Rocknacht Tennwil 2025 – Hardline, Black Oak County u.a.
Hardrock, Heavy Metal, RockTennwil rockt!
Mitte September wurde die malerische Umgebung des Hallwilersees abermals mit lauten Gitarren-Riffs beschallt. Unter anderem besuchten Gruppen wie Hardline, Gin Annie oder Black Oat County die Rocknacht Tennwil. Während zwei Tagen wurden die Besucher Zeugen von talentierten Neuentdeckungen, gestandenen Veteranen und einem engagierten Verein, der seinen Event mit viel Herzblut und familiärem Zusammenhalt durchführte.
Freitag, 19.09.2025 – Tag 1
So langsam sollte die Festival-Saison doch vorbei sein, oder? Nix da! Mitte September empfehle ich den nimmersatten Live-Musik-Enthusiasten jeweils einen Abstecher an den atemberaubenden Hallwilersee. Die dort angesiedelte Gemeinde Meisterschwanden beheimatet eine Ortschaft, die auf den Namen Tennwil hört. Das ist exakt mein Ausflugsziel! Wobei, zuerst beziehe ich noch meine Bleibe im idyllisch gelegenen Seehotel Delphin (fraglos empfehlenswert!). Aber danach gibt es wirklich keine Ausreden mehr: Die Rocknacht Tennwil kann kommen!
Die Erinnerungen an das letztjährige Jubiläum sind sofort wieder präsent. Am heutigen Freitag erhalte ich sogar noch Unterstützung von Metalinside-Kamerad Röschu und seinem Knips-Apparat. Womit dürfen wir bei der 2025er-Ausgabe denn so rechnen? Hard Rock und Heavy Metal sind in diesem Programm zweifellos Trumpf! Von routinierten Grössen wie Herman Frank bis hin zu den dänischen Hoffnungsträgern Black Oak County ist alles auf der musikalischen Speisekarte vertreten, was das Rocker-Herz begehrt. Mit ein paar Truppen hatte ich bisher noch gar nie das Vergnügen und freue mich deshalb umso intensiver auf diese Debüt-Begegnungen.
Felskinn
Die Eröffnungszeremonie ist eine helvetische Angelegenheit. Felskinn aus Luzern – die Gruppe rund um Fronter Andy Portmann und den frisch unter die Haube gekommenen Trommelmann Gregory Birrer – nehmen diese Verantwortung wahr. Zum Einstieg rattert das gemächliche Dean Martin-Stück «Everybody Loves Somebody» aus den Boxen. Eine falsche Fährte? Soll die Zuhörerschaft etwa eingeschläfert werden? Doch die Ruhe währt bloss kurz, denn mit «Remember My Name» geht anschliessend richtig die Post ab! Fetzige Riffs und ein stimmlich saustarker Sänger (der obendrein gerne auf den Absperrgittern herumturnt) dominieren fortan die Szenerie. Die mitreissende Mischung aus Modern Rock und Metal setzt gekonnt erste Duftmarken. Die Truppe selbst ist (wenn auch nicht in dieser Besetzung) notabene schon seit 20 Jahren aktiv. Gratulation dafür!
Toni Watzinger und Markus «Kusi» Durrer beackern fleissig ihre Saiten. Erstgenannter Herr ist ausserdem ein wahrer «Gesichtsakrobat». Bei einem übereuphorischen Drum Solo geht Gregory dann blöderweise ein Stick flöten. Sich dann aber die Haare mit dem anderen Stöckchen frech nach hinten zu kämmen, ist dafür effektiv ein kühner Move. Um eine obligate Ballade kommen wir in Form von «Wake Up On Mars» nicht herum. Die Zuhörerschaft beklatscht das Dargebotene freudig. Auffallend sind drei Knirpse in der ersten Reihe, welche voller Tatendrang mitrocken. Da müssen wir uns um die kommende Generation zumindest in diesen Fällen fürwahr keine Sorgen machen. Auf leidige «Zugabe-Spielchen» verzichten die Protagonisten. Sie ziehen ihr Set ohne Unterbruch durch und erreichen mit einer Punktlandung um 19.30 Uhr den verdienten Feierabend.
Die Setliste – Felskinn
- Remember My Name
- Close Your Eyes
- Pictures In My Dreams
- Send The Angels Down
- Rain Will Fall
- Sleep Well
- Drum Solo
- Darkness In My Eyes
- Wake Up On Mars
- Crush My Balls
- Your Life Is Mine
- Bastards Out
- 170105
Die Fotos – Felskinn
Gin Annie
Die nächste Equipe hört auf den Namen Gin Annie, stammt aus England und zelebriert heute Abend ihren ersten Auftritt auf helvetischem Boden. Musikalisch weisen sie Elemente von Black Stone Cherry und Danko Jones auf. Es fliessen aber auch 80er-Elemente in das Liedgut ein.
Gitarrist Byron Garbett sticht mit seinem modischen Totenkopfhemd und Hut definitiv ins Auge. Sein Instrument schmückt ebenfalls ein Piraten-Skelett-Schädel. Der Publikumsaufmarsch dürfte ungeniert etwas grösser sein, aber die Meute johlt trotzdem brav mit. Der Sound bringt die vor mir stehenden Mädels gar zum Tanzen. Da ist man(n) logischerweise gerne der Hahn im Korb. Aber weshalb habe ich urplötzlich Lust auf Gin? Egal, die Bar muss warten. Ich möchte diesen Gig schliesslich von A bis Z geniessen. Besonders Spass macht der Track «Love Ain’t Here» (dank seines «Let me go»-Mitgröl-Refrains). Einzig das gelegentlich quietschende Mikrofon von Fronter David Foster müsste nicht unbedingt sein. Des Weiteren beenden die Jungs ihre Show ein bisschen zu früh. Da hätte ein zusätzlicher Song durchaus noch Platz gehabt.
Die Setliste – Gin Annie
- Rain
- New Bad Habit
- Last One Alive
- Fallin’
- Perfect Nightmare
- Chains
- Love Ain’t Here
- Until You’re Mine
- Next 2 Me
- Devil In Me
Die Fotos – Gin Annie
Absolva
Kurz darauf stehen schon die nächsten Briten in den Startlöchern: Absolva aus Manchester. Sie können es offenbar kaum abwarten und legen bereits um 21.20 Uhr los. Das klingt mitreissend und routiniert. Hier stehen somit wahrlich keine Grünschnäbel auf der Bühne. Bei Chris Appleton handelt es sich um einen charismatischen Frontmann, der zusätzlich auch problemlos zur Klampfe greifen kann. Sein Bruder Luke (welcher eine Vergangenheit mit Iced Earth aufweist) unterstützt ihn ebenfalls bei der Gesangsarbeit, obwohl seine primäre Aufgabe im Abliefern von rhythmischen Bass-Linien angesiedelt ist. Die weiteren Bandmitglieder heissen Tom Atkinson (Gitarre) und Martin McNee (Drums).
Heute Abend scheinen irgendwie sämtliche Engländer ein Flair für das Wort «Scheisse» zu haben. Bleibt zu hoffen, dass sie in einer allfälligen «Deutsch-Schnellbleiche» noch ein paar andere, «stubenreinere» Parolen aufgeschnappt haben. Musikalisch würde ich am ehesten Parallelen zu Shakra aufzeichnen. Im Verlauf des Konzerts haut Chris folgende Aussage raus: «Tonight we celebrate music as one!» Dem kann ich nur ein knappes «wahr gesprochen» entgegnen. Die Gruppe sei seit fast 13 Jahren komplett unabhängig unterwegs. Zudem haben die Herrschaften tolle Erinnerungen an unser Land. Zum Abschluss servieren sie den anwesenden Ohren eine Hommage an Ozzy und Ronnie James Dio. Mit einer Coverversion der Black Sabbath-Hymne «Heaven And Hell» gelingt ihnen dieses Unterfangen mustergültig.
Die Fotos – Absolva
Herman Frank Legacy
Fehlt noch der Headliner dieses ersten Festivaltages. Gitarren-Maestro Herman Frank gibt sich die Ehre und ist mit einem Best-Of-Programm nach Tennwil gepilgert. Es darf unter anderem mit Material von Accept, Victory, Iron Allies und Moon’Doc gerechnet werden. Für diese Mission agiert der Saitenhexer zusammen mit folgenden Künstlern: seiner Ehegattin Martina (Gesang), Mike Persin (Gitarre), Michael Wolpers (Drums), Ingo Lühring (Bass), Gianni Pontillo (Gesang) und zusätzlich Dyan Mair von Bonfire als weiterem Mikrofonhüter. Na dann, lasset die Spiele beginnen!
Meine Metalinside-Gefährten Raphi und Kaufi sind vor ein paar Monaten bereits am Rock N’ Loc Festival in den Genuss dieser Formation gekommen (dort allerdings noch mit Rick Altzi an einem der Mikros). Ich zitiere gerne aus erwähntem Bericht: «Herman Frank Legacy räumen hier also gnadenlos ab. Am meisten Zuschauer, beste Stimmung – so spielt ein Headliner!» Ob sich dies nun in Tennwil wiederholen wird? Die Akteure wirken jedenfalls auch auf schweizerischem Grund hervorragend gelaunt. Der «Herminator» brilliert mit souveränen Soli (Mütze und Koteletten sitzen ebenfalls). Leicht irritierend wirkt bloss das blau-gelb schimmernde «HF»-Logo im Hintergrund. Ich wollte zuvor einer Kollegin beim Merch-Stand weismachen, dass dieses ein klarer Hinweis ist, dass HammerFall hier auftreten werden. Blöderweise hat sie jedoch Lunte gerochen und wurde dadurch kein Opfer meines Täuschungsversuches.
Aber zurück auf die Bühne. Die Sänger-Abteilung drückt sich abwechslungsweise die Klinke in die Hand. Es gibt aber auch Nummern, welche im Verbund vorgetragen werden. «Venom» von Martina und Dyan vermag mir beispielsweise zu gefallen. Oder das ebenfalls von diesem Duo dargebotene «Falling To Pieces» (welches von der Riff-Arbeit her fraglos an ein gewisses «Ballhog Zone» erinnert). Stets überschwänglichen Applaus erntet selbstverständlich «unser» Gianni. Victory-Lieder der Marke «Temples Of Gold» sind logischerweise seine Aufgaben. Er meistert diese gekonnt und fehlerfrei. Aber bitte nicht zu sehr verausgaben, denn schliesslich muss er morgen nochmals mit The Order auf dieser «Spielwiese» ran. Die intensivsten Jubelstürme lösen derweil erwartungsgemäss die Accept-Klassiker aus. «Balls To The Wall» wird effektiv von der gesamten Gruppe vorgetragen und wird somit zum grossen Ausrufezeichen! Um 00.35 Uhr beendet der Headliner mit «Check‘s In The Mail» seine überzeugende Performance und entlässt die Hörerschaft in die Nacht.
Die Setliste – Herman Frank Legacy
- Right In Your Guts
- Welcome To The Show
- Burning
- Can’t Take It
- Are You Ready
- Venom
- Destroyers Of The Night
- Temples Of Gold
- Teutonic Order
- Fallen Angel
- Falling To Pieces
- Instrumental
- Restless And Wild
- Balls To The Wall
- Welcome To Hell
- On The Loose
- Check‘s In The Mail
Die Fotos – Herman Frank Legacy
Das Fanzit – Rocknacht Tennwil 2025 (Freitag)
Ein geglückter Auftakt in die diesjährige Rocknacht Tennwil. Felskinn und Absolva vermochten mich besonders mitzureissen. Der Publikumsansturm wäre noch ausbaufähig, aber am morgigen Samstag wird dies sicherlich anders aussehen.
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Samstag, 20.09.2025 – Tag 2
Den gestern «angefeierten» Brummschädel beruhige ich mit einem ausgiebigen Spaziergang entlang des Seeufers. Wunderbalsam für Körper und Geist. Wir erleben einen spätsommerlichen Samstag, der viel Freude auslöst. Zu lange sollte man trotz allem nicht in der Natur verweilen, denn das riesige Festzelt öffnet schon um 16 Uhr seine Pforten. Am Ort des Geschehens angekommen, begrüssen mich die derben Klänge von Lamb Of God. Randy Blythe und seine Haudegen geben allerdings kein Konzert, sondern dröhnen lediglich als Audiodateien aus den Boxen. Mit dieser Art der Einstimmung kann ich freilich leben. Da Röschu heute leider verhindert ist, muss meine bildgewandte Sprache irgendwie seinen Fotoapparat ersetzen. Mal schauen, ob mir dieses Vorhaben gelingen wird.
SEVI
Grundsätzlich bestehe ich auf das Einhalten der Running Order und achte ausserdem auf Pünktlichkeit. Ungeachtet dessen existieren manchmal gerechtfertigte Gründe für Verzögerungen und Anpassungen des Programmes. Die Organisatoren reagieren auf die noch äusserst überschaubare Menschentraube vor der Bühne und schicken Urs Lüscher als Ansager ins Rennen. Er erklärt uns, dass der Start von SEVI neu auf 16.45 Uhr angesetzt wird. So sollen auch diejenigen Leute, welche das Rocknacht-Wochenende campierend verbringen, genügend Zeit haben, um ihre Allerwertesten aus der – zugegebenermassen – verlockenden Sonne in das schattige Zelt hineinzuhieven. Den demnächst antretenden Künstlern wäre es zu wünschen, dass diese Aktion Früchte trägt.
Angeführt von Frontmädel Svetlana «Sevi» Bliznakova bieten uns die Bulgaren dann mit «Ghosts» eine erste Hörprobe an. Die Sängerin zeigt sich stimmlich von ihrer besten Seite. Ein markanter Farbtupfer ist zudem Blondschopf Nick Nikolaev hinter der Schiessbude – ein Exemplar der Gattung «osteuropäischer Surfer-Boy». Meines Wissens verfügt Bulgarien sogar über einige Strände, aber mir ist hingegen nicht bekannt, ob diese als «Wellenreiter-Paradies» gelten. Derweil deckt Tieftöner-Mann Rally Velinov den Coolness-Faktor ab und agiert durchwegs mit Sonnenbrille. Trotz nach wie vor spärlicher Zuschaueranzahl (wo steckt bitteschön der ganze Rest?) zeigen sich SEVI von der Schweiz verzaubert und widmen uns aus diesem Grund «The Spell». Das grösste Highlight ist jedoch ohne Zweifel eine gemeinsame Nummer mit Hardline-Flitzer Johnny Gioeli. Den «Schongang» kennt dieser Kerl schlichtweg nicht – unfassbar! Mit seiner Equipe werden wir dann um 21.15 Uhr das Vergnügen haben. Vorfreude ist bereits jetzt ausreichend vorhanden.
Die Setliste – SEVI
- Intro
- Ghosts
- Follow Me
- Insane
- Am I Alive?
- Never Again
- Unreality
- To Hell And Back
- The Art Of War (Duett mit Johnny Gioeli von Hardline)
- The Spell
- Highter Than The Stars
- Don’t Hesitate
- World That Doesn’t Fit
The Order
Weiter geht es mit lokaler Kost. Ein seit gestern sicherlich optimal eingesungener Gianni Pontillo und seine Kumpels von The Order geben sich die Ehre. Die Reibeisenstimme am Mikro ist von Beginn weg nicht zu bremsen. In extrem hellem Beinkleid – Miami Vice-Vibes lassen grüssen – tänzelt der Frontmann lässig durch die Gegend. Klampfer Bruno Spring glänzt mit lupenreinen Soli und – nach drei Songs – einem textilfreien Oberkörper. Er könne es sich eben noch erlauben (so zumindest die für Schmunzler sorgende Analyse von Gianni). Bestaunen wir möglicherweise gerade eine neue «Featuring-Idee»? The Order feat. The Chippendales – wer weiss? Mein Fokus liegt da schon eher auf der Musik. Und diesbezüglich hauen die Herren mit «In The Heat Of The Lonely Night» vom 2007er-Eisen «Metal Casino» gerade eine überragende Hymne raus! Da passt effektiv alles.
Etwas später im Set kommt es zu einem kurzen Unterbruch. Einer der OK-Söhne kriegt ein Geburtstagsständchen vorgetragen. Eine Aktion, die den familiären Aspekt dieses Festivals wundervoll untermauert. Anschliessend folgt noch eine kurze «Urs-Ansage». Ein abgeschlossenes Fahrrad bei der Laderampe soll doch bitte weggestellt werden. Eieiei, immer diese logischsten Herausforderungen. Im Anschluss dominieren allerdings wieder die Gitarren-Klänge. «Long Live Rock ‚N‘ Roll» – dieser Text sagt fürwahr alles, was nötig ist. Zum Schluss erfahren wir noch, dass im März des kommenden Jahres ein neues Album erscheinen soll (eine Info, welche die Akteure sogleich mit einem Shot begiessen). Da sei ihnen die leicht überzogene Spielzeit bis 19.10 Uhr gnädigerweise verziehen.
Black Oak County
Kollege Ralf Wyssenbach steht unter Druck! Nicht, weil er im Fotograben ackern muss, sondern weil er mir die nächste Equipe wärmstens empfohlen hat und ich nun gespannt bin, ob mich die Jungs ebenfalls aus den Socken hauen werden. Black Oak County stammen aus Dänemark und möchten beweisen, dass es in ihrer Heimat weitaus mehr als «nur» Volbeat, D-A-D oder die Pretty Maids gibt. Basser René Kristensen (der zudem bei der Gesangsarbeit Unterstützung anbietet) trägt ein Shirt der dänischen Fussball-Nationalmannschaft. Eine sympathische Hommage an «Danish Dynamite». Ob ich beim nächsten Mal in einem Trikot des FC Winterthur oder der «Schwiizer Nati» nach Tennwil pilgern soll? Notieren wir es einmal als mögliche Idee für den Hinterkopf.
Der Vierer sei stolze 17 (!) Stunden mit dem Auto hierher gedüst. Kurz nach der Schweizer Grenze lag ihnen dann unglücklicherweise die Karre ab. Bleiben sie jetzt unsere «Gefangenen»? Frontmann Niels Beier wandelt stimmlich auf den Pfaden von Chad Kroeger. Des Weiteren höre ich in den Kompositionen Elemente von Alter Bridge raus. Lieber Ralf, danke für den Tipp. Diese Jungs werde ich fraglos weiterverfolgen. Ich wittere vielversprechendes Potenzial!
Die Setliste – Black Oak County
- Watch Your Back
- Save Your Breath
- Since You’ve Been Gone
- Back For Blood
- Crossed The Line
- Laughing With The Crows
- Theatre Of The Mind
- If You Only Knew
- Fire Inside
- Mad Dog
- Just Another Psycho
- No More
- Timebomb
- Pretty Pistol
- Boom Boom Baby
Hardline
Der Headliner des zweiten Festivaltages steht auf der Matte. Langjährige Metalinside-Leser kennen sicherlich meine Lobeshymnen in Richtung Johnny Gioeli. Nicht wenige behaupten zu Recht, dass das Wort «Rampensau» extra nur für ihn definiert wurde. Es ist einfach jedes Mal ein Hochgenuss, diesem Typen bei seinem Herumgeflitze zuzuschauen. Dabei ist er stets passioniert bei der Sache und schafft es obendrein trotz aller Energieanfälle nie, einen schlechten Ton hinzulegen. Huch, aber die Besetzung wirkt ein wenig verändert. Bassistin Anna Portalupi fehlt (sie mache lieber «Instagram-Ferien»). Ihren Part übernimmt Alex Jansen. Ebenfalls mit Abwesenheit glänzt Tastenmann Alessandro Del Vecchio. Kann der Sound auch ohne seine Keyboard-Parts funktionieren?
Die Gruppe hat eine harte Woche hinter sich, die durch Krankheit und leider einen Todesfall (Axtmann Luca Princiotta verlor seinen Vater…) geprägt war. Aber jetzt sind sie da – und bereit! Aufgrund dieser Ereignisse scheint das Augenmerk vermehrt auf den gefühlvollen Stücken zu liegen. Ein emotionales «In The Hands Of Time» (mit Feuerzeugen und Handylichtern) sowie ein entzückendes «Hallelujah»-Sing-along kommen zum Handkuss. Permanent auf der Bremse blieb der Fuss jedoch keinesfalls. Ein Mittel gegen den Montags-Wecker gefällig? Diesbezüglich kann «Life’s A Bitch» locker Abhilfe schaffen. Die sizilianische Trommel-Maschine Marco Di Salvia agiert gewohnt souverän hinter seiner Schiessbude. Mit einem umjubelten «Hot Cherie» biegen Hardline langsam auf die Zielgerade ein. Auf «Zugabe-Spielchen» wird netterweise verzichtet. Sie ziehen ihr Set munter durch. Am Ende hätte es meines Erachtens gerne noch ein Song mehr sein dürfen. Aber das ist Gejammer auf verflucht hohem Niveau.
Bloody Horseface
Die ganze Sause mit einer Cover-Band ausklingen lassen? Das hat an der letztjährigen Ausgabe mit BBR ausgezeichnet funktioniert. 2025 sollen nun Bloody Horseface diese Aufgabe erledigen. Das tun sie tatsächlich in solider Manier und treffen mit ihrem Liedgut exakt den Nerv des Publikums. Von Saxon über Iron Maiden bis hin zu Sepultura ist alles mit von der Partie. Abermals kann das Publikum engagiert mitgrölen und sich die finalen Getränke einverleiben. Apropos «Flüssignahrung» – heute ist die allerletzte Show von Tieftöner-Mann Heinz Gysin. Als Abschiedsgetränk erhält er von seinen Kumpels einen Harras Bier. Stets eine gute Wahl. Um 00.50 Uhr dröhnt schliesslich ein kultiges Outro namens «Escape (The Piña Colada Song)» aus den Boxen und läutet langsam, aber sicher das Festival-Ende ein.
Die Setliste – Bloody Horseface
- The Helion / Electric Eye (Judas Priest-Cover)
- Denim And Leather (Saxon-Cover)
- I Wanna Rock (Twisted Sister-Cover)
- Wild Child (W.A.S.P.-Cover)
- Warriors Of The World (Manowar-Cover)
- Warmachine (KISS-Cover)
- Killing In The Name Of (Rage Against The Machine-Cover)
- Dread And The Fugitive Mind (Megadeth-Cover)
- Fear Of The Dark (Iron Maiden-Cover)
- Word Up (Korn-Cover)
- Fortunate Son (CCR / Clutch-Cover)
- Blitzkrieg Bop (Ramones-Cover)
- R.A.M.O.N.E.S. (Motörhead-Cover)
- Mother (Danzig-Cover)
- Live Wire (AC/DC-Cover)
- For Whom The Bell Tolls (Metallica-Cover)
- Killed By Death (Motörhead-Cover)
- Slave New World (Sepultura-Cover)
- Walk (Pantera-Cover)
*Zugabe
Ein unerwarteter Schicksalsschlag…
Freud und Leid liegen oftmals nah beieinander. Wir sind gerade mit den letzten Feierlichkeiten beschäftigt, als ein kurzer Blick auf das Smartphone die Zeit plötzlich stillstehen lässt. Schockstarre… Die gute Laune weicht einer Fassungslosigkeit und einem völlig mulmigen Gefühl im Magen. Das darf nicht wahr sein… Unser Veteranen-Metalinsider Kaufi hat seinen finalen Kampf gegen den Krebs verloren… Eine Nachricht, die mich komplett aus der Bahn wirft und lahmlegt. Ruhe in Frieden, alter Freund. Ich werde dein Erbe ehren und die Metaljournalisten-Flamme weiter hoch in den Himmel recken. Das verspreche ich dir!
Anmerkung der Redaktion: In der Zwischenzeit haben diverse Metalinside eine emotionale Nachrede für Kaufi verfasst und ihren Gedanken freien Lauf gelassen. Trotz der Traurigkeit des Themas, kann ich euch die Lektüre dieser Zusammenstellung absolut empfehlen. Die erwähnten Zeilen findet ihr hier.
Das Fanzit – Rocknacht Tennwil 2025 (Samstag)
Meine heutigen Tagessieger hiessen Hardline und The Order. Aber auf Black Oak County muss man ebenfalls achten. Ich wünsche den Dänen, dass sie noch für ordentlich Furore sorgen werden und die Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen zusteht.
Ihr möchtet diesem familiären, rockigen, rundum sauber organisierten Festival 2026 gerne beiwohnen? Dann notiert euch bitte jetzt gleich den 18. und 19. September in euren Kalendern. Es wird sich sicherlich lohnen.


