Beyond The Black - Beyond The Black (Cover Artwork)
Fr, 13. Januar 2023

Beyond The Black – Beyond The Black

Symphonic Metal
03.01.2023
Beyond The Black - Beyond The Black (Cover Artwork)

Beyond The Black am Schicksalsberg

Nach einem Ausflug in eher etwas samtigere Gefilde (Horizons) wollen Beyond The Black mit ihrem nunmehr fünften, selbst benannten Studiowerk „Beyond The Black“ wieder vermehrt an alte, rockigere Tage anknüpfen. Wie gut sich das symphonische Quartett aus deutschen Landen bei dieser Kehrtwende in der Spur zu halten vermag, lest ihr in den folgenden Zeilen. Weitere Infos findet ihr zudem in unserem Interview mit Jennifer Haben

Hin und wieder kommt es vor, dass ich mich mit dem erstmaligen Hören einer neuen Scheibe enorm schwertue. Die Vorfreude auf all das Neue ist zwar riesig, ebenso aber leider auch die Furcht, dass das Nachfolgende der enormen Erwartung nicht standzuhalten vermag. Beim neuen Silberling von Beyond The Black, welchen ihr ab Freitag, den 13. Januar 2023 im Plattenladen eures Vertrauens werdet kaufen können, standen zudem noch drei sackstarke Singleauskopplungen im Raum, welche den Spannungsbogen im Vorfeld bis zum Bersten gestrafft hatten. War das Pulver der Equipe aus dem Land der Dichter allenfalls bereits verschossen und verraucht, das Beste schon vorab präsentiert? Nein, einfach fiel es mir wirklich nicht, die Kopfhörer zur Hand zu nehmen und auf „Play“ zu drücken.

42 Minuten später waren alle wie auch immer gelagerten Zweifel beiseite geräumt, hinweggefegt von einem rundum gelungenen Gesamtpaket aus Songwriting, technischer Umsetzung und Produktion. Beyond The Black Marke 2023 präsentieren sind härter, dynamischer, mehr aus einem Guss, haben mehr Drums am Start, mehr Gitarre! Noch jemand also, der wie Visions Of Atlantis diesen magischen More-Button gefunden und bis zum Anschlag durchgedrückt hat. Und über die stimmlichen Qualitäten von Jennifer Haben zu diskutieren wäre ohnehin müssig, zu souverän liefert die Dame einmal mehr am Mikro ab! Die erste Single „Reincarnation“ kann dabei nicht nur als Ode an die Rückkehr zum normalen (Tour-) Alltag verstanden werden, sondern rückt auch eindrücklich die metallene Wiederauferstehung einer Band in den Fokus, welche von so einigen wohl bereits in die Pop-Ecke verabschiedet worden war.

Tanz im Dunkeln

Auskopplung Nummer zwei, „Is There Anybody Out There?“ nahm danach noch deutlich direkter Bezug zu der Art von Musik, die wir von den neuen BtB inskünftig erwarten dürfen. Apropos dem „mehr Gitarre“ von zuvor: Das hiesige Solo dürfte als Erklärung genügen. Ihr kompositorisches Geschwisterchen „Winter Is Coming“ hieb dabei in dieselbe Kerbe und setze mit dem dazugehörigen Videoclip (sowie dem genialen Add-On ab dem zweiten Refrain) in Sachen dramaturgischem Potential noch einen obendrauf! Mit „Dancing In The Dark“ folgte dann die (!) Live-Hymne schlechthin, welche von den Fans auf der unlängst zu Ende gegangenen Europa-Tournee zusammen mit Amaranthe, den Butcher Babies sowie Ad Infinitum bereits enthusiastisch aufgenommen wurde und in Zukunft wohl kaum mehr aus dem Set wegzudenken sein dürfte. Ein mitreissender, rhythmisch packender und durch den Einsatz der Trommeln sehr eigenständiger Kracher mit enorm hohem Ohrwurmpotential.

So viel zu bereits Bekanntem, welches die eingeschlagene Marschrichtung der neuen Langrille schon sehr deutlich abzustecken vermochte. Und doch gibt es bei den weiteren Tracks noch so einige weitere Facetten zu entdecken. „Free Me“ kommt zum Beispiel eher sanft und mit feinem Gitarrengezupfe aus den Startlöchern, baut durch den eindringlichen Gesang von Frontlady Jennifer eine sich auftürmende Dramatik auf (die Drums tragen das Ihrige dazu bei), um sich dann in einem hymnenhaften Refrain zu entladen. Sackstark! Auf einer ähnlichen Wellenlänge bewegt sich „Raise Your Head“, das aber bereits von Beginn weg eine bedeutend höhere Dynamik innehat und mit seiner Catchyness sowie den schon fast James Bond – artigen Akkorden (danke für den Hinweis, Jennifer. Ich kanns jetzt nachvollziehen!) brutal abliefert. Ein Song übrigens, der sich mir erst nach mehrmaligem Durchhören so richtig erschlossen hat, ich dann aber für ein ganzes Weilchen nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe. Danke auch dafür 😉

In Flanders Fields

Quizfrage: Was wäre ein Beyond The Black – Album ohne mindestens eine (Power-) Ballade? Ein Yin ohne ein Yang? Ein Topf ohne Deckel? Licht ohne Schatten? Kurzum: schlicht undenkbar, und so lässt uns der deutsche Vierer mit „Wide Awake“ die Helligkeit etwas dimmen und die Wunderkerzen (respektive Handylampen) hervorkramen. Ein wunderschön tragendes Stück, welches zu Tagträumen einlädt und mitunter zum Besten gehört, was uns BtB über die Jahre hinweg an balladesken Klängen geschenkt haben.

Womit wir uns auch bereits mit Riesenschritten dem Abschluss dieses zehn Tracks umspannenden Werkes nähern. „Not In Our Name“ ist ein hochinteressanter Kracher, welcher einen – ich sag mal – indianischen Unterton aufweist, und dem die Growls von Chris sowie die darüberliegenden Cleanvocals von Jennifer in der Bridge eine ungemein packende Aura verleihen! Ein Track, den man am besten laut geniessen sollte! Für mich irgendwie das Highlight der gesamten Scheibe! Das abschliessende „I Remember Dyning“ dann ist speziell. Sehr speziell! Eine Art Soundtrack der Sinne, eine musikalische Verheiratung von Herr der Ringe mit dem König der Löwen. Tragend, meditativ – und wunderschön (auch wenn das Lied wohl nicht allen gleichermassen gefallen dürfte – von der Wirkung her vergleichbar mit einem „In Flanders Fields“ von Sabatons „The Great War“).

Textuell verarbeiten Beyond The Black die mental nicht immer ganz so einfachen Geschehnisse der letzten Jahre und tun dies wie von ihnen gewohnt in einem ausgewogenem Potpourri aus dunklen Erzählungen wie auch eher hoffnungsvoll stimmenden Texten: Beyond (!) The Black eben. Und was ebenso auffällt: Zum ersten Mal sind alle Bandmitglieder auf dem Albumcover gleichberechtigt vertreten (ok, gab es in gewisser Weise schon auf „Lost In Forever“, nur war da die Aussenwirkung eine völlig andere). Ein klares Zeichen, wie gefestigt die Truppe um Bandleaderin Jennifer Haben mittlerweile daherkommt: Als eine Einheit, geschmiedet in den Feuern des Schicksalsberges (oder so ähnlich).

Das Fanzit Beyond The Black – Beyond The Black

„Beyond The Black“ fängt die Essenzen all dessen ein, was die Band ausmacht, für was sie steht, zu was sie über die Jahre hinweg und speziell im heutigen Line Up gereift ist. Ein Album nach sich selbst zu benennen, ist stets auch ein klares Signal, um zu zeigen, hey, schaut her, das sind wir! Und dieses „wir“ ist in der heutigen Form in der Tat auf bestem Wege, sich ganz vorne in der symphonischen Welt festzusetzen.

War „Lost In Forever“ wie von Kollege Dutti korrekterweise vermerkt  noch eine gestandene 8.0, so ist „Beyond The Black“ ein völlig anderes Kalliber – abwechslungsreicher, vielschichtiger! Als ein Stück Symphonic Metal nämlich, an dem sich inskünftig so einige werden messen müssen! Wer Beyond The Black bisher gut fand, wird die 2023er Ausgabe wahrlich lieben!

Anspieltipps: Is There Anybody Out There, Winter Is Coming, Raise Your Head, Not In Our Name

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Trackliste Beyond The Black – Beyond The Black

  1. Is There Anybody Out There
  2. Reincarnation
  3. Free Me
  4. Winter Is Coming
  5. Into The Light
  6. Wide Awake
  7. Dancing In The Dark
  8. Raise Your Head
  9. Not In Our Name
  10. I Remember Dying

Line Up – Beyond The Black

  • Jennifer Haben – Gesang
  • Chris Hermsdörfer – Gitarre, Gesang
  • Tobias Lodes – Gitarre, Gesang
  • Kai Tschierschky – Schlagzeug

Video Beyond The Black – Is There Anybody Out There?


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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03.01.2023
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