Metal Church - Classic Live (Cover Artwork)
Fr, 16. Oktober 2020

Metal Church – Classic Live

Heavy Metal, Speed Metal, Thrash Metal
16.10.2020
Metal Church - Classic Live (Cover Artwork)

Neuer Wein in alten Schläuchen (oder so)

Ein Live-Album der US-Thrash-Speedys von Metal Church? Klingt überaus verlockend, zumal der Titel „Classic Live“ schwer nach „Best Of“ der Alten Tage klingt. Wieso eingefleischte Fans vielleicht dennoch besser die Finger von dieser Scheibe lassen sollten – sich ein Kauf aber handkehrum durchaus lohnen könnte, erfahrt ihr im folgenden Review.

Sachen gibt’s… Um ein Haar wäre Metallica-Mitbegründer Lars Ulrich damals bei Metal Church hinter der Schiessbude gelandet – ein Umzug nach Los Angeles liess die Geschichte einen etwas anderen Verlauf nehmen. So war es denn Kirk Arrington, der für die ursprünglich als Shrapnel gestarteten Herren die Keulen schwang und mithalf, die zu jenem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen steckenden Subgenres Thrash- und Speed Metal mitzuprägen.

Als einer der wegweisenden Momente in der Bandgeschichte darf mit Sicherheit auch der Einstieg von Shouter Mike Howe im Jahre 1988 gesehen werden, mit welchem im Jahr darauf das drittes Studioalbum „Blessing in Disguise“ veröffentlicht wurde und Metal Church im Zenit ihres frühen Schaffens standen. Mit „The Human Factor“ (1991) und „Hanging in the Balance“ (1993) sollten noch zwei weitere Meisterwerke folgen, bevor sich die Band nach beinahe zwei Jahren on tour anno 1996 ein erstes Mal auflöste. Zeitsprung: Beinahe zwanzig Jahre später kehrte Howe pünktlich zu Studiowerk Nummer 11 (schlicht als „XI“ betitelt) wieder ans Mikrofon der Metallenen Kirche zurück. Und der Tour zu eben jenem Album haben wir „Classic Live“ zu verdanken, auf welchem neun legendäre Kracher aus den ersten fünf Langrillen vertreten sind (drei aus der David Wayne-Ära, deren sechs von Howes erstem Gastspiel).

Hitsammlung

Wenn auch jeder seine persönlichen Favoriten aus jener Epoche benennen mag, so darf die Songauswahl doch als durchaus gelungen bezeichnet werden. Klar, ein „Fake Healer“ oder „Gods Of Wrath“ mit auf die Scheibe zu packen (um nur zwei zu nennen), wäre nicht verkehrt gewesen, aber irgendwo mussten die gestandenen Musiker ja eine Trennlinie ziehen. Besonders gespannt war ich auf „Watch The Children Pray“, für mich nach wie vor eine massgebende Referenz in Sachen Hühnerhaut-Powerballade. Und ja, auch wenn mein gespeicherter Eindruck aus den 80ern möglicherweise etwas verklärt war und ich mir speziell den Übergang vor dem ersten Refrain etwas druckvoller gewünscht hätte – das Teil haut noch immer voll rein!

Die Aufnahme vermittelt einen guten Eindruck der Live-Power, die Metal Church an Konzerten zu versprühen fähig ist: Mike Howe ist nach wie vor ein Meister seins Fachs, sein etwas in den Vordergrund gemischter Gesang klingt auch nach Jahren stark und kraftvoll, wenn zuweilen vielleicht auch etwas schrill. Saitentechnisch liefern Kurdt Vanderhoof, Rick Van Zandt (beide Gitarre) und Steve Unger eine beeindruckende Performance ab, der Jeff Plate in der Percussionabteilung in nichts nachsteht. Leider markiert dieses Album zugleich seinen Abschied aus der Band (ersetzt wurde er durch Stet Howland). Das Live-Feeling kommt stellenweise recht gut über, jedoch hätte ich mir noch etwas mehr davon gewünscht.

Beinahe…

Also eine klare Kaufempfehlung? Jein – zum einen macht das Teil wirklich Laune und sollte demzufolge in keiner Sammlung eines wahren MC-Fans fehlen. Auf der anderen Seite – und das darf durchaus als kleine Warnung verstanden werden – handelt es sich bei „Classic Live“ um beinahe denselben Rundling, welcher bereits 2017 in einigen Teilen der Welt den Weg in die Plattenläden fand und nun ab Mitte Oktober 2020 auch offiziell in Europa erhältlich sein wird. „Beinahe“? – leider wurde für die Alte Welt kein Bonusmaterial mit dazu gepackt, sondern vielmehr die auf der ursprünglichen Veröffentlichung noch enthaltene, zusammen mit Queensryche-Sänger Todd La Torre neu eingespielte Studioversion von „Fake Healer“ gekippt – sehr schade!

Das Fanzit Metal Church – Classic Live

„Classic Live“ vermittelt einen ausgewogenen Querschnitt an Live-Krachern, die Metal Church zu einem der führenden Metal-Acts aufsteigen liess – und zeigt, dass die Jungs es auch heute live noch voll draufhaben. Wobei das „heute“ wie erwähnt einen etwas fahlen Beigeschmack hat, da die Aufnahme doch bereits rund vier Jahre alt ist und obendrein die Neuaufnahme von „Fake Healer“ fehlt.

Wer sich diese Scheibe früher schon anderweitig besorgt hat, kann getrost auf eine Neuanschaffung verzichten, alle anderen sollten bei Interesse unbedingt mal ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: Date With Poverty, Watch The Children, Start The Fire, Badlands

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Trackliste Metal Church – Classic Live

  1. Beyond the Black
  2. Date With Poverty
  3. Gods Of A Second
  4. In Mourning
  5. Watch The Children
  6. Start The Fire
  7. No Friend of Mine
  8. Badlands
  9. The Human Factor

Line Up – Metal Church

  • Mike Howe – Gesang
  • Kurdt Vanderhoof – Gitarre
  • Stet Howland – Schlagzeug
  • Steve Unger – Bass
  • Rick Van Zandt – Gitarre

 

Video Metal Church – Watch The Children Pray (Live at Wacken Open Air 2016)


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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16.10.2020
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