Coroner – Bandfoto mit Tommy (m.)
Mo, 6. Oktober 2025

Coroner – Interview mit Tommy Vetterli

Avantgarde Metal, Progressive Thrash Metal
12.10.2025
Coroner – Bandfoto mit Tommy (m.)

Wenn man keine Leidenschaft für etwas hat, dann kann man es auch sein lassen

Obwohl Coroner seit ihrer Reunion wieder aktiv die Konzertbühnen beehren, war es lange verschleiert, ob es je ein weiteres Album der avantgardistischen Kultband geben würde. Folglich schlägt die Ankündigung des neuen Albums «Dissonance Theory» durch die Vorabsingle ‹Renewal› ein wie der Blitz aus heiterem Himmel.

Coroner melden sich nach 32 Jahren mit neuem Material zurück. Das ist in der Musikbranche eine lange Zeit, in der viele Trends kommen und gehen. Doch was genau verbirgt sich hinter der Relevanz dieser Nischenband? Wie hat sich der eigene Sound während dieser Zeit entwickelt?

Metalinside hatte die Gelegenheit, sich mit Tommy Vetterli im Rahmen des neuen Albums über Comeback, technische Finessen und kognitive Dissonanz auszutauschen. Gerade als Fan der ersten Stunde war es mir (Rossi) eine besondere Ehre, einen kleinen, exklusiven Einblick in die Welt von Coroner erhaschen zu dürfen. Wie das Album (Review siehe hier) war auch das Gespräch entsprechend detailreich und spannend.

Metalinside (Rossi): Zuallererst vielen Dank, Tommy, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst! Wie geht es dir so kurz vor dem Release des Albums?

Tommy: Hoi Rossi – geht gut, danke. Zwei Singles sind bereits draussen und die Reaktionen sind überwältigend für uns, gerade auch von journalistischer Seite her. Glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie derart viele Interviews gegeben wie in den letzten anderthalb Monaten. Da bin ich gefühlt jeden Tag dran. Deshalb kommt mir die Zeit zum Üben für die Shows etwas abhanden [lacht]. Auf der anderen Seite ist es ein gutes Zeichen. Es fühlt sich an, als wäre ich wieder 18 beim Release des ersten Albums.

MI: Wenn wir grad beim ersten Album und somit beim Sound sind: Wie würdest du eure Musik für jemanden, der noch nie von Coroner gehört hat, kurz in ein paar Sätzen beschreiben?

Tommy: Grundsachlich eine progressive Form des Thrash Metals. Also kein Fastfood, sondern etwas das genaueres Hinhören voraussetzt, damit es selbst beim zwanzigsten Mal anhören noch Neues zu entdecken gibt. Das ist auch das, was ich selbst an einem Album besonders mag. Wir haben uns auch nie darum gekümmert, was andere machen, sondern immer unseren ganz eigenen Sound gemacht – eigen und authentisch.

MI: Was bedeutet dir die Rückkehr von Coroner nach all den Jahren?

Tommy: Wir waren bereits bei unserer Reunion 2011 völlig überrascht, dass dermassen viele junge Bands unsere Songs nachspielen. Da begegnest du Gitarristen, die dir erzählen, dass sie wegen dir mit dem Gitarrenspielen angefangen haben. Das Gleiche bei Ron mit dem Bass. Kann man ein schöneres Kompliment bekommen? Zudem Bands, die grösser sind als wir es jemals waren und uns sagen, welch grossen Einfluss unsere Musik auf sie hatte. Beispielsweise Opeth, die mal am Hellfest zur gleichen Zeit wie wir auf der Bühne standen: Der Sänger erklärte dem Publikum, dass er sich sehr freue, für sie zu spielen; aber eigentlich würde er gerade lieber dort bei Coroner sein und zuhören. Völlig absurd [lacht] Oder Väter, die mit ihren Söhnen ans Konzert kommen – beide Riesenfans …

Wir haben mit unserer Musik zwar nie das grosse Geld gemacht, aber zu sehen, was wir damit für andere hinterlassen haben, ist schon etwas sehr Schönes. Hab viel davon gehört und gelesen, dass wir der Zeit voraus gewesen seien. Vielleicht ist jetzt die Zeit reif dafür, wer weiss. Sie sind jedenfalls berührend, all diese Sachen.

Das ist der Grund, weshalb wir uns gesagt haben: «Wenn wir jetzt ein neues Album machen, dann machen wir etwas extrem Geiles, an dem wir zuallererst selbst die grösste Freude haben.»

Das neue Album «Dissonance Theory»

MI: Irgendwie wurde darüber gemunkelt und dennoch glaubte niemand wirklich daran, dass es je ein neues Album von Coroner geben würde. Dann kommt die Single ‹Renewal› als Teaser raus und die Metalwelt steht Kopf. Mich hat es jedenfalls komplett umgehauen. Wann war für dich klar, dass es ein neues Album geben würde?

Tommy: Es war in dem Moment klar, als wir den Plattenvertrag unterschrieben haben [lacht]. Das muss irgendwann 2014 oder 2015 gewesen sein. Da wussten wir, ok, jetzt müssen wir eins machen – vielleicht 2017 oder 2018. Doch dann kam das Leben mit entsprechenden Umständen und Herausforderungen dazwischen. Ein voller Studio-Terminkalender ist sicherlich ein weiterer Grund.

Zugegebenermassen habe ich es auch vor mir hergeschoben, hatte vielleicht etwas Angst davor. Marky (der ursprüngliche Drummer) war ja immer der Meinung, dass es kein Album mehr geben sollte, weil es den Kultstatus zerstören würde. Ich war da immer gegenteiliger Meinung, aber vielleicht holte es mich irgendwo ein. Dann kam Covid, da hätte ich Zeit gehabt, war aber voll nicht im Mood dafür.

Wir wollten ein gutes Album machen. Da bin ich sehr heikel mit mir selbst. Ich langweile mich sehr schnell an mir selbst beim Gitarrenspielen. Deshalb habe ich nach der Zeit bei Kreator etwa zehn Jahre nicht mehr wirklich Gitarre gespielt. Von 30, 40 wenn nicht sogar 50 Riffs hat es einer aufs Album geschafft. Das hat entsprechend ewig gedauert.

Schliesslich die Aufnahmen: Die Drums haben wir zweimal aufgenommen. Nicht, weil es schlecht gespielt war, einfach, weil die Songs da noch nicht auf dem Level waren, wo wir sie haben wollten. Dann wieder eine Pause hier, eine Unterbrechung da. Aber dadurch konnten die Songs richtig reifen. Für mich war wichtig, dass jedes Ding, das da drauf ist, seine Bedeutung hat. Normalerweise kann ich in zwei Stunden hier im Studio mit all den Amps den geilsten Gitarrensound kreieren. Für mich selbst benötigte ich drei Wochen. Habe mir sogar von einem Kollegen eine Amp ausgeliehen, weil ich unbedingt etwas Neues wollte, das mich inspiriert – völlig nerdig! [lacht] Aber wenn man keine Leidenschaft für etwas hat, dann kann man es auch sein lassen.

Sound & Technik

Absolut! Um noch ein bisschen beim Sound zu bleiben: Hört man sich durch die Alben durch, fällt sofort auf, dass keines dem anderen gleicht. Jedes Album ist ein Unikat. Genauso ist es mit «Dissonance Theory». Kannst du etwas zu der Soundentwicklung sagen, insbesondere zwischen Auflösung und Reunion?

Tommy: Da können wir gut und gerne bei «R.I.P.» anfangen: Hier wollten wir vor allem zeigen, dass wir viel geübt haben und gut auf unseren Instrumenten spielen können. Allerdings konnte das auf der Bühne zu einem Chaos werden, weil man immer so schnelles Gefuchtel spielen musste. Auch für das Publikum wäre etwas Simpleres zum Mitbangen entspannender gewesen. Und so haben wir mit jedem Album dazugelernt. Da sind kontinuierlich verschiedene weitere Einflüsse dazugekommen, wir haben neue Sachen ausprobiert. Bei «Grin» haben sich sogar Hip-Hop-Einflüsse eingeschlichen. Aber das läuft unter unserer Narrenfreiheit, die wir irgendwo immer genossen haben.

Als wir uns mit dem Sound fürs neue Album auseinandergesetzt haben, war die Frage, wonach es denn idealerweise klingen sollte. Da wurde mir schnell mal klar, dass wir den Sound z.B. von «No More Color» nicht wiederholen können. Ich meine, ich bin ein völlig anderer Mensch als damals. Als Musiker bin ich durch die Erfahrungen als Produzent vielleicht nicht besser, aber weiter. Das heisst, dass ich in meinem Kopf besser spiele, als ich es wirklich kann. Das Problem dabei ist, dass ich meinen Ansprüchen gar nicht gerecht werden kann. Da muss ich mir immer wieder auch eingestehen, dass es nur Musik ist und es nicht um Leben und Tod geht. [lacht]

Auf Youtube entdeckst du heutzutage haufenweise 16-Jährige oder noch jüngere, die abartig schnell und präzise spielen. Aber es bleibt – wenige Ausnahmen ausgeschlossen – irgendwie nichts davon hängen. Bei mir zählen Emotionen und Aussagekraft mehr denn je.

Wenn wir uns also entscheiden, einen schnellen oldschoolischen Thrash Part zu spielen, dann nicht, weil wir es können, sondern weil es passt. Das wiederum macht das neue Album etwas zugänglicher als bisher. Ich denke, das ist der Hauptunterschied in unserer Entwicklung.

Produktion

MI: Produktionstechnisch liegen zwischen den Möglichkeiten Ende 80er, Anfang 90er und heute Welten. Wie wirkt sich der heutige Stand der Technik auf das Songwriting aus?

Tommy: Früher hatte ich eine Drum-Maschine, was ziemlich mühsam zum Programmieren war, vor allem, wenn es keine Viervierteltakte waren. Heute arbeite ich mit Pro Tools, was natürlich viel einfacher zum Umsetzen einer Idee ist. Aber Einfluss aufs Songwriting per se hatte das überhaupt nicht.

Meine Vision war die eines modernen Sounds mit Old School Approach: Laut, fett, gross und klar. Ich finde, dass heutige Produktionen – wenn sie gut gemacht sind, denn das ist wichtig! – besser klingen als früher. Mit Pro Tools kannst du einfach einen Take machen, es aufnehmen und dann alles editieren, bis alles perfekt ist. Allerdings wirkt das Ganze dann etwas steril.

Bei uns war es so, dass wir mehrere Takes gemacht haben, bis wir fanden, dass wir genug davon und den Feel des Songs hatten. Dann nahmen wir es auf und haben hier und da etwas editiert. Es war einfach eine andere Herangehensweise. Wir haben Pro Tools mehr benutzt wie früher eine Bandmaschine, statt alles zu verhacken. Ähnlich wie in der Fotografie, wo du alles schon belichtest und ein paar Fotos machst, die dann auch gut sind oder 1’000 Fotos machst und dann ein paar Tage daran editierst. Es geht nicht darum was besser ist, es sind einfach zwei Paar Schuhe.

Bin nach jedem unserer Alben über den Sound frustriert gewesen. War z.B. nie dabei, wenn Ron seine Gesangsparts eingesungen hat, weil ich in einem anderen Raum meine Solos eingeübt habe. Diesmal war es von Vorteil, dass wir im eigenen Studio arbeiten konnten. Wenn wir nicht zufrieden waren, haben wir halt diesen und jenen Part wieder neu eingespielt. Deshalb ist es das erste Album, wo ich mit allem zufrieden bin.

Einflüsse & Atmosphäre

MI: Welchen Einfluss hat es, dass du selbst auch Produzent bist? Inwiefern kommen deine Erfahrungen zur Geltung? Wo kommt Einfluss von extern?

Tommy: Einfluss fürs Songwriting war nicht primär andere Musik. Einfluss kann eine Filmszene haben, eine schöne Aussicht oder ein Baum beim Wandern in der Natur. Klar, alle Musik, die du hörst, ist irgendwo abgespeichert. Ich bin halt jobmässig immer bei der Musik geblieben. Ron hat da einen völlig anderen Job, ist weniger in der Musik drin. Deshalb denke ich zu wissen, was funktioniert und was nicht. Das geht in die bereits angesprochene Selbstzensur, die manchmal sehr weit gegangen ist. Das kann positiv wie negativ sein, wenn man irgendwie weiss, das muss jetzt so sein, sonst bin ich einfach nicht zufrieden. Das hatte ich früher zwar auch, aber ich konnte es nicht zum Exzess treiben. Das hat das Album sicher sehr beeinflusst.

MI: Gibt es ein zentrales Motiv im Album, das sich durchzieht?

Tommy: Einige fragten sich bereits, ob Dissonanz mit unserer Musik zu tun hätte, weil wir schräge Akkorde spielen – würde auch passen [lacht]. Aber wir meinen damit die kognitive Dissonanz, die sogenannte Dissonanztheorie. Nehmen wir als Beispiel, dass du gerne Fleisch isst. Auf der anderen Seite möchtest du den Tieren nicht schaden. Nun hast du die Wahl: Entweder du wirst Vegetarier oder du legst dir die eigene Wahrheit zurecht, dass du sonst Vitamin-B12-Mangel hast. Finde das ein spannendes Konzept, wie die Menschheit in verschiedensten Bereichen damit umgeht.

Bei ‹Consequence› geht es um AI oder generell um neuzeitliche Errungenschaften. Was auf der einen Seite für die Menschheit sehr gut ist, ist auf der anderen Seite sehr gefährlich. Gerade bei AI werden Leute ihre Jobs verlieren. Oder woher nehmen wir die Informationen her? Woher weiss ich, ob etwas wahr oder real ist? Anders bei ‹Sacrificial Lamb›, wo es um einen Massenmörder geht, der sich selbst als Opferlamm sieht. Er glaubt, der Menschheit einen Gefallen zu tun, indem er auf eine Insel fährt, um dort Jugendliche zu erschiessen. Wie krank ist sowas?

So geht es um die verschiedenen Wahrheiten. Du hast deine, ich meine, Ron hat nochmals eine andere – das ist nun mal Fakt. Und wir fanden, das ist ein spannendes Konzept, um die Lyric-Themen zusammenzufassen.

MI: Ein paar Worte zum Coverartwork …

Tommy: Die DNA-Struktur auf dem Cover, die gegen unten zerfällt, symbolisiert den Untergang der Menschheit. Eigentlich hätte das Album wie das Intro ‹Oxymoron› heissen sollen. Im erweiterten Sinn heisst es intelligent und dumm gleichzeitig – ein Sinnbild für die Menschheit: So intelligent für all die Errungenschaften und gleichzeitig so dumm, sich damit das eigene Grab zu schaufeln. Das war die ursprüngliche Idee. Allerdings haben das viele Englischsprachige nicht so gut gefunden, weil man den Begriff hauptsächlich zum Schreiben benutzt. Somit haben wir nach einem anderen Titel gesucht und kamen dann umgehend auf «Dissonance Theory». Für mich passt so jetzt alles zusammen.

… und zu den Lyrics per se

Tommy: Da haben wir Hilfe in Anspruch genommen. Früher hat Marky die Texte geschrieben, aber immer zusammen mit einem amerikanischen Freund, der ihm geholfen hat. Wenn Englisch nicht deine Muttersprache ist, ist es schwierig, etwas halbwegs Schlaues zu schreiben. Alternativ könnte man über irgendwelche Schlachten oder über Drachen schreiben, die man mit einem Schwert bekämpft. Ist ok, aber sowas würde nicht zu uns passen.

Jeder hat ein bisschen getextet und das war gar nicht mal schlecht. Aber ich dachte mir, das muss einfach mehr Gewicht haben. Wenn die Musik abgeht, muss Musik und Text kongruent sein. Ich habe deshalb meinen besten amerikanischen Kumpel Dennis Russ angerufen, mit dem ich seit Jahren eng zusammenarbeite. Er meinte, dass ändern zu einem Flickwerk würde. So haben wir alles nochmal neu geschrieben. Fand das dann so gut, dass ich ihn gefragt habe, ob er das Album co-produziert. Die anderen haben immer alles super geil gefunden. Bei ihm weiss ich einfach, dass er mir fadengerade ins Gesicht sagt, wenn etwas nicht gut ist. Das ist 100%iges Vertrauen.

Als es dann beim Feinschliff um die Texte ging, hatte ich plötzlich eine Idee: Warum nicht die Autorin Kriscinda Lee Everitt, die gerade ein Buch über uns schreibt, mit reinnehmen? Ein Buch schreiben und Texte auf die Musik zu akzentuieren, ist natürlich nicht dasselbe. Das hat dann ein reges Hin- und Herschreiben gegeben. Aber am Schluss hat es sich gelohnt. Zusammen mit Dennis Russ konnte sie unsere Ideen mit ihren Lyrics nochmal auf ein neues Niveau heben.

MI: Finde das total beeindruckend …

Tommy [schmunzelt]: Klar, da wird es jetzt vielleicht Leute geben, die finden, dass wir nicht mal die Texte selbst schreiben können. Ja doch, wir könnten das schon, wenn wir es etwas plumper halten wollten. Aber wir können uns nicht mit schlechteren Texten als damals präsentieren. Unser damaliger Manager fand ja, dass Texte überwertet sind. Das hat grad «Lämpen» mit ihm gegeben … Mir sind Texte halt sehr wichtig, sie müssen etwas Tiefgründiges haben.

Shows & Zukunft

MI: Gibt es nebst der Release-Show in Zürich Pläne für eine Tour mit «Dissonance Theory»?

Tommy: Wir sind relativ spät dran, das hätte man alles früher planen müssen – deshalb haben wir auch ein neues Management, das endlich was macht. Wir haben die Shows in der Schweiz, dann über Weihnachten/Neujahr in Deutschland. Dann gibt es Festivals, wovon ein paar bereits bestätigt sind, andere sind noch in der Pipeline. Tourneen sind auch in der Pipeline. Die sind jetzt hoffentlich Tag und Nacht am Arbeiten, damit wir spielen können [schmunzelt]. Es wurde so viel Herzblut in dieses Album hineingesteckt, dass wir es auch entsprechend promoten wollen. Wir haben jetzt auch noch so richtig Bock, live zu spielen. Weisst du, in zehn, zwanzig Jahren können wir das vermutlich nicht mehr. Bereits die letzte US-Tour war anstrengend, aber das hält eben auch noch jung. Wir wollen es einfach nochmal wissen.

MI: Wie wird das bisherige Songmaterial in die Set-List eingebaut? Gibt es irgendwelche Kriterien?

Tommy: Glaube nicht, dass wir uns einfach nur aufs neue Album fokussieren oder beschränken können. Da wären die Fans enttäuscht. Das ist bei Iron Maiden oder Megadeth, wenn ich sie live sehe, auch so. Da will ich die Klassiker einfach hören. Bei den Release-Shows werden wir sicher mehr vom neuen Album spielen. Dann müssen wir aber schon von jedem Album etwas nehmen, sonst sind die Fans nicht happy. Und vielleicht sollten wir die Songs auch mal wechseln. Wir sind ein bisschen faul geworden, haben immer in etwa das Gleiche gespielt.

MI: Wie siehst du die Zukunft von Coroner nach diesem Album?

Tommy: Wir schauen jetzt mal, wie es läuft. Ich meine, die Resonanzen sind so derart gut! Solange wir und das Publikum Freude daran haben, spielen wir. Und solange wir noch fit sind. Ich meine, es ist halt schon anstrengend, das Zeugs zu spielen. So nach anderthalb Stunden bei den letzten zwei Songs merke ich dann, dass ich nicht mehr zwanzig bin. Versuche mich fit zu halten, indem ich nur noch zweimal im Monat zu einem feinen Essen ein Glas Wein trinke und regelmässig Sport mache.

MI: Ein weiteres Album?

Tommy: Wenn alles gut läuft und es nochmal ein neues Album braucht, dann machen wir nochmal eins. Allerdings können wir uns dafür nicht zehn Jahre Zeit nehmen. Da ist die Gefahr, dass jemand von uns das Zeitliche segnet [lacht] – ich meine, in unserem Alter muss man schon ein bisschen «luege» … Aber ich kann mir durchaus vorstellen, nochmal eins zu machen. Grundsätzlich haben wir ja Freude daran gehabt. Dass es so lange gedauert hat, ist ja aus erwähnten Gründen, es war kein Krampf. Wenn es möglich ist, kann ich mir gut vorstellen, in zwei bis drei Jahren noch ein Album nachzuschieben.

Nachwort

MI: Zusammenfassend: Kannst du «Dissonance Theory» mit drei Adjektiven beschreiben?

Tommy: Anspruchsvoll, kompromisslos, ehrlich.

MI: Hast du noch eine kurze Botschaft an die Leser von Metalinside?

Tommy: Es freut mich natürlich, wenn möglichst viele unser neues Album anhören und vielleicht auch noch physikalisch zulegen. Ich hoffe, dass sie daran genauso viel Freude haben, wie wir beim Aufnehmen.

Und vielleicht noch an die menschliche Seite vom Fan: Ich versuche mich immer zu verbessern, eine andere Meinung gelten zu lassen und jemanden nicht zu verurteilen. Probiere mit Reden und Argumenten das Ganze zu lösen und nicht mit Gewalt. Mein Ziel am Morgen, wenn ich aufstehe, ist es, kein Arschloch zu sein.

MI: Daran wollen wir alle arbeiten. Vielen herzlichen Dank für das grossartige Interview, Tommy!

Tommy: Danke dir, Rossi, das hat mir jetzt richtig Spass gemacht mit dir!

Video Coroner – Symmetry

12.10.2025
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