Metalinside.ch - Lacuna Coil - Dynamo Zürich 2025 - Foto Friedemann 14
Sa, 25. Oktober 2025

Lacuna Coil, Nonpoint

Dynamo (Zürich, CH)
/ 07.12.2025

Grande Lacuna Coil

In einem rappelvollen (möglicherweise sogar ausverkauften) Dynamo begeisterten Lacuna Coil am Samstagabend das Zürcher Publikum (und natürlich auch diejenigen, welche von ausserhalb angereist sind).

Zu hören gab es frisches Material des neuen Eisens, aber auch altgediente Klassiker. Das Aufwärmprogramm wurde von Nonpoint – den Herrschaften aus dem sonnigen Florida – bestritten.

Wenn Signora Cristina Scabbia ruft, leistet der werte Dutti brav Folge. Ich begleite die Frontdame und ihre Band schon lange respektive halte ihnen entsprechend die Treue. Krass, dass die Truppe seit bald 30 (!) Jahren im metallischen Geschäft unterwegs ist. In Bezug auf die aktuelle Scheibe «Sleepless Empire» habe ich meine Hausaufgaben bisher allerdings noch nicht gemacht. Aber ein paar Songs davon im Live-Gewand erleben zu dürfen, ist sicherlich ein intelligenter Anfang. Wer gerne ein paar ausführliche Informationen über das genannte Werk erfahren möchte, kann sich gerne das Interview meines Kollegen Sandro zu Gemüte führen, welches er mit Sänger (oder wahlweise Schreihals) Andrea Ferro durchgezogen hat.

Support erhalten Lacuna Coil von Nonpoint aus den USA. Von dieser Formation ist mir lediglich ihr «In The Air Tonight» (aus der 2006er «Miami Vice»-Verfilmung) geläufig. Mal schauen, ob sie die Masse auf Betriebstemperatur bringen können. Heute würden übrigens parallel wieder einige Konzert-Events (oder Fussball-Partien) laufen, aber meine Entscheidung für die hiesige Veranstaltung stand nie zur Diskussion (ein Schelm, wer jetzt denken mag, dass das eventuell «bloss» an einer gewissen Sängerin liegen könnte). Um das Einfangen der optimalen Lichtbilder kümmert sich derweil mein Kumpel Friedemann.

Nonpoint

Das haarige Element scheint bei dieser Equipe freilich Trumpf zu sein. Dreadlocks stehen sichtlich besonders hoch im Kurs. Einzig Felle-Klopfer Robb Rivera setzt auf eine kahle Schädeldecke. Frontmann Elias Soriano sticht einem zudem aufgrund seines knallgelben Hoodies ins Auge. Mangelnden Einsatz kann man den Herren keinesfalls vorwerfen, aber das Publikum verharrt bisher ziemlich abwartend beziehungsweise passiv. Elias sei gerne durchgeschwitzt, denn schliesslich machen sie diese Sache ja «for real». Und was kommt zum Vorschein, wenn er sich seines Pullis entledigt? Genau, ein leuchtend gelbes Shirt (ein Faible für diese Farbe ist bei ihm unbestreitbar vorhanden). Diese Textil-Erleichterung – und ein dazugehöriges «I need Zurich to bounce!» – wirken Wunder, denn schlagartig kommt Leben in die «Salzsäulen-Meute». Nun dürfen wir effektiv von einer Party sprechen!

Das Liedgut der Amis würde ich irgendwo zwischen Groove und Nu Metal einordnen. Gelegentlich streuen sie ebenfalls spanische Zeilen in ihre Texte ein. Ob sie bereits einmal in der Schweiz oder in Zürich waren? Das entzieht sich ehrlich gesagt meinem Wissensstand. Klar ist hingegen, dass sie ebenfalls Humor beherrschen. «Who are we? Yes, correct. Korn!» Optisch wirklich gar nicht sonderlich unrealistisch (obschon Jonathan Davis und Co. musikalisch deutlich grössere Erfolge feiern konnten). Mit «Bullet With A Name» finalisieren Nonpoint nach rund 50 Minuten ihr Set. Stilistisch mögen sie vielleicht kaum zu Lacuna Coil passen, aber ihren Auftritt darf man durchaus als solide einstufen.

Lacuna Coil

Im Hintergrund sind die Skelette zweier Rabenschädel sichtbar. Sie repräsentieren die aktuelle Platte «Sleepless Empire». Zuerst wird allerdings der 2019er-Silberling «Black Anima» bedient. Die mit geschminkten Antlitzen agierenden Italiener tragen «Layers Of Time» und «Reckless» vor. Cristina trällert wie eine Göttin und wirkt insbesondere in den hohen Lagen unglaublich stilsicher. Ihr «Mikrofon-Gefährte» Andrea müsste dagegen nach meinem Empfinden lauter abgemischt sein. «Hosting The Shadow» ist dann ein erstes «Zückerli» des neuen Albums. Im Original mischt dort übrigens kein Geringerer als Randy Blythe von Lamb Of God mit (aber den konnten sie verständlicherweise nicht extra für diese rund vier Minuten einfliegen). Auf meiner Highlight-Liste landen dafür sicherlich «Kill The Light» (nicht mitzusingen ist keine Option!) und das etwas später folgende «Spellbound». Als schliesslich auch noch «Intoxicated» aufkreuzt, kriege ich das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht. Die Track-Zusammenstellung lässt praktisch keine Wünsche offen. Fantastico!

Rückblickend muss man festhalten, dass das Quintett von Werk zu Werk härter geworden ist. Passend dazu kam Mitte Oktober 2022 «Comalies XX» auf den Markt. Darauf hat die Band einige ihrer Hits aus den Anfangstagen neu arrangiert und an ihre moderne Ausrichtung angepasst. Die Resultate können sich fürwahr hören lassen. Das beispielsweise just in diesem Augenblick ins Rennen geführte «Heaven’s A Lie XX» knallt in dieser Version ordentlich (und ruft trotzdem Erinnerungen an die Vergangenheit hervor). Andrea, der mittlerweile – den Göttern sei Dank! – deutlicher zu hören ist, brüllt sich regelrecht die Seele aus dem Leib. Und Cristina? Die macht einfach grandios weiter! Wie alt ist die werte Dame eigentlich nochmals? Ach Dutti, so etwas fragt man doch nicht.

Vor dem Zugaben-Block kommen unsere Lauscher in den Genuss eines saustarken «Nothing Stands In Our Way». Imponierend, wie geschickt diese Hymne einen jedes Mal motiviert und ermutigt. In diesem Sinne: «We Fear Nothing!» Bei der Bonus-Sequenz rennt Cristina während «I Wish You Were Dead» plötzlich mit einem glitzernden Messer durch die Gegend. Abgestochen wird jedoch niemand. Darauf folgt «Swamped XX» – ein weiteres, modifiziertes Stück, welches hervorragend bei den Besuchern ankommt. Den Schlusspunkt in Form von «Never Dawn» setzen die «Milanesi» dann nach knapp 90-minütiger Spielzeit. Unterhaltung nach Mass. Lacuna Coil haben es immer noch drauf. Grazie mille, ragazzi!

Das Fanzit – Lacuna Coil, Nonpoint

Eine weitere, überzeugende Lacuna Coil-Show ist nun ein Fall für die Geschichtsbücher. Doch da werden sicherlich noch weitere Kapitel dazukommen. Nonpoint entpuppten sich als solider Opening-Act. Dass die Künstler vor – mit grösster Wahrscheinlichkeit – ausverkauftem Haus aufspielen durften, wird ohnehin freudig vermerkt. Lediglich die Abmischung von Andrea Ferros «Schrei-Einheiten» hätte ungeniert auch schon von Beginn weg sauber sein dürfen.

Die Setlist – Nonpoint

  1. Breaking Skin
  2. What A Day
  3. Chaos And Earthquakes
  4. Dodge Your Destiny
  5. Buscándome
  6. A Million Watts
  7. Ruthless
  8. In The Air Tonight (Phil Collins-Cover)
  9. Rabia
  10. Alive And Kicking
  11. Bullet With A Name

Die Setlist – Lacuna Coil

  1. Layers Of Time
  2. Reckless
  3. Hosting The Shadow
  4. Kill The Light
  5. Die & Rise
  6. Spellbound
  7. In The Mean Time
  8. Intoxicated
  9. Downfall
  10. Heaven’s A Lie XX
  11. In Nomine Patris
  12. The House Of Shame
  13. Blood, Tears, Dust
  14. Gravity
  15. Oxygen
  16. Nothing Stands In Our Way
  17. The Siege*
  18. I Wish You Were Dead*
  19. Swamped XX*
  20. Never Dawn*

*Zugabe

Die Fotos – Lacuna Coil, Nonpoint


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 07.12.2025
Weitere Beiträge von

Lacuna Coil, Nonpoint