Metalinside.ch - Tag 2 - Sweden Rock Festival 2019 - Foto Friedemann
Mi–Sa, 5.–8. Juni 2019

Sweden Rock Festival 2019 – KISS, HammerFall, Amon Amarth, Arch Enemy u.v.m.

Norje (Sölvesborg, SE)
/ 14.11.2019

Einmal Sweden Rock, immer Sweden Rock?

Es soll Leute aus der Schweiz geben, die schon 17 Mal in den Norden ans Sweden Rock Festival gereist sind. Für die trifft der obige Titel sicher zu. Ob er für mich und meine Truppe zutrifft, wird sich wohl bei unserem zweiten Besuch nach 2018 entscheiden.

Bisher sprach ja fürs Sweden Rock einerseits die vielgepriesene familiäre Atmosphäre. Hammer Line-ups und doch nicht dicht gedrängt. Genau das haben wir letztes Jahr bei unserem ersten Besuch jedoch nur teilweise erlebt (siehe Review Sweden Rock Festival 2018). Iron Maiden und Co. sorgten für einen neuen Besucherrekord. Eine solch grosse Nummer findet man im diesjährigen, wiederum durchaus sehens- und hörenswerten Line-up, nicht. Dachte ich zumindest. Aber da hab ich die Pausenclowns von KISS wohl etwas unterschätzt. Gut, man hätte es ja wissen müssen, wenn man das eher ältere Publikum am Sweden Rock Festival in Betracht zieht. Trotz diesem trumpft aber auch in diesem Jahr das Festival in Südschweden vor allem mit einer fast unerreichten Breite an Genres und Generationen an Bands auf. Von seichtem Fossilien-Rock aus der Jura-Zeit – damit mein ich jetzt nicht einmal Krokus, die ja zumindest geographisch aus dem Juragebiet stammen – bis zu aktuellstem Disco- und Black-Metal.

Anreise zum Sweden Rock

Die Anreise zu früher Stunde, sehr früher Stunde – wir reisen erst am Donnerstag an, weil Kollege Roman sich das Rammstein-Gefeuere am Tag zuvor in Bern nicht entgehen lassen wollte (siehe Review und Fotos) – klappt soweit schon mal gut. Wir parkieren unser Auto im Langzeitparking des Flughafens Züri-Kloten. Dies zu einer Zeit, während die Minute des Boardings bereits tickt. Aber wer mich kennt, weiss dass uns dies nicht besonders nervös macht (zu diesem Thema gibt’s übrigens eine schöne Live-Story …).

Landen in Kopenhagen, mit einem Zug über die Öresundbrücke (hybridisch auch Øresundsbron) und willkommen geheissen am Bahnhof von Hyllie durch den freundlichen Herrn, Chef und Besitzer der Camper-Vermietung. Er erkennt uns sogar noch vom letzten Jahr. Wir werten das jetzt mal positiv.

Den Einführungsfilm für das Wohnmobil schenken wir uns als alte Camper-Hasen nach unserer ersten und bisher einzigen solchen Erfahrung vom letzten Jahr 😉. Mit dem kleinen Nachteil, dass wir erst am Sonntag kurz vor der Rückfahrt den Kühlschrank einschalten, nachdem wir zuvor drei Tage diskutierten, ob er jetzt wirklich genügend kühlt oder nicht. Nun, das Bier war nur halbwarm. Zu unserer Verteidigung: Der sympathische Herr Vermieter hat uns bei der Abfahrt voller Stolz mitgeteilt, dass der Kühlschrank schon eingeschaltet sei. Das nächste Mal schauen wir den Einführungsfilm mit ihm zusammen.

Und natürlich sagt er noch mit einem schelmischen Grinsen, dass heute der Flaggen-Tag – der Nationalfeiertag – der Schweden ist. Mit der Konsequenz, dass die staatlichen Alkläden (Systembolaget) natürlich geschlossen haben. Was für ein «Süü-Päch» (Schweine-Pech), letztes Jahr sind wir ja ein paar Tage früher angereist und haben es auch grad auf den Fahnentag geschafft. Somit gibt es halt wieder Mal nur 3%-Bier vom Supermarkt. Aber eines haben die Schweden trotz des staatlichen kontrollierten Besaufens: Die coolsten Bierdosendesigns weit und breit. Da vergisst man fast ein bisschen, dass man lehrlötiges trinkt.

Der Einkauf im Supermarkt klappt dann soweit wieder ganz gut, wenn man bedenkt, dass wir vier hungrige Nasen mit unterschiedlichen Gelüsten sind. Auf jeden Fall gibt es am Ende einiges weniger an Resten als im letzten Jahr, nach einem u.a. Coci-Einkaufs-Verbot. Die rund zweistündige Hinfahrt auch. Und ganz routiniert verpassen wir die ersten Sweden Rock-Ausfahrt und rollen das Feld von hinten an, mit der positiven Konsequenz, dass wir nicht im Stau mit denen stehen, die den offiziellen Weg genommen haben. Tja, es geht nichts über Erfahrung oder einfach Unachtsamen-drauflos-Fahrens.

Und schon befinden wir auf unseren Camping Platz, der zu meiner Überraschung eher noch grösser und besser besetzt ist als im letzten Jahr… Ich ging ja von weniger Besuchern des Sweden Rock Festival 2019 aus … Natürlich hilft es auch nicht, dass wir erst gen Donnerstagmittag eintrudeln. Wir sind also noch ein paar Camper-Reihen weiter vom Festival entfernt als im letzten Jahr. Das Gute daran: Man bewegt sich nebst viel Essen und Trinken auch ein bisschen. Es sollen schlussendlich gemäss Big-Apple-Brother im Schnitt pro Tag rund 9 Kilometer sein. Nur schon zum Duschen sind wir ein paar Hundert Meter unterwegs, aber wenn man weiss wo und wann, muss man kaum anstehen und die Duschen sind auch tiptop und immer hat’s schön warmes Wasser.

Super-Donnerstag, 6. Juni 2019

Auch wenn heute doch ein paar für mich spannende Bands auf der Running Order sind, nehmen wir es mal gemütlich. Erstes Raclette mit ein paar Bierchen zelebrieren, bis wir uns dann Richtung Festival-Gelände aufmachen. Beim Abholen meines Medien-Bändeli treff ich prompt Kris, ein fleissiger 70 Tons-of-Metal*-Mit-Cruiser (*siehe Reviews). Der läuft grad mit einem 24er Tray-Bierdosen durch die Gegend. Klar, dass man sich damit oder zumindest ein paar davon zuprostet – obwohl die Bisliwasser sind (= seichwarm) sind, aber wenn man sich schon trifft …

Fotos Sweden Rock Festival Tag 1 – Impressionen & The Generations Army, Blackberry Smoke, Eletric Hydra

Powerwolf – Rock Stage

Dafür verpasse ich einen grossen Teil der Metalmesse von Powerwolf. Also eigentlich hab ich gar nicht soooo Lust auf die doch immer etwas gleiche Show, Sprüche und wohl auch Songs. Zumindest hören sich die halt alle sehr ähnlich an. Ein Zugpferd sind die Deutschland-Selection aber alleweil und so dränge ich mich auch nicht wirklich voll in die Massen und lass mich vor allem akustisch beschallen. Dabei nutze ich die Gunst der Stunde und stell mich mal an den einzigen offiziellen Band-Merch-Stand. Auch wenn man das Gefühl hat, da stehen grad wenig Leute, steht man noch gefühlter eine gute halbe Stunde, bis man nicht nur das Gitter, sondern auch eine Bedienung erreicht hat. Die ist dann aber wie immer Schweden und überhaupt im Norden sehr nett. Ich ergattere mir ein viel zu grosses – ja das gibt’s bei mir auch (noch), vor allem wenn es nur noch XXL hat – Amon Amarth-Shirt. Auch wenn’s nicht wirklich passt, aber den Rückenouter (Backprint) «Hammered at Sweden Rock» musste ich doch haben fürs Greenfield Festival (siehe Review) von nächster Woche. Kurze Zeit später ist das meiste, was irgendwie cool aussieht eh vergriffen.

Fotos Powerwolf – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Krokus – Festival Stage

In der Zwischenzeit oder schon viel länger steht unser Festivalbruder Hene schon ganz vorne bei der Hauptbühne und beisst sich wie gewohnt an dem Absperrgitter fest. Da verkneift sich der Gute auch mal 3, 4 Stunden lang das Wasserlassen (siehe Fotos unten – der mit Maiden-Tattoo …).

Krokus sind bekanntlich auf Abschiedstour. Auch wenn inzwischen bekannt ist, dass die wohl noch – wie immer – ein bisschen länger als angekündigt dauern wird. Ich finds immer noch sackschwach, dass man schon vor dem finalen Konzert im Hallenstadion neue Daten fürs 2020 in Nord- und Südamerika kommuniziert (neuerdings auch in England mit Saxon, März 2020!). Von mir aus müssen sie ja auch nicht aufhören, aber warum so grosskotzig von Final-Show, Steckerziehen reden und dann ist doch nichts dabei? Da fühl ich mich als Fan verarscht und dementsprechend muss ich auch nicht am 7. Dezember 2019 ins Hallenstadion – sondern genehmige mir die Plattentaufe von Infinitas am gleichen Tag in der Hall of Fame in Wetzikon (mehr Infos). Da fühl ich mich mehr als nur Willkommen.

Nun, da werden Chris & Co. wohl nicht fest traurig sein und auch wenn sie aktuell wirklich an jedem noch so kleinen – aber auch ganz grossen – Festival spielen, könnte es heute allenfalls ja wirklich das letzte Krokus-Konzert für mich sein. Auch wenn ich das jetzt nicht ganz so fest glaube.

Nun, genug Herz ausgeschüttet. Ich freu mich jetzt, was kommt. Und das was kommt, kommt pünktlich auf die Minute. Schlag 16 Uhr legen die Solothurner Selection mit einem der grössten Songs nicht nur von ihnen, sondern der gesamten Hard Rock- oder in diesem Falle schon fast Heavy Metal-Geschichte: «Headhunter». Das ist jetzt dick aufgetragen. Aber «Headhunter» ist sicher einer meiner All-Time-Faves von Krokus und mehr. Damit haben sie grad sehr gepunktet bei mir und ich hab schon fast alles vergeben.

Weiter geht’s mit einem der wohl schrägsten Songtitel und Songs überhaupt, die je erfolgreich wurden: «Long Stick Goes Boom». Müsterchen vom Refrain gefällig? Et voilà:

We’re gonna hit it
We’re gonna kick it
We’re gonna break out through the ice
You give us fever 
You give us sweat
You’re gonna make us live it twice
Tonight long stick goes boom

Ich weiss, ich weiss, nie einen Hard Rock-Songtext hinterfragen. Das ist der Hobby-Journi-Fehler-Nummer 1. Da hoff ich jetzt einfach mal, die Textzeile «My stick is tight, my blood is hot» klärt uns richtig auf und der Song ist so dreckig wie er von Storace gesungen wird. Im Gegensatz zu «Headhunter» brauchte ich bei diesem Lied damals länger, bis es mich doch auch packte. Aber das war vor … vielen Jahren (Zahlen lass ich da jetzt mal weg, sonst muss ich auch bald auf Abschiedstour), heute lass ich mich begeistern von diesem Anti-Hit. Und so muss ich sagen, die sechs Jungs haben einen guten Start hingelegt.

Doch so stark dieser war, so lahm wird’s mit so Mid-Tempo-Nummern wie dem Cover «American Woman» (gut, der wurde früh von Krokus eingemeindet), aber «Rock n’ Roll Tonight» und «Winning Man» sind schon eher etwas lahmer Durchschnitt und so flacht die gute Stimmung vom Anfang schnell ab. Auch die Band selbst verliert sich schon fast ein bisschen auf der grossen Bühne. Da sollen noch Bands in ähnlich hohem Alter folgen, die die viel besser nutzen. Die Krokusse verblühen fast ein bisschen in der Tiefe der Festival Stage. Warum kommen sie nicht mehr nach vorne an die Sonne? Getrauen sie sich nicht? So ist der sonst schon grosse Abstand einer Festivalbühne zum Publikum noch grösser und die Funken fliegen einfach zu wenig weit, dass da vor der Bühne ein Flächenbrand entstehen könnte.

Etwas Hoffnung kommt jedoch mit von Marc Storace geschriebenen «Hellraiser» auf. Zu meiner positiven Überraschung spielen sie also auch einen Song vom gleichnamigen Album, bei dem nur Storace von der «Ur»-Form dabei war (gut Mandy Meyer gehört auch schon fast zu diesem exklusiven Kreis). Für mich war dies ein Hammeralbum; nebst «Hellraiser», sind darauf geniale Ohrwürmer wie die Ballade «Angel Of My Dreams» oder die Granate «Spirit Of The Night». So oder so war «Hellraiser» das letzte gute Krokus-Album. Dies vor der Wiedervereinigung der Ur-Formation, bei der eben Mandy auch noch mittun darf. Die Erwartungen waren damals – wohl vor allem auch von mir – viel zu hoch. Krokus konnte diese sowohl im Studio als auch live in meinen Augen und Ohren nie (mehr) erfüllen.

Das unsägliche «Hoodoo Woman» folgte nicht nur als Album auf «Hellraiser», sondern heute auch als Song in der Setliste. Und ja, ich geb’s zu, er sorgt bisher für am meisten Stimmung. «Fire» anschliessend ist zwar jetzt nicht das, was es funkenmässig verspricht, aber natürlich ein extrem geiler Klassiker und der würde ja in jede Setliste passen, wenn vorher ein paar Granaten abgefeuert werden, so dass anschliessend das entstehende Feuer gemütlich besungen und genossen werden kann. Aber so weit sind wir noch nicht. So richtig, richtig traurig wird es schliesslich mit «Rockin’ In The Free World». Ich weiss, hier auf Metalinside.ch steht es schon sicher 100mal geschrieben, aber wer weiss, vielleicht kommt es das 101. mal in Solothurn an:

Liebe Krokus, ich zieh täglich meinen Hut, vor dem was ihr erreicht habt. Ihr habt wohl mehr Tonträger als Judas Priest verkauft. Das wird keine Schweizer Band jemals toppen und vor allem habt ihr Dutzende Hammersongs und weltweite Klassiker in eurem Backkatalog. Drum warum um Rockhimmelswillen spielt ihr immer diese so abgelutschten Covers? Ich weiss, ein paar finden das ja glaub toll und singen auch schön mit. Aber das würden sie noch viel mehr bei eurem eigenen Liedgute. Dass eine junge Band mit noch wenigen eigenen Songs ihr Live-Set-Listen mit Covers aufpeppen und auffüllen müssen, das versteh ich, aber nicht bei Legenden wie euch mit vollen Köchern.

Wer’s nicht glaub, wie Krokus live abgehen können, der soll sich mal das supergeile Live-Doppel-Album «Fire And Gasoline» reinziehen. Übrigens, mit u.a. Live-Aufnahmen vom Sweden Rock Festival 2003 …

Ein absoluter Aktivposten ist jedoch Italian Stallion Flavio Mezzodi an den Drums. Der bearbeitet seine Felle ganz hardrockuntypisch sehr aktiv inklusive Double Bass-Salven; dennoch müsste das Drumsolo mit dem so abgedroschenen «Drummer: Bum-Tätsch-Bum; Publikum: Hey» bei einem 75minütigen Festival-Set definitiv nicht sein. Ebenfalls auf der Habenseite haben wir ein immer wieder mal hörbares Gekrose, dass den Auftritt der Schweizer während dem ganzen Konzert begleitet. Der Sound wäre ansonsten absolut OK.

Der Abschluss ist wieder versöhnlich. «Bedside Radio» bringt endlich den erhofften Flächenbrand. Da fühlt sich ein fast jeder bei diesem Senioren-Festival in seine Jugend versetzt. Krokus sollte den Mut haben, mal mit «Bedside Radio» ihr Set zu starten oder zumindest im ersten Drittel zu bringen. Würde dort sicher mehr auslösen, als ein «Live For The Action» im Zugabenblock….

So bevor ich jetzt noch weiter rumstänkere: «Heatstrokes» ist der würdige und perfekte Abschluss, während «Easy Rocker» zuvor der stimmungsmässige Höhepunkt war. Krokus haben im Grossen und Ganzen erfüllt. Aber nicht mehr. Doch mehr wäre möglich. Ich wünschte es mir zumindest. Vor allem wenn man eben auf gleicher Bühne später Bands wie Def Leppard oder Saxon erlebt. Die für meinen Geschmack viel weniger packende Songs im Gepäck haben, mich aber trotzdem mehr packen, als es Krokus heute geschafft haben.

Dennoch frage ich mich am Ende des Sets, wieso wollen Krokus überhaupt aufhören? Die Art von Musik kann man easy auch noch im hohen Alter spielen, wie viele Haudegen und Compagnons laufend unter Beweis stellen. Trotz aller Kritik – die ja stark auf die Setliste zielt und die ist ja auch immer Geschmackssache – fände ich es schade, wenn wirklich irgendwann im nächsten Jahr Schluss ist. Was ich aber immer mehr bezweifle, dass dem so sein wird.

Setliste Krokus – Sweden Rock Festival 2019

  1. Headhunter
  2. Long Stick Goes Boom / Pinball Wizard
  3. American Woman (Cover)
  4. Rock ’n‘ Roll Tonight
  5. Winning Man
  6. Hellraiser
  7. Hoodoo Woman
  8. Fire
  9. Rockin‘ in the Free World (Cover)
  10. Bedside Radio
  11. Easy Rocker
  12. Live for the Action
  13. Heatstrokes

Fotos Krokus – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Arch Enemy – Rock Stage

Nach Krokus kommt für mich gleich anschliessend ein weiteres Pflichtprogramm am Sweden Rock Festival 2019. Einmal längs über das Infield und schon stehen wir vor der Rock Stage und darauf schon bald die Schweden Selection Arch Enemy. Und sie markieren gleich mit «The World Is Yours» deftig Präsenz. Schon sehr geiles Riff und überhaupt das ganze Teil. Während Krokus auf Abschied sind, gehören Arch Enemy zur aktuellen Garde des populären Melodic Death Metals.

Populär sind AE definitiv, auch wenn sie sich in den letzten Monaten nicht grad einen Sympathie-Bonus erarbeiteten. Ein Fotograf, der sich für seine Rechte gegenüber der Band und seinem Bild wehrte, löste einen regelrechten Shitstorm aus. Diesen erwischte die Band so ziemlich auf dem falschen Fuss. Also eigentlich vor allem die aktuelle Sängerin Alissa-White Gluz und ihre Vorgängerin und heutige Band-Managerin Angela Gossow. Die beiden Mädels haben in der Kommunikation über ihre Social Media-Kanäle so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann und dabei ein arrogantes, abgehobenes Image zementiert. Ich war damals positiv überrascht, wie sich die Fans auf die Seite des Fotografen stellten und nicht einfach blind den doch krassen Aussagen wie „Du wirst nie mehr an einem Festival fotografieren, wo wir spielen“ der Band folgten.

So bekam AE – so geil ich ihren Sound immer fand – auch wegen anderem eher sagen wir mal komischen Verhalten, dass einem das Gefühl gab, dass die Band mit reichlich Rockstar-Allüren gesegnet sei, auch bei mir einen schalen Nachgeschmack. Natürlich, wo Erfolg ist, ist auch der Neid nicht weit. Wenn die Frontfrau noch gut aussieht und mit ihren blauen Haaren sofort von jedem erkannt wird, ist es ein schmaler Grat, auf dem die Band wandert.

Doch der Sound ist zu gut und ich wohl zu wenig nachtragend, dass ich der Band und vor allem Alissa wieder mal eine Chance geben will und so stehe ich doch mit grosser Vorfreude auf was kommt vor der Rock Stage. Und wie schon erwähnt, besser hätten die Schweden in ihr Set nicht starten können als mit dem verdammt geilen Kracher «The World Is Yours». Und als ich schon früh ein Lächeln bei Alissa erkenne und sie nicht auf arrogante Rockstar-Göre macht, hat sie mich und wohl auch das ganze Sweden Rock Festival Publikum im Sack. Mein erster Gedanke ist, dass die Dame auf Wiedergutmachung aus ist und ihr Image wieder aufpolieren will. Und das schafft sie heute mit Bravour. Sie hat ein Dauersmile drauf und schafft es gar, die Menge ihre Arme im Takt hin und her zu schwenken, so wie bei einem Helene Fischer-Konzert. Das ist schon fast etwas grenzwertig an einem Melo-Death-Gewitter. Aber die «oohohohohos» der Fans sorgen schon für Hühnerhaut-Stimmung. Helene hin oder her.

Während Alissa heute sympathisch wie nie zuvor rüber kommt, spielen ihre Musikerkollegen in gewohnt bestechender Qualität die messerscharfen Riffs und harten Beats. Bandgründer und Mastermind Amott und seine Mitschredder schien den Shitstorm ja auch nicht zu betreffen. Die beiden Mädels haben diesen mehr oder weniger komplett auf sich konzentriert.

Alles in allem machen Arch Enemy mit dem absoluten Afterburner «Nemesis» zum Schluss inklusive alles richtig. Ein starkes erstes Ausrufezeichen vom Sweden Rock Festival 2019! An diesem Auftritt müssen sich die anderen messen, wenn sie zum Festival Highlight erkoren werden wollen.

Notiz am Rande: Alissa wie immer figurbetont unterwegs, trägt an den Armen kleine Fledermaus-Flügel. Gilt dies als Referenz an Gene Simmons?

Die Kollegen von Kris schauen auch bei AE, dass ich innerlich nicht austrockne. Schön, wenn man einen Bierlieferservice in den Pit hat. Ich revanchiere mich natürlich auch entsprechend. Aber vorerst zoll ich Tribut an den Hopfensaft: Bislipause.

Setliste Arch Enemy – Sweden Rock Festival 2019

  1. The World Is Yours
  2. Ravenous
  3. Stolen Life
  4. War Eternal
  5. My Apocalypse
  6. You Will Know My Name
  7. Under Black Flags We March
  8. Dead Eyes See No Future
  9. The Eagle Flies Alone
  10. First Day in Hell
  11. As the Pages Burn
  12. No Gods, No Masters
  13. We Will Rise
  14. Nemesis

Fotos Arch Enemy – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Amon Amarth -Rock Stage

Was kann den Auftritt von Arch Enemy toppen? Da braucht es natürlich bombastisches Geschütz. Und das fahren die einheimischen Wikinger von Amon Amarth wie gewohnt auf. Natürlich hinterfrage ich jetzt auch heute nicht die Hörner am überdimensionalen Wikingerhelm, welches praktischerweise grad als Schlagzeugpodest dient. Und ich hüte mich auch heute davor, den Melo-Death von AA als Wikinger-Metal zu bezeichnen. Wer will schon Thors Hammer von Oberwikinger Johann Hegg auf den Deckel kriegen?

Wobei, so richtig zutrauen würde ich es dem Hünen aber doch nicht. Sein breites Grinsen mit schönen roten Samichlausbacken verrät immer wieder, dass hinter den deftigen Growls ein todlieber Zeitgenosse steckt (siehe dazu auch Video-Interview mit Johan).

Wie Arch Enemy starten Amon Amorth sackstark in ihr Set. Im Gegensatz zu AE jedoch nicht mit einem aktuellen «Hit», sondern einen Klassiker, der sonst eher im Zugabenblock gespielt wird: «The Pursuit Of The Vikings». Gefolgt vom deftigen Riff-Monster «Deceiver Of The Gods».

Wo vor kurzem noch Krokus auf der Bühne standen, haben die Wikinger die Eidgenossen definitiv in die Flucht geschlagen. Schon unglaublich, wie es Amon Amarth mit Melodic Death Metal schaffen, eine bedeutend stärkere Stimmung hinzukriegen als Krokus mit ihren mitsingbaren Hardrock-Klassikern. Kein Vergleich ist die Ausstrahlung, Power und Wirkung der Schweden gegenüber den Schweizern. Nach ein paar empfindlichen, knappen Niederlagen in den letzten Jahren an den Weltmeisterschaften von Eishockey und Fussball, sind sie Nordmänner hier ganz klar der Sieger ohne Wenn und Aber.

Und die Wikinger sind in den Songs, im Bühnenbild und den wechselnden Backdrops sowie immer wieder mit Protagonisten auf der Bühne omnipräsent. Viking-Metal halt 😉.

Ich könnte euch jetzt noch seitenlang vorschwärmen, aber lass ich labiles Kamel mich von den Wikingern immer wieder verführen und mitreissen, so dass der Gerstensaft in meiner Schreibhand seine Wirkung entfaltet und ich Wochen später meine eigenen Notizen nicht mehr entziffern kann. Nur so viel schaff ich grad: «Es wird gestampft, gegrowlt und gehüpft. Dass die Stimmung so gut sein wird, hätte ich nicht gedacht.» Und dass «Raven’s Flight» von der neuen Scheibe ziemlich abgeht, aber das Finale mit «Guardians of Asgaard» , «Raise Your Horns» und schliesslich dem absoluten Überknaller «Twilight Of The Thunder God» schlicht auch mit neuen Songs nicht getoppt werden kann. Ja, Leute, glaubt mir, es war einfach verdammt geil!

Setliste Amon Amarth – Sweden Rock Festival 2019

  1. The Pursuit of Vikings
  2. Deceiver of the Gods
  3. First Kill
  4. The Way of Vikings
  5. Asator
  6. As Loke Falls
  7. Crack the Sky
  8. Legend of a Banished Man
  9. War of the Gods
  10. Death in Fire
  11. Shield Wall
  12. Raven’s Flight
  13. Guardians of Asgaard
  14. Raise Your Horns
  15. Twilight of the Thunder God

Fotos Amon Amarth – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Tenacious D – Rock Stage

Und weiter geht’s im jetzt wieder mal etwas gemütlicheren Takt mit Oberblöddel und -Barde in einer Person Jack Black («School of Rock») und mit seinem nicht minder witzigen Wampenkumpel Kyle Gass. Im Duo und heute mit ein paar Mitmusikern seit 1994 als Tenacious D unterwegs. Nebst den Grimassen, Jack vs. Kyle Necker- und eben Blödeleien sind die akustische Gitarre von Kyle und die Stimme von Jack (ab und zu auch mit akustischer Gitarre) die wichtigsten Zutaten von Tenacious D. Und all diese Zutaten beherrschen sie perfekt. Insbesondere der klassische ausgebildete Sänger Black hat es gewaltig drauf. Also durchaus ernstzunehmend – auch wenn sie alles dafür tun, um genau das zu vermeiden.

Nun, die Geschichte ist witzig anzuschauen aber mit der Zeit auch etwas eintönig. Der Höhepunkt ist definitiv nicht nur ihr, sondern wie der Songtext vorgibt, der beste Song der Welt – auch wenn es der Legende nach nur ein Tribute an den besten Song der Welt ist («Tribute»), weil sie sich nicht mehr an das Original erinnern können, welche sie dem Teufel vorspielten. Alles klar? Na ja, sonst nachhören (Video Link) oder nachschauen in ihrem Film «Tenacious D in The Pick of Destiny».

Alles in allem besser als erwartet. Den Rest meiner Notizen kann ich leider nicht mehr entziffern. Das war wohl mein Tribut an den Teufel Alkohol.

Fotos Tenacious D – Sweden Rock Festival 2019

Def Leppard – Festival Stage

Die Engländer gehören zu den Hard Rock Bands aus den 80ern, zu denen ich nicht wirklich einen Bezug habe. So höre ich heute den einen oder anderen Song wie «Let’s Get Rocked» mit dem Effekt: «Ah bini deppard? Der ist auch von denen ?!?» Die Show ist wirklich gut. Die Band wirkt sympathisch und zeigt, warum sie zu den ganz Grossen – in den 80ern – gehören. Und da muss ich halt wieder mit Krokus vergleichen; die ja übrigens mal Vorband auf der grossen Def Leppard Pyromania-Tour in den USA waren und so vor bis zu 80’000 Leuten spielten. Und es auch jeden Abend ein bisschen mit der Band verbockte, weil Storace immer wieder auf den oberen Bereich der Bühne ging, die eigentlich für die Vorband tabu war. Gemäss Chris von Rohrs Buch «Hunde wollt ihr ewig rocken» war das ja der Anfang der ersten Trennung … und Krokus wurden aus der laufenden Tour verbannt. Das hätte damals der ganz grosse Durchbruch werden können, welcher jedoch an den Egos und Intelligenz der einzelnen Protagonisten scheiterte.

So cool wie Def Leppard in das Set startete und auch mich grad packten, so schnell wird’s bald auch etwas langweilig. Es hört sich halt schon verdammt alles gleich an. Da hätte Krokus doch mehr Abwechslung und aus meiner Sicht auch Hits zu bieten. Gute Songs schreiben ist halt leider nur die halbe Miete. Def Leppard kompensiert den schwächeren Backkatalog locker mit einem um Welten engagierteren Auftritt. 1:0 für die Engländer.

Irgendwann hab ich es aber gesehen mit Def Leppard. Mit Hard Rock bin ich halt sehr schwierig über eine längere Zeit zu packen. Zu offensichtlich, zu eintönig ist mir das Ganze meist. So schau ich mal, was sonst grad noch läuft am Sweden Rock Festival 2019 …

Fotos Def Leppard – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Scarlet – Rockklassiker Stage

So lande ich bei den Schweden Scarlet. Optisch anziehend zeigen zwei Mädels an der Mikro-Front dem vermeintlich starken Geschlecht wo Thors Hammer hängt. Mit Hotpants, Skull-Faces und etwas blutverschmiert, macht man keine Gefangenen. Da wird ein männliches Bandmitglied schon mal ziemlich derb auf der Bühne verklopft. Ich hoff, der muss da nicht bei jeder Show der Schweden hinhalten. Die Männer dürfen allgemein nur die Instrumente bedienen, der Rest ist in Frauenhand. Inklusive lasziv tanzender weiteren Mädels auf der Bühne.

Also optisch toppt das die alten Säcke der 80er Bands schon. Soundmässig wird es als Melodic Metal bezeichnet – mit doch brachialen Elementen drin. Oft wohl auch als Modern und Alternative Metal bezeichnet. Hat auch was von «In This Moment», auch wenn Maria Brink & Co. schon noch ein paar Etagen höher einzuquartieren sind.

Nichtsdestotrotz, Scarlet würde ich gerne mal länger live erleben und entdecken. Jetzt ist aber schon Schluss – im Nachhinein hätt ich mehr Scarlet Def Leppard vorgezogen. Halbe Stunde Def Leppard hätte gereicht. Ich weiss, jetzt werde ich im Gedanken von vielen Lesern mit alten Tomaten und faulen Eiern beworfen (danke, dass es beim Gedanken bleibt), aber ich bin halt zu wenig mit dem ganzen 80er Hard Rock aufgewachsen … Schlimmer sollte es morgen mit KISS werden … aber Pssst.

Fotos Scarlet – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Slayer – Rock Stage

… bei den Big4 Thrashern, sollte ich mich zumindest auf Papier schon heimischer fühlen, als bei den 80er Glam- und Hardrockern. Also eigentlich wurde ich ja vor allem mit Thrash infiziert und auf die Metal-Welt losgelassen. Aber da gibt es zwei grosse Ausnahmen in meinem Palmarès … Megadeth und … genau, Slayer. Die Kalifornier konnten mich weder albummässig noch live jemals packen.

Doch heute sind sie die letzte Band am ersten Festivaltag und für mich wohl auch die letzte Möglichkeit, mich zumindest live mit Tom, Kerry & Co. zu versöhnen. Aber selbst das ganze Bier, welches ich inzwischen intus habe, reicht nicht. Ich kann deren Sound nicht mal guttrinken. Alles um mich herum schwärmt, geht ab, nur ich steh da ein bisschen verloren da. Tut mir leid, aber ich find’s einfach langweilig. Kein Vergleich mit Kreator letztes Jahr an gleicher Stätte und etwa gleicher Zeit. Die haben damals die Bühne auseinandergenommen und brutal geliefert. Nun, jetzt kommt wohl die ganze Hühnerschar auf mich geflogen, drum hör ich besser auf und sag nur so viel: Slayer hat beim Publikum abgeräumt … ausser bei mir.

Das Fanzit – Donnerstag am Sweden Rock Festival

Es gab heute musikalisch für mich einige Highlights. Die ganz grossen Abräumer waren für mich Amon Amarth und Arch Enemy. Positiv überrascht, wenn auch nicht über eine ganze Konzertlänge, haben Def Leppard und Tenacious D. Eher enttäuscht haben – weil ich wohl einfach schlicht zu viel erwartete – Krokus.

Zum Festival selbst: Grundsätzlich wieder alles top organisiert, alles klappt, Food und Bier ist fein, die Schweden lustig wie eh und je … und auch gefühlt alle sturzbetrunken. Unsere Hoffnung, dass wir dieses Jahr doch noch ein familiäres Sweden Rock Festival erleben, hat sich nicht erfüllt. Es sind annähernd gleich viel Leute auf dem Gelände und mit den torkelnden Schweden ist das definitiv zu viel. Wer mit Kreditkarte zahlen will, steht auch überall an, während bei den «Cash»-Kassen gähnende Leere herrscht. Was mich im Land der Plastikkarte doch sehr überrascht. Man hat so etwas das Gefühl, dass die weltweit präsente Ami-Agentur Live Nation, die sich vor zwei, drei Jahren auch das Sweden Rock Festival unter die Nägel rissen, hier die Zitrone etwas zu stark auspresst. Familiär ist definitiv kein Attribut mehr, mit dem sich das Festival schmücken kann.

Nun, ich trink jetzt mal aus und torkle ganz schwedisch zu unserem Camper. Der war auch schon einfacher zu finden 😉.

Sweden Rock Festival – Freitag, 7. Juni 2019

Fotos Sweden Rock Festival 2019 – Impressionen Tag 2 (Friedemann)

Burning Witches – 4Sound Stage

Nach der sehr frühen Anreise am Tag zu vor und einem doch etwas intensiven ersten Festivaltag, hätte ich gerne etwas länger geschlafen… aber Mann ist solidarisch mit den weiblichen Landsfrauen von Burning Witches. Und so mach ich was, was ich sonst nie machen würde: Ich gehe ungeduscht und unhaargewascht aufs Festivalgelände. Da fühl ich mich doch verdammt unwohl, wenn auch das für viele Standard an einem Festival ist. Ohne meine Morgendusche geh ich eigentlich nicht aus dem Haus, Camper, Zelt oder was auch immer.

Nun, Duschen liegt definitiv nicht mehr drin, wenn ich Burning Witches als erste Band des Tages bereits von Anfang an um 11.30 Uhr sehen und hören möchte. Als ich mich aufraffe und das Gelände erreiche, höre ich sie schon mal. Ich bin zwei, drei Minuten zu spät, man tue mir verzeihen, aber Zähneputzen musste einfach noch sein. Was sich später noch auszahlen sollte …

Da steh ich nun, Friedemann ist auch schon fleissig im Graben, und bin … begeistert. Wenn natürlich auch immer etwas Schweiz- und Frauenbonus dabei ist, sie sind um Welten besser, als ich sie zum ersten und letzten Mal als Vorband von Nervosa in der Schüür (Luzern) erlebte (siehe Review). Damals hatte ich wohl einfach zu viel erwartet, weil ich deren Debutscheibe schon verdammt geil fand. Live kam es aber noch nicht ganz so rüber wie ab Konserve. Heute spürt man die zusätzliche Live-Erfahrung und die Mädels geben sofort Vollgas und packen das Publikum zu früher Stunde, so gut es halt die brennende Sonne und Tageszeit zulässt.

Nebst Friedemann gesellt sich Damir – Ehemann von Romana und Motivator der Witches sowie neuer Destruction-Gitarrist – zu mir und fragt mich, ob mir was auffalle. Ich sag mal höflich, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten, dass alles ein, zwei Spuren professioneller sei, als ich sie zum letzten Mal erlebte … und dass Seraina eine neue Frisur habe. Das hatten nämlich Friedemann und ich grad vorher noch diskutiert. Als ob das relevant wäre, aber irgendwas war halt anders. Und das ist es … Damir sagt mir mit einem fetten Grinsen, das ist nicht Seraina. Seraina sei nicht mehr in der Band. Ich mach mal mein Mund besser wieder zu, nach einer gefühlten Ewigkeit. Was? Seraina nicht mehr in der Band? Wie das denn? Ist denn nicht grad sie der Kopf der Band? Ist es nicht ihre Stimme und Präsenz, die die Band dorthin brachte, wo sie heute nach ihrem kometenhaften Aufstieg steht? Uiuiui, der typische Schweizer Bazillus «Banderfolgtöterlis» hat wieder mal zugeschlagen.

Doch halt, ich steh ja da und fand das bisher gesehene und gehörte ja durchaus gut. Und das hören bzw. lesen Schmier und Damir natürlich gerne, ja sogar noch besser. Wobei, das bezieht sich ja auf die ganze Band. Nun, es steht heute ein Seraina-Klon aus Holland Namens Laura auf der Bühne. Die singt heute grad ihre erste Live-Show mit den Witches … und das Krasse oder sagen wir mal das Geniale dabei, keiner merkt’s. Stellt euch vor, Judas hätte ohne Ankündigung Rob Halford ausgewechselt und keiner hätte es gemerkt …

Die blonde Laura sieht der blonden Seraina auf der Bühne – wenn auch etwas offenherziger gekleidet – schon sehr ähnlich. Einzig die Dreadlocks und die eine oder andere Farbe in den Haaren fehlen bei Laura. Auch die Stimme ist ähnlich. Da hatte man einen absoluten Glückstreffer gelandet, ansonsten wäre es wohl das Aus gewesen für die aufstrebende Band. Und das Gute dabei, man muss eigentlich keine neuen Bandfotos machen, die beiden gleichen sie ja fast bis aufs Haar.

Schmier kommt angerannt und sagt Damir, dass Gitarristin Sonja ausgekabelt sei. Damir – der Mann für alles bei den Witches – rennt auf die Bühne, packt ein Kabel aus und stöpselt die Dame bzw. ihre Gitarre wieder ein. Problem gelöst. Da gesellt sich Dani Beck zu uns mit einem fetten Grinsen wie wohl immer am Sweden Rock Festival. Ich mach jetzt das gleiche Spielchen mit ihm und frag ihn ebenfalls, ob ihm etwas auffalle. Er meint, Seraina habe die Haare anders … Absoluter Insider – bis jetzt wusste fast noch niemand von dem Wechsel an der Gesangsfront – wie ich bin, sag ich mit einem ebenfalls breiten Grinsen: «Das ist nicht Seraina». Das Rösslispiel beginnt von vorne und Dani glaubt es kaum. Kurze Zeit später seh ich einen Post von ihm auf Facebook, mit einem Bild von Laura … und dem Insiderwissen. Tja, so schnell machen die News die Runde 😉.

Inzwischen ist der Wechsel ja offiziell und schon erstaunlich, wie wenig das zu reden gab. Besser wird eigentlich nur im Eishockey fliegend gewechselt.

Laura macht die ganze Sache heute wirklich top. Sie harmoniert perfekt mit der Band und hat die Songs schon sehr gut im Griff. Aber auch der Rest der Band hat wie schon erwähnt einen schönen Zacken zugelegt in den letzten 10 Monaten, seit ich sie zum letzten Mal sah. Im speziellen Bassistin Jeanine, die wirkte in der Schüür noch etwas verloren auf der Bühne und vor allem sehr unsicher mit ihren Posen. Da sind definitiv Welten dazwischen. Aber hey, wen verwunderts, die Band war von 0 auf 100 und sofort im Rampenlicht. Da schaut man automatisch halt sofort jede noch so kleine Unsicherheit.

Damir kriegt am Bühnenrand mitgeteilt, dass die vorgegebene Spielzeit kurz vor Ablauf ist. Ein bandinterner Gebärdendialekt tritt sofort in Aktion. Die Band gibt noch richtig Gas, muss aber die Info erhalten, dass sie abklemmen, sonst macht es jemand anders am Mischpult. Somit ist der Schluss etwas abrupt, aber wenn man dabei Damir nicht beobachtete, hat man kaum was mitgekriegt, dass dies nicht so gewollt war. Auch da sieht man doch eine gewisse Routine und man kommt nicht so schnell aus der Ruhe.

Übrigens, Damir meinte noch, ich rieche gut. Also «speziell» um genau zu sein. Ich denk schon, ui, meine fehlende Dusche ist die Basis des nächsten Gerüchts … doch er meint es durchaus positiv und bezieht sich dabei auf meine Mundhygiene. Also Leute, wenn’s mal zum Duschen nicht reicht, Zähne putzen und ihr habt auch den härtesten Gitarristen im Sack. Also, ihr Groupies da draussen …

So, das war doch mit dem schönsten Heavy Metal weit und breit ein guter Einstieg in den neuen Festivaltag. Ich gehe jetzt mal Duschen und Haaren waschen. Burning Witches, ich verspreche euch, das nächste Mal komme ich wieder geduscht an eure Show.

Fotos Burning Witches – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

The Night Flight Orchestra – Sweden Stage

Wobei, gleich nebenan spielen nach den Witches die neue Airline am Rock-Himmel. Die Schweden-Air The Night Flight Orchestra. Die Flightcrew besteht u.a. aus Soilwork Sänger Björn Strid und Arch Enemy Bassist Sharlee D’Angelo. Die Band bietet mit ihrem Flugzeug-Crew-Look inklusive Backgroundsängerinnen aus einer Zeit, in der man den Saftschubsen noch Stewardess sagte, durchaus auch was fürs Auge. Und ihr Adult Orientated Rock (AOR) ebenso durchaus auch was für die Ohren. Gefällige Sache, aber ganz bis zum Schluss bleib ich nicht, ich muss jetzt … genau, duschen!

Aber vorher noch ein Raclette. Dann duschen.

Fotos The Night Flight Orchestra – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Das Line-up am Nachmittag ist jetzt nicht so 100% mein Ding. Drum wird etwas länger geduscht und vor allem beim Camper gemütlich mit meinen Festivalfreunden ausgiebig raclettiert. Doch Friedemann ist fleissig mit seinen Lichtbildmaschinen unterwegs:

Fotos Thundermother, Lisa Lystam Family Band,  Axel Rudi Pell, Uli Jon Roth, Royal Republic – Sweden Rock Festival 2019

ZZ Top – Festival Stage

Der nächste Fixtermin sind jedoch die unermüdliche und wohl coolste Band des Planeten: ZZ Top. Nicht eine Band, die ich jetzt stundenlang ab Konserve hören möchte, aber live rocken sie jeden Blues weg. Dabei keine Bewegung zu viel und keine ohne entsprechende Choreographie. Die beiden Bartlis Billy Gibbons (G) und Dusty Hill (B) an der Front sind noch bewegungsfauler als Farin Urlaub von die Ärzte, aber wenn sie sich bewegen, geht ein Raunen und Staunen durchs Publikum. Mit ihren Sonnenbrillen, Hüten und alldem was sie seit Jahrzehnten auszeichnet, sind sie an Coolness definitiv von niemanden zu überbieten. Übrigens, Fun Fact: der Schlagzeuger ohne Bart heisst Frank Beard 😉.

Spielerisch sind die drei schlicht Top. Unglaublich, was die für ein Soundgewand hinkriegen. Da stimmt nicht nur jede Bewegung, sondern auch Ton. Da wird mal ganz kurz ein Bass- oder Gitarrensolo eingebaut und gut ist. Ganz grosses Kino wird da einmal mehr von den Texaner geboten. Für mich ein weiteres Festival-Highlight und von den «alten» Bands die bisher beste Performance.

Fotos ZZ Top – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Boah, jetzt wird’s auf dem Gelände richtig, richtig voll. KISS heute Abend scheinen noch mehr zu ziehen, als Maiden und Ozzy im letzten Jahr. 2018 bleibt definitiv kein Ausnahmejahr.

Disturbed – Rock Stage

Nach den coolen Texanern spielen Disturbed auf der anderen Seite des Infields. Wie schon erwähnt, heute nicht grad mein bevorzugtes Line-up und so gönne ich mir auch mal eine Band, die ich jetzt sonst nicht grad gross auf der Running Ordner anstreichen würde. Die Amis gehen aber ganz schön ab. Aber wie zu erwarten, nicht ganz mein Sound. Die hochgelobte Stimme find ich persönlich zu penetrant. Dazu kommt, dass wir taktisch nicht grad so gut stehen: Nebst uns Food- und Bierstände. Das gibt Hunger und Gluscht.

Fotos Hällas, At The Gates – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

KISS – Festival Stage

Die dies kennen – «You wanted the best …. the hottest band in the world …» – kriegen jetzt wohl alle spitze Nippel, alle anderen und mich eingeschlossen, verdrehen nach dem ersten Ton die Augen. Bei den Ü50 Besuchern feuchtelts und nicht nur deswegen ergreife ich die Flucht. Nach drei, vier Songs – ich hab’s maximal probiert – halte ich es einfach nicht mehr aus. Der Sound ist grottenschlecht und meist wohl nicht mal live – wie man das schafft so schräg hinzukriegen … – und die Ansagen von Paul Stanley mit extremst überhöhter Stimme lassen mich kapitulieren. Ich muss weg. Tut mir leid, auch wenn jetzt wohl der ganze Hühnerstall inklusive der Bauerstochter auf mich fliegt, aber das geht auch mit den besten Ohrenstöpseln nicht. Da müsste ich meine Ohren komplett versiegeln. You wanted the best, you got the grottenschlechst. Ich bin raus. Und lande …

Fotos KISS – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Batushka – Rockklassiker Stage

… schliesslich beim Black Metal. Ich bin ja alles andere als ein Black Metaller, aber da sind sogar die sonst nicht so meine Töne eine Wohltat für meine Antennen. Doch die Polen von Batushka … sind nirgends zu sehen. OK, der Oberpriester bzw. Sänger sieht man irgendwo übergross hinter einem Altar. Der Rest versteckt sich noch hinterer der eindrücklichen Bühnendeko. Sie sieht man nicht oder kann man nur erahnen hinter all den Stellern, unzähligen Kerzen und weiterem Kirchenzeugs und Accessoires wie Weihrauch. Man wähnt sich in einer Kirche. Der schönste Bühnenaufbau des Sweden Rock Festival 2019. Soundmässig auch ganz passabel, weil Melodie definitiv vorhanden. Definitiv die für mich viel bessere Alternative zu KISS.

Gorgoroth – 4Sound Stage

Da ich grad so in Stimmung für Black Metal bin … oder schlicht aus Mangel an Alternativen – Dream Theater ist und bleibt nicht mein Ding – erleb ich mit Gorgoroth nach Batushka mein drittes Black Metal Konzert überhaupt. Aber das dauert für mich im Gegensatz zu den ersten beiden nicht lange. Was ich da sehe – eine Art Gollum – und vor allem höre – eine Art gollumsches’ Gekeife – treibt mich auch hier in die Flucht. Ja, somit wäre Tag 2 für mich auch gelaufen. Gut, es gibt noch ein Raclette. Kollege Hene empfängt uns mit Stirnlampe raclettierend vor unserem Camper. Da schliessen sich Roman und ich uns doch prompt an.

Das Fanzit – Freitag am Sweden Rock Festival

Heute wars noch überfüllter als gestern und wohl im letzten Jahr. Ich finde mich jetzt einfach damit ab, dass das Sweden Rock Festival nicht klein, aber fein ist, sondern klein aber voll (hihi, und die Schweden im Normalfall gross und voll). Das ist auch kein Problem, das Line-up entspricht dem ja auch. Man muss sich das einfach von Anfang an bewusst sein und nicht was anderes einreden lassen.

Line-up-mässig war es heute aber für einmal auch nicht so meins. Was vor allem mit meinem Musikgeschmack zu tun hat, obwohl dieser ja eigentlich doch sehr breit ist. Erwähnenswerte Highlights waren jedoch Burning Witches und ZZ Top. KISS für mich einmal mehr der grosse Flop, für den Rest wohl eine einzige Glückseligkeit.

Sweden Rock Festival – Samstag, 8. Juni 2019

Und schon sind wir wieder am letzten Tag. Gut, wer bis hier gelesen hat, denkt sich wohl, was erst Tag 3 … 😉. Ich halte mich jetzt etwas kürzer, versprochen. Auch wenn noch zumindest ein ganz grosses Highlight vor der Tür steht. Und der Einstieg in den Tag ist deftig. Jemand von unserer Truppe hat wohl in der Nacht einen Cowboy verschluckt und macht sich mit Country ab morgens um 7 neue Feinde. Kein Wunder, dass da der Himmel heult. Es regnet grad ziemlich deftig, so dass wir gemütlich mal im Büssli drin Zmörgelen. Der Vorteil vom Regen – der zur richtigen Zeit als wir zum Festivalgelände aufbrechen wieder aufhört – ist, dass es am letzten Tag nicht mehr so staubig ist. Danke dem Country dafür. Die Dusty Boots gehören der Vergangenheit an (Ein Schelm oder schlicht Insider der hier was Böses zwischen den Zeilen liest … 😉).

Fotos Tag 3 Impressionen & Danko Jones, Myrath – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Beast in Black – Sweden Stage

Unsere Gang startet in den Tag mit etwas Disco-Pop-Metal. Beast in Black sind ja so eine Sache. Sicher nicht zu 100% meine. Aber der Auftritt der Finnen ist gut besucht, wenn auch etwas vom Winde verweht. Jedem das seine, uns ein Bierchen.

Fotos Beast in Black – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Brothers of Metal – 4Sound Stage

Frau und Freunde gehen shoppen. Ich schau, bevor ich mich zum Merchen begebe, bei den einheimischen Brothers of Metal vorbei. Ich kenn die gar nicht, aber ihre martialische Kleidung bzw. ein paar Felle über halbnackte Körper inklusive Kriegsbemalung und einem sehenswerten Mädel versprechen doch einen Sound, der mir gefallen könnte (man kauft unbekannten Wein ja auch noch Gefallen der Etikette 😉 ). Und ja, man nehme ein bisschen Trve Metal, noch mehr Manowar (das Backdrop unterstreicht das auch optisch) und zwei, drei Prisen Viking Metal und voilà, es kommt ein Kuchen raus, der eigentlich fast jedem schmeckt. Aber auch einer, für den man jetzt nicht stundenlang ansteht.

Ich bin zwar etwas faul, aber irgendwie passt doch das grad wunderbar, denn heute spielen die selbsternannten Kings of Metal im wohl halbvollen Hallenstadion in Zürich. Man ist wieder mal auf Abschiedstour. Mit dem Mädel – Ylva Eriksson (Voice of the Valkyries) – ist hier in Schweden eine Stimme vertreten, die der von Eric Adams paroli bieten kann. Sie erinnert mich irgendwie an Inga von Van Canto. Aber auch ihre Brothers halten da ganz gut beim mehrstimmigen Gesang mit und der Vergleich mit Van Canto passt irgendwie auf die ganz Band bezogen. Nur das Gitarristen und Bassist auch wirklich ein Instrument erhalten haben. Es ist mit acht Nasen ähnlich voll auf der Bühne.

Hm, je länger ich mir das reinziehe, komm ich zum Fazit, dass es weniger Manowar hat, dafür durchaus was oder mehr von Bloodbound, die für mich nach wie vor grösste neue Entdeckung in diesem Jahr, und Korpiklaani poppt jetzt auch grad noch in meinen Notizen auf. Man scheint sich nicht ganz so ernst zu nehmen. Vor allem bei wohl einem schon kleinen Bandklassiker – ähm, OK, bei erst einer veröffentlichen Scheibe ist das noch etwas schwierig zu definieren – wie «The Mead Song» hört man schon sehr schnell raus, dass man sich nicht ganz so ernst wie Manowar nimmt. Da gibt’s Textzeilen wie:

«Welcome to the land of no hangovers»

oder

«Drink brother, drink, there’s no need to think!»

oder

«Pour me another and you’ll be my brother»

Ja, dann Prost. Einen Pulitzer-Preis gewinnt man damit wohl nicht, aber es geht ab. Und das ist ja die Hauptsache bei dieser Art von fröhlicher Kriegsbelärmung. Schliesslich ist die ganze Meute auf und vor der Bühne am Hüpfen. Stimmung machen können sie, das ist schon mal ganz klar bewiesen. Vor allem der etwas rundliche Mats Nilsson – Tongue of the Gods – ist der Tätschmeischter und Chef auf dem Platz.

Beim nachfolgenden «Yggdrasil» fällt mir das rollende «R» von einem der beiden Sänger auf … da kommt also noch eine Messerspitze Sabaton dazu. Auch soundmässig passt das … wir sind in Schweden und da darf man schon mal etwas mit Zutaten aus Falun backen; schliesslich hat man die gleiche Herkunft was eben auch den Ort betrifft.

Oh, verdammt, was kommt jetzt?

«They can take away our lives but they can never take our metal!» Jetzt kommt er, der Hühnerhaut-Moment. Ob es an dieser Textzeile liegt, dem etwas grad abkühlenden Wetter oder schlicht und einfach der Melodie wegen weiss man nicht so genau. Es ist wohl eine Kombi aus allem. Und spätestens jetzt ist die Debut-CD «Prophecy of Ragnarök» von 2017 bestellt. Aus dem anfänglichen 08.15-Gugelhopf wird ein richtig fetter Cheese-Cake!

Zum Abschluss kommt mit «Fire Blood and Steel» noch die Glasur – die so zuckersüss-schwülstig daherkommt, wie man sie nur noch von Manowar kennt – dazu:

«We are the sons of Odin, fire blood and steel, Kings of heavy metal, fire blood and steel, we’re brave, we raid, we’re mad men, brothers of heavy metal, guardians of war …»

Aber im Gegensatz zu den anderen Kings of Metal kommt das irgendwie moderner und vor allem auch nicht ganz so ernstgemeint rüber. In erster Linie machen Brothers of Metal einfach gute Laune.

Also – Siblings of Metal – Schlacht gewonnen und somit gerne bald wieder Mal (vielleicht am 18. Januar 2019 im Z7 …). Hat mir sehr gefallen und ich bin mir sicher, euch trifft man in Zukunft öfters in ausgesuchten Konditoreien und Festivals an. Freu mich.

Setliste Brothers of Metal – Sweden Rock 2019

  1. The Death of the God of Light
  2. Prophecy of Ragnarök
  3. Sleipnir
  4. Siblings of Metal
  5. Son of Odin
  6. Gods of War
  7. The Mead Song
  8. Yggdrasil
  9. Defenders of Valhalla
  10. Fire Blood and Steel

Fotos Brothers of Metal – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Sodeli, was jetzt? Also die Faulheit haben die Metal-Geschwister bei mir weggeblasen. Somit auf zum Power-Shopping. Ich brauch u.a. noch einen grossen Back-Patch für meine Biker-Jacke. Und beim oberen Eingang werden ich überfündig. Dort hat es ein paar coole Stände. Da wir sonst immer den unteren Haupteingang ins Infield nehmen, sind uns diese gar nie wirklich aufgefallen. Endlich finde ich den schon lange gesuchten grossen Amon Amarth-Patch sehr geil. Dumm nur, ich find auch noch einen sehr geilen von Volbeat. Was nun? Gut, mal beide kaufen (Spoiler: Am Ende landet der Volbeat-Patch auf der Biker-Jacke. Der war dafür noch perfekter als der schon auch mächtige von Amon Amarth. Ja, als Metal-Fan hat man es nicht immer leicht im Leben …).

Dazu gibt’s noch ein paar ganz coole Shirts – u.a. ein begehrtes Misfits im Retro-Stil. Da lass ich mich nicht zwei Mal bitten. Shoppen ist also am Sweden Rock Festival auch zu empfehlen. Es gibt mehr als nur Camping-Stühle fürs Infield.

Demons & Wizards – Rock Stage

Nächster Fixtermin ist eine spannende Combo, die mir eigentlich gefallen müsste. Denn Demons & Wizards ist Jon Schaffer und Hansi Kürsch und somit Iced Earth & Blind Guardian. Beide Bands gefallen mir seit zig Jahren, ja gar Jahrzehnten (sic!), wenn auch bei BG vor allem die älteren Werke als Melodien den Prog-Anteil noch unter Wasser halten konnte. Nun, was kommt raus, wenn man also die beiden wichtigsten Personen zweier grösserer Bands unter eine Decke oder nach 20 Jahren wieder ins Studio steck? Was aus dem Studio kam, weiss ich nicht – ich hab D&W ab Konserve nie gehört. Ich bin heute also ganz die Jungfrau und mal schauen, ob ich damit unbefleckt wie ich bin schwanger werde. Mehr Hintergrund Infos zu Demons & Wizards erzählt euch Kaufi in seiner Review zum Konzert im Z7 (zur Review).

Also die D&W hören sich an wie … Iced Earth mit der Stimme von Blind Guardian. Welch Überraschung. Dazu kommen ein paar Covers von … yep, natürlich BG und IE. Und bei den BG Songs denkt man sich schon, wie sich das für den Rest von BG anfühlt, wenn der Sänger mit den gemeinsamen Songs mit anderen unterwegs ist. Gut die eine Hälfte denkt sich wohl, nicht so schlimm, wir sind ja auch dabei 😉. Und schlussendlich sind es ja nur je zwei Songs die «gecovert» werden.

Schon immer wieder geil die Stimme von Hansi Kürsch. Extremst markant und omnipräsent. Einzig an seinen KurzhaarmitschwarzemHemdLook kann ich mich nie wirklich gewönnen. Ich seh da immer meinen Seklehrer auf der Bühne und bekomm Panik, dass ich die Hausaufgaben nicht gemacht habe. Aber was solls, die Stimme ist ja was zählt. Ganz geil kommt die übrigens bei «I Died For You» – dem einen Iced Earth Cover. Davon hätte ich gerne noch mehr gehabt. Zum Beispiel «Angels Holocaust» oder gerne von Blind Guardian «Somewhere Far Beyond» oder «The Script For My Requiem». Aber auch so ganz gefällig, auch wenn sich mein Bauch schlussendlich nur wegen dem vielen feinen Essen und Bier wölbt. Nochmals Glück gehabt.

Setliste Demons & Wizards – Sweden Rock Festival

  1. Chant
  2. Rites of Passage
  3. Heaven Denies
  4. Poor Man’s Crusade
  5. Crimson King
  6. Burning Times (Iced Earth Cover)
  7. Welcome to Dying (Blind Guardian Cover)
  8. The Gunslinger
  9. Terror Train
  10. I Died for You (Iced Earth Cover)
  11. Valhalla (Blind Guardian Cover)
  12. Tear Down the Wall
  13. My Last Sunrise
  14. Blood on My Hands
  15. Fiddler on the Green

Fotos Demons & Wizards – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Saxon – Festival Stage

Gleich anschliessend und gegenüber habe ich eine weitere persönliche Premiere. Die NWOBHM-Legende Saxon stimmt uns auf die letzten Stunden des Sweden Rock Festival 2019 ein. Und ausser der allerneusten Scheibe hab ich gar nichts von denen in der Sammlung. Asche auf mein Haupt, aber irgendwie kam ich mit den Briten nie wirklich in Kontakt. Ich bin halt schon mit Thrash-Metal gross geworden und da hab ich die Bands in der Härteskale eine Stufe tiefer nie wirklich kennengelernt. Selbst mit Maiden war ich ein Spätzünder. Aber wenn’s bei mir mal brennt, dann für immer.

Mal schauen, ob es Saxon in ihrem 40. Betriebsjahr auch bei mir schaffen zumindest mal live ein Feuerchen zu entzünden. Der Sänger Biff Byford ist schon mal eine sehr geile Ratte und Züsler. Also das mit der Ratte tönt jetzt allenfalls ein bisschen hart. War aber grad mein erster Gedanke. Eigentlich wirkt der 68-jährige mit seiner grauen Mähne ganz sympathisch. Immer wieder nimmt er seine In-Ears raus, um sich und Saxon gefeiert zu hören. Er geniesst die Aufmerksamkeit sichtbar und erwähnt auch mehrere Mal wie überrascht er sei, über die grosse Audienz. Mit seinem Mantel ist er eine imposante Erscheinung. Und sein Dauersackgriff zeugt auch von Selbstbewusstsein oder einer Überdosis Viagra. So genau weiss man das nicht. Aber das fällt sogar mir auf, der mit Al Bundy gross geworden ist. Ja, es war nicht Thrash allein, was mich formte und prägte.

Und wieder muss ich den schon fast nervigen Vergleich mit Krokus machen. Aber wieder steht eine Band in etwa gleichen Alters auf der Hauptbühne. Wieder kein Vergleich, denn Biff hüpft rum wie ein Känguru, dass an seinen – falls die Viagra-Theorie stimmt – Sack geleckt hat. Ich lass das sein.

Die Security reicht uns immer wieder Wasser zum Trinken und Abkühlen. Coole Sache, aber wenn man bei mir jetzt noch keinen Brand löschen muss, was da aber vor mir auf der Bühne abgeht und aus den Boxen kommt, gefällt. Höhepunkt ist der Lemmy-Motörhead-Tribut-Song. Nun, normalerweise hau ich das ewige «Wir-Spielen-jetzt-zu-Ehren-von-Lemmy-Ace-of-Spades» in die Pfanne. Denn liebe Musiker, so originell ist das nicht mehr. Doch Saxon machen es wie man es machen muss. Sie veröffentlichten auf ihrer letzten Scheibe (siehe Review) einen würdigen Tribut-Song – «They Played Rock and Roll» – ganz im Stil von Motörhead. Und eben dieser kommt heute auch ganz geil rüber. Für mich sogar das Highlight des Konzerts. Nur schon die Ankündigung sorgt für Hühnerhaut, dass sie seit genau 40 Jahren live spielten und die erste UK-Tour 1979 sei mit … genau, mit bzw. als Support von Motörhead gewesen. Dazu kommt der Einspieler mit dem legendären Konzert-Einstieg von Lemmy: «We are Motörhead and we play rock n’ roll!». So geht das!

Natürlich ist für viele und auch stimmungsmässig der letzte Song – «Princess of the Night» – der Höhepunkt und somit guter Abschluss einer wirklich coolen Show. Was ich sah und hörte löste bei mir jetzt keinen Flächenbrand aus, aber sehr gerne wieder. Saxon gewinnen immer noch Schlachten und gehören noch lange nicht zum Alteisen.

Setliste Saxon – Sweden Rock Festival 2019

  1. Wheels of Steel
  2. Strong Arm of the Law
  3. Denim and Leather
  4. Sacrifice
  5. Battering Ram
  6. Thunderbolt
  7. And the Bands Played On
  8. Broken Heroes
  9. They Played Rock and Roll
  10. Power and the Glory
  11. Dogs of War
  12. Solid Ball of Rock
  13. Backs to the Wall
  14. 747 (Strangers in the Night)
  15. Dallas 1 PM
  16. Crusader
  17. Motorcycle Man*
  18. Heavy Metal Thunder*
  19. Princess of the Night*

*Zugabe

Fotos Saxon – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

HammerFall – Rock Stage

Und wieder muss ich mich nur 180° drehen und einmal übers Infield zur gegenüberliegende Rock Stage laufen für das nächste Metal-Rendez-vous. HammerFall treten zum Heimspiel an und haben dazu auch grad noch eine passende Hymne eingepackt. Ich könnte es jetzt kurz machen und den Auftritt von HammerFall mit einem Wort beschreiben: «HammerGeil!». Aber hey, dann wäre die Review schon fast fertig … so einfach mach ich es mir und euch jetzt nicht.

Der Reihe nach. Als Intro folgt auf den Screens die Video-Premiere zu «We Make Sweden Rock». Die neue – oben erwähnte – Festival- und Schweden-Hymne («Three are the crowns in our banner»), die auch auf der neuen Scheibe «Dominion» von HF enthalten ist (siehe Review). Der Bereich vor der Bühne und praktisch das ganze Infield ist geragelt voll. Mehr geht kaum. Frag mich grad, warum die eigentlich nicht auf der Hauptbühne spielen ??? Warum auch immer, aber jetzt gibt es mal rund eine halbe Stunde nur noch «Gülli-Gwand» – sprich Hühnerhaut!

Denn HammerFall starten mit einem absoluten Kracher «Legion» ins Set. Booooooaaaaah, ich hab die Schweden länger nicht mehr live gesehen und wohl auch etwas gemieden, um eine Übersättigung zu vermeiden. Drum bin ich richtig heiss auf die Retter des klassischen Heavy Metals. Und so fährt mir «Legion» ein, wie nach 4 Wochen fasten der erste Apfel oder das erste Bier nach einem Jahr Abstinenz oder einfach ein fetter Stumpen. Ich bin schlichtweg nur noch geflashed! Und eben, das geht ja jetzt nicht einfach mal mit einem Song so, es folgen «Hammer High» und einer meiner Lieblinge (warum den Kaufi in seiner Review aus den USA als überschätzt betitelt ist mir ein Rätsel) «Renegade». Das Triple hat gewirkt!

Aber hey, noch nicht genug, auch «Blood Bound» knallt und ein weiter Favorit von mir mit «Any Means Necessary». Fünf Songs, ohne einmal wirklich Luft zu holen. Einen solchen Konzerteinstieg hab ich selten erlebt. So ihr denkt, ich kann jetzt mal durchschnaufen? Fehlanzeige, mit «Hero’s Return», «Riders On The Storm» und vor allem dem ganz geilen «Hector’s Hymn» (Kaufi’s Hymne und bei der Qualität von diesem Song sind wir uns wieder mal einig). Acht Granaten, die alle ihr Ziel 100% getroffen haben. Das nenn ich jetzt mal einen erfolgreichen Blitzkrieg.

Und die Band strotzt nur so von Spielfreude nach einer fast achtmonatigen Live-Pause ist es heute der 4. Auftritt seit Anfang Mai. Und Joacim singt wie gedruckt bzw. auf CD gepresst. Der Sound und Gesang ist schlichtweg perfekt. Augen zu und man wähnt sich in den eigenen vier Wänden mit HammerFall in perfekter Qualität ab Konserve … gut, der Fangesang mit den für HF typischen Ooohoohohohos kommt natürlich hier noch dazu. Diese Mitsing-Orgien wollen und sollen auch nie enden. Alle drehen am Rad!

Vielleicht bin ich jetzt nicht ganz unglücklich, dass jetzt ein paar für mich schwächere Füller und Mid-Tempi Geschichten mit «The Sacred Vow» und «Last Man Standing» kommen. Da kann ich endlich wieder mal für Luftzufuhr in meine Blutbahnen sorgen, bevor es mich da vornüber auf die Rübe kippt. Aber für so eine Mid-Tempo-Nummer hätte ich mir doch eher sowas wie «At The End Of The Rainbow» gewünscht. Aber ich jammere jetzt da mal wegen zwei für mich schwächeren Songs nicht weiter rum (Anm. Kaufi: Zumal «Last Man Standing» nun alles andere als «schwach» ist – im Gegenteil!).

Denn die Verschnaufpause dauert nur kurz, vor dem Zugabenblock darf Oscar seine Gitarre in HammerForm umschnallen und bald auch in die Höhe strecken: «Let The Hammer Fall»!

Und überraschenderweise find ich den Zugabenblock den schwächsten Teil vom Konzert. Mit «Templars Of Steel» gibt’s wieder Mid-Tempo und für mich halt schnell Schlafwandel-Gestampfe. Na ja, vielen gefällts. (Anm. Kaufi: Uiuiui – ich kippe bei diesem Song im Normalfall fast tot um! Ohne Wenn und Aber DER HF-Song…) Gut ein Lichtblick – vor allem tempomässig – gibt’s mit der schon fast Uralt-Nummer von der Debut-Scheibe der Schweden: «The Dragon Lies Bleeding». Da gibt es nochmals ein Aufbäumen vor dem Grande Finale mit «(We Make) Sweden Rock» und anschliessend wie gewohnt «Hearts On Fire» als Mitsing-Rausschmeisser. Nun, die Sweden Rock Hymne find ich jetzt ein bisschen gar aufgesetzt und haut mich jetzt ohne Lokalpatriotismus nicht wirklich aus den Socken.

Und ja, «Hearts On Fire» ist für mich etwas ausgebrannt. Warum nicht wieder Mal «Heeding The Call»? Eine schnelle Mitsing-Granate zum Abschluss und der Feind wäre definitiv manövrierunfähig – was man gut auf unsere Nacken beziehen kann. Wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege, fehlt in der Setliste eh ein Song vom für mich immer noch starken Zweitling «Legacy Of Kings».

So oder so, DAS war eine verdammte Machtdemo und für mich das oder sicher eines der Konzert-Highlights des Jahre 2019. Der Einstieg mit den ersten acht Songs war ein Blitzkrieg sondergleichen. Selten so was erlebt. Bald gibt’s HammerFall auch in der Heimat … am 16. Februar 2020 im Z7 (Anm. Kaufi: Als ein totaler HammerFall Fanboy kriege ich das Augenwasser, wenn ich diese Setliste anschaue. Klar, punktuell könnte man immer noch was ändern, und ich gebe pam insofern recht, dass «Heeding The Call» wieder mal reinrutschen dürfte oder sogar «Legacy Of Kings». Aber ansonsten sind hier wirklich ALLE meine absoluten Favoriten im Programm. Sowas wünsche ich mir für die Tour im Februar!).

Setliste HammerFall – Sweden Rock Festival 2019

  1. Legion
  2. Hammer High
  3. Renegade
  4. Blood Bound
  5. Any Means Necessary
  6. Hero’s Return
  7. Riders of the Storm
  8. Hector’s Hymn
  9. The Sacred Vow
  10. Last Man Standing
  11. Let the Hammer Fall
  12. Templars of Steel*
  13. The Dragon Lies Bleeding*
  14. (We Make) Sweden Rock*
  15. Hearts on Fire*

Fotos HammerFall – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Ritchie Blackmore’s Rainbow – Festival Stage

Hm, was jetzt? Eigentlich war HammerFall wohl nicht nur für mich der perfekte Abschluss fürs Sweden Rock Festival 2019. Man könnte jetzt noch eins, zwei pimpern und dann die Beine gemütlich hochlagern. Aber das Sweden Rock ist auch das Festival der Legenden und dazu gehört sicher Ritchie Blackmore. Der Mit-Gründer von Deep Purple und später eben Rainbow hat als virtuoser Gitarrist definitiv seine Spuren in der frühen Ära des Hardrock seine Spuren hinterlassen und damit auch einen Grundstein für den späteren Heavy Metal gelegt. Alleine das sollte ja Argument genug sein, ihm die Ehre zu Teil werden lassen, als Letzter auf der grossen Bühne am SRF 2019 aufzutreten.

Doch ich kürze jetzt ein bisschen ab, für mich ist das Dargebotene zu wenig. Der doch eher gemütliche Sound, der mich auch immer wieder an die Lagerfeuer-Romantik von Blackmore’s Night – dem jüngsten Kind des Briten – erinnert, hätte am Nachmittag besser gepasst als zu bester Stunde auf der Hauptbühne. Damit setze ich mich wohl etwas der Götterlästerung aus (aber was ausser dem Traktor und der Kuh kann noch geworfen werden?): Ein Name allein macht halt noch kein gutes Festival. Und alles zu seiner Zeit. Als die Running Order vom SRF 2019 rauskam, war ich damals auch überrascht, dass Krokus so früh am Nachmittag spielen… heute weiss ich warum. Sie hätten es am Abend auch nicht gebracht. Wie jetzt eben Rainbow. Da gehörte jetzt HammerFall hin!

Und ja, ich mag die Stimme von Ronnie Romero überhaupt nicht. Das ist mir zu grell, zu penetrant. Da lüpft es jede einzelne Zehenkralle. Wenn ich schon am Lästern bin: Gitarrengott hin oder her, aber Arbeitsgerät unter dem Kinn geht einfach nicht.

So, ich überlass jetzt den Regenbogen den Einhörnern. Ich hake es jetzt wieder mal damit ab, dass ich für solchen Sound wohl einfach zu jung bin. Ist doch gut für mein Ego und Midlife-Crisis. Und ich möchte das Sweden Rock Festival 2019 positiv abschliessen und das mache ich jetzt rückwirkend mit dem Auftritt von HammerFall.

Also, Tschüss liebe Schweden und Schwedinnen. Bei Letzteren kommt mir grad so in den Sinn, dass wir die ja gar nie wirklich gehuldigt haben. Naja, ich hatte wohl nur Augen für die Bands und Merch.

Fotos Ritchie Blackmore’s Rainbow – Sweden Rock Festival 2019 (Friedemann)

Sonntag, 9. Juni 2019 – Heimfahrt

Wer mich kennt, der weiss, dass ich nicht viel Spatzen in der Zeitplanung einplane. So drücke ich bei unserem Camper das Gas ziemlich durch und wir kommen auch gut voran – bis auf zwei, drei Deppen der Landstrasse. Auch das gibt es in Schweden – inklusive Bremsschikanen. Hätte ich den gemütlichen Abbas nicht zugetraut. Tja, am Ende waren wir grösser und schneller, bätsch.

Natürlich ist es dann ein Süüpech, dass nach der Camperrückgabe ewig lang kein Zug zum Flughafen in Kopenhagen fährt. Wir sind grad in einem Zugloch gelandet. Da wird der eine oder vor allem der andere in unserer Truppe auch etwas nervös. Es gilt ja noch einen Flieger zu kriegen. Hm, hatten wir das nicht schon im Hinflug? Reisen mit pam festigt die Nervenstränge 😉. Das schaffen wir grad so knapp auf die letzte Minute … doch dieses Mal unser Gepäck nicht. Aber hey, auf dem Heimflug ist das ja auch nicht so tragisch. Man kann nach Hause kommen, ohne grad zuerst Auspacken zu müssen. Ist doch auch was. Zwei Tage später haben’s die Koffern auch gepackt (ui, wie ich jetzt diesen Doppler grad liebe).

Das Fanzit – Sweden Rock Festival 2019

Wie so oft bleibt einem Wochen oder in diesem Fall sogar Monate später eigentlich fast nur noch das Positive in Erinnerung – hätte ich mir keine Notizen gemacht, wäre Schweden ein rosafarbenes Land mit puderzuckerfurzenden Einhörnern gewesen. Das war es jedoch nicht. Entschuldigt die Enttäuschung. Es hat aber wieder mal gerockt, wenn auch gemütlicher als in anderen Ländern, bei anderen Festivals weil a) das Line-up nicht immer volles Rohr fordert, b) die Leute mit Camping-Stühlen im Infield hocken und c) ja, die Besucher schon mehrheitlich verdammt alt sind. Doch das Seniorenfestival trumpft Jahr für Jahr mit einem sehr abwechslungsreichen Line-up – gespickt mit Klassikern, aber auch modernem Zeugs – auf. So auch in diesem Jahr.

Doch was das Festival in Südschweden der Legende nach nicht (mehr) ist: Familiär und eben doch gemütlich. Ja, die Camperstühle werden immer noch rege gekauft und benutzt, aber das ist auch grad das Einzige, was ich gemütlich nennen würde. Alles andere ist wie bei anderen Festivals auch: Spielt eine grosse Band, wird’s halt einfach eng und voll. Das ist auch nicht tragisch, sondern halt ganz normal, denn Maiden, KISS und Co. spielen wohl nur zu Weihnachten in Wohnzimmern für eine Handvoll Nasen. Doch was meiner Meinung nach jedes von mir bisher besuchte Festival übertrifft, die vermeintlich geeichten Wikinger schwanken schon früh am Nachmittag wie ein Langschiff auf stürmischer See. Es kommt mir etwas vor wie bei der Fasnacht in der Innerschweiz. Einmal im Jahr dürfen die alten Säcke wieder mal die Sau rauslassen, Weib und Kind zu Hause lassen. Man wird dann zwar dauernd angerempelt, aber eine Absicht ist nie dahinter, sondern einfach die Fliehkraft des Hopfen. Eine Entschuldigung kommt den wortkargen Nordländern jedoch nicht über die Lippen, aber es ist dennoch nie aggressiv. Kein Möchtegern-Thor, der einem seinen Dampfhammer auf die Rübe haut. Also, wenn sich das nicht grad immer so liest, aber ich liebe die Schweden wirklich!

Infrastrukturmässig ist eh alles top, WCs sind sauber, im Infield alle mit echten Schüsseln aus Keramik und Spülung, Foodstände und was da verkauft wird ist fein, das Bier ebenso. Einzig, das Kreditkartenland ist grad beim bargeldlosen Zahlen personalmässig knausrig. Wer mit Cash bezahlt, muss für Bier kaum anstehen, alle anderen – und das ist eben die Mehrheit – eben schon.

Soundmässig ist alles absolute Weltklasse. Was qualitativ aus den Boxen kam war immer glasklar, keine domminierenden, wummernde Bässe. Dem Musikexport-Weltmeister (pro Kopf) muss man nichts vormachen. Wenn man mal im Infield ist, dann ist das SRF auch das Festival der kurzen Wege. Die Bühnen sind strategisch gut platziert. Die beiden Hauptbühnen vis-à-vis, so dass man sich jeweils nur umdrehen und gut 50 Meter laufen muss von Hauptact zu Hauptact. Die beiden kleineren Bühnen ebenso, einfach übers Eck und der Publikumsbereich ist ansteigend, so dass jeder eine gute Sicht auch auf die kleineren Acts hat. Und sie sind so angelegt, dass sich deren Sound nie in die Quere kommt.

Das Line-up 2019: Für mich nicht mehr ganz soooo stark wie im 2018, aber dennoch gab es ein paar ganz grosse Trümpfe die stachen – ganz zu vorderst HammerFall und Amon Amarth mit einem glasklaren Heimsieg, aber auch Saxon und ZZ Top waren supercool. Auf den kleineren Bühnen trumpften Burning Witches und vor allem Brothers of Metal auf, die mich überzeugten und für gute Stimmung sorgten. Enttäuscht haben (mich) nicht ganz überraschend KISS und leider auch Krokus. Letztere halt wohl einfach durch den Fakt, dass man mit denen, die man am meisten liebt, am kritischsten ist. Drum ein Sorry nach Solothurn für die Kritik, aber ihr habt halt einfach zu viele geile Songs, so dass man oder halt ich mehr erwartet. Ab Konserve bleibt ihr für mich nebst AC/DC – die sind für alle unerreichbar – hardrockmässig die Nr. 1. Live leider nicht. Euch fehlt der Dreck.

Mal schauen, das war sicher nicht mein zweites und letztes Sweden Rock Festival, aber ich denke ich mach jetzt mal Pause und entdecke für mich im 2020 das eine oder andere neue Festival … die Metal Days reizen auch schon länger … Aber wer noch nie war, zieht euch das Sweden Rock Festival rein, lasst die Familie im Gedanken zu Hause, denn das ist es nicht, dann werdet ihr es lieben. Jag älskar Sverige!

Einmal, zweimal Sweden Rock, immer gerne wieder mal Sweden Rock.


Wie fandet ihr das Festival?

/ 14.11.2019
Weitere Einträge von

Amon Amarth, Arch Enemy, At The Gates, Axel Rudi Pell, Batushka, Beast In Black, Blackberry Smoke, Brothers Of Metal, Burning Witches, Danko Jones, Def Leppard, Demons & Wizards, Eletric Hydra, Gorgoroth, Hällas, Hammerfall, Krokus, Lisa Lystam Family Band, Myrath, Powerwolf, Ritchie Blackmore's Rainbow, Royal Republic, Saxon, Scarlet, Slayer, Tenacious D, The Generations Army, The Night Flight Orchestra, Thundermother, Uli Jon Roth, ZZ Top

 
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