
Düstere Nacht zum Zweiten
Am Samstag fand die zweite Ausgabe der «Noche Oscura» statt. Austragungsort war abermals die in Aarburg gelegene Musigburg. Die zahlreich erschienenen Anhänger der schwarzmetallischen Tonfolgen wurden von Gruppen wie Necrophobic, Thron oder Causam wahrlich verwöhnt. Fotograf Fredy und meine Wenigkeit (Dutti) waren für euch mittendrin in diesem finsteren Treiben.
Die zweite Durchführung der «Noche Oscura» wurde auf den heutigen Tag angesetzt. Organisator und Trommel-Bestie Jöschu hat sechs Black Metal-Formationen in die Musigburg eingeladen. Es erwarten uns einerseits Lokalmatadoren wie Causam, aber auch Genre-Grössen des Kalibers Necrophobic. Frage in die Runde: Wer war eigentlich beim «Noche Oscura»-Debüt vor knapp einem Jahr mit von der Partie? Falls nicht, liefere ich euch hier gerne den Link zum letztjährigen Bericht.
Ich bin erleichtert, dass wir dieses Mal nicht über irgendwelche politischen Entgleisungen und Boykott-Androhungen sprechen müssen. Der Fokus liegt einzig und allein auf der Musik – richtig so! Einen Wunsch hätte ich allerdings – mit Blick auf den vergangenen Event – einzuwerfen; könnte bitte keiner der Musiker die Bühne vollreihern? Grüsse gehen raus an Carpathian Forest und Nattefrost! Während ich euch mit geschriebenen Worten versorge, geht Metalinside-Gefährte Fredy mit seinem «Knips-Gerät» auf die Jagd nach brauchbarem Bildmaterial.
Myrkvid
Der Eröffnungs-Slot befindet sich in französischer Hand. Die mir (noch) unbekannten Myrkvid haben 35 Minuten zur Verfügung, um den Laden auf Betriebstemperatur zu bringen. Das ist auch bitternötig, denn momentan fühlt sich der Raum wie ein Kühlschrank an. Andererseits passt dieses Ambiente ausgezeichnet zu frostigem Black Metal. Und sobald mehr Leute in den Saal strömen, heizt sich die Geschichte ohnehin automatisch auf. Die beiden Fackeln, welche an Frontmann Myrks «Pentagramm-Mikrofonständer» befestigt sind, leisten ebenfalls einen Beitrag dazu. Dank des Feuerzeugs eines Besuchers sind die Flammen rasch entfacht.
Nach knapp dreijähriger Bühnen-Abstinenz sind Myrkvid nachvollziehbarerweise motiviert und möchten möglichst viele Zuhörer von ihrem Schaffen überzeugen. Zur Freude der Fans erklingen bereits die ersten «Ugh!»-Rufe. Ob wir wieder eine «Strichli-Liste» benötigen werden, um die korrekte Anzahl bis am Ende der Nacht korrekt festhalten zu können? Die Musik der Franzosen auf simples Schwarzmetall-Geballer zu reduzieren, wäre falsch. Meines Erachtens können obendrein groovige Elemente und Black ‘N’ Roll-Sequenzen vernommen werden. Des Weiteren vermögen die «Zahnstocher» am linken Arm des Fronters zu imponieren. Diese Nieten willst du freilich nicht in der Nähe der eigenen Kauleiste haben!
Die Setlist stellt einen kleinen Querschnitt durch die bisher veröffentlichen Werke der Truppe dar. Zwei EPs und ein Studioalbum. Zurzeit werkelt man jedoch an einem neuen Silberling. Der heutige Gig bietet zudem Gelegenheit, die frischen Mitglieder Berhart (Drums) und D.L.B (Bass) in Aktion zu erleben. Speziell der Herr am Tieftöner peitscht die Meute regelmässig an. Damit wäre die «Noche Oscura 2025» offiziell lanciert!
Die Setlist – Myrkvid
- No Fucking Compromises
- To Our Roots
- Wish You Were Hell
- Serpent’s Tongue
- Four Spikes… And Die!
- Eternal Winter
Bedrängnis
Noch mehr «Kerzenromantik» gepaart mit Misanthropie – genau das bringen uns Bedrängnis. Mein innerer «Monk» hofft inständig darauf, dass keine der zahlreichen Lichtquellen erlischt und daraus ein Ungleichgewicht in der Beobachtungskulisse entsteht. Obschon Aeshma und Fuath lediglich als Duo auftreten, sollte man sie keinesfalls unterschätzen. Die Wirkung ihrer Klangwelten kommt trotzdem ausgezeichnet zur Geltung. Am Mikrofonständer des Fronters hängt ein Totenschädel. Outfit und Erscheinungsbild von Aeshma erinnern mich irgendwie an einen gewissen Peter Tägtgren. Bei PAIN ist der Schwede meines Wissens auch schon mit einer Art blutverschmierten Zwangsjacken durch die Gegend gerannt.
Vorgetragen wird Liedgut vom Debütalbum «Die Bürde die wir tragen» und der 2024er-EP «Verlorene Seelen und ihr Zerfall». Hinzu kommt die Nummer «Stiller Abschied», die ich noch keiner Scheibe zuordnen kann. Die Songs dröhnen mit einer gemächlichen Schwerfälligkeit aus den Boxen. Aber Aspekte wie Beklemmung, Hoffnungslosigkeit oder Seelenpein lassen sich in dieser Manier selbstverständlich optimal präsentieren. Die verwendeten Scheinwerfer agieren sogar mit der gigantischen Discokugel an der Decke. Wie ein Blick auf die Uhr verrät, überziehen die beiden Jungs fünf Minuten. Hoffentlich bringen sie sich dadurch nicht in (sorry, der muss jetzt sein und kommt verdammt flach…) Bedrängnis! Aeshma pfeffert hasserfüllt sein Mikro zu Boden und schreitet anschliessend gemeinsam mit Fuath die Treppenstufen hinauf in den Backstage-Bereich.
Die Setlist – Bedrängnis
- Morgen 13
- Fährnis
- Meine Pflicht zu Sterben
- …danach Traum
- Stiller Abschied
Causam
Wir bleiben gleich in helvetischen Gefilden und freuen uns grausam auf Causam. Wirklich beachtlich, wie viele Zuschauer inzwischen den Weg in die Musigburg gefunden haben. Der «Sold Out»-Status scheint alles andere als unerreichbar zu sein. Auf der «Spielwiese» sind abermals etliche Schädel und feurige Dekorationen erkennbar. Sozusagen die Basis-Einrichtung eines jeden Black Metal-Zimmers. Eventuell sollten IKEA und Co. diese Dinge in ihre Sortimente integrieren. Interessierte Kunden wären fraglos vorhanden.
Nach dem üblichen Lagerfeuer-Intro startet der Vierer mit «Wasteland Utopia» in sein Set. Welch grandioser Beginn! Das Publikum beteiligt sich begeistert und feiert die Herrschaften frenetisch ab. Dies macht einmal mehr deutlich, welchen Status sich Causam seit ihrer Gründung vor rund fünf Jahren erarbeitet haben. Ausserdem bin ich davon überzeugt, dass ihre Popularität weiter steigen wird. «Doomsday Rapture» und «Holistic Despair» sind notabene fantastische Platten, welche mit hammermässigen Tracks bestückt sind. Einzig der Geruch von faulen Eiern in der Luft nahe meinem Standort müsste nicht unbedingt sein. Vermodert hier gerade eine Person innerlich? «Beauty Of Decay» taucht heute zwar nicht in der Setlist auf, wäre aber glasklar die passende Akustik-Komponente zu diesem «Aroma».
Die Hymne «Prime Evil» figuriert schliesslich als Schlusspunkt eines bockstarken Gigs. Gleich danach flitze ich hinaus zum Merch-Zelt. Eigentlich wollte ich «Textilien-Hüterin» Ari bloss mit einem frechen Spruch beglücken, aber siehe da, plötzlich halte ich den nagelneuen Causam-Hoodie in den Händen und meine Geldbörse wurde entsprechend erleichtert. Ein eindeutiger Triumph für die Merchandise-Lady!
Die Setlist – Causam
- Intro
- Wasteland Utopia
- Far Away From This False World
- Creed
- Abandon
- Black Death
- The Great Famines
- Prime Evil
Thron
Was darf an einer «Noche Oscura» auf keinen Fall fehlen? Korrekt, ein Einsatz von Organisator Jöschu. Im vergangenen Jahr stand er gleich bei mehreren Kapellen im Line-up. Dieses Mal beschränkt er sich allerdings ausschliesslich auf Thron. Sicherlich nicht verkehrt, denn als «Tätschmeister» hat man auch schon ohne «Bühnenabenteuer» mehr als genug um die Ohren. Trotzdem wäre es enttäuschend gewesen, wenn wir gänzlich auf das Getrommel des Meisters hätten verzichten müssen.
Die aus dem Schwarzwald stammende Gruppe legt dank «Dying In The Mud» zornig und krachend los. Da fliegen ordentlich Haare durch die Gegend. Die Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang gezwungenermassen Glatzkopf-Gitarrist PVIII, doch auch seine Nackenmuskeln können sich fürwahr sehen lassen. Die schnellen, rasiermesserscharfe Riffs, welche durchaus Vergleiche mit Slayer auf den Plan rufen, sorgen dafür, dass das Tempo konstant hoch bleibt. Hinzu kommen gnadenlose Blastbeat- und Double Bass-Salven von Jöschu. Nach «The Golden Calf» nimmt sich Krächzer SAMCA einen Augenblick Zeit, um den Kerl hinter der Schiessbude zu ehren. Er tut dies beinahe wie ein stolzer Vater, der seinen Sohn der Welt präsentiert. Des Weiteren merkt er an, dass es ohne Jöschu in der Schweiz keine ausgeprägte Black Metal-Szene geben würde. Ein emotionaler Moment, welchen die Fans berechtigterweise mit tosendem Applaus würdigen. Danach ballert «The Prophet» und Thron biegen unaufhaltsam in Richtung Zielgerade ein.
Die Setlist – Thron
- Dying In The Mud
- The Tyranny Of I
- To Dust
- Nothingness
- The Golden Calf
- The Prophet
- Return
- Martyr
Endstille
Die nun antretenden Haudegen sind ebenfalls aus Deutschland angereist. Es handelt sich um Endstille, die bereits seit 25 Jahren in der Szene für Furore sorgen. Sie prügeln uns ihre Mucke roh und ungefiltert um die Lauscher. Eine kompromisslose Angelegenheit. Ausser Drummer Mayhemic Destructor (Voivod-Shirt) tragen sämtliche Akteure eigenen Band-Merch. Das Quartett zieht sein Set unbeirrt durch. Mir persönlich fehlt aber noch der finale Funke für die volle Begeisterung. Zudem wirken die Herren nach meinem Gusto nicht wirklich hoch motiviert. Deswegen geschehen während dieser Performance kaum nennenswerte Ereignisse, weshalb ich mich im Vergleich zu anderen Abschnitten dieses Artikels verhältnismässig kurzfassen kann.
Necrophobic
Der Zeitplan ist mittlerweile leicht aus den Fugen geraten, weswegen Necrophobic erst um 22.55 Uhr loslegen. Nichtsdestotrotz bereiten die Besucher dem Headliner einen wohlwollenden Empfang. Und die Schweden werden ihrer Rolle ab der ersten Sekunde gerecht. So erfüllt man Erwartungshaltungen. Die Sturmkrähe («Stormcrow») ist ein erster Kracher! In hervorragender Manier kombinieren die Musiker Elemente aus der Death und Black Metal-Ecke. Ebenfalls geizen sie nicht mit Mimik. Insbesondere Sänger Anders Strokirk ist ein Weltmeister in dieser Disziplin. Hoffentlich geht er Knipser Fredy das eine oder andere Mal ins Netz. Ich freue mich jedenfalls riesig auf die Resultate.
Offensichtlich sind die Protagonisten nicht hundertprozentig mit den Einstellungen ihrer Instrumente zufrieden. Zumindest dichte ich mir das aufgrund ihrer Gesten in Richtung Tontechniker zusammen. Ungeachtet dessen entnehme ich dem Auftritt keine Schwächen. Die Auswahl des Liedgutes ist ein Genuss! Die «nordischen Pandas» sind diskussionslos der unangefochtene Höhepunkt der «Noche Oscura 2025». «Mark Of The Necrogram», das knackige «Tsar Bomba», «Revelation 666» oder das eingängige «Blinded By Light, Enlightened By Darkness» – was will man mehr? Da ist es sogar knapp verschmerzbar, dass das populäre «Mirror Black» kein Aufgebot erhalten hat. Axtmann Sebastian Ramstedt sorgt mit seinen fetzigen Soli für – wie es Kollege Kaufi jeweils formulieren würde – Schnappatmung. Nach diesem einstündigen Abriss steht klar fest, welche Truppe meine Gehörgänge in den kommenden Tagen und Wochen wieder vermehrt heimsuchen darf. Hail Necro-fucking-phobic!
Die Setlist – Necrophobic
- Intro – Ascension (Episode Four)
- Stormcrow
- Mark Of The Necrogram
- As Stars Collide
- Grace Of The Past
- Darkside
- Tsar Bomba
- Revelation 666
- Blinded By Light, Enlightened By Darkness
- The Crossing
- The Nocturnal Silence
Das Fanzit – Noche Oscura 2025
Causam, Thron und Necrophobic zeigten sich an der diesjährigen «Noche Oscura»-Ausgabe in saustarker Verfassung. Allein für die Darbietungen dieser drei Equipen hat sich die Reise nach Aarburg definitiv gelohnt. Abgesehen von einer vertretbaren Zeitplan-Verzögerung im Verlauf des Abends, verlief alles reibungslos und für die Gäste zufriedenstellend. Und Organisator Jöschu denkt nicht an Pausen, denn es wird auch im kommenden Jahr abermals eine «Düstere Nacht» geben. Freut euch auf Gruppen wie Tsjuder, Taake oder Tulpa, welche der Musigburg am 14. Februar 2026 einen Besuch abstatten werden.