Ich bleibe dabei, diese Truppe ist eine geschwärzte Motörhead-Variante auf Speed! Sie heizen der Zuhörerschaft munter ein und stacheln die Leute beständig an. Stillstand wird nicht geduldet. Auffallend sind glasklar die zahlreichen Crowdsurfer. Ich bin jedoch nicht sicher, ob alle heil am anderen Ende des Absperrgitters ankommen. Des Weiteren sehe ich überhaupt keine Security (aber ich stehe – fairerweise angemerkt – etwas weiter hinten). Eventuell weiss die «front row» mehr darüber zu berichten.
Luke: Ganz so weit vorn stehe ich nicht, sorry. Ich kann aber ebenfalls bescheinigen, dass Hellripper einen richtigen Abriss abliefern, welcher die Stimmung richtig zum Kochen bringt. Wie schon bei meiner ersten Live-Erfahrung mit der Band am Party.San 2024 (kann hier nachgelesen werden) gibt es hier so gut wie keinen Stillstand. Moshpits, Crowdsurfer ohne Ende und etwas weiter hinten zumindest jede Menge geballte Fäuste und Headbanging. James McBain und seine Live-Mitstreiter sind momentan zweifellos eine der heissesten Live-Bands im ganzen Heavy Metal!
Larry: Für die erste Reihe hat es leider nicht gereicht – dafür hat der «Geissli»-Kult bereits zu viele Anhänger. Doch auch aus der zweiten Reihe sieht man leider, wie die vorderste Front und Security nicht auf die Crowdsurfer vorbereitet waren. Gewisse Menschen sind so unglücklich gefallen, dass es schmerzhaft ausgesehen hat. Sänger James unterbricht einmal sogar das Konzert und bittet die erste Reihe, die Personen vorsichtiger über die Absperrung zu hieven. Ich bin überrascht, wie schlecht das funktioniert. Normalerweise klappt das reibungslos, auch wenn sich die Geister zu Crowdsurfern scheiden.
Die Setliste – Hellripper
- All Hail The Goat
 - Black Arts & Alchemy
 - Blood Orgy Of The She-Devils
 - Hell’s Rock ‚N‘ Roll
 - Demdike (In League With The Devil)
 - The Affair Of The Poisons
 - From Hell
 - Goat Vomit Nightmare
 - The Hanging Tree
 - Goatcraft And Granite
 - The Nuckelavee
 - Nunfucking Armageddon 666
 - Bastard Of Hades
 
Die Fotos – Hellripper
Marduk
Dutti: Auf den «Goat» folgt sogleich die nächste kultige Aussage. Wie hiess es einst? «Nur Marduk, verdammte Scheisse!» Okay, allein kann der schwedische Black Metal-Panzer logischerweise kein Line-up füllen, aber populär sind die Veteranen in düsteren Kreisen allemal. Sirenengeheul als Einstieg und danach «Werwolf» hinterher ist direkt einmal eine Ansage. Das Schlachtfeld ist eröffnet! Derweil lassen rotes Scheinwerferlicht und Nebeleffekte die Fotografen beinahe verzweifeln.
Mortuus ist und bleibt der gnadenlose Frontmann! Im Stil eines arroganten Generals führt er seine Soldaten durch die Gefechtslinie. Schwarzmetallische Marschmusik der Marke «Christraping Black Metal» erledigt dazu das Ihrige. Auffallend ist allerdings, dass die Herrschaften zwischen den Stücken meistens längere (Verschnauf-)Pausen einbauen. Und auch die Zugabe lässt lange auf sich warten. Doch irgendwann werden die geduldig ausharrenden Zuschauer trotzdem belohnt. «Panzer Division Marduk» wird zum umjubelten, anpeitschenden Abschluss. Die Schweden kamen, sahen und rissen (ohne wirkliche Überraschungsmomente) ab.
Luke: Marduk sind eine der ganz wenigen Black Metal Bands, die mich live schon überzeugen konnten. Heute sieht das allerdings etwas anders aus. Im Gegensatz zum Grossteil der Personen im sehr gut gefüllten Zuschauerraum holen mich die Schweden diesmal nicht so richtig ab. Trotzdem ist die Stimmung sehr gut und explodiert bei «Panzer Division Marduk» förmlich. Sicher kein schlechter Auftritt, aber für mich irgendwie zu routiniert und eintönig.
Larry: Als Marduk anfangen, sitzen wir gerade auf den Festbänken und genehmigen uns ein Raclette. Die Lichtershow ist… nervös, gelinde gesagt. Gefühlt hält jemand den Flackerknopf gedrückt und lässt ihn nicht mehr los. Von dort hinten etwas auf der Bühne zu sehen? Schwierig. Wir begeben uns dann zum Mischpult und schauen von dort. Zwei von unserer Truppe haben eine einfache Lösung gefunden: Sonnenbrille auf (auch wenn es bereits 21 Uhr ist und – abgesehen von der hell flackernden Bühne – die Umgebung in Dunkelheit gehüllt ist). Denn der Sound ist cool und die Musik macht Laune, auch wenn die grosse Pause vor der Zugabe mindestens einen Song verdrängt hat. Schade. Andere Bands hätten diese Zeit sicherlich gerne genutzt.
Die Setliste – Marduk
- Werwolf
 - Steel Inferno
 - Shovel Beats Sceptre
 - Slay The Nazarene
 - Marching Bones
 - With Satan And Victorious Weapons
 - Those Of The Unlight
 - Christraping Black Metal
 - The Blond Beast
 - The Black…
 - Wolves
 - Panzer Division Marduk*
 
*Zugabe
Die Fotos – Marduk
Moonspell
Dutti: Was zeigen Fernando Ribeiro und seine Nachtgestalten? Moonspell habe ich freilich schon länger nicht mehr live erlebt. Doch sind berechtigterweise Feierlichkeiten erlaubt, denn das wegweisende Eisen «Wolfheart» blickt auf eine drei Dekaden dauernde Existenz zurück. Die Iberer beschwören regelrecht den Vollmond und erwecken dabei tonnenweise Nostalgie. Sie treiben sich zwar gerne in den Sphären der Vampire herum, aber in diesem Set dürften zweifellos die Werwölfe einen höheren Stellenwert einnehmen. Die Songauswahl enttäuscht effektiv nicht und man greift sogar auf eine Gastsängerin zurück. Düsterer Gothic Metal, wie er im Buch steht. Aus der Reihe tanzt dabei lediglich das folkige «Ataegina». Dieses muntere «Geflöte» lässt kaum jemanden stillstehen. Weshalb zur Hölle ist mir diese Nummer zuvor nie untergekommen? Vor «Alma Mater» ehrt der Frontmann dann Celtic Frost, was ihm bei den hiesigen Fans selbstredend etliche Sympathiepunkte einbringt. Muito obrigado, meus amigos!
Larry: Vom Ambiente her absolut passend! Wir auf dem dunklen Berg mit mystischer Musik der Portugiesen. Obwohl der Auftritt musikalisch absolut in Ordnung ist, sehne ich mich nach etwas lebendigerer Musik. Schliesslich freue ich mich auf die letzte Band und muss bis dann fit und wach bleiben. Mal schauen, was Scar Symmetry so liefern.
Die Fotos – Moonspell
Scar Symmetry
Dutti: Die nächste Formation ist mir zwar vom Namen her ein Begriff, aber für eine Live-Begegnung hat es bisher trotzdem nie gereicht. Gut so, dass sich dieser Umstand nun ändert. Die Schweden sind seit über zwanzig Jahren im Geschäft und bringen aus diesem Grund einen ansprechenden Erfahrungsrucksack mit nach Hüttikon. Stilistisch ist das fürwahr hundertprozentig meine Baustelle. Melodiöse, groovige Kompositionen, bei denen jeweils vor allem die beiden Sänger im Fokus stehen. Während Lars Palmqvist die klaren Passagen abdeckt, gehört die Growl-Verantwortung einzig und allein Roberth Karlsson. Und was soll ich sagen? Hits der Marke «The Illusionist» oder «Morphogenesis» sind einfach prägend und verdammt sichere Werte. In Zukunft werde ich mich wohl wieder eine Spur ausgiebiger mit den Nordmännern befassen müssen.
Larry: Kurz vor Mitternacht starten die Schweden mit ihrem Set. Von der Geschwindigkeit und den melodiösen Klängen sind sie genau das, was ich um diese Zeit brauche, um fit zu bleiben. Die Musik animiert auch zum einen oder anderen Tänzchen auf dem Hüttikerberg. Wenn ich jedoch so um mich schaue, merke ich, wie sich das Feld merklich leert. Ist das 90er-Zelt etwa bereits offen und hat Scar Symmetry das Publikum entwendet? Auch in unserer Gruppe ist man sich uneins. Gewisse Stimmen sagen, dass sie nicht ins Line-up passen, und andere überlegen sich sogar, bereits schlafen zu gehen. So oder so ein solider Auftritt.
Die Fotos – Scar Symmetry
Viscral
Dutti: Der heutige Programmabschluss gehört dafür dann erneut gänzlich in die «Haudrauf»-Sparte. Brutal Death Metal aus Indoniesen! Viscral schlüpfen in die Rolle der kompromisslosen Rausschmeisser. Trotz Sprachbarriere pflügen sie wie ein Bulldozer über den Boden hinweg. Die Südostasiaten brillieren mit ordentlichem Einsatz und zeigen sich gegenüber den mittlerweile klaffenden Lücken in den Publikumsreihen unbeeindruckt. Um Manöverkritik vonseiten des Metalinside-Kollegen Raphi zu vermeiden, werde ich auch in diesem Jahr brav versuchen, mir sämtliche Kapellen von A bis Z reinzuziehen. Deswegen harre ich wacker bis um 2 Uhr und den letzten groben Tönen von Viscral aus. (Anm. Raphi: Ich bin stolz auf dich, Dutti!)
Luke: Bei den letzten beiden Bands habe ich mangels Interesses nur kurz reingesehen und mich ansonsten vielen guten Gesprächen im Zelt zugewandt. Ein nicht zu unterschätzender Reiz am alljährlichen Besuch auf dem Hüttikerberg ist und bleibt für mich, dass man hier unglaublich viele Bekannte trifft. Und Fremde gibt es hier sowieso keine, sondern nur Freunde, die man noch nicht kennengelernt hat. So freue ich mich eigentlich jeweils insgeheim, wenn mir die Headliner nicht so zusagen und ich etwas mehr Zeit für die soziale Komponente habe.
Pünktlich zu Viscral stehe ich nun aber wieder vor der Bühne. Die Zuschauerreihen sind wie von Dutti schon richtig erwähnt zwar merklich gelichtet, aber viele Freunde des Brutal Death Metal sind wie wir extra wegen den Indonesiern noch hiergeblieben. Die Band belohnt uns alle fürs Durchhalten mit einem sackstarken Auftritt, der keine Wünsche offenlässt. Die Instrumente-Fraktion ist unglaublich tight und Sänger Eggi Pradia Wiguna überzeugt nicht nur mit seinen mächtigen Growls, sondern auch mit viel Bewegungsfreude. Das steckt an, und so gibt es trotz dezimiertem Publikum noch die letzten Circle Pits der Nacht zu bestaunen. Absolut überzeugender Auftritt! Schade, reicht es nicht mehr für einen Ausflug zum Merchstand vor dem Heimweg, sonst hätte ich hier ziemlich sicher zugeschlagen.
Larry: Und so trifft man sich wieder vor der Bühne. Von den wenigen Personen, die die letzte Band geniessen, kennt man die überwiegende Mehrheit. Ich bin rundum zufrieden mit dem Auftritt. Ich habe zwar nicht viel von der Band gesehen, aber das ist in der ersten Reihe meistens gewollt und durch exzessives Headbangen ausgelöst. Was für eine Show! Und die Spielfreude der Indonesier wirkt ansteckend. Toller musikalischer Abschluss des ersten Tages.
Die Setliste – Viscral
- Eradictate The Parennial Threat
 - Impulse To Kill
 - Enigma Of Obsessed Hatred
 - Infernal Abhorrence
 - Stubborn
 - Compulsive Ingenuity
 - Suffer Resurrection
 - The Catacombs
 
Die Fotos – Viscral
Kurzer Abstecher in das 90er-Partyzelt
Dutti: Gewisse Personen würden ja offenbar lieber einen zehnseitigen Bericht über die berühmt-berüchtigte 90er-Party lesen, welche traditionell an beiden Festivaltagen nach dem letzten Konzert losgetreten wird. Ein Mysterium, welches sich meiner Wenigkeit wahrscheinlich nie vollends erschliessen wird. Aber da das ominöse Zelt ohnehin auf dem Heimweg in Richtung Camping liegt, kann man ja durchaus kurz reinschauen. Und so endet meine Schicht zu «Bumm-Bumm-Mucke» von Blümchen und anderen Geschöpfen. Eine volle Stunde tanze ich brav mit (tendenziell unter dem Einfluss des einen oder anderen Hopfentees), ehe sich mein Körper jedoch nach Matratze und Schlafsack sehnt. In diesem Sinne: Adé, merci und gute Nacht!
Larry: Es wäre gelogen zu sagen, dass ich mich nach dem letzten Konzert nur ins 90er-Zelt begeben habe, um zu sehen, ob Dutti auch wirklich den Weg dorthin gefunden hat – aber es hat sicher auch dazu beigetragen. Mit einer Kleinformation unseres Camps begebe ich mich in das sehr gut gefüllte Zelt und bemerke, dass zwar die Mehrheit der Metalheads ihre dunkle Kleidung anbehalten hat, aber gewisse in farbige Kostüme geschlüpft sind. Ein herrlicher Anblick. Nachdem sich nach ca. 90 Minuten die Lieder wiederholen, schnappe ich mir meine beiden Mitcamper und begebe mich ebenfalls Richtung Zelt.
Das Fanzit – Freitag des Meh Suff! Metal-Festivals 2025
Dutti: Auf meiner persönlichen Skala hinterliessen heute hauptsächlich Visceral Disgorge, Warmen, Moonspell und Scar Symmetry bleibende Eindrücke. Es war ein Einstieg nach Mass in den üblichen Meh Suff!-Wahnsinn. Zu beklagen gab es einzig eine gewichtige Absenz aus der kulinarischen Ecke. Die beliebten Teigtaschen von «Tenz Momo» waren nirgends auffindbar (es wurde lediglich ein Abklatsch davon gesichtet).
Luke: Der fehlende «Tenz Momo»-Stand bleibt tatsächlich eines der grossen Themen des Tages. Neben dieser kulinarischen Enttäuschung gab es musikalisch hingegen viele Highlights. Für mich vor allem die von Dutti so schön bezeichneten «Schweine-Quiek-Gruppen» 9 Dead, Visceral Disgorge und Viscral. Aber auch Hellripper wussten zu begeistern.
Larry: Zu meinen Highlights gehören ebenfalls die Slam Bands, Hellripper – und Warmen. Ein erfolgreicher erster Meh Suff!-Tag für mich und ich bin gespannt, wie der zweite Tag so verläuft. Da warten nämlich bereits einige musikalische Highlights auf uns.
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Meh Suff! Metal Festival 2024 – Tag 2 (Samstag, 06. September)
Dutti: Neuer Tag, neuer Lärm! Wie intensiv wird die zweite Meh Suff!-Runde? In Sachen Line-up sind sicherlich zwei Anpassungen erwähnenswert, denn schon im Vorfeld des Festivals mussten leider sowohl Misþyrming als auch Extermination Dismemberment ihre geplanten Darbietungen bedauerlicherweise absagen. Die genannten Gruppen konnten durch Naglfar und Gutrectomy ersetzt werden, weshalb man immerhin in beiden Fällen von «genre-getreuen» Wechseln sprechen kann. Unsere Meute bereitet sich derweil mit der traditionellerweise von Kollegin Sarah zur Verfügung gestellten Gulasch-Verköstigung auf die heutigen Ereignisse vor. Dabei erhalten wir im Camp sogar einen kleinen Weiterbildungskurs aus der ungarischen Ecke. Dort wird die Speise nämlich korrekterweise «gulyás» ausgesprochen.
Larry: Auch unser Camp verbringt die Zeit zwischen «Aus-dem-Zelt-kriechen» und «Die-erste-Band-sehen» mit der Kulinarik. Heute stehen Essen von der Camping-Plancha und Grog auf dem Speiseplan (Shoutout an Alain an dieser Stelle). Viel zu schnell ist es 13 Uhr und somit Zeit für Kerberos.
Kerberos
Dutti: Mit vollem Magen und aufgeladenen Energiereserven nehmen wir dann kurz nach 13 Uhr die Leistungen von Kerberos unter die Lupe. Als stolzer Bewohner der Eulachstadt ist dieser Gig für meine Person ein Pflichttermin! Schliesslich muss die Winterthurer-Community zusammenhalten, oder? Nichtsdestotrotz will und soll das Gezeigte fair und ehrlich beurteilt werden.
Ein Orgel-Intro ist zumindest schon einmal ein solider, brauchbarer Einstieg. Gesanglich sind die Akteure äusserst variabel unterwegs. Dadurch liefern sich Frontmädel Ai-lan Metzger und Saitenhexer Félicien Burkard abwechslungsreiche Duette. Gewisse Töne kommen ein bisschen schräg rüber, aber vor allem die hohen, opernhaften Abschnitte wissen zu gefallen. Das Quartett versucht eindeutig, auf den Spuren von Fleshgod Apocalypse zu wandeln. Des Weiteren höre ich aber ebenfalls eine Ladung Imperial Age heraus. Der Einsatz von orientalischen Elementen ist ohnehin selten verkehrt. Allerdings hege ich die Befürchtung, dass diese Art von Sound nicht gerade jedem gängigen Meh Suff!-Besucher in den Kram passen dürfte. Aber eben, die Geschmacksdiskussion ist bekanntermassen eine nie enden wollende Angelegenheit. Aber wieso zur Hölle kommt mir der andere Axtmann – Diego Lanzendörfer – so bekannt vor? Stimmt, der zockt ja zusätzlich in einer Equipe namens Judge Minos!
Luke: Auch wir sind wieder pünktlich hier. Ich bin nun fast geneigt zu schreiben: leider, denn die von Dutti erwähnten «gewissen schrägen Töne» sind ziemlich zahlreich. Irgendjemand macht noch den Spruch «Fleshgod Apocalypse bei Wish bestellt», das ist dann aber schon etwas gar fies. Kerberos geben sich sichtlich Mühe, sorgen aber auch für einige schüttelnde Köpfe. Und ich meine nicht Headbanging. So kann ich mich wenigstens gleich zum Start noch um etwas Nahrungsaufnahme kümmern, aus Frust über die fehlenden Momos habe ich mich gestern fast nur flüssig ernährt. Dies gilt es heute zu ändern, und die Wurst im Essenszelt während der ersten Band des Tages ist ein guter erster Schritt.
Larry: Ich glaube auch, dass der Slot nicht zwingend passend war. Den Openerslot zu bespielen, während die Sonne runterbrennt, passt nicht zur Musik und dem Stil von Kerberos. Ich bleibe die ganze Zeit vorne, werde aber von René und seiner aufblasbaren Ananas abgelenkt. Ein Insider mit Drummer Kevin und der ewigen Diskussion drum, ob man mit Ananas eine Pizza belegen darf oder nicht. Oh, das Konzert ist fertig und ich muss mir meinen Platz in der ersten Reihe für Soulline reservieren.
Die Setliste – Kerberos
- Präludium In H Moll
 - Near-Violence Experience
 - Liar Within
 - Murder The Immortal
 - One-Dimensional Sight
 - Alpine Sea
 - Apostle To The Malevolent
 
Die Fotos – Kerberos
Soulline
Dutti: Soulline – meine «fratelli» aus dem wunderschönen Tessin! Dummerweise habe ich sie am diesjährigen Rock The Lakes Festival verpasst, weswegen diese Geschichte hier und heute zwingend nachgeholt werden muss! Und wenn die Leute bereits beim Soundcheck Gas geben und mitfiebern, steht einem gelungenen Konzert kaum etwas im Weg (okay, ausser vielleicht eine riesige, aufblasbare Ananas). Während des Auftritts ist das tropische Obst dann aber auch mitten im Circle Pit oder bei Crowdsurf-Aktionen zu finden. Habe ich da etwa irgendeinen Insider verpasst? Gemäss Aussage von Larry offenbar schon.
Die fünf Jungs auf der Bühne agieren gewohnt souverän und setzen auf eine effiziente Setlist. Sei es der standardmässige Beginn mit dem fetzigen «The Curse» (dammi Siech, diese Melodien und Riffs!), der knackige Nacken-Prügler «Broken By Madness» oder das eher aus dem gefühlvollen Regal stammende «Look At The Stars». Soulline untermauern erneut ihre grandiosen Fähigkeiten. Selbst der Nachwuchs feiert das Quintett (und wohl im Speziellen Grimassen-König Lorenzo Barenco) engagiert ab. Beim abschliessenden «Leviathan» wird munter gerudert. Wenn die Zuhörerschaft solche Aktionen ohne irgendwelche Aufforderungen seitens Musiker durchführt, ist zur Qualität und dem mitreissenden Effekt der Performance eigentlich alles gesagt.
Luke: Ich durfte Soulline schon mehrfach live erleben und fand sie bisher immer gut. Aber was die Jungs hier und heute abliefern, ist schlicht und einfach sensationell! Der Platz vor der Bühne ist zwar noch längst nicht überfüllt, aber alle Anwesenden hat die Tessiner Truppe innert kürzester Zeit im Sack. Der unkitschige Melodic Death Metal der Band ist jetzt nicht per se nur «Gute-Laune-Musik», aber trotzdem sieht man auf und vor der Bühne eigentlich nur strahlende Gesichter. Besonders Gitarrist und «Mattia Croci-Torti – Doppelgänger» Lorenzo Barenco ist durchgehend entweder am Lachen oder dann am Posen. Sehr starker Auftritt!
Larry: Auch aus der ersten Reihe gibt es nichts zu bemängeln. Der Auftritt macht einfach Bock! Hinter mir zieht das Publikum seine Circlepit-Kreise und um mich rum fliegen die Haare. Die Setlist ist souverän zusammengestellt. Hier kann ich den beiden Jungs nur zustimmen, dass die Band pure Spielfreude versprüht. Ich möchte gerne noch anmerken, wie viel Spass es macht, Drummer Kevin beim Spielen zuzusehen. Meiner Meinung nach war sein Dazustossen zu Soulline eine grosse Aufwertung und seither gefallen mir die Ticino-Konzerte auch noch einen Ticken besser. Es gibt nichts auszusetzen. By the way: Die Ananas hat die vielen Crowdsurfer obendrauf und die Zeit im Circle Pit überlebt.
Die Setliste – Soulline
- The Curse
 - Anvils
 - Broken By Madness
 - Dragonfly
 - Look At The Stars
 - Human Corruption
 - Say Goodbye
 - Despise Your God
 - Leviathan
 - Outro
 
Die Fotos – Soulline
Kassogtha
Dutti: Vom sonnigen Ticino geht es im Anschluss herüber nach Genf. Dort sind Kassogtha beheimatet. Neben Kerberos also eine weitere Truppe mit einem weiblichen Aushängeschild. Stéphany Huguenin meistert den Mikrofon-Job grandios. Wechsel zwischen klarem Gesang und bitterbösen Growls bereiten ihr überhaupt keine Schwierigkeiten. Generell ist das komplette Quintett sichtlich gut drauf. Drummer Dylan Watson kriegt das Strahlen kaum mehr aus der Visage. So sieht echte Spielfreude aus! Die Soli von Wasserstoff-Blondschopf Martin Burger sitzen ebenfalls.
Die Westschweizer enthüllen mit «Waning Moon», «Deceide», «Grief» und «Rage» gleich vier neue Stücke. Das Vertrauen in dieses frische Material ist freilich gerechtfertigt, denn damit versetzen sie die Massen locker in einen Headbang-Rausch. Ich wage gar eine gewagte Aussage und behaupte, dass dies die stärkste Show von Kassogtha ist, welcher ich bisher beiwohnen durfte. Man darf gespannt sein, wohin der Pfad die Progressive Death Metaller noch führen wird.
Luke: Zugegeben, ich war etwas skeptisch, ob Kassogtha nach dem Abriss von Soulline mithalten können. Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten bleibt aber zu attestieren: Mission geglückt. Einzig die Abmischung ist bei den Welschen etwas schlechter als bei den Tessiner Kollegen zuvor, die Tiefen sind etwas gar weit vorne im Mix. Ansonsten beweisen Stéphany und ihre Mitstreiter einmal mehr, dass sie zu den besten Melodic Death Metal Acts des Landes gehören.
Larry: Hier muss ich Dutti zustimmen: Auch für mich ist dieses Konzert das beste Kassogtha-Konzert, das ich je erleben durfte. Die Meute feiert die Band und rundum fliegen die Haare im Rhythmus. Kassogtha haben heute bestimmt einige Fans dazugewonnen.
Die Setliste – Kassogtha
- The Infinite
 - Drown
 - Waning Moon
 - Deceide
 - Venom
 - Rise
 - Grief
 - Rage
 
Die Fotos – Kassogtha
Korpse
Dutti: Muss ich meine Kassogtha-Begeisterung allenfalls bereits wieder drosseln? Gemäss Kumpel Luke folgt nämlich jetzt die beste Formation des Tages. Alles klar, dann bleibe ich doch glatt gespannt. Die niederländischen Leichen – Korpse – servieren uns eine gepfefferte Mischung aus Slam und Brutal Death Metal. Man kriegt somit, was man erwartet. Poesie und komplexe Riff-Akrobatik wären hier schlichtweg fehl am Platz. Ganz im Gegenteil – es gibt bestialisch auf die Schnauze! Alles fliegt durch die Gegend. Eine Ode an die Destruktion! Selbst Gitarrist Floor van Kuijk wagt sich unter die Crowdsurfer. Lässt sich eine solche Maschinerie überhaupt irgendwie stoppen? Ja, aber nur mit unfairen technischen Manipulationen. Ein herumzickendes Mikrofon bremst den brüllenden Fronter Sven van Dijk ungewollt aus. Ob die dargebotene Musik für die verwendeten Gerätschaften eventuell zu grob ist?
Luke: Gut möglich. Denn Fakt ist: Korpse sind auch heute auf Abriss aus. Ich durfte mich bereits mehrmals von den Live-Qualitäten der Niederländer überzeugen, und diese werden auch heute eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Bis auf die kleinen technischen Probleme gibt es hier gar nichts auszusetzen. Auch die Setliste ist sehr geschmackvoll zusammengestellt und beinhaltet Material von allen drei Alben der 2013 gegründeten Gruppe. Diese sind übrigens ebenfalls zu empfehlen, Korpse sind definitiv einer der Brutal Death-Acts die es schaffen, die Energie von der Bühne auch auf Tonträger zu bannen. Apropos, wie wäre es wieder einmal mit einem neuen Release? «Insufferable Violence» hat unterdessen doch auch schon vier Jahre auf dem Buckel. Gerne dann auch mit anschliessender Headliner-Tour und einer Clubshow in der Schweiz.
Larry: Es war hart, es war schwitzig & es war strapaziös für den Nacken. «Nuff said».
Die Setliste – Korpse
- Devil’s Breath
 - Persuasion
 - Insufferable Violence
 - Retaliation
 - Disposable Underaged Objects
 - Unethical
 - Stoneage
 - Molestation Condonation
 - School’s Out Shootout
 
Die Fotos – Korpse
Disparaged
Dutti: Todesblei haben wir auch im lokalen Sortiment reichlich im Angebot. Eine besonders bewährte Marke stellen dabei Disparaged dar. Seit 1999 treiben die Herrschaften in der Szene ihr Unwesen. Sie sind also echte Routiniers ihres Fachs und verstehen es problemlos, für artig nickende Schädel zu sorgen. Ohne Umschweife prügeln sich die Herren durch ihre Songauswahl. Gitarrist Ralph Beier und sein Pendant Tom Kuzmic (welcher zusätzlich die Vocals abdeckt) verstecken ihre Antlitze hinter Sonnenbrillen. Irgendwann im Verlauf des Auftritts trennt sich Zweitgenannter schliesslich mit einem für Lacher sorgenden «Ich mach mich jetzt mal blind» von besagtem Accessoire. Seine Leistung wird dadurch glücklicherweise nicht beeinträchtigt. Stolze 14 Stücke ballern uns Disparaged um die Lauscher und beweisen damit, dass sie keinesfalls langsam in irgendeine Mottenkiste gehören. Weiter so!
Luke: Disparaged stellen auch heute wieder eindrucksvoll klar, dass man bei einer Aufzählung der besten Schweizer Death Metal Bands unmöglich an ihnen vorbeikommt. Tom ist einfach eine Maschine als Frontmann, ob bei seiner Hauptband oder bei den ebenfalls grossartigen Amputate. Ein wirklich starker Auftritt, welcher über die ganzen fünfzig Minuten nie langweilig wird. Einziger winziger und vor allem sehr subjektiver Kritikpunkt von meiner Seite: Ich hätte gerne ein paar Songs mehr vom sackstarken neusten Release «Drown The Heavens» gehört. An einem Festival ist jedoch ein Fokus auf die alten Klassiker wohl für die breite Masse gesehen nicht die falsche Entscheidung, also alles richtig gemacht.
Die Setliste – Disparaged
- Depopulate
 - Bringer Of Death
 - Approaching Underworld
 - Servants Of Fire
 - Conqueror Of The Apocalypse
 - Refuse/Resist
 - The Throne
 - Reborn
 - The Wrath Of God
 - Davidian
 - Coffin In The Wasteland
 - Overlust
 - Caught In The Fire
 - Impetuous
 
Die Fotos – Disparaged
Kraanium
Dutti: Eigentlich wären jetzt die nachgerückten Gutrectomy an der Reihe. Da Trommler Julien Kuny jedoch ins Krankenhaus musste, wurde die geplante Darbietung kurzfristig abgesagt. Wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung und hoffen, dass sich alles wieder einrenkt. Doch was bedeutet dies nun für das Programm? So kurzfristig lässt sich kaum noch ein weiterer Ersatz aufreiben. Das sieht die Meh Suff!-Crew ähnlich. Aufgrund dessen wird die Running Order umgestellt. Kraanium werden den undankbaren 01-Uhr-Slot los und dürfen neu um 19.25 Uhr auf die Kacke hauen. Das ist ja beinahe die «Primetime». Wird die internationale Slam- beziehungsweise Brutal Death-Gewalt diese Chance nutzen können?
Lägo mio! Ein grunzendes Massaker! Die aufblasbaren Hämmer, welche zuvor unter den Besuchern verteilt wurden, kommen rege zum Einsatz. Diese heftigen Breakdowns donnern einem sprichwörtlich die Rübe weg! Ein brutales Abrisskommando, welches wahrscheinlich im ursprünglichen Rausschmeisser-Slot nicht gleichermassen zur Geltung gekommen wäre. Kraanium werden sicherlich ein paar neue Anhänger dazugewinnen. Meine Wenigkeit wird später ebenfalls erneut beim Merchandise-Stand vorbeischauen. Diese Mannschaft verdient Support und sicherlich keinen Boykott (aber darüber müsste eigentlich bloss ein gewisses Jugendkulturhaus in der Stadt Zürich nochmals genau nachdenken).
Luke: Gutrectomy sagen nach dem Rotten Rock (Bericht dazu gibt es hier) bereits zum zweiten Mal einen Festival-Gig in unserem Land ab. Natürlich geht die Gesundheit immer vor! Trotzdem muss man ein bisschen aufpassen, dass man deswegen nicht einen gewissen Ruf bekommt. Gewisse Besucher sprechen schon von «Cancelectomy». Nichtsdestotrotz auch gute Besserung von meiner Seite! Und eigentlich bin ich schon fast froh, denn zwischen Gutrectomy und Kraanium hat mich auf der ursprünglichen Running Order nichts so richtig interessiert. Jetzt kann ich mich nach der folgenden Show so richtig der sozialen Komponente widmen, ohne Gefahr zu laufen, durch zu viele Biere mit Freunden etwas für mich Wesentliches zu verpassen.
Nun in der Gegenwart heisst es aber zuerst einmal Kraanium geniessen. Die internationale Slam-Macht beweist ein weiteres Mal, dass sie zur absoluten Live-Spitze in ihrem Genre gehört. Ich hoffe wirklich, dass die Truppe endlich wieder einmal einen Sänger findet, welcher etwas länger im Line-up bleibt. Ich habe bei den Shows, die ich bisher erleben durfte, so viel ich weiss, keinen Sänger mehrmals gesehen. Leider ist mir nicht bekannt, wer der heutige Ersatzmann ist, der Job wird jedenfalls kompetent erledigt. Ein bisschen Konstanz wäre trotzdem schön. Instrumental ist die Truppe sowieso top und hat mit Tobias Tellenbach wohl einen der besten Drummer unseres Landes in ihren Reihen. Sehr starker Auftritt, welcher den Grossteil des während der Show sehr aktiven Publikums zufrieden zurücklässt.
Larry: Bereits vor dem Konzert spürt man, dass die Leute, die in den vorderen Reihen stehen, keine Millisekunde stillstehen. Die gefühlten ersten fünf Reihen sind ständig in Bewegung – sei es mit dem Nacken, dem Oberkörper oder gleich mit dem ganzen Körper im grossen Pit. Einige an Violent Dancer erinnernde Verrenkungen sind ebenfalls dabei. Die von Dutti erwähnten Hämmer schwingen wild durch die Luft. Einer dieser verirrte sich auch auf ein T-Shirt-Motiv der Band, aber dieses war leider nicht mehr in meiner Grösse vorhanden. Nur einer von vielen Gründen, um die Band unbedingt nochmals live zu sehen!
Die Setliste – Kraanium
- Slammed Kranial Remains
 - Massive Pile Of Festering Remains
 - Double Barrel Penetration
 - Rock Filled Orifice
 - Ritualized Defleshment
 - Braindead Skullfucking
 - Post Mortal Coital Fixation
 - Stillborn Necrotic Fuck Feast
 - Hung By Your Entrails
 - Midget Fucker
 
Die Fotos – Kraanium
Myrkur
Dutti: Kontrast gefällig? Da kommt die nächste Künstlerin wie gerufen. Sphärische Black-, Post- und Folk Metal-Klänge stehen an. Verantwortlich dafür sind die Dänin Myrkur und ihre Mitmusiker. Ein Bäumchen am Mikrofonständer sorgt zudem für eine Prise Natur.
Was folgt, ist ein akustischer Trip für die Seele. Der Genuss-Schalter wird umgehend umgelegt und mein Körper ist urplötzlich mit Hühnerhaut übersät. Bezaubernd, was uns Myrkur anbietet. Ich bin ein Gefangener ihrer Klangwelten. Müsste ich mich nicht wehren und ausbrechen? Nö, keine Lust. Ich öffne mich gänzlich dem präsentierten Liedgut und lasse die Emotionen das Zepter übernehmen. Fantastisch! Atemberaubend! Prickelnd! Mir gehen fast die Superlative aus! Lobenswert ist zudem die zusätzliche Gesangsleistung der Bassistin Maja Shining (die man möglicherweise noch von Forever Still kennen könnte). Stellvertretend an dieser Stelle sei beispielsweise die Hymne «Valkyriernes Sang» erwähnt. Ich bin hin und weg! Einzig das Zeitmanagement müssten die Akteure beim nächsten Mal etwas besser im Griff haben. Das abrupte Ende hätte nicht unbedingt sein müssen.
Larry: Ja, der Stilbruch ist merklich spürbar. Nicht nur die Musik ändert sich, auch die Luft fühlt sich kühler und mystischer an. Mit den Klängen von Myrkur kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen. Interessant ist dabei, dass sich das Publikum im nicht gross verändert hat. Viele, die vorhin bei Kraanium ausgelassen moshten und schweissgebadet ihre Glieder schwingen liessen, stehen nun ruhig und mit geschlossenen Augen vor der Bühne. Eine gelungene Abwechslung.
Die Fotos – Myrkur
Kanonenfieber
Dutti: Noise und seine Mitstreiter ecken an. Aber warum eigentlich? Irgendwie scheint es gewissen Personen ein Dorn im Auge zu sein, dass das Projekt «Kanonenfieber» einen solch kometenhaften Aufstieg hingelegt hat – und dies in Rekordzeit. Aber auch hier dürfte es wohl wieder eine Frage des Geschmacks sein. Mich persönlich überzeugt die Show jedes Mal aufs Neue und zudem attestiert man der Gruppe meines Erachtens im heutigen Programm berechtigterweise den Headliner-Status.
Also, liebe Kinder, hockt euch hin und lauscht den Worten von Onkel Noise, denn er erzählt euch Geschichten aus dem Ersten Weltkrieg. Erwartet jedoch keine Märchen oder schöngeredeten Müll. Es wird knallhart und ehrlich über die Schattenseiten der kriegerischen Ära berichtet. Über Soldaten, die in eisigem Schneegestöber erdrückend lange Märsche zurücklegen, regelmässig Schützengräben ausheben, gefangen in einem U-Boot in den Tiefen des Meeres versinken oder beim Graben eines Stollens hoffen, dass dieser endlich einstürzt, sie lebendig begräbt und aus ihrer Misere befreit. Wahrlich keine leichte Kost. Aber Kanonenfieber tragen die Stücke unfassbar gekonnt vor. Lediglich die Pyroeffekte bleiben aus (was bei der Holzkonstruktion an der Meh Suff!-Bühne logischerweise eine sinnvolle Entscheidung darstellt). Auch die neuste Komposition «Z-Vor!» wird mit ordentlich Applaus willkommen geheissen.
Luke: Wieso Kanonenfieber anecken kann ich dir sagen, lieber Dutti. Gewissen Leuten wie mir ist das Ganze einfach zu generisch und zu glatt. Ja, die Show ist eindrucksvoll, aber es fehlen jegliche Ecken und Kanten. Zusammen mit dem leichten Schunkelfaktor wirkt das für mich ein bisschen wie «Erster Weltkrieg – das Musical». Mir ist bewusst, dass ich die Ausnahme bin, das Publikum hier am Meh Suff! feiert die Truppe zu 99% extrem ab. Ich mag das den Jungs auch durchaus gönnen, ebenso wie den kometenhaften Aufstieg. Mich spricht das aber trotzdem null komma null an.
Larry: Ich bin neutral an die Sache rangegangen. Kanonenfieber habe ich zwar bereits einmal live gesehen, aber von so weit weg, dass sich ihre Show gar nicht richtig entfalten konnte. Denn genau das ist es, was die Band ausmacht. Obwohl man ihre Gesichter nicht sieht, spürt man ihre Mimik. Sie kompensieren sie so stark mit der Gestik, dass nicht viel Interpretationsspielraum übrig bleibt. Durch eingängige Melodien und ein starkes Bühnenbild finden die Personen schnellen Zugang zu der Band. Es ist mir aber trotzdem ein Rätsel, wie Leute, die ansonsten keinen Metal hören, die Musik von Kanonenfieber privat hören – nicht nur an Festivals sehen. Ich finde, dass es da einfachere Kost gäbe, um in den Metal einzutauchen.
Die Setliste – Kanonenfieber
- Menschenmühle
 - Sturmtrupp
 - Der Füsilier I
 - Der Maulwurf
 - Panzerhenker
 - Kampf und Sturm
 - Z-Vor!
 - Die Havarie
 - Verdun
 - Ausblutungsschlacht
 
Die Fotos – Kanonenfieber
Naglfar
Dutti: Hat der Vergangenheits-Dutti damals Anfang Jahr effektiv den richtigen Riecher gehabt? Ich zitiere aus dem Bericht des Meh Suff! Winter-Festivals 2025: «Ob wir Naglfar bei ihrem nächsten Schweizer Gastspiel allenfalls auf dem Hüttikerberg sehen werden? Ich könnte es mir zumindest durchaus vorstellen.» Und siehe da? Ein paar Monate später tritt das Vermutete tatsächlich ein. Klar, die Schweden sind ebenfalls «bloss» eine Ersatz-Kapelle, aber wenn sie ihren überragenden Gig vom Januar nur ansatzweise wiederholen können, dürfte das kaum irgendjemanden stören.
Für einmal kann ich mich ziemlich kurzfassen: Naglfar sind heute Abend abermals eine sensationelle Live-Macht! Zwar wird der Zeitplan leicht verzögert, aber darüber kann ich bei einem solchen Abriss sorglos hinwegsehen. Der siebenminütige Brocken «Harvest» wird schliesslich zum genialen «Schluss-Furioso» und entlässt die Besucher anschliessend in die Nacht.
Larry: Naglfar auch zukünftig als Festivalabschluss? Sehr gerne! Irgendwie konnte die Mehrheit der Leute für dieses Konzert nochmals die Energienotreserven anzapfen und ein letztes Mal ausgelassen headbangen und tanzen. Ein schöner Anblick.
Die Setliste – Naglfar
- Feeding Moloch
 - The Darkest Road
 - Bring Out Your Dead
 - Vortex Of Negativity
 - And The World Shall Be Your Grave
 - Like Poison For The Soul
 - Horncrowned Majesty
 - Blades
 - Cerecloth
 - A Swarm Of Plagues
 - Harvest
 
Die Fotos – Naglfar
90er-Partyzelt – again?
Dutti: Jap, erwischt! Ich schaue tatsächlich nochmals kurz im Disco-Zelt vorbei und genehmige mir zu den sonderbaren Melodien einen finalen Feierabendtrunk. Um mich herum tanzen zahlreiche freudige Menschen, die wohl wieder bis in die frühen Morgenstunden durchzechen werden. Meine Wenigkeit zieht sich nach einem der obligaten Scooter-Tracks jedoch endgültig zurück.
Luke: Und heute ziehe ich sogar für einmal mit. Dank dem unerwartet frühen Gig von Kraanium geht die Sause etwas zeitiger los, und aufgrund des für mich ab 20:15 Uhr nicht mehr so prickelnden Bühnenprogramms habe ich definitiv genug getankt für diese Art von Musik. Irgendwann möchte Kollege Röschu, welcher heute den Fahrer macht, dann aber nach Hause. Zum Glück eigentlich, denn heute wäre ich wohl unaufhaltsam gewesen sonst 😉
Larry: Auch mich hat es wieder zum 90er-Partyzelt gezogen. Dieses Mal jedoch nur vor das Zelt. Dieses ist nämlich wieder brechend voll und draussen weht eine frische Brise. Die Gesichter, die man am Vortag freudig umarmt hat, um zusammen am Meh Suff!-Festival zu feiern und Konzerte zu sehen, verabschiedet man nun auf dieselbige Art.
Das Fanzit – Samstag des Meh Suff! Metal-Festivals 2025
Dutti: Am zweiten Tag waren glasklar Kassogtha, Myrkur, Kanonenfieber und Naglfar meine Favoriten. Generell war das Line-up durchaus ansprechend und bot einige Highlights. Kulinarisch erlebte man am diesjährigen Meh Suff! Metal-Festival allerdings hingegen keinen Höhenflug (weshalb ich mich primär flüssig ernährt habe…). Über die Soundqualität brauchte man nur selten zu meckern. Erneut waren die Stimmung und der familiäre Zusammenhalt die grossen Trümpfe dieser Veranstaltung.
Das nächste Meh Suff! Erlebnis findet dann wieder im Winter statt. Am 09.01. und 10.01.2026 erwarten euch unter anderem Asphagor, Ellende, Legion Of The Damned und Freedom Call (ja, richtig gelesen) im Zürcher Dynamo. Eure Tickets könnt ihr unter diesem Link ordern.
Luke: Heute gab es für mich richtig viele Highlights: mit Kraanium und Korpse Internationaler Spitzen-Slam, und mit Soulline, Kassoghta und Disparaged starkes einheimisches Schaffen. Die Headliner waren wieder nicht nach meinem Geschmack, aber am Meh Suff! ist dies kein Problem. So konnten bestehende Freundschaften gestärkt und neue geschlossen werden. Ein absolut runder Anlass, auch 2025 wieder. Merci Meh Suff!-Team!
Larry: Auch bei mir liegen Kraanium und Korpse weit vorne zusammen mit Naglfar und Soulline. Generell habe ich an diesem Wochenende sackstarke Auftritte gesehen. Am Sound kann ich nicht viel aussetzen und auch ansonsten hat mir das Festival sehr gefallen. Klein, aber mit allem, was man an einem Festival braucht. Top! Einzig die Essenssituation am Samstagabend ist zu bemängeln (viel zu früh waren viele Speisen nicht mehr verfügbar – Domi the Stick und ich haben uns z. B. um ca. 21 Uhr die letzten Racletteportionen geschnappt), die aber durch Handeln der Orga doch noch gerettet wurde, sodass man auch am Schluss noch etwas essen konnte. Alles in allem hat das Meh Suff!-Festival durch mich einen Fan gewonnen.


