Volldampf-Thrash und Motörhead-Inspiration
Am Freitagabend beschallten Final Cut und Dark Samhain die Lenzburger Met-Bar. Eine Formation trumpfte gross auf, während sich die andere Equipe zwar bemühte, aber kein riesiges Euphorie-Feuer entfachen konnte. Sämtliche Details entnehmt ihr wie gewohnt den nachfolgenden Zeilen.
Eigentlich stand die heutige Fete zuerst auf der Kippe, denn die ursprünglich eingeplanten Odium mussten rund einen Monat vor dem Event aufgrund der Erkrankung eines Bandmitglieds absagen (nachträglich gute Genesungswünsche an dieser Stelle). Glücklicherweise war die fieberhafte Suche der Met-Bar Crew nach einem Ersatz von Erfolg gekrönt. Deshalb werden nun die Lokalhelden von Final Cut die kleine Bühne zum Beben bringen! Davor gibt es allerdings ein Aufwärmprogramm mit den schwermetallischen Veteranen Dark Samhain (basierend auf diesem Begriff stelle ich fest, dass das gleichnamige, keltische Winterfest in diesem Jahr für uns anwesende Zuhörer bereits Ende September stattfinden).
Dark Samhain
Das klassische Motörhead-Shirt von Basser Thomas «Chöngu» Küng gibt punktgenau die Richtung des Trios vor. Lemmy und Co. scheinen hier zweifellos eine ziemliche Inspirationsquelle darzustellen. Das teilweise störende «Bass-Geknatter» müsste hingegen nicht sein. Die Stimme des Tieftöner-Herrn ist rotzig, kratzig und dreckig (er singt somit freilich nicht gerade wie ein Engel). Die Nebelmaschine läuft derweil auf Hochtouren. Hat möglicherweise jemand den Ausschaltknopf vergessen? Herbststimmung mag ja völlig in Ordnung sein, aber wenn man schier die eigene Hand vor Augen nicht mehr sieht, ist wahrscheinlich zu viel Material in der Luft (erinnert mich sofort an das Diabolical-Konzert, welches vor sechs Jahren ebenfalls in dieser Location stattfand).
Soundtechnisch hat das Dreiergespann ebenfalls dezente Sodom-Elemente drin. Neben eigenen Nummern greifen die Herren auch auf Cover-Versionen zurück. Das gefühlvolle «Love Me Forever» wäre beispielsweise ein solches Exemplar. Darauf habe ich gewartet, denn das Original stammt von – dreimal dürft ihr raten – Motörhead! Und plötzlich lichten sich die Nebelschwaden. Endlich sieht man die Akteure. Das wären ein weisshaariger Hüne an der Gitarre (Karsten Schimkat), ein Drummer, der optisch in den Gesichtszügen gewisse Ähnlichkeiten zu «Gimli»-Schauspieler John Rhys-Davies aufweist (Stefan «Steff» Jurt) und eben der bereits erwähnte Frontmann und Bassist «Chöngu». Die Ansagen des letztgenannten Protagonisten werden zwar passioniert wiedergegeben, entlocken den meisten Besuchern aber trotzdem bloss ein müdes Lächeln.
Kumpel Oli hat es noch prophezeit – den Abschluss des Sets bildet «Ace Of Spades». Stets ein sicherer Wert, der die Leute konstant zum Mitmachen animiert, aber die «Motorenköpfe» hätten definitiv noch x andere Tracks, denen man ungeniert einmal einen Platz einräumen dürfte. Wie wäre es mit «Metropolis» oder «Back On The Chain»? Meine Analyse nach dieser einstündigen Dark Samhain-Darbietung? Glasklar motiviert in ihrer Materie, aber nichts, was mich komplett vom Hocker haut.
Final Cut
Mit einem rockigen «Spiel mir das Lied vom Tod»-Intro eröffnen Final Cut ihre Headliner-Performance. Metalinside-Bibliothekar Raphi muss jetzt kurz weghören, denn die Jungs bezeichnen ihr Schaffen als «Violent Blues Thrash Metal» (und dem Kollegen sind neu erfundene Genres eben häufig ein Dorn im Auge). Doch interne MI-Richtlinien sollen den Flow der auf der Bühne agierenden Haudegen keinesfalls unterbrechen. Aufgrund dessen wenden wir uns lieber wieder ihrer Show und ihrer Leistung zu.
Von Anfang an rumpelt es derbe im Karton. Muskelberg Giulio Serratore weiss, wie man Leute animiert. Zudem ist er ein waschechter Gesichtsakrobat. Das irre Grinsen hat gar ein unheimliches Flair. Kleiner Fun-Fact: Saitenhexer Lukas Bühler trägt ein Nekrogoblikon-Shirt und weckt bei mir dadurch umgehend nostalgische Gefühle. An deren Konzert vor neun Jahren im Werkk Baden habe ich Final Cut nämlich zum allerersten Mal live in Aktion erlebt. Wie die Zeit vergeht… Komplettiert wird die Truppe durch Basser Bössu (den sanften Riesen) und Felle-Klopfer Flöru Brändle. Gemeinsam liefert uns der Vierer viel Futter für die Nackenmuskeln. Parallelen zu Lamb Of God können nicht geleugnet werden.
Ausgewählte Tracks erhalten ein Upgrade in Form des Einsatzes einer Mundharmonika. Giulio nennt das Teil liebevoll «Fotzenhobel». Wieder etwas gelernt (bisher war mir lediglich der Begriff «Schnörregiige» geläufig). «Full Steam Ahead» ist eine Nummer, welche das Gezeigte optimal beschreibt. Das darauffolgende «Utopia» bringt dann sogar Walzer-Elemente ins Spiel. Wer hätte gedacht, dass man an einem Thrash Metal-Konzert auf diese Art und Weise das Tanzbein schwingen könnte? Die Herrschaften verraten uns, dass sie nächste Woche ein paar Gigs in Bulgarien zocken werden. Somit sei dies hier heute Abend eine prächtige Aufwärmmöglichkeit. Boah, also in dieser Verfassung können sich unsere bulgarischen Headbanger-Gefährten auf hammermässige Auftritte freuen.
Sympathisch und höflich bleiben die Musiker sowieso. Sie bedanken sich beispielsweise artig beim Met-Bar-Koch für das servierte Chili con Carne. Allenfalls hat dieses gleich nochmals für zusätzlichen Dampf im Kessel der Maschinerie gesorgt. Selbst eine kleine Magier-Einlage findet in dieser Show Platz. Giulio zaubert sprichwörtlich einen nagelneuen Song aus dem Zylinder. «Ticking Bomb» heisst das gute Stück. Gut zu wissen, dass das Quartett an frischem Stoff arbeitet. Das erste Resultat klingt wahrlich packend. Danach bilden das vor Hardcore triefende «Die Or Die Guaranteed» (inklusive abermaliger «Fotzenhobel»-Passage) und das an Slayer erinnernde «Santallion» die «Finalissima». Die Fans fordern allerdings vehement eine Zugabe. Schliesslich darf ein Gast seinen Wunsch äussern und wir kommen deswegen in den Genuss der «Utopia»-Walzer-Wiederholung. Ein endgültiger Abschluss nach Mass!
Das Fanzit – Final Cut, Dark Samhain
In einer mittelmässig besuchten Met-Bar waren Final Cut das klare Highlight. Schön zu sehen, dass die vermeintliche Auflösung im Jahr 2019 doch keine definitive, immerwährende Geschichte gewesen ist. Der Opener Dark Samhain war hingegen nicht sonderlich umwerfend und müsste bei gewissen Aspekten nochmals über die Bücher.
Die Setlist – Dark Samhain
- Bad Boy’s
- Virus
- Light The Sky
- Victory
- Love Me Forever (Motörhead-Cover)
- New Way
- No Name
- Black Out
- Ace Of Spades (Motörhead-Cover)
Die Setlist – Final Cut
- Intro: Spiel Mir Das Lied Vom Tod
- Pre Game
- Voice Of The People
- Break The Barriers
- Black
- Bad
- Generation Why
- Full Steam Ahead
- Utopia
- The Pope Is On A Boulevard Cruise
- Ticking Bomb
- Die Or Die Guaranteed
- Santallion
- Utopia (Wiederholung bzw. Publikumswunsch)*
*Zugabe

