Ateiggär – Tyrannemord

Selbstkrönung

Episch, orchestral, theatralisch und etwas pompös: Diese Adjektive fassen am besten zusammen, was das zürcherische Duo Ateiggär während der letzten drei Jahren komponiert hat.

Die 2019 erschienene EP „Us d’r Höll chunnt nume Zyt“ liess erahnen, dass diese Musiker anspruchsvolle Stücke erschaffen können und ihre kreativen Grenzen ausloten wollen. Mit dem Konzeptalbum „Tyrannenmord“, basierend auf ein Trauerspiel des barocken Dichters Andreas Gryphius, klopfen Ateiggär an das Tor des schweizerischen Black Metal-Olymps.

Viele vergleichen Ateiggär mit Kvist aus Norwegen, dessen Output ich zu wenig kenne, um in die Richtung zustimmend zu nicken. Wenn ich mir „Tyrannenmord“ anhöre und gedanklich „schubladisieren“ soll, dann schiessen mir nebst der norwegischen Schule einige des ehemaligen Ostblocks durch den Kopf. Prominent sind die Theatralik und die Stilmittel, die an Master‘s Hammer erinnern – zum Beispiel in „Iserni Plag“. Laute Pauken und leise, orientalisch anmutende weibliche Chöre passen hier bestens zum Gesamtkonzept, sie akzentuieren kraft- und effektvoll das musikalische Geschehen. Die epischen, dichten, von Keyboards untermalten Atmosphären, die Lieder wie „Die Nacht droht fyschter mir“ zieren, lassen Namen von wenig bekannten polnischen Bands wie Arkona oder Sacrilegium aufblitzen. Es ist zudem spannend festzustellen, dass einige Passagen auf „Tyrannenmord“ die bestimmte Art Epik zeigen, die Sergio Leones Herz mit Stolz erfüllen würde. Hörtipp dazu: „Din Lyb ziert de Altar“.

Das Fanzit Ateiggär – Tyrannemord

„Tyrannenmord“ von Ateiggär ist ein intellektuelles, vielschichtiges Werk, das nicht für Zwischendurch geeignet ist. Wer es wagen will, darin zu tauchen, dann mit Hingabe und Geduld. Sein Tempo und die vielen Wendungen lassen dann einen atemlos zurück.

Trackliste Ateiggär – Tyrannemord

1. De dunkli Ort
2. En stille Feind
3. Iserni Plag
4. Us Lyschegiftig Schlaf verwached
5. Die Nacht droht fyschter mir
6. Chron‘ und Tod
7. Din Lyb ziert de Altar

Audio Ateiggär – Tyrannemord (Full Album)

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