Dreissig Jahre Reitermania
Die Apokalyptischen Reiter laden ein zur Geburtstagssause. Dreissig Jahre Freie Republik Reitermania, das muss gefeiert werden. Mit Victorius und Cypecore im Gepäck wird uns heute Abend ein deutsches Dreiergespann präsentiert.
Nachdem die Reiter das Z7 zuletzt 2023 im Rahmen ihrer Schrei!nachten Tour beehrten, ist es diesmal anlässlich ihrer 30 Jahre Anniversary Tour, um drei Jahrzehnte der freien Republik Reitermania zu feiern. Anders als 2023, wo – anhand der T-Shirts zu beurteilen – sehr viele Besucher auch aufgrund von Equilibrium ins Z7 gepilgert sind, haben heute wohl die meisten Anwesenden primär aufgrund der Apokalyptischen Reiter den Weg nach Pratteln gefunden.
Ursprünglich stand mit Robse (ex-Equilibrium) als Support auch für dieses Jahr wieder ein ähnliches Package auf dem Programm. Dieser musste vor Tourstart aus familiären Gründen jedoch sämtliche Termine absagen. Mit dem neuen Support von Victorius und Cypecore gibt es nun also Power und Sci-Fi Metal auf die Ohren.
Victorius
Den Start in den Abend macht die Power Metal-Truppe Victorius. Passend zu ihren letzten beiden Alben «Space Ninjas from Hell» und «Dinosaur Warfare Pt. 2» zeigt das Backdrop eine Mischung aus Dinosaurier, Ninjas, Waffen und Weltall. Die Kostüme der fünf Herren sollten vermutlich darstellen, dass sie die Kreaturen im Hintergrund mit ihrer Musik bekämpfen. Kostüme auf der Bühne sind ja immer etwas Geschmacksache. Es bleibt ja immerhin noch die Live-Musik, oder?
Musikalisch bieten Victorius mit eingängigen Melodien eigentlich einen recht guten Einstieg in den Abend. Jedoch kommt der gesamte Hintergrundgesang ab Band, und das, obwohl alle Akteure auf der Bühne die Parts eigentlich durchgehend mitsingen – sie haben nur keine Mikrofone. Der Einzige mit Mikrofon ist Sänger David Bassin. Umso schräger wird es dann, als auch seine Vocals plötzlich aus den Boxen erklingen, obwohl er sein Mikro nicht mal in der Nähe seines Gesangsorganes hat. Das Ganze nimmt irgendwann so sehr überhand, dass ich mich auf gar nicht anderes mehr konzentrieren kann. Victorius können mich daher leider überhaupt nicht überzeugen und waren für mich wohl eher eine einmalige Sache.
Cypecore
Weiter geht es mit nicht ganz definierbarer Musik. Cypecore spielen gemäss eigener Beschreibung Sci-Fi Metal. Für mich klingt das am ehesten nach Industrial und Melodic Death Metal. Wie ihre Vorgänger Victorius tragen Cypecore ebenfalls eine Art Kostüm. Allerdings eher in Richtung Endzeitstimmung als Bekämpfer von Space-Dinosaurier. Viel sehen kann ich jedoch nicht. Die Akteure bleiben mehrheitlich im Dunkeln und von Nebel verdeckt. Die dunkle Szenerie passt recht gut zu dem, was Cypecore musikalisch bieten. So richtig will der Funke bei mir aber auch mit Cypecore nicht überspringen. Vielleicht habe ich mich einfach zu sehr auf Die Apokalyptischen Reiter gefreut und bin am heutigen Abend zu wenig offen gegenüber allem anderem, sodass jede andere Band einen schweren Stand gehabt hätte. Dem Grossteil des Publikums scheinen die Auftritte von Victorius und Cypecore nämlich ziemlich gut gefallen zu haben.
Die Apokalyptischen Reiter
Die Halle ist gut gefüllt und nach einer kurzen Umbaupause steht nun alles bereit für Die Apokalyptischen Reiter. Und diese fackeln nicht lange herum. Mit «Volle Kraft» wird die Bühne gestürmt und es dem Songtitel gleichgetan. Darauf folgen «Wilde Kinder» und der Klassiker «Es wird schlimmer». Das ist mal ein Start nach Mass. Vor allem bei letzterem schreit das Publikum bereits lauthals mit – «dann wetzen wir die Messer!».
Man merkt den Reitern die Freude auf der Bühne zu stehen förmlich an und diese Freude überträgt sich problemlos auf die Anhängerschaft in der Halle. Es wird durchgehend textsicher mitgesungen, die Köpfe geschüttelt und der Moshpit wird immer grösser. Auf der Bühne kommen immer wieder Show-Elemente zum Einsatz. Seien es Fahnen, grosse Trommeln oder die Hebebühne, auf der sich Fuchs für «The Great Experience Of Ecstasy” in die Höhe fahren lässt.
Mit «Rache an der Wirklichkeit» und «Weisse Pferde» werden heute Abend zudem zwei Songs des neuen Albums «Freie Republik Reitermania» gespielt. Besonders die Ballade «Weisse Pferde» finde ich sehr stark und sie fügt sich auch live perfekt in die Show ein.
Nach den beiden Zugaben «We Will Never Die» und «Metal Will Never Die» richtet sich Fuchs an das Publikum und fragt, welcher Song den heutigen Abschluss machen soll. Zur Auswahl stehen «Franz Weiss» und «Revolution». Für mich ist es ganz klar «Franz Weiss». Auch um mich herum höre ich niemanden, der nach «Revolution» schreit. Doch irgendwie entscheidet sich Fuchs dann doch für Zweiteren. Das war jetzt schon etwas fies. Nach dem Anteasern hätte ich mich echt über «Franz Weiss» gefreut. Nichtsdestotrotz haben Die Apokalyptischen Reiter einen sackstarken Auftritt geliefert und gezeigt, weshalb sie auch nach dreissig Jahren nach wie vor auf der Bühne stehen – und es hoffentlich noch lange tun werden.
Das Fanzit – Die Apokalyptischen Reiter, Cypecore, Victorius
Die Apokalyptischen Reiter haben das Z7 einmal mehr abgerissen. Mit einem energiegeladenen Auftritt und einer spürbaren Spielfreude war das eine mehr als würdige Jubiläumsshow. Einzig die Support-Acts Victorius und Cypecore konnten mich heute leider nicht wirklich überzeugen.


