Nervosa - Hall of Fame Wetzikon 2022
Sa, 19. März 2022

Burning Witches, Nervosa, Warfect, Systemhouse33

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
03.04.2022
Nervosa - Hall of Fame Wetzikon 2022

Double The Metal!

Oder auch «Quadruple The Metal», denn auf der Tour sind nicht nur Nervosa und die Burning Witches gemeinsam unterwegs… Die beiden All Female-Bands haben mit Warfect und Systemhouse33 Thrash-Unterstützung aus Schweden und Indien mit dabei.

Ein Besuch in der Wetziker Hall Of Fame lohnt sich an diesem Samstagabend also allemal! Mitte März erst am zweiten Metalkonzert des Jahres zu sein, fühlt sich auch im dritten Pandemiejahr noch komisch an. Doch jetzt dürfen wir ja zuversichtlich sein, dass in den nächsten Monaten sehr viele Anlässe stattfinden dürfen und können!

Systemhouse33

Die Zeit nach dem Eintreffen reicht gerade für Besuche auf der Toilette und an der Bar, und da ertönt schon das Intro von der Bühne. Schnell suchen wir uns einen guten Platz zwischen Mischpult und Bühne. Jetzt steht diese Säule immer noch mitten im Weg? Klar, sie gehört zur Location, aber die Sicht auf die Bühne leidet halt schon…

Der Opener aus Indien lässt sich davon jedoch nicht beirren und zeigt von Beginn weg, dass sie Lust auf Abriss haben. Von den eigentlichen Bandmitgliedern steht heute (und auf der gesamten Tour) nur Bandkopf und Fronter Samron Jude auf der Bühne. Davon ist jedoch nicht viel zu merken, denn komplettiert wird die Band live von Gitarrist Gilroy Fernandes, Drummer Nishant Hagjer und der Bassistin Maria Kosma, und das Zusammenspiel funktioniert eins A! Während die Saitenfraktion ein wenig den Ruhepol bildet und Samron vorne die Menge anheizt, fixiert sich mein Blick fast ausschliesslich auf Nishant, der vor dem grossen Nervosa-Schlagzeug sitzt und seine eigenen Becken und Trommeln malträtiert. Trotz seiner sehr aggressiven Spielweise sitzt jeder einzelne Schlag äusserst präzise, wow!

Musikalisch werde ich während dem Auftritt immer und immer wieder an Pantera sowie an Max Cavalera erinnert. Mit letzterem (genauer mit Soulfly) war die Band vor der Pandemie auf Tour, und vor allem gesanglich sind eindeutige Parallelen auszumachen. Die Songs sind alle sehr groovig – wers nicht glaubt, kann gerne bei «Stand Up» reinhören – und ich bin froh, die Thrasher aus Mumbai heute entdeckt zu haben! In der Zwischenzeit habe ich mich auch mit Bands und Projekten der einzelnen Musiker beschäftigt, und z. B. Underside, wo Nishant ebenfalls für die Drums zuständig ist, haben es mir sehr angetan.

Setlist – Systemhouse33

  1. Remembrance
  2. Salvation
  3. Rapture
  4. Thief In The Night
  5. Break The Mirror
  6. Stand Up
  7. Detestable Idolatry

Warfect

Nach einer kurzen Umbaupause sind Warfect aus Uddevalla an der Reihe. Das Trio war mir zuvor ebenfalls unbekannt, doch auch Fredrik Wester, Kris Wallstrom und Manne Flood überzeugen mich sofort! Die stark an ein modernes Slayer erinnernden Songs regen die Halsmuskulatur an und wärmen diese somit für den Auftritt von Nervosa auf.

Hauptvokalist und Gitarrist Fredrik ist mit der Publikumsaktivität leider noch nicht ganz zufrieden, weshalb er die Leute dann auch mehrmals zu ein bisschen mehr Einsatz auffordert. Nichtsdestotrotz liefert die Band mit Songs wie «Hail Caesar» und «Anatomy Of Evil» sehr solide ab und deren Musik werde ich bestimmt weiterverfolgen (aktuell läuft sie in Dauerschleife…).

Setlist – Warfect

  1. Filled With Hate
  2. Left To Rot
  3. Exoneration Denied
  4. Pestilence
  5. Hail Caesar
  6. Drone Wars
  7. Anatomy Of Evil

Nervosa

Endlich! Mein letzter geplanter Nervosa-Auftritt hätte noch vor dem Line Up-Wechsel stattgefunden. Umso grösser war die Vorfreude auf den heutigen Abend – schon seit der Ankündigung im letzten Sommer! Das inzwischen vom neuen Line-Up veröffentlichte Album «Perpetual Chaos» gefällt mir trotz hörbarem Unterschied zu den drei Vorgängern sehr, und ich war äusserst gespannt, wie das live funktioniert.

Neues Line-Up? Für die weniger eingefleischten Nervosa-Fans muss ich wohl kurz ausholen: Nervosa wurde 2010 u.a. von Prika Amaral gegründet und seit 2011 – also schon vor den Aufnahmen des Debüts «Victim Of Yourself» (2013) war auch Fernanda Lira als Sängerin und Bassistin mit von der Partie. 2016 wurde der Zweitling «Agony» veröffentlicht, 2017 übernahm infolge des dritten Wechsels am Schlagzeug Luana Dametto den Platz auf dem Hocker, und 2018 erschien das dritte Album «Downfall Of Mankind».

Die grosse Rochade erfolgte dann im April 2020, als Fernanda Lira und Luana Dametto Nervosa verliessen und die neue Band Crypta gründeten – unter anderem zusammen mit Sonia Nusselder, welche bis 2020 Teil der Burning Witches war. Die verbleibende Gitarristin Prika Amaral fand dann mit Mia Wallace am Bass, Eleni Nota am Schlagzeug und der Diva Satanica am Mikro einen hochkarätigen Ersatz. Diese Viererkombo steht also nun vor uns auf der Bühne, und damit zurück in die Hall Of Fame…

Da steht sie also, die Formation hinter «Perpetual Chaos» und spielt verständlicherweise vor allem Songs dieser neuesten Scheibe. Ganze vier Songs aus älteren Zeiten schaffen es jedoch ebenfalls auf die Setlist: «Death!» und «Into Moshpit» vom Debüt, «Kill The Silence» vom Drittling «Downfall Of Mankind», sowie «Masked Betrayer», der bereits 2012 als eine von drei Singles erschien. Diese älteren Songs werden mindestens genau so souverän vorgetragen wie jene von «Perpetual Chaos»! Vor allem «Kill The Silence» wird heute ganz grossartig präsentiert. Die weiteren Highlights des Konzerts sind, zumindest für mich – Songs wie «Genocidal Command», der Titelsong oder «Under Ruins».

Leider muss ich dann aber doch noch zwei nicht ganz unerhebliche Kritikpunkte loswerden: Einerseits leidet der gesamte Auftritt ein wenig unter der Tonabmischung. Ja, ich stehe vorne in der zweiten Reihe und wahrscheinlich wäre es weiter hinten ein wenig besser, aber nichtsdestotrotz hat die Abmischung einen dämpfenden Effekt.

Der zweite Kritikpunkt ist Sängerin Diva Satanica. Prika erklärt bei der Bandvorstellung, Diva sei ihre Lieblingsvokalistin auf der gesamten Welt, und rein gesanglich ist diese Aussage völlig legitim. Das visuelle Auftreten auf der Bühne der Spanierin empfinde ich jedoch vor allem in der ersten Hälfte als sehr störend. Das andauernde Fäustchen-in-die-Luft-recken und Rumgetänzle passt leider keineswegs zu einer Death/Thrash Metal-Show. Das ist Nervosa, nicht Doro…!

Bandkopf Prika hingegen gibt sich wie schon bei früheren Konzerten sehr ruhig (fast schon stoisch) und erweckt den Anschein, in höchstem Grad auf ihre Saitenaxt konzentriert zu sein. Zusammen mit der eher aktiven, jedoch sehr authentisch wirkenden Mia Wallace aus Italien bildet sie einen Rahmen um die Fronterin Diva. Eine Reihe weiter hinten, hinter einem riesigen Drumset, bildet die Griechin Eleni Nota einen weiteren, zumindest visuellen Ruhepol. Akustisch holt sie alles aus ihrer Trommelbude: flink, äusserst präzise und fast zu schnell für das Auge. Auch ihr Mini-Solo gegen Ende lässt nicht viele Wünsche offen. Nach 14 Songs ist jedoch Schluss und die Bühne wird geräumt für den zweiten Headliner.

Setlist – Nervosa

  1. Kings Of Domination
  2. People Of The Abyss
  3. Genocidal Command
  4. Death!
  5. Time To Fight
  6. Venomous
  7. Into Moshpit
  8. Kill The Silence
  9. Perpetual Chaos
  10. Blood Eagle
  11. Masked Betrayer
  12. Rebel Soul
  13. Guided By Evil
  14. Under Ruins

Burning Witches

Dieser zweite Headliner sind die Burning Witches. Die aktuelle Tour ist nämlich eine Co-Headliner-Tour und zumindest mir war bis Ankunft in der Hall Of Fame nicht klar, welche der beiden Bands zuerst auftreten würde. Dass Elenis Schlagzeug jedoch von Anfang dastand und jenes von Lala Frischknecht nicht zu sehen war, verriet dann die Reihenfolge.

Wenn man die beiden Vorbands berücksichtigt, tanzen die Witches stilistisch ein wenig aus der Reihe, was sich dann auch daran bemerkbar macht, dass einige Besucher in der Umbaupause oder während der ersten paar Songs den Heimweg antreten. Schade, aber wenn man nicht auf den Heavy Metal der Aargauer Hexen steht, verständlich.

Diese stehen heute zum Glück komplett auf der Bühne. Einer Corona-Infektion wegen konnte nämlich Basserin Jay Grob einige der vergangen Konzerte – die Tour kam von der iberischen Halbinsel und Frankreich her – nicht wahrnehmen. Doch jetzt steht sie da und ist ready, gemeinsam mit ihren Mit-Witches die Hall zu rocken!

Erneut wird der Auftritt von der Abmischung getrübt. Jetzt stehen wir übrigens nicht mehr ganz vorne, sondern gleich vor dem Mischpult. Hier sollte es also eigentlich nichts zu meckern geben… Ich weiss dann schlussendlich auch nicht, ob es der Sound oder die Hexenshow selber ist, welche mich am ganzen Auftritt zweifeln lässt. Das am Anfang gespielte «Executed» oder auch «Hexenhammer» sind nämlich Songs, die mir eigentlich sehr gut gefallen; heute werde ich jedoch nicht warm mit dem, was die Witches abliefern. Auch die Stimme von Laura Guldemond scheint zwischenzeitlich für ganz kurze Momente auszusetzen. Ob dies tatsächlich so ist, oder aber am Mikro o.ä. liegt, kann ich nicht abschliessend beurteilen.

Ein Teil des Publikums sieht dies zum Glück anders und sorgt trotz sich lichtenden Reihen für ausgelassene Stimmung. Auch die Musikerinnen selbst haben sichtbar Spass daran, auf der Bühne zu stehen und gemeinsam abzugehen. Insofern also alles gut!

Nach zehn Songs von allen vier Alben ist dann kurz nach 23 Uhr Schluss. Die Hexen verabschieden sich. Das etwas lange Ausbleiben des Lichts im Publikumsbereich deutet zwar eine Zugabe an, die gibt es jedoch nicht und war gemäss Setliste auch nicht eingeplant. Alles in allem sehr zufrieden machen wir uns also auf den Heimweg…

Setlist – Burning Witches

  1. Executed
  2. Wings Of Steel
  3. Sea Of Lies
  4. Flight Of The Valkyries
  5. We Stand As One
  6. Lucid Nightmare
  7. The Witch Of The North
  8. Hexenhammer
  9. Black Widow
  10. Burning Witches

Das Fanzit – Burning Witches, Nervosa, Warfect, Systemhouse33

Quadruple The Metal! Alle vier Bands haben gezeigt, dass sie Lust haben, live aufzutreten und waren (wohl auch dank der zehn bereits absolvierten Abende) sehr gut eingespielt. Nervosa hat zumindest mir mit Fernanda und Luana ehrlich gesagt besser gefallen; dies kann sich aber in Zukunft auch noch ändern! Die Burning Witches haben als Abschluss des Abends erfolgreich für Stimmung gesorgt, auch wenn bei mir der Funke nicht ganz zu überzuspringen vermochte. Beide Headliner-Bands haben meiner Meinung nach 2018 in der Schüür, wo sie ebenfalls gemeinsam spielten, massiv besser abgeliefert (Review von Dutti und pam). Fairerweise muss man jedoch festhalten, dass auch bei beiden Bands die mittelmässige Abmischung nicht zu einem perfekten Konzerterlebnis beitrug. Dies finde ich besonders schade, da die Tontechniker bei den ersten beiden Bands ja eine tadellose Arbeit geleistet haben…

À propos Vorbands: Sowohl Systemhouse33 als auch Warfect haben mich sehr überrascht und sich in der vergangenen Woche des Öfteren in meine Playlists geschlichen. Entsprechend freue ich mich bereits jetzt auf künftige Konzerte aller vier Bands!

 


Wie fandet ihr das Konzert?

03.04.2022
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