Metalinside.ch- Eluveitie - Naturhistorisches Museum Bern 2015 - Foto pam
Mi, 18. März 2015

Eluveitie (das Fossil …)

Naturhistorisches Museum (Bern, CH)
20.03.2015

Eluveitie – das Fossil oder «Ich der helvetische Seeigel»?

Wie kommt es, dass der grösste Schweizer Metalexport zwischen Barry und Giraffen in Angesicht eines Finnwals spielt? Gehört Elu als Fossil schon ins Museum? Die Swiss Music Awards hatten die Folk Deather doch erst grad wieder mal trotz Nr. 1 Album und weltweit ausverkauften Tourneen nicht mit einem Stein bedacht. Nun, die haben ja keine Ahnung. Aber Paläontologen wissen dafür umso besser Bescheid? Palento was? Nun, der Reihe nach …

Und wie so oft, wenn es um eine abgefahrene Geschichte im Metal geht, hat diese den Ursprung in Skandinavien bzw. in diesem Falle Schweden. Da benamst ein Paläontologe (Mats Eriksson) – ein Typ der anhand Fossilien Lebenswesen aus vergangenen Erdzeitalter erforscht – zum Spass und aus Liebe zu seiner anderen grossen Liebe  – nebst den vor Jahrmillionen ausgestorbenen Würmern und anderen wirbellosen Tieren – seine gefundenen Fossilien nach bekannten Rockstars und Metallegenden. Abgefahren? Naja, eigentlich passt das ja ganz gut. Wie diese Fossilien überleben die ganz Grossen des Metals ja auch Meteoriteneinschläge und Eiszeiten – wie der Metal die 90er mit Grunge, Techno, DJ Antoine und allem anderen Bösen – und bleiben so uns ewig erhalten. Auch wenn sie mal gestorben sind, dann leben sie im Rock (Felsen …) bzw. auf Vinyl auch ewig weiter. Angefangen beim King Elvis, Bon Scott, Cliff Burton etc. bis zu Ronnie James Dio. Und ja, ein bisschen einen Schaden muss man ja haben, in dem man stunden- und tagelang nach neuen Entdeckungen in irgendwelchen Steinbrüchen sucht … oder eben in Plattenläden, während man einfach in den Zoo oder in den nächsten Club gehen könnte, um zu sehen, was aktuell so rumläuft und hip ist.

Und somit zurück zu unserem einheimischen Felsen in der Brandung: Eluveitie. Während die Cervelat-Promo-Kapellen an den Swiss Music Awards einen Stein nach den anderen abräumen, obwohl sie noch kaum einen Abdruck im Schnee des letzten Winters hinterlassen haben, kriegen jetzt eben Elu einen Stein für die Ewigkeit. Das sollte doch den SMA-Juroren zu denken geben. Aber egal, das coole an uns Metalheads ist ja, dass wir darüber nur lachen und uns umso mehr in unserer Community erfreuen, dass wir mit Elu eine der aktuell angesagtesten Folk-Metal-Bands der Welt heimisch nennen können. Und ums geiler, wenn diese dann bei der Vernissage von „Rock Fossils“ auch noch einen exklusiven Auftritt im kleinsten Rahmen bieten.

Rock Fossils ist die aktuelle Ausstellung im Naturhistorischen Museum – genau, dort wo auch der Ur-Bernhardiner „Barry“ auf ewig ausgestopft mit einem Fass Schnaps rumsteht – wo diese Fossilien ausgestellt werden, die den Rock- und Metallegenden gewidmet sind. Zumindest Replikas davon. So sieht man zum Beispiel wieso ausgerechnet ein Wurm nach Lemmy benannt wurde … passt doch rein optisch ganz gut zum nebst Eddie grössten Sexsymbol des Metals. Dazu gibt’s sogar Platten und Merch zu kaufen, geilen Sound und Bier (siehe Link unten für mehr Infos). Da geht doch jeder Metalhead Barry und seinen ausgestopften Freunden (die meisten hatten weniger Glück und stehen ganz knochengerüstig da und ohne Schnaps) mal einen Besuch abstatten. Lohnt sich auf jeden Fall. Und ein bisschen stolz ist man in Bern schon, dass man das erste Museum ausserhalb Skandinaviens ist, das Rock Fossils temporären Unterschlupf bietet.

Zurück zu Elu bzw. deren Fossil. „Bei Paracidaris eluveitie handelt es sich um einen 160 Millionen Jahre alten, kürzlich im schweizerischen Jura (Auenstein, AG) entdeckten Stachelhäuter, der mit den Ornamenten seines Gehäuses an die Verzierung keltischer Schmuckgegenstände erinnert“. Und das wird stilgerecht nicht im Hallenstadion wie die SMA, sondern direkt im Museum selbst zwischen Giraffen, Dinos und einem Finnwal gefeiert. 300 Glückliche wurden aus unzähligen Bewerbern dazu ausgelost. Und das macht das Ganze noch sympathischer. Kriterium ist da nicht der Cervelat-Status, sondern ob man Eluveitie-Fan ist. Die besten Begründungen wurden dann ausgewählt. Man wollte sicher gehen, dass man auch wirklich Metal- und vor allem Elu-Fans an der Vernissage hat. Soll einer nochmals sagen Museumsleute und Professoren seien verstaubte Langweiler. Dies zu Zeiten von Golden Circles an Metalkonzerten, wo dann irgendwelche „Ich-find-den-einen-Song-geil-Typen“ vor der Bühne stehen und der Moshpit irgendwo am anderen Ende der Stadt.

Da stehen wir jetzt also da nebst Finn dem Wal und ein paar kleineren skelettierenden Mitschwimmern in Angesicht der Giraffen und fragen uns, was uns erwartet. Manch einer tippte auf ein Akustik-Set und der sollte Recht behalten. Gemäss Chrigel zum ersten Mal überhaupt – mal abgesehen von den Studio-Aufnahmen von „Evocation I – The Arcane Dominion“ – gemäss dem Mami von Merlin – Monika – zum zweiten Mal. Scheinbar gab’s mal einen Auftritt von Elu im Glashaus bei jeder Rappen zählt. Aber ob das zählt? (der musste jetzt sein).

Anyway, zumindest für mich und wohl die anderen 300 Fans wird es heute zur Premiere. Und dass das funktioniert wissen wir ja eben schon von der Akustik-Scheibe. Aber zu unser aller Überraschung singt „nur“ Anna. Gut, für die meisten anderen Bands würde das schon reichen und wir lieben ja alle ihre Stimme bei unzähligen Elu-Klassikern (und erst ihre Sprechstimme …). Dennoch – und das ging nicht nur mir so – wartet man immer wieder auf den Einsatz von Chrigels brachialem Organ, so dass Finns Rippen klappern. Aber das traf nie ein. Und fehlt dann auch. Das Set war ganz cool und die Location eh. Und wie oft kommt man so nah die Speerspitze des Folk-Deaths? Dennoch, Chrigel hätte den Songs einfach mehr halt, mehr Wiedererkennung gegeben.

Das ist aber in der Tat Jammern auf hohem Niveau und wir haben ja alle noch mehr als genug Möglichkeiten Eluveitie in gewohnter Manier zu erleben.

Das Fanzit

Im Sinne von „It’s a heavy metal universe“ kann ich nur sagen, pilgert nach Bern und zeigt den Ausstellungsmachern unseren Respekt und die gewohnte Solidarität unter Metalheads. Verdient haben sie es auf jeden Fall. Und gratuliere Elu zu einem Stück Stein, der wirklich zählt und Eluveitie heisst ab jetzt: „Ich der Seeigel, der helvetische Seeigel!“

Fotos Eluveitie – Naturhistorisches Museum Bern 2015 (pam)


Wie fandet ihr das Konzert?

20.03.2015
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