Adon startet schweizer Vinylproduktion

Vinyl Made in Switzerland

Vinyl-Liebhaber kennen es nur zu gut: Der geplante Release der ersehnten Scheibe verzögert sich, teilweise um mehrere Monate, da die Presswerke mit der Produktion nicht nachkommen. Zumindest für Schweizer Konsumenten könnte sich das nun zum Besseren wenden.

Mit dem Aufkommen der Compact Disc, spätestens seit dem Siegeszug des digitalen Musikvertriebs, schienen die Tage der Langspielplatte gezählt zu sein, die Schweizer Produktionsstätten wurden eingestellt.

Vermutlich war es das Streaming, bei dem unendlich viel Musik konsumiert werden kann, aber nicht mehr vom Verbraucher selbst besessen wird, das dem Vinyl ein zweites Leben eingehaucht hat. Der opulente Tonträger eroberte und erobert die Herzen einer stetig wachsenden Masse zurück, derer die Musik nicht nur hören, sondern auch anfassen, Album-Cover im grossen Format anschauen und sich die Zeit nehmen wollen, das Runde aus der Hülle zu ziehen, auf den Plattenteller zu legen und die Nadel zu positionieren. Auf diese Entwicklung reagiert die Firma Adon aus Neuenhof und nimmt als erste Schweizer Firma seit 2003 die Vinyl-Produktion wieder auf.

Dem Bluesmusiker Philipp Fankhauser wurde die Ehre erwiesen, die ersten Produkte dieses Presswerkes auf den Markt zu bringen, in Form der Reissue seines 2006 erschienenen Albums “Watching From The Safe Side”.

Eigentlich hätte sie ja bereits im letzten Herbst erscheinen sollen, diverse kleinere und grössere Krisen führten dazu, dass sie nun mit einem halben Jahr Verspätung erscheint.

Fankhauser ist nicht der Einzige, der auf das Erscheinen seiner Scheibe wartete, diverse andere Künstler bangen ebenfalls darauf ihre Musik auf der runden Platte mit den Rillen zu veröffentlichen. Vermutlich auch aus dem Grund, dass die Verkaufszahlen der Compact Disc im Gegensatz zu denen der Langspielplatte stetig zurückgehen. Adon reagierte auf diesen Trend und verkaufte ihre CD-Maschine in das Ausland.

Zurzeit steht eine Plattenpresse in ihren Werkräumen, drei weitere sollen noch folgen, einerseits da eine gemessen an den Aufträgen kapazitätsmässig überlastet ist, andererseits würde sich die ganze nötige Infrastruktur rund um die Plattenpresse, wie grosse Kühlanlagen, für eine einzige Maschine kaum rentieren.

Bis es so weit ist, hinkt Adon in der Produktion hierzulande, obwohl zurzeit mehrschichtig gearbeitet wird, hinterher. Um Wartezeiten einzudämmen, wich man auf Produktionsstätten in Italien aus. Vielen Musikern scheint jedoch das “Swiss Made” auf der Plattenhülle wichtig zu sein, so verschoben sich die Termine der Veröffentlichungen dementsprechend.

Fankhausers “Watching From The Safe Side” erschien auf klassischem schwarzem Vinyl. Durch Verwenden von farbigem Granulat könne man aber auch farbige Langspielplatten herstellen, wie sie, so scheint es zumindest, unter Sammlern immer beliebter werden. Klanglich sind die farbigen Scheiben jedoch durch hörbare Nebengeräusche der klassisch schwarzen unterlegen, wie der CSO von Adon Entertainment, Andreas Krüsi verrät. Besonders schlimm sei das bei “metallischen” Farben wie Gold oder Silber, von den “Pictured Discs” will er gar nicht anfangen, diese sollen auch nicht in das Sortiment aufgenommen werden, da sie den Qualitätsansprüchen von Adon nicht nachkommen.

Metalbands seien im Übrigen gern gesehene Kundschaft, da sie bei Platten gute Verkaufszahlen aufweisen und eine treue Gefolgschaft haben.

Fotos von der Medienvorführung mit der Erstpressung für Philipp Fankhauser vom 7. Juni 2022 bei Adon (Silas)