Run for your lives
Iron Maiden kehren zurück ins restlos ausverkaufte Hallenstadion und begeistern.
Domi: Zu Beginn dieses Jahres war es die Hiobs-Botschaft schlechthin: Nicko McBrain legt nach 42 Jahren mit Iron Maiden seine Drumsticks nieder und zieht sich vom Tourleben vollends zurück. Was zunächst sehr hart klingen mag, ist absolut verständlich. Kurz vorher kam nämlich aus, dass er einen leichten Schlaganfall erlitten hatte. Trotzdem hat er sich auf der damals laufenden Tour nicht wirklich viel anmerken lassen. Das ist eben Nicko McBrain wie man ihn kennt. Und trotzdem: Er ist auf dieser Tour nicht mehr dabei.
Ersetzt wird Nicko mit keiner unbekannten Grösse. Wer sich mit dem Nebenprojekt von Bassist Steve Harris schon mal kundig gemacht hat (British Lion), der kennt Simon Dawson. Dort schwingt er nämlich ebenfalls die Drumsticks und kommt so natürlich zu einem Handkuss mit der eisernen Jungfrau.
Aber zurück: Wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Besetzung einer der wohl legendärsten Bands der Welt und unserer Epoche altert. Darum auch immer die Überlegung: Könnte es die letzte Tour sein? Berechtigte Frage, finde ich.
Die Nachfrage nach Maiden ist ungebremst hoch. Das Konzert war ratzfatz ausverkauft, wie auch die meisten weiteren Termine auf der Tour durch Europa. Hat auch Schattenseiten, die Tickets wurden im Vorfeld auf den einschlägigen Marktplätzen zu teilweise utopischen Preisen angeboten.
Sehr zu empfehlen auch das Review zum London Konzert von Iron Maiden von unserem Metalinsider Rossi, welches ihr hier findet.
Kaufi: Als im September letzten Jahres die „Run for your Lives“-Tour angekündigt wurde, war ich in den Ferien. Heisst: Ich habe da nichts mitbekommen, dass die beste Band der Welt zurück nach Zürich kommt. Nach meiner Rückkehr waren allfällige Medienslots besetzt, das Konzert bereits restlos ausverkauft. Der Frust bei mir sass sehr tief. Maiden auf ihrer möglicherweise letzten Rundreise? Mit einer Old School Setlist? Und ich glänze durch Abwesenheit? Das darf nicht wahr sein. Doch alles wendete sich zum Guten, auch an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank an unseren Ober-Metalinsider pam für die Unterstützung!
Je näher nun DER Tag kommt, desto mehr freue ich mich. Es ist der persönliche Abschluss eines Konzert-Triple innert sieben Tagen. Zuerst Judas Priest, dann Peter Maffay – und nun also Iron Maiden. Die Band, die ich 1988 das erste Mal live erleben durfte. Im Vorprogramm stand damals eine aufstrebende Truppe aus Hamburg: Helloween…
Avatar
Domi: Leider kam ich zu spät für Avatar. Tja die Berner sind bekanntlich langsamer, vor allem wenn sie nach Zürich reisen dürfen. Aber Kollege Kaufi war zum Glück schon vor Ort und kann darüber berichten.
Kaufi: Es ist lange her, seit Iron Maiden einen wirklich namhaften Support Act dabei hatten. Sicher schön, wenn man jüngeren Bands eine Chance geben will. Doch hier ist es praktisch immer so, dass viele Zuschauer kaum Interesse zeigen. Egal, wie die Band heisst.
Avatar aus Schweden sind zwar keine Jungspunde mehr, sondern eher schon alte Hasen im Geschäft. Dennoch haben auch sie keinen leichten Stand. Zumal sie stilistisch auch nicht gerade zum Headliner passen. Man muss ihnen aber zu Gute halten, dass sie mit dem als Joker geschminkten Frontmann Johannes Eckerström einen starken Trumpf haben, der die Fans schon mitziehen kann. Genial seine Ansage: „Wir sind Avatar aus Schweden! Mein Deutsch ist nicht so gut – aber immer noch viel besser als euer Schwedisch!“. Das sorgt für grossen Applaus, denn Eckerström spricht praktisch perfektes Deutsch.
Schlussendlich ist das dennoch nichts für mich, ich bin nach den drei Songs, die wir fotografieren dürfen, raus und suche im proppenvollen Foyer die Kollegen für einen kurzen Schwatz.
pam: Kurz und knapp von meiner Seite aus dem Stehplatzbereich. Avatar sind wie gewohnt sehr stark mit ihrem unglaublichen Genre-Mix zwischen Hardrock bis zu (Melodic) Death Metal. Professionalität gepaart mit Wahnsinn. Dementsprechend ist hier unten die Stimmung auch ganz gut. Oberjoker Johannes Eckerström heizt die Massen an, während seine Mitstreiter mit ihren überlangen Haaren und den fettesten Propellern für entsprechende Luftverwirbelungen sorgen. Eine der stärksten Live-Bands weit und breit. Mag zwar der eine oder andere Song ein bisschen zu viel Härte für den Durchschnitts-Maiden-Fan präsentieren, so können sie zumindest mit ihrer sehr aktiven Bühnenpräsenz heute Abend bei mehr Leuten punkten als man denkt. The Joker is gonna get you, no matter how far!
Iron Maiden
Domi: Keine Ahnung wieso, aber immer bevor das obligate „Doctor, Doctor“, welches einen Maiden-Gig einläutet aus den Boxen erklingt bin ich noch heute nach unzähligen Maiden Konzerten immer noch nervös. Dies wohl aus mehreren Gründen: Iron Maiden ist die früheste Kindheitserinnerung welche ich an Metal habe. Punkt zwei: Die Band, die Karriere der Band, alles um die Band ist Rock-Geschichte. Punkt drei: Die Breite der möglichen Songs, welche auf eine Setlist kommen können, ist riesig und manchmal schafft es das eine oder andere Schmankerl, welches nicht zu den Überhits gehört wieder auf die Konzertbühne. Und zu guter Letzt: Es ist wahrhaftig eine Ehre, die Band wieder sehen zu dürfen, für mich hat dies auch viel mit Respekt vor der Geschichte der Bandmitglieder, ihrem Einsatz für die Musikwelt, wie auch ihre Leidenschaft für die Musik zu tun.
Kaufi: Nervös bin ich ebenfalls. Einerseits weil endlich wieder Maiden da sind, andererseits darf ich die Briten nochmals fotografieren. So stehen wir bereits früh im Fotograben und werden durch eine Mitarbeiterin von Iron Maiden gebrieft, was wir da in den nächsten Minuten mit unseren Kameras festhalten können. Sie erklärt, dass bei „Doctor, Doctor“ die Hallenlichter noch an sind und das Publikum da bereits durchdrehen wird – somit sind auch gute Bilder der Fans machbar. Und wie sie da recht behält…
Ach ja, apropos „Fotos“: Vor Beginn werden die Fans gebeten, ihre Handys aus Respekt gegenüber Band und anderen Fans in der Tasche zu lassen. Genützt hat dieser Aufruf nur bedingt, das Internet ist in den nächsten Tagen wieder gut gefüllt mit Schrott. Manche lernen es nie. Doch jetzt – Zeit für Maiden!
Domi: Es geht also los im Hallenstadion Zürich, das Sold Out vermeldet und wirklich sehr gefüllt aussieht. Meine erste Beobachtung wird sich durch den ganzen Abend ziehen. Ich finde das Publikum in der Schweiz (mich natürlich inkludiert) teilweise sehr zurückhaltend. Aber heute Abend gehts bereits bei „Doctor, Doctor“ los und die Stimmung ist herausragend. Ich war an vielen Maiden-Konzerten, aber der heutige Abend wird für mich bezüglich Publikums-O-Meter in die Geschichte eingehen. Die Stimmung ist einfach nicht vergleichbar mit anderen Konzerten, es herrscht eine spezielle, freudige, lustvolle Stimmung im Hallenstadion.
Detail und Beobachtung am Rande: Die typischen Aufforderungen von Bruce Dickinson „Scream for me Switzerland“, welche wir ja bereits über Jahrzehnte hinweg kennen, diese kommt heute ein einziges Mal und auch bei diesem einzigen Mal reicht Bruce die erste Aufforderung, um bereits festzustellen, dass auf den Aufruf eine unglaubliche Welle zurück zur Bühne brandet.
Kaufi: Iron Maiden setzen mittlerweile auch auf modernere Bühneneffekte. Anstatt der bislang üblichen riesigen Vorhängen, ist ein gigantischer Videoscreen der Blickfang des Bühnenbilds. Damit kann man natürlich einiges anstellen. Beim Intro streift man durch die dunklen Strassen Londons, man passiert die „22 Acacia Avenue“ und das „The Ruskin Arms“-Pub. In diesen Einspielern steckt enorm viel Liebe zum Detail.
Mit „Murders In The Rue Morgue“ startet die effektive Show und ich bekomme Freudentränen. Dies war der erste Song von Iron Maiden, den ich kannte und liebte – und zwar noch bevor das „Number Of The Beast“ Album veröffentlicht wurde! Was für ein Start, zumal ich den Track noch nie live gehört habe. Gleiches gilt für „Killers“, den Titeltrack des zweiten Albums. Und hier kommt er ein erstes Mal in Überlebensgrösse auf die Bühne gestapft: Eddie. Mit Axt bewaffnet versucht er den Musikern an die Gurgel zu gehen, doch zumindest Fronter Bruce Dickinson ist nicht beeindruckt und zeigt ihm schlicht den Mittelfinger.
Domi: Aus der ersten Hälfte des Konzerts muss ich zwei Songs besonders herauspicken: „Phantom Of The Opera“ und „Rime Of The Ancient Mariner“. Den ersten Song (Phantom…), weil er einfach völlig passt und aus meiner Sicht andere Skills der Band zeigt, welche bei den Hit-Songs teilweise nicht so zum Zuge kommen und den zweiten Song, weil er heute Abend unheimlich eindrücklich dargebracht wird und ebenfalls längst vergessene, eher progressive Anleihen von Maiden zeigt. Ein wahres Epos, welches mich heute mitspült und wieder ausspuckt, wie eine grosse Welle den Seemann, welcher im Lied die Hauptrolle spielt.
Neues und Bewährtes…
Domi: Kaufi hat es bereits erwähnt: Das erste Mal erlebe ich Maiden nicht mit analogen Backdrops sondern neu treten auch sie mit einer digitalen Videoleinwand auf. Hier darf man natürlich geteilter Meinung sein, ob das nun das Bühnenbild der Legenden kaputt macht oder nicht. Aus meiner Sicht macht jedoch genau diese Änderung am heutigen Abend sehr viel aus. (Anm. Kaufi: Absolut!) Denn durch die bewegten Bilder – gerade bei den eben genannten Songs – gelingt es den Videotechnikern den gesungenen Geschichten so richtig Leben einzuhauchen und die Erzählung für alle im Publikum noch „erlebbarer“ zu machen.
Da braucht es auch keine sonstigen wahnsinnigen Special Effects mehr, auf welche auf dieser Tour übrigens nahezu verzichtet wurde. (Anm. Kaufi: Naja, so zwischendurch hatten die Pyrotechniker schon einiges zu tun…) Natürlich schwingt Bruce noch immer einmal pro Set die britische (und heute auch die schweizerische) Fahne. Und natürlich darf Riesen-Eddie nicht fehlen, das ist klar. Aber das wars dann auch schon, es gibt keine Schwertkämpfe, das Riesen-Maskottchen wird nicht beschossen wie auf der letzten Tour. Mir fällt das sehr positiv auf, der Fokus liegt noch intensiver auf den Songs und nicht auf irgendwelchen „Zwischen-Acts“.
pam: Da bin ich anderer Meinung. Ich finde, die zum Teil auch eher billig gemachten Animationen – z.B. bei „Rime Of The Ancient Mariner“ – lenken vom Wesentlichen ab: Der Band – die übrigens sackstark spielt – und deren Musik. Ich komm mir vor wie in einem Pub, wo völlig unnötig irgendwelcher Schrott auf den TV-Bildschirmen läuft und man einfach nicht anders kann, als immer wieder drauf zu schauen. Die analogen Backdrops waren für mich die Seele von Maiden und allgemein das aufwändige Bühnenbild. Zum Beispiel bei der Legacy-Tour… das war von einem anderen Stern. Die Bühne ist heute sehr schlicht gehalten und man verlässt sich fast komplett auf diese animierten Videos. Einzig bei „Hallowed Be Thy Name“ nutzt man die Möglichkeiten moderner Technik gepaart mit der realen Live-Show wunderbar als sich der animierte Bruce am Galgen in Luft auflöst, um dann in Echt mit einen Knall und Rauch auf der Bühne wieder zu erscheinen. Es ist wohl leider der Zeitgeist, das man lieber einen grossen Screen einpackt und die KI machen lässt anstelle trucksfüllende Requisiten um die Welt karrt und fliegt. Bei der aktuellen AC/DC-Tour vermisse ich diese Bühnenbauten und „Animationen in Echt“ ebenso. Da bin ich halt der Old Skuller unter den Fans und hab da wohl auf die Ankündigung, dass es die aufwändigste und beste Maiden-Show ever sei schlichtweg zu viel erwartet.
Domi: Noch etwas fällt mir auf: Ich bin wirklich nicht der grösste Fan vom Hallenstadion in Zürich. Doch heute ist der Sound in der Halle wirklich ausgezeichnet. (Anm. Kaufi: Ja, und auch sehr laut… – pam: Der Sound ist perfekt und wie ich finde eigentlich immer im Hallenstadion – für mich für grössere Bands die Lieblingslocation. Im Stehplatzbereich hat man auch wenn es ausverkauft ist, immer viel Platz, kommt locker auf den Seiten zu jeder Zeit bis ganz nach vorne). Da haben sich die Verantwortlichen alle Mühe gegeben. Und somit ist natürlich auch dieses Puzzlestück ein weiteres Upgrade für das ganze Konzerterlebnis.
Kaufi: Wie immer – ich will keine Setlists vor den Konzerten wissen. In diesem Fall ist es mir gelungen, dass ich im Vorfeld wirklich nicht gespoilert wurde. Somit sind die Überraschungen und die Wow-Effekte einfach… Wow! Das von Domi erwähnte „Phantom Of The Opera“ verpasse ich zum grössten Teil, da zuerst die Fotoausrüstung ausserhalb der Halle deponiert werden muss.
Was Iron Maiden dann jedoch noch an überlangen Nummern auspacken, das hätte ich in diesem Ausmass nicht gedacht. Zuerst „Powerslave“, einer meiner All-Time Faves. Kurz darauf trinkt Bruce einen Schluck Wasser aus einer grossen Feldflasche. Er meint lapidar, dass er damit die Fans jeden Abend enttäusche, da sie wohl auch solche Dinge wie Alkohol oder Magic Mushrooms erwarten würden. Aber es ist nur „Water. Water, water, everywhere!“ Moment – im Ernst jetzt? Hell yeah: „Rime Of The Ancient Mariner“! Mit fantastischen Videos (pam: Oops, da haben wir unterschiedliche Erwartungen an Videos … ;-)) und garniert mit Pyros ist das ein Highlight, das ich nicht unbedingt erwartet hätte. Besser geht nicht!
Oder doch? Als die ersten Töne von „Seventh Son Of A Seventh Son“ ertönen, schreie ich mir fast die Seele aus der Lunge! Der beste Song vom besten Album – nein, damit hätte ich nun absolut nicht gerechnet. Ich staune und geniesse jede Sekunde, das ist alles nicht mehr von dieser Welt!
Zwischen Traum und Realität
Domi: Auch der weitere Verlauf des Gigs lässt mich meine Gefühle sehr intensiv durchleben: Hühnerhaut, Tränen in den Augen, eigenes „Zwicken“ da das Gefühl entsteht, das ich träumen könnte, lachen, hysterisches Schreien, meinem Nachbarn um den Hals fallen – obwohl ich ihn eigentlich nicht kenne. Eine einfache, kurze Aufzählung, um zu erläutern was Iron Maiden hier veranstalten.
Mit weiteren Songs, welche die ganze Halle mitsingt, wie „Run to the Hills“, „Hallowed Be Thy Name“ oder „Iron Maiden“ geht der Traum weiter. Die Halle ist so richtig am kochen und brodeln. Ein wunderschöner Anblick. Kurzer Anflug von Wehmut: „Das darf nicht das letzte Mal gewesen sein, NEVER!“. Dann aber bereits wieder im hier und jetzt und am mitgrölen, dass die Stimme am nächsten Morgen darauf gerne auch ein wenig belegt sein darf.
Kaufi: Hach, Domi – wie gut ich nachfühlen kann! Die Show, die Setlist: Schlicht perfekt. Bei „The Number Of The Beast“ brennt die Bühne, meterhohe Feuersäulen lassen die Temperaturen steigen. „Run To The Hills“ wird aus tausenden Kehlen mitgesungen. „The Trooper“ ist ein Klassiker, der nie fehlt, und wie Domi bereits erwähnte, lässt sich auch Eddie hier einen zweiten Besuch auf der Bühne nicht nehmen. Und dazwischen gibt es immer wieder Perlen wie „The Clairvoyant“ (pam: So ein bisschen mein Lieblings-Maiden-Song) oder vor allem „2 Minutes To Midnight“, welches meinen grauen Hirnzellen zufolge länger nicht mehr im Programm war. Dementsprechend wird der Song auch abgefeiert.
Dann ist da noch dieses Finish. Zuerst „Hallowed Be Thy Name“, für viele Fans der beste Song von Iron Maiden überhaupt. Fantastisch inszeniert, wie Bruce da zuerst in seinem Käfig gefangen ist und am Schluss, gejagt von Video-Figuren, die Flucht ergreift. Im direkten Anschluss geht mit „Iron Maiden“ der reguläre Teil zu Ende. Speziell ist, dass hier Eddie für einmal nicht leibhaftig auf der Bühne erscheint, sondern „nur“ als übergrosse Figur auf dem Screen. Doch auch dies wirkt hervorragend!
Iron Maiden – Ein Gemälde der Künstler
Domi: Klar, dass die Herren um Zugaben nicht herumkommen. Was ihnen mit den drei Songs (siehe Setlist) natürlich hervorragend gelingt. Ein letztes Mal fokussiere ich die verschiedenen Akteure nochmals genau. Bruce Dickinson, welchem mit seinen 66 Jahren noch eine 6 fehlt für die „Number of the Beast“. Bruce ist immer noch sehr agil unterwegs und beweglich wie eh und je. Mal hier, mal dort und immer noch sehr publikumsbezogen. (Anm. Kaufi: Die nette Dame, die uns im Fotograben instruiert hat, meinte mit einem Lachen: „Don’t even try to get Bruce! He’s like a Monkey, jumping around everywhere!“)
Steve Harris, welchem ich in Gedanken einfach zweihundert Mal ein „Thank you“ zusende, denn er ist an vielem schuld, was mit dieser Band passierte und ein Genie aus meiner Sicht. Dave Murray, der an seiner Gitarre einfach unersetzbar ist. Man gibt es ihm gar nicht, dass er in seiner Jugend oft in Schlägereien verwickelt war. Er wirkt heute friedlich und ist ein wichtiger Stützpfeiler für die Band. Janick Gers, der immer noch der Gym-Typ der Formation ist und mit seinen langen Beinen fast auf jeden Boxen-Monitor hinaufreichen kann. Zudem beherrscht auch er sein Instrument und noch viele weitere kleine Tricks um die Zuschauer zu begeistern. Und dann wäre da ja noch Adrian Smith, der für die Band ebenfalls unbezahlbar ist. Bruce kam 1999 nur zurück zur Band, da Adrian auch zurückkam.
Nicht zu vergessen der Neuzugang Simon Dawson. Wie schon früher im Bericht erwähnt, ist er ein absolut ebenbürtiger Ersatz für den geschätzten Nicko. Würde der Maiden-Fan nicht wissen, dass es auf dem Drum-Schemmel eine Änderung gegeben hat, würde er es wohl heute das ganze Konzert über kaum merken (pam: Da bin ich nicht gleicher Meinung. Er macht einen tadellosen Job, aber man hört schon, dass es nicht Nicko ist. Nicht weil er schlechter oder besser ist, aber Nicko hatte einfach einen unverkennbaren Stil). Dawson fügt sich nahtlos in die Band ein und zeigt, dass er Nicko in Ehren hält und sich seiner wichtigen Aufgabe bewusst ist. Und zum Fotografieren ist da ein leichter Vorteil spürbar, korrekt Kaufi, oder?
Kaufi: Hehehe, aber sowas von! Denn Nicko hatte ja so ein Ungetüm von einem Drumkit, dass man ihn eigentlich nie sah, sondern nur hörte. Dawson ist in diesem Punkt deutlich bescheidener unterwegs, da kann man sogar Bilder von ihm machen.
Domi erwähnt die Zugaben. Auch die weiss ich (noch) nicht, aber „Aces High“ als erste davon erscheint mir am wahrscheinlichsten. And so be it! Und Eddie rast als Kampfpilot über die Videowand. Dann folgt – zumindest für mich etwas überraschend – „Fear Of The Dark“. Wie viele andere Fans auch finde ich das jetzt nicht so ein Übersong. Doch live gibt es wahrlich kaum etwas Besseres! DAS ist auch Hühnerhaut, wenn gefühlt absolut jeder in der Halle diesen Refrain mitsingt. Bruce wandelt als Nachtwächter über die Bühne, zudem zahlt sich hier erneut aus, dass optisch viel mit digital statt analog gearbeitet wird. Beeindruckend!
Mit der angekündigten Old-school-Setlist habe ich Songs von den Alben eins bis sieben, also dem Debüt von 1980 bis zur „Seventh Son Of A Seventh Son“ 1988 gerechnet, daher meine Überraschung bei „FOTD“, der stammt von 1992. Umgekehrt fehlt bislang jegliche Spur des 86er-Werks „Somewhere In Time“. Doch dies kommt zum Schluss: Das grosse Finale gehört dem grandiosen „Wasted Years“ und beendet die Show nach über zwei Stunden.
Das Fanzit – Iron Maiden, Avatar
Domi: Somit neigt sich ein legendärer Abend in Zürich dem Ende zu, welcher von A-Z eindrücklich war. Es ist ein Privileg diese Band zu erleben und zu fühlen. Ich kann den heutigen Abend mit Worten kaum beschreiben. Ein Wechselbad der Gefühle – durchaus nur positive Gefühle, aber diese im Mix sehr berührend. Ich überlasse es Kaufi in seinem Fanzit ein Wort dafür zu erfinden oder zu nennen. (Anm. Kaufi: Danke auch…) Aber eine solche Superlative, welche ich heute vergeben würde, gibt es wohl im Duden gar nicht. Ich wiederhole mich, aber ich kann nur festhalten, dass es eine Ehre ist, diese Band zu kennen, diese Band erleben zu dürfen. Sie hat mich durch viele Höhen und noch mehr Tiefen in meinem Leben begleitet. Mir Mut gemacht, mir Freudentränen beschert, mich mitfühlen lassen. Sie gehört zu mir, diese Band. Und scheinbar zu vielen anderen Menschen da draussen auch. Up the Irons!
Kaufi: Und ich darf jetzt einen Superlativ erfinden? Nääh, das ist kaum möglich. Ich habe von Weltklasse geschrieben bei Judas Priest. Doch das hier? Man mag es kaum glauben, das ist nochmals ein anderes Level. Iron Maiden sind in einer eigenen Liga, da kommt keine (und ich meine KEINE) andere Band heran. Nein pam, auch AC/DC nicht. 😉 (pam: Wie kannst du sowas behaupten ohne AC/DC mal live erlebt zu haben… ;-)).
Alte Herren? F*%& that! Steve Harris und Co. nehmen es mit allen Jungen auf. Wer zudem solche absolut unsterblichen Songs hat und über zwei Stunden eine Mördershow liefern kann, hat eh gewonnen. Dann schaut man auf die Tracklists der Alben und sieht, was noch an weiterem Material da wäre..: „Heaven Can Wait“, „Children Of The Damned“, „Stranger In A Strange Land“, „Running Free“, „Flight Of Icarus“, „Moonchild“. Maiden könnten auch drei Stunden spielen, da würde sich keiner beschweren.
Ich kann mich sonst eigentlich nur Domis Worten anschliessen. Ich durfte die Briten jetzt schon einige Male live erleben, doch die heutige Show wird in meiner Endabrechnung zu den besten Konzerten gehören, die ich in meinem Leben gesehen habe. Ach ja, ein Tattoo wäre hier auch schon lange fällig…
Wenn ich für den Rest meines Lebens nur eine einzige Band hören dürfte, es wäre Iron Maiden. Und ja, ich glaube fest daran, dass dies NICHT das Ende war, ich bin überzeugt, dass Maiden noch nicht am Ende sind! Eddie’s gonna get AAAALLLL of you!
pam: Es war auf jeden Fall ein sehr geniales Konzert heute. Keine Frage. Starke Setlist und vor allem starke Live-Band. Spielerisch und gesangtechnisch toppt das in der Tat fast niemand (ausser vielleicht AC/DC ;-)). Aber ich fand frühere Best-of-Touren wie die Legacy of the Beast und Maiden England in diesem Jahrtausend stärker. Ich vermisste heute das, was Maiden (und auch AC/DC) früher ausmachte: Das Analoge und Authentische. Ich kann mit diesen zum teil wirklich billig AI-generierten Video-Animationen nichts anfangen, da sie wie erwähnt nicht songdienlich sind, sondern von der Band und der Musik ablenken. Wenn es gut gemacht ist und die Realität und mit den Animationen gut kombiniert – wie eben bei „Hallowed Be Thy Name“ – dann gut. Aber so hab ich das Gefühl, dass man einfach mal viel Logistik eingespart hat. Nun mein Fanzit: Absolut top, wenn auch nicht die beste Maiden-Tour ever. Ich hab Maiden in den letzten zehn Jahren als Gesamtpaket schon besser erlebt. (Anm. Kaufi: Ich nicht! Show Nummer sechzehn seit 1988 stellt die voherigen – beileibe nicht schlechten Konzerte – in den Schatten.) Soundmässig kann man es aber kaum mehr toppen. Das war definitiv absolute Weltklasse.
Und ich bin 100% überzeugt, das war noch lange nicht das Ende von Maiden. So wie die mit nach wie vor viel Spielfreude oder vielleicht sogar mehr als ever unterwegs sind, kann das noch lange, lange nicht the final curtain sein. Dann Kaufi, bin ich wieder für den Graben dran 😉 (Anm. Kaufi: Passt. 😉 )
Die Setlist – Avatar
- Dance Devil Dance
- The Eagle Has Landed
- In The Airwaves
- Bloody Angel
- The Dirt I’m Buried In
- Captain Goat
- Smells Like A Freakshow
- Hail The Apocalypse
Die Setlist – Iron Maiden
- Murders In The Rue Morgue
- Wrathchild
- Killers
- Phantom Of The Opera
- The Number Of The Beast
- The Clairvoyant
- Powerslave
- 2 Minutes To Midnight
- Rime Of The Ancient Mariner
- Run To The Hills
- Seventh Son Of A Seventh Son
- The Trooper
- Hallowed Be Thy Name
- Iron Maiden
- Aces High *
- Fear Of The Dark *
- Wasted Years *
*Zugaben