Himmlische Stimmen zum Abendessen
Blackbriar machten im Rahmen ihrer «A Thousand Little Deaths»-Tour Halt in der Schweiz. Mit Hunger und Vorfreude komme ich beim Kiff an und muss feststellen, dass der Foodtruck heute geschlossen ist. Nun liegt es also an den beiden Bands, mich meinen Hunger vergessen zu lassen. Ob das geklappt hat? Lest selbst.
Der Foodtruck bleibt heute wohl aufgrund der Anzahl Besucher geschlossen. Der Saal hätte nämlich durchaus ein paar Nasen mehr fassen können. Immerhin muss ich somit weder an der Bar noch am Merch-Stand lange anstehen, komme schnell an meine Ausbeute und bin pünktlich bereit für den ersten Auftritt am heutigen Abend.
Forever Still
Abgesehen vom kurzen Reinhören auf der Fahrt ins Kiff sind mir die Dänen von Forever Still eigentlich ziemlich unbekannt. Trotzdem kommt mir das Quartett beim Betreten der Bühne irgendwie bekannt vor. Einerseits könnte es daran liegen, dass mich Gitarrist Inuuteq Kleemann von meinem Blickwinkel aus an Marilyn Manson erinnert. Andererseits sind es wohl eher Sängerin Maja Shining und Bassist Mikkel Haastrup, die ich beide erst Anfang September beim Meh Suff! Metal-Festival mit Myrkur auf der Bühne gesehen habe (Review siehe hier).
Mit «Survive» und «Find A Way» startet das Quartett ihr Set mit etwas härteren Songs ihres Repertoires, bevor die Stimmung mit «This Dark Abyss» erstmals etwas ruhiger und mystischer wird. Dabei sticht vor allem Sängerin Maja mit ihrer wunderschönen Stimme hervor. Diese Stimmung erreicht ihren Höhepunkt, als Maja mit Keyboard und Mikrofon alleine auf der Bühne steht und «Yell To The Sky» singt – Hühnerhaut!
Forever Still machen einen sehr sympathischen Eindruck und überzeugen auch musikalisch. Ein besonderes Lob geht hier an das anwesende Publikum, welches «muggsmüsli» still der Musik zuhört und so gerade den ruhigen Songs sowie Sologesangsparts das gewisse Etwas verleiht. Wäre hier ständiges Gerede, hätte das Konzert definitiv nicht die gleiche Wirkung.
Blackbriar
Direkt nach dem Konzert frage ich mich, was ich hier überhaupt schreiben soll. Ich war während dem ganzen Konzert wie hypnotisiert von der Musik und schien in einer anderen Welt zu sein – im positiven Sinne wohlgemerkt! Durch das Revue-passieren-Lassen zu Hause merke ich aber, dass ich sehr wohl aufnahmefähig war und somit doch ein paar Zeilen zu schreiben habe. Dennoch sagt es bereits sehr viel über ein Konzert aus, wenn man von Anfang bis Schluss so gefesselt ist, dass man sich in ein anderes Universum katapultiert fühlt.
Die Eröffnung macht «Bluebeard’s Chamber», welches auch der Opener des aktuellen Albums «A Thousand Little Deaths» ist. Zoras Stimme ist glasklar und harmoniert perfekt mit dem Rest der Band. Obwohl die Bühne mit den sechs Musikern recht gut gefüllt ist, bleibt trotzdem noch genügend Platz für ausgiebiges Headbangen, Bewegung und Interaktionen mit dem Publikum. Vor allem Bassist Siebe Sol Sijpkens agiert als Publikumsanimateur und überträgt die gute Laune mit seinem Dauersmile gekonnt von der Bühne ins Publikum.
Das 2025 erschienene Album «A Thousand Little Deaths» ist auf der gleichnamigen Tour, wenig erstaunlich, sehr gut in der Setlist vertreten. Dennoch finden daneben einige Klassiker der vorangehenden Alben einen Platz im heutigen Auftritt. Für das akustische Medley, welches anschliessend gleich die Einleitung zu «Far Distant Land» macht, tauscht Bassist Siebe Sol seinen Bass kurzzeitig mit einem E-Kontrabass. Auch das von Zora als Publikumsliebling angepriesene «Selkie» darf natürlich nicht fehlen. Der Song handelt von einem Mythos der nordischen Folklore. Die Selkie sind Gestalten, die als Robben im Wasser leben und sich an Land in Menschen verwandeln. In diesem Stil hat sich in der ersten Reihe eine Frau mit einem Robben-Mantel / -Kostüm eingekleidet und wird für den Song in der Folge gleich auf die Bühne geholt.
Pam sagt passend, wie krass Zora mit der Musik verschmilzt. Es wirkt tatsächlich, als wäre sie eins mit der Musik und nicht einfach «eine Musikerin, die irgendwelche Texte vorsingt». Gepaart mit der Aura, die sie umgibt, erzeugt das eine extreme Energie. Wie bereits bei Forever Still bleibt das Publikum auch bei Blackbriar still und hört gebannt der berauschenden Musik zu.
Leider ist das Konzert nach fünf viertel Stunden überraschend vorbei, was für eine Headliner-Darbietung doch recht kurz ist. Trotzdem ist es mir vorgekommen, als hätten Blackbriar bereits zwei Stunden gespielt. Und das nicht, weil es langweilig gewesen wäre – ganz im Gegenteil. Dass es eine Band schafft, einen Auftritt anfühlen zu lassen, als wäre er doppelt so lange gewesen, klappt normalerweise nur mit einem schlechten Gig. Heute war es aber definitiv das Gegenteil. Blackbriar haben mich mit ihrer Musik hypnotisiert und für die Dauer ihres Konzertes alles rundherum vergessen lassen – so auch meinen Hunger.
Die Setlist – Blackbriar
- Bluebeard’s Chamber
- Floriography
- I’d Rather Burn
- Arms Of The Ocean
- The Hermit And The Lover
- The Catastrophe That Is Us
- Cicada
- Spirit Of Forgetfulness
- Acoustic Medley
- Far Distant Land
- The Fossilized Widow
- Deadly Diminuendo
- Selkie
- Crimson Faces
- Until Eternity
- A Last Sigh Of Bliss
- Green Light Across The Bay
Das Fanzit – Blackbriar, Forever Still
Blackbriar, allen voran Zora Cock, haben das Kiff für einen Abend in einen atmosphärischen Spaziergang durch Märchen und Mythen verwandelt und Forever Still konnten mit einem sympathischen und überzeugenden Auftritt ebenfalls punkten. Mit dem still zuhörenden Publikum war das heute der perfekte Match.

