Zeal & Ardor - X-Tra Zürich 2025
Mi, 9. April 2025

Zeal & Ardor, Hathors

X-Tra (Zürich, CH)
30.12.2025
Zeal & Ardor - X-Tra Zürich 2025

Gospellige Metal-Antimesse

Zeal & Ardor bedürfen keiner Vorstellung mehr. Mit ihrem einzigartigen Stil haben sie sich in den letzten Jahren in der Metalwelt einen Namen gemacht. Vergangenen April statteten sie gemeinsam mit dem Support Hathors dem Zürcher X-tra einen Besuch ab.

Ich gestehe es vorab: Als mir damals Kollegen, die weniger stark auf der Metalschiene eingespurt sind als ich, von einem gewissen Projekt erzählten, das Metal mit Gospel mischen soll, war ich skeptisch. Nicht nur ob der Vorstellung, wie das klingt, sondern nicht minder nach dem Reinhören. Zu unpassend erschien mir der ungewöhnliche Mix anfänglich. Doch die Zeiten und Geschmäcker ändern sich. Spätestens seit meiner ersten Live-Begegnung mit den Baslern am Riffs Against War bin ich fasziniert von der Truppe um Manuel Gagneux.

Heute also steht ein Auftritt in Zürich an. Quasi-Heimspiel (nein, lieber Basler und Zürcher, ich will keinen von euch beleidigen), bedenkt man, dass Zeal & Ardor momentan auf Europatournee sind und von neunzehn Gigs lediglich der heutige innerhalb unserer Landesgrenzen stattfindet.

Hathors

Für die Eröffnung des Abends verpflichteten Zeal & Ardor die Band Hathors. Für diese ist es der einzige Auftritt der Tour. Die übrigen Stopps supporten jeweils Dom Zey oder Konvent. Das Winterthurer Trio, welches die Opener-Rolle heute übernimmt, versucht das Publikum mit einer explosiven Mischung aus Grunge, Hardcore und Punk zu entzücken. Doch obschon das Gezeigte ziemlich eindrücklich ist und von massig musikalischem Können zeugt, haben Hathors das Publikum nicht ohne Weiteres im Sack. Man merkt deutlich, dass wohl fast die komplette Schar Anwesender wegen des Hauptacts gekommen ist. Im Gegensatz zum Meshuggah-Konzert im Jahr 2022 zum Beispiel, wo die einheimische Vorband Zeal & Ardor im Mode-Assortiment der Zuschauer sehr gut vertreten war und entsprechend gefeiert wurde.

Wie gesagt: Hathors kann man nicht vorwerfen, sie wüssten nicht, was sie tun. Die wilde Spielart des Drummers, welcher vor seinem Gong sein Workout bestreitet, die abwechslungsreichen Vocals des Gitarristen sowie die Ausstrahlung der Bassistin haben es in sich. Damit erspielen sich die Winterthurer eine gewisse Anerkennung. Nichtsdestotrotz ist der eine oder andere Anwesende wohl nicht unzufrieden, dass irgendwann Pause ist…

Zeal & Ardor

… weil uns diese unweigerlich näher an den ersehnten Hauptact bringt. Deren Darbietung, wenn man frühere Begegnungen als Referenz zu nehmen wagt, verspricht intensiv zu werden. Neben der charakteristischen Verschmelzung der verschiedenen Genres sind bei Konzerten von Zeal & Ardor auch das energetische Auftreten der Musiker und die passende Einbindung der Lichteffekte ein wahrer Genuss.

So springt der Funke heute einmal mehr bereits in den ersten Momenten aufs Publikum über. Spätestens beim schon in der Vergangenheit sehr früh gespielten «Götterdämmerung» ist Schluss mit lustig – das X-tra tobt. Der Song steht dabei nur stellvertretend für die sehr gelungene Diskographie der Basler Truppe. Dessen gehässige, deutschsprachige Strophen, die spannungstragenden Riffs, die Gospeleinflüsse im ansonsten rhythmischen, aggressiven Black Metal… Alles schreit nach Eskalation. Die anfangs nur schwer vorstellbare Mischung verschiedener Stile ist live nochmals deutlich faszinierender als in den Studioaufnahmen und packt das Zürcher Publikum entsprechend. Die Schar verschmilzt zusammen mit der Band, der Lichtshow und der gleichwohl mystischen sowie harten Soundkulisse zu einem in rhythmischen Bewegungen zuckenden Etwas.

Speziell zu erwähnen ist dabei der Enthusiasmus, mit welchem die sechs Musiker an ihre Show herangehen. Von Headbangen kann man eigentlich nicht mehr sprechen, wenn zum Beispiel die beiden Background-Sänger (wobei es den Begriff Background in ihrem Fall zu hinterfragen gilt) Denis Wagner und Marc Obrist mit Ganzkörpereinsatz zur Musik abgehen. Zeal & Ardor strotzen vor Motivation und füllen somit die Bühne, deren Grösse optimal zum heutigen Act passt, problemlos aus. Zur beschriebenen hindernislosen Bindung zwischen Band und Publikum trägt die Abmischung übrigens das Ihrige bei: Der Sound kommt glasklar und mit viel Druck an. Versteckte Details hört man genauso gut wie den mehrstimmigen Gesang oder elektronische Einspieler von zum Beispiel «Death To The Holy».

Schon am Konzertabend ist daher klar: Stimmungstechnisch wird der Auftritt von Zeal & Ardor dieses Jahr in der oberen Liga mitspielen. Bei der Jahreshitparade verdient er sogar einen Platz in den Top 5 – nicht von mir, sondern von Luke. Dieser hatte übrigens im Vorjahr bereits das aktuelle Album «GREIF» in der Hitparade drin, welches heute auf der Setliste am besten vertreten ist, ohne sie übermässig zu dominieren.

Als einziges kleines Manko würde ich die gelegentlichen Ansagen von Fronter, Gitarrist, Leadsänger und Bandkopf Manuel Gagneux erwähnen. Zwar geben sie dem Konzert einen persönlichen Touch, unterbrechen auf der anderen Seite jedoch ein wenig die knisternde, durch die Klanglandschaft geschaffene Atmosphäre. Wobei zum Beispiel die Erläuterung, dass er in die Lyrics gerne etwas wie azelle Bölle schelle einbaue, da ausländisches Publikum dies eh nicht verstehe, eben schon für Lacher sorgt…

Die Setlist – Zeal & Ardor

  1. The Bird, The Lion And The Wildkin
  2. Wake Of A Nation
  3. Götterdämmerung
  4. Ship On Fire
  5. Erase
  6. Gravedigger’s Chant
  7. Fend You Off
  8. Kilonova
  9. Blood In The River
  10. Run
  11. Tuskegee
  12. Row Row
  13. To My Ilk
  14. Sugarcoat
  15. Death To The Holy
  16. Devil Is Fine
  17. Trust No One
  18. At The Seams
  19. Don’t You Dare
  20. I Caught You
  21. Clawing Out

Das Fanzit – Zeal & Ardor, Hathors

Zeal & Ardor taten es einmal mehr! Nachdem Hathors das Publikum mit viel musikalischem Können auf Betriebstemperatur brachten, knallten Manuel Gagneux und seine Mannen den Besuchern ein Feuerwerk an unter die Haut gehenden Kompositionen entgegen. Das Auftreten der Musiker, die gute Soundqualität und die gut passende Lichtshow wandelten den Auftritt der Basler zu einem immersiven Erlebnis, dessen Intensität das Publikum noch lange in Erinnerung behalten wird.


Wie fandet ihr das Konzert?

30.12.2025
Weitere Beiträge von

Hathors, Zeal & Ardor