Judas Priest, CoreLeoni, Phil Campbell and the Bastard Sons
Hallenstadion (Zürich, CH)The Priest is back!
Judas Priest sind zurück in der Schweiz. Wobei – wenn man es genau betrachtet, ist das nicht so aussergewöhnlich, denn heute ist doch der dritte Besuch seit 2022. Nichtsdestotrotz machen wir uns von Metalinside zu dritt (Oberboss pam, Chef-Senftube Dutti und meine Wenigkeit) auf ins Hallenstadion.
Kaufi: Judas Priest bitten wieder zum Tanz! Fast auf den Tag genau vor drei Jahren spielten sie an dieser Stätte, da war ich leider verhindert. An meinem Geburtstag im letzten Jahr zelebrierten sie mit Saxon und Uriah Heep im Vorprogramm in Basel eine Jubiläumsparty, die sich gewaschen hatte. Ich durfte dann den Priestern ein paar Wochen später in den USA nochmals huldigen, als niemand geringeres als Sabaton als Support dabei war.
Und nun steht also die nächste Show, dieses Mal wieder im Hallenstadion in Zürich, in der Agenda. Die Supportacts sind ebenfalls nicht zu verachten: Da wäre einerseits der Verwalter des Motörhead-Erbes, Phil Campbell und seine Söhne, sowie der Tessiner Blondschopf Leo Leoni mit seiner Zweitband CoreLeoni. Auf den ersten Blick mag das ein stilistischer Ausreisser sein (bei anderen Shows sind Accept als zweite Vorgruppe dabei!), aber der Saitenhexer hat hier natürlich auch ein Heimspiel.
pam: Judas Priest sind unweigerlich im Spätherbst ihrer Karriere und es scheint, dass sie das nochmals voll auskosten und dabei sowohl die alten als auch neue Fans mobilisieren können. So war das von Kaufi oben erwähnte Hallenstadion-Konzert eine «Club-Show». Das Heisst, man nutzte damals gefühlt nur ein Drittel der Halle und es war nicht ausverkauft. Letztes Jahr in Basel sah es schon ganz anders aus. Da spielten sie vor vollem Haus in der St.Jakobshalle. Rund 8’000 Leute waren damals zu Gast. Und heute? Heute wird zumindest flächenmässig das ganze Hallenstadion genutzt. Die oberen Tribünenplätze sind jedoch durch schwarze Vorhänge verschlossen. Dennoch dürften heute ähnlich viele Leute wie im letzten Jahr in Basel vor Ort sein – die paar Nasen weniger sind sicher den anderen Bands geschuldet. So waren 2024 Saxon und Uriah Heep mit dabei und die ziehen auch noch ein paar Leute zusätzlich.
Phil Campbell And The Bastard Sons
Kaufi: Eröffnet wird der Abend pünktlich um 19:15 Uhr mit den Walisern. Als einer der – vor allem im Gegensatz zu pam – nie wirklich ein grosser Motörhead-Fan war und ist, überlasse ich gerne das Wort den Experten. Pam, Dutti – bitte sehr!
Dutti: Na komm, ein paar Wörtchen kann ich sicherlich über die «Bastarde» verlieren. Das ist eben Metalinside. Selbst wenn du in «zivil» an einem Konzert herumlungerst, besteht immer noch das Risiko, dass urplötzlich irgendwoher Senfkommentare eingefordert werden. Was lehrt uns das? Stetig und konstant aufmerksam zu bleiben, jawohl!
Meine Wenigkeit gilt bekanntermassen ebenfalls als Anhänger von Lemmy und Motörhead. Aber mit Chef pam und Besucher Dani Beck kann ich effektiv nicht mithalten. Letztgenannter hat die «Motorenköpfe» gemäss eigenen Angaben rund hundert (!) Mal live erlebt. Wahre Expertise wäre somit zweifellos dort zu suchen. Nichtsdestotrotz empfinde ich es heutzutage stets nach wie vor als Ehre, Überbleibseln dieser legendären Equipe zu begegnen. Und ein solches Puzzleteil wäre eben dieser Phil Campbell. Der Kaugummi kauende Rhythmusgitarrist aus Wales gründete 2016 einen kleinen «Familienbetrieb» namens Phil Campbell And The Bastard Sons. Neben seinen Sprösslingen Dane, Todd und Tyla gehört ausserdem Sänger Joel Peters (ein Typ mit Sonnenbrille und Faible für Mittelfinger) zum Gefüge. Seither bespielen die Herrschaften fleissig die Bühnen dieser Erde.
Zuletzt haben sie ziemlich ausgiebig der Motörhead-Hommage gefrönt. Deshalb bin ich ehrlich gesagt erleichtert, dass in der heutigen Setlist lediglich «Going To Brazil» und «Ace Of Spades» Platz finden. Wie gesagt, Lemmy und Co. sind Kult, aber irgendwann droht die Geschichte bedauerlicherweise ein wenig ausgelutscht zu wirken. Zudem verfügt das Quintett inzwischen über drei eigene Studioalben in seinem Repertoire. Songs der Marke «Hammer And Dance» brauchen sich fürwahr nicht zu verstecken und heizen der (noch) überschaubaren Meute ordentlich ein. Daneben wird mir so langsam bewusst, dass die ganze Sache als äusserst bierseliger Abend in die Annalen eingehen könnte.
pam: Ja, das mit dem Bier scheint in der Tat etwas aus der Ruder zu laufen. Ich wollte heute eigentlich eher auf gemütlich machen. Aber erstes kommt es anders und zweitens als man trinkt. Nun, Motörhead… ähm sorry, Phil und seine Bastarde geniesse ich noch von den Mediensitzplätzen. Aber da oben kommt das Ganze nicht so an. Irgendwie ist dann die Halle für diese Art von Musik bereits zu gross und/oder ich zu weit weg. Sie haben mich schon mehr abgeholt. Heute verkommt es bei mir fast etwas zur Hintergrundmusik. Aber das wird vor der Bühne ganz anders gewesen sein.
Natürlich kommt auch heute wieder der Mittelfinger gegen Tyla, den Basissten-Bastard, zum Einsatz. Ich weiss immer noch nicht warum, aber zumindest immer vor «Ace Of Spades». Da werden alle aufgefordert den Stinkefinger Richtung Tyla zu zeigen und laut «Fuck you, Tyla» zu rufen. Der Typ tut mir dann immer ein bisschen leid, da ja auch seine Brüder und sogar sein Vater mitmachen. Also irgendwie ist der wohl der Dumme, weil er den Bass spielt und somit unabsichtlich Lemmy macht. Anyway, bei mir kommen die Motörhead-Klassiker nach wie vor gut an.
Phil ist und bleibt die coolste Socke auf den Bühnen dieser Welt. Und seine Ansagen ebenso legendär: «How are you Zurich, you suckers? Any Motörhead fans here tonight? This is Going To Brazil». Nur das «Thank you Zurich. You were incredible» zum Abschluss nehm ich jetzt nicht für bare Münze. Denn ich fand das Ganze – wie gesagt von oben betrachtet – eher lahm und die Stimmung ebenso.
So kann es jedoch nicht weitergehen. Ich muss runter in den Stehplatzbereich… und zu meiner positiven Überraschung kontrolliert da gar niemand und so erlebe ich die nächsten zwei Bands mit (neuen) Freunden nahe der Bühne – und eben viel Bier…
CoreLeoni
Kaufi: Nach einer kurzen Umbaupause stürmen CoreLeoni die Bühne. Und die lassen es mit „Sister Moon“ gleich richtig krachen. Wer im Vorfeld das Gefühl hatte, dass die Band hier eingeklemmt zwischen dreckigem Motörhead-Sound und legendärem Heavy Metal untergehen könnte, wird sofort eines Besseren belehrt. „Standing In The Light“ und das saugeile „Downtown“ hauen in die gleiche Kerbe. Und obwohl ich es eigentlich ausblenden will – warum spielt Leo das Zeugs nicht auch bei Gotthard?
Aus fotografischer Sicht ist es zudem erfreulich, dass CoreLeoni für eine Vorgruppe recht anständige Bedingungen haben. Nur Fronter Eugent Bushpepa trägt bis fast zum Ende einen riesigen Hut auf der Bühne, der sein Gesicht permanent im Schatten versteckt. Auf die Spielfreude und die gesangliche Leistung hat das zum Glück keinen Einfluss, der Mann hat das (Gotthard-)Programm drauf!
Neben dem stets top motivierten Gitarrenmeister Leo haben auch seine Sidekicks enorm Spass. Drummer Alex Motta wirbelt am hinteren Bühnenrand, während Tieftöner Mila Merker die Grösse der Bühne sichtlich geniesst. Igor Gianola an der zweiten Gitarre liefert sich derweil immer wieder packende Duelle mit Leo, wovon eines speziell beim überragenden „Firedance“ zum Tragen kommt.
Insgesamt besteht das Programm (wenig überraschend) bis auf eine Ausnahme aus alten Gotthard-Tracks, welche beim Publikum jedoch hervorragend ankommen. Die Stimmung im zunehmend volleren Innenraum der Halle ist jedenfalls grossartig. Es bleibt nur die Frage, warum nach vierzig Minuten schon Schluss ist, denn gemäss Running Order wären weitere fünf Minuten übrig, das hätte gereicht für ein „Movin‘On“ oder „Make My Day“. Doch immerhin gibt es hier keine ausgelutschte Version von „Mighty Quinn“, das ist auch schon mal was. Pam, Dutti, habt ihr noch was zu melden?
Dutti: Irgendjemand hinter mir meinte, dass auf den Motörhead-Abklatsch jetzt noch die Gotthard-Kapelle folgt – und das in einem arg abschätzigen Unterton. Tja, aus meiner Sicht wird dieser Kerl umgehend eines besseren belehrt. CoreLeoni drücken mit Schmackes auf die Tube und ich kann durchaus einen anständigen Härtegrad im vorgetragenen Programm ausmachen. Das vermag zu gefallen. Am Ende bleibt lediglich die von Kaufi bereits gestreifte Frage offen: Welches Ziel verfolgt Leo eigentlich genau mit diesem Projekt?
pam: Ja, irgendwie schon grotesk wenn sich einer der Bandleader mit einer anderen Band selber covert. Als Mitmusiker von Gotthard hätte ich da ein paar Fragezeichen. Aber hey, ich bin hier absolut der Falsche, um was zu melden. Denn ich find die Songs von Gotthard halt einfach langweilig und 08/15. Ich weiss, jetzt gehör ich geteert und gefedert. (Anm. Kaufi: Zumindest das Weihnachtsgeschenk kannst jetzt du dir mal abschminken! Nämlich!) Ich bin halt wenn Hardrock, dann Marke Krokus. Und wenn Gotthard was gut kann, dann sind es einfach die Balladen… Drum, schön, wenn sie im Allgemeinen bei euch und dem Rest gut ankommen. Das ist ja die Hauptsache. Und Leo ist ein supernetter, witziger Typ. Hatte mal einen halben Tag mit ihm in Lugano das Vergnügen, als er uns herumfuhr, bis wir schliesslich im Proberaum von Gotthard landeten… Aber das ist ja, glaub ich, eine schon bekannte Geschichte.
Die Setlist – CoreLeoni
- Sister Moon
- Standing In The Light
- Downtown
- ?
- Mountain Mama
- Firedance
- She Goes Down
- Here Comes The Heat
Judas Priest
Kaufi: Ich gehöre zu jenen Leuten, die im Vorfeld solcher Shows oder Tourneen die Setlist NICHT im Voraus wissen wollen. Ich schaue ja auch kein Fussballspiel, wenn ich das Resultat kenne. Somit bin ich heute sehr gespannt, ob wir im grossen Ganzen eine Neuauflage des letztjährigen Auftritts in Basel erhalten oder ob die Priester das Programm umgestellt haben. Als die knipsende Zunft zum standardmässigen Intro („War Pigs“ von Black Sabbath – wie immer von tausenden Kehlen mitgesungen) in den Fotograben darf, fällt schon mal das komplett geänderte Bühnenbild auf. Hier ist es demnach schon mal keine „Kopie“.
Dann betritt im noch dunklen Licht der Oberpriester majestätisch die Bühne, frenetisch begrüsst von den Fans. Nach Rob folgen Scott Travis, Ian Hill (der sich direkt zu seinem Bierdeckel begibt, auf dem er den Rest des Abends seinen Bass zupft), Richie Faulkner und Andy Sneap und los gehts mit „All Guns Blazing“! Zum Glück gibt es Tragebändel an meinen Kameras, sonst wären die mir vor Überraschung wohl grad auf den Boden gedonnert! Ein Song vom Überwerk „Painkiller“, den ich noch nie live gehört habe – gleich als Opener? Ich bin mehr als nur begeistert!
Wie bitte? Mit „Hell Patrol“ gleich NOCH eine Nummer davon? Wie geil ist das denn? Noch ein Track, den ich nie live gehört habe – vor drei Jahren war er hier zwar im Programm, aber eben, ich war abwesend… Es fällt grad etwas schwer: Fotografieren und die Songs abfeiern ist gleichzeitig eine Gratwanderung.
Während vor allem Ritchie Faulkner permanent am Bühnenrand steht und den Kontakt zu den Fans sucht, folgt ein musikalisches Old-school-Tripel. „You’ve Got Another Thing Comin‘“, Freewheel Burning“ und „Breakin‘ The Law“ sind wohl unverzichtbar, selbst wenn das ganze Programm so richtig durchgeschüttelt wird wie heute. Irgendwie fast schade, selbst solche Klassiker dürfte man von mir aus gerne mal zugunsten anderer selten gespielter (und keinesfalls weniger glänzender) Perlen mal rausschmeissen.
Mittlerweile ist meine Kamera versorgt und ich darf nun den Rest des Abends einfach geniessen. Mit dem nächsten „Painkiller“-Doppelpack „A Touch Of Evil“ und „Night Crawler“ (seit über zwölf Jahren nie mehr gehört!) ist das enorm einfach. Bei beiden Songs werden zudem düstere, fast beklemmende Videos gezeigt. Diese Clips sind schlussendlich auch die einzigen einigermassen aussergewöhnliche Showelemente, der Fokus liegt ansonsten wirklich auf den Musikern.
Mit „Solar Angels“ gehen Judas Priest nochmals richtig weit zurück in die Vergangenheit, bevor dann (unterbrochen von zwei weiteren „Painkiller-Tracks) die Stücke des aktuellen Werks „Invicible Shield“ zum Zuge kommen. Wer nun aber mit „Panic Attack“ oder dem Titeltrack rechnet – nope! „Gates Of Hell“, „The Serpent And The King“ (mit extrem feurigem und bösem Video) sowie „Giants In The Sky“ schaffen es ins Programm.
Nach lautstarken „Priest! Priest! Priest!“-Rufen, die dem Oberpriester Rob Halford sogar ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern, macht dieser eine ziemlich emotionale Ansage zum Thema, wie wichtig Musik sein kann. Dass sie einen auch aus den tiefsten Löchern ziehen kann. Und einige grosse Musiker sind heute nicht mehr da. Die tauchen dann im Video zu besagtem „Giants In The Sky“ auf – Ehre wem Ehre gebührt. Ronnie James Dio, Lemmy, Freddie Mercury, Eddie Van Halen, Randy Rhoads und einige mehr werden hier gewürdigt. Stark!
Mit einem Weltuntergangs-Video startet „Painkiller“ – und damit ist klar, dass es langsam aber sicher auf das Ende der Show zugeht. Einmal mehr unglaublich, zu was Rob Halford stimmlich nach wie vor in der Lage ist. Die GANZ hohen Screams macht er zwar nicht mehr, dennoch – und das gilt für den ganzen Abend – singt er gefühlt immer besser, je älter er wird (pam: Diesen Eindruck hab ich auch).
Die Zugaben sind dann dafür wieder altbekannt. „The Hellion / Electric Eye“, „Hell Bent For Leather“ (selbstredend mit grossem Töff und Halford mit Ledermütze und Peitsche – Anm. von pam: Letzteres wie immer im Mund beim Reinfahren… das darf nur der Metalgod) sowie „Living After Midnight“ beenden ein weiteres fantastisches Priest-Konzert nach einhundert Minuten. Minutenlanger Applaus erhalten die Briten hier als Quittung und die Hoffnung ist da, dass die Prophezeiung auf dem Videoscreen wahr wird: „The Priest will be back“!
Dutti: Viel muss man dem Erguss meines Vorschreibers nicht mehr hinzufügen. Rob – «fucking-saustark-Metalgod-I’m the gay one in the band-schrilles Stimmorgan» – Halford! Welch überragende Judas Priest-Show! Die letzten Worte auf der Videoleinwand hallen auch mir nach. In dieser Verfassung sind mir die Priester jederzeit wieder willkommen. Allerdings weiss man in der heutigen Zeit leider nie, was wirklich alles geschehen wird. Und sollte dies dann tatsächlich mein letztes Live-Erlebnis mit den britischen Schwermetall-Pionieren gewesen sein, bin ich dankbar, dass ich es als grossen Höhepunkt in Erinnerung behalten darf.
pam: Ich glaub nicht, dass es das letzte Mal war. So gut, wie die alle noch drauf sind. Und wenn dem Ian keiner sagt, dass die Show jeweils zu Ende ist, dann spielt der auf seinem Bierdeckel einfach seelenruhig weiter. Ich finde zudem, man sollte Scott Travis hinter seiner Schiessbude erwähnen. Der Typ spielt so richtig unaufgeregt wie damals Nicko McBrain. Bei diesen Drummern ist es einfach Technik und kein reines Geknüppel. Den Druck kriegen sie so locker auch hin.
Kaufi und Dutti haben im Prinzip schon alles gesagt, aber man kann es nicht oft genug sagen, was Rob immer noch drauf hat. Zum Beispiel bei «Freewheel Burning» ist er schlicht immer noch von einem anderen Stern. Judas beweisen auch locker, wer heute Chef in der Halle und somit Headliner ist. Das sind Welten zwischen ihnen und den beiden Vorbands. Gegenüber anderen älteren Herren beziehungsweise Sängern ist man hier noch weit davon entfernt, dass man sich fremdschämen muss und die Leute lieber in ein Altersheim steckt, als auf Tour schickt.
Peinlich ist nur der Moment, wo ein Security-Guy auf mich schon fast lossprintet weil ich… Achtung jetzt: Jemanden für kurze Zeit auf den Schultern trage. Echt jetzt, Hallenstadion? Wir sind hier an einem Metalkonzert und nicht in der Oper. Das ist grad der einzige Dämpfer heute. (Anm. Kaufi: Ja, solche Dinge sind mir ebenfalls aufgefallen. Während den ersten Songs hat jemand ebenfalls Huckepack gemacht. Auch als einige Fans ein grosses Plakat hochhalten, werden sie zurechtgewiesen. Ist ja natürlich alles so viel gefährlicher als mit dem Handy zu filmen…).
Die Show und Bühnendekoration sind tatsächlich auf ein Minium reduziert. Nicht mal das Judas-Kreuz hängt über der Bühne. Ich fand es in Bewegung mit entsprechendem Licht die letzten Jahre immer sehr geil. Das dürfte man in Zukunft gerne wieder einpacken, wenn man Birmingham verlässt. Apropos Birmingham, ich werde zwei Tage später die letzte Show von Black Sabbath und Ozzy genau dort erleben und Rob und seine Jungs werden dort schmerzlich vermisst werden. Ob es einfach wegen der aktuellen Tour war? Zumindest wird uns Rob eine Videobotschaft schicken (da plaudere ich jetzt aus der Zukunft).
Das mit dem Aufs-Minimum-Reduzieren macht aktuell grad ein bisschen Schule. Das ist ja auch auf der aktuellen AC/DC-PowerUp-Tour so und war es ebenso bei der letzten Iron Maiden-Tour. Mal schauen, wie es dann nächste Woche bei Maiden im Hallenstadion bei der aktuellen Tour sein wird… Irgendwie ist es cool, dass sich die älteren Herren nicht hinter einer gigantischen Show verstecken, sondern fast ein bisschen back to the Roots die Musik wieder im Mittelpunkt steht. Wer es noch kann, kann sich das auch erlauben.
Ich schliess mich meinen beiden Vorschreibern an und kann bestätigen: Das war sackstark heute. Ich freue mich schon auf das nächste Wiedersehen.
Die Setlist – Judas Priest
- War Pigs (Intro)
- All Guns Blazing
- Hell Patrol
- You’ve Got Another Thing Comin‘
- Freewheel Burning
- Breaking The Law
- A Touch Of Evil
- Night Crawler
- Solar Angels
- Gates Of Hell
- Battle Hymn / One Shot At Glory
- The Serpent And The King
- Between The Hammer And The Anvil
- Giants In The Sky
- Painkiller
- The Hellion / Electric Eye*
- Hell Bent For Leather*
- Living After Midnight*
*Zugaben
Das Fanzit – Judas Priest, CoreLeoni, Phil Campbell
Kaufi: An diesem Abend schlafe ich daheim wohl mit einem seligen Lächeln ein. Immer noch geflasht von einem sagenhaften Konzert, bei dem Judas Priest den Fans eine wahre Götter-Setlist präsentierten. Ich habe schon vor einem Jahr von „Weltklasse“ geschrieben – das hier hat das nochmals getoppt. Ich staune nur und überlege mir mittlerweile sogar, ob ich das Priest-Kreuz auf meiner Haut mit Tinte verewigen soll. Solche Gedanken hatte ich kaum je nach einem Konzert, egal bei welcher Band… (pam: Zuletzt bei Kissin’ Dynamite auf der 70’000 Tons of Metal Cruise 😉 Kaufi: Nääh, da habe ich die Gedanken – wie auch bei Maiden – schon viel länger. 😉 ).
CoreLeoni vermögen ebenfalls problemlos zu überzeugen, mit dem Songmaterial von Gotthard ist das natürlich auch kein Problem.
Nachtrag
Am nächsten Tag staune ich schon etwas. Einerseits ist das Internet (natürlich…) überflutet mit dutzenden qualitativ unbrauchbaren Handybildern (Leute, lasst es einfach!), andererseits lese ich teilweise harsche Kritik an der Setlist und an der Performance der Priester. „Sieben Songs von „Painkiller“ ist zu viel.“ „Nix von Album xy oder yz.“ „Halford kann nicht mehr singen“. Da sage ich nur „Ohren mal waschen“.
Ähm…? Was wollen diese Leute eigentlich? „Painkiller“ ist wohl DAS Heavy Metal-Album überhaupt. Davon spielen sie mit einer Ausnahme („Leather Rebel“) das komplette Ding – noch besser geht gar nicht. Vom neuen Album spielen sie andere Songs als auf der letzten Tour. Dass dabei gewisse Songs dann halt rausfliegen – logisch. Klassiker hat es dennoch genügend dabei. Sicher, ich hätte auch gerne „Metal Gods“, „Rapid Fire“, „Lightning Strikes“ oder „Judas Rising“ gehört. Aber a) geht nicht alles und b) ist mir das alles noch viel lieber als hundert Minuten „Breakin‘ The Law“. Ich finde es jedenfalls genial, wenn eine Band, die derart lange im Business ist, ihr Programm mal so richtig durchwirbelt und nicht wie zum Beispiel bei Accept 75% der Show vorhersehbar sind. All hail to the Priest!