Aborted, Crypta, The Zenith Passage, Organectomy - KiFF Aarau 2025
Do, 8. Mai 2025

Aborted, Crypta, The Zenith Passage

KiFF (Aarau, CH)
29.12.2025
Aborted, Crypta, The Zenith Passage, Organectomy - KiFF Aarau 2025

Todesmetall im Tripelpack

Im Mai besuchten Aborted, Crypta und The Zenith Passage das Aarauer KiFF. Selbst ohne Organectomy, welche leider nicht in die Schweiz einreisen konnten, zerlegten sie als Trio des Death Metals die mit Nebel gefüllte Location.

Das KiFF besuchte ich bereits nur wenige Tage vor dem Death Metal-Anlass. Dies geschah im Rahmen der Plattentaufe von Moira x Otrava (nein, ihr müsst es nicht googeln, es ist kein Metal – ausser ihr seid an Balkan-Chanson-Folk-Pop oder so interessiert, dann hört unbedingt rein). Wieso ich das erwähne? Im Treppenhaus wurde ich von einem anwesenden Kumpel beim Anblick des Aborted-Posters gefragt, ob mich so etwas anziehe. Nun, ja, klar. Nicht, weil da «Europe has a new problem» oder «Slashing Europe Tour» steht. Und auch nicht, weil die Bands Namen wie Aborted oder Organectomy haben. Und schon gar nicht unbedingt, weil da ein Monster mit kaputter Jason-Maske das Poster ziert. Der wahre Grund ist, dass ich weiss, was für geilen Death Metal Aborted und Crypta fabrizieren, und ich mir daher den Abend schon lange fett im Kalender markiert habe.

Auf dem Programm stehen also Aborted, Crypta, The Zenith Passage und Organectomy. Gemeinsam machen sie Europa unsicher und wie in einem schlechten Film stolpert die US-brasilianisch-belgisch-neuseeländische Kombo dabei über mehrere Hindernisse. So geben Aborted kurz vor der Tour einen Wechsel am Schlagzeug bekannt, Fernanda Lira von Crypta durchlebt eine Seuche sondergleichen, und Organectomy werden in einer der Tournächte ausgeraubt. Bei dem aus dem Van entwendeten Material sind leider auch Pässe dabei. Die Neuseeländer starten daher eine Crowdfunding-Kampagne und erhalten leider nicht rechtzeitig Notpässe, um in die Schweiz einzureisen. Darum müssen sie dem KiFF fernbleiben.

The Zenith Passage

Den Anfang machen nun The Zenith Passage, nicht Organectomy. Die US-Amerikaner sind innerhalb des Technical Death Metals – einem zugegeben eher nischenhaften Genre – kein unbekannter Name. So ist ihr Sound dann auch rasant, rhythmisch und voller abrupter Stopps. Wuhuu! Diese effektvollen Gimmicks erfordern präzises Timing, welches The Zenith Passage extrem sauber auf den Punkt bringen. Tech Death bedeutet innerhalb der Saitenfraktion, dass der Blick nur selten von den Instrumenten weggenommen wird. Gelegentliche furiose Soli finden ihren Platz im teilweise sehr progressiven Songwriting, welches erstaunlich viel Platz für Melodien erlaubt.

Der Sound gestaltet sich während diesem ersten Act leider etwas breiig und drucklos, weshalb man nicht ganz jedes auf der Studioaufnahme hörbare Detail ausmachen kann. Trotzdem macht die Darbietung viel Spass. Ein persönliches Highlight davon ist der schön dunkle, zum Staunen anregend technische Siebenminüter «Datalysium».

Die Setlist – The Zenith Passage

  1. The Axiom Of Error
  2. Algorithmic Salvation
  3. Lexicontagion
  4. The Tenebrous Veil
  5. Datalysium
  6. Holographic Principle II
  7. Divinertia
  8. Deus Deceptor

Crypta

Im Vorfeld gaben Crypta (heimlich wohl der Grund meines heutigen KiFF-Besuchs) zwei Details zur Tour bekannt. Einerseits würden sie die Setliste genau hälftig auf ihre zwei bisherigen Alben «Echoes Of The Soul» und «Shades Of Sorrow» aufteilen. Andererseits nimmt die Truppe aus São Paulo auf jeden Leg ihrer diesjährigen Tour eine andere Live-Gitarristin mit, welche den Posten der ausgetretenen Jéssica Falchi übernimmt.

Andere Tourteile übernehmen Julia Geaman und Victoria Villarreal. Auf der europäischen Tournee hingegen kommt diese Ehre Helena Nagagata aus Rio de Janeiro zuteil. Die Saitenhexerin wirkt ab dem ersten Song relativ gut integriert und lässt den Zuschauer beim Gitarrenspiel, soweit ich das von der anderen Seite her beurteilen kann, Jéssica nur wenig vermissen. Mit Tainá Bergamaschi, auf deren Bühnenseite ich einmal stehe (kurzer Einschub: Können andere ihren Style bitte auch so hochloben wie ich, damit ich nicht der Einzige bin…), scheint Helena ein bisschen weniger zu interagieren, als es Jéssica jeweils tat. Zusammen mit Luana Dametto und Fernanda Lira geben die beiden Gitarristinnen musikalisch jedoch Vollgas!

Dabei bemerkt man gar nicht, dass Fernanda gerade die Seuche ihres Lebens durchmacht. Einen der vergangenen Tourstopps musste sie sogar aussetzen. Dies erfahre ich jedoch erst am nächsten Tag aus einem ausführlichen Video, das sie in den sozialen Medien postet. Ihr Infekt betraf vor allem den Verdauungstrakt, involvierte mehr als nur einen Spitalaufenthalt und… nein, es ist zwar eine Death Metal-Tour, aber die Details erspare ich euch. Wie gesagt sind der mittig positionierten Dame ihre Strapazen kaum (eigentlich gar nicht!) anzumerken. Mit gewohnt viel Spass schreitet sie zur Tat, schmeisst wilde Posen, lässt ihre Locken wehen und begeistert mit ihren variablen Vocals und dem ansprechenden Bassspiel zugleich.

Viel zu schnell (nach nur vier Songs!) gibt sie dann bekannt, dass wir bereits in der Mitte des Sets angelangt seien und somit den Wechsel vom Zweit- zum Debütalbum begehen. Mir als Liebhaber beider Alben – beide haben ihren ganz eigenen Reiz – ist das Recht. Und ich feiere, dass der Einstieg in den zweiten Teil mit «Under The Black Wings» gemacht wird. Ganz allgemein hält sich die Begeisterung aber mehr in Grenzen als bei früheren Crypta-Konzerten, zum Beispiel jenen in der Musigburg (wo Crypta zuletzt 2024 auftraten). Ob die anderen Besucher eher wegen den slammigeren Bands angereist sind? Zudem ist die Abmischung zwar ein wenig besser als noch zuvor bei The Zenith Passage, jedoch ebenfalls nicht top.

Wie auch immer! Obwohl ich andere Crypta-Konzerte als deutlich intensiver in Erinnerung habe, beenden die vier Brasilianerinnen nach acht Songs eine Achterbahn durch eingängige und doch wütende Songs, die mich einmal mehr zu einem wilden Nacken-Workout anregte.

Die Setlist – Crypta

  1. Death Arcana
  2. The Other Side Of Anger
  3. Stronghold
  4. The Outsider
  5. Under The Black Wings
  6. Possessed
  7. Lord Of Ruins
  8. From The Ashes

Aborted

Eingefrorene Leichen und blutige Spiesse zieren nun das Bühnenbild. Passend, bedenkt man den gorigen Touch des heutigen Headliners Aborted. Es gibt ja doch den einen oder anderen Song über (Massen)mörder. Dazu passt nicht zuletzt der Titel des aktuellen Albums «Vault Of Horrors», von welchem knapp die halbe Setliste stammt.

Stilistisch ergibt sich dank dieser Dominanz neuen Materials eine leichte Neigung zum Deathcore. Der Begriff leicht ist hierbei jedoch genau so zu interpretieren – Aborted sind und bleiben in ihrem gewohnten Death Metal-Bereich, nur zuweilen drückt in den neuen Tracks bei den Vocals oder auch beim Drumming eine Note Deathcore heraus. Apropos Drumming: Dass heute ein Sessiontrommler hier sitzt und nicht der bisherige Ken Bedene, merkt man dem Auftritt kaum an. Zwar war Ken neben Gründer und Bandkopf Sven de Caluwé das dienstälteste Aborted-Mitglied, doch macht Kevin Paradis seinen Job verdammt gut. Zudem fehlt mir mangels Aborted-Erfahrung ein Vergleichswert.

So, nun zum eben erwähnten Sven de Caluwé, seines Zeichens Mann am Mikro. Klar sind die Vocals irgendwodurch gewaltig, Eindruck macht der Belgier aber mit seiner Art aufzutreten. Wie ein junger Husky mit zu wenig Auslauf nutzt er die Bühne als seine persönliche Spielwiese und dominiert mit seiner Ausstrahlung den Raum. Dies war ein paar Monate zuvor, als er mit Coffin Feeder unten im Foyer die kleine Bühne für Baest und Benighted eröffnete, zwar noch ein bisschen extremer, doch steht sogar heute kaum zur Frage, wer die beste Bühnenpräsenz des Abends vorzuweisen hat – notabene trotz der bemerkenswerten Ausstrahlungskraft von Fernanda Lira.

Was Aborted ebenfalls als Headliner abhebt, ist der mächtige Gebrauch jeder Menge Nebel. Zusammen mit dem aufblitzenden Licht spielen die Deather so in einer schnell wechselnden Farbkulisse, welche zusammen mit den tight gespielten Songs und der Wirkung ihres Frontmanns ein wenig darüber hinwegtäuscht, dass die Abmischung im Vergleich zu den ersten beiden Bands zwar etwas besser, doch leider auch noch lange nicht perfekt ist.

Die Setlist – Aborted

  1. Dreadbringer
  2. Retrogore
  3. Brotherhood Of Sleep
  4. The Origin Of Disease
  5. Infinite Terror
  6. Deep Red
  7. From A Tepid Whiff
  8. Death Cult
  9. The Shape Of Hate
  10. Insect Politics
  11. Threading On Vermillion Deception
  12. The Saw And The Carnage Done
  13. Hecatomb

Das Fanzit – Aborted, Crypta, The Zenith Passage

Dreissig Jahre nach ihrer Gründung hauten Aborted an einem Donnerstagabend mal schnell einen sackstarken Death Metal-Auftritt hin. Gefühlt riss Fronter Sven de Caluwé die Show alleine, so sehr beherrschte sein Charisma den Raum. Zuvor war als Auftakt mit The Zenith Passage ein äusserst überzeugender Tech Death-Act am Start, bei dessen Musiker man über das präzise Timing nur staunen konnte. Crypta, welche den mittleren Slot übernahmen, wirkten auch mit Ersatzfrau Helena Nagagata an der Klampfe routiniert wie immer und gewannen das Publikum mit ihren eingängigen sowie mit vielen Emotionen gespielten Songs. Neben der bemängelnswerten Soundqualität ist das einzige Manko, dass Organectomy wegen eines nächtlichen Raubs den Auftritt in der Schweiz absagen mussten.


Wie fandet ihr das Konzert?

29.12.2025
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