Metalfest - Crystal Ball - Schüür Luzern 2014 - Foto: Kaufi
Fr, 14. November 2014

Metalfest 2014 – China, Crystal Ball, Polution, Charing Cross

Schüür (Luzern, CH)
04.12.2014

Schwiizer Musig – ich weiss warum!

Das Metalfest 2014 in der gemütlichen Schüür in Luzern hat für dieses Jahr ein geschmacksvolles Programm für Fans des einheimischen Hardrocks zusammengestellt. Zwei einheimische Acts zusammen mit zwei durchaus bekannteren Bands versprechen einen unterhaltsamen Abend.

Die Anreise nach Luzern ist gelinde gesagt etwas mühsam – im Vergleich zur Leuchtenstadt ist ja Winterthur direkt Autofahrerfreundlich. Fraglos wieder gute Argumente für den ÖV.

Der kleine, aber feine Konzertsaal der Schüür ist äussert gemütlich, aber ich merke sofort, dass die Lichtbedingungen zum Fotografieren äusserst bescheiden sind. Und die Bierpreise sind ja noch höher als in Zürich – SFr 8.50 für eine halb Liter Flasche ist mehr als genug! Die Getränke gibt’s in richtigen Glasflaschen und Gläsern – erstaunlich. Und so gibt’s dann zwischendurch auch mal Scherben, wenn mal irgendwo wieder eine Flasche auf den Boden fällt. Aber das Personal ist generell recht aufmerksam und räumt das Leergut schnell weg. (Anmerkung von pam: Mag sein wegen dem Preis … aber es ist immerhin Bio Naturperle in der Bügelflasche – wo gibt’s denn noch sowas? Da bezahl ich gerne ein bisschen mehr).

Charing Cross

Nun gut – widmen wir uns der Musik, denn auf das Programm darf man sich wirklich freuen. Um halb neun liegt es an den Lokalmatadoren Charing Cross, den Abend musikalisch einzuläuten. Ich hab die Band vor Jahren an gleicher Stätte mal als Support von Grave Digger gesehen und in guter Erinnerung gehabt. Auch hier zeigen die Jungs um den starken Sänger Peter Hochuli einen engagierten Auftritt. Allerdings packt’s mich zu Beginn noch nicht so wirklich. Aber das ändert, als mit „Fallen Angels“ die Schraube angezogen wird – die Songs werden härter und eingängiger. Sobald Charing Cross mehr vom Hardrock in Richtung Metal gehen, tut das dem Gesamtprodukt äusserst gut. Und das düstere, stampfende „Handful of Pain“ ist dann ein beeindruckender Schlusspunkt unter den gut 50-minütigen Gig. Insgesamt also eine rundum saubere Sache!

Polution

Von Polution (kein Schreibfehler – ein „l“ genügt!) hab ich zugegebenermassen zuvor noch nie gehört. Die Band aus dem Muotathal zockt kernigen Rotzrock, der Sound hebt sich merklich ab von den anderen Bands. Zu Beginn bin ich etwas skeptisch, irgendwie ist das nicht so ganz meins. Beeindruckend: Sänger Pascal Gwerder, dessen Halsschlagadern von Beginn weg rausstehen, dermassen engagiert legt er sich ins Zeug! Je länger das Konzert dauert, desto besser gefällt’s mir. Die Songs werden etwas melodiöser und eingängiger. Nach gut 40 Minuten und dem dreckigen „Same Shit, different Day“ erhalten die Innerschweizer grossen und wohlverdienten Applaus. Gut vorstellbar, dass Polution jetzt den einen oder anderen neuen Fan haben.

Crystal Ball

The Balls are back – for good! Seit vor einem guten Jahr Steven Mageney bei Crystal Ball das Mikro übernommen hat, erleben die Schweizer ihren zweiten Frühling. Ein starkes Comeback Album („Dawnbreaker“) und viele Konzerte haben die Karriere neu belebt.

Was sofort auffällt: bei Crystal Ball ist einfach eine gewisse Professionalität spürbar. Dies beginnt beim Bühnenaufbau, geht über den Soundcheck und endet beim Bandfoto mit Publikum. Musikalisch lassen Scott Leach & Co nichts anbrennen. Natürlich bilden Songs von „Dawnbreaker“ den Löwenanteil. Aber auch älterer Stoff wie „Dance with the Devil“ kommt zum Zug, wie natürlich auch das unvermeidliche „Hellvetia“, welches wie üblich den Abschluss bildet. Der beste Song ist allerdings (wieder) das einfach saugeile „Anyone can be a hero“.
Steven ist aktiv wie eine Mischung aus Seb Bach und Tobi Sammet – der Typ steht kaum eine Sekunde still. Und zeigt trotzdem keine Schwächen am Gesang. Blickfang neben ihm ist dabei Gitarrist Scott, die beiden zeigen eine echte Rock’n’Roll Show. Da gehen die restlichen Mitglieder ungerechtfertigt fast etwas unter. Insgesamt überzeugen an diesem Abend auch Crystal Ball restlos – ausser, dass die Show nur gerade 45 Minuten dauert. Erstaunlich eigentlich, dass der Opener bislang die längste Playtime hatte…!

China

Zeit für den Headliner. China vervollständigen das Billing und Eric St. Michaels, Claudio Matteo und ihre Mitstreiter ziehen einen hervorragenden Abend ein. Einzig die Vocals scheinen mir stellenweise etwas zu leise zu sein – kann aber auch an meiner Position liegen. Aber sonst gibt’s nichts zu motzen. China zeigen sich äusserst spielfreudig, Claudio zaubert mit Dauergrinsen ein Solo nach dem anderen aus seinen sechs Saiten und auf der anderen Bühnenseite ist vor allem der zweite Gitarrist Mack Schildknecht ein Aktivposten.

Die Setlist bietet einen Querschnitt aus der gut 25-jährigen Schaffensphase, wobei vor allem die beiden letzten Scheiben „Light up the Dark“ (2010) und „We are the Stars“ (2013) berücksichtigt werden. Gänzlich übergangen wird die 1991er Scheibe „Go all the Way“, dafür schafft es mit „All I do is wait“ sogar eine Nummer von „Natural Groove“ auf die Set. Wahrlich nicht mein Lieblingsalbum, aber der Song macht zugegebenermassen Spass.

Als Highlights entpuppen sich (natürlich..) die Uralt-Nummer „Rock City“, das fetzige „Crazy like you“ und das ebenso fetzige „Girl on my Screen”. Der grösste Hit der Band, “In the Middle of the Night”, tönt dafür etwas komisch, irgendwie hab ich das Gefühl, dass da nicht alles perfekt ist. Dafür überzeugt zuvor die Ballade „Gates of Heaven“.

Apropos „überzeugt“: auf das Publikum trifft dies am Ende definitiv nicht zu! Da spielen China eine wirklich gute Show, reissen sich 70 Minuten den Arsch auf – und grad mal eine Handvoll Fans schreit nach Zugaben. Ich würde mal schätzen, dass etwa 200 Leute den Weg in die Schüür auf sich genommen haben, aber nicht mal 10 Nasen fordern noch einen Nachschlag. Schwach! Hut ab vor China, die mit dem hammermässigen Robert Palmer Cover „Bad Case“ und dem Opener des Debuts „Shout it out“ (in XXL-Version mit geilen Gitarrensolos!) den Fans dennoch etwas bieten. Immerhin bedankt sich das Publikum jetzt noch mit anständigem Applaus…

Morgens um Viertel nach Eins geht das Spektakel zu Ende. Vier spielfreudige Bands, keine Ausfälle – somit ein rundum gelungener Abend. Schwiizer Musig – jeder, der hier war, weiss warum! Und schlussendlich ist auch die Wegfahrt aus Luzern wesentlich einfacher als die Hinfahrt…

Setliste Charing Cross

  1. Wild Honey
  2. Coming Home
  3. Alone
  4. Fallen Angels
  5. Burn the Sun
  6. Kick Ass
  7. Palace Of Fate
  8. Thrill Me
  9. Voices
  10. Handful of Pain

Setliste Crystal Ball

  1. Zarathustra (Intro)
  2. Break of Dawn
  3. Walls Fall Down
  4. Dance with the Devil
  5. The Brothers Were Wright
  6. He Came to Change the World
  7. Back for Good
  8. Powerflight
  9. Anyone Can Be a Hero
  10. Hellvetia

Setliste China

  1. Light Up the Dark
  2. Dead Lights
  3. Kisses on Fire
  4. Rock City
  5. Lonely Rider
  6. That’s a lot of Love
  7. Hey Yo
  8. Trapped in the City
  9. Gates of Heaven
  10. Everywhere You Are
  11. In the Middle of the Night
  12. Crazy Like You
  13. Girl on My Screen
  14. All I Do Is Wait
  15. Bad Case of Loving You (Doctor, Doctor)* (Robert Palmer cover)
  16. Shout It Out

Fotos von Kaufi


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04.12.2014
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