Metalinside.ch – HammerFall PK - 70'000 Tons of Metal 2025 - Tag 2 – Foto Kaufi-1
Fr, 31. Januar 2025

HammerFall – Interview mit Joacim Cans und Fredrik Larsson

Heavy Metal, Power Metal
11.06.2025
Metalinside.ch – HammerFall PK - 70'000 Tons of Metal 2025 - Tag 2 – Foto Kaufi-1

HammerFall stellen sich auf hoher See den Medien dieser Welt

Das mediale Interesse an der schwedischen Power Metal-Institution HammerFall scheint auf der 70’000 Tons of Metal Cruise recht gross zu sein. Denn alle Interviews werden relativ kurzfristig abgesagt – dafür gibt es gleich eine Pressekonferenz. Warum auch nicht?

Erstaunlicherweise sind jedoch zu Beginn neben Metalinside nur noch gerade zwei weitere Medienvertreter anwesend. Im Verlauf des gemütlichen Talks tauchen später aber noch weitere auf, vor allem ein Brasilianer fragt sich quer durch alle Standard-Fragen, die es nur gibt…

Ich werde hier „nur“ meinen Part aufführen, ausser es gibt wirklich interessante Antworten auf Fragen der Kollegen.

Mir persönlich ist es nur recht, dass zum Start nicht mehr Journis da sind. Uns gegenüber sitzen Sänger Joacim Cans und Bassist Fredrik Larsson. Die erhalten zu Beginn vom Tourmanager Jörg Michael gleich mal ein Gläschen Weisswein. Es ist bekannt, dass Cans da schon etwas ein Experte ist. Doch als er den ersten Schluck nimmt, zeigt er eine heftige Reaktion. Larsson, Michael und die Medienvertreter schauen erstaunt – läck, muss der Wein schlecht sein! Doch falscher Alarm: Der Kollege neben mir hat in diesem Moment seine Kamera mit Licht eingeschaltet, welches direkt in Cans Gesicht zündete. Der Wein ist also ok…

Da natürlich wieder keiner den Anfang machen will, übernehme ich diesen Job noch so gerne…

Metalinside (Kaufi): HammerFall kehren gerade aus Australien zurück. Wie wars?

Fredrik Larsson (FL): Wir hatten ganz viel Spass!

MI: War es euer erster Besuch in Australien?

FL: Wir waren vor etwa zehn Jahren mal da. Wir spielten eine Show in Hong Kong und dachten, wenn wir schon in der Nachbarschaft sind, könnten wir rasch nach Melbourne fliegen. Wir stiegen in das Flugzeug und der Pilot sagt „Dieser Flug dauert etwa 8 Stunden und 45 Minuten.“ Wir dachten wir fliegen heim, dabei wollten wir nur kurz nach Australien.

Joacim Cans (JC): Das war wirklich nur eine Show, doch jetzt wollten wir eine richtige Tour machen. Wir hatten keine besonderen Erwartungen, aber es entpuppte sich als richtig erfolgreich.

FL: Die Fans waren fantastisch. Wir hatten grossartige Zeiten auf der Bühne, eine grosse Party.

MI: Die warteten auf Euch!

FL: Oh ja! Es waren zwar kleinere Clubs, doch die waren voll, eine wirklich gute Atmosphäre.

JC: Es war auch toll mehr zu machen als die offensichtlichen Städte. Wenn du nach Australien gehst, dann sind es Melbourne und Sydney – und das wars. Wir konnten jedoch Perth, Adelaide, Brisbane machen… Es ist ein richtig grosses Land! Sydney und Perth – das sind zwei verschiedene Welten. Es ist, wie wenn du in Stockholm spielst und dann gehst du nach Rom, Athen oder sowas.

MI: Keine Vorkommnisse mit irgendwelchen giftigen Tieren?

JC: Actually… HammerFall vs. australische Spinne: Eins zu Null! (Gelächter) Ich hab eine Spinne gekillt.

MI: Wie gross war die Spinne?

JC: (streckt die Arme weit und noch weiter auseinander) Vielleicht so? Nein, wohl eher so (zeigt auf einen winzigen Punkt auf dem Tisch). Ich bin nicht mal sicher, ob es überhaupt eine Spinne war, aber ich wollte kein Risiko eingehen. (Gelächter)

MI: Neben Australien – wo würdet ihr gerne mal noch spielen? Wo wart ihr noch nicht? Südafrika zum Beispiel?

JC: Das wäre cool, nicht nur um da zu spielen. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir an Orten und in Ländern auftreten können, von denen viele andere Leute nur träumen. Manchmal kann man so arbeiten und gleichzeitig Ferien machen, das ist sehr cool. Wir würden gerne mal noch nach Neuseeland…

MI: DAS war in der Nachbarschaft!

JC: Ja, das war es, ich weiss. Nochmals ein paar Stunden weiter, aber das ist wohl das Weiteste, was du anfliegen kannst.

Auf die Frage eines südamerikanischen Journalisten erklärt Joachim, dass es Pläne gäbe für eine Tour durch Lateinamerika, aber noch gibt es keine konkreten Informationen dazu.

MI: In der Schweiz habe ich Euch als Headliner das letzte Mal im Z7 gesehen, mit Battle Beast und Serious Black, kurz bevor die Welt zusammenbrach. Seither wart ihr nur mehr Special Guests bei Helloween und bei Powerwolf. Kommt ihr auch bei uns wieder mal auf eine Headliner-Tour? Und was waren die Gründe für die Tourneen mit Helloween und Powerwolf?

JC: Nach der Pandemie war alles unsicher. Niemand wusste, was funktioniert oder eben nicht. Wir planten unsere Tour und Helloween die ihrige. Sie haben uns dann angefragt, ob wir eine kombinierte Tour machen sollen. Weisst du was? Wir machen das! Alle gingen wieder auf Tour zur gleichen Zeit und anstatt um die Fans zu kämpfen, konnten wir das zusammen machen. Ich denke, dass dies das gescheiteste war in dem Moment.

FL: Es machte Sinn! Jede andere Band war draussen zur gleichen Zeit und es wäre dumm gewesen, da alleine rauszugehen. Und mit Helloween konnten wir eine richtig grosse Tour machen, inklusive Nord- und Südamerika.

JC: In Europa war es zudem noch etwas anders. Wir waren keine Supportband oder Special Guests. Es war eine Art Package-Tour. Sie waren offensichtlich die Hauptband, 60%, wir 40%. In Südamerika war es dann so, dass wir Special Guests waren, auch mit weniger Platz auf der Bühne. Das war in Europa so cool, dass wir da die volle Bühne zur Verfügung hatten.

Danach wollten wir natürlich eine Headliner-Tour für dieses Album machen. Dann kam die Anfrage von Powerwolf. Und wir dachten, dass dies eine Möglichkeit wäre, an ein neues Publikum zu kommen. Powerwolf haben nicht unbedingt die gleiche Audience wie wir. Helloween und wir: 50+. So wie wir: Alte Säcke. (lacht) Und Powerwolf haben die Kinder der alten Säcke. (lacht) So gesehen war auch das ein guter Move für uns. Aber natürlich können wir nicht für den Rest des Lebens den Support machen. HammerFall sind eine Headliner-Band, keine Frage.

MI: Ich freu mich darauf! Zurück ins Z7!

JC: Grossartiger Club. Das dürfte der Laden sein, in dem wir am häufigsten gespielt haben, weltweit. Es dürften so siebzehn, achtzehn Mal gewesen sein.

Fredrik erzählt danach, wie es sich für die Band anfühlt, auf der Cruise zu spielen. Immer mitten unter den Fans zu sein ist cool, sind sie sind selber ja. Er lobt die Fans zudem; wie respektvoll sie sind, dass sie zum Beispiel beim Essen nicht gestört werden wollen und solche Dinge. Joacim ergänzt noch, dass sie auch keine Selfies oder Fotos machen, wenn sie andere Bands schauen – aus Respekt gegenüber den Künstlern. NACH der Show ist es kein Problem.

Joacim erklärt, warum er auch nach dreissig Jahren im Business immer noch eine grossartige Stimme hat. Weniger Gewicht, Jogging (dreissig Kilometer pro Woche) – das gibt ihm die Power für die Bühne, so kann er, ohne gleich ins Keuchen zu kommen, herumrennen. „I love Pizza – not everyday. I love Alcohol – not everyday“. Und nichts dergleichen vor den Shows, weder Alkohol noch sonstige Substanzen. „Your body is your temple!“

MI: Du sagst es selbst – Du singst noch besser als früher. Viele Leute sagen, dass „Avenge The Fallen“ euer bestes Album seit langem ist, vielleicht seit „No Sacrifice, No Victory“. Was habt ihr geändert bezüglich Songwriting, Recording im Vergleich zu den letzten Alben?

JC: So viel haben wir nicht geändert, ausser vielleicht die Art wie Oscar schreibt. Ich brauche Oscar, der beginnt, bevor ich irgendwas tun kann. Zuvor hatten wir einen Kreis. Album schreiben, Album aufnehmen, Album veröffentlichen, auf Tour gehen. Und auf Tour machen wir nichts anderes. Danach geht es zurück auf Feld eins. Dann starten mit Schreiben, Aufnehmen, Veröffentlichen, Tour. Jetzt ist es mehr ABC: Always be creative. Jetzt hat er während einer Show eine Idee. Nach der Verbeugung und der Dusche verschwindet er. Wir denken so „da ist grosse Party, wir sind in Los Angeles, viele coole Leute backstage“ – Oscar war nirgends zu finden. Er war im Bus und arbeitete seine Idee aus, die schlussendlich zu einem Song auf dem neuen Album führte! Das ist wohl eines der wichtigsten Dinge: Wenn dich die Kreativität packt, mach was draus. Sei es auch nur, etwas in dein Smartphone zu singen.

FL: Er mag es, guter Laune zu sein, wenn er an etwas arbeitet. Wenn er von der Bühne kommt, Adrenalin von der Show – er ist „High“ vom Leben. Und da hat er grossartige Ideen. So gesehen ist es eine gute Sache, wenn er sich einfach in den Bus zurückzieht.

MI: Vorhin wurde das Thema „Social Media“ angesprochen. Wie seht ihr das? All diese Smartphones, die in die Höhe gehalten werden? Als Fan sieht man manchmal nur noch Bildschirme. Wie steht ihr dazu? Persönlich finde ich es respektlos gegenüber den Bands, keiner geniesst wirklich noch die Shows.

FL: Ich denke, mal ein Foto oder so ist ok, so als Erinnerung. Aber wenn du die ganze Show da stehst mit dem Phone… Du wirst nie das Erlebnis sehen, wenn du daheim das Zeug anschaust. Das wird nie das gleiche sein. So gesehen ist es lächerlich. Seid da, vergesst eure Phones, habt eine gute Zeit zusammen und geniesst!

JC: Erlebt die Show und erzählt euren Freunden davon! Ich denke auch, man sollte die Phones in der Tasche lassen und am Ende, wenn wir uns verbeugen und so, dann könnt ihr sie rausnehmen. Wie bei Musical Theater und so. Keine Photos, aber nach der Show – feel free, wir bleiben einen Moment länger. Wenn du in der ersten Reihe stehst und du hältst deine Kamera in mein Gesicht – ich schaue dich nicht einmal an. Ich suche dann die Aufmerksamkeit der Leute hinter dir.

Joacim erklärt dann nochmals, was es für die Bands bedeutet, hier zu spielen und dass man hier Freunde und andere Bands trifft, die man sonst immer irgendwie verpasst. Er meint dann, dass ihm das Personal eher leidtut, weil die morgens um sieben Uhr schon „GRRRROOOWWW“ aus den Lautsprechern ertragen müssen, während sie (mit säuselnder Stimme) „You want some Coffee?“ anbieten. Hier muss ich reingrätschen…

MI: Eigentlich ist es eher umgekehrt. Das Personal arbeitet sehr gerne auf dieser Cruise, weil die Fans, die Leute sie auf gleichem Level behandeln, nicht so „Du bist mein Knecht, ich bin der zahlende Gast!“

Auf die Frage, welche Bands Joacim und Fredrik auf dem Schiff gesehen haben oder noch sehen wollen, ist die skandinavische Palette vorne: Candlemass, Emperor… Aber auch Unleash the Archers und Flotsam & Jetsam sind auf dem Wunschzettel. Der brasilianische Kollege fragt dann noch, inwiefern sie neuere Bands kennen, Dinge wie Sleep Token, Bad Omens. Joacim sagt lapidar „ich habe von ihnen gehört“. Ohne respektlos zu sein, aber ab einem gewissen Alter fehlt dann auch die Neugier auf solche neuen Sachen.

Plötzlich wird die Musik erheblich lauter (die Konferenz findet in einem abgesperrten Teil des Restaurants statt). Das führt dann dazu, dass das Ende nach gut vierzig Minuten erreicht ist. Daher noch eine Quiz-Frage: Wie hiess die erste Band von Joacim Cans?

JC: Als ich noch ein Teenie war, da waren all die coolen Namen vergeben. Da dachte ich, dass „Satan Bloody Hell Church“ doch passen würde…

Danke an Joacim, Fredrik, Jörg und an die CMM-Mannschaft für diese unterhaltsame Konferenz!

Video HammerFall – Avenge The Fallen

11.06.2025
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