Metalinside.ch - Dynazty - Z7 Pratteln 2025 - Foto Nicky 14
Do, 27. Februar 2025

Dynazty, Nanowar of Steel, Kilmara

Z7 (Pratteln, CH)
/ 11.03.2025

Nord-Süd Allianz

Die Schweden Dynazty und die Italiener Nanowar Of Steel – wahrlich ein aussergewöhnliches Duo, welches da aktuell auf grosser Rundreise ist. Aber für sowas reist man natürlich gerne wieder einmal ins Z7!

Es ist Donnerstag und da ich zwischendurch auch mal arbeiten sollte und nicht nur an Konzerten rumhängen kann, kommen Nicky und ich für einmal relativ spät im Z7 an. Der Beginn ist nämlich eigentlich erfreulich früh, sodass man anschliessend zeitig wieder daheim sein kann. Oder auch nicht. Jedenfalls ist der Opener bereits an der Arbeit, als wir kurz nach 19 Uhr eintrudeln.

Kilmara

Auf der Bühne stehen vier Musiker in Overalls (plus kaum sichtbar ein Drummer mit nacktem Oberkörper), auf den Seiten stehen Backdrops mit grossen Videokonsolen. Standen da allenfalls DragonForce Pate?

Kilmara sind offensichtlich schon alte Hasen, die Band existiert seit über 20 Jahren. Nun haben die Spanier soeben ihr fünftes Studioalbum „Journey To The Sun“ veröffentlicht. Inwiefern dieses Album nun hier präsentiert wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Denn der teilweise recht treibende Power Metal bleibt irgendwie blass. Dies liegt sicherlich auch an der etwas gewöhnungsbedürftigen Stimme des Frontmanns.

Die Jungs sind dennoch engagiert, aber viel mehr als Höflichkeitsapplaus an Ende können die Katalanen aus Barcelona nicht für sich verbuchen. Etwas schade für die Band, aber man merkt halt schon, dass die Fans auf die beiden Headliner warten…

Nanowar Of Steel

Meine erste Live-Begegnung mit Nanowar Of Steel hatte ich letztes Jahr auf der 70‘000 Tons of Metal Cruise. Was die Songs betrifft, waren mir zu diesem Zeitpunkt nur „Pasadena 1994“ (mit Sabaton-Fronter Joakim Brodén) und „Valhallelujah“ (mit Gloryhammers Angus McFife) bekannt. Die Show auf dem Pool Deck (siehe Review) hat mich dann doch ziemlich weggehauen. 

Heute dürfen die Italiener als Co-Headliner ganze siebzig Minuten ran. Doch als das Intro ertönt, da ergreife ich fast die Flucht. Absolut übelster Techno-Sound dröhnt da aus den Boxen! Aber glücklicherweise geht das dann schnell in den Opener „Sober“ rüber. Kurz darauf folgt mit „Pasadena 1994“ bereits das erste grosse Highlight. Man kann sagen, was man will – aber die Parodien, welche unsere südlichen Nachbarn hier machen, sind schon sehr cool!

Es folgen einige Dinge, die wohl ziemliche Standards sein dürften bei diesen Shows. Kollege Luke wüsste da sicher noch besser Bescheid. Jedenfalls kennt man die „Wall Of Love“ (Umarmung Pflicht, EKG erlaubt…) und „Disco Metal“ liefert genau das, was der Titel verspricht. Anschliessend erzählt Sänger Baffo eine lange Story, die damit endet, dass er mit einer Statue Sex hatte. Sofern ich das alles richtig verstanden habe? „…And Then I Noticed That She Was A Gargoyle“!

Songs über ferne Planeten, eine Computer-Programmiersprache oder Eulen – Nanowar Of Steel lassen nichts aus. Dabei gilt es jedoch festzuhalten, dass man das nicht auf puren Klamauk reduzieren darf. Denn musikalisch haben die Jungs echt was drauf! Die beherrschen ihre Instrumente definitiv besser als manch andere (Kasperli-)Truppe. Beweis gefällig? Die können nicht nur Metal. Sondern zum Beispiel auch Reggae: „Norwegian Reggaeton“ hat in der Karibik zwar besser gepasst, ist dennoch cool.

Dann übernimmt der „schlechteste Bassist bei Nanowar Of Steel“ das Mikrofon und gibt den Bass ab. Gatto Panceri 666 spricht richtig gutes Deutsch und so ist es sein Job zu erklären, dass sie letztens mit ihrer eigenen Fischisstischen Partei „Alternative für Dorschland“ an der Bundestagswahl in Deutschland teilgenommen haben – mit ihrem Kanzlerkandidat Käpt’n Iglo. Das Ziel – der totale Fisch-Krieg! „28 Fischstäbchen in der Vorteilspackung“ werden auch gefordert…

Der glorreiche Abschluss ist natürlich dem Gott von Ikea, Odin, gewidmet. Und um diesem Gott zu huldigen, möge man sich niederknien. Bis zum Mischpult gehen nun praktisch alle Fans wirklich auf die Knie – ein beeindruckendes Bild. Denken sich sicher auch die drei oder vier Intelligenzallergiker, die mitten in der Menge stehen bleiben und auf der Jagd nach Klicks in den sozialen Medien lieber alles mit dem Handy filmen.

„Valhalleluja“ macht einfach nur Spass und hier zeigen die Römer nochmals, dass sie es musikalisch wirklich können. Auf das Zusammenbauen eines IKEA-Möbels verzichtet Sänger Potowotominimak ebenfalls nicht. Er gibt sein Werk ins Publikum, welches kurz darauf in umgekehrter Form als Sitzgelegenheit eines weiblichen Fans crowdsurfend genutzt wird. Allerfeinste Unterhaltung, bis zum letzten Ton! Auch Nicky ist völlig begeistert und hat wohl fast ihre ganze Chipkarte mit Bildern gefüllt…

Dynazty

Der eine oder andere mag sich nun fragen, wie Dynazty auf diese tolle Show reagieren werden. Ich selber bin ebenfalls sehr gespannt auf die Schweden. Denn nach dem, was am Brienzersee (siehe Review) passiert ist, und dem miserablen Sound am Knockout Festival 2024 haben die Jungs etwas gut zu machen. Ok, die Soundprobleme in Karlsruhe dürften nicht ihr Fehler gewesen sein, dennoch war das damals sehr ärgerlich.

Was die Tonqualität betrifft, da ist wirklich vom allerersten Ton an Entwarnung angesagt. Glasklar und perfekt abgemischt ist das, was da aus den Boxen donnert. Das ist doch schon mal sehr erfreulich. Zudem ist der Anfang mit „Fortune Favours The Brave“ eine eher überraschende, jedoch sehr gute Wahl. Findet auch das Publikum, die Stimmung bei den knapp 600 Zuschauern ist prima. Keine Spur davon, dass Dynazty nach dem starken Auftritt von Nanowar Of Steel hier abstinken könnten!

Die Schweden machen jedenfalls sehr viel richtig heute. Angeführt von einem entfesselten Nils Molin präsentiert sich die Band in bester Laune. Und spätestens mit dem genialen „Natural Born Killer“ haben sie das Publikum komplett auf ihrer Seite. Auch „Waterfall“ kurz darauf ist natürlich wieder ein absolutes Highlight.

Ob man den folgenden Part der Show nun gut findet oder nicht – er ist sicherlich eine Abwechslung und bringt neue Elemente ins Programm. Zuerst gibt es ein instrumentales Medley, direkt im Anschluss ein akustisches. Da muss sogar ich fairerweise zugeben, dass Tracks wie „My Darkest Hour“ und „Power Of Will“ in diesem Gewand erstaunlich gut funktionieren. Doch, das ist überraschend stark!

Drum Solos hingegen sind in den allermeisten Fällen eigentlich flüssiger als Wasser, also überflüssig. Heute ist es allerdings angenehm kurz und geht direkt in den Brecher „Presence Of Mind“ rüber. Kurve grad nochmals gekratzt… Das folgende „The Human Paradox“ ist einer dieser Tracks, den ich nun nicht gerade zu meinen Favoriten zählen würde, aber heute tätscht das gewaltig, auch das ist richtig gut.

Dafür wirkt das neue „Dreams Of Spring“ als letzter Track überhaupt nicht, hier wäre „Devilry Of Ecstasy“ zweifellos die bessere Wahl gewesen, zumal diese erste Single des aktuellen Albums schlussendlich sogar ignoriert wird.

Bleibt noch der Zugaben-Block. Hier wünschte ich mir von Dynazty wirklich mal etwas Neues anstelle wieder einer XXXXXXXXL-Version von „Heartless Madness“. Der Song selbst ist natürlich genial, keine Frage. Aber anstatt zehnminütiger Mitsingspielchen, würde beispielsweise das erwähnte „Deviliry Of Ecstasy“ problemlos im Programm Platz finden. Ein kleiner Wermutstropfen bei einer ansonsten richtig guten Show.

Das Fanzit – Dynazty, Nanowar of Steel, Kilmara

Es ist wie erwähnt ein ungewöhnliches Package, welches da zur Double-Headliner-Show im Z7 bittet. Während der Opener Kilmara einen recht schweren Stand hat, überzeugen danach sowohl Nanowar Of Steel wie auch Dynazty mit fantastischen Shows.

Nanowar Of Steel zeigen, dass sie weit mehr als Klamauk sind und Dynazty gelingt die Rehabilitation vom Brienzersee Rockfestival im letzten Jahr. Somit hat am Ende eigentlich niemand Grund zur Klage, ein richtig cooler Abend im Z7, da hat sich die Anreise einmal mehr gelohnt!

Die Setlist – Nanowar of Steel

  1. Sober
  2. Stormwarrior of the Storm
  3. Pasadena 1994
  4. Wall Of Love
  5. Disco Metal
  6. …And Then I Noticed That She Was A Gargoyle
  7. Uranus
  8. HelloWorld.java
  9. Il cacciatore della notte
  10. Norwegian Reggaeton
  11. Der Fluch des Käpt’n Iglo
  12. La Polenta Taragnarock
  13. Valhalleluja

Die Setlist – Dynazty

  1. Intro
  2. Fortune Favors The Brave
  3. Game Of Faces
  4. Natural Born Killer
  5. The Grey
  6. Waterfall
  7. Instinct / The White / Highway Star
  8. Acoustic Medley
  9. Yours
  10. Call Of The Night
  11. Drum Solo
  12. Presence Of Mind
  13. The Human Paradox
  14. Dreams Of Spring
  15. Heartless Madness*

*Zugabe

Die Fotos – Dynazty, Nanowar of Steel, Kilmara


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 11.03.2025
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