Mind Patrol – Milking The Masses (Cover Artwork)
Fr, 18. Februar 2022

Mind Patrol – Milking The Masses

Thrash Metal
13.02.2022
Mind Patrol – Milking The Masses (Cover Artwork)

«Jetzt wirst du gemolken!»

Mind Patrol legen nach! Vier Jahre sind seit dem Debütwerk «Against All Predictions» ins Land gezogen. Nun melden sich die Luzerne Dreschflegel-Jungs mit ihrem neuen Album «Milking The Masses» zurück! Das Ding wird am 18. Februar 2022 via Sonic Attack Records auf unsere Gehörgänge losgelassen.

Das Quartett hält mit seinem Liedgut der Gesellschaft den Spiegel vor und analysiert das aktuelle Weltgeschehen in kritischer Manier. Insbesondere die politische Spitze kriegt ihr Fett weg. Sämtliche der bereits veröffentlichten Singles wurde nämlich von einer gleichermassen witzigen als auch gut getroffenen Karikatur eines Staatsoberhaupts begleitet. So dürfen wir uns unter anderem an den Visagen von Angela Merkel, Donald Trump oder dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdoğan ergötzen. Die beliebten Themenschwerpunkte des Thrash Metal decken die Protagonisten damit bestens ab. Nun möchten wir selbstverständlich noch wissen, was die jeweiligen Tracks so alles auf dem Kasten haben. Der im Rahmen des Crowdfundings gespendete Zaster will ja schliesslich lohnenswert investiert worden sein.

Das Album – «Milking The Masses»

Zur Einstimmung gibt’s die «Introduction To Milk Production», bei welcher ein Kind liebevoll in den Schlaf gesungen wird, während im Hintergrund Kriegsgeräusche der Marke «Maschinengewehr-Dauerbeschuss» zu vernehmen sind. Kontrastprogramm par excellence. Das Intro schliesst mit den Worten «Soon we all will die!» – ein entsprechend apokalyptischer Ausblick. Danach geht’s den Lügnern an den Kragen. Sie werden gnadenlos aufgespiesst («Liars To Impale»). Giftige Vocal-Attacken von Yves und Trommelfeuerwerk von Mat dominieren die Szenerie. Schnell wird einem bewusst, dass das musikalische Schaffen von Mind Patrol einen Reifeprozess durchlaufen hat. Der Vierer ist freilich erstarkt. Da werden einem nicht einfach bloss Thrash-Salven in die Kauleiste gedonnert. Im Refrain kommen ebenfalls melodiöse Elemente zum Handkuss. Das vermag zu gefallen.

Die nächste «Rumpel-Kiste» hört auf den Namen «Legality Parts From Morality» und bedrängt ungebremst die Nackenmuskeln. Ein mit Hass durchtränktes Teil! Kurz nach der Hälfte gehört das Rampenlicht einem packenden Gitarrensolo. Ich könnte mir fraglos vorstellen, dass diese Komposition im Live-Gewand das eine oder andere Moshpit-Opfer fordern könnte. Wer bei «S.O.S» ein ABBA-Cover erwartet, hat eindeutig die falsche Scheibe im Ohr (zudem überlassen wir solche Angelegenheiten lieber dem Kollegen Hodi von Feuerschwanz). Nichtsdestotrotz verfolgt das Lied stellenweise interessante, progressive Ansätze. Ein neuer Weg, den die Zentralschweizer hier beschreiten. Das eröffnet natürlich weitere Möglichkeiten und liefert zusätzliche Optionen. Ich höre auch ein bisschen Flotsam And Jetsam heraus. Derweil lässt Yves zu Beginn den unheimlichen Psychopathen raushängen.

Im Anschluss wird die Überwachung gestattet («Surveillance_ Approved!»). Trifft heutzutage ja wahrlich an allen Ecken und Enden zu. Gerade im digitalen Bereich schauen da mit grosser Wahrscheinlichkeit mehr Augenpaare zu als uns eigentlich lieb wäre… Leider plätschert die Nummer ein bisschen dahin und vermag nicht wirklich zu zünden. «Show Me Violence» – der Name ist Programm. Zweifelsohne ein Kandidat für eine Wall Of Death! Unterlegt wird das Ganze ab und an mit einem coolen Anthrax-Groove. Selbst für melodiöse Parts sind sich die Akteure nicht zu schade. Das grosse Highlight des Silberlings folgt allerdings im Anschluss in Form von «Hell On Earth». Eine «füdli-geile» Hymne! Alter Verwalter! Grosses Kino! Beim Refrain breitet sich auf dem gesamten Körper etwas Hühnerhaut aus. Meine Herren, dieses Klangerzeugnis gehört fortan fix in die Setlisten eurer kommenden Shows! Heissen wir die Hölle gemeinsam auf unserem wunderschönen Planeten Erde willkommen.

Nach dem Höllenfeuer-Abstecher geht’s retour in die prähistorische Ära, in welcher sich unsere primitiven Vorfahren mit Steinen und Speeren («Stones And Spears») durchs harte Leben kämpfen mussten. Es handelt sich jedoch lediglich um ein kurzes Intermezzo. Im Hintergrund sind abermals Schlachtfeldgeräusche und Waffen, die nicht unbedingt in die Steinzeit passen, zu hören. Mit «Whoreship Materialism» wird danach brav weitergeprügelt. Ein sauberer Thrash-Hammer, der sogar stellenweise beinahe nahöstliche Töne beinhaltet. Mind Patrol scheuen das Austoben in anderen Genre-Region effektiv nicht. Nichtsdestotrotz bleibt ordentliches Geballer die bevorzugte Option, wie beispielsweise «Systematic Suppression» abermals beweist. Des Weiteren wird munter an den Saitenköniginnen herumgekitzelt. Auf dem rhythmischen «Redeem, Regret, Repeat» spielen sich dann Trommler Mat und Basser Fäbu vermehrt in den Vordergrund. Insgesamt sticht der Song allerdings nicht wirklich hervor.

Die Schlussphase der Scheibe wird vom wuchtigen «Habits Over Ethics» eingeläutet. Also wer da nicht umgehend in ein wildes Schütteln der eigenen Haarpracht verfällt, hat definitiv Ladehemmungen. Für den Abschluss sorgt die Wundertüte «Happy Fun Time Song», die einen phasenweise zum Schmunzeln anregt. In Tat und Wahrheit das Spass-Experiment des Quartetts. Sie reichern hier ihre Ohrfeigen-Mucke nämlich mit Reggae-Sequenzen und zusätzlich einer Prise Beethoven an. Ungewöhnlich und sicherlich auch nicht ganz ernst zu nehmen. Wobei – wenn die Welt schon zugrunde geht und komplett am Ende ist, würden wohl viele von uns einfach dasitzen und sich in bester Hobbit-Manier mit Pfeifenkraut die Birne zudröhnen, während um sie herum die Apokalypse wütet.

Das Fanzit Mind Patrol – «Milking The Masses»

«Milking The Masses» kann als gelungener Nachfolger von «Against All Predictions» verstanden werden. Mind Patrol servieren ihrer Hörerschaft qualitativen und variantenreichen Thrash Metal. Die musikalische Weiterentwicklung der Jungs ist deutlich spür- und hörbar. Abgesehen von ein bis zwei Lückenfüllern gibt’s kaum etwas über das Werk zu meckern.

Empfehlenswerte Hörproben: ««Legality Parts From Morality», «Hell On Earth», «Whoreship Materialism», «Habits Over Ethics»

Ab Release reinhören und portofrei erhalten

Tracklist Mind Patrol – «Milking The Masses»

  1. Introduction To Milk Production
  2. Liars To Impale
  3. Legality Parts From Morality
  4. S.O.S
  5. Surveillance_ Approved!
  6. Show Me Violence
  7. Hell On Earth
  8. Stones And Spears
  9. Whoreship Materialism
  10. Systematic Suppression
  11. Redeem, Regret, Repeat
  12. Habits Over Ethics
  13. Happy Fun Time Song

Line Up – Mind Patrol

  • Yves – Gesang / Rhythmusgitarre
  • Christian – Leadgitarre / Hintergrundgesang
  • Fäbu – Bass / Hintergrundgesang
  • Mat – Drums

 

Video Mind Patrol – Hell On Earth


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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Autor
13.02.2022
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