Véhémence - Ordalies
Di, 8. März 2022

Véhémence – Ordalies

Melodic Black Metal
02.07.2022
Véhémence - Ordalies

Ein stolz erhoben Wappenschild

Ja, der Beitragstitel mutet grammatikalisch altmodisch an, aber er passt wie die eisenbehandschuhte Faust aufs Auge für Ordalies, das neuste Album des französischen Geheimtipps Véhémence. Erneut kümmert sich Antiq Records um den Release und weil das Label für hohe Qualität steht, sind die Erwartungen dementsprechend hoch.

Antiq Records steht auch für gesamtheitlich entworfene Veröffentlichungen. Ordalies kommt deshalb im schicken A5 Digipak daher. Wie bereits beim vorangegangenen Release Par le sang versé (zu dem es hier ein Review gibt) ziert ein handgezeichnetes archaisch wirkendes Bild das Cover und im Booklet finden sich viele liebevoll gezeichneten Verzierungen. Der Ersteindruck fällt also schon mal positiv aus, hoffentlich zieht sich das auf der musikalischen Ebene weiter.

Véhémence spielen immer noch melodischen Black Metal, der durchdrungen ist von mittelalterlichen Melodien und einer Grundstimmung, die an romantisierte Geschichten aus der Ritterzeit erinnert. Gegenüber dem formidablen Vorgänger hat die Band eine sanfte Weiterentwicklung ihrer Klangwelt erreicht. Gewisse Stücke wie zum Beispiel das einleitende „De Feu et d’Acier“ greifen viele Elemente auf, die uns Véhémence in der Vergangenheit so schmackhaft gemacht haben: die Chorgesänge mit der ihnen eigenen französisch geprägten Melancholie, die verspielten ineinandergreifenden Melodien auf einem Bett von rasendem Black Metal oder die inbrünstige stimmliche Darbietung von Hyvermor am Mikrofon.

Diese Markenzeichen ihrer Musik ergänzt das Duo auf Ordalies um vermehrte Einschübe folkiger Natur. Sogar eine Drehleier veredelt das sowieso bereits sehr gelungene „La Divine Sorcellerie“. Wer nun aber Angst kriegt, dass sich Véhémence auf einen radikalen Stilwechsel eingelassen hat, kann sich entspannt wieder zurücklehnen. Die Einsprengsel bleiben Farbtupfer im ansonsten harschen, mit dem rasenden Schlagzeugspiel von Thomas Leitner unterlegten Melodic Black Metal, wie „Un contre mille“ sehr schön illustriert.

Etwas zurückgefahren haben die Franzosen auf der anderen Seite die verschachtelten Strukturen ihrer Kompositionen, welche bisweilen an ein vielstimmiges Orchester erinnern liess. Das ist nun weniger ein Kritikpunkt, als vielmehr die Feststellung einer leicht anderen Herangehensweise an den musikalischen Aufbau. Die Lieder wirken dadurch unmittelbarer und zugänglicher. So schaffen es Véhémence mit Ordalies einen würdigen Nachfolger zu Par le sang versé zu kreieren, der alle charakteristischen Elemente bietet, welche den Sound der Band definieren und dabei genügend Neuigkeiten enthält, um nicht einfach ein Abklatsch der Vergangenheit darzustellen. Auch produktionstechnisch hält sich das Album im gewohnten Fahrwasser, so dass es in dieser Hinsicht keinerleit Kritik zu äussern gibt und wir wieder in den Genuss von gutem, ausdifferenziertem Klang kommen.

Das Fanzit zu Ordalies von Véhémence

Mit ihrem neusten Streich nehmen Véhémence einmal mehr souverän das Heft in die Hand und ziehen uns erneut hinein in Geschichten von trutzigen Burgen, fahrenden Rittern und dunkler Alchemie. Ein Gottesurteil, was Ordalies grob übersetzt bedeutet, ist nicht nötig, um zu erkennen, dass es der Band gelungen ist, die Erfolgsgeschichte des Vorgängers fortzuschreiben und dabei die ein oder andere neuartige Erzählweise einzuflechten. Veredelt durch eine tolle Präsentation präsentieren uns Véhémence ein Werk, dem die Hingabe aller Beteiligten durch und durch anzumerken ist. Ordalies ist ein stolz erhoben Wappenschild gezeichnet mit sehr guten 8.5 Punkten.

Video Véhémence – De Feu et d’Acier

 


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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02.07.2022
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