Metalinside.ch - Rotten Rock Festival 2025 - Foto Röschu
Fr–Sa, 25.–26. Juli 2025

Rotten Rock Fest 2025 – Crystal Lake, Deez Nuts, Slime, u.v.m.

Nordisches Zentrum (Goms, CH)
/ 19.08.2025

Endlich wieder ins Goms!

Die Überschrift dieses Festival-Reviews tönt schon fast nach alter Tradition. Als wären Helden der Gitarren-Musik seit Ewigkeiten an diesem Wochenende in Ulrichen anzutreffen. Und irgendwie fühlt es sich – zumindest für mich – auch ein bisschen so an. Bereits seit langem ist die Reise Ende Juli ins Wallis fix eingeplant, um das Rotten Rock Fest zu zelebrieren.

Dabei feiert das Festival an der Rhone (oder eben im lokalen Dialekt Rottä) erst seine zweite Ausgabe. Da bei der Premiere sowohl Fotograf Röschu als auch ich ebenfalls mit dabei waren, gibt es davon bereits einen ausführlichen Bericht mit Fotos, welchen ihr hier findet. Allein die Tatsache, dass sich dieses Open Air bereits jetzt einen festen Platz in meinem Kalender gesichert hat, spricht definitiv für die Qualität.

Leider wurde die Vorfreude in diesem Jahr durch einen doch sehr schlechten Wetterbericht etwas getrübt. So reisen wir – meine bessere Hälfte Yvonne, Kollege Röschu und meine Wenigkeit – mit etwas mehr Gepäck an als noch im Jahr davor. Klar, die Location auf 1340 Metern über Meer hält auch bei bestem Wetter eher kalte Temperaturen bereit, besonders nachts. Wenn dann noch Dauerregen dazu kommt, wird es definitiv ungemütlich. Zum Glück residieren wir aber wieder im Hotel und nicht auf dem Camping. So kann zumindest warm geduscht und ohne Frostbeulen geschlafen werden. Ab einem gewissen Alter ein Komfort, den man sich gerne leistet.

Und wie schon 2024 reisen wir bereits am Donnerstagnachmittag an. Auf einen Besuch im vom Hotel gut dreissig Fussminuten entfernten Restaurant Baschi verzichten wir dieses Jahr aufgrund des Wetterberichts, aber im Ort Ulrichen selbst kann man sich ebenfalls hervorragend verpflegen. Nach dem Nachtessen im Alpina statten wir dem eigentlich noch nicht geöffneten Gelände einen Besuch ab und treffen da auch gleich auf Veranstalter Matthias. Er versorgt uns nicht nur bereits jetzt mit unseren Pressepässen und Festivalbändchen, sondern genauso mit einer Runde Freibier. Vielen Dank nochmals an dieser Stelle! Wir sitzen praktisch allein unter dem grossen Zelt, welches im letzten Jahr für Schatten und in diesem Jahr für etwas Trockenheit sorgt. Alle anderen sind noch fleissig am Arbeiten. Dadurch ist dann zum Glück bald einmal das erste Fass angezapft und wir kommen regulär zu einem weiteren Bierchen, welches natürlich nun brav bezahlt wird.

Zwischenzeitlich regnet es wirklich ziemlich kräftig und auch die Temperaturen lassen für die nächsten Tage nicht das Beste erwarten. Aber trotzdem steigt nun die Vorfreude bei mir fast ins Unermessliche. Morgen geht es endlich los! Nach ein paar Bier, und während einer kurzen Regenpause, begeben wir uns dann zurück ins Hotel, in welchem die Bar bei unserer Ankunft ungefähr um 23 Uhr bereits schliesst. Wenigstens ein letztes Gute-Nacht-Bier gibt es noch, welches wir im Aufenthaltsraum mit einigen lustigen Kartenspielen geniessen. Aber pünktlich kurz vor Mitternacht liegen wir im Bett. Schliesslich gilt es, morgen fit zu sein!

Rotten Rock Fest 2025 – Tag 1 (Freitag, 25. Juli)

Den Freitagmorgen können wir dank der verfrühten Anreise gemütlich verbringen. Morgenessen, kurzer Einkauf im Dorfladen, etwas chillen und Mittagessen stehen auf unserem nicht sehr dicht gedrängten Programm. Das Wetter sieht nun viel besser aus als noch in der Vorhersage vor ein paar Tagen und so geniessen wir unser erstes Bier des Tages im T-Shirt auf der Hotelterrasse.  Auch den kurzen Spaziergang Richtung Gelände können wir ohne Regenjacke oder ähnliches in Angriff nehmen.

Beim Betreten des Geländes bestätigt sich, was sich schon letzte Nacht im Dunkeln abgezeichnet hatte: Die ganze Anordnung der verschiedenen Elemente hat sich zwar nicht riesig verändert, die grosse Bühne und der Merchstand wurden aber ganz leicht verschoben. Dadurch wirkt das ganze Areal etwas kompakter. Und auch bei den beiden grossen Zelten wurde etwas geschraubt: Während der Sonnen- und Regenschutz ohne Seitenwände etwas grösser ist, wurde beim auf drei Seiten abgeschlossenen Partyzelt ein wenig abgespeckt. Der Bierstand befindet sich aber immer noch am gewohnten Platz und versorgt uns mit feinem Gerstensaft auf dem Weg zur ersten Band des Tages.

Spacecatsfromouttaspace

Ich habe dieses Jahr nicht in alle mir noch unbekannten Acts intensiv reingehört und für eine ausführliche Recherche im Voraus hat die Zeit ebenfalls nicht gereicht. Hätte bei den unglaublich geil benannten Spacecatsfromouttaspace aber sowieso nicht sonderlich viel gebracht, ist die Internetpräsenz der 2020 gegründeten Truppe doch nicht allzu ausführlich. Immerhin habe ich neben dem Gründungsjahr herausgefunden, dass die Katzen (oder eher Kater) aus Naters stammen. Nichts also mit entfernten Galaxien, sondern eher Heimvorteil. «Fa hie» wie es hier so schön heisst.

Bereits bei Beginn wird klar, dass sich die Jungs wohl selbst nicht allzu ernst nehmen. Besonders die beiden Gitarristen überzeugen jedenfalls mit auffälligen Outfits: einmal Katzenkostüm und einmal Katzen-Allover-Print-Shirt mit Aluhut auf dem Kopf. Der Sänger hingegen verzichtet auf eine Verkleidung, hat dafür ständig ein richtig ansteckendes Lachen im Gesicht. Und er gleicht Organisator Matthias nicht nur optisch, sondern auch aufgrund seiner Mimik. Musikalisch bietet die Truppe eine Mischung aus Fun-Punk, Metal-Gitarren und gewissen Stoner-Einflüssen. Ziemlich schwer einzuordnen, aber gut gespielt und mit einem ordentlichen Schuss Eigenständigkeit.

Zudem bringt die Truppe in ihren dreissig Minuten Spielzeit bereits einiges an guter Laune zum leider noch nicht allzu zahlreich anwesenden Publikum. Neben Englisch gibt es zwei Songs mit deutschen Texten und im Refrain steuert der Frontmann passend zum Bandnamen auch immer mal wieder eine Reihe «Miaus» mit ein. Ein durchwegs gelungener Auftakt! Auf dem Weg zur zweiten Bühne ermahnt mich dann Matthias grinsend, seinen Bruder bitte nicht allzu negativ zu bewerten. Hatte ich es mir doch fast noch gedacht, dass diese Ähnlichkeit nicht zufällig ist. Keine Angst, ich wüsste nichts Negatives zu berichten von den Katzen mit dem zweitbesten Bandnamen des Festivals. Der allerbeste folgt erst morgen, also dranbleiben.

Die Setlist – Spacecatsfromouttaspace

  1. Intro
  2. Scorn
  3. =
  4. Blower
  5. Two Worldsne
  6. Faye Yu
  7. Crown
  8. Mortadella
  9. Komm

Die Fotos – Spacecatsfromouttaspace

Frigority

Eine der Bands, die ich mir nach dem kurzen Reinhören dick angestrichen habe auf der Running Order, sind Frigority. Und diese haben nun die Ehre, die kleinere der beiden Stages zu eröffnen. Obwohl es sich beim Auftakt auf Bühne eins ebenfalls bereits ein wenig gefüllt hatte gegen Ende des Sets, staune ich trotzdem ein bisschen, wie viele Leute sich schon zu früher Stunde im Hangar eingefunden haben. Aber erstens handelt es sich erneut um Local Heroes aus dem Wallis und zweitens sind Frigority mit ihrem Sound irgendwo zwischen Grindcore, Goregrind und Death Metal auch eher so etwas wie Exoten hier. Somit ziehen sie alle Liebhaber von etwas härterem Geballer – inklusive mir – automatisch an.

Die zugegebenermassen nicht allzu verständlichen Texte sind teilweise in Dialekt gehalten, was dem Ganzen nochmals etwas Extrawürze gibt. Aber auch sonst muss sich die sympathische Truppe musikalisch definitiv nicht verstecken. Hier gibt es nicht nur platten 08/15-Party-Goregrind, sondern teilweise ziemlich ungewöhnliche, aber geile Rhythmen. Besonders das abschliessende «Chindermetzger» tanzt Taktmässig aus der Reihe. Die vierzig Minuten Spielzeit vergehen wie im Fluge, ich hätte der Gruppe problemlos noch länger zugehört. Aber wie ich später am Merchstand erfahre, wurde so ziemlich das komplette Material der Band gespielt.

Beim besagten Gespräch decke ich mich zudem mit einem Shirt ein und erhalte sogar noch einen Frigor-Magnet geschenkt. Zur Information: Frigor ist das walliserdeutsche Wort für Kühlschrank. Der Sänger erzählt mir lachend, dass die Band wirklich just for fun besteht und keine allzu grossen Ambitionen hat. Trotzdem könnte ich mir die Truppe auch gut bei einem Gastspiel nördlich der Alpen vorstellen. Gerade als Rausschmeisser an einem Meh Suff! Winter-Festival würde das sehr gut passen. Starker Auftritt!

Die Setlist – Frigority

Frische Salat

  1. Thomi’s Fingers
  2. Eintopf Baby
  3. Zimmer 803
  4. Dead Body Bombardement
  5. Arschloch-Lied
  6. Wrong Way Ticket
  7. Hacke Slam
  8. Three Steps Neck Flip
  9. Facederailment
  10. Chindermetzger

Die Fotos – Frigority

Old Kids Noise

Nun folgt die erste Band des Festivals, welche ich schon live gesehen habe. Old Kids Noise kommen ganz aus der Nähe von mir (Aarau) und obwohl die Gruppe erst 2023 gegründet wurde, konnten sie schon einige Shows spielen; unter anderem als Support von Dog Eat Dog im Kiff und am Burn The Stage im Böröm Pöm Pöm. Man merkt aber auch heute, dass dies nicht die einzigen Band-Erfahrungen der Jungs sind, haben doch alle Beteiligten bereits eine Vergangenheit in verschiedenen Metal- und Hardcore-Combos.

Unter dem Banner Old Kids Noise wird gefälliger Punkrock geboten, welcher mir grundsätzlich nicht schlecht gefällt. Als kleinen Schwachpunkt würde ich hier den Sänger nennen, da er definitiv nicht immer alle Töne trifft. Aber so richtig stört das bei Punk ja eigentlich kaum und abgesehen davon wirkt das alles sehr sympathisch. Man merkt sämtlichen Akteuren die Freude am Auftritt an. Das leider nach wie vor nicht allzu zahlreich anwesende Publikum lässt sich davon zwar nur mässig anstecken. Aber immerhin der menschliche Gummiball Reto, welcher seit Beginn seinen gewohnten Platz in der ersten Reihe eingenommen hat, sorgt für ein bisschen Action im Zuschauerraum.

Die Setlist – Old Kids Noise

  1. Amor (Intro)
  2. Sail Away
  3. Home
  4. You And Your Life
  5. Your Religion
  6. Mavericks
  7. Under My Skin
  8. Dead Sunday
  9. Aloyo
  10. Nightmare
  11. A Knife Inside My Heart
  12. Old Kids
  13. Outro (Jammin – Bob Marley)

Die Fotos – Old Kids Noise

Days Of Ruin

Im Hangar geht es nun weiter mit einer ordentlichen Portion Metalcore aus Bern. Erneut ist der Platz vor der kleineren Bühne ab Beginn ziemlich gut gefüllt. Die Band scheint einige Fans mitgebracht zu haben, welche auch gleich für Stimmung sorgen. Sänger Michael Stucki lädt alle Anwesenden gleich am Anfang dazu ein, doch noch zwei Schritte näher zu kommen und verspricht, keinen Stagedive zu machen. Wir hätten dich schon gefangen, kein Problem… Der sympathische Frontmann überzeugt nicht nur durch witzige Ansagen und eine generell sehr positive Ausstrahlung, sondern auch durch eine sackstarke Leistung am Mikrofon. Wenngleich mir die Growls noch ein kleines bisschen besser gefallen als die Screams, grundsätzlich überzeugt hier für einmal beides.

Sowieso gefällt mir das Dargebotene gut. Auf cleane Vocals, welche mich in dem Genre sehr oft in die Flucht treiben, wird hier fast komplett verzichtet. Bei der Performance der Band habe ich eswegen absolut nichts zu bemängeln. Allerdings ist leider der Sound für einmal nicht ganz so ideal. Raphael Angst bemüht sich an seinem sechssaitigen Bass nach Kräften, leider hört man aber von seinem Instrument im Mix genauso wenig wie von der Bassdrum von Enrico Sterlacci. Schade, denn abgesehen davon liefern die Jungs einen sehr guten Auftritt ab.

Ein spezielles Lob gibt es von mir noch für Gitarrist Denis Ablondi, welcher trotz nicht sehr tiefer Temperaturen die ganze Show mit dicker Wollmütze spielt, ohne einen Hitzschlag zu erleiden. Respekt! Beim zweitletzten Song «Dusk» gibt es eine ordentliche Wall of Death, welche die sowieso schon gute Stimmung noch mehr anheizt und im Anschluss auch sonst noch für einiges an Bewegung sorgt. Diese wird gleich in das letzte Lied mitgenommen und so hinterlassen Days Of Ruin nicht nur haufenweise fröhliche Gesichter, sondern ebenso jede Menge durchgeschwitzte Shirts – und mindestens eine durchgeschwitzte Wollmütze…

Die Setlist – Days Of Ruin

  1. Elements
  2. Destroyed Desire
  3. Falling Sky
  4. Form A Unit
  5. Stand Up
  6. The Day The World Ends
  7. Fear Of The Death
  8. Dusk
  9. Another Day In Hell

Die Fotos – Days Of Ruin

Avalanche

Als wir wieder ins Freie kommen, hat tatsächlich Regen eingesetzt. So setzen wir uns zuerst eine kurze Zeit ins Trockene. Pünktlich zum Beginn der nächsten Show lässt dann der Niederschlag etwas nach, so dass man sich zumindest mit Regenjacke vor die Bühne traut. Michael von Days Of Ruin hatte während ihres Auftritts die Anwesenden bereits eindringlich aufgefordert, Avalanche auf keinen Fall zu verpassen. Und deren Sänger trägt nun ein Shirt von Days Of Ruin. Da unterstützen sich wohl zwei Gruppen gegenseitig, die nicht nur aus demselben Kanton stammen, sondern auch musikalisch nicht allzu weit voneinander entfernt sind. Obwohl man schon sagen muss, dass Avalanche definitiv etwas mehr Richtung Deathcore tendieren und dementsprechend ein Stück härter sind.

Mir gefällt das aber ebenfalls gut, auch Avalanche verzichten auf genretypische Sachen, welche mich sonst jeweils abschrecken. Klar, sie kommen ebenfalls nicht ganz ohne Backtracks aus, mischen diese jedoch nie zu stark in den Vordergrund. Und der Drum-Trigger ist darüber hinaus absolut erträglich und klingt noch nicht nach elektronischem Schlagzeug. Die Breakdowns der Gruppe sind jedenfalls sehr stark und sorgen im nun etwas grösser gewordenen Publikum für Bewegung. War die Wall of Death beim dritten Song noch eher dürftig, bewegen sich im Laufe der Show immer mehr Leute vor der Bühne. Und dies, obwohl der Regen mittlerweile sogar etwas stärker geworden ist.

Die Band wirkt sehr sympathisch und bodenständig, auf unpassende Dicke-Hose-Posen wird verzichtet. Die Ansagen zwischen den Songs kommen teilweise schon fast etwas scheu rüber und sind angenehmerweise aufs Nötigste reduziert. Aber wir erfahren, dass der etat-mässige Gitarrist bald Vater wird und der Auftritt heute deswegen mit Ersatz an der Klampfe absolviert wurde. Respekt, ohne entsprechende Wortmeldung wäre das definitiv nicht aufgefallen. Ein guter Auftritt, welcher auch im Publikum trotz Regen bestens ankommt.

Die Setlist – Avalanche

  1. Intro
  2. Psychopath
  3. Don’t Try To Play Uno Against A Chessmaster
  4. Necktie (Taken)
  5. Spin
  6. Scars
  7. Confess
  8. Operation Pamplona
  9. Nightmare
  10. Superior Enemy
  11. Bury Your Burdens (Darkest Chapter)
  12. Worthless Beings
  13. Mexican Standoff

Die Fotos – Avalanche

Throwback

Letztes Jahr war man aufgrund der warmen Temperaturen durch den Tag immer froh, wenn man mal wieder in den kühlen Hangar konnte. Und jetzt hat nach dem Regen von zuvor ebenfalls niemand etwas dagegen. Diesmal einfach, weil es da garantiert immer trocken bleibt. Oder zumindest nicht regnet, denn Throwback aus Niederösterreich machen schnell klar, dass hier erneut mit durchgeschwitzten Shirts gerechnet werden muss. Das Intro «I’m Still Standing» von Elton John führt auf eine komplett falsche Fährte, denn hier wird nicht 80er-Jahre-Pop geboten, sondern Beatdown-Hardcore vom Allerfeinsten.

Obwohl der Zuschauerraum bei Beginn etwas weniger voll ist als bei Days Of Ruin direkt vorher, wird schnell klar, dass es hier heftig abgehen wird. Die ganzen Kicker und Crowdkiller kommen bei der Mucke der Österreicher voll auf ihre Kosten, so dass ich mich lieber ein bisschen von der Mitte vorne fernhalte. Bei aller Aggressivität, welche solche Pits grundsätzlich ausstrahlen, bleibt aber – soweit ich das mitbekomme – alles friedlich. Und auch die Band selbst wirkt alles andere als aggressiv, mag der Sound noch so brutal sein. So wenig mich in meinem Alter das Herumfuchteln und Kicken im Moshpit beeindruckt oder gar zum Mitmachen animiert – ich mag die Musik dazu unglaublich gerne. Wer weiss, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, ich würde eventuell meine Beine und Arme ebenfalls kreisen lassen…

Throwback liefern einen sehr starken Auftritt ab! Ich kannte die Band bisher gar nicht, nun ist sie definitiv auf meinem Radar gelandet. Ich würde mir die Jungs ohne zu zögern ein weiteres Mal ansehen und muss mich zuhause dringend einmal durch die bisherige Diskografie hören.

Die Setlist – Throwback

  1. Malajusted
  2. Make You Suffer
  3. Insomnia
  4. Iskariot
  5. Revenant
  6. Darkest Hour
  7. Restless
  8. Vicious Instinct
  9. Seventy-Two

Die Fotos – Throwback

Maid Of Ace

Auf dem Weg Richtung draussen nach der Show von Throwback verquatschen wir uns ein bisschen. Schade, aufgrund der leichten Verspätung auf der Hauptbühne hätte es sonst fast für eine Zwischenverpflegung in nicht flüssiger Form gereicht. So schaue ich mir aber selbstverständlich zuerst den Anfang von Maid Of Ace an. Reine Frauen-Acts sind ja sowieso nach wie vor nicht alltäglich in der Welt der Gitarrenmusik. Aber das gleich vier Schwestern zusammen eine Band bilden, habe ich generell noch gar nie erlebt – ganz im Gegensatz zu Kollege Friedemann. Seine Fotos und Review zum Auftritt in der Musigburg 2022 findet ihr hier und diejenigen von der Show gestern an selber Stätte mit Billy Alibi hier.

Geboten wird klassischer, britischer Streetpunk, welcher durch die besonders zu Beginn etwas grell wirkende Stimme von Frontfrau Alison Cara (Gitarre und Lead Vocals) ein bisschen Angewöhnungszeit braucht. Danach läuft mir das aber ziemlich gut rein. Die ganze Band wirkt sehr motiviert und ausser Drummerin Abby Charlotte bringen sich alle mit Backing Vocals ein – also auch Anna Coral an der zweiten Klampfe und Amy Catherine am Bass. Die Elliott-Schwestern haben definitiv etwas drauf! Wie ich später von Heniz von Loma erfahre, welche beim oben bereits erwähnten Konzert 2022 den Supportslot hatten, war schon der Vater der vier Mädels in der Punkszene aktiv. Das merkt man zu jeder Sekunde, hier fliesst die Leidenschaft für die Musik durch die Venen.

Musikalisch ist das definitiv nicht weltbewegend innovativ und auch etwas mehr Abwechslung würde kaum Schaden. So gönne ich mir während des ungefähr einstündigen Sets dann doch zwischendurch einmal eine ganz kurze Raclette-Pause. Aber im Grossen und Ganzen macht der Auftritt wirklich Spass. Freunde von ähnlich gelagerter Musik, welche Maid Of Ace noch nicht auf dem Zettel haben, sollten definitiv einmal reinhören.

Die Setlist – Maid Of Ace

  1. Intro
  2. Disaster Of Noise
  3. Spittin’ Blood
  4. Stay Away
  5. Minimum Wage
  6. Hollywood Rain
  7. These R The Days
  8. Monster
  9. Live Fast Or Die
  10. Let’s Go
  11. The Terror
  12. Repent
  13. Bone Deth
  14. Nostalgia
  15. Fight
  16. Rules & Regulations
  17. Made In England

Die Fotos – Maid Of Ace

Le Iene

Der nächste Programmpunkt steht wieder im Hangar an. Le Iene kommen aus Ferrara in der italienischen Region Emilia-Romagna. Und ganz ehrlich: Würde ich keine Ahnung vom Line-up haben und jetzt mit verschlossenen Augen vor der Bühne stehen, mein Tipp wäre wohl, dass jetzt Talco spielen. Der Gute-Laune-Ska-Punk der Landsmänner hat bei Le Iene definitiv Eindruck hinterlassen. Und der heute ebenfalls gespielte Song «Cicatrici» wurde scheinbar sogar zusammen veröffentlich, wie uns der Frontman wissen lässt. Auch er selbst klingt am Mikrofon ein kleines bisschen wie Dema vom (vermutlich) grossen Vorbild. Das soll allerdings keine Kritik sein, sind die Venezianer doch meiner Meinung nach eine der besten Ska-Bands der letzten Jahre und besonders live immer wieder ein Garant für Party.

Dem stehen Le Iene in nichts nach. Vom Anfang bis am Schluss ist im Publikum jede Menge Tanz-Bewegung zu sehen. Der Sänger selbst lässt sich mittels Stagedive  – weiterhin Gitarre spielend  – übers Publikum tragen. Auch der Rest der Band kann offensichtlich kaum stillstehen, die komplette Breite der kleinen Bühne wird vollkommen ausgenutzt. In einer der mit sympathischem Akzent vorgetragenen Ansagen erfahren wir, dass sich Ersatzschlagzeuger Pietro das gesamte Set in zwei bis drei Tagen draufgeschafft hat. Respekt! Klar, Ska ist kein Technical Death Metal. Muss man aber trotzdem zuerst einmal hinbringen…

Während des Sets wird das Publikum zweimal in der Mitte geteilt, um dann aufeinander loszurennen. Nein, eine Wall of Death ist das definitiv nicht, aber es verfehlt seine Wirkung für noch mehr Stimmung genauso wenig wie das alte «Hinsetzen-aufspringen-Spiel». Die Italiener ziehen alle Register und haben in den Ihnen zustehenden gut vierzig Minuten sicher den einen oder anderen neuen Fan dazu gewonnen. Ich bin beileibe nicht der grösste Ska Punk-Experte auf dem Planeten, aber das hier und jetzt hat richtig Spass gemacht.

Die Setlist – Le Iene

  1. Un Gioco
  2. Eroi
  3. MiseraMente
  4. Spiega Le Tue Vele
  5. Prendi E Vai
  6. Cicatrici
  7. Dolce Liberta
  8. Gabbia (In My Heart, In My Head)
  9. Bienvenuti Al Pakibar
  10. Ci Si Abituera

Die Fotos – Le Iene

Deez Nuts

Für mich folgt nun das absolute Highlight des ganzen Festivals! Und dazu die Gruppe mit der wohl weitesten Anreise. Deez Nuts aus Melbourne, Australien sind seit vielen Jahren eine meiner liebsten Hardcore-Bands. Und die letzte Livebegegnung liegt nun doch bereits eine gewisse Zeit zurück. Umso mehr freue ich mich auf den Auftritt heute. Es regnet zwar ganz leicht und die Temperaturen sind merklich zurückgegangen. Aber von dieser Show würde mich auch das schlechtest mögliche Wetter nicht abhalten. Es geht furios los mit der Hymne «DTDFL4EVA» und in der sehr kurzen Pause vor dem Party-Kracher «Shot After Shot» lässt der charismatische Frontmann JJ Peters das Publikum gleich wissen, dass er ebenfalls etwas kalt hat. Lange kann das aber wohl nicht andauern, schliesslich ist JJ um einiges aktiver als auch schon und nutzt die ganze Breite der Bühne aus.

Generell wirkt die ganze Band trotz etwas kälterer Temperaturen motiviert bis in die Haarspitzen. Matt Rogers sorgt neben der Gitarre, wie seit ein paar Jahren gewohnt, zusätzlich für die Backing-Vocals, und Drummer Alex Sallinger beweist einmal mehr, dass es keinen übertrieben eingesetzten Trigger braucht für einen geilen Hardcore-Drumsound. Das Publikum geht ebenfalls von Anfang an mit, vorne rechts ist schnell einmal einiges an Bewegung zu beobachten. Kein Wunder, denn wer Hits wie «Popular Demand» (nur echt mit 2Pac-Zitat am Schluss), «What’s Good?» oder «Stay True» bereits in der ersten Hälfte des Sets verbraten kann, ohne dass das Qualitätslevel danach absinken würde, hat definitiv keine Probleme, eine Stunde Spielzeit lang zu begeistern.

Ich könnte bei Deez Nuts problemlos zu jedem gespielten Song etwas schreiben und mehrere A4-Seiten mit Text füllen. Nur habe ich mir vorgenommen, nicht allzu ausufernde Romane über die einzelnen Bands zu fabrizieren. Das fällt mir hier definitiv etwas schwer. Der Auftritt ist aus meiner (Fan-) Sicht ein einziger und absoluter Triumphzug! Die Setliste ist beinahe perfekt, auch die drei neuen Songs «ICU», «Miss Me With That» und vor allem «Kill This Shit» reihen sich nahtlos in die Klassiker ein. Jedes einzelne Album der Bandgeschichte wird berücksichtigt und von jeder Scheibe picken sich die Australier heute meine Favoriten raus. Wahnsinn! Grosse Erwartungen? Kein Problem für Deez Nuts, sie übertreffen diese! Beim abschliessenden «Face This On My Own» habe ich am ganzen Körper Hühnerhaut. Schon seit Erscheinen mein Lieblingslied, hat der Kopf-hoch-Track nach dem Selbstmord des Bassisten Sean Kennedy 2021 für mich irgendwie noch mehr an Bedeutung gewonnen. Ein perfekter Abschluss einer Show, welche generell sehr nahe an Perfektion war. Ich, Fanboy? Jup, definitiv!

Die Setlist – Deez Nuts

  1. DTDFL4EVA
  2. Shot After Shot
  3. You Got Me Fucked Up
  4. Popular Demand
  5. What’s Good?
  6. ICU
  7. Crooked Smile
  8. Stay True
  9. Miss Me With That
  10. Tonight We’re Gonna Party / I Hustle Everyday
  11. Singalong
  12. On Some Shit
  13. Band Of Brothers
  14. Purgatory
  15. Your Mother Should’ve Swallowed You
  16. Kill This Shit
  17. Face This On My Own

Die Fotos – Deez Nuts

Cremation

Das zu toppen wird für die direkt im Anschluss folgenden Cremation natürlich schwierig. Stilistisch zwar ganz wo anders zuhause als Deez Nutz vorher, gehört die Band ebenfalls zu meinen Favoriten. Frontmann Spiga und seine Mitstreiter sind nicht nur live eine der geilsten Schweizer Death Metal-Gruppen, sondern haben darüber hinaus eine sackstarke Diskografie vorzuweisen. Deswegen, und wohl auch ein kleines bisschen wegen dem Heimvorteil, ist der Hangar bereits zu Beginn der Show sehr gut gefüllt. Die Stimmung wirkt hingegen besonders am Anfang etwas verhalten. Ob alle Anwesenden schon müde sind?

Für die Musiker auf der Bühne kann man diese Frage ziemlich eindeutig mit Nein beantworten. Spiga strahlt wie gewohnt über beide Backen und wirkt wieder einmal sehr sympathisch. Auch ohne entsprechende Ansage würde man problemlos merken, wie sehr sich die Truppe aus Naters freut, hier zu sein. Seine sonstigen Wortmeldungen zwischen den Songs regen zudem immer mal wieder zum Schmunzeln an. Ob er Witze darüber macht, dass ihr neues Album gar nicht so neu ist (drei Jahre alt), oder klarstellt, dass Corona im Vergleich zur Pest ja richtig niedlich war und Cholera im Goms erfunden wurde (natürlich die Speise, nicht die Pandemie) – zwischen den harten Songs gibt es immer mal wieder etwas zum Lachen.

In der zweiten Hälfte des Sets wacht dann das Publikum endlich ein bisschen mehr auf. Beschränkte man sich zuvor auf kollektives Headbangen, gibt es nun zusätzlich etwas Bewegung und gegen Ende der Show sogar einen Crowdsurfer zu bestaunen. Irgendwie gehört das bei einer Death Metal-Show für mich einfach dazu, obwohl ich seit einiger Zeit selber nicht mehr wirklich aktiv am Pit teilnehme. Aber ohne fehlt irgendwie trotzdem etwas. Die Band selbst liefert einen von A bis Z guten Auftritt und hat im Gegensatz zu den Zuschauern keine Anlaufschwierigkeiten. Und Spiga, wenn es ja schon drei Jahre her ist, wie wärs mal wieder mit einem neuen Album? 😉

Die Setlist – Cremation

  1. Intro
  2. Collision Course
  3. No Compromise
  4. Among The Braindead
  5. Digital Dependency
  6. Timebomb
  7. Blowback
  8. Murderous Thoughts
  9. Black Hole
  10. Plaguelord
  11. Jousting With The Psyche

Die Fotos – Cremation

Uncle Bard & The Dirty Bastards

Nun würden eigentlich Fiddler’s Green folgen. Die Irish Folk-Truppe aus Deutschland wäre heute als Headliner eingeplant gewesen, am Donnerstagabend folgte dann die Hiobsbotschaft: Gitarrist Pat hat sich beim Schneiden in der Küche den Finger verletzt und kann deswegen nicht auftreten. Als Ersatz hat das Management der Band dann gleich selbst Uncle Bard & The Dirty Bastards ins Spiel gebracht. Diese sind die bekannteste Irish Folk-Band Italiens und da sie aus dem Norden des Landes kommen, ist auch die Anreise nicht allzu weit. Somit bekommen diejenigen, welche sich auf Fiddler’s Green gefreut hatten, quasi eine Ersatzdroge.

Ich gehöre ehrlich gesagt nicht zu jenen, die jetzt allzu betrübt sind ab der Absage. Irish Folk so nebenbei im Pub finde ich ganz ok, aber generell bin ich kein riesiger Fan von Bands, welche Flöten benutzen. Ob das Mittelalter-Rock oder sonstige Folk-Geschichten sind, ich werde damit ganz selten so richtig warm. Aber dem Onkel und seinen dreckigen Bastarden muss ich trotzdem attestieren, dass sie ab Beginn für beste Laune sorgen. Das ist definitiv alles sehr gut gemacht und sämtliche Musiker beherrschen ihre Instrumente – einige sogar mehrere verschiedene. Der Alkoholpegel vieler Besucher ist sicher auch nicht hinderlich und so verwandelt sich der Platz vor der Bühne schnell in eine grosse Tanzfläche. Somit die passende Gruppe zum perfekten Zeitpunkt.

Wir beobachten das ganze Spektakel von etwas weiter hinten und planen praktisch die ganze Show hindurch unseren Aufbruch. Wie es so ist, wird dieser immer mal wieder verschoben. Und als dann endlich alle bereit für den Nachhauseweg wären, taucht Röschu noch mit einem Raclette auf. Nicht die praktischste Mahlzeit zum im Laufen essen, also hole ich mir halt doch nochmal ein Bier. Irgendwann sind dann aber alle so weit und wir machen uns auf den Weg Richtung Hotel. Nicht, dass niemand mehr motiviert wäre weiterzufeiern. Aber morgen ist auch noch einmal ein Tag, mit noch mehr Bands als heute. Also sicher besser, wenn man kurz nach 1 Uhr im warmen Bett liegt.

Die Setlist – Uncle Bard & The Dirty Bastards

  1. Hey Man
  2. Black Sheep
  3. If Only He Applied Himself
  4. Plastic Paddy’s Day
  5. The Dark Side Of The Leaf
  6. Gypsy Geezer
  7. Waiting For Another Day
  8. Man Of The Storm
  9. Wish
  10. Anger
  11. Dead Souls
  12. Sturmentale + Come Out
  13. One Pint
  14. Back On Your Feet
  15. Get Some Rest
  16. A Flat Above My Pub
  17. The Fields Of Athenry

Die Fotos – Uncle Bard & The Dirty Bastards

Rotten Rock Fest 2025 – Tag 2 (Samstag, 26. Juli)

Obwohl wir nicht allzu spät ins Bett gekommen sind, fällt das Aufstehen heute bereits etwas schwerer als noch gestern. Wir schaffen es aber wieder aufs Frühstück und können somit bereits für einen soliden Boden sorgen. Der Rest des Morgens geht wie im Flug vorbei. Spielte gestern die erste Gruppe noch um 14:30 Uhr, geht es heute bereits drei Stunden früher los. So reicht es nach der immens wichtigen Nahrungsaufnahme genau noch, sich kurz für den Tag bereit zu machen. Gestern war vom angesagten Dauerregen eigentlich nicht sehr viel zu merken, am Nachmittag war es teilweise sogar richtig sonnig. Heute solls aber gemäss diversen Wetter-Apps noch schlimmer werden. Also heisst es, Kutte durch dicke Regenjacke ersetzen und dann wieder ab Richtung Gelände.

Torrance

Als wir da eintreffen, regnet es zwar leicht, aber wenigstens ist es nicht allzu kalt. Vor der Bühne haben sich zu dieser frühen Uhrzeit und bei diesem Wetter noch keine fünfzig Leute versammelt, welche nun mehr oder weniger gespannt auf die erste Band warten. Die Ehre, den zweiten Festivaltag zu eröffnen, haben Torrance. Diese sind «aus dem Oberland», wie uns der Sänger schnell einmal wissen lässt. Dank dem Berner Dialekt kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass nicht das Zürcher Oberland gemeint ist. In einer weiteren Ansage teilt er mit, dass dies der allererste Auftritt unter dem Namen Torrance ist. Respekt, dafür klingt das schon sehr annehmbar.

Geboten wird gut gespielter Hardcore, welcher Spass macht. Die Jungs wirken definitiv nicht wie Grünschnäbel, ich kann mir gut vorstellen, dass die Bandmitglieder vorher schon in anderen Gruppen aktiv waren. So wird auch bereits mit einem In-Ear-Monitor-System gespielt, was für komplette Newcomer doch eher ungewöhnlich wäre. Allerdings hat der Frontmann mit seinem Kopfhörer offensichtlich einige Probleme und muss sich das Ding mehrmals neu befestigen lassen. Ob es daran liegt, dass trotz Spielzeit von nur einer halben Stunde ein ausgiebiges Schlagzeug-Solo im Set eingebaut wird? Oder eher, weil die Truppe schlicht noch nicht mehr Material zum Spielen hat? Ich weiss es nicht. Abgesehen davon aber ein ansprechender Auftritt.

Die Setlist – Torrance

  1. Rain
  2. Evil
  3. Step By Step
  4. Memory
  5. C’est la vie
  6. Booom Booom
  7. Matze Solo (Drum-Solo)
  8. Brainfuck
  9. American Nightmare
  10. Abba Outro

Die Fotos – Torrance

Das Dampfwalzenwalfisch

Die erste Show auf der kleineren Bühne bestreitet die Band mit dem besten Namen im ganzen Line-up – sorry, Spacecatsfromouttaspace. Keine Ahnung, wie man auf Das Dampfwalzenwalfisch kommt, klingt aber ziemlich geil. Und wenn ich ehrlich bin, passt der Name irgendwie gut zur Musik. Geboten wird hier ein abgefahrener Mix mit Zutaten aus Stoner Rock, Punk, Hardcore, etwas Noise und Metal. Gespielt wird das Ganze von einem Duo bestehend aus Gitarre und Schlagzeug, beim Gesang wechseln sich die beiden Musiker ab. Das Set-up erinnert somit ein bisschen an Mantar, und auch musikalisch ist das nicht allzu weit voneinander entfernt. Während bei der Band aus Bremen immer wieder etwas Grunge durchschimmert, ist es hier einfach eher Hardcore. Und optisch gleicht der Drummer des Walliser Duos mehr Hanno, welcher bei Mantar Gitarre spielt.

Der Vergleich drängt sich mir zwar immer wieder in den Kopf, ich will Das Dampfwalzenwalfisch aber keinesfalls darauf reduzieren. Denn die eigenen Songs sind definitiv eigenständig und stark genug, dass die Protagonisten nicht wie eine Kopie von Act XYZ klingen. Die Texte sind teilweise in Englisch und zum anderen Teil in Walliserdeutsch gehalten. Und durch die zwei zwar nicht grundverschiedenen, aber doch unterschiedlich klingenden Stimmen wird das nochmals interessanter. Obwohl die beiden einen Gastsänger eigentlich gar nicht nötig hätten, gehört das von Chrigi (Godless Descent, treten später ebenfalls noch auf) gesungene «Säg mers» zu den absoluten Highlights. Und auch «Tiifl» fährt mir ziemlich ein.

Der Dialekt passt verdammt gut zur Musik, englische Texte wären hier für mich gar nicht nötig. Ich bin absolut fasziniert von der Band und ihrer Musik, der Auftritt hätte für mich sehr gerne noch länger als die knapp vierzig Minuten dauern dürfen. Das Dampfwalzenwalfisch (einmal schreibe ich den tollen Namen jetzt noch aus) werde ich definitiv auf dem Radar behalten. Schade gibts am Merchstand nur Vinyl und keine CDs, eine Schallplatte will ich jetzt nicht in meinen Rucksack stopfen. Aber gemäss Ansage während der Show folgt bald eine neue EP, inklusive «Säg mers». Spätestens dann wird eine Bestellung wohl unumgänglich. Egal auf welchem Format das Teil erscheint. Übrigens, die Releaseparty steigt am 4. Oktober 2025 im Moshpit in Naters.

Die Setlist – Das Dampfwalzenwalfisch

  1. C.A.N.C.E.R.
  2. Ride
  3. Fortschritt
  4. Säg mers (feat. Chrigi von Godles Descent)
  5. Tiifl
  6. DMPFLWZ
  7. Special Recipe
  8. Rain

Die Fotos – Das Dampfwalzenwalfisch

The Frescos

Auch auf der Hauptbühne ist wieder lokales Schaffen Trumpf. The Frescos kommen aus Brig und sehen optisch richtig jung aus. Gitarrist Deven Studer übernimmt ebenfalls den Gesang. Seine grundsätzlich eher tiefe Stimme gefällt mir vor allem in diesen Tonlagen. Sobald es etwas höher wird, passt mir die Stimmfarbe nicht mehr ganz so gut. Auf jeden Fall hat sein Gesangsorgan einen grossen Wiedererkennungswert. Aber generell ist das hier halt nicht so ganz meine Baustelle. Musikalisch trifft es wohl Alternative Rock am besten. Mir kommen immer mal wieder Silverchair in den Sinn, von welchen ich sogar eine CD besitze. Ist aber schon ein paar Jahre her, dass ich diese zum letzten Mal im Player hatte… Beim Publikum kommt das hingegen ziemlich gut an, den schmachtenden Blicken der Mädels in den vorderen Reihen zufolge nicht nur musikalisch. Zudem wirken die Jungs durchaus sympathisch.

Trotzdem entschliessen wir, eine erste kurze Pause einzulegen, schliesslich ist sowieso Zeit fürs Mittagessen. Nach einer Portion Momos und einer kurzen Sitzpause begebe ich mich nochmals vor die Bühne und irgendwie gefällt mir das beim zweiten Anlauf besser. Unterdessen klingt der Sound etwas punkiger und die Vocals passen mir nun ebenfalls etwas mehr. Die Zuschauer hängen der Band sowieso nach wie vor an den Lippen. Somit kann The Frescos ein solider Auftritt attestiert werden, welcher einfach nicht so ganz zu hundert Prozent meinen Geschmack trifft. Gut gemacht ist das aber allemal. Falls die Jungs so weiter machen, könnten die durchaus eine erfolgsversprechende Zukunft vor sich haben. Zu wünschen wäre es ihnen auf jeden Fall.

Die Setlist – The Frescos

  1. Lonesome Song
  2. Alone
  3. Innocence
  4. Enemy
  5. Breathe In
  6. Plastic Perfect
  7. I Don’t Wamma Be Like You
  8. Won’t You
  9. You Enter
  10. Johnny
  11. Rooted To The Ground

Die Fotos – The Frescos

Nedan

Das Dreierpack Walliser Bands wird nun im Hangar von Nedan abgeschlossen. Das Quartett aus Naters muss beim ersten Song noch mit ziemlich leeren Reihen vorliebnehmen, bereits während der ersten Minuten füllt sich der Hangar aber etwas besser. Die Bühne ist zu Beginn in komplett rotes Licht gehüllt, welches auch noch von hinten an der Bühne Richtung Publikum gerichtet ist. Röschu verlässt den Fotograben somit schnell wieder. Mal schauen, ob das im weiteren Verlauf besser wird. Musikalisch wird wird hier ein Mix aus verschiedenen Metal-Genres geboten. Metal Archives listet die Gruppe unter Thrash Metal, ich hätte hier wohl eher zu Melodic Death Metal tendiert.

Unabhängig von der genauen Stilbezeichnung gefällt mir das ziemlich gut. Es werden Einflüsse aus verschiedenen Genres zusammengemischt und daraus etwas Neues und zudem grösstenteils Eigenständiges gemacht. Die einzelnen Songs unterscheiden sich zum Teil ziemlich stark und legen diverse Einflüsse frei. Bei einem Lied denke ich spontan an Amon Amarth, einmal kommen mir kurz In Flames in den Sinn. Also im Grossen und Ganzen moderner Metal der etwas härteren Art. Das tönt alles nicht schlecht, irgendwie fehlen aber noch ein bisschen die ganz zwingenden Momente, die auch hängenbleiben und nachhallen.

Dies soll meine einzige kleine Kritik sein, ansonsten hinterlässt die Gruppe bei mir einen ziemlich guten Eindruck. Frontmann Marc Zenhäusern lässt sich sogar von einer gerissenen Saite während des letzten Songs, «Sacrifice», nicht aus der Ruhe bringen und performt souverän zu Ende. Seine Mitstreiter überzeugen ebenfalls und so würde mich nicht wundern, wenn die Gruppe künftig auch ausserhalb des Wallis für Aufsehen sorgen würde.

Die Setlist – Nedan

  1. Intro
  2. Black Hole Cult
  3. In Pain
  4. The Rite
  5. Inside Out
  6. The Other Ones
  7. Gaia’s Call
  8. Sacrifice

Die Fotos – Nedan

Trust The Shark

Die nächste Band auf der grossen Bühne kommt aus demselben Kanton wie wir, dem Aargau. Trotz ausgiebiger Recherche haben wir aber nicht herausgefunden von wo genau. Somit ist das Spekulieren über die Herkunft bei meiner Gruppe seit gestern so ein bisschen ein Running Gag geworden. Umso gespannter bin ich auf die erste Ansage. Los geht es aber erstmals mit dem Intro – natürlich die Melodie von «Der weisse Hai». Alles andere hätte mich fast etwas überrascht. Trust The Shark haben nicht nur einen riesigen Backdrop mitgebracht, sondern auch zwei grosse Roll-ups. Optisch wird hier also schon einmal mit der grossen Kelle angerichtet.

Und musikalisch gilt hier ebenfalls klotzen statt kleckern. Ab Beginn hat der Sound eine unglaubliche Wucht, wobei für meinen Geschmack die Backtracks wieder einmal etwas zu weit vorne im Mix sind. Bei der ersten Ansage lässt sich dann die Herkunft tatsächlich etwas eingrenzen: Der Dialekt tönt schon fast ein bisschen nach Solothurn, somit tippe ich eindeutig auf den Westaargau. Die genaue Antwort erhält Yvonne dann beim Nachfragen bei mitgereisten (wie wir vermuten) Familienmitgliedern: Brittnau. Wäre dieses Rätsel also auch geklärt… Die ganze Truppe wirkt sehr sympathisch und hat sichtlich Freude am Auftritt. Mir gefallen besonders die Hardcore-Momente während des Sets. Und diese sind definitiv vorhanden, wenngleich ich als Hauptgenre schon Metalcore nennen würde.

Vor dem letzten Track verweist der Sänger dann auf den Auftritt heute in einer Woche am Open Air Gränichen. In diesem Jahr lassen wir dieses ausnahmsweise einmal aus. Ansonsten hätte ich mir Trust The Shark bestimmt noch einmal angesehen. Guter Auftritt.

Die Setlist – Trust The Shark

  1. After The Light
  2. The End Is Near
  3. No More Second Chances
  4. Trust The Shark
  5. Remain Myself
  6. War 2.0
  7. Destiny
  8. Death Sentence

Die Fotos – Trust The Shark

Billy Alibi

Wieder einmal verquatschen wir uns ein bisschen, diesmal mit einem Kollegen aus der Romandie und seiner Begleitung aus Thailand. Gehört an einem Festival halt auch dazu. Dadurch verpasse ich aber den Beginn von Billy Alibi im Hangar. Dieser ist schon sehr gut gefüllt, als ich mit ungefähr zehn Minuten Verspätung da aufschlage. Und die Stimmung ist absolut top. Die Punkband aus Sursee habe ich bereits 2024 am Wyssrüti Festival live gesehen, irgendwie hat mich die Gruppe damals nicht so richtig überzeugt. Hier und jetzt frage ich mich definitiv wieso. Der Auftritt heute hat richtig viel Power.

Alle auf der Bühne strotzen nur so vor Energie, der grösste Trumpf ist aber eindeutig Sänger Dave. Der Gute kann keine Sekunde stillstehen und nutzt nicht nur die komplette Breite der kleinen Stage, sondern auch die grossen Boxen davor und bei mehreren Ausflügen ins Publikum praktisch den ganzen Hangar. Viele der Zuschauer lassen sich von Daves unbändiger Energie anstecken und sorgen nun ebenfalls für einiges an Bewegung. Mit dabei ist unter anderem das zuckersüsse Töchterchen des Frontmannes, welches sich ebenfalls bereits in zaghaften Circle-Pit-Versuchen übt und ihrem Papa ansonsten ehrfürchtig zuschaut.

Billy Alibi legen heute einen richtig guten Auftritt hin, welcher vom zahlreich anwesenden Publikum ebenso ordentlich abgefeiert wird. Beim Outro «Move On Up» von Curtis Mayfield sind jedenfalls viele verschwitzte Shirts und glückliche Gesichter zu sehen.

Die Setlist – Billy Alibi

  1. Can’t Beat It
  2. Die
  3. Unfaithful Friend
  4. Humans
  5. No Borders
  6. Hermann Schönbächler
  7. Beautiful Day
  8. Fist In Your Face
  9. I Shoot
  10. Our Show
  11. Before You Smell The Smoke
  12. Social Suicide
  13. No Sense

Die Fotos – Billy Alibi

Stepfather Fred

Pünktlich zum nächsten Konzert auf der Aussenbühne setzt wieder Regen ein und sorgt somit für erschwerte Bedingungen seitens Stepfather Fred. Sollte für die Bayern und vor allem Front-Rampensau Basti eigentlich kein Problem sein. Davon, dass die Truppe live definitiv Qualität hat, mir aber nur bedingt gefällt, konnte ich mich bereits am Wyssrüti Festival 2023 überzeugen. Hier gibt es das Review. Und mein Fazit vom damaligen Bericht kann ich für heute eins zu eins übernehmen. Teilweise gibt es Songs, die klingen richtig gut, und die Stimme gefällt mir ebenfalls. Demgegenüber folgt aber halt auch immer wieder sehr Alternative-lastiges Material, welches mich dann eben gar nicht abholt.

Deswegen legen wir wieder einmal eine kurze Pause bei den trockenen Sitzplätzen ein. Nach meiner grossartigen Idee das Gastro-Angebot hier zu kombinieren – Risotto von einem Stand, Raclettekäse drüber vom anderen – startet meine Gruppe sogar in einen Jass mit ständig wechselnder Besetzung. Ich gehe dann aber doch nochmals vor die Bühne und lasse mich noch etwas von Bastis Energie anstecken. Seine Verabschiedung des Publikums ist wieder eher lang gehalten, sein Dank ans Publikum, welches immer noch Livekonzerte und Festivals besucht, wirkt ehrlich und herzlich. Mir ist die Truppe wirklich grundsympathisch und die Stimmung war bei beiden Konzerten, die ich gesehen habe, sehr gut. Nur ist das halt musikalisch nur ganz am Rand meine Baustelle. Trotzdem, als Veranstalter von kleinen und mittelgrossen Festivals macht man mit dem Buchen von Stepfather Fred definitiv nichts falsch.

Die Setlist – Stepfather Fred

  1. The One
  2. Collecting Faith
  3. Tripped My Demon
  4. My Place
  5. Blue Pride
  6. Unlock The Secrets
  7. Abacus
  8. Caroline
  9. Cocaine
  10. Kingdom
  11. Queen Of Mine
  12. Relief

Die Fotos – Stepfather Fred

Godless Descent

Im Hangar wirds nun düster. Nicht wegen fehlendem Sonnenlicht oder weil die Beleuchtung ausgefallen wäre, sondern rein musikalisch. Nach einem Gastauftritt von Sänger Chrigi mit Das Dampfwalzenwalfisch, welcher mich begeistert hat, bin ich nun umso gespannter auf seine Hauptband. Godless Descent werden im Internet überall als Stoner Band bezeichnet. Nun, sicher nicht komplett falsch. Aber für mich klingt das in erster Linie nach Doom Metal – und zwar von der besseren Sorte. Das old school Black Sabbath-Shirt, welches der Frontmann nun trägt, lockt definitiv nicht auf eine falsche Fährte. Ich bin generell zwar kein riesiger Fan von Doom, aber diese tonnenschweren Sabbath-Gedenk-Riffs gefallen mir sehr gut.

Die Stimme von Chrigi ist ebenfalls ein riesiger Trumpf. Neben einer sehr schönen Stimmfarbe merkt man auch, wieviel Leidenschaft der Sänger in seinen Gesang legt. So singt er meist mit geschlossenen Augen und lebt die Songs förmlich mit. Diese sind genre-üblich grösstenteils eher lange gehalten, in eine knappe Stunde Spielzeit packen Godless Descent gerade einmal sechs Lieder. Im Zuschauerbereich gibt es – bis auf ein paar zaghafte Ruderversuche – nicht allzu viel Bewegung, würde hier aber auch nicht passen. Intensives Headbanging ist angesagt und wird dementsprechend fleissig praktiziert. Ich bin selber etwas überrascht, wie gut mir der Auftritt gefällt. Eigentlich bin ich selten in der Stimmung für Doom. Beim nächsten Mal werde ich aber wohl zu Godless Descent greifen.

Die Setlist – Godless Descent

  1. 24/7 Doom
  2. Hangman
  3. Defiling The Temple
  4. Lords Of Creation
  5. Galactic Cruise
  6. Hazy Path Of Doom

Die Fotos – Godless Descent

Resolve

Draussen regnet es leider immer noch, unterdessen sogar eher etwas stärker. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes muss man sagen, dass der Zuschauerraum dafür eigentlich recht ordentlich gefüllt ist. Überraschend viele Leute trotzen dem Regen, um Resolve aus Frankreich zu sehen. Diese setzen zumindest optisch schon einmal Massstäbe: Alle Mitglieder tragen schwarze Hemden und vorne an der Bühne wurde ein langes Podest im Stile eines Laufsteges aufgebaut. Auf diesem lässt es sich herrlich posen und ich bin folglich überzeugt, dass es gute Fotos von Kollege Röschu gibt.

Der Sound hingegen ist sehr generisch und verkörpert so ziemlich alles, was ich an Metalcore nicht mag: Opulente Backtracks weit vorne im Mix, dank Trigger sehr künstliche Drums und weinerlicher Klargesang, der so richtig auf die Nerven geht. Nein Freunde, dass ist nun so gar nichts für mich. Es gilt festzuhalten, dass die Stimmung trotz Regen gut ist und das Publikum grösstenteils absolut nicht meiner Meinung zu sein scheint. Aber ich flüchte zurück an den Jass-Tisch und lasse lieber Röschus Fotos für sich sprechen. Auch eine Setliste kann ich hier leider nicht liefern, da auf der Bühne keine benötigt wurde (kein Wunder, wenn sowieso der Grossteil ab Band kommt) und die Gruppe auf meine Anfrage auf Social Media nicht reagiert hat.

Die Fotos – Resolve

Mamba Bites

Auf der zweiten Bühne gibt es dagegen wieder handgemachten, echten Punkrock zu geniessen. Mamba Bites aus der Romandie kenne ich vom Open Air Gränichen 2022. Damals bestand die Band noch aus drei Mädels, mittlerweile hat den Job hinter dem Schlagzeug ein männlicher Kollege übernommen. Lucie (Bass und Leadgesang) und Teo (Gitarre und Backing-Vocals) bilden aber immer noch den Kern der Gruppe. Und die beiden haben seit unserem letzten Aufeinandertreffen definitiv nochmals einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Dank dem relativ starken Regen draussen, ist der Hangar bereits ab Beginn der Show sehr gut gefüllt. Dies wollen Mamba Bites gleich ausnützen und legen mit voller Kraft los.

Die beiden Powerfrauen strahlen eine unglaubliche Freude aus und strotzen nur so vor Energie. Da kann man auch verschmerzen, dass der Gesang definitiv nicht immer so ganz sitzt. Ein bisschen falsche Töne schaden ja im Punk sowieso nicht so sehr, sondern sorgen eher für eine extra Portion Rotz-Attitüde. Das Publikum dankt es mit praktisch durchgehendem Pogo-Mob und jeder Menge Stimmung. Man merkt zwar, dass diejenigen Personen etwas weiter hinten eher hier sind, weil es trocken ist und nicht wegen der Gruppe. Aber im vorderen Bereich ist wieder richtig was los. Ich bin mir sicher, dass die Band hier neue Fans dazugewonnen hat. Beim «Wannabe»-Outro von den Spice Girls sind jedenfalls immer noch jede Menge Leute am Mitsingen und Strahlen.

Die Setlist – Mamba Bites

  1. Intro
  2. Demons Out
  3. Born Again
  4. Holy Moon
  5. Dead Metaphors
  6. Meant To Be
  7. Regretted Wounds
  8. Sun Seeker
  9. Locked Down
  10. Raven
  11. Temporary Nature

Die Fotos – Mamba Bites

Slime

Nun folgt eine Reise zurück in meine Vergangenheit. Slime waren in meiner Punk-Phase in den 90er-Jahren sehr wichtig für mich und generell eine der prägendsten Bands des politischen Punkrock. Seit 2021 ist der ehemalige obdachlose Strassenmusiker Tex Brasket, welcher ursprünglich aus Texas stammt, neuer Sänger. Dadurch hat sich die Ausrichtung der Gruppe etwas geändert. Anstatt direkte politische Botschaften beinhalten die neuen Texte viele persönliche Berichte aus dem bewegten Leben von Tex. Natürlich haben auch diese oft eine gesellschaftskritische Note und politische Botschaft, die Songs wirken aber durch die subjektive Sicht und Erlebnisse oft sehr emotional.

Heute liefern Slime eine Mischung aus beidem. Legendäre Kampflider wie «ACAB», «Alle gegen Alle» oder «Störtebeker» stehen ganz selbstverständlich neben persönlicheren Songs wie «Lieben müssen» oder «Heute nicht», und das passt alles ganz hervorragend zusammen. Tex hat nicht nur eine absolut einnehmende Präsenz, sondern darüber hinaus eine herausragend gute Stimme. Mehrmals während der Show habe ich richtig Hühnerhaut, sein Gesang berührt mich teilweise auf einer erstaunlich emotionalen Ebene. So lässt sich auch verschmerzen, dass «Bullenschweine» – Lieblingslied der Teenager-Punk-Version von mir – heute nicht zum Zuge kommt. Denn mein heutiges Ich fühlt die neuen Texte von Tex gerade intensiv. Schande über mich, dass ich das «Zwei»-Album von 2022 gar nie richtig gehört habe. Dies wird nach dem Festival dringend nachgeholt.

Die Hamburger Punk-Legende liefert einen unfassbar starken Auftritt und beweist, wie relevant sie heute nach wie vor ist. Hier ist nichts mit auf alten Lorbeeren ausruhen und live immer nur die Oldies spielen. Slime sind auch 2025 noch eine sehr starke Band. Und ab sofort wieder voll auf meinem Radar. Wer sich selbst davon überzeugen will, kann dies am 18. Oktober in der Schützi in Olten machen. Infos dazu gibt es hier.

Die Setlist – Slime

  1. Komm schon klar
  2. ACAB
  3. Alle gegen Alle
  4. Sie wollen wieder schiessen (dürfen)
  5. Lieben müssen
  6. Alptraum
  7. Evolution
  8. Fickt euch alle
  9. Taschenlampe
  10. Sein wie die
  11. Schweineherbst
  12. Safari
  13. Linke Spiesser
  14. Störtebeker
  15. Heute nicht
  16. Religion

Die Fotos – Slime

Kanine

Ich mag die stilistische Vielfalt hier am Rotten Rock wirklich sehr. Aber der Wechsel vom emotionalen Punkrock von Slime zum krassen slammigen Deathcore Kanines ist dann schon gerade ein bisschen heftig. Die Band aus dem Elsass ist mir bestens bekannt, ich durfte sie schon mehrmals live erleben. Hier und heute sind sie aber relativ kurzfristig und als Ersatz für Gutrectomy eingesprungen. Was aus meiner Sicht durchaus ein guter Wechsel ist, schliesslich gefallen mir Kanine sogar noch ein Stück besser als ihre deutschen Kollegen. Und lustigerweise war der Patch der Franzosen so ziemlich der letzte, welchen ich vor dem Festival noch aufgenäht habe. Als hätte ich es geahnt…

Kanine haben sich ganz offensichtlich vorgenommen, den Hangar abzureissen. Der Sound kommt richtig fett aus den Boxen und das Schlagzeug ist dermassen getriggert, dass es schon fast absurd wird. Jeder Bassdrop ist bis tief in die Magengrube zu spüren. Ja, ich weiss: Den ganzen Tag habe ich über die getriggerten Drums der Metalcore-Bands gemotzt. Aber beim Slam gehört es irgendwie dazu und stört mich nicht. Keine Ahnung, wieso genau. Die Halle geht nun definitiv steil! Punks, Metalheads, Hardcore-Jünger: Irgendwie scheinen alle von Kanine zumindest fasziniert zu sein. Auch die beiden Mädels von Mamba Bites beobachten den Auftritt während längerer Zeit interessiert von der Seite.

Das Merch der Band hatte vor der Show schon einiges an Interesse geweckt – unter anderem dank der Tatsache, dass Kanine als eine der wenigen Bands auch Hoodies am Start hatten und die Temperaturen eher dazu verleiten als zu einem Shirt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es nach der Show nochmals einen Run auf den Stand geben wird. Ähnlich wie Stillbirth im letzten Jahr beweisen die Jungs aus Strassburg, dass Slam auch im Rahmen eines Festivals mit grundsätzlich anderer Ausrichtung funktionieren kann. Ein Abriss erster Güte.

Die Setlist – Kanine

  1. Virtual Target
  2. Furie
  3. Damaged
  4. Gangrene
  5. Karnage
  6. 808
  7. Anubis
  8. Snake Pit
  9. Counter Slam Bass Drop Offensive

Die Fotos – Kanine

Crystal Lake

Als Headliner und letzte Band auf der grossen Bühne in diesem Jahr folgen nun Crystal Lake. Die Gruppe ist mir gar nicht bekannt bisher und die Stilbezeichnung Metalcore hat bei mir im Voraus nicht gerade für Begeisterung gesorgt. Als es dann aber losgeht, bin ich positiv überrascht. Besonders Sänger John Robert Centorrino (ehemals The Last Ten Seconds Of Life) gefällt mir gut, zumal er auf Klargesang grösstenteils verzichtet. Und wenn dann doch einmal gesungen und nicht geschrien wird, dann wenigstens nicht so weinerlich wie bei vielen anderen Genre-Acts. Auch sonst klingt das für mich teilweise eher nach Deathcore. Oder sogar nach metallisch beeinflusstem Hardcore.

Der Frontmann stellt die Band vor als aus Japan und Brooklyn, New York. Wobei die Mehrheit der Bandmitglieder eigentlich schon aus Tokyo ist und erst seit dem Einstieg von John 2023 diese internationale Komponente dazu gekommen ist. Ganz so viele Leute wie zum Beispiel bei Slime hat es nun zwar nicht mehr vor der Bühne, trotzdem ist die Stimmung vorne nach wie vor ausgezeichnet. Scheinbar hat die Gruppe ein paar eigene Fans mitgebracht, welche jeden einzelnen Song abfeiern. Aber auch bei allen anderen Anwesenden kommt das ziemlich gut an, teilweise alkoholbedingt sogar noch etwas besser, als es wohl nüchtern der Fall wäre. Immer wieder witzig Leute im Moshpit zu sehen, welche eigentlich schon fast nicht mehr laufen können.

Hatte ich im Vorfeld noch etwas die Nase gerümpft, erweisen sich Crystal Lake nun als absolut würdiger Headliner. Nicht, dass ich jetzt ein riesiger Fan geworden bin und mir morgen gleich alle CDs der Band besorgen werde. Aber live war das definitiv unterhaltsam und hat richtig Spass gemacht.

Die Setlist – Crystal Lake

  1. SE (Intro)
  2. Mephisto
  3. Disobey
  4. Hail To The Fire
  5. Six Feet Under
  6. Machina
  7. Aeon
  8. Denial / Rebirth
  9. The Sign
  10. New Romance
  11. Prometheus
  12. Watch Me Burn
  13. Lost In Forever
  14. Apollo

Die Fotos – Crystal Lake

Bloody Horseface

Ganz zu Ende ist das Rotten Rock 2025 noch nicht. Den Rausschmeisser im Hangar machen dieses Jahr die legendären Bloody Horseface. Yvonne hat sich zwar während Crystal Lake in Richtung Hotel verabschiedet, Röschu und ich haben uns aber vorgenommen, dieses Jahr bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Normalerweise bin ich ja kein grosser Fan von Coverbands. Bloody Horseface sind da wirklich ein Sonderfall. Mit Salim haben sie einen absolut begnadeten und sehr vielseitigen Sänger in den Reihen. Und diverse Mitglieder haben in ihren jeweiligen Hauptbands (unter anderem Gitarrist Marc bei Contorsion, Bassist Heinz bei Loma) auch schon zur Genüge unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur nachspielen, sondern genauso selbst Songs schreiben können.

Bei Beginn ist der Hangar etwas leerer als bei den Konzerten zuvor. Im Gegensatz zu den das letzte Jahr abschliessenden Allpot Futsch fehlt Bloody Horseface (aus Gontenschwil, gemäss Ansage von Salim) halt doch ein bisschen der Lokalband-Bonus. Die Truppe reagiert aber sehr souverän und legt halt einfach mit richtig grossen Klassikern los. Spätestens beim nicht totzukriegenden Manowar-Song «Warriors Of The World» ist der Raum um einiges besser gefüllt und es wird aus vielen gut geölten Kehlen mitgesungen. So geht es dann auch weiter, ein Hit jagt den nächsten. Bei «The Pursuit Of Vikings» hat Salim eine wohlverdiente Pause. Heinz übernimmt nun den Gesang und macht das sehr souverän.

Zwischendurch gibt es noch ein «Happy Birthday» für den Sohn der Lebenspartnerin eines Bandmitgliedes, welcher heute siebzehn wird. Und ansonsten folgt Hit um Hit, von der Gruppe sehr kompetent gespielt und vom Publikum fleissig mitgesungen. Im Zugabenblock kommt für «Live For This» noch Veranstalter Matthias Lauber (Sänger von Still Untitled) auf die Bühne, um den Track zusammen mit der Band zu performen. «Walk» von Pantera ist schliesslich ein würdiger Schlusspunkt und entlässt uns ungefähr um halb drei in die Nacht.

Röschu und ich sind heute effektiv nicht totzukriegen. Ein letztes Bier auf den Heimweg muss sein, also statten wir dem Partyzelt einen Besuch ab. Dieses ist für die Uhrzeit auch noch ganz ordentlich gefüllt, es wird zu «Enter Sandman» ab Konserve gefeiert. Eigentlich verlockend, um nochmals zu verlängern. Die Vernunft siegt aber und so treten wir nach einem allerletzten Raclette definitiv den Heimweg an. Eigentlich erstaunlich, dass es überhaupt noch etwas zu essen gibt, haben alle anderen Stände doch längst geschlossen. Ich vermute, im Wallis ist gesetzlich ein geöffneter Raclette-Stand obligatorisch, solange ein Fest nicht beendet ist… Uns soll es Recht sein, so gestärkt schaffen wir den Weg ins Hotel natürlich locker. Gute Nacht allerseits!

Die Setlist – Bloody Horseface

  1. Helion / Electric Eye (Judas Priest)
  2. Wild Child (W.A.S.P.)
  3. If Youn Want Blood (You’ve Got It) (AC/DC)
  4. Warriors Of The World (Manowar)
  5. Killing In The Name Of (Rage Against The Machine)
  6. The Pursuit Of Vikings (Amon Amarth)
  7. Word Up (Gun)
  8. Fortunate Son (CCR / The Clutch)
  9. Fear Of The Dark (Iron Maiden)
  10. Mother (Danzig)
  11. War Pigs (Black Sabbath)
  12. Sad But True (Metallica)
  13. Blitzkrieg Bob (Ramones)
  14. Killed By Death (Motörhead)
  15. Slave New World (Sepultura) – Zugabe
  16. Live For This (Hatebreed) – Zugabe, feat. Matthias Lauber (Still Untitled)
  17. Walk (Pantera) – Zugabe

Die Fotos – Bloody Horseface

Das Fanzit – Rotten Rock Fest 2025

Auch bei der zweiten Ausgabe überzeugt das Rotten Rock Fest auf ganzer Linie! Die Organisation war erneut tadellos, das Line-up sehr abwechslungsreich und der Sound fast immer nahe an perfekt. Klar, ein bisschen besseres Wetter wäre schön gewesen. Schlussendlich hat es aber weniger geregnet, als die Prognose anfangs Woche noch befürchten lassen hat. Und dank guter Bekleidung lassen sich gelegentliche Schauer ja durchaus ertragen.

Von Seiten Bands waren Deet Nuts mein absolutes Highlight. Aber auch Frigority, Throwback, Cremation, Das Dampfwalzenwalfisch, Slime und Kanine haben bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Generell ist keine Band richtig abgefallen, obwohl mich persönlich zum Beispiel Resolve nicht abgeholt haben. Aber bei so einer stilistischen Bandbreite kann einem fast gar nicht alles gefallen.

Besucher hatte es wohl ein kleines bisschen weniger als letztes Jahr. Der Freitag war zwar gut besucht, am Samstag waren dann schon gewisse Lücken im Publikum zu erkennen. Dies ist sicher auch ein wenig dem Wetter geschuldet. Und ein bisschen Potential nach oben ist vielleicht ja gar nicht schlecht… Allen, welche das Festival im zweiten Jahr seines Bestehens erneut verpasst haben, empfehle ich wärmstens, dies 2026 zu ändern! Günstige Early-Bird-Tickets gibt es bereits unter diesem Link – also zugreifen! Man sieht sich Ende Juli 2026 wieder im Goms.


Wie fandet ihr das Festival?

/ 19.08.2025
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