Helloween, Beast in Black - The Hall Dübendorf 2025 (Flyer)
Do, 20. November 2025

Helloween, Beast in Black

The Hall (Zürich, CH)
01.12.2025
Helloween, Beast in Black - The Hall Dübendorf 2025 (Flyer)

Der Kürbis hat gerade Saison

Der Herbst hat Einzug gehalten in der Schweiz und mit ihm Nebel, farbiges Laub und Kürbisse. Wann sollten Helloween für ein Konzert vorbeischauen, wenn nicht jetzt?

Genau, einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht. Zumal die deutschen Power Metaller vorgestern (also so quasi heute) vor vierzig Jahren ihr Debütalbum veröffentlichten. Aber alles der Reihe nach, denn bis die Band auf der Bühne stehen wird, vergehen noch zwei Stunden. Zuerst einmal muss ich das Einlass- und Garderobenprozedere in der Hall in Dübendorf durchlaufen. Als ich eine Viertelstunde nach Türöffnung eintreffe, läuft das alles blitzschnell ab: Akkreditierungsformalitäten am Ticketschalter erledigen, mit dem Personal an der Sicherheitskontrolle herumwitzeln, die Jacke an der Garderobe abgeben und sechs Komma sechs sechs Minuten später betrete ich den Saal durch die hintere Tür. Sofort sticht mir die Bühne ins Auge. Die verfügt nämlich über einen kleinen Laufsteg. Da kommt doch gleich richtiges Stadionfeeling auf. Understatement steht heute offensichtlich nicht auf dem Tagesprogramm, dafür mit Beast in Black eine gut gewählte Vorband.

Beast in Black

Um sieben Uhr ist es schliesslich so weit: Die Lichter gehen aus. Zumindest ein Teil davon – der Rest taucht die Bühne und das grosse Backdrop in blau-rotes Licht, das dem Albtraum eines Konzertfotografen entsprungen zu sein scheint. Zusammen mit dem filmreifen Intro entsteht jene Mischung aus Science-Fiction- und Retro-Atmosphäre, für die Beast in Black stehen wie kaum eine Band sonst. Alle fotografisch tätigen Kollegen können jedoch aufatmen, sobald «Power Of The Beast» zum Auftakt erklingt. Sämtliche Bandmitglieder sind gut ausgeleuchtet. Der eine oder andere gelungene Schnappschuss sollte also drin liegen. Genauso gut wie das Licht ist auch die Abmischung. Da hat sich die Toncrew ein grosses Lob verdient. Wobei ihr bei der Arbeit vermutlich entgegen kommt, dass sämtliche Keyboardspuren vom Band eingespielt werden. Abgesehen davon ist dieser Umstand eher ein kleines Ärgernis. Wenn die Musik derart auf dieses spezielle Instrument baut, fühlt es sich einfach komisch an, wenn auf der Bühne nichts davon zu sehen ist. Beast in Black täten wirklich gut daran, sich jemanden zu suchen, der sich bei Auftritten um die schwarzen und weissen Tasten kümmert.

Diesen Diskussionspunkt mal beiseitegeschoben, gibt es am Auftritt der Power Metaller aus dem hohen Norden nur wenig auszusetzen. Yannis Papadopoulos überdeckt den durchgetakteten Ablauf mit Charme und die vier Instrumentalisten zeigen sich äusserst spielfreudig. Daniel Freyberg, der den während der Tour ausgestiegenen Kasperi Heikkinen an der Gitarre ersetzt, gibt sich keine Blösse, während Máté Molnár am Bass mit einem Dauergrinsen unterwegs ist. Er macht gar einen so fröhlichen Eindruck, dass ich nicht weiss, ob ich ihm im Spiel zu «One Night In Tokyo» (mehr Infos hier) jemals wieder eine runterhauen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. «One Night In Tokyo» ist übrigens nicht der einzige Hit auf der Setliste. Beast in Black haben alles mitgebracht, was ihr Repertoire hergibt: «Cry Out For A Hero», «Die By The Blade», «Blind And Frozen» – sämtliche Alben kommen zum Zug und stossen auf unerwartet offene Ohren. Dass Anton Kabanen und seine Manen Mannen eine gepflegte Party zu feiern wissen, ist mir vom letztjährigen Rock The Lakes Festival ja noch gut in Erinnerung (siehe Bericht hier). Aber dass das Publikum – den T-Shirt-Motiven nach zum grossen Teil wegen Helloween anwesend – derart positiv auf den von Synthesizern durchtränkten Sound der Finnen anspricht, überrascht mich jetzt ein bisschen. Es sei der Band gegönnt, genauso wie der Abschiedsapplaus, als die Lichter wieder angehen.

Helloween

Nach einer etwas längeren Umbaupause ist dann alles bereit für den Headliner des heutigen Abends. Abgesehen von einem durchgehenden Podest im hinteren Teil der Bühne, auf dem auch das Schlagzeug steht, und besagtem Laufsteg zieren bloss ein grosser Bildschirm als Backdrop und zwei seitliche Screens die Szenerie. Doch als zwei Laserstrahlen den Saal durchschneiden und auf den Bildschirmen beginnen Kürbisfratzen «auszuschneiden», wird mir rasch klar, dass Helloween nicht viel mehr benötigen, um eine tolle Show abzuliefern. Gut, von einem Mitglied der Big Four des Power Metal (ich verweise diesbezüglich auf unseren Artikel zum Thema) darf man das ja auch erwarten. Ebenfalls erwarten darf man, dass das Publikum hungrig auf die Band ist und dem ist so.

Mit «March Of Time» rennen Helloween also offene Türen ein und sogleich erklingt der Refrain rund um mich aus unzähligen Kehlen. Alles feiert mit der Band, als ob wir bereits bei den Zugaben angelangt wären. Als die beiden Sänger Andi Deris und Michael Kiske letzten Endes sichtlich erfreut ob des Zuspruchs zum ersten Mal das Wort an die Fans richten, merken sie nach einem kurzen Beginn auf Englisch, dass sie heute in ihrer Muttersprache kommunizieren können. Damit steht einer lockeren Führung durch den Abend nichts mehr im Weg. Natürlich haben sich die beiden im Vorfeld überlegt, was sie sagen möchten, aber zu keiner Zeit wirken die Ansagen gekünstelt, durchgetaktet oder heruntergespult. Das stellt eine schöne Ergänzung zur visuellen Untermalung dar, die Helloween im Gepäck haben. Die ist logischerweise gänzlich durchgeplant, dabei dennoch sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich, aber nie aufdringlich. Die digitalen Animationen und Landschaften auf den Bildschirmen werden immer wieder vermischt mit den Aufnahmen der einzelnen Musiker. Dadurch entsteht ein Gesamtwerk, unterstützt von punktuellem Einsatz von Dampfsäulen, Pyros (bei «We Burn» zückt Andi sogar einen Flammenwerfer) und Lichteffekten. Überhaupt ist das Licht wie bereits bei der Vorband eine Augenweide und wenn wir schon beim Thema Technik sind: Der Sound ist schlicht perfekt.

Helloween nutzen diese Rahmenbedingungen, um ein wahres musikalisches Feuerwerk abzufackeln. Ich picke jetzt einfach «Future World» als Beispiel heraus, aber eigentlich wird ausnahmslos jeder Refrain mitgegrölt. Als Highlights entpuppen sich «Universe (Gravity for Hearts)» und insbesondere «Ride The Sky». Bei letzterem übernimmt Gitarrist Kai Hansen den Gesang. Doch wer jetzt befürchtet, dass das Konzert zu einer Hansen-Show verkommt, den kann ich beruhigen. Kai gibt den Gesang im Anschluss wieder an seine zwei Kollegen ab – und zum etwas roheren «Ride The Sky» passt seine Stimme perfekt. Für den bald folgenden Akustikblock wäre er aber mit Sicherheit nicht die beste Wahl. Das übernehmen Andi und Michael nach der frechen Ansage, dass jetzt eine ruhige Nummer komme, damit die Raucher Zeit hätten, draussen eine Pause einzulegen. Kurze Zeit später wirds vor dem Drumsolo dann familiär. Der Papa von Schlagzeuger Dani Löble ist anwesend, kein Wunder sind wir doch hier in ihrer Heimat. Herr Löble wird von den beiden Frontmänner persönlich begrüsst, die so lange insistieren, bis die Crew einen Scheinwerfer auf ihn richtet und ihm die versammelte Hall zujubelt. Mit einer solchen Aktion holt sich die Truppe nur noch mehr Sympathiepunkte ab, als ihnen sowieso schon zufliegen.

Ja ist denn heute gar nichts faul im Staate Helloween? Zu bemängeln gibt es tatsächlich nur wenig. Einige wenige der Animationen haben ihren Geburtsort etwas zu tief im Uncanny Valley und «Heavy Metal Is The Law» (der zweite Song mit Kai am Gesang) hätte es für eine gelungene Setlist nicht gebraucht. Der Song fällt massiv ab gegenüber dem restlichen gespielten Material. Das wars dann aber auch schon. Abgesehen von diesen zwei kleinen Kritikpunkten begeistern Helloween mit Spielfreude, auf alle sieben Akteure verteiltem Spotlight, einer gross wirkenden sich aber nie in den Vordergrund drängenden Show und einer beeindruckenden Spielzeit von zwei Stunden und zwanzig Minuten voller cooler Lieder.

Das Fanzit – Helloween, Beast in Black

Nachdem Beast in Black einen überraschend guten Zugang zur Menge gefunden haben, war die Stimmung ob ihres sauberen Auftritts angeheizt für den Hauptact. Helloween haben diese Steilvorlage dankend verwertet und gezeigt, weshalb sie den Stellenwert, den sie innerhalb der Metalszene haben, verdienen. Ein weiteres Kürbiskonzert nach dieser Fasson? Jederzeit wieder!

Die Setlist – Beast in Black

  1. Power Of The Beast
  2. Hardcore
  3. From Hell With Love
  4. Blood Of A Lion
  5. Cry Out For A Hero
  6. Sweet True Lies
  7. Enter The Behelit
  8. Beast In Black
  9. Die By The Blade
  10. One Night In Tokyo
  11. Blind And Frozen
  12. No Surrender

Die Setlist – Helloween

  1. Interlude
  2. March Of Time
  3. The King for a 1000 Years
  4. Future World
  5. This Is Tokyo
  6. We Burn
  7. Twilight of the Gods
  8. Ride The Sky
  9. Into The Sun
  10. Hey Lord!
  11. Universe (Gravity for Hearts)
  12. Hell Was Made in Heaven
  13. Drum Solo
  14. I Want Out
  15. Pink Bubbles Go Ape (mit «Suspicious Minds» und «Yesterday» eingestreut)
  16. In the Middle of a Heartbeat
  17. A Tale That Wasn’t Right
  18. A Little Is a Little Too Much
  19. Heavy Metal (Is the Law)
  20. Halloween
  21. Eagle Fly Free*
  22. Power*
  23. Dr. Stein*
  24. Keeper Of The Seven Keys*

*Zugaben


Wie fandet ihr das Konzert?

01.12.2025
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