Metalinside.ch - Lotrify - Werkk Kulturlokal Baden 2022 - Foto pam
Sa, 9. April 2022

Lotrify (Plattentaufe), Sickret, Heathen Heretic

Werkk Kulturlokal (Baden, CH)
12.04.2022

Groovige Abrissbirne

Heute gibt es ein Premierenabend für mich: Zum ersten Mal – sofern ich mich richtig erinnere – erlebe ich die Schweizer Melodic Metal Band Lotrify live und das in einer für mich ebenfalls noch unbekannten Location. Zumindest was die Band betrifft brauchte es mehrere Anläufe …

Prolog

Nun, da gibt es mal den bekannten Virus, denn ich eigentlich gar nicht mehr benennen will, der die Premiere und somit Plattentaufe der neuen Scheibe von Lotrify (siehe Review) vom Januar in den April verschieben liess. Und da gab es die ersten Begegnungen mit der im 2008 gegründeten Band. Ich geb es zu, ich wurde mit dem Vorgängeralbum «Resilience» nie richtig warm. Irgendwie packte mich das Ganze einfach nicht so. Da ich jedoch Umi – Gitarrist der Band und Hansdampf in der Szene (Booker bei Mainland Music und Openair Gränichen) – gut mag und wir für die Plattentaufe mit Metalinside Medienpartner sind, dachte ich mir, gib den Jungs doch mal eine Chance, mich zumindest live zu überzeugen.

Unser Dutti hat in seiner Review zum neuen Album (siehe Link oben) dieses so richtig abgefeiert. Da ich inzwischen auch im Besitz eines Exemplars bin, nehme ich mir doch als Konzerteinstimmung gerne ein paar Tage vorher Zeit, ein bisschen reinzuhören. Das ein bisschen wurde dann ein paar Tage. Holy groovy Moly, ist die Scheibe geil! Also für einmal ist da nicht drin, was draufsteht. Zumindest nicht, wie sich die Band mit «Melodic Metal» positioniert. Klar, es hat Melodie, sonst würde es mich als Melo-Susie nicht so packen, aber noch mehr scheppert das Ding gewaltig und die Growls sowie Screams sind auch nicht grad vom Grosi. Instrumental, gesanglich eine absolute 10. Das Songwriting auch sehr stark und ich bin nicht nur Melodienjunkie, sondern auch auf Groove. Prong, Sepultura, Soulfly, Pantera & Co. lassen grüssen. Also in der Konservenkiste habt ihr mich schon. Umso mehr freue ich mich auf die Live-Premiere und bin gespannt, ob das mit dem Klargesang und den Growls in den einzelnen Songs dann live auch so gut klappt. Oft kommt da jeweils die Ernüchterung.

Premiere Nr. 1 – Werkk Kulturlokal

Da stehen wir jetzt also vor diesem Kulturlokal. Ich bin ja schon stolz, dass ich meinen Namen mit einem «k» ohne «c» schreibe, aber grad zwei «k», da wird man fast ein bisschen neidisch. Gut, man kennt mich ja eh nur noch als pam. Somit ganz OK liebes Werkk, ich gönn dir alle Ks der Welt. Die Location ist gut gelegen, gemütlich Fussdistanz vom Bahnhof Baden. Busse tun es auch und 50 Meter davor hat es einen sackfeinen Thai. Im Eingangsbereich ist der Merch – sehr gut gelegen, natürlich kommt Frau da nicht ohne was zu posten vorbei – man weiss also, wo man die Quengelprodukte platziert. Ich spar mir das Merchen für nach dem Konzert auf. Wobei für mich eigentlich schon klar ist, ein Tishi muss ich haben. WC und Garderobe sind im UG. Letztere bedient Typ Philosophie-Literatur-Theologie-Student. Er macht das ganz gemütlich, lässt sich kaum aus der Ruhe bringen. Und äusserst freundlich. Nachdem man schon beim Anstehen auf ebenso liebe Mit-Survivor der 70’000 Tons of Metal trifft – und zu meiner Schande nicht sofort erkannt (zwei Jahre Zwangspause sind schon verdammt lang!) – kann es heute ja nur gemütlich werden. Alle haben sich lieb.

Also ab in den nächsten Raum – da ist die Trankstation – und sich mal mit einem Qöllfrisch eindecken. Und jetzt Werkk hast du mich definitiv: In der Bügelflasche. Und das Bier bleibt bei der Übergabe über die Theke in der Bügelflasche! Damit spielt das Werkk schon in der gleichen Liga wie die Schüür in Luzern. Für Offenbier gibt es Mehrwegbecher mit Depot. Find ich super. Und immer wieder schön, dass auch bei Konzerten Mehrwegglasflaschen geht. Wir feiern, wir pogen, wir moshen, wir betrinken (uns), aber können immer noch mit Glas. Ein Hoch auf die Metalgemeinde. Eine Bardame sagt dem Literaturstudent nicht ganz überraschend, dass heute vorwiegend Bier konsumiert werde. Ja, daran hat auch Corona nichts geändert. Ausser vielleicht, dass weniger Corona getrunken wird. Was für mich ein ähnliches Mysterium ist wie, warum man bei einem Grippevirus WC-Papier bunkert. Aber das ist ab jetzt hoffentlich einfach mal Geschichte.

Nach der Bar kommt der Konzert(t)raum. Perfekte Grösse und im Verhältnis zur Tiefe des Saals eine breite Bühne. Ja, manchmal, aber nur manchmal ist breit besser als lang. Fassungsvermögen dürfte wohl im Bereich zwischen einer Galvanik, KiFF, KuFa, Gaswerk, Kammgarn und Schüür liegen. Also alles diese regionalen Konzertlokale, die wir einfach lieben und im hoffentlich nicht eintretenden Fall für das ab nächstem Jahr Nicht-mehr-Existierende-Z7 einspringen werden. Also ins Werkk komme ich gerne wieder und man scheint auch Metal zu sein, was die Bandsticker im WC verraten und irgendwo hab ich auch was von einem Metal-Monday gelesen …

Zwei verpasste Premieren – Dead Venus und Heathen Heretic

Dead Venus waren ursprünglich als Vorband vorgesehen gewesen. Was im Nachhinein eine etwas spezielle Kombi gewesen wäre. Da Dead Venus aktuell mit Orphaned Land auf Tour wären, konnten sie am Verschiebedatum von heute nicht dabei sein. Nun der Konjunktiv verratet mich, denn natürlich wurde, nachdem Lotrify für Ersatz gesorgt hat, auch diese Tour abgesagt. Somit gibt es für mich heute keine Live-Premiere von Dead Venus. Da bleibt mir Seraina Telli und Mike Malloth vorerst mit deren Roxette Tributband «RoxXxet» in Erinnerung. In sehr guter Erinnerung. Live der Hammer und die Auferstehung von Marie Fredriksson. Aber zurück in die Zukunft. Da verpasse ich eine zweite mögliche Premiere, «Heathen Heretic». Die junge, sehr junge – was sowohl das Alter der Mitglieder als auch der Band betrifft – Melo-Death/-Black-Metal-Combo hatte von meinen Kollegen am Meh-Suff! Winter-Festival bei deren Live-Premiere (!) sehr gute Kritik erhalten (siehe Review).

Diese Premiere verpasse ich, weil ich das ganze Wochenende für mein Start-up HEGIAS an einer Messe in Wettingen bin, und somit schaffen wir es erst kurz nachdem sie gespielt haben ins Werkk. OK, der Hunger war einfach zu gross, um beim Thai einfach so vorbeizulaufen. Somit kann ich leider nur vom Hörensagen berichten, dass deren Auftritt auch hier absolut überzeugte. Also, liebe Heiden und Ketzerinnen, beim nächsten Mal bin ich auch bei euch am Start. Versprochen.

Somit gleich zum zweiten Akt nach der kurzen (sic!) Einleitung.

Sickret

Ich bin bekanntlich nicht so der Nu-Metler, aber Sickret, die Band aus Sursee (sorry, der musste sein), hatte mich am Greenfield Bandcontest 2019 im Werk 21 in Zürich schwer beindruckt. Ich war in der Jury und hatte die Qual der Wahl zwischen ihnen, Thorn und der mächtigen Hellvetica. Live hat mich das Quartett im Stopf-Keller des Dynamos absolut überzeugt. Somit freue ich mich heute auf ein Wiedersehen.

Die zahlreich Anwesenden 00er-Jahrgänge gehen vom ersten Ton gleich in den Mosh-Modus. Fronter Timmy und seine Mitbouncer wissen, wie man mit reichlicher Konzerterfahrung den Saal zum Kochen bringt. Bei mir selbst springt der Funken jedoch nicht gleich stark wie beim ersten Aufeinandertreffen. Heute kommt mir alles etwas mehr Nu als Metal vor. Ich kann nicht sagen, an was es liegt, sicher nicht am Handwerk der Jungs und auch nicht am Liedgut. Wer Limp Bizkit & Co. mag, der hat da sicher nichts auszusetzen.

Für mich ist das Dargebotene ganz solide, aber nicht mehr die ganz grosse Offenbarung. Es liegt sicher auch nicht am Drummer, denn der Andi, der grad in den USA weilt, wird durch seinen Bruder ersetzt. Gemäss Timmy habe dieser auch ganz schön geübt. Das hat er definitiv oder er ist einfach ein Talent. Er drescht die Felle mit kurzen, schnellen Fills und hat sich nahtlos in die Band eingefügt. Ich hätte sicher nie bemerkt, dass da «nur» der Bruder grad sein Snarefell zerstört. Ich hoffe jetzt, das ist nicht das vom Bruder … uiuiui, wenn der zurück ist. Aber dank dem Snaregate hat Timmy ein bisschen Zeit, sich mit dem Publikum zu unterhalten bzw. nebst den üblichen Dankesfloskeln auch etwas Eigenwerbung zu betreiben. Eines muss man Sickret lassen, sie haben das coolste Merch weit und breit – inklusive Propeller-Käppi. Und wie uns Timmy erzählt, seit Neustem auch ein Blüemli-Pulli (Zipper-Hoodie). Gemäss seiner Aussage kompensiert er damit sein vieles Fluchen.

Nebst Fluchen – also heute fällt das überhaupt nicht auf – ist er «auchsch dem französisschem Achson mächschtig». Damit kündigt er «Pomme de Terre» an. Wer der besungene Gumelgrind (Härdöpfelkopf) ist, verrät uns Timmy nicht, aber es scheint einer der «Hits» von Sickret zu sein, denn die Stimmung erhöht sich grad nochmals um ein, zwei Stufen. Vor der Bühne ist es relativ leer, danach folgt der Pit und die Mehrheit steht im hinteren Bereich, der locker gefüllten Halle. Dennoch wagt ein Unerschrockener einen Stagedive. OK, er winkt ein paar Träger herbei, damit er sich für einen Crowdsurf hinlegen kann. Das klappt. Für 10 Sekunden. Vielleicht doch nicht die beste Idee von der Bühne loszusurfen, wenn grad Ebbe herrscht.

Weiter wird fleissig dem Sound von Sickret zugenickt, man scheint mit allem Einverstanden zu sein. Auch mit dem Spruch am Ende von Timmy: «Huerä geil gsi. Ez gömür gu suffä.» Die Menge nickt. Und es läuft «Escape (The Piña Colada Song)».

Alles in allem guter Auftritt der Neu-Metaller und sie haben den Teppich für die Plattentaufe von Lotrify schön ausgelegt.

Lotrify

Der Teppich wird jedoch nicht lange halten. Die Lokalmatadoren zertrampeln diesen mit einer eindrücklichen Uhrgewalt (das «h» ist gewollt, um die Präzision hervorzuheben, welche wir hier grad live erleben). Sie starten mit dem Opener des neuen Albums, das blackmetallische «Left Behind». Also vom ersten Ton ist eigentlich schon klar, was mich auf Konserve gepackt hat, tut es auch live. Natürlich mit leichten Abstrichen beim Klargesang, das war in diesem Ausmass zu erwarten. Das dieser gegenüber den Growls weniger gut hörbar ist, liegt in der Natur des Kehlkopfs. Aber ich bin definitiv hin und weg von diesen fetten, kontrollierten Growls. Ich kenne wenige, die die so tief hinkriegen, ohne dass einem grad alle Hühner davonlaufen. Damit könnte man ein Baby in den Schlaf growlen.

Verdammi, hier wächst grad ein Groupie ran. Ich bin auch von der Live-Präsenz fasziniert. Während ich Frau beim Soundcheck noch erklärte, warum die so normal auf der Bühne aussehen, aber ich ihr noch sage, Sacha wird den dicken Schal, Käppi und Hoodie für das Konzert schon noch ausziehen. Gut, der Schal ist weg. Aber wie in guter 80er Thrash-Manier geht man mit seinen Strassenklamotten auf die Bühne und gut ist. Sacha – der optisch ein Mix zwischen Huber (ein lustiger Mensch in meinem Kollegenkreis der eigentlich Egli heisst, noch längere Geschichte als die Einleitung) und Zach Galifianakis – gibt sich auf der Bühne routiniert chillig. Also um jetzt in der Welt des Metals zu bleiben, er erinnert mich mit seiner betont coolen/souveränen Art auch grad stark an Anders Fridén von In Flames. Was aber krass ist, wie sich der Live-Gesang von Sacha entwickelt hat. Wenn ich das Video von deren Auftritt in Wacken von 2018 anschaue und was ich heute höre, dann sind da ein paar Metaversen dazwischen.

Und was ist mit den anderen Protagonisten? Umi oder mit aktueller Frisur gemäss Selbstaussage eher Uminem (Gitarre) scheint einfach jede Sekunde zu geniessen und smiled vor sich hin, Yannick (Gitarre) übt sich in Grimassen, Silvan (Bass) ist zum Mähne schwingen verdammt, weil er der einzige mit einer solchen ist, und posed sehr cool ganz vorne (der Bassist muss nicht immer hintenanstehen! Vor allem wenn er so aktiv spielt wie Silvan) und schliesslich thront Sergey (Drums) über allem und strahlt der Familie entgegen.

Für die ersten neun Songs hält man sich ans Album-Drehbuch. Die werden alle – wenn die Setliste nicht bescheisst – schön nach der Reihenfolge des neuen Meisterwerks der etwas grösser gewordenen Meute entgegengeschleudert.

Auf dem Album – das mir mit jedem Durchhören noch besser gefällt und sich einer glatten 10 annähert – stach mir von eigentlich alles sackstarken Songs «Close To Distant» ins Ohr. Der klargesungene Chor ist da sowas von hühnerhautgenerierend, dass der Gülli (Gockel) vom Miststock auf die .. ihr wisst schon springt. Davon kann ich verdammt nochmal nicht genug kriegen. Entschuldigt meine Wortwahl, aber es ist wie es ist. Ich kann da nicht verniedlichen und von irgendwelchen Bibilli schwärmen.

Mit dieser Scheibe und diesem Können sollten die Jungs nochmals nach Wacken reisen. Damit hätte man Chancen, den internationalen Battle zu gewinnen. Mit diesem Liedgut, mit dieser Live-Performance und dieser Entwicklung spielt man international. Ich hatte Umi im August 2021 am Alcatraz Festival in Belgien getroffen. Das war so das erste Festival nach bzw. im Nachhinein Mitten in der Corona-Zeit. Da würde Lotrify perfekt ins Line-Up passen!

Nochmal gocklig wird es bei mir mit «Dreams Of Mine». Das zweistimmige Solo ist genau mein Ding. Bitte mehr davon. Und ja, allgemein wird brav durch das ganze Set gegrooved. Nur damit das auch nochmals erwähnt ist.

Zu «Fracture» – falls ich mich irre entschuldigt, bin etwas zu geflashed – darf noch «Frodo» auf die Bühne. Ob er Bandmaskottchen oder einfach Polterabend-Opfer ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber seine Präsenz auf der Bühne verleitet Sacha zu einer «Idee». Er solle auf ein Zeichen von Silvan einfach laut ins Mikrofon schreien. Kurz zuvor gab es auf Anweisung von Sacha den klassischen Split im Moshpit. Sie sollen sich schön gleichmässig aufteilen für die Wall of Death, sonst käme es nicht gut. Hab ich mir eigentlich gar noch nie überlegt. Egal, Sacha steigt auch hinunter und scheint für den Ausgleich zu sorgen. Zu Frodos Schrei – Respekt, der ist schon nah beim Original – rennt dann Sacha mit der Wall in die Wall. Schöne Aktion. Immer schön, wenn sich die Band mit den Fans verbrüdert. Es soll nicht der einzige Ausflug vom Fronter in der Masse sein. Später macht er das dann auch noch mit Mikro – welches nicht kabellos ist, aber ein Fan bei der Bühne mimt artig den Galgen.

Schliesslich folgt dann noch die Taufe. Wobei kurz zuvor rennt Sacha bei uns vorbei und sagt was von «wir haben ja gar keine CD auf der Bühne …». Gut gibt es den Merch, da kann sich auch die Band selbst eindecken. Wirklich getauft wird der Silberling jedoch nicht. Zwei Fötzelikanonen – ausgeführt von Sergey und dem Drummer-Nachwuchs – und für jeden einen Schluck Bier müssen genügen. Der Release ist wohl auch zu lange her (Dezember 2021), so dass man diesen irgendwie auch nicht mehr so wirklich feiert. Man feiert heute Live-Musik, den Groove-Gott, die Freiheit und einfach die Normalität. Soweit es eine Solche gibt. Mit dem «No War» Banner am Schlagzeug und Umis Jinjer-Shirt in deren Landesfarben und dem Claim «We want our home back» vergessen wir nicht ganz, das was für uns Freiheit und Normalität bedeutet, leider nicht für alle Metalheads auf dieser Welt gleichermassen gilt. Übrigens, das Jinjer Shirt kann man hier bestellen. Alle Einnahmen gehen direkt an die in der Ukraine, die es brauchen – mehr erfahren.

Umso mehr lasst uns den Abend geniessen und in Demut schätzen, dass wir so unbeschwert feiern können. Die letzten zwei Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, dass das auch bei uns nicht selbstverständlich ist. Somit geb ich mich wieder dem Groove hin – der übrigens live noch intensiver als ab Konserve rüberkommt. Nur damit das auch nochmals erwähnt ist.

Nach der Taufe gibt es noch drei ältere Songs und schliesslich als Zugabe – scheinbar müssen sie diesen immer spielen … – einen Scooter-Cover mit «Maria». Na ja, wem’ s gefällt, ich kann ohne. Aber erwartungsgemäss wird die Zugabe ziemlich abgefeiert und man darf auch die Bühne entern. Was zwei, drei Mädels auch tun.

Damit verlassen Lotrify schliesslich die Taufbretter nach einer Stunde und zehn Minuten. Und jetzt, nachdem ich kaum mehr aus dem Schwärmen kam, doch noch ein Kritikpunkt. Das war jetzt doch sehr kurz. Vor allem, nachdem man ja die letzten zwei Jahre kaum spielen konnte. Aber ich kenn die alten Songs zu wenig, gut möglich, dass der Bruch mit diesen mehrheitlich zu den Neuen zu gross gewesen wäre. Falls dem so ist, kann ich den doch eher kurzen Auftritt nachvollziehen – aber, das heisst auch, wir wollen mehr davon. Die Messlatte habt ihr euch verdammt hochgesetzt. Jetzt habt ihr euer «Master of Puppets» an dem ihr mit allen zukünftigen Alben gemessen werdet. Aber ich würd jetzt mal sagen – nachdem man ein solches Album im Backkatalog hat: Luxusproblem.

Epilog

Nach diesem bombastischen Auftritt und dem Hammeralbum ist jetzt für mich der Merch-Stand schliesslich auch noch ein Pflichttermin. Denn ich gleich wahrnehme. Zwei Shirts müssen drin liegen – sehen auch sehr cool aus – und einen kleinen Patch gibt es dann auch noch auf meine Kutte. Silvan deutet dann noch Klebmaterial für die Laternen da draussen. Auf diesen steht «Swiss Melodic Metal». Das passt so definitiv so nicht (mehr). Silvan und ich einigen uns auf «Groove Melodic Death Metal» oder so. Ich muss mich aber auch nochmal mit dem Debut-Album und der ersten EP beschäftigen. Ich versteh grad selber nicht mehr, warum mich das damals nicht packen wollte und ich hier jetzt als ihr grösster Fan – nicht nur in Körperlänge – dastehe. Aber ich denke, dass Songwriting hat schon einen Riesensprung gemacht und wohl auch die individuellen Fertigkeiten. Also beim Gesang definitiv. Der ist ganz weit oben in der Champions League anzusiedeln.

Das Fanzit – Lotrify Plattentaufe

Ich bin schon über 10 Stunden auf den Beinen und schon ziemlich müde vom Messetag, aber Sickret und vor allem Lotrify liessen mich diese Müdigkeit für ein paar Stunden ziemlich schnell vergessen. Lotrify haben mit «Time Fracture» eines der stärksten Alben der letzten Jahre – auch im internationalen Kontext – abgeliefert. Und sie haben heute bewiesen, dass sie die Songs auch live und so das Publikum mitreissen können. Nach Hellvetica 2019 würde ich gerne Lotrify auf der Bühne am Greenfield sehen. Das könnte ein ähnlicher Abriss werden. So oder so, freu ich mich auf ein baldiges Wiedersehen.

Trackliste Lotrify – Werkk 2022

  1. Left Behind
  2. Bleed Alone
  3. Close To Distant
  4. Bring It On
  5. Into Madness
  6. Clashing Bones
  7. Dreams Of Mine
  8. Time
  9. Fracture
  10. Collateral Damage
  11. Xenophobic
  12. Ill-Minded
  13. Maria (Scooter Cover)*

*Zugabe

Fotos Lotrify, Sickret – Werkk Kulturlokal Baden 2022 (pam)


Wie fandet ihr das Konzert?

12.04.2022
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