Epica - The Solace System (CD Cover Artwork)
Fr, 1. September 2017

Epica – The Solace System (EP)

Symphonic Metal
28.08.2017
Epica - The Solace System (CD Cover Artwork)

Resteverwertung à la Epica

Mit dem im letzten Jahr veröffentlichten «The Holographic Principle» hat die niederländische Symphonic Metal-Institution rund um die bezaubernde Sopran-Göttin Simone Simons ein weiteres Meisterwerk rausgehauen. Legen sie jetzt bereits wieder nach?

Nicht ganz. Gemäss Kreativschädel Mark Jansen wollte die Band auch unbedingt den Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben, einen Platz im Rampenlicht ermöglichen. Daraus entstand schliesslich die EP «The Solace System», die ab dem 1. September via Nuclear Blast erhältlich sein wird. Handelt es sich dabei bloss um eine Resteverwertung? Oder lassen sich auf dieser Mini-Scheibe allenfalls noch ein paar zusätzliche Perlen entdecken? Genau mit diesen Fragen werde ich mich in der nun folgenden Kritik zur neuen Epica-EP auseinandersetzen.

DAS ALBUM bzw. DIE EP – «The Solace System»

Die Titel-Hymne macht den Anfang. Chöre, Bombast-Elemente – ja, das steckt definitiv Epica dahinter. Bald ist auch Simone zu hören. Irgendwie klingt ihre Stimme zu Beginn jedoch leider etwas komisch. Das ist doch nicht ihr üblicher Gesang? Wirkt stellenweise etwas gepresst. Irgendwie etwas gewöhnungsbedürftig. Das könnte ein riesiger Nachteil werden, denn Lady Simons ist nun einmal bekanntermassen DAS Aushängeschild der Truppe. Aber allenfalls lebe ich da noch etwas zu sehr in der Vergangenheit und bei den früheren Epica-Platten. Dafür macht Kollege Mark bei den Growls einen genialen Job und harmoniert bestens mit den Chören im Hintergrund. Temporeiches Getrommle von Ariën van Weesenbeek führt die Zuhörerschaft so langsam dem fulminanten Ende dieses ersten Songs entgegen.

Ui, bei «Fight Your Demons» geht ebenfalls von Beginn weg die Post ab. Jetzt klingt glücklicherweise auch die Frontfrau wieder wie gewohnt. Puh, da bin ich aber beruhigt. Ariën lässt seine Sticks abermals mit Hochgeschwindigkeit herumwirbeln. Die engelsgleiche Stimme der Sopranröhre duelliert sich ein weiters Mal mit dem bösartigen Kehlgesang ihres Kollegen an der Gitarre. Mark und Kollege Isaac Delahaye hauen hier zudem ein paar wilde Soli raus. Bei dieser Nummer sind die Nackenmuskeln der Zuhörerschaft definitiv gefordert. Zurecht ein Anspieltipp des Silberlings.

«Architect Of Light» rührt mit der grossen Orchestral-Kelle an. Einfach nur episch! Das ist eine massgeschneiderte Epica-Hymne. Die Instrumentalfraktion gibt erneut Vollgas. Tja liebe Simone, offenbar klingt dein Stimmchen effektiv ein wenig anders als früher. Vielleicht liegt es aber auch an der Aufnahme. Im Januar dieses Jahres während der Show der Holländer im Zürcher Volkshaus ist mir das nicht wirklich aufgefallen. Böse Zungen werden jetzt behaupten, dass ich vom Aussehen der Dame hab ablenken lassen. Das stimmt nicht ganz. Primär gefallen mir Epica also nach wie vor aufgrund ihrer Musik. Und stellenweise drückt die Simone aus früheren Jahren stimmlich auch durch. Mark brüllt hingegen ohne Schwäche weiterhin ins Mikro.

Das «Wheel Of Destiny» rast der Zuhörerschaft regelrecht um die Lauscher. Drums und Gitarren sind schneller unterwegs, als es die Polizei erlauben würde. Abermals ein geniales Duett der beiden Gesangsverantwortlichen. Das Mädel mit der orangen Haarpracht haut hier gar ab und an ein paar wuchtige Sopran-Töne raus. Gänsehautmomente sind garantiert. Coen Janssen ergänzt die ganze Geschichte mit passenden Keyboard-Melodien.

Das kürzeste Stück der EP hat eine Spielzeit von 03:10 Minuten vorzuweisen. Akustische Gitarrenklänge treffen auf zart und gefühlvollgesungene Passagen der Band-Frontfrau. Im Hintergrund sind zudem Streichinstrumente zu vernehmen. «Immortal Melancholy» ist eine geschickt platzierte Ballade. Unglaublich, was Frau Simons hier für eine gesangliche Leistung abruft. Das geht direkt unter die Haut. Mein Kiefer klebt am Boden fest. Und ja, auch wenn ich mich zum gefühlten 100. Mal wiederhole, ihre Stimme klingt anders, aber so langsam kann ich mich damit arrangieren.

Ganz «Epica-Like» ist die letzte Nummer der Scheibe gleichzeitig auch die längste. Während nicht ganz sechseinhalb Minuten zieht die Band auf «Decoded Poetry» nochmals alle Register. Das Tempo bleibt hoch. Die Headbanger unter den Zuhörern kriegen erneut einiges zu tun. Simone tänzelt munter auf der Tonleiter herum und ihre männlichen Kollegen übernehmen den Rest. Auch Mark erhält nochmals eine Brüll/Schrei-Sequenz, um sich voll und ganz auszutoben. Etwa in der Songhälfte wird das Tempo gedrosselt. Jetzt ist epischer Chorgesang zu vernehmen. So kennen wir das von den Holländern. Sehr geil. Schon bald hat’s Ariën jedoch wieder eilig. Da werden uns gnadenlose Schlagzeug-Salven um die Lauscher geballert. Ein würdiges, druckvolles Finale.

FAZIT

Wer mich kennt weiss, dass ich bei Epica oftmals die Fan-Brille aufsetze. Nichtsdestotrotz bin ich stets bemüht, ein ehrliches Urteil zu den Werken der Band abzugeben. Mark Jansen sagte über die EP folgende Worte: «Die Hörer können eine höchst qualitative EP erwarten – mit Songs, die unserer Meinung nach viel zu gut sind, um sie nur als Bonustracks zu verwerten. Wir wollten diese Stücke zusammen in einem Kontext veröffentlichen. Es ist immer hart, am Ende eines Aufnahmeprozesses zu entscheiden, welche Songs auf dem Album landen, denn dies bedeutet, dass du auf Stücke verzichten musst, die von bester Qualität sind, aber vielleicht einfach nicht ganz so gut in den Gesamtflow der Platte passen oder es eben andere Lieder gibt, die sich von den Lyrics optimaler eignen.». Da kann ich ihm absolut zustimmen. Die sechs Tracks der Mini-Platte sind effektiv kleine Leckerbissen und es wäre eine Schande gewesen, wenn man sie nicht mit der Öffentlichkeit geteilt hätte. Da steckt ganz viel Epica drin.

Einziger Störfaktor ist für mich der stellenweise neuartige Gesang von Simone. Erst nach mehrmaligem Durchhören habe ich mich so langsam daran gewöhnt. Es scheint wohl wahr zu sein, dass sich einige Stimmen im Laufe der Jahre doch etwas verändern. Anhänger von Epica und Symphonic Metal im Allgemeinen können hier allerdings sorglos zugreifen. «The Solace System» kann zweifelsohne hervorragend als Ergänzung zu «The Holographic Principle» gehört werden.

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Trackliste Epica – The Solace System (EP)

  1. The Solace System
  2. Fight Your Demons
  3. Architect Of Light
  4. Wheel Of Destiny
  5. Immortal Melancholy
  6. Decoded Poetry

Line Up – Epica 

  • Simone Simons – Vocals
  • Isaac Delahaye – Guitars
  • Mark Jansen – Guitars, Grunts & Screams
  • Coen Janssen – Synths and Piano
  • Ariën van Weesenbeek – Drums
  • Rob van der Loo – Bass

Video Epica – The Solace System


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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Bands
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28.08.2017
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