Metalinside.ch - Beyond The Black - Interview Zoom 2022
Mi, 14. Dezember 2022

Beyond The Black – Interview mit Jennifer Haben

Symphonic Metal
03.01.2023
Metalinside.ch - Beyond The Black - Interview Zoom 2022

„Ganz, ganz viele werden diesen Song nicht greifen können…“

Kam es bei unserem letzten Gespräch Ende August am Riverside in Aarburg zu einem (nicht ganz unerwarteten) Coming Out, so steht bereits viereinhalb Monate später das fixfertige fünfte Studiowerk von Beyond The Black im Regal. Was lag also näher, als bei Frontlady Jennifer Haben via Zoom-Call die neusten Informationen bezüglich zurückliegender Tour, der brandneuen Scheibe (siehe auch unsere Review dazu), sowie Lehren aus über 10 Jahren Musikbiz abzuholen?

„Schmerzen in der Hand“? Jennifers leicht in Falten gelegte Stirn lässt mich erahnen, dass die Signing Session vom letzten Sonntag so anstrengend dann doch nicht gewesen sein konnte. Wieder einmal hatte sich nämlich die gesamte Truppe im Merch-Lager verschanz und so ziemlich alles, was zwischen 10 und 17 Uhr geordert wurde, umgehend unterschrieben. Für Fans eine prima Gelegenheit, sich kurz vor den Festtagen noch selbst ein tolles Weihnachtsgeschenk unter den Baum zu legen. Apropos X-Mas: Jennifer sitzt in einem Wintergarten, der eine dezent vorweihnachtliche Note aufweist. „Ich bin zu Hause bei meinen Eltern. Ich hätte es bei mir daheim nicht hinbekommen, aber meine Eltern haben alles vorbereitet (lacht). Bei uns liegt sehr viel Schnee“ (sie schwenkt mit der Kamera herum und verdeutlich das eben Gesagte – einen Schneemann kann man jedoch (noch?) nicht ausmachen). Doch zurück zur nicht schmerzenden Hand: „Ach soo, neee (lacht herzhaft). So schlimm ist es jeweils nicht. Wir haben ja auch bereits sehr viele Autogrammkarten für die Fan-Boxen unterschrieben, weswegen unsere Hände und Muskeln ziemlich gut trainiert sind (schmunzelt)“.

MI: Wie stressig sind eigentlich die ganzen Promoarbeiten für dich?

Jennifer: Stressig… Klar, momentan ist es gerade wieder etwas mehr, denn auf Tour bekommst du jeweils nicht so viele Punkte in deine ToDo-Liste, und die schiebe ich in der Regel dann eh nach hinten und nach hinten (lacht). Und jetzt ist es halt wieder quasi alles auf ein Mal. Und da wir übermorgen Freitag noch ein Video drehen werden, ist gerade so einiges los. Aber ich freue mich sehr, dass es so viele Leute gibt, die sich für unser neues Album und generell für das, was wir machen, interessieren. Und natürlich auch, dass so viel positives Feedback kommt. Daher freu ich mich auf jeden, der mit mir darüber sprechen möchte.

Auf Tour

MI: Bevor wir auf das neue Album zu sprechen kommen, möchte ich noch einen ganz kurzen Rückblick auf eure Europatournee mit Amaranthe, den Butcher Babies und Ad Infinitum wagen. Wie war es für dich, endlich wieder auf Tournee sein zu können?

Jennifer: Es war einfach absolut grossartig! Die beste Tour, die wir jemals gespielt haben. Und natürlich bin ich mega happy, dass sie so erfolgreich war, auch wenn das ganze Musikbusiness momentan finanziell noch immer total fucked up ist. Aber trotz allem ist es so, dass alles andere nicht besser hätte laufen können! Ich war komplett gesund, hatte vielleicht mal für drei Tage eine leichte Erkältung, aber meine Stimmbänder waren davon nicht betroffen. Ich bin da wirklich sehr gut durchgekommen und habe, was das anbelangt, scheinbar sehr vieles richtig gemacht. Da kann ich echt nicht meckern! Ich hatte nach diesen sechs Wochen, was ja länger ist, als wir je zuvor getourt haben, das Gefühl, locker noch sechs Monate so weitermachen zu können. Und das ging nicht nur mir so, die ganze Band, die Crew, alle hatten einfach enorm Bock. Es war sehr harmonisch, auch zwischen den Bands… Gegen Ende hatten wir ne megageile Party und wir haben uns alle echt gut verstanden. Es hätte echt noch länger so weitergehen können!

MI: Als wir uns das letzte Mal in Aarburg beim Riverside gesehen haben, hast du erwähnt, dass du noch mit der Zusammenstellung der Setliste zu kämpfen hättest. Warst du schlussendlich mit deiner Wahl zufrieden?

Jennifer: Sehr zufrieden (lächelt)!

MI: Kein Song, bei dem dir etwas das Herz geblutet hat, weil er über die Klinge springen musste?

Jennifer: Doch, auch das (lacht sehr). Ach Gott, was haben wir denn nicht gespielt (nachdenklich)? „Horizons“ hätte ich gerne mit drin gehabt, aber der Songs passt leider nicht mehr so wirklich rein. Dann „Beyond The Mirror“, der uns irgendwie immer total viel gibt. Aber wenn ich mir rückblickend unser Set so ansehe, dann war da im Endeffekt auch so enorm viel Abwechslung drin. Wir haben uns ja so einiges Specials überlegt, wie die Lichttubes und solche Sachen. Einfach, um das Ganze nicht nur musikalisch, sondern auch fürs Auge möglichst vielfältig und kurzweilig zu gestalten. Und ich denke, dass das wirklich nen sehr guten Flow hatte, eine sehr schöne Dramaturgie. Und gemäss den Feedbacks hatten ganz, ganz Viele sehr viel Spass mit dem Set.

„Beyond The Black“

Jennifers Begeisterung springt einem förmlich durch den Bildschirm entgegen. Wie immer wirkt die sympathische Fronterin absolut authentisch, spult keine vorgefertigten Phrasen ab und versprüht einfach jede Menge gute Laune. Daher bringt uns auch meine nächste, vielleicht etwas kryptisch formulierte Frage, ob Frau Haben denn abergläubisch sei, auch nicht aus dem Konzept. „Bitte? Abergläubisch? Kommt darauf an, was du mich fragst (schmunzelt).“ Ich spreche damit das Releasedatum der kommenden, fünften Langrille an, welches auf einen Freitag, den 13. fällt. „Ach soooooo. Nee, da bin ich absolut nicht abergläubisch. Um ehrlich zu sein hab ich das erst ein Weilchen später gecheckt, als mich Leute aus meinem Umfeld darauf angesprochen haben. Ich denke eher, es bringt uns Glück!“

MI: Was ich mir an Anbetracht der Qualität eures neusten Wurfes sehr gut vorstellen kann! Was mir bei meinem ersten Kontakt mit dem Album aufgefallen ist, war der schlichte, selbst benannte Albumtitel. Was war da ausschlaggebend?

Jennifer: Den Ausschlag gaben die Fragen, welche wir uns in den letzten zwei Jahren selbst gestellt haben, respektive auch stellen mussten. Ich glaube, es ging sehr, sehr vielen Menschen da draussen so, dass sie einfach viel mehr Zeit hatten, über ihr Leben nachzudenken. Darüber, wo man gerade steht, ob man das, was man momentan macht, auch wirklich so möchte, und wo man eigentlich hin will. Und genau das taten wir auch, sei es auf persönlicher Ebene oder eben mit Blick auf die Band. Wo steht Beyond The Black, was wollen wir eigentlich, wie wollen wir klingen? Auch die Connection zu unseren Fans haben wir hinterfragt – worauf basiert sie, worin besteht eigentlich diese Verbindung? Wir haben uns enorm viel mit diesen Themen beschäftigt. Klar taten wir dies auch früher schon, aber noch nie mit dieser Intensität, in dieser Tiefe! Ich bin überzeugt, dass genau das im Vergleich zu früheren Alben einen riesigen Unterschied gemacht hat – sich diese Fragen zu beantworten, bevor man mit dem Songwriting oder Recording loslegt. Und was sicherlich auch dazu beigetragen hat, dass dieses Album meines Erachtens sehr viel selbstbewusster klingt als alle anderen zuvor. Und natürlich auch mit der Tatsache, dass wir uns als Band in dieser Zeit auch ganz anders eingegroovt haben.

Und auf den Namen bezogen… Während dieses ganzen Prozesses haben wir für uns sehr genau herausgearbeitet, welches denn die Themen, über die wir schon immer gesprochen haben, und die wir auch weiterhin thematisieren wollen. Beyond The Black hat seit jeher über dunkle, schwierige Momente im Leben oder Emotionen gesprochen. Aber es gab stets auch ein bisschen Hoffnung hinter alledem, eben dieses Licht… – (betont) Beyond – The Black. Und aus unserer Sicht passt der Titel einfach perfekt zu dieser Selbstfindung.

Zudem sind wir ja nun auch bei einem neuen Label unter Vertrag, nämlich Nuclear Blast. Bisher wurden wir im deutschsprachigen Raum immer von Universal vertreten, plus Napalm im Rest der Welt. Auch wenn wir sehr gerne mit der alten Truppe zusammengearbeitet haben, so fühlte sich dieser Cut, diese Zäsur ebenfalls wie eine Art Neuanfang an und hat sehr viel positive Energie freigesetzt. Und zudem bin ich ja auch ein ganz anderer Mensch, als ich das noch mit 18 war, als das Ganze mit Beyond The Black irgendwie losging. All das spielt da mit hinein, dass es sich für uns richtig anfühlt, das Album „Beyond The Black“ zu nennen!

MI: Welchen Einfluss hatte euer Akustik-Konzert „Origins“ auf die neue Scheibe?

Jennifer: Ich glaube, alles, was wir machen, hat irgendwie einen Einfluss. Aber ob es jetzt explizit (überlegt)… Es hatte definitiv einen Einfluss auf uns als Band! Wir sind durch die intensive Arbeit daran nochmals mehr zusammengewachsen. Und auch was den Sound oder die Arrangements anbelangt. So hatten wir bei „Beyond The Black“ natürlich im Hinterkopf, dass es ja auch noch dieses oder jenes Instrument gibt, das man gegebenenfalls einbauen könnte, mehr Akustikgitarre zum Beispiel. Das hat sicherlich alles mit hineingespielt, wenn wahrscheinlich auch nur unterbewusst.

MI: Ich dachte dabei auch an euer neustes Video zu „Dancing In The Dark“, bei welchem mich dein Einsatz an der Trommel irgendwie etwas an die Röhrenglocken aus „Origins“ erinnert.

Jennifer: Ach so. Jaja (lacht). Das stimmt, diese Neugierde, neue Instrumente auszuprobieren, stammt definitiv aus dieser Zeit, auf jeden Fall! Und da habe ich auch weiterhin mega Bock drauf! Ich bin irgendwie immer auf der Suche nach etwas, das unseren Sound noch zusätzlich bereichern könnte.

MI: Nun aber konkret zu eurem fünften Studiowerk. Ich denke, die übliche Frage, wie das neue Album so ist, wie es sich vom vorherigen unterscheidet, können wir uns schenken: Härter, dynamischer, mehr aus einem Guss, mehr Drums, mehr Gitarre. Habe ich was vergessen?

Jennifer (mit einem Grinsen im Gesicht): Nee, das ist genau das, was ich auch gesagt hätte. Du kannst sehr gerne so abkürzen (lacht herzhaft).

MI: Wie habt ihr bestimmt, welche Singles zu welchem Zeitpunkt ausgekoppelt werden? Ich denke, da steckt ein gewisser Plan dahinter, um die Leute auf das neue Album einzustimmen.

Jennifer: Auf jeden Fall! Die erste Frage, die wir uns dabei jeweils stellen ist: Was bleibt im Ohr? Und dann picken wir uns nen Song heraus, der erstmal das ganze Album repräsentiert. Für mich stand von Anfang an fest, dass es kein super spezieller Titel sein wird, der komplett anders klingt als der Rest der Scheibe. Sondern ein Lied, das klar zeigt, wie ungefähr man sich das neue Album vorstellen darf. Zudem waren wir uns einig, dass wir ne Art Live-Nummer rausbringen wollten, die auch gleich ins Ohr geht, damit die Leute so richtig Bock auf unsere Tour bekommen. Aber ganz wichtig ist für uns immer, verschiedene Seiten zu zeigen. Verschiedene Sounds, verschiedenen Variationen, verschiedene Gesichter von Beyond The Black. Und ich denke, das haben wir mit den bisher veröffentlichten Nummern sowie den dazugehörigen Musikvideos ganz gut hinbekommen. Wir haben ja einige nerdige, eher ernstere Clips gedreht, aber ebenso diese lachenden Gesichter auf Tour gezeigt. Das gehört ja irgendwie auch dazu, und ich bin froh, dass wir diese Emotionen so mit einbeziehen konnten.

MI: Auf „Beyond The Black“ habe ich wieder auf etwas Spezielles, Unerwartetes gehofft (so à la „Halleluja“ oder „Beneath A Blackened Sky“), und bin mit „I Remember Dying“ auch nicht enttäuscht worden. Wie kam dieser Song zustande?

Jennifer: Tatsächlich war das einer der Songs, der zu schreiben mir am meisten Spass bereitet hat! Weil ich da total frei war. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon einige Lieder im Kasten, von denen wir wussten, dass sie funktionieren würden, so wie sie sind. Die hundertprozentig zum Album respektive der Richtung passten, wie wir das festgelegt hatten. Von daher war klar, dass noch Platz für einen ganz speziellen Song wäre, der jetzt vielleicht nicht jeden ansprechen wird (lächelt verschmitzt). Der auch nicht so sein will, sondern der einfach da ist. Mit dieser Einstellung habe ich mich hingesetzt und zu schreiben begonnen. In der Zeit des Lockdowns habe ich viel Hans Zimmer [Anmerkung: ein deutscher Filmkomponist, Arrangeur und Musikproduzent] respektive generell viel Filmmusik gehört und mir auch so manchen Fantasy-Film angeschaut.

Als ich mit dem Songwriting startete, habe ich zunächst mal an Herr der Ringe, beziehungsweise dieses Zwergenlied gedacht. Ich weiss nicht, ob du das nachvollziehen kannst (lacht). Ursprünglich wollte ich etwas a cappella-mässiges machen, woher auch dieser Ton stammt, der da so monoton die ganze Zeit über läuft, und auf dem ich dann alles weitere aufgebaut habe. Das Schöne dabei war, dass ich mich nach gar nichts gerichtet, sondern einfach meinen Gefühlen freien Lauf gelassen habe. Auch was das Arrangement betrifft, das war mir alles egal. Einfach verschiedene Impulse zuzulassen und einzubauen, wie diese König der Löwen – Chöre (lacht). Irgendwie war das Ganze schon sehr experimentell. Am Anfang hatte ich zudem so irgendwelche Ghost-Lyrics, so ein „Handueleee“ (singt), so klang das am Angang (lacht herzhaft). Aber ich wollte es für die Leute dennoch ein bisschen griffiger machen, also habe ich noch nen Text draufgepackt. Rückblickend finde ich den gesamten Entstehungsprozess total spannend! Und ich glaube, gerade auch deswegen fühlt sich das Endprodukt ein bisschen experimenteller an, ein bisschen spezieller. Ich bin mir sehr sicher, dass ganz, ganz viele diesen Song nicht werden greifen können. Aber das ist mir auch nicht so wichtig (lacht), denn es gibt genügend andere Songs auf der neuen Platte, die catchy genug sind. Und „I Remember Dying“ war halt so ein bisschen ein Herzens-Special-Interesting-Ding für mich.

Cineastische Randnotizen

MI: Ich werde mir diesen Song sicher noch ein paar Mal unter der Prämisse Filmmusik, König der Löwen, Herr der Ringe und so anhören, denn ich find ihn klasse. Apropos Herzensdinge: Auf eurem letzten Album „Horizons“ hattest du deinen eigenen Worten zufolge ja mit „Human“ und „I Won’t Surrender“ zwei Titel mit drauf, die dir sehr stark am Herzen liegen. Gibt es nebst „I Remember Dying“ auf der neusten Scheibe noch weitere Stücke, bei denen du sagen kannst, da ist enorm viel Herzblut mit eingeflossen?

Jennifer: Definitiv „Wide Awake“! Gerade Balladen sind für mich enorm wichtig, weil ich mich meiner Meinung nach da beim Singen auch am meisten einbringen, sehr viel Dynamik hineinlegen kann. Weswegen ich auf jedem Album mindestens eine Ballade als meinen Lieblingssong benennen muss und kann (lacht). Und dann noch „Raise Your Head“, weil da so spezielle Harmonien drin sind, der Song aber trotzdem total super-catchy ist. Und anders als „I Remember Dying“ kann man den auch greifen, gerade wegen seiner Eingängigkeit und diesen schon fast James Bond – artigen Akkorden [an dieser Stelle müssen mich meine leicht nach oben gezogenen Augenbrauen wohl verraten haben, denn Jennifer grinst verschmitzt in die Kamera]. Du musst dir die Nummer nochmals unter dieser Prämisse anhören. Da geht auf jeden Fall recht viel, was wir bisher so noch nie gemacht haben. Auch diese Modulation zum Refrain hin, die wirkt auf mich einfach so uplifting. Ich stell mir beim Hören dann immer vor, wie die Lichter nach oben schwenken und es sich irgendwie wie Fliegen anfühlt. Deswegen ist das für mich ebenfalls ein sehr, sehr wichtiger Song, und das schon von Anfang an!

MI: Spannend, denn gerade „Raise Your Head“ war bei den ersten zwei, drei Durchläufen der Titel, den ich jetzt am wenigsten greifen konnte.

Jennifer: Echt? [nun ist es an ihr, die Augenbrauen nach oben zu ziehen]

MI: … und der mir jetzt nicht mehr aus den Ohren geht. [Jennifer lacht herzhaft] Kampf, Verlust, Demut, Liebe – das sind die Wörter, die bei der limitierten Fan-Box auf den beiliegenden Karten hervorstechen. Was möchtet ihr damit zum Ausdruck bringen?

Jennifer: Das waren effektiv die Themen, welche wir als diejenigen herausgearbeitet haben, die bei Beyond The Black immer im Fokus standen. Und auf die wir uns jetzt auch wirklich sehr stark konzentriert haben. Das grosse Konzept hinter all unserem Tun, wenn du so willst. Wie auch diese Symbole, die wir entworfen und zu jedem Song speziell dazu gepackt haben. Etwas war den Themen von Beyond The Black ja stets gemein: Alles, was wir ansprechen, oder auf das wir uns beziehen, kann sowohl positiv wie auch negativ auslegt werden. Und Beyond The Black waren ja schon immer sehr dunkel, und trotzdem gab es da wie bereits erwähnt immer auch irgendwie Hoffnung. Liebe, Verlust… bei allem kannst du diese beiden Seiten erkennen. Und ich denke, das ist das, was wir bei diesen Themen herausarbeiten wollten. Und eben: Vier Symbole, vier Themen, vier Bandmitglieder – irgendwie hat das alles so gut zusammengepasst, dass es dann auch ins Artwork und so mit eingeflossen ist.

MI: „Not In Our Name“ enthält ziemlich klare Aussagen zu Themen wie Gerechtigkeit, Umwelt und so weiter. Inwiefern hat das, was in den letzten zwei Jahren passiert ist, dich bei den Lyrics beeinflusst?

Jennifer: Ja, also (sehr nachdenklich)… Das Album ist sehr stark von der Zeit während der Pandemie geprägt, da es hauptsächlich da entstanden ist. Klar, es sind Themen, die man generell auch aufs ganze Leben ausweiten kann, auf jeden einzelnen. Und dennoch sind viele dieser Punkte speziell in den letzten zwei Jahren sehr präsent gewesen. Nimm „Is There Anybody Out There?“ als Beispiel. Dieses Alleinsein, dieses sich alleine fühlen mit all seinen Emotionen. So etwas haben wir in dieser geballten Intensität bisher einfach noch nicht gehabt. Was schlussendlich dazu führt, dass man den Fokus drauf legt und darüber sprechen möchte, da es einem einfach wichtig erscheint. Oder dieses Reborn-Ding, das wir in „Reincarnation“ thematisieren. Dieses zu sich selber finden, sich durchkämpfen, und vor allem nicht aufzugeben wollen. Das sind alles Emotionen, die mir persönlich wichtig sind, und an denen wir auch weiterhin dranbleiben wollen. Wir haben ja bereits bei „Horizons“ sehr viel über positive Mindsets gesprochen, über positive Messages, aber im Prinzip haben wir jetzt den Punkt erreicht, um das auch zu verarbeiten. Einfach, weil wir diese Emotionen dieses Mal selbst in unserem Innersten erfahren haben. Und deswegen glaube ich, dass die Texte, die wir jetzt geschrieben haben, das Ganze noch stärker auf den Punkt bringen als je zuvor.

MI: Nach der Tour ist in der Regel vor der Tour. Ihr hattet nun endlich die Gelegenheit, „Horizons“ einem breiten Publikum zu präsentieren, und nun steht bereits die nächste Scheibe in den Startlöchern. Ist da bereits was im Köcher?

Jennifer: Jaaa, wir sind da gerade so richtig kräftig am Planen! Konkretes kann ich dir leider noch nicht verraten, da wir selbst noch nicht alle Einzelheiten zusammen haben. Aber wir werden versuchen, so schnell wie möglich damit rauszugehen. Ich kann aber schon mal verraten, dass es nächstes Jahr auf jeden Fall ne Tour geben wird! Nebst den Festivals, bei welchen wir ja auch an so einigen am Start sein werden. Wahrscheinlich dann so in der zweiten Hälfte des Jahres, da sowas ja auch immer einen gewissen Vorlauf braucht. Aber definitiv nächstes Jahr, und wir freuen uns da bereits mächtig darauf! Aber erst wollen wir mal schauen, wie das Album performt.

Jennifer

MI: Kommen wir noch kurz auf dich als Person zu sprechen. Du hast vorhin erwähnt, dass du es liebst, neue Instrumente auszuprobieren. Soviel ich weiss, spielst du Klavier, Cello, Querflöte, was man ja bei eurem Sabaton-Cover sehen konnte, dann glaube ich noch Saxophon… Gibt es ein Instrument, das du noch nicht beherrschst, aber irgendwann noch unbedingt erlernen möchtest?

Jennifer: Oooh, da gibt es vieles, da ich grundsätzlich an allen Instrumenten interessiert bin. Es gibt da wirklich nichts, das ich nicht mal ausprobieren möchte (nickt energisch). Gitarre habe ich früher auch sehr intensiv gespielt. Und Cello war so ein Herzensding von mir, das ich als allererstes machen wollte, auch wenn ich leider gerade nicht wirklich viel Zeit zum Üben finde (lacht). Und Querflöte! Querflöte wollte ich in der Tat gleich nach Saxophon erlernen und habe meine Eltern regelrecht bestürmt (mit leicht erhöhter Stimme): Könnte ich das vielleicht auch noch?? Sie meinten aber, ich solle mich bitte schön erst mal auf das konzentrieren, was ich gerade mache (lacht). Was wahrscheinlich auch gut so war. Neulich habe ich eine Mundharmonika bekommen und einen Dudelsack durfte ich letzthin auch mal ausprobieren. Was ich sehr spannend fand, auch wenn das Ganze mit dem Drücken leider nicht ganz so intuitiv ist. Nicht so wirklich im Rhythmus, weswegen ich damit noch nicht so richtig klarkomme (lacht schallend). Gib mir irgendetwas in die Hand und ich probier’s!

MI: Wenn du so 10, 15 Jahre zurückblickst, vielleicht auch noch auf deine Zeit bei Saphir: Was hat dich das Musikbusiness gelehrt?

Jennifer: Für mich ist es extrem wichtig, den Spass nicht zu verlieren. Es gibt enorm viel Erfolgsdruck in dieser Branche, auch bei Social Media und allem, was man heutzutage sonst noch so machen muss. Von daher ist es sehr, sehr, sehr wichtig, die richtige Balance zu finden. Zwar Erfolg haben zu wollen, dabei aber auf dem Weg dahin die Freude daran nicht zu verlieren. Das ist mir in den letzten Jahren sehr, sehr bewusst geworden! Dass das sehr schnell flöten gehen kann, wenn nur noch an den Erfolg denkt, dann an den nächsten Erfolgt und und so weiter, statt einfach das zu geniessen, was jetzt gerade passiert! Und wahrscheinlich war das mit ein Grund, wieso diese Tour für mich ganz besonders war. Einfach, weil ich es geschafft habe, den Moment voll und ganz zu geniessen. Jeden Tag, jede Minute, jede einzelne Sekunde (Jennifer hebt ihre Hände bei der Aufzählung immer weiter nach oben) und einfach das Beste daraus zu machen.

Auf früheren Tourneen war ich ständig darauf bedacht, ja nicht krank zu werden, jederzeit unbedingt alles zu geben zu müssen… An dieser Einstellung hat sich bei mir auch grundsätzlich nichts geändert, ich meine, rein performancetechnisch bewegen wir uns heute auf einem völlig anderen Level und geben mehr als je zuvor. Aber ich tue dies nicht mehr aus einem inneren Zwang heraus, sondern weil ich es geniesse. Und das ist aus meiner Sicht etwas, was man als junger Artist nur zu leicht vergisst.

MI: Unsere Zeit ist leider beinahe um. Letzte Frage: Hast du noch eine spezielle Message an eure Fans hier in der Schweiz?

Jennifer: An unsere Schweizer Fans… Vielen Dank erstmal für euren krassen Support. Die Shows bei euch waren grossartig und wir freuen uns bereits aufs nächste Mal, wenn wir wieder da sind. Und ja, ansonsten, habt schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Und geniesst euer Leben!

MI: Jennifer, ganz, ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch. Es hat wie immer enorm Spass gemacht [Jennifer: Ebenso]. Und ich wünsch dir schon jetzt ganz schöne Festtage, einen guten Rutsch, und vor allem auch einen guten Start dann mit eurem neuen Album!

Jennifer: Vielen Dank, vielen Dank für dein Interesse!

Video Beyond The Black – Dancing In The Dark

03.01.2023
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