Hier sind die Onkelz
Böhse Onkelz beehren wieder Mal das Hallenstadion und damit kann das Ausverkauft-Schild umgehend aufgehängt werden. Doch bringen es die Frankfurter live noch?
Die Onkelz spielen auf ihrer «Hier sind die Onkelz»-Tour in neun Städten; wobei Zürich die einzige Destination ist, wo man keine Doppelshow veranstaltet. Gemäss unserem Good News-Kontakt vor Ort (Nik) wollte man für die Schweiz ein grösseres Open-Air-Konzert organisieren, aber es war keine entsprechende Fläche verfügbar. Wäre irgendwie noch cool gewesen, so ein Open Air Anfang Dezember. So überrascht es nicht, dass das Hallenstadion schnell und somit schon länger restlos ausverkauft ist und wir heute mit viel Stimmung im vollen Haus rechnen können.
Wie die Stimmung bei der Vorband ist – Smash Into Pieces – lässt sich für mich nur erahnen. Die Fotografen sind nur für die Hauptband zugelassen, so dass ich bei denen weder im Graben noch in der Halle stehe.
Allgemein sind die Auflagen für die Fotografen sehr strikt. Ich bin ja schon öfters im Graben gestanden. Der Fotovertrag von Böhse Onkelz ist der bisher strikteste von allen. Sogar noch einschränkender als bei Babymetal. So müssen die Fotos vor Veröffentlichung genehmigt werden. Von diesen dürfen wir dann maximal vier (!) von der Band nutzen. Das erklärt somit die tiefe Anzahl Fotos am Ende des Berichts. Ich gebs ganz offen zu, als ich den Vertrag erhalten hatte, überlegte ich mir es schon ein, zwei Mal, obich das wirklich eingehen will. Das Ganze hatte einen schalen Beigeschmack. Doch heute vor Ort werde ich von der sehr freundlichen Art und Infovermittlung von unserem Onkelz-Betreuer Marco positiv überrascht. Auch wenn es immer noch Schade ist, dass es nur vier Fotos sind (bei Babymetal waren es immerhin sechs …), so hat Marco vieles wieder gut gemacht.
So, genug des Administrativen, ab in den Fotograben … denn das Intro läuft schon.
Böhse Onkelz
Bevor die Onkelz die Bühne entern, zeigen sie auf zwei grossen Screens, die sich von links und rechts kommend in der Mitte der Bühne vereinen, einen Kurzfilm. Dieser endet mit dem Album-Cover-Shooting der Onkelz-Scheibe «Hier sind die Onkelz». Die «Kinder-Onkelz» werden am Ende dann von einem wilden Opel-Oldtimer, der durch die Mauer bricht, gejagt … bis die ersten Töne des gleichnamigen Songs – sowohl vom Album und der aktuellen Tour – ertönen. Die markante Basslinie beziehungsweise der Gesang von Kevin wird kurz später von 10’000 Kehlen textsicher erwidert.
Der Sound ist perfekt. Sehr cool, wie man mit einer Gitarre und starkem Bassspiel so viel Druck in die Halle kriegt. Gleich beim ersten Song ist meine etwas provokative Frage, ob es die Onkelz live noch bringen mit einem fetten Ja beantwortet. Selbst Kevin, bei ihm hatte ich das grösste Fragezeichen, singt ganz ordentlich. Sogar so ordentlich, dass Stephan ihn, wie früher auch schon, nicht die ganze Zeit beim Gesang unterstützt, sondern mehrheitlich nur bei den Refrains mitsingt.
Gut, ganz allein singt Kevin nicht, denn die Songs von Böhse Onkelz sind gemacht, um mitzusingen oder bei dem einen oder der anderen auch mitzugröhlen. Das löst schon Hühnerhaut aus. Der Keyboarder und was-auch-immer-der-sonst-noch-tut im Hintergrund singt ebenfalls jede Textzeile sogar ohne Mikro mit. Und genauso gehts mir im Graben. Irgendwie hatten mich die Onkelz vor vielen Jahren bei unserem letzten Aufeinandertreffen am Konzert in Basel nicht mehr wirklich abgeholt und so musste ich mich heute fast ein bisschen motivieren, in die Halle zu gehen. Doch sie haben mich wieder und es war definitiv die richtige Entscheidung, hier zu sein. «Gehasst, verdammt, vergöttert» … die Blaupause eines Onkelz-Songs … einfach geil. Wobei man das «einfach» gerne zweideutig lesen darf.
Übrigens, der Jungspund am Keyboard, der optisch irgendwie nicht so zum Rest auf der Bühne passen will, ist Vincent Röhr und somit der Sohn von Gonzo. Danke Google für diese Info.
Die ersten drei Songs sind schnell vorbei und zu viele Fotos muss man ja auch nicht schiessen, wenn man dann eh nur vier veröffentlichen darf … So gehts schnell raus, Kamera abgeben. Ui, der Gang durchs Foyer ist schlimmer als durch jedes Bierzelt. Das hab ich so im Hallenstadion noch nie erlebt. Der Boden ist klebrig und überall liegen Bierbecher und Einweggeschirr, es stinkt mächtig nach Bier. Nicht dass ich jetzt nach der Tankard-Party gestern Abend überempfindlich wäre …, aber das Chaos ist dem Metal schon etwas unwürdig. Ist doch ein anderes Publikum als an einem klassischen Metalkonzert.
Das erlebe ich dann auch auf der Tribüne an meinem Medienplatz. Normalerweise darf man sich ja kaum eine Sekunde auf dem Gang aufhalten, bis ein Security kommt. Heute scheinen diese Regeln nicht zu gelten. Es wird im Gang, auf der Treppe, auf Podesten dazwischen … eigentlich überall getanzt, geraucht und getrunken (das war jetzt kein Onkelz-Songtitel). Nun, solange es friedlich bleibt, soll jeder und vor allem überraschend auch viele Frauen und somit jede ihren Spass haben.
Dass gefeiert wird, kann zudem in Zahlen festgehalten werden. Nach «Terpentin» gibt es eine Dezibel-Anzeige auf den Screens und die Fans haben eine Minute Zeit, sich mit den anderen Tour-Destinationen zu messen. 106,6 Dezibel schaffen wir heute in Zürich und damit sind wir auf dem aktuell zweiten Platz ganz knapp hinter Köln. Was die Stimmung jedoch jeweils ein bisschen killt, sind die Ansagen von Stephan vor jedem Song. Einerseits interessant seinen Anekdoten zu lauschen, stört es den Konzertfluss. Auch ist die Setliste tendenziell so aufgebaut, dass auf einen (Pogo-)Kracher jeweils eher wieder eine ruhigere Nummer folgt.
Emotionales Highlight ist für viele «Nur die Besten sterben jung», bei dem wohl fast jeder und jede an eine Person denkt, die zu jung von uns gehen musste. Da kullern einige Tränen über die Wangen der Fans, welche auf den Screens sichtbar gemacht werden.
Im Zugabenblock geht man nochmals richtig steil mit den Fan-Favoriten «Wir ham‘ noch lange nicht genug», «Auf gute Freunde» und «Mexico» bevor es dann mit «Erinnerungen» zum Abschluss etwas ruhiger wird.
Das Fanzit – Böhse Onkelz
Die Onkelz haben geliefert und wurden gefeiert. Sound und Stimmung waren top und für wohl alle die da waren, könnte nichts besser passen als «Wir ham‘ noch lange nicht genug».
Die Setlist – Böhse Onkelz
- Intro – HSDO
- Hier sind die Onkelz
- Finde die Wahrheit
- Gehasst, verdammt, vergöttert
- Lüge
- So sind wir
- Kneipenterroristen
- Wenn Du wirklich willst
- Terpentin
- Ich
- Stunde des Siegers
- Exitus
- Danke für nichts
- Weit weg
- Ein Mensch wie Du und Ich
- Wer nichts wagt, kann nichts verlieren
- Ein langer Weg
- Ohne mich
- Nur die Besten sterben jung
- H
- Der nette Mann
- Nichts ist für die Ewigkeit
- Oratorium*
- Wir ham‘ noch lange nicht genug*
- Auf gute Freunde*
- Mexico*
- Erinnerungen*
*Zugaben
Die Fotos – Böhse Onkelz

