Rockharz Festival 2023
Mi–Sa, 5.–8. Juli 2023

Rockharz Festival 2023 – Arch Enemy, Amon Amarth, In Flames u.v.m.

Flugplatz Ballenstedt (Ballenstedt, DE)
/ 17.10.2023
Rockharz Festival 2023

Viel Sonne, noch mehr Spass

Bei viel Sonne und entsprechenden Temperaturen wurde anfangs Juli auf dem Flugplatz Ballenstedt viel gefeiert, aber auch getrauert. Dank unzähligen starken Auftritten war das Rockharz Festival 2023 eine durchaus würdige Jubiläumsausgabe!

Domi the Stick: Seit dreissig Jahren gibt es das Rockharz Open Air – anfangs bekannt als Rock Gegen Rechts. Dieses Jubiläum feierten vom 5. bis zum 8. Juli auf dem Verkehrslandeplatz nahe dem Ballenstedter Ortsteil Asmusstedt knapp 25’000 Metalheads und 65 Bands. Die Veranstalter legten nicht nur ein hochkarätiges Line-Up vor, sondern besserten auch in vielen 2022 kritisierten Punkten nach.

Doch wurde die Ausgabe auch von zwei Todesfällen überschattet und entsprechend gab es während Konzerten viele emotionale Momente. Zusammen mit den anfänglichen Winden und der spätestens ab Donnerstag drückenden Sonne war die diesjährige Ausgabe definitiv eine, die in Erinnerung bleiben wird.

Für unsere Leser (und natürlich zu unserem eigenen Vergnügen) reisten Larissa und ich dieses Jahr nach ans Festival in Ostdeutschland. Schon während dem Event versorgte Larissa die Follower unseres Instagram-Kanals (mehr oder weniger) live mit Eindrücken, und ausführliche Details zu (fast) allen Konzerten findet ihr in den folgenden Zeilen. Viel Spass!

Dienstag, 4. Juli

Der Dienstag steht traditionell im Zeichen der Anreise, des Camp-Aufbaus, des Merchandise-Bezugs und des Erklimmens der Teufelsmauer…

Anreise & Camp-Aufbau

Wie auch schon die letzten beiden Male – für Metalinside berichtete ich bereits 2019 und 2022 – reisten wir schon frühzeitig ins nahegelegene Wolfenbüttel an. Am Dienstagmorgen war es dann endlich so weit und wir versammelten uns mit unseren Mitcampern in der Nähe des Festivals, um gemeinsam auf den Campingplatz zu rollen. Besagtes Rollen ging erstaunlich schnell voran – Larissa und mir blieb kaum Zeit, in der Zwischenzeit unsere Pressebändchen am Check-In abzuholen – und entsprechend schnell standen dann auch unsere Autos, Zelte und Pavillons. Zum guten Glück haben wir dieses Mal einen Platz erwischt, der einiges näher zum Infield-Eingang liegt als unser Plätzchen von letztem Jahr…

Bändchen & Merchandise

Beim Betreten des Campinggeländes reicht das Vorzeigen eines gültigen Tickets aus. Das Festivalbändchen, welches man spätestens beim Betreten des Infields, in unserem Fall jedoch schon für die Rückkehr von der Teufelsmauer braucht, darf man nach dem Aufbau beim Eingang zum Infield abholen. Noch gibt es keine Wartezeiten und so ist unsere gesamte Gruppe schnell durch. Ein Teil entscheidet sich, bereits jetzt – eineinhalb Stunden vor Öffnung – beim Merchstand anzustehen. Die Wartezeiten werden später und auch am Mittwoch kaum kürzer sein und Zeit haben wir ja… Eine gefühlte Ewigkeit später machen wir uns also mit einer Ladung Shirts, Hoodies, Socken und Decken auf den Weg zurück ins Camp, wo bald schon das Abendessen ansteht.

R.I.P. Dirk Lehberger

Wer es nicht schon im Vorfeld mitbekam, der liest es spätestens beim Durchblättern durch das Festivalheft, das bei der Bändchenausgabe verteilt wird: Nur zwei Wochen vor der Veranstaltung kam der grosse Schock fürs Rockharz-Team… Dirk Lehberger, u. a. Head Of Booking und Head Of Artist Production, verstirbt unerwartet im Alter von nur 49 Jahren. Doch Dirk war nicht nur fürs Rockharz tätig: Als hervorragend vernetzte Persönlichkeit war er auch für das Organisieren von Touren unzähliger Bands verantwortlich. So überrascht es nicht, dass auch viele der Bands im diesjährigen Line-Up Dirk persönlich kannten und während dem Auftritt ihr Beileid bekunden oder ihm gar einen Song widmen. Und so wird das Publikum immer und immer wieder daran erinnert, welch bedeutende Person dieser Dirk war. Rest in peace!

Teufelsmauer

Nach dem Stillen unseres Hungers begeben wir uns, wie auch die vergangenen Male, auf den Aufstieg zur Teufelsmauer. Genau genommen befindet sich besagte Teufelsmauer nicht nur gleich hier auf dem Hügel, sondern ist eine 20 Kilometer lange Felsformation, deren Anfang (oder Ende, je nach Perspektive) von den hier bei Asmusstedt gelegenen Gegensteinen gebildet wird. Doch genug der Haarspaltereien, ein Aufstieg zum sogenannten Grossen Gegenstein ist für die meisten Festivalbesucher Pflicht. Von hier oben aus hat man einen guten Überblick über das gesamte Gelände. Auch während Konzerten muss die Ansicht atemberaubend sein, doch Larissa und ich bevorzugen dann halt jeweils das Infield …

Zum ersten Mal wagen wir heute statt dem direkten Abstieg einen Abstecher zum Kleinen Gegenstein. Zecken sind vorprogrammiert, doch bietet dieser kurze Umweg eine weitere, neue Perspektive auf das Festival. Danach geht es zurück ins Camp, wo wir den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Rockharz Festival – Mittwoch, 5. Juli 2023

2019 noch wurde mittwochs nur die rechte Bühne bespielt, doch seit letztem Jahr wird der Mittwoch als offizieller Festivaltag (und nicht nur als Warm-Up) geführt. Dieses Jahr – wohl wegen des Jubiläums – listet die Running Order im ersten Slot einen “Würdigen Auftakt” und im letzten Slot einen “Surprise Act”. Dann sind wir ja mal gespannt… Zudem stehen heute unter anderem Angus McSix, Battle Beast sowie der Tagesheadliner Blind Guardian auf dem Programm.

Bei etwas windigem Wetter – das sind wir uns von gestern bereits gewohnt – betreten wir das Infield. Letztes Jahr verpassten wegen zeitlichen Ungereimtheiten und intensiven Sicherheitskontrollen viele Besucher den Opening Act, doch heute scheint diesbezüglich alles gut zu laufen. Das Infield weist auf den ersten Blick keine grossen Änderungen auf, und so begeben wir uns direkt zur linken Bühne.

Würdiger Auftakt: Eric Fish & Friends

Im Vorfeld gab es viele Gerüchte, wer sich wohl hinter dem würdigen Auftakt und dem Überraschungsact verbergen könnte. Kommt Doro mit einer Jubiläumsshow? Oomph!? mit dem neuen Sänger Der Schulz? Saltatio Mortis mit einem Mittelalter-Set?

Nun, alle daneben! Noch während die Musiker (mit genau 13 Minuten Verspätung) die Bühnen betreten, verrät das gerade enthüllte Backdrop, dass Eric Fish & Friends sich um den Auftakt kümmern. “Friends” beinhalten heute jedoch nicht nur seine üblichen Mitmusiker, sondern unter anderem Hansi Kürsch von Blind Guardian (mit welchem die Band «The Bard’s Song» performt), Peavy Wagner von Rage, Holly Loose von Letzte Instanz sowie Der Schulz. Die Oomph!-Gerüchte waren also nicht so ganz ganz falsch.

“Wir sind die Band Würdiger Auftakt” verkündet Eric Fish dann auch ganz stolz. Dem Prädikat “würdig” dürfte wohl – gemäss Stimmen im Infield, im Camp sowie in der Facebook-Gruppe zum Festival nicht ausnahmslos jeder zustimmen, doch lassen wir das mal beiseite. Als Opening Act ist die Darbietung ganz okay, und heute kommt wohl jeder noch auf seine Kosten.

Während dem Konzert düdeln auf dem Handy auch schon die ersten Bands für 2024 rein. Später sehe ich dieselbe Ankündigung dann auch auf diversen Plakaten. Da haben die Veranstalter definitiv nicht schlecht vorgelegt! Doch dazu mehr am Ende dieses Berichts.

Kneipenterroristen

Die erste reguläre Band hört auf den Namen Kneipenterroristen. Die ursprüngliche Böhse Onkelz-Coverband heizt das Publikum schon schon besser an als eben noch der würdige Auftakt. Kein Wunder, sind doch Songs wie «Euer Liebstes Sorgenkind» und «Nüchtern Bin Ich Schüchtern» mehr als mitsingbar und schreien nur so nach Nachmittags-Festivalstimmung.

Meet & Greet: Battle Beast

Besagte gute Stimmung müssen wir jedoch verlassen, denn um Punkt 17 Uhr stehen Battle Beast am Stand von metal.de für Autogramme und Fotos zur Verfügung. Dieses Meet & Greet lassen wir uns nicht entgehen, denn die Finnen sind spassige Leute und immer für einen kurzen Schwatz sowie einige dumme Sprüche zu haben. Wir witzeln auch über andere Bands – Details darf ich ausdrücklich nicht verraten – und dieses kurze Treffen steigert definitiv die Vorfreude auf den kommenden Auftritt!

Unser Versuch, während dem Anstehen fürs Meet & Greet an Masskrüge zu kommen, scheitert zunächst. Irgendwie spannend, dass man es noch immer nicht auf die Reihe bekommt, an allen Bars genügend solche Krüge auf Reserve zu haben und man schon am ersten Tag ausgeschossen ist. Später jedoch kommen wir an das rare Gut, welches uns in den kommenden Tagen bei der Flüssigkeitszufuhr unterstützen wird.

Exhorder, Metal Market und Foodmeile

Noch während dem Meet & Greet beginnt der Auftritt von Exhorder auf der linken Bühne. Da uns die Darbietung nicht sonderlich packt (was durchaus auch an der wenig druckvollen Abmischung liegen könnte), nutzen wir die Gunst der Stunde für ein erstes Entdecken der verschiedenen Markt- und Essensstände. Sieht so aus, als würde uns in den kommenden Tagen nicht langweilig werden…

Exhorder beenden ihren Auftritt dann ein bisschen zu früh, sodass ich nicht mehr besonders viel dazu schreiben kann. Dass die Slots nicht vollständig genutzt werden, wird dann im Verlaufe des Festivals leider zu einem wiederkehrenden Muster.

Tanzwut

Als Nächstes beehren Tanzwut das Rockharz. Aufgrund unseres letzten Zusammentreffens an der Eisheiligen Nacht erwarte ich nicht allzu viel von diesem Auftritt. Vielleicht gerade deshalb kann ich diesem dann aber doch einiges abgewinnen. Allen voran «Schreib Es Mit Blut» wird sehr stark vorgetragen. Tanzwut liefern heute weit stärker ab als noch im Dezember, und doch trauere ich dem fehlenden Schweizer Termin in der kommenden 25-Jahres-Jubiläumtour “Silberne Hochzeit” nicht wirklich nach.

Letzte Instanz

Zeit für Auftritt Nummer 2 von Holly, nun mit seiner Gruppe Letzte Instanz. Während zuvor bei Tanzwut die Dudelsäcke hervorragend abgemischt waren, ist der Sound jetzt hier auf der linken Bühne katastrophal. Der Gesang ist anfangs kaum hörbar, von Violine und Cello ganz zu schweigen. Dafür wird auf der Bühne fleissig rumgeblödelt. Gerade dem bärtigen Cellisten Benni ist die Spielfreude deutlich anzumerken. Die Band unterhält das Publikum mühelos und bald schon sichte ich auch den ersten Crowdsurfer. Mit den Flammenwerfern und später bei «Entzündet Die Feuer» sogar mit Eric Fish als Feuerspucker lassen Letzte Instanz im wortwörtlichen und übertragenen Sinn nichts anbrennen! Während «Rapunzel» dann noch eine «Remmidemmi»-Einlage, und schon sind die positiven Worte in dieser Review gesichert. Schade nur, dass Violine und Cello bis zum Schluss zu wenig stark hörbar sind.

Angus McSix

Wir kommen bereits zum sechsten Slot, der passenderweise Angus McSix zusteht. Das Soloprojekt von Thomas Winkler, das bewusst als Nachfolge und Parodie auf seine McFife-Zeit bei Gloryhammer zu verstehen ist, scheint zumindest bei uns im Team kontrovers anzukommen. Mehr dazu dann im Bericht von pam und Kaufi zum Masters Of Rock … Auch ich war mir nach einer ersten Begutachtung am Into The Grave in der Niederlande nicht hundertprozentig sicher, wie ich das Ges(ch)ehene finden soll.

Wie auch vor einigen Wochen hauen Angus, der Bösewicht Seebulon, Skaw! und Thalestris gleich zu Beginn die beiden Singles «Master Of The Universe» und «Sixcalibur» raus. Damit hat das Quartett das Publikum scheinbar schonmal auf seiner Seite. Zusammen mit dem einen oder anderen Gag, z. B. den Gummi-Pegasoi während «Amazons Of Caledonia» oder einem Dino-Kostüm während dem dazu passenden «Laser-Shooting Dinosaur», darf der Auftritt auch heute mindestens als unterhaltsam abgestempelt werden. Selbst wenn man die ganzen Gags eigentlich schon kannte.

Hochstehend ist wohl weder Musik noch Geschichte, doch tragen Angus und seine Leute das Ganze solide vor (Thomas’ Gesang ist wie immer beeindruckend und Gitarristin Thalìa hat in wenigen Wochen einiges an Sicherheit auf der Bühne dazugewonnen) und wirklich meckern kann ich nicht. Da kann man auch darüber hinwegsehen, dass die Trennung von Gloryhammer und Thomas unter dem Strich ein Verlust für die Welt des Power Metals war. Und auch darüber, dass Laserdinos eigentlich das Metier der Grailknights sind …

Setlist – Angus McSix

  1. Master Of The Universe
  2. Sixcalibur
  3. Starlord Of The Sixtus Stellar System
  4. Amazons Of Caledonia
  5. Laser-Shooting Dinosaur
  6. Eternal Warrior
  7. Ride To Hell

Battle Beast

Mit solidem Power Metal geht es gleich weiter! Battle Beast (und das Nebenprodukt Beast In Black) vertreten eine Trennung, die die Metalwelt unter dem Strich wohl bereichert hat. Dass die Angus McSix und Battle Beast gleich nacheinander auftreten, unterstreicht diesen Kontrast umso mehr. Wer weiss, vielleicht steht ein solch positives Fazit auch Gloryhammer und Angus McSix noch bevor…

Doch genug der Vergleiche! Die Finnen, mit welchen wir zuvor noch für Fotos posierten, machen auch heute keine Gefangenen! In nur 45 Minuten sorgen Noora und ihre Mannen für eine ausgelassene Party. Wie so oft fasziniert mich Drummer Pyry mit seinem eleganten Spiel (und der ungewohnt hoch eingestellten Hi-Hat), und am Bühnenrand sorgen seine fünf Kumpanen für druckvolle Musik und die eine oder andere Blödelei. Dabei fällt mir der besondere Zusammenhalt auf, den die Musiker inzwischen aufgebaut haben. Da wirkt alles sehr authentisch und der Spass am Musikmachen ist offensichtlich.

Auch den viel zu lauten Soundcheck für As I Lay Dying, der nur wenige Dutzend Meter weiter rechts durchgeführt wird, ignorieren Battle Beast, so gut es geht. Wieso dieser Soundcheck in voller Lautstärke über die Boxen laufen muss, verstehe wohl nicht nur ich nicht …

Setlist – Battle Beast

  1. Circus Of Doom
  2. Straight To The Heart
  3. Eye Of The Storm
  4. No More Hollywood Endings
  5. Where Angels Fear To Fly
  6. Wings Of Light
  7. Eden
  8. Master Of Illusion
  9. King For A Day

As I Lay Dying

… doch wenigstens sind As I Lay Dying jetzt bereit für eine Stunde harte Mucke, oder? Denkste … Von den Metalcorern aus San Diego ist erstmal weit und breit nichts zu sehen …

Es vergehen zehn Minuten, fünfzehn, zwanzig… Die Leute werden wie erwartet ungeduldig. Was läuft? Schon nach einer Viertel-, spätestens jedoch nach einer halben Stunde wäre doch eine Information angebracht, oder? Eine Durchsage über die Boxen, ein Post auf Social Media?

Viele haben diesen Auftritt wohl schon als ‘kommentarlos gestrichen’ abgehakt, doch nach 39 (!) Minuten regt sich etwas auf der Bühne.

Ha! Tatsächlich melden sich die Amerikaner noch für das letzte Drittel ihres Slots zurück. Tim Lambesis erklärt noch, dass die Airline am Tag zuvor das gesamte Equipment verloren habe, sie erst vor zwei Stunden in Ballenstedt angekommen seien und nun mit Equipment von anderen Bands spielen würden. Nun, wenn man das Problem seit gestern kannte, hätte diese Zeit nicht zum Aushecken eines Notfallplans gereicht?

Wie auch immer. As I Lay Dying nutzen die verbleibende Zeit, um einen äusserst soliden Auftritt hinzulegen. Wirklich! Gerade «94 Hours» haut richtig rein. Mit etwas Überzeit reicht es für total vier Songs. Um 22:06 ist die Show fertig, und mit dieser geringen Verzögerung im Zeitplan müssen wir nun für den Rest des Tages leben. Wenn auch der Auftritt viel zu kurz war. Geil war’s!

Setlist – As I Lay Dying

  1. Within Destruction
  2. The Sound Of Truth
  3. 94 Hours
  4. Confined

Mono Inc.

Der nächste Act – Mono Inc. – beginnt mit «Louder Than Hell». Schon zuvor habe ich mir vorgenommen, diesen Slot zu nutzen, um im Camp kurz einen Pulli zu holen. Erfahrungsgemäss kühlt es am Rockharz nach Sonnenuntergang bald mal merklich ab. Auf dem Weg vernehme ich mehrfach Geläster über die Panne bei As I Lay Dying sowie Gemunkel zum Surprise Act.

Zurück im Infield verfolge ich noch die restlichen paar Songs von Mono Inc. Wir haben es uns jedoch, wie anscheinend viele andere auch, bereits vor der Bühne von Blind Guardian bequem gemacht und hier trüben ausgiebige Lichttests ein bisschen das Konzerterlebnis. Nun gut, man könnte auch anders stehen… Gegen Ende drücken von Mono Inc. her viel zu starke Basstöne rüber und der gesamte Soundteppich überschlägt sich. Bei «Children Of The Dark» wirkt das gar störend. Dem zu Ende gehenden Auftritt würde ich eher nur die Note ‘genügend’ geben. Doch das ist bestimmt auch Geschmacksache.

Blind Guardian

Auch Hansi Kürsch sehen wir nach seinem kurzen Gastauftritt beim würdigen Auftakt heute zum zweiten Mal. Der Blind Guardian-Fronter ist nun einiges besser aufgelegt und erstaunt wie so oft mit seinem kräftigen Gesang. Von «Welcome To Dying» über «Nightfall» zu «The Quest For Tanelorn» überzeugen die Krefelder in der ersten Hälfte problemlos (wenn auch die «Somewhere Far Beyond»-Show vergangenes Jahr in Pratteln schwer zu überbieten ist).

Ein erfreuliches Highlight ist meiner Meinung nach auch «Violent Shadows» vom aktuellen Silberling «The God Machine» (siehe Review von Kaufi). Nachdem Mitsingen schon vorhin bei «Time Stands Still» angesagt war, lässt der Publikumschor beim «The Bard’s Song» wieder einmal Hühnerhaut zu. Larissa und ich kämpfen uns derweil bereits zur linken Bühne, denn ein Vögelchen zwitscherte, dass der Surprise Act wohl Knorkator sein könnte. Da will ich ganz vorne dabei sein!

Die Pflichtsongs «Mirror Mirror» und «Valhalla» gönnen wir uns also von unserem neuen Platz aus. Wenn Blind Guardian auch nicht für grosse Überraschungen sorgen, die Rolle des Tagesheadliners haben sie sich durchaus verdient! Dass die drei anderen Headliner diese Leistung problemlos toppen werden, wissen wir aktuell noch nicht.

Setlist – Blind Guardian

  1. Imaginations From The Other Side
  2. Welcome To Dying
  3. Nightfall
  4. The Script For My Requiem
  5. The Quest For Tanelorn
  6. Lord Of The Rings
  7. Time Stands Still (At The Iron Hill)
  8. Ashes To Ashes
  9. Violent Shadows
  10. The Bard’s Song – In The Forest
  11. Sacred Worlds
  12. Mirror Mirror
  13. Valhalla

Surprise Act: Knorkator

Die Position des Keyboards und andere Details des Bühnenaufbaus deuten tatsächlich stark auf Knorkator hin. Wie geil wäre das denn? Schliesslich habe ich die gesamte Frühlingstour zum aktuellen Album «Sieg Der Vernunft» verpasst.

Der Titelsong der besagten Scheibe dient dann nach einem kurzen Intro auch als Auftakt in ein wahrhaftig starkes Set. Auch die anderen Vertreter dieses Albums überzeugen live, Publikumshits wie «Du Nich» und «Alter Mann» machen wohl auch dem grössten Nörgler Spass und von Brettern wie «Kurz Und Klein», «Dinge Inne Schnauze» und «Böse» müssen wir gar nicht erst beginnen.

À propos «Böse»: Da zuvor einige Papierschnipsel umherflogen, muss Reinigungspersonal die Bühne reinigen. Doch kurz vor dem Refrain stellt sich heraus: Statt nur zu reinigen, übernimmt der Typ gleich das Mikro. Es ist Alf Ators Sohn Tim Tom Thomas, den der geneigte Knorkator-Fan schon von «Arschgesicht» kennt. Der Junge ist inzwischen einiges älter, legt überzeugende Growls hin und wird am Freitagmittag mit seiner eigenen Band Children Of Grotesque auf der Bühne stehen. Aha, dann ist wohl nichts mit Ausschlafen.

Wie es seit Stumpens stimmlichen Problemen üblich ist und auch schon letztes Jahr am Rockharz zu sehen war, wird zudem später dessen Tochter Agnetha als Gastsängerin auf die Bühne geladen. Mit dem höchstphilosophischen «Eigentum» und dem weiteren Publikumsliebling «Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett» ist dann – wenn man mich fragt – viel zu früh Schluss.

Setlist – Knorkator

  1. Sieg Der Vernunft
  2. Kurz Und Klein
  3. Die Welt Wird Nie Wieder So, Wie Sie Vorher War
  4. Tut Uns Leid
  5. Böse
  6. Du Nich
  7. Ma Baker (Cover: Boney M.)
  8. Rette Sich Wer Kann
  9. Milliardäre
  10. Alter Mann
  11. Ding Inne Schnauze
  12. Wir Werden Alle Sterben
  13. Eigentum
  14. Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett

Das Fanzit – Rockharz am Mittwoch

Mit ‘Würdiger Auftakt’ und ‘Surprise Act’ überraschten die Veranstalter das Publikum gleich doppelt. Bei noch etwas windigem Wetter feierten Tausende Besucher den ersten Tag des Jubiläums. Überzeugt haben heute gleich mehrere Bands, allen voran der Überraschungsact Knorkator, der sich um den Rauswurf kümmerte. Nach einem Absacker im Camp und dazugehörenden Gesprächen zu den heutigen Auftritten heisst es dann Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett.

Rockharz Festival – Donnerstag, 6. Juli 2023

Die zweite Nacht ist vorbei auf dem Campground. Wenn auch Duschen zumindest gemäss Klischee nicht Metal ist, kann eine kurze Erfrischung in den Sanitäranlagen nicht schaden. Im Gegensatz zu anderen Festivals sind diese kostenpflichtig, doch ist der Betrag von 4 Euro pro Waschgang (oder 10 Euro für drei Runden) verkraftbar. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Festivalticket selber günstiger ist als bei vielen konkurrierenden Veranstaltungen, und man dafür – zumindest je nach Tageszeit – mehr oder weniger ohne Wartezeit unters kühle Nass kommt. Die kühle Natur des Wassers wird diese Tage zwar noch vermehrt kritisiert werden, doch ich erwische beide Male sehr angenehme Wassertemperaturen und kann daher nicht meckern.

Grund zum Meckern haben dann eher gewisse Camps, die sich ein eigenes Plastik-WC bestellt haben und noch immer auf ihre Lieferung warten. Da scheint es anscheinend – was später auch durch einen Post von Seiten Rockharz bestätigt wird – Probleme mit einem Plastikhäuschen-Dienstleister gegeben zu haben, das dann aber durch schnelle Massnahmen und die spontane Hilfe eines anderen Anbieters gelöst worden sein soll.

Okay, genug über persönliche Hygienebedürfnisse gelabert… Ein weiterer Tag voller Konzerte steht an! Gestartet wird mit unseren Landsleuten von Infinitas; es zieht uns also von Beginn weg nach vorne ins Infield. Die beiden neuen Supergroups How We End und The Dark Side Of The Moon werden ebenfalls zum Zug kommen und zu meiner Freude und trotz schwieriger Zeit für die Band werden auch Die Apokalyptischen Reiter auftreten. Tagesheadliner sind In Flames und abgeschlossen wird der Tag von den Nordic Folkern Skáld und den Thrashern Onslaught. Los geht’s!

Infinitas

Von Schweizer Pünktlichkeit kann bei mir heute leider keine Rede sein. Die aus dem Muotathal angereisten Infinitas ballern bereits munter ihren “Fantasy Infused Melodic Metal” in die noch spärlich anwesenden Zuschauer! Als Fronterin Mary Crane das Wort Morgengymnastik” erwähnt, sehnt sich der eine oder andere Metalhead – schliesslich ist es schon ganz schön warm – vielleicht schon wieder in den Biergarten. Doch nichts da! Infinitas machen mit ihren catchy Songs Laune und liefern einen lobenswerten Auftritt ab. Zwischen unserem letzten Zusammentreffen im Luzerner Sedel und heute liegen Welten! Ich glaube, da müsste man nachher sogar kurz ans Meet & Greet …

Delta Bats

Der nächste Programmpunkt hört auf den Namen Delta Bats. Die deutsche Band produziert “Kick Ass Rock ‘n’ Roll”. Mein Verdikt? Sehr angenehm, um gemütlich im Gras zu liegen, mit einem Mass Wasser (ja, Wasser) in der Hand, der Kutte als Unterlage und meinem Hut als Sonnenschutz. DAS ist Erholung, meine Freunde! Wahrscheinlich tue ich der Band etwas Unrecht, in dem ich nicht genauer Acht gebe, was sie auf der Bühne fabrizieren… Doch in Anbetracht der Temperaturen, der intensiven Sonneneinstrahlung und des straffen Konzertprogramms möge man mir bitte verzeihen.

How We End

Etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen How We End, wenn ich auch meinen gemütlichen Platz am Boden nur für ein kurzes Foto verlasse. Evanescence, Nervosa, Amaranthe, Primal Fear… Bandnamen, die als solche viel später im Tagesprogramm auftauchen müssten, oder? Und doch stehen einzelne (teilweise ex-)Musiker genau dieser Bands gerade jetzt, am frühen Nachmittag, auf der Dark Stage! Für weitere Infos zur Band, deren Geschichte und Musik verweise ich gerne an Sandros News-Beitrag und sein Interview mit der Band.

Was ich von diesem Auftritt mitnehme? Nun, ich bin nicht ganz so begeistert, wie es Sandro zu sein scheint. Doch der Sound ist nicht schlecht und, das kann jeder werten, wie er möchte, passt sehr gut in diesen Nachmittagsslot an praller Sonne. Die Vocals von Jake E und der Diva Satanica erinnern gemeinsam stark an Amaranthe, und insgesamt macht die Musik von How We End einen modernen und auch durchdachten Eindruck. Für eine detailliertere Beurteilung müsste ich die Band ein weiteres Mal, gerne bei etwas weniger Sonne, begutachten.

Kurze Wege & familiäre Atmosphäre

Hä, wozu denn jetzt dieser Einschub? Nun, das Rockharz Festival ist einerseits bekannt dafür, eine überschaubare Grösse zu haben und daher kurze Wege zu ermöglichen und dabei trotzdem auch grosse Namen nach Sachsen-Anhalt zu locken. Für viele ist dies eine willkommene Alternative zu grösseren Events im Festivalkalender. Doch was hier auch immer wieder auffällt, ist, dass viele Musiker sich alles andere als scheu zeigen und sich neugierig unter die Menge mischen. Gerade jetzt zum Beispiel befinden sich auf der Tribüne hinter uns Alf Ator von Knorkator sowie das Team des Ballroom Hamburg, innert den letzten zehn Minuten liefen an uns Arne von Feuerschwanz, Alea von Saltatio Mortis und Mutz (der hier Teil des Technikerteams ist) vorbei. Und vor uns geniesst Robse mit einigen Leuten den Auftritt von How We End. Ob eine dieser Personen morgen als neuer Equilibrium-Fronter vorgestellt wird?

Kris Barras Band

Eine Band um einen früheren MMA-Kämpfer? Das Rockharz Festival beweist Geschmack! Nicht wegen der gerade erwähnten MMA-Vergangenheit von Kris Barras, sondern wegen dem bluesrockigen Sound seiner Band. Auch der vierte Act des Tages eignet sich ausgezeichnet, um im Gras zu liegen und die Gedanken schweifen zu lassen… Zumindest anfangs, denn schon bald begebe ich mich zum Autogrammstand und stelle mich in die bemerkenswerte Schlange von Metalheads, die gerne kurze Infinitas ‘treffen und grüssen’ würden.

Meet & Greet: Infinitas

Dem Auflauf beim Meet & Greet nach zu beurteilen, haben Infinitas mit ihrem Auftritt nicht nur mich überzeugt. Sowohl langjährige Fans als auch neue Interessierte nutzen die Chance, mit der Band ein Schwätzchen zu halten. Auch wir sind mit von der Partie, tauschen uns kurz über verschiedene Dinge aus und nehmen mit Freuden eine Autogrammkarte mit.

The Dark Side Of The Moon

«Jenny Of Oldstones», der Soundtrack von «Game Of Thrones», als Hauptbestandteil einer Wette? Das scheint es vor ein paar Jahren mal zwischen Melissa Bonny (Ad Infinitum) und Hans Platz (Feuerschwanz) gegeben zu haben. Daraus entstand dann gleich ein ganzes Bandprojekt, bei dem auch Løwe Sørensen (Amaranthe) und Jenny Diehl (Feuerschwanz) dabei sind.

Genau dieses Projekt steht nun auf der Bühne, auf der zuletzt How We End standen. Obwohl weder die Bands noch der Veranstalter darum gebeten haben, drängt sich wohl in vielen Köpfen ein Direktvergleich auf. Musikalisch liefern beide Truppen qualitativ hochwertiges Material. Doch der Auftritt von The Dark Side Of The Moon ist dann doch um Welten packender als jener von How We End. Die Jungs und Mädels strotzen einfach nur so vor Spielfreude! Ein Glück, dass wir die beiden Feuerschwanz-Musiker mit Johanna, die als Special Guest ebenfalls auf der Bühne steht und Melissa bei einem späteren Slot nochmals sehen werden…

Unzucht

Zuerst geht es jedoch auf der rechten Bühne weiter mit der Unzucht. Nachdem der letztjährige Auftritt platzte und der eigene Sänger Der Schulz solo einsprang, dürfte der heutige Gig von vielen Anwesenden mit Freude erwartet werden. Die Hannoveraner legen nach einem elektronischen Einspieler mit «Unzucht» los. Bemerkenswert, wie sie von Beginn weg eine ausgelassene Stimmung hinkriegen! Diese vermögen sie dann jedoch nicht über den ganzen Auftritt zu halten, habe ich als Nicht-Kenner zumindest den Eindruck. Bei angenehmen Temperaturen (heute Nachmittag war nur ein Vorgeschmack auf Freitag und Samstag…) und einem kühlen Met aus dem Horn (welches man löblicherweise ins Infield mitbringen darf) geniesse ich den Rest der Show.

Tribulation

Mit Tribulation steht dann endlich wieder ein bisschen härtere Musik auf dem Programm! Abgesehen von As I Lay Dying und einigen Growls z. B. bei Infinitas kam diese bisher eher zu kurz. Und trotz Härte fehlt es dem Auftritt der weiss geschminkten Schweden nie an Melodie. Die Räucherstäbchen am Bühnenrand sorgen für etwas düstere Stimmung und trotz allem bekommen wir hier einen spassigen Festivalauftritt geliefert. In vielerlei Hinsicht ist der Tribulation-Auftritt also sehr ausgewogen. Dies trifft sogar auch auf den Sound zu. Zumindest, wenn man über das so gut wie stumme Mikrofon des Gitarristen hinwegsieht.

Larissa: Auch stimmungstechnisch wirkte sich der gute Sound aus. In den ersten paar Reihen wurde ungehalten geheadbangt und der Auftritt wurde rund um mich herum als positiv empfunden.

Fiddler’s Green

DtS: Bock auf Irish Folk Punk? Dann kommen Fiddler’s Green wie gerufen! Ich jedoch löse zuerst kurz Larissa in der ersten Reihe der linken Bühne ab: Pinkelpause, da sie dann bis nach Feuerschwanz da verbleiben möchte. Danach geselle ich mich bei den deutschen Folkpunkern in die Menge und geniesse die Show. Man kann es drehen, wie man will, diese Art von Musik lädt einfach zum Tanzen ein! Insofern kann eigentlich nicht viel schief gehen. Zum ersten Mal wird es aus dem Pit auch richtig staubig. Kein Wunder, hat die Sonne doch den ganzen Tag auf den Boden gebrannt. Ebenfalls bemerkenswert: Beim gleichzeitig stattfindenden Meet & Greet von Hämatom sind nur Nord, Ost und West anwesend. Ob das wohl daranliegt, dass sich ein Herr namens Frank Jooss gerade auf der Bühne die Seele aus dem Leib trommelt?

Mr. Hurley & Die Pulveraffen

Nach einigen Pöbeleien in den vorderen Reihen, bei denen die für die Sicherheit zuständigen ‘Grabenschlampen’ zuschauen und doch nicht eingreifen, verziehe ich mich für Mr. Hurley etwas weiter nach hinten. Ich will mir ja nicht die Show verderben lassen, schon gar nicht bei der ersten Band des Tages, die ich auch wirklich aktiv höre.

Los geht es – wie auch schon bei der Eisheiligen Nacht im Dezember – mit «Affentotenkopp». Auf das damals neu präsentierte «Achterbahn Am Achterdeck» folgt das Party und Spass garantierende «Tortuga». Ja, Mr. Hurley & Die Pulveraffen sorgen immer für gute Stimmung und haben sich den Aufstieg auf solche Bühnen und vor allem zu solchen Slots durchaus verdient! Klar, da gehört viel Gelaber dazu und es ist (sehr) leichte Unterhaltung, aber gerade das kommt bei der Menge gerade äusserst gut an.

«Mann Über Bord» und «Hol Uns Der Teufel» nehmen dann wenigstens hier in den hinteren Reihen etwas Wind aus den Segeln. Doch das ist kein Problem, denn bei «Santa Sangría» (welch Meisterwerk!) wird schon wieder kräftig weitergefeiert! Dann noch ein Medley – ich finds immer noch genial, «The Irish Rover» und «Whiskey In The Jar» mit «Bella Ciao» und «Saufen Morgens, Mittags, Abends» zu kombinieren – und die Pflichtnummer «Blau Wie Das Meer».

Doch, Mr. Hurley & Die Pulveraffen haben einmal mehr überzeugt! Doch von hier hinten hatte ich dann trotzdem den Eindruck, dass die Bühne etwas zu gross für diese Band ist. Sah dies ganz vorne anders aus, Larissa?

Larissa: Mit dem Ende von Tribulation gab es einen Zuschauerwechsel. Ausschliesslich-schwarze-Klamotten-tragende Personen, teils mit Corpse Paint, machten Personen mit Piratenhüten und Leinenhemden Platz. Mit dem Start des Konzerts gibt es für viele kein Halten mehr und es wird das ganze Konzert über gehüpft und getanzt. Gefühlt standen die meisten nur einmal still: Mr. Hurley und seine Pulveraffen erzählten uns von ihrem neuen Lied, «Leuchtturm», und dass sie auf dem Rockharz das Musikvideo dafür drehen werden. Fast während des ganzen Liedes lagen sich die Leute in den ersten paar Reihen in den Armen und haben geschunkelt. Was für ein schöner Moment!

Die Apokalyptischen Reiter

DtS: Noch während den letzten Songs von Mr. Hurley suche ich mir ein gutes Plätzchen für Die Apokalyptischen Reiter. Wer weiss, wie lange die Band noch unterwegs sein wird. Schliesslich hat die Band ihre Fangemeinschaft in den vergangenen Tagen mit ihren Posts aufgewühlt: Ady und Sir G. verlassen die Band. Doch zum Glück machen Fuchs und Volk-Man weiter! Hinter den Trommeln sitzt heute auch noch Sir G., der erst nach dem Sommer aufhören wird. Ady jedoch fehlt und wird von Titus ersetzt, der sich heute gleich zum ersten Mal auf der Bühne beweisen muss.

Wenn ich ehrlich bin, achte ich mich dann aber während dem Konzert zu wenig auf den Ersatzgitarristen. Zu sehr freue ich mich, die Reiter wieder auf der Bühne zu sehen. Zu sehr dreht sich mein Kopf und schleudert meine Haare im Kreis. Und zu sehr trällert meine Kehle die Songs mit. Gerade auch die Zeilen des neuesten Albums «Wilde Kinder» sitzen (das Ding habe ich halt vor und nach meiner Review rauf- und runtergehört).

Doch, das ist grad ganz grosses Kino! Zwar kommt das Ganze nicht an den einen Auftritt damals im Z7 ran. Doch das war auch ein Indoor-Auftritt. Alles in allem lief heute alles richtig. Und wer indoor will, dem sei die Schrei!Nachten-Tour (mit Equilibirium) zu Jahresende empfohlen… Da ist dann hoffentlich auch die Abmischung etwas besser (ja, ich werde nicht müde dies genau so konsequent zu erwähnen, wie es die Leute am Soundpult vermasseln; gerade eben fehlte zur Abwechslung mal Druck fürs Schlagzeug …)

Setlist – Die Apokalyptischen Reiter

  1. Die Boten
  2. Auf Und Nieder
  3. Der Adler
  4. Es Wird Schlimmer
  5. Friede Sei Mit Dir
  6. Revolution
  7. Die Sonne Scheint
  8. Du Kleiner Wicht
  9. Volle Kraft
  10. Wilde Kinder
  11. Reitermania

Hämatom

Nächster Act: Eminem. Ach nee, das ist nur ab Konserve, bevor Hämatom die Bühne betreten. Auch hier: Zum Glück tritt die Band auf; schliesslich verhinderten Nords Gehörprobleme dies einige Zeit lang. Inzwischen scheint es ihm besser zu gehen und die Franken sind in voller Stärke bereit, die Bühne zu rocken. Dies tun sie mit viel Druck (an dieser Stelle mal ein Lob an die Mischer!), sichtlich Spass (sofern man dies trotz Maske beurteilen kann) und dem einen oder anderen Pyro-Effekt.

Auch wenn ich mir einige Songs aus früheren Zeiten zurückwünsche und nicht allzu viel mit gewissen musikalischen Tendenzen anfangen kann: Hämatom ballern uns heute eine starke Setliste entgegen. Von Blumenkisten und Käfigen umringt singen und spielen sie sich von Song zu Song und kombinieren dabei älteres Material (wie «Eva», wozu auch Wests Rosen und Süds Drumsurfing gehören) mit neuem (wie «Gaga»).

Ganz episch sind «Wir Sind Gott» mit dem vorangehenden Einspieler! Und die Publikumsreaktionen zeigen auch, dass die vier Himmelsrichtungen mit Covers und Kollaborationen (ich sag nur «Bleib In Der Schule», «Ficken Unsern Kopf» und «Kids (2 Finger An Den Kopf)») nichts falsch machen. Ganz in diese Ecke fällt dann auch der letzte Song, die (ich zitiere Nord) ‘ultimative Festivalhymne’. Für das letztes Jahr am Wacken Open Air präsentierte «Es Regnet Bier» betritt Alea von Saltatio Mortis die Bühne. Zusammen performen die fünf Musiker den aus einer Challenge entstandenen Song und finden so einen optimalen Abschluss. Hohe Qualität wie immer! Larissa, hast du aus der ersten Reihe etwas zu berichten?

Larissa: Das Rockharzfestival wird von vielen auch als Familienfestival angesehen. Trotzdem schaute ich nicht schlecht, als während Apo-Reiter zuerst ein junger Metalhead und danach noch eine zweite junge Metalheadin neben mir in der ersten Reihe stehen. Sie hatten das ganze Hämatom-Konzert über sichtlich Spass, vielleicht auch gerade deshalb, weil immer wieder ein Crowdsurfer über sie hinweggetragen wurde. So wird für Metalnachwuchs gesorgt.

DtS: Trauriger Nachtrag: Noch während dem Schreiben dieses Berichts, jedoch nach dem Verfassen des Beitrags zu Hämatom, erreicht die Metalwelt eine traurige Meldung: Bassist West ist nach einer “kurzen, aber schweren Krankheit” verstorben. Während dem Auftritt hätte sich wohl niemand erträumt, dass es einer der allerletzten (zumindest in dieser Besetzung) sein wird. Wir vermissen dich, Westi!

Paradise Lost

Die Nähe zum Camp und der fehlende Wille, den ganzen Tag über einen Hoodie rumzuschleppen, zwingen mich, irgendwann kurz einen solchen holen zu gehen. Im heutigen Programm trifft es den Slot von Paradise Lost. Wie so oft verzettle ich mich dann bei einem solchen Ausflug, quatsche noch mit Bekannten und schwupps, bekomme ich von den Briten nur noch die letzten paar Songs mit. Diese jedoch haben es in sich. Zwar gefiel mir Nick Holmes andere Band Bloodbath besser, als ich sie vor wenigen Wochen sah, doch auch an dieser Formation kann ich nicht wirklich etwas bemängeln.

Feuerschwanz

Feuerschwanz gleich vor dem Headliner-Slot, bei einem Festival in der Grösse des Rockharz? Das wäre vor ein paar Jahren auch noch kaum möglich gewesen… Doch mit einer unglaublichen Beharrlichkeit und, zugegeben, einem leichten musikalischen Wandel in Richtung Power Metal hat die Gruppe um den Hauptmann und Prinz Hodi diesen Aufstieg geschafft. Dass die Musiker dabei ihren Wurzeln (und damit vielen sehr starken Songs) den Rücken kehren, damit muss ich nun eben leben. Und ganz ehrlich, gerade die beiden neuen Singles «Bastard Von Asgard» und «Berzerkermode» machen unglaublich Laune!

Und wenn wir von Laune sprechen, darf auch das O-Zone-Cover «Dragostea Din Tei» nicht unerwähnt bleiben. Ja, meinem inneren Metal-Elitisten sträuben sich auch die Haare, aber wer will nicht seine praktisch nicht vorhandenen Rumänisch-Kenntnisse auspacken und aus vollster Kehle alo, salut, sunt eu, un haiduc mitgrölen?

Und wenn wir schon bei Covers sind, natürlich wird (gerade, wenn sowohl Melissa Bonny und Alea vor Ort sind) auch «Warriors Of The World United» gespielt. Schade nur, dass Angus McSix, der bei dieser Kollaboration ebenfalls mit von der Partie war, bereits abgereist zu sein scheint. Die Kontraste zwischen diesen beiden Covers könnten kaum grosser sein, war vorhin noch moldawischer Eurodance angesagt, wird es jetzt richtig episch. Ausser den ganz trven Manowar-Fans sollte hier niemand mehr etwas einwenden zu haben. Feuerschwanz hinterlassen wohl nicht nur bei mir einen Ohrwurm, der bis zum frühen Morgen anhalten wird. Ältere Songs bekomme ich dann hoffentlich mal wieder bei einem speziell deklarierten Mittelalter-Set oder so zu hören…

Setlist – Feuerschwanz

  1. Memento Mori
  2. Untot Im Drachenboot
  3. Metfest
  4. Bastard Von Asgard
  5. Schubsetanz
  6. Kampfzwerg
  7. Berzerkermode
  8. Rollos Hammer (Drum Solo)
  9. Das Herz Eines Drachen
  10. Knochenkarrussell
  11. Dragostea Din Tei (Cover: O-Zone)
  12. Das Elfte Gebot
  13. Warriors Of The World United (Cover: Manowar)
  14. Rohirrim

In Flames

In Flames, eine Hassliebe für viele. Alter Scheiss ja, neuer Scheiss nein. Dass die heute auftretende Formation nichts mehr mit dem Line Up von 1990 am Hut hat und Göteborger Melodeath inzwischen vermehrt dem Alternative Metal und Metalcore gewichen ist, ist unbestritten. Dass nun weniger Leute als gerade noch vorhin vor der Bühne stehen, spricht wohl trotzdem eher für Feuerschwanz und nicht gegen In Flames. Glaube ich.

Eines muss man Anders Fridén und seinen Leuten lassen: Während 75 Minuten bekommen wir astrein gespielte, solide Mucke auf die Trommelfelle geliefert. Egal, wie alt oder eben jung die Songs sind. Das ist absolut headlinerwürdig und, meiner Meinung nach, die bessere Show als jene gestern von Blind Guardian. Man möge mir widersprechen. Auf jeden Fall unterstreicht die intensive Lichtshow das Beat- und Riffgewitter, ohne zu aufdringlich zu sein. Die kurze motivational speech, die Fronter Anders vor «I Am Above» auf dem Bühnenrand sitzend liefert, nehme ich dann als äusserst authentisch war. Auch wenn es einige Leute um mich herum gerade weniger zu interessieren scheint. Das Fazit? Beste In Flames-Show, die ich jemals sah!

Setlist – In Flames

  1. The Great Deceiver
  2. Everything’s Gone
  3. Where The Dead Ships Dwell
  4. Leeches
  5. Behind Space
  6. Cloud Connected
  7. Only For The Weak
  8. Foregone Pt. 1
  9. State Of Slow Decay
  10. Alias
  11. The Mirror’s Truth
  12. I Am Above
  13. Take This Life

Skáld

Stilbruch! Dass viele der In Flames-Zuschauer sich nun etwas von den Bühnen entfernen oder gar schon Richtung Zeltplatz wandern, verstehen ich genauso gut, wie jene, die dem Headliner fernblieben und extra für Skáld noch einmal den Weg ins Infield wagen. Die Franzosen dürften wohl am ehesten mit Wardruna und Heilung in einen Topf geworfen werden. Okay, das sind grosse Namen, aber stilistisch bewegt sich der zweitletzte Act des Tages definitiv auf demselben Terrain.

Als grosser Fan der beiden genannten Bands schraube ich meine Erwartungen vorsichtshalber nicht allzu hoch. Doch wieso eigentlich? Schliesslich klingt das, was ich vor einigen Jahren dank der Playlist eines bekannten Streaminganbieters entdeckte, sehr vielversprechend. So oder so: Skáld nutzen ihre knappe Stunde von Beginn weg und hauen rein, als müssten sie sich vor den Anwesenden legitimieren. Mannomann, was für eine Atmosphäre! All die Trommeln, die unzähligen Saiten, noch mehr Perkussion, die hypnotischen, altnordischen Gesänge… Dazu das Licht und ein harmonisches Zusammenspiel von statischem Verharren und ekstatischen Choreographien… Die Musiker lassen definitiv nichts anbrennen und immer wieder ertappe ich mich, wie ich von einem Ohr zum anderen grinse. Skáld zermalmen jegliche Bedenken – zumindest die meinen – und haben mindestens einen Fan dazugewonnen. Wann steht die nächste Show in der Schweiz an?

Onslaught

Der heutige Rauswurf-Act hört auf den Namen Onslaught, kommt aus Grossbritannien und macht Thrash Metal. Die Jungs aus Bristol dürfen sich sogar Pioniere des britischen Thrashs schimpfen, doch dieses Thema habe ich bereits letztes Jahr in einem anderen Festivalbericht aufgegriffen. Pioniere hin oder her: Wer noch hier ist, mag entweder eine dolle Ladung schnellen Thrash Meddal als Bettmümpfeli oder ist besoffen. Oder beides.

Die Jungs aus Bristol belohnen alle, die bis jetzt durchgehalten haben, mit einer stabilen Show, die lediglich unter der abermals lieblosen und unausgeglichen Abmischung leidet. Der Aktivität des Publikums tut dies jedoch keinen Abbruch, zumal der jetzige Pit wohl der wildeste bisher ist und der Staub nur so aufgewirbelt wird. Etwas Bewegung ist definitiv nicht verkehrt, denn die warmen Temperaturen haben den Acker längst verlassen und ein kalter Wind zieht durch die nicht mehr ganz so dichte Menschenmenge. Doch frühzeitig zurückgehen ist nicht! Den musikalischen Tagesabschluss machen heute die Tracks «Onslaught» und der ‘the band’s first song’ «Devastation». Doch, es hat sich durchaus gelohnt, bis zum Ende auszuharren. Etwas fröstelnd ziehe ich zurück ins Camp, wo ein warmer Pulli sowie Dosenbier und Mitternachtssnack auf mich warten.

Das Fanzit – Rockharz am Donnerstag

Ich spare mir die grossen Worte: Von der Eröffnung durch Infinitas bis zum Ende mit Onslaught haben Bands und Publikum einfach nur gerockt. So darf es gerne weitergehen!

Rockharz Festival – Freitag, 7. Juli 2023

Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon… Freitag?! Der dritte Konzerttag ist angebrochen und frühe Präsenz im Infield ist gefragt. Es locken Children Of Grotesque, für welche Knorkator vor zwei Tagen fleissig Werbung machten. Auch The Legion:Ghost muss ich unbedingt sehen. Mit Rauhbein und All For Metal locken zwei relativ junge Bands und Equilibrium haben für heute die Vorstellung ihres neuen Sängers versprochen. Schliesslich werden mit Korpiklaani, Airbourne und Arch Enemy zur Primetime Acts folgen, bei denen jeder Besucher etwas finden sollte, das ihm gefällt. Das Programm klingt anstrengend. Ganz zu schweigen von den Temperaturen, welche mich trotz Fresh & Black-Zelt bald mal aus dem Zelt treiben.

Children Of Grotesque

Seien wir ehrlich: Wäre nicht Tim Tom der Gitarrist dieser Band und hätte er nicht am Freitagabend einen astreinen gesanglichen Einsatz hingelegt, hätten es wohl nicht halb so viele Besucher schon um diese Zeit vor die Bühne geschafft. Es ist 11 Uhr 20, und die ersten Pits wirbeln bereits Staub auf. Nicht ganz so fest wie vor neuneinhalb Stunden bei Onslaught, aber doch beträchtlich für diese Uhrzeit. Der schnelle, aggressive Industrial Metal verleitet natürlich auch dazu! Die Show macht Spass, die Songs wirken bedacht komponiert und doch bin ich auch nicht böse, als nach einer halben Stunde schon wieder Schluss ist. Auf die Dauer wirkte das Ganze dann doch etwas eintönig.

Der Auftakt ist durchaus gelungen, und doch wird mir Children Of Grotesque vor allem als eines in Erinnerung bleiben: die Band von Alf Ators Sohn Tim Tom. Ähnliches gilt wohl auch für die tanzenden Metalheads vor der linken Bühne, welche sich schon jetzt im Wasserstrahl abkühlen, mit welchem die Grabenschlampen den Boden etwas benetzen, um die gröbsten Staubwolken zu bändigen.

The Legion:Ghost

Es schaudert mich kalt, als im Intro von The Legion:Ghost der Klimawandel erwähnt wird: Schon jetzt brennt die Sonne gnadenlos auf den Flugplatz Ballenstedt, ein heisser Tag steht bevor und für die Schweiz wurde eine Hitzewarnung ausgegeben. Dass die Metalcorer aus Nordrhein-Westfalen diese Thematik lyrisch verarbeiten, geht jedoch schon bald vergessen, denn im Vordergrund steht nach wie vor noch die Musik. Die Songs strotzen nur so vor gewaltigen Riffs und machen definitiv Laune, und doch erfüllt der Auftritt meine damals in der Schüür (siehe Review von Dutti) geschürten Erwartungen nicht so richtig. Wie für so viele der eher früh auftretenden Bands ist auch für The Legion:Ghost die Bühne schlicht zu gross. Noch.

Null Positiv

Seit nunmehr acht Jahren sind Null Positiv als Band unterwegs und doch dürfte dies mein erstes Rendezvous mit den Brandenburgern sein. Von meinem Platz genau zwischen den beiden Bühnen, noch angenehm im Schatten, beobachte ich das Geschehen. So ganz überzeugt mich das Gezeigte dann leider nicht. Zwar gefallen mir die immer wieder mal einsetzenden härteren Passagen und die druckvollen Doublebass- und Blastbeat-Einsätze. Doch gerade mit Elli Berlins Klargesang komme ich (pun not intended) nicht klar, und der Funke springt nicht. Zugegeben, direkt vor der Bühne scheinen Null Positiv schon für Stimmung zu sorgen; doch auf die volle Ladung Sonne hätte ich gerade wirklich keine Lust.

Meet & Greet: The Legion:Ghost

Larissa: Während Null Positiv auf der Rock Stage spielt, verschlägt es mich zum Meet & Greet von The Legion:Ghost. Auch ich war damals in der Schüür dabei und hatte gute Gespräche mit ihnen. Auch dieses Mal nahmen sie sich Zeit für einen kleinen Schwatz und dadurch lernte ich auch Klausis Katze (virtuell) kennen. Sehr sympathisch, die Jungs!

Rauhbein

DtS: Eine ‘Mischung von Santiano und Rammstein’? Was durchaus spannend klingt, präsentiert sich im ersten Song gleich selbst: Wen wollt ihr hören? Rauhbein! Zu einem akkuraten Beschrieb gehören zwingend noch Punk- und eigentlich auch Irish-Elemente dazu. Man kann es nicht verleugnen: Die hessische Truppe passt in diesen Slot wie die Faust aufs Auge. Die überhitzte und von Schweiss und Schlauchwasser genässte Besucherschar lässt sich bereitwillig mit den hüpfigen Tracks beschallen und feiert, als würden nicht noch zwölf Acts anstehen. Auch an Charisma fehlt es der Band nicht, sei es bei den Ansagen von Fronter Henry M. Rauhbein oder bei Justins Tricks mit dem Violinbogen. Nicht nur in «Rauhbein» spielen die Jungs den Teufel an die Wand.

All For Metal

Die junge Bandgeschichte Rauhbeins wird gerade noch getoppt! Erst vor ziemlich genau einem Jahr erschien in den sozialen Medien ein erstes Lebenszeichen von All For Metal. Hinter dem Namen verstecken sich Tim “Tetzel” Schmidt, der letztes Jahr noch mit seiner Band Asenblut auf den RHZ-Bühnen stand, und fünf weitere Musiker, die man durch die eine oder andere Band schon kennen könnte. Stilistisch bewegt sich der Sechser im klassischen Heavy Metal, dessen Klischees sie auch aufs Volle ausschöpfen.

Und was taugt das Ganze nun live? Nun, der selbstbetitelte Introtrack zeigt klar an, wofür die Band stehen möchte. Musikalisch wird sehr sauber abgeliefert und wie zuvor auch schon Rauhbein beweisen All For Metal, dass sie wissen, wie man ein Publikum in Ekstase versetzt. Der altbewährte Kontrast zwischen Klar- und gutturalem Gesang funktioniert auch hier und mit den zwei Gitarristinnen und den immer wieder auftretenden Tänzerinnen punktet die Band ebenso. Die beiden maskierten Herren an Bass und Schlagzeug treten dabei fast ein wenig zu stark in den Hintergrund.

Dass Vor- und Nachsingspiele und das penetrante Rauswerfen von Merchandise stark auf die Spitze getrieben werden, möge man in Anbetracht dessen, dass heute Release Day fürs Debütalbum «Legends» ist, verzeihen. Mit der Widmung von «Legends Never Die» an Dirk Lehberger und der Erwähnung von persönlichen Mental Health-Problemen wird es auch kurz emotional, doch schon bald wird der “erste Power Metal Circle Pit” (hä?) ausgerufen.

Sagen wir es so: Für den zweiten Auftritt der Bandgeschichte wurde hier zweifelsohne stark performt. Nichtsdestotrotz erinnern mich All For Metal immer und immer wieder an Brothers Of Metal. Und vielleicht ist dies der Grund, wieso ich mir nie wirklich sicher bin, ob das jetzt gerade in vollem Ernst oder doch einfach als gnadenlose Parodie durchgezogen wird.

Setlist – All For Metal

  1. All For Metal
  2. Fury Of The Gods
  3. Raise Your Hammer
  4. Born In Valhalla
  5. Hear The Drum
  6. Mountain Of Power
  7. Legends Never Die
  8. Run
  9. Goddess Of War

Burning Witches

Zeit für unsere helvetische Vertretung! Die Burning Witches sind weltweit, aber auch hier am Rockharz kein unbekannter Name. Der letzte Auftritt auf dem hiesigen Flugplatz liegt vier Jahre zurück. Es war der erste Auftritt der damals neuen Sängerin Laura Guldemond (Anm. von pam: Fast, der war am Sweden Rock ein, zwei Monate früher – siehe Review). Die Truppe war noch nicht so richtig eingespielt und dies merkte man dem Gig leider auch ein wenig an. Doch vier Jahre und unzählige Gigs später dürfte dies alles kein Problem mehr sein…

… und genau so ist es. Das Energiebündel Laura überzeugt heute mit ihren starken Vocals, welche sich angenehm in den Heavy Metal-Soundteppich einschmiegen, den ihre vier Kumpaninnen erzeugen. Wie immer ist es ein Genuss, der spielfreudigen Lala beim Trommeln zuzuschauen. Auch Courtney Cox, die zurzeit die schwangere Larissa Ernst an der Gitarre ersetzt, beweist ihre enorme Live-Erfahrung und zeigt keinerlei Schwierigkeiten. Insgesamt sorgen unsere Hexen für einen gewohnt starken Auftritt und ziehen wohl den einen oder anderen Kritiker von 2019 wieder auf ihre Seite.

Bloodbound

So… Mit-Metalinsider Kaufi hätte keine Freude an mir, doch im starken Tagesprogramm fällt für mich eine erste kurze Pause auf Bloodbound. Ich ziehe kurz ins Camp und gönne mir dort etwas Schatten – der ist im Infield leider eher dürftig vorhanden – und dabei auch gleich eine kleine Stärkung. Doch eines muss ich den Schweden lassen: Gegenüber meinen bisherigen zwei Erfahrungen klingt das, was ich im Weglaufen noch höre, unerwartet gut! Habe ich da etwas verpasst? Larissa, was meinst du?

Larissa: Beim Auftritt von Bloodbound sitze ich schon in der ersten Reihe für Septicflesh und Co. Aber ich muss dir zustimmen, dass das, was ich von dort höre, sehr positiv ist. Während dem Konzert erzählen sie, dass sie an diesem Tag ihr neues Album veröffentlichen. Dies wurde auch durch die beiden Frauen deutlich, die vor den Bühnen die neue CD verkauften und Bieruntersetzer verteilten.

Septicflesh

DtS: Blöderweise – man müsste es eigentlich besser wissen – erweisen sich meine Abstecher ins Camp dann meist doch eher als längere Pausen. Eigentlich wollte ich ja auf Septicflesh wieder zurück im Infield sein… Doch Festival ist eben nicht nur Musik, sondern auch eine gute Zeit haben mit Leuten, die man eben nur an solchen Anlässen trifft. Von Septicflesh bekomme ich noch den letzten Song mit. Es wären mindestens zwei gewesen, hätte die Band ihren Gig nicht zu früh beendet… Doch zum Glück dauert es bis zum nächsten Wiedersehen in der Schweiz nicht allzu lange!

Larissa: Bis zu diesem Auftritt habe ich Septicflesh noch nie gesehen, nur gehört. Dadurch fiel mir auch nicht auf, dass sie nicht ihre Auftrittsklamotten trugen. Ziemlich früh erklärte uns der Sänger, dass ihre Koffer irgendwo verloren gingen, vermutlich in Wien, und sie deshalb in ihren normalen Kleidern auftreten müssen. Dies beeinträchtigt den Auftritt aber keinesfalls. Das Konzert wird zum Headbangergarant und gefühlt kurze Zeit später ist es auch schon wieder vorbei.

Destruction

DtS: Zusammen mit Larissa, die mir einen Platz in der ersten Reihe der linken Bühne anbieten kann, warte ich dann geduldig auf Equilibrium. Derweil leisten Destruction auf der rechten Bühne etwas, das genauso gut funktioniert wie Folk Punk in brütender Sonne: Thrash Metal in brütender Sonne! Destruction beweisen sich als Meister dieses Genres und hauen Riffs raus, die nur so in den Pit locken. Eine Einladung, der, so sieht es von hier drüben aus, nicht wenige Metalheads folgen!

Equilibrium

Endlich ist es so weit: Letzten Oktober gaben Equilibrium die Trennung von ihrem bisherigen Sänger Robse bekannt. Der Ersatz wird heute live auf der Bühne präsentiert. Wer dies wohl sein mag? Und ob, wie von einigen befürchtet, der auf «Renegades» eingeschlagene Stil noch weiter weg vom typischen Equilibrium-Sound abdriftet?

Los geht’s! Die Instrumentalisten betreten die Bühne und beschallen uns mit einem druckvollen, bis dato unbekannten Song. Es ist die vor einigen Tagen im Internet angeteaserte Single «Shelter»! Mit dem Einsatz der Vocals betritt ein rot- und langhaariger Typ die Bühne, den manche vielleicht (ich gebe zu, ich nicht) als Fabian Getto erkennen. Der neue Fronter scheint sich in der neuen Band schon sehr wohlzufühlen und liefert zusammen mit den wohlbekannten Equi-Musikanten einen zwar kurzen, jedoch starken Auftritt ab. Insofern ist der Wechsel am Mikro geglückt. Auch beim späteren Hören des neuen Tracks bestätigt sich jedoch mein Eindruck von während dem Konzert, dass die neue Stimme etwas gar Metalcore-lastig rüberkommt. Mal schauen, wie sich das entwickelt… Spätestens dann zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn die Bayern zusammen mit den Apokalyptischen Reitern auf Tour gehen und auch einen Abstecher nach Pratteln machen!

Larissa: Auf diesen Auftritt habe ich mich schon sehr lange gefreut! Ich bin ein grosser Fan von Equilibriumkonzerten und der Energie, die dabei von der Band auf mich übertragen wird. Auch dieses Mal sprang diese Energie auf mich rüber. Um mich rum wurde geheadbangt, gesprungen und getanzt. Der Effekt wurde dadurch noch verstärkt, dass die Grabenschlampen die ersten paar Reihen mit einem Feuerwehrschlauch abkühlten. Mit einem Lächeln im Gesicht verliess ich nach dem Konzert meinen Platz in der ersten Reihe.

Setlist – Equilibrium

  1. Shelter
  2. Renegades – A Lost Generation
  3. Rise Again
  4. Born To Be Epic
  5. Prey
  6. Blut Im Auge
  7. Apokalypse

Sonata Arctica / Meet & Greet mit Burning Witches

DtS: Bühne frei für Sonata Arctica! Bei bisherigen Festivalauftritten konnte ich mit den finnischen Power Metallern leider nicht allzu viel anfangen und dieser Eindruck bestätigt sich auch heute. Klar, da gibt es objektiv nicht viel zu bemängeln, es gefällt mir schlicht zu wenig. Das darf auch mal sein! So zieht es mich schon sehr bald in Richtung Autogrammstand, wo wir uns in die beachtliche Schlange für den Slot der Burning Witches stellen.

Die fünf Mädels scheinen sich über den Andrang zu freuen und erfreuen die Wartenden ihrerseits mit Edding-Gekritzel, einigen Fotos und einem kurzen Schwatz. Dass man aus der Schlange trotzdem mitbekommt, was auf der Bühne läuft, bestätigt die gute Platzierung dieser Meet & Greet-Location!

Versengold

Es dürstet uns nach Met! Beim entsprechenden Stand in der Nähe des Biergartens decken wir uns mit der goldgelben Flüssigkeit ein (es gäbe auch Kirschmet, doch wie schon letztes Jahr wird da lediglich etwas Kirschsaft dazugepanscht) und suchen uns ein Schattenplätzchen mit Sicht auf die Bühne. Wir sind nun zwar etwas weit weg vom Geschehen, doch der Wind trägt den Sound ganz akzeptabel bis zu uns.

Die Folk Rocker aus Bremen sorgen wie so oft für ausgelassene Stimmung im Publikum. Man grölt die eingängigen Textzeilen mit und bewegt seinen Körper im Takt der Musik, die gerade den richtigen Popanteil hat, um auch ausserhalb der Rockszene gut anzukommen, und doch noch nicht völlig geächtet zu werden. Auch in Sachen Songwahl zeigen Versengold heute ein goldenes Händchen, wenn ich auch Songs aus der Zeit bis und mit dem Album «Zeitlos» vermisse. Doch da müssen wir wohl mit der Zeit gehen und dass man mit Hymnen wie «Thekenmädchen» und «Kobold Im Kopp» beim Publikum punktet, ist sonnenklar. Auch die “halbe Ballade, halbes Partystück”-Nummer (wie Sänger Malte sie ankündet) «Haut Mir Kein’ Stein» darf natürlich nicht fehlen!

Für den Abschluss («Die Letzte Runde» und «Butter Bei Die Fische») begibt sich dann ein Teil der Band, unter anderem Malte, ins Publikum. Wieso schon ab der Hälfte der Spielzeit mehrfach ‘der letzte Song’ angekündigt wird und dann auch noch viel zu früh Schluss ist, verstehe ich dann doch nicht ganz. Ein Kick ans Schienbein von anderen Bands, die gerne etwas länger gespielt hätten – Children Of Grotesque reichte es z. B. nicht für die ganze Setliste, weshalb die Jungs frühzeitig unterbrechen mussten.

Setlist – Versengold

  1. Durch Den Sturm
  2. Niemals Sang- Und Klanglos
  3. Der Tag An Dem Die Götter Sich Betranken
  4. Flaschengeist
  5. Thekenmädchen
  6. Haut Mir Kein’ Stein
  7. Kobold Im Kopp
  8. Die Letzte Runde
  9. Butter Bei Die Fische

Korpiklaani

Auf der rechten Bühne, wo zuletzt Sonata Arctica aufspielten, geht es mit finnischer Musik weiter. Folk Metal à la Korpiklaani zieht eigentlich immer, was die Stimmung im Publikum angeht. Ich selber mag die Musik der Truppe um Fronter Jonne sehr, doch live haben die Jungs bei mir einen schweren Stand. Das einzige Konzert, bei dem ich wirklich begeistert war, war jedoch genau hier vor vier Jahren und so darf man ja ein wenig hoffen.

Gleich mit «A Man With A Plan» zeigen die Musiker, dass sie eben doch einen Plan haben (und der scheint nicht wie im Song nur das Trinken zu sein, sondern eben eine ausgefallene Party zu feiern). Auch «Happy Little Boozer» haut genau in die gleiche Kerbe. Später folgt jedoch – vielleicht etwas überspitzt formuliert – eine etwas längere Flaute. Eventuell liegt es nur daran, dass ich die neueste Scheibe «Jylhä», auf der mit fünf gespielten Songs ein klarer Fokus liegt, nicht ganz so präsent habe, denn die üblichen Verdächtigen à la «Ievan Polkka», «Beer Beer» und «Vodka» machen durchaus Laune. Möglicherweise ist es auch einfach die Tatsache, dass die Band für ihren Musikstil sich selber gar verhalten bewegt. Oder vielleicht ist es wirklich einfach nur dieser Live-Fluch, den ich mit den Finnen verbinde.

Wie auch immer: Ich geniesse den Auftritt, den sich langsam rötlich färbenden Himmel und die sinkenden Temperaturen. Trotz allem Genörgel haben Korpiklaani auch vieles richtig gemacht!

Setlist – Korpiklaani

  1. A Man With A Plan
  2. Wooden Pints
  3. Happy Little Boozer
  4. Sanaton Maa
  5. Tuli Kokko
  6. Pilli On Pajusta Tehty
  7. Ennen
  8. Ievan Polkka
  9. Beer Beer
  10. Vodka
  11. Niemi
  12. Leväluhta
  13. Huolettomat
  14. Pidot

Meet & Greet: Equilibrium

Larissa: Da die Schlangen bei den Meet & Greets mit dem Voranschreiten des Tages länger werden, lief ich bereits während dem letzten Song von Versengold zum Meet & Greet-Stand. In der Schlange erweist sich die Musik von Korpiklaani als ideal zum Warten. Die Vorfreude steigt. Auch die Jungs von Equilibrium sind sehr sympathisch und nehmen sich, trotz langer Schlange, Zeit für Fotos und Gespräche.    

Airbourne

DtS: Wie auch schon Versengold und Korpiklaani stehen dem nächsten Act genau 60 Minuten zur Verfügung. Er kommt aus Australien und spielt Hard Rock… Nein, die Rede ist natürlich nicht von AC/DC, sondern von Airbourne! Ich nutze diesen Slot, um nochmals kurz zurück ins Camp zu gehen und eine Jacke zu holen. Dabei lerne ich aus zwei Fehlern: Ich werde nicht wie gestern den kühlen Temperaturen zu wenig geschützt ausgeliefert sein und ich schaffe es auch noch während dem Slot zurück ins Infield.

Dass ihre Musik auch Nicht-Fans begeistern kann, haben Airbourne mir schon vermehrt bewiesen. Auch heute performen die O’Keeffe-Brüder – zumindest in dem Teil, den ich mitbekomme – sehr zufriedenstellend und rechtfertigen somit ihren Slot gleich vor dem Tagesheadliner. Viel mehr möchte ich auch gar nicht anfügen und wir begeben uns schon vor dem Ende der Show zur rechten Bühne.

Arch Enemy

Seien wir ehrlich: Wer mich kennt, weiss, dass ich nun kaum etwas Schlechtes über Arch Enemy schreiben werde. Ich muss einfach erwähnen, wie gut die beiden Gitarristen Michael Amott und Jeff Loomis miteinander harmonieren (ich wage die steile These, dass dies in jedem meiner Berichte zu dieser Band so steht). Ebenso nicht unerwähnt bleiben dürfen meine Begeisterung für Daniel Erlandssons Drumming und für den nur auf den Saiten wilden Bassisten Sharlee D’Angelo. Ach ja, und natürlich Alissa White-Gluz, seit 2014 das Aushängeschild der ursprünglich schwedischen Band. Auch auf die Setliste könnte ich wie üblich eingehen, doch schlussendlich erwarten uns diesbezüglich keine grösseren Überraschungen. Lassen wir das also. Und dass die Abmischung auch an dieser Rockharz-Ausgabe nicht rundum zufriedenstellend ist, habe ich ebenfalls schon erwähnt.

Jetzt, da wir das alles abgehakt haben, können wir ja starten! Schon nach wenigen Takten bilden sich in der Menge erste bewegliche Ansammlungen, welche sich relativ bald zu einem grösseren Pit zusammenschliessen. Auch ich finde mich schon bald darin wieder. Ich liebe die Pits, welche die Melodeather mit ihrer Musik generieren. Sehr heterogen, mit einem Plätzchen für jedermann, egal, ob man hart moshen oder in den fliessenden Übergängen zur eher starren Menschenmasse seine Mähne kreisen lassen möchte. Oder, so wie ich, immer wieder mal hin und her wechseln möchte. Arch Enemy-Pits sind freundschaftlich und jeder geniesst die melodiösen Riffs, über welche sich sanft Alissas immer wieder überraschende Growls legen.

Von hier aus, am hinteren Pit-Rand, hat auch der Gesamtanblick Richtung Bühne seinen Reiz: Das grosse Pentagram auf dem Backdrop, die verteilten Fahnen mit dem kreisrunden Logo, die wild zwischen ihren Mitmusikern umherhüpfende, blauhaarige Sängerin, eine angebrachte Menge Kunstnebel, der die Licht- und nur für Akzente eingesetzten Pyroeffekten passend untermalt. Davor im Gegenlicht unzählige Händepaare, welche wahlweise klatschen oder Metalhorns und Fäuste in die Luft recken. Und zwar nicht nur zwischen den Songs, sondern konstant!

Doch, Arch Enemy haben die beiden bisherigen Tagesheadliner Blind Guardian und In Flames problemlos an die Wand gespielt. Gezeigt, wo de Bartli de Moscht holt. Mir ist bewusst, dass diese Formulierungen den Verdacht auf eine leichte Fanbrillen-Färbung erwecken werden. Doch auch objektiv gesehen liegen da Welten zwischen diesen Auftritten. Schon jetzt freue ich mich aufs nächste, bis dato ungeplante Wiedersehen mit der Band. Denn wie so oft passte heute einfach alles: die Performance der Band, das Gesamtbild, die Stimmung in der Menschenmenge, die sprichwörtliche Epik.

Setlist – Arch Enemy

  1. Deceiver, Deceiver
  2. War Eternal
  3. In The Eye Of The Storm
  4. House Of Mirrors
  5. My Apocalypse
  6. The Eagle Flies Alone
  7. The Watcher
  8. Handshake With Hell
  9. Sunset Over The Empire
  10. As The Pages Burn
  11. Snow Bound
  12. Nemesis

Firkin

Mit durchnässtem T-Shirt – zum Glück habe ich einen trockenen Pullover bei mir – setze ich mich auf der linken Seite vor die Zwillingsbühnen und warte den heutigen Tagesabschluss ab. Hier sitzend – und es gesellen sich doch einige Leute am Boden dazu – lauschen wir den schon bald einsetzenden Klängen der Folk-Punker Firkin aus Budapest. Schon bald bestätigt sich der Eindruck, den ich beim vorgängigen Reinhören hatte: Die Ungaren haben einige starke Songs im Repertoire und wissen, wie man auch nachts noch erschöpfte Metalheads zum Tanzen bringt. So wirklich aus den Socken haut es mich jedoch – ebenfalls wie erwartet – nicht. Etwas nach der Hälfte des Sets entschliessen wir uns, frühzeitig ins Camp zurückzukehren und den Abend dort ausklingen zu lassen.

Das Fanzit – Rockharz am Freitag

Ich bin noch geflasht… Arch Enemy haben mir die Erinnerungen an die restlichen Konzerte aus dem Gehirn geblasen! Nein, so schlimm ist es zum Glück nicht, denn gerade auch die speziellen Shows (erster Auftritt von All For Metal und Präsentation des neuen Equilibrium-Fronters) wird man so schnell nicht vergessen.

Rockharz Festival – Samstag, 8. Juli 2023

Es ist soweit: Der letzte und voraussichtlich heisseste Festivaltag steht an. Auf dem Programm stehen viele Acts, die für mich nice to have, aber auch nicht unabdingbar sind. Einherjer mit hoffentlich etwas kühlerer Stimmung, Wind Rose mit einer Zwergenparty, Lord Of The Lost mit mehr als nur dem ESC-Song… Abgesehen vom Tagesheadliner Amon Amarth und dem für den Abschluss zuständigen Phil Campbell dürften dies wohl meine heutigen Highlights werden.

Soulbound

Nach dem etwas gemütlicher gestalteten Morgen – es ist immerhin der vierte Tag – erreiche ich das Infield erst gegen Mittag. Der heutige Opener Voodoo Kiss hat das Set kurz zuvor beendet; entsprechend sind für mich Soulbound der erste Act des Tages. Die Alternative Metaller aus Bielefeld legen kräftig los. Dabei überwältigt das entsprechend mitfeiernde Publikum die Band, was den sympathischen Fronter erstmal sprachlos macht. Der Tag ist noch jung und doch serviert das Rockharz bereits jetzt tolle Bands!

A Life Divided

Okay, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. A Life Divided, den nächsten Act, kennt man wohl vor allem dank des Gitarristen Jürgen Plangger, seines Zeichens auch Saitenmann bei Eisbrecher. Dass weniger Neue Deutsche Härte und mehr Dark und Electronic Rock zu erwarten ist, war mir klar, doch irgendwie überzeugte mich die Mucke beim Reinhören besser. Nach circa zehn Minuten überlasse ich das Feld denen, die mehr damit anfangen können und verziehe mich zu meinen Mitcampern, welche es sich im schattigen Biergarten vor dem Mutantenstadl gemütlich gemacht haben.

Biergarten & Mutantenstadl

Jaja, der Biergarten … An einer angenehmen Lage mit indirekter Beschallung von den Hauptbühnen ist es einer der wenigen Orte, der grossflächig Schatten spendet. Klar, die Tische unter den Sonnenschirmen sind dieses Jahr stets gut besetzt, doch man kann ja auch etwas kuscheln. Das hiesige Mutantenstadl ist übrigens auch der einzige Ort im Infield, der auch anderes Bier als Lager anbietet. Schade nur, dass die Ausschankkapazitäten noch immer nicht genügend erhöht wurden und man für sein Bierchen gut und gerne 30-40 Minuten ansteht. Dass dann am letzten Tag nicht mehr alle Biersorten erhältlich sind – das letzte Kellerbier muss noch über die Theke sein, als ich schon in der Schlange stand – darf man der Planung hingegen kaum übel nehmen.

Ohrenfeindt

Schatten und angenehmer Gesellschaft sei Dank verbleibe ich auch noch während Ohrenfeindt im Biergarten. Nur bei einem Gang zur Toilette mache ich einen kurzen Abstecher vor die Bühne. Die Menge geniesst den “Vollgasrock” der Hamburger, wenn auch merklich weniger Leute vor der Bühne stehen als an anderen Tagen. Es ist wohl nicht nur mir zu warm.

Einherjer

… vielleicht sorgen Einherjer für etwas Abkühlung? Obwohl die sympathischen Grabenschlampen schon seit Tagen sehr zuverlässig dafür sorgen, dass keine hitzebedingten Personenschäden entstehen, sehne ich mich beim Anblick der Wikinger-Szene auf dem Backdrop irgendwo nach Skandinavien. Auch die Norweger verwöhnen unsere Trommelfelle – wie schon viele Bands zuvor – mit einer äusserst angenehmen Mischung von Melodik und bösen Metalklängen. Obwohl der Auftritt eher statisch ist, fühle ich mich während der vollen Spielzeit durchgehend unterhalten. Nach viel zu kurzen vierzig Minuten ist jedoch Schluss und es wird wieder Zeit für eine finnische Band.

Wolfheart

Die aus Lahti stammenden Wolfheart übernehmen die Dark Stage. Eigentlich würden sie mit ihrem doomigen Melodeath meinen Geschmack nicht schlecht treffen, doch der Funke will nicht springen. So sprinte spaziere ich kurz zurück zum Camp, um mich nochmals einzucremen. Und der aufmerksame Leser weiss, wie das oft endet: Man bleibt bei einem spannenden Gespräch hängen und schwupps, steht der Cursor im Timetable eine Band weiter unten. Naja, ich hoffe, nicht zu viel verpasst zu haben. Wenn ich auch danach immer wieder mal reinhöre und die Mucke eigentlich ganz gut finde …

Wind Rose

Bei meiner Rückkehr ins Infield frage ich mich, wo denn diese enorme Völkerwanderung hinwill. Also, eigentlich kenne ich die Antwort ganz genau: zu Wind Rose. Doch das Ausmass der sich vom Camping zu den Bühnen bewegenden Massen erstaunt mich doch. Bei der Bühne angekommen, muss ich dann Acht geben, dass meine Kinnlade nicht bis zum staubigen Boden durchhängt. Es ist halb vier nachmittags und da stehen mehr Leute als vorgestern bei In Flames. Wohlbemerkt, beim damaligen Headliner!

Ich kämpfe mich also durch die tanzenden, sich urplötzlich als Zwerge identifizierenden Metalheads und schaffe es bis an den vorderen Rand des feucht-fröhlichen Moshpits. Die Stimmung ist hervorragend: fast genauso intensiv wie gestern Abend bei Arch Enemy und in Sachen Party wohl auf dem Höhepunkt des ganzen Festivals. Dass die Italiener dies so hinbekommen (und zwar schon lange vor dem einen Song, auf den alle warten), ist eine reife Leistung. Gerade bei «Drunken Dwarves» und «Mine Mine Mine!» schaukeln sich Band und Publikum gegenseitig hoch. Die Dopaminlevels erreichen rundum wohl Höchstwerte – im Gegensatz zum Auftritt im Januar im Z7 definitiv auch bei der Band!

Und dann ist es endlich so weit: Die Trommeln kündigen es an, und bald heisst es: Brothers of the mine rejoice! Swing, swing, swing with me! Ohne jegliche Zweifel ist dies DER Wind Rose-Überhit. Dabei haben die Jungs den nicht mal selber geschrieben. Nein, es ist nur ein Cover eines gleichnamigen Songs des mir ansonsten unbekannten Youtuber-Duos The Yogscast. Doch das juckt jetzt keinen. Die Menge brüllt aus vollster Kehle I am a dwarf and I’m digging a hole, diggy diggy hole, digging a hole. Der abschliessende Remix ebendieses Songs ist dann nur noch Formsache und besiegelt, ich wiederhole es gerne, den wohl partyreichsten Auftritt des gesamten Festivals.

Setlist – Wind Rose

  1. Army Of Stone
  2. Drunken Dwarves
  3. Fellows Of The Hammer
  4. Mine Mine Mine!
  5. Together We Rise
  6. Diggy Diggy Hole (+Remix)

Legion Of The Damned

Legion Of The Damned… Die Thrash Metaller aus der Niederlande standen eigentlich ebenso auf meinem nice to have-Programm wie z. B. Einherjer. Im Gegensatz zu den Finnen überzeugen mich jedoch die niederländischen Thrasher nicht wirklich. Das ist bestimmt nicht nur ihre Schuld: Die Abmischung lässt auch hier wieder Luft nach oben, die Sonne drückt und mein Energielevel war diese Tage auch schon höher. Nach einem Weilchen flüchten wir uns dann in den Schatten.

Moonspell

…wo wir auch während Moonspell bleiben. Leider haben wir von hier aus keine direkte Sicht auf die Bühne, doch die Musik wird mehr oder weniger gut zu uns getragen. Die möglicherweise bekannteste Metalband Portugals sehe ich heute zum ersten Mal. Ihre doomige Musik kommt hier hinten natürlich nur bedingt zur Geltung und so verzichte ich auf ausführlichere Worte.

Lacuna Coil

Für Lacuna Coil wagen wir uns dann wieder näher zur Bühne. Mit den vom Duo Cristina Scabbia und Andrea Ferro angeführten Italienern habe ich schon das eine oder andere Mal Bekanntschaft gemacht. Wie immer finde ich Gefallen an deren Alternative Metal – ohne davon hellauf begeistert zu sein. An der Qualität der Performance mangelt es bei dieser Band kein wenig. Auch das Songmaterial macht Spass und ich nehme mir vor, des Öfteren mal bei Lacuna Coil reinzuhören.

Carcass

Yippie, Carcass! Zuvor möchte ich die kurze Pause aber nutzen, um nochmals diesen einen Patch an dem einen Stand anzuschauen. Und dann gleich zwei zu kaufen. Zum Glück dauert das nicht allzu lange und bald sind wir zurück bei der Rock Stage.

Im Bericht zum Co-Headliner-Gig von Arch Enemy und Behemoth in Zürich schrieb ich zu Carcass: “Vor meinem geistigen Auge […] sehe ich die Band an einem warmen Sommerabend eine Bühne des Brutal Assaults auseinandernehmen.” Nun, wir befinden uns hier am Rockharz, doch den Rest dieser Vorstellung ist Realität geworden. An diesem warmen Sommerabend heizen die Liverpooler der sowieso schon warmen, leider nicht übermässig zahlreichen Besucherschar mächtig ein. Die Death Metal-Mucke macht enorm Spass und dem Charisma von Jeff Walker kann ich sowieso nicht entkommen.

Life Of Agony, oder: Znacht im Camp

Kaum ist der Auftritt von Carcass zu Ende, sind wir auf dem Weg zurück ins Camp. Die Musik der amerikanischen Gruppe Life Of Agony um Mina Caputo und mein Geschmack unterscheiden sich – das habe ich bei anderen Gelegenheiten empirisch getestet – zu sehr. Und schliesslich ist ein kräftigendes Barbecue selten eine schlechte Sache. Dann bin ich für die letzten vier Acts wieder voll am Start! Nur nicht wieder zu spät kommen …

Lord Of The Lost

Geschafft! Wir betreten zwar das Infield und sind anfänglich etwas empört, dass Lord Of The Lost zu früh begonnen haben. Doch Glück gehabt: Was wir hören, ist lediglich ein letzter Soundcheck, bevor «The Curtain Falls». Hihi. Dass LOTL quasi einen Slot gleich vor der Primetime zugesprochen bekommen, wäre vor einigen Jahren auch noch nicht wirklich denkbar gewesen. Wie gross da der Einfluss der Teilnahme am Eurovision Song Contest war, lasse ich an dieser Stelle offen. Fest steht, dass die Band hier in Ballenstedt mit offeneren Armen empfangen wird als in Liverpool! Das Infield ist nämlich überraschend voll und da stehen bestimmt nicht wenige Neugierige, die Chris Harms und seine Jungs heute zum ersten Mal sehen.

Lord Of The Lost werden dieser Situation absolut gerecht und legen einen Auftritt hin, der dieser Grösse würdig ist. Mir persönlich taucht dieser – gerade auch im Gegensatz zu früheren Konzerten – etwas zu sehr in gotische Gefilde ab. Nichtsdestotrotz habe ich an bewährten Songs wie «Kill It With Fire» und «Full Metal Whore» meine Freude. Die heute nicht pink, sondern sehr schwarz angezogene Truppe geniesst den Auftritt in der Abendsonne sichtlich. Sei ihnen gegönnt! Und wer weiss, vielleicht haben sie heute Abend den einen oder anderen bleibenden Fan gewonnen.

Setlist – Lord Of The Lost

  1. The Curtain Falls
  2. Morgana
  3. Kill It With Fire
  4. The Future Of Past Life
  5. Dry The Rain
  6. Under The Sun
  7. Full Metal Whore
  8. Destruction Manual
  9. Blood For Blood
  10. Loreley
  11. Die Tomorrow
  12. Blood & Glitter
  13. One Last Song
  14. Drag Me To Hell

Saltatio Mortis

Das Wort Hassliebe verwendete ich bereits im Abschnitt zu In Flames. Doch auch bei Saltatio Mortis ist es alles andere als unpassend! Die Band aus Karlsruhe konnte ihre Fanbase in den vergangenen Jahren stark vergrössern, und doch gibt es auch sehr viele, die gar nichts mit ihrem Mittelalter-Rock anfangen können. Ich persönlich bin hin- und hergerissen: Eigentlich mag ich die Band, doch finde ich am neueren Material immer weniger Gefallen. Dann sind wir ja mal gespannt…

Was niemand verleugnen darf, ist, dass Saltatio Mortis eine gewaltige Show auffahren. Heute stehen links und rechts der Dark Stage – im Graben – zwei Türme mit Equipment, deren Funktion zunächst noch nicht offensichtlich ist. Doch spätestens vor «Loki» ist klar: Das sind riesige Flammenwerfer in schwindelerregender Höhe, die mit dem Pyro-Equipment auf der Bühne zusammen für Flammenmeere sorgen. Entsprechend bittet Alea der Bescheidene das Publikum auch, während «Loki» nicht zu crowdsurfen. Dieses “Verbot” wird dann gar nicht mehr aufgehoben und die Flammen schiessen auch später immer und immer wieder aus den Türmen.

Was Auftreten, Bühnenpräsenz und Interaktion mit dem Publikum angeht, kann man der Band ebenfalls nichts vormachen. Saltatio Mortis sind ohne jegliche Zweifel eine erstklassige Showband. Was ich jedoch ein bemängeln muss, ist die Wahl der Songs. Klar, das ist immer Geschmacksache und dies umso mehr bei einer Band, die von reiner Folkmusik bis zu sehr poppigen und punkigen Songs eine grosse Variabilität im Repertoire aufweist. Wieso dann aber zugunsten von drei Coversongs darauf verzichtet wird, etwas mehr dieser eigenen Songs zu spielen, verstehen ich nicht so wirklich.

Auch als Cristina Scabbia von Lacuna Coil für einen Gastauftritt bei «The Dragonborn Comes» betritt, schaudert es mich ein wenig. Wahrscheinlich wählt Alea einfach nur seine Worte etwas unglücklich, aber die Ansage kommt bei mir unglaublich arrogant an. Dass dann Cristinas Mikro gar nicht funktioniert und sie völlig untergeht, ja nicht mal nach dem Song etwas durch Aleas Mikro sagt, rundet die Geschichte ab.

Trotz diesen Punkten gröle ich dann lautstark mit, wenn wir uns als Spielmänner beim «Spielmannschwur» quasi ewige Treue schwören. Tja, es ist wohl auch für mich eine Hassliebe…

Setlist – Saltatio Mortis

  1. Alive Now
  2. Brot Und Spiele
  3. Dorn Im Ohr
  4. Wo Sind Die Clowns
  5. Loki
  6. Heimdall
  7. Drunken Sailor
  8. The Dragonborn Comes
  9. Taugenichts
  10. Hypa Hypa (Cover: Electric Callboy)
  11. Für Immer Jung
  12. Spielmannsschwur

Dankesrede und Todesfälle

Bevor es auf der Rock Stage mit Amon Amarth weitergehen kann, ist für die Dark Stage eine kurze Dankesrede geplant. Immerhin feiern wir das 30-jährige Jubiläum des Rockharz Open Airs! Auch diese Ausgabe war schlicht eine riesige Feier – dazu mehr im finalen Fanzit weiter unten.

Thematisiert wird auch nochmals der unerwartete Tod von Dirk Lehberger, einer äusserst wichtigen Person für das Rockharz Festival. Auf der Bühne – und bestimmt auch im Publikum – fliessen Tränen. Zudem hat das Team bereits einen weiteren Todesfall zu verkraften: Während dem Festival verstirbt eine Köchin des Artist Catering (wenn ich mir das im Nachhinein richtig notiert habe) bei einem Autounfall.

Dieser emotionale Mini-Slot neigt sich dann trotz allem bald dem Ende. Dabei hat er allzu deutlich hervorgehoben, dass Feten wie das Rockharz Festival in vollen Zügen genossen werden müssen. Man weiss nie, wann es die letzte ist …

Amon Amarth

Wie auch Arch Enemy befindet sich der heutige Tagesheadliner Amon Amarth seit Jahren auf einem Höhenflug: mit starken Alben und packenden Liveshows legitimieren sich beide Bands immer und immer wieder als Kopf verschiedener Billings. Diese Machtdemonstration beginnt sogleich mit «Guardians Of Asgaard». Auch wenn die Abmischung naturgemäss nicht von Beginn weg perfekt ist, erreicht sie bereits vor dem ersten Refrain ein zufriedenstellendes Niveau. Den melodiösen Riffs, dem harten Geballere von hinter der Schiessbude und Johans röhrenden Growls steht also wortwörtlich nichts mehr im Wege.

Wie gewöhnlich stehen die neueren Alben im Fokus. Fans der älteren Scheiben dürften sich am inzwischen wieder häuftig gespielten «Death In Fire» sowie «The Pursuit Of Vikings» und «Destroyer Of The Universe» erfreuen. Doch unabhängig der bandhistorischen Epochen: Johan Hegg und seine Nordmänner servieren auch heute eine Show, die sich gewaschen hat. Klar, da greift man auf jede Menge Requisiten, aufblasbare Figuren und auch auf Schaukämpfer zurück. Doch ich wage zu behaupten, dass musikalisch und auch in Sachen Intensität gar nichts fehlen würde, wenn das alles mal nicht rechtzeitig bei einer Location ankommen würde. Die Schweden wissen, was einer grossen Mehrheit gefällt und liefern mit ihrem sehr melodischen Melodeath genau das.

À propos was der Mehrheit gefällt: Nachdem schon «Shield Wall» und «Raise Your Horns» das Infield in eine mitsingende Wikingerhorde verwandelt haben, ist klar, was noch fehlt. Mit dem absoluten Überhit «Twilight Of The Thunder God» beenden Amon Amarth ein weiteres Mal ein äusserst gelungenes Konzert. Dabei stelle ich mit Freuden fest, dass dieser Abschluss nicht nur gespielt wird, weil er halt gespielt werden muss. Nein, im Gegensatz zu anderen Auftritten in den letzten Jahren habe ich den Eindruck, dass die fünf Wikinger heute auf die Nummer echt Bock haben.

Setlist – Amon Amarth:

  1. Guardians Of Asgaard
  2. Raven’s Flight
  3. The Great Heathen Army
  4. Heidrun
  5. Death In Fire
  6. The Pursuit Of Vikings
  7. Deceiver Of The Gods
  8. Find A Way Or Make One
  9. Put Your Back Into The Oar
  10. Destroyer Of The Universe
  11. The Way Of Vikings
  12. The Berserker at Stamford Bridge
  13. First Kill
  14. Shield Wall
  15. Raise Your Horns
  16. Twilight Of The Thunder God

Phil Campbell & The Bastard Sons

Um den finalen Rauswurf bemühen sich dieses Jahr Phil Campbell & The Bastard Sons. Dem ehemaligen Motörhead-Gitarristen, seinen drei Söhnen Todd, Dane und Tyla und auch Sänger Joel Peters ist die Spielfreude ebenfalls jedes einzelne Mal anzumerken. Wer sich noch im Infield halten kann, wird mit einer vollen Stunde Motörhead-Sound belohnt. Lemmys Band zu covern ist heikel, doch was viele Tributbands hinbekommen, kann Phil schon lange! Dass man dann nicht nur “das Übliche” serviert bekommt, sondern auch Songs wie «Going To Brazil», dürfte dem einen oder anderen Lemmy-Fan ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Viel mehr gibt es dann auch gar nicht zu sagen: Der Gig vergeht wie im Fluge und nach dem finalen «Overkill» trudelt eine zufriedene Menschenmenge Richtung Campingplatz.

Setlist – Phil Campbell & The Bastard Sons

  1. Iron Fist
  2. Damage Case
  3. Rock Out
  4. Stay Clean
  5. Born To Raise Hell
  6. Just ‘Cos You Got The Power
  7. (We Are) The Road Crew
  8. God Save The Queen
  9. R.A.M.O.N.E.S.
  10. Ace Of Spades
  11. Silver Machine
  12. Going To Brazil
  13. Killed By Death
  14. Overkill

Das Fanzit – Rockharz am Samstag

Auch der Samstag lockte mit einer guten Bandauswahl, wenn auch die Menge sichtlich unter der Hitze litt. Zum guten Glück waren die Grabenschlampen und sämtliche Wasserspender stets zur Stelle! Tagsüber sorgten vor allem Einherjer, Wind Rose und Carcass für gute Stimmung und spätestens ab dem Eindunkeln konnten auch hitzeempfindliche Metalheads wie ich wieder aufdrehen.

Sonntag, 9. Juli

Abreisetag! Bock aufs Schlafsack rollen und Zelte zusammenfalten habe ich eigentlich nie, doch es muss halt sein. Viele Rockharzer sind bereits in der Nacht oder schon am frühen Morgen losgefahren; bei uns wird es später Vormittag. Stau haben wir nur vom Gelände zur nächsten befestigten Strasse, danach läufts rund. Während andere schon innert wenigen Stunden zuhause angekommen sind und ihr Material retabliert haben, dauert es bei mir indes länger: Einige nicht beim Namen zu nennende Bahnunternehmen scheinen es sich zum Ziel gesetzt zu haben, mir bis zum nächsten Ziel Amsterdam eine Rekordverspätung einzubrocken. Naja, was soll’s; unterwegs halte ich bereits viele Eindrücke fest und skizziere diesen Bericht.

Das Fanzit – Rockharz Festival 2023

Was für eine Rockharz-Ausgabe! Nach einigen organisatorischen Dämpfern im letzten Jahr lief 2023 wieder vieles äusserst rund. Dazu gehören auch Bestrebungen für Barrierefreiheit, Gedanken und offene Kommunikation zur Verwendung von Einwegbechern, zur Preisentwicklung und zum Wachstum des Festivals sowie die Plattform, die kleinen Kneipen und Clubs für Werbung geboten wurde und die alljährliche Pfandsammlung für einen guten Zweck. Das Festival in Sachsen-Anhalt hat sich den steten Erfolg beim Ticketverkauf mehr als verdient!

Dazu beigetragen hat natürlich auch das – gemessen an der Grösse des Festivals – sehr hochkarätige Line-Up! Persönliche Highlights waren der Überraschungsauftritt von Knorkator, die zum Glück gespielte Show von Die Apokalyptischen Reiter, die unerwartete Atmosphäre bei Skáld, die gewohnte und doch immer wieder überraschende Stärke von Arch Enemy sowie die Zwergenparty bei Wind Rose. Diese Liste dürfte jedoch bei jedem einzelnen der knapp 25’000 Besucher anders aussehen…

Die einunddreissigste Ausgabe ist übrigens ebenfalls bereits angekündigt:  Vom 3. bis zum 6. Juli 2024 wird sie am gewohnten Ort auf dem Flugplatz Ballenstedt stattfinden. Bisheriges Line-Up? Amorphis, d’Artagnan, Dirkschneider, HammerFall, Hatebreed, Heldmaschine, Kreator, Lordi, Oomph!, Orden Ogan, Parasite Inc, Rage, Schandmaul, Soilwork, The Halo Effect, Unearth und Unleash The Archers …


Wie fandet ihr das Festival?

/ 17.10.2023
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