Are You Ready To Rock?
Airbourne und Asomvel rockten am Samstagabend ein bis unter das Dach gefülltes Z7! Leider konnte die Vorgruppe aufgrund von technischen Schwierigkeiten ihr volles Potenzial nicht entfalten. Der Headliner aus Down Under verhielt sich im Anschluss dafür gewohnt unaufhaltsam und erledigte seinen Job souverän.
Die eifrige Rock-Maschinerie namens Airbourne gastiert heute Abend im ehrwürdigen Prattelner Konzerttempel. Das ist wahrlich der Stoff, aus dem fantastische, wilde Gitarren-Partys gemacht sind. Und offenbar möchte sich niemand dieses Ereignis durch die Lappen gehen lassen, denn die Veranstaltung war «schwuppdiwupp» ausverkauft. Selbst wir Medienschaffenden mussten um unsere Plätze kämpfen. Deswegen bin ich den Göttern dankbar, dass ich überhaupt über das heutige Treiben in der Nordwestschweiz berichten darf.
Die Anziehungskraft von Airbourne ist wirklich unfassbar. Haben die «Mates» eigentlich schon einmal in Pratteln gespielt? Oh ja, gesegnet sei das Metalinside-Archiv! Kollege Kaufi war damals 2014 Zeitzeuge. Hier und heute in der Gegenwart werde nun ich diesen Part übernehmen. Ein Teil unseres Magazins geniesst ja bekanntermassen gerade die Vorzüge der «70’000 Tons Of Metal»-Kreuzfahrt in den USA und ist aus diesem Grund sowieso abwesend. Umso schöner, dass ich noch überraschend auf Mit-Metalinsider Raphi treffe. Alle scheinen dem Ruf des Bootes somit nicht gefolgt zu sein.
Grosse Freude hat mir ausserdem die Bekanntgabe des Support-Acts beschert. Asomvel würde ich nämlich berechtigterweise als eine Art «Motörhead-Reinkarnation» bezeichnen. 2019 kam ich im Winterthurer Gaswerk beinahe nicht mehr aus dem Staunen raus. Hoffentlich können die Engländer das Publikum bei ihrem Z7-Gastspiel genauso begeistern. Es wäre ihnen jedenfalls hundertprozentig gegönnt.
Asomvel
Mit einer knapp zehnminütigen Verspätung schreiten Asomvel zur Tat. Frontmann Ralph Robinson stellt bei einer seiner ersten Ansagen direkt klar, wie die Band in der Aussenwelt wahrgenommen werden soll. «We are Asomvel. A dream to some, a nightmare to others» – das kann man sich ungeniert so notieren. Sehr gelungen.
Mit Ausnahme von Drummer Ryan Thackwray könnte man die Truppe eigentlich glatt als kleinen Familienbetrieb einstufen. Vater Lenny Robinson hütet die eine Gitarre, während sein Sohn Stel Robinson die andere Klampfe bedient. Lennys zweiten Sprössling habe ich bereits ein paar Zeilen zuvor vorgestellt. Der figuriert als Tieftöner-Meister und stimmliche Lärm-Einheit am Mikrofon. Und genau dieser Ralph erinnert mich auch heute wieder an eine junge Ausgabe von Lemmy Kilmister. Der dreckige, kratzige Gesang passt ebenfalls hervorragend in diese Schiene. Oh, zum Familien-Aspekt wäre noch eine Ergänzung fällig. Die Equipe wurde damals 1993 von Jay-Jay Winter (seines Zeichens Bruder von Lenny und Onkel von Stel und Ralph) gegründet. Tragischerweise verstarb dieser 2010 bei einem Autounfall. Doch die anderen Mitglieder zollen ihm nach wie vor Tribut – so auch heute.
Ich muss schon zugeben, die grosse Bühne steht Asomvel gut. Da könnte in Zukunft eventuell noch mehr gehen. Ärgerlich ist hingegen die Tatsache, dass die Akteure augenscheinlich zwischendurch mit technischen Problemen zu kämpfen haben. Dadurch werden die «wilden Hunde» unfreiwillig an der Leine gehalten. Ihr Gig dauert am Ende lediglich 35 Minuten. Unter normalen Umständen wäre da sicherlich mehr möglich gewesen. Trotzdem haben sie dem Publikum solide Feuer unter dem Allerwertesten gemacht (ich sage nur «Into The Fire»).
Airbourne
Es ist ein offenes Geheimnis – ich mag das rappelvolle Z7 nicht sonderlich. Man wagt es ja kaum auszuatmen, da der sich in dieser Prozedur automatisch entspannende Bauch bereits zu einer ungewollten Kollision mit der vor einem stehenden Person führen könnte. Aber ja, den Musikern und selbstverständlich dem Veranstalter sei das ausverkaufte Haus gegönnt. Zu meinem Pfosten kann ich mich kaum mehr durchkämpfen. Aber glücklicherweise ist der Bartresen einigermassen in der Nähe und zudem habe ich gerade ein Plätzchen mit brauchbarer Sicht auf die Bühne gefunden. Der «Aussie-Hard Rock» kann kommen!
Standesgemäss erklingt zuerst das Intro in Form der Filmmusik zu «Terminator 2: Judgment Day». Freilich ein Hühnerhaut-Garant! Danach folgt mit «Ready To Rock» umgehend ein erstes Statement. Dass Joel O’Keeffe (Lead-Gitarre/Gesang), Brett Tyrell (Rhythmus-Klampfe), Justin Street (Bass) und Ryan O’Keeffe (Drums) mit diesem Stück loslegen, stellt keine grossartige Überraschung dar. Es handelt sich dabei schliesslich um eine amtliche Airbourne-Vollgas-Nummer. Selbst der Publikumschor ist sofort präsent. Ein Auftakt nach Mass. Das anschliessende «Too Much, Too Young, Too Fast» ist ebenfalls ein sicherer Wert. Allerdings erlaube ich mir an dieser Stelle, die Gesangsleistung von Joel zu kritisieren. Die Töne sassen früher auch schon besser. Man(n) ist eben keine 18 mehr. Des Weiteren spielen die Jungs körperlich eben ziemlich destruktiv (wie es im Alltag aussieht, weiss ich hingegen nicht). Obenherum bevorzugt es der Fronter logischerweise wie üblich luftig und frei.
Die Stimmung in der Halle kocht! Immer wieder schwappen Crowdsurfer nach vorne. Die Security-Leute haben alle Hände voll zu tun. Ausserdem fliegen ständig Getränke durch die Gegend. Aber Airbourne sind in der Disziplin «Bierbecherwurf» ohnehin Weltmeister. Insbesondere der Fronter zeigt in diesem Bereich eine beängstigende Präzision. Während «Girls In Black» unternimmt Joel auf den Schultern eines Kraftprotzes seinen gewohnten Abstecher ins Herzen des Publikums. Dabei führt ihn seine Route tatsächlich richtig nah an mir vorbei. Da hätte ich beinahe mit ihm anstossen können. Wobei…, lieber nicht. Kurz darauf zerdeppert er nämlich wieder einmal eine Bierdose an seinem Schädel. Respekt, dass der Kerl diese Aktion konstant durchzieht. Der muss wohl eine Metallplatte in der Birne haben (oder einfach einen irreparablen Schaden).
Etwas später wird der Trinkerei munter weiter gefrönt. Bei «It’s All For Rock ‚N‘ Roll» rollt notabene die obligate «Lemmy-Bar» heran. Joel betätigt sich danach als Barkeeper und mischt einige Versionen des Lieblingsgetränks des verstorbenen Motörhead-Frontmannes zusammen. Diese werden dann innerhalb der Band und auch den Zuschauern verteilt. Beim Anstossen skandiert die gesamte Konzertfabrik lautstark «Lemmy!» Ein grossartiger Moment. Die Luftschutzsirene läutet den darauffolgenden Zugaben-Block ein. Die schweisstreibende Rock-Sause endet schliesslich nach rund 85 Minuten mit «Runnin‘ Wild».
Das Fanzit – Airbourne, Asomvel
Ein weiteres Abenteuer in der «Z7-Sauna» wurde erfolgreich überlebt. Schade, dass Asomvel nur so kurz mitmischen durften. Beim nächsten Mal klappt es hoffentlich ohne technische Hindernisse. Airbourne rissen die Hütte dafür im Anschluss regelrecht ab. Das war inzwischen meine zehnte Begegnung mit den Australiern. Wie gesagt hat die Geschichte abermals Spass gemacht, aber für künftige Performances würde ich mir ein bisschen mehr Abwechslung in Sachen Song-Auswahl und Show-Elementen wünschen. Andernfalls droht die Angelegenheit aufgrund von fehlenden Überraschungen fast schon berechenbar zu werden.