Saxon - Z7 Pratteln 2018
Di, 2. Oktober 2018

Saxon, FM, Raven

Z7 (Pratteln, CH)
05.11.2018
Saxon - Z7 Pratteln 2018

Der Adler ist abermals erfolgreich in Pratteln gelandet 

Freunde, Freunde, was war das bitteschön für ein überragendes Konzert von Saxon an diesem Dienstagabend? Der Ober-Hammer! Sämtliche Details zu dieser Machtdemonstration entnehmt ihr den nachfolgenden Zeilen. Darin wird werden selbstverständlich auch die Leistungen der beiden Vorgruppen Raven und FM analysiert. 

Saxon rufen und Dutti eilt herbei. Wenn schon eine meiner absoluten Lieblingsbands in Pratteln gastiert, darf ich mir diese Gelegenheit keinesfalls durch die Lappen gehen lassen. Etliche Male durfte ich Biff Byford und seine Kollegen bereits in Aktion erleben. Enttäuschende Konzerte gibt’s bei den «Heavy Metal Thunder»-Veteranen schlichtweg nicht. Da reiht sich unermüdlich ein grossartiger Auftritt an den nächsten. Die Truppe ist bald seit 40 Jahren im Business tätig – und die Maschinerie scheint niemals ins Stocken zu geraten. Welch ein Glück! Mit «Thunderbolt» haben die Briten im Februar ihr inzwischen 22. (!) Studioalbum rausgehauen. Meine Ansichten zu diesem heissen Eisen findet ihr in der dazugehörigen Plattenkritik. Ich kann es kaum erwarten, die neuen Nummern während ihrer Live-Feuertaufe zu bestaunen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden aber sicherlich auch ein paar Klassiker den Weg in die Setliste finden. Unterstützt werden Saxon heute Abend von Raven, die mich bisher noch nie so wirklich vom Hocker hauen konnten, und FM – der Ersatzgruppe für die aus gesundheitlichen Gründen ausgefallenen Y&T.

Bereits zur frühen Stunde – sprich um halb sieben – macht die Konzertfabrik einen äussert gut besuchten Eindruck. Keine wirkliche Überraschung, denn Saxon sind irgendwie jedes Mal Garanten für eine volle Hütte. Mir gefällt zudem, dass sich der angepasste Zeitplan bei drei aufspielenden Bands langsam zu etablieren scheint. Der erste Akteur soll nämlich bereits um 19 Uhr den Konzertreigen eröffnen. Somit bleibt noch ein bisschen Zeit, um mit den zahlreich anwesenden Kollegen zu plaudern, die Kehle erstmals zu befeuchten und danach den Stammplatz am Dutti-Pfosten einzunehmen.

Raven

Die drei Raben und ich werden in diesem Leben wohl keine Kumpels mehr. Bereits als Support-Act von Herrn Dirkschneider hatte ich mit ihnen so meine liebe Mühe. Die Gebrüder Mark und John Gallagher und ihr Fellklopfer Mike Heller gehen zwar engagiert ans Werk, aber der schrille Gesang strapaziert wieder einmal alle Nerven in der näheren Umgebung. Ich beobachte mit etwas Schadenfreude diejenige Zuhörer, die Raven heute zum ersten Mal sehen beziehungsweise hören. Die meisten wenden sich mit der Zeit genervt ab und verduften nach draussen, um sich dort ein «Lungenbrötli» zu gönnen. Das Trio wird gemäss eigener Aussage im kommenden Jahr einen neuen Silberling veröffentlichen. Zudem soll ebenfalls noch eine Live-DVD kommen. Alles Materialien, welche sicherlich nicht den Weg in meine Sammlung finden werden. Glücklicherweise haben die Herrschaften heute bloss eine halbe Stunde für die Folter unserer Gehörgänge zur Verfügung.

FM

Die Frequenzmodulation (FM) habe ich bisher eigentlich immer mit dem Radio-Bereich in Verbindung gebracht. Allerdings lernt man bekanntermassen nie aus und so darf ich feststellen, dass sich hinter dieser Abkürzung ebenfalls eine britische Melodic Rockgruppe verbirgt. Soundtechnisch steht nun eine Zeitreise zurück in die 80er und 90er-Jahre an. Den mehrheitlich grauen Häuptern im Publikum dürften die einzelnen Stücke bestens vertraut sein. Ich als Jungspund befinde mich dagegen wieder einmal in der Kennenlernphase. Das Gehörte lässt mich allerdings rasch mitwippen und mitsummen. Im Vergleich zu den danach folgenden Saxon ist das Tempo hier eher gemütlich. Nichtsdestotrotz macht das Publikum brav mit. Nummern wie «That Girl» oder «All Or Nothing» laden aber auch regelrecht dazu ein. FM leben allerdings keinesfalls ausschliesslich in der Vergangenheit. Mit «Atomic Generation» haben sie im März dieses Jahres ihr elftes Album in die Läden gebracht. Ich werde mich in einem ruhigen Augenblick gerne einmal genauer mit der Diskographie der Briten beschäftigen. Da hat’s ohne Zweifel gutes Zeugs dabei.

Saxon

Der Headliner zählt zu den regelmässigen Gästen und schaut schon beinahe im Jahresrhythmus in der Nordwestschweiz vorbei. Biff habe die genaue Zahl zwar nicht im Kopf, aber er freue sich trotzdem jedes Mal ein Wiedersehen mit der Location. Passt, denn meinetwegen dürften Saxon auch in Zukunft des Öfteren im Z7 vorbeischauen. Der Fronter deutet auch indirekt etwas in der Richtung an, denn anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens planen die Schwermetaller 2019 offenbar zahlreiche Festivalauftritte und Hallenkonzerte. Man darf also gespannt sein. Ansonsten führt Biff mit gewohnt geradlinigen Aussagen durch den Abend. Nichtsdestotrotz lässt der Sänger ab und an ebenfalls eine Prise «British humour» in seine Worte einfliessen. Unterstützt wird Biff auf der Bühne standardgemäss von seinen langjährigen Weggefährten Paul Quinn (Gitarre), Doug Scarratt (ebenfalls Gitarre), Nibbs Carter (Bass) und Nigel Glockler (Drums).

Der Auftakt ist mit dem Intro «Olympus Rising» und dem anschliessenden «Thunderbolt» komplett dem aktuellen Silberling geschuldet. Dieser taucht am heutigen Abend mit insgesamt sechs Vertretern auf dem Menüplan auf. «Nosferatu (The Vampires Waltz)» vereint beispielweise in geschickter Manier Dramatik und Epik miteinander. Zu meiner grossen Freude wird auch der Track «Predator» gespielt – einer meiner Favoriten des neuen Albums. Auf der Konserve brüllt übrigens noch Ober-Wikinger Johan Hegg mit. Diese für Saxon doch gewagte Kollaboration kam nicht bei allen Anhängern gleich gut an. Ich persönlich hätte überhaupt nix dagegen gehabt, wenn das Amon Amarth-Aushängeschild plötzlich auf der Bühne gestanden und den Song live mitvorgetragen hätte. Richtig emotional wird’s schliesslich bei der Motörhead-Hommage «They Played Rock And Roll». Als Lemmy Kilmisters raue Stimme aus den Boxen dröhnt und der markante Satz «We are Motörhead and we play Rock ‘N’ Roll» erklingt, ist mein gesamter Körper mit Hühnerhaut übersät. Wunderbar zu sehen, welch starkes Band der Freundschaft zwischen den beiden Bands bestand bzw. wohl immer noch besteht.

In den Publikumsreihen geht die Post ordentlich ab. Ununterbrochen fliegen Haare durch die Luft und bei jedem Song wird jede einzelne Zeile lautstark mitgesungen. Da dürfte wohl auf einige Besucher ein ziemlich heiserer Mittwoch zukommen. Meine Wenigkeit wird morgen wohl ebenfalls nicht sonderlich viel zum Telefondienst im Büro beisteuern können. Tja, bei Saxon-Shows segnet mein Stimmorgan eigentlich immer das Zeitliche. Glücklicherweise trifft dies nicht auf Biff zu. Der singt fehlerfrei und unglaublich überzeugend. Aktiv ist ebenfalls Basser Nibbs, der voller Energie auf der Bühne herumflitzt. Man würde es den Herren wünschen, dass sie noch viele weitere Jahre in dieser tollen Verfassung agieren können. Heutzutage ist ja bekanntermassen nix für die Ewigkeit. Nigels Hirnblutung Ende 2014 war damals ein echter Schock und es ist umso schöner, dass er diese mühsame Geschichte heil überstanden hat.

Die restliche Setliste besteht aus tonnenweise klassischen Saxon-Hymnen. Genau diese wollen die Fans hören. Die Briten zählen zu den wenigen Bands, bei denen ich den regelmässigen Gebrauch ihrer grössten Hits nicht kritisiere. Dafür sind die Stücke schlichtweg zu genial und mitreissend. Ohne «Power And The Glory», «Solid Ball Of Rock» (mit obligatem Mitsing-Spielchen von Biff. Meine Fresse, kann der seine Töne lange halten), «747 (Strangers In The Night)», «Crusader» oder «Heavy Metal Thunder» würde definitiv etwas fehlen. Langweilig werden diese Lieder sowieso nie. Ich meine, dass ich den nachfolgenden Gedanken schon einmal in meinem anderen Saxon-Konzertbericht geäussert habe, aber ich wäre nach wie vor dafür, dass die Briten einmal eine «An evening with…»-Showreihe veranstalten. Alice Cooper oder Machine Head haben’s beispielsweise bereits vorgemacht: Ein Abend, eine Band und eine zwei bis drei Stunden dauernde Show. Dann könnten Biff und Co. wirklich ein umfassendes Hitfeuerwerk zünden – sofern ihre Energiereserven dafür gross genug sind. Aber ich drifte ab – deswegen rasch zurück in die Gegenwart und zum Finale des diesjährigen Z7-Auftritts. Enden kann es nur auf eine Art und Weise. Es ist Kuttenzeit! «Denim And Leather» – ein Abschluss nach Mass.

Das Fanzit

Prädikat «Weltklasse». Saxon haben abermals eine fantastische Show abgeliefert. Was für eine überragende Leistung! Da stimmte einfach alles. Dazu kam eine erneut geniale Soundqualität, die im Schweizer Metal-Tempel glücklicherweise als Standard erachtet werden kann. Der «Sold Out»-Status wurde offenbar nur ganz knapp verfehlt. Von den Vorgruppen konnten mich lediglich die Herrschaften von FM überzeugen.

Setliste – Raven

  1. Destroy All Monsters
  2. Hell Patrol
  3. All For One
  4. Hung, Drawn & Quartered
  5. Top Of The Mountain
  6. On And On

Setliste – FM

  1. Black Magic
  2. I Belong To The Night
  3. Bad Luck
  4. That Girl
  5. All Or Nothing
  6. Tough It Out
  7. Killed By Love
  8. Wildside
  9. Burning My Heart Down

Setliste – Saxon

  1. Intro – Olympus Rising
  2. Thunderbolt
  3. Sacrifice
  4. Nosferatu (The Vampires Waltz)
  5. Motorcycle Man
  6. Predator
  7. Strong Arm Of The Law
  8. Battering Ram
  9. Power And The Glory
  10. Solid Ball Of Rock
  11. The Secret Of Flight
  12. Dallas 1 PM
  13. They Played Rock And Roll
  14. And The Bands Played On
  15. 747 (Strangers In The Night)
  16. Sons Of Odin
  17. Crusader
  18. Princess Of The Night
  19. The Eagle Has Landed*
  20. Heavy Metal Thunder*
  21. Wheels Of Steel*
  22. Denim And Leather*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

05.11.2018
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