Metalinside.ch – Soulfly – Sedel Luzern 2025 – – Foto Däni 03
So, 29. Juni 2025

Soulfly, Mind Patrol

Sedel (Luzern, CH)
/ 11.07.2025

OnlyFans im Sauna-Club

Sonntagabend ist nicht mein bevorzugter Konzertabend … aber hey, wenn Max Cavalera mit seiner Kapelle Soulfly in den kleinen Sedel Club in Luzern kommt, da muss ich hin.

Wie die es im Sedel schaffen, grosse Bands wie Soulfly oder auch nächstens Fear Factory in den 250er-Schuppen zu bringen, ist mir ein Rätsel. Auch Richie – der Stiefsohn von Max, der den Merch betreut – kann mir die Frage nicht beantworten, da sie auf dieser Tour sonst eigentlich nur in 1000er-Clubs unterwegs seien. Sie hätten wohl einfach einen Day-off überbrücken wollen und Luzern sei eine schöne Stadt. Umi, unser Metalbooker der Nation, erklärt mir ein paar Tage später, dass es für die Bands grad in der Schweiz sehr teuer ist, einen Day-off zu machen, weil ja dann die ganze Crew versorgt werden muss. Also kann gut sein, dass man das aus Kostengründen gemacht hat. Wenn man schon nicht viel verdient mit der beschränkten Kapazität der Venue, so muss man zumindest Essen und Unterkunft für den ganzen Tross nicht selbst berappen. Ein anderer Punkt gemäss Umi ist, dass im Sommer auch viele Konzertlocations zu sind und es somit grad die kleineren Clubs geschickt ausnutzen, auch mal an grössere Namen zu kommen, und während den Sommermonaten die Luken nicht dicht machen.

Anyway, ich wills gar nicht gross weiter hinterfragen und geniesse einfach den Fakt, dass es so ist, wie es ist.

Mind Patrol

Was ich weniger geniesse, dass einmal mehr auf einer Veranstalterwebseite eine Running Order beziehungsweise Zeiten stehen, die anschliessend nicht eingehalten werden. Umso mühsamer, wenn dann das Ganze eine halbe Stunde früher startet. Mind Patrol mit Mit-Metalinsider Steve an der Schreianlage erlebe ich so grad noch mit ihrem letzten Ton und Verabschiedung vom Publikum. Schade, ich hätte mir die Sause gerne gegeben. Immerhin ist jedoch unsere Fotografin Däni früh genug vor Ort und so berichten wir von Mind Patrol mal einfach nur visuell.

Soulfly

Nochmals zurück zu Richie, denn nach dem verpassten Auftritt von Mind Patrol spreche ich noch kurz mit Steve über deren Auftritt und anschliessend geh ich an den Merch. Ich hab grad ein Déjà-vu. Denn vor fast exakt 13 Jahren gab es in Basel das Earshakerday-Festival. Da hat man an einem Tag so ein krasses Line-up aufgestellt, dass das ja nur einmal funktionieren konnte (siehe damalige Review). Damals war eben Richie auch am Merch-Stand und erzählte mir von seiner Band Incite. Ich hatte ihm damals eine CD abgekauft und die hat es in sich. Lohnt sich reinzuhören, denn das Talent für groovigen Thrash scheint dem Jungen von Papa Max in die Wiege gelegt worden zu sein. Fun Fact: Ich trage heute das Soulfly-Shirt, welches ich damals vor 13 Jahren ebenfalls bei ihm gekauft hatte. So kommen heute zwei weitere dazu.

Übrigens, mehr zu Incite und Richie gibt es hier – 2023 waren sie Vorband bei den Cavaleras.

Wie erwartet ist der Sedel beim Auftritt von Soulfly bei Saunatemperaturen pumpenvoll. Was mit den vielen Säulen nicht ganz so ideal ist. Man findet kaum einen Standort, wo man alle Musiker sieht. Irgendeine Säule versteckt immer einen davon. Das muss man halt in Kauf nehmen, wenn man eine grössere Band in einer solch kleinen Venue erleben möchte. Nebst der Nähe zur Band, sind dann auch nur wirkliche Fans der Band dabei. Entsprechend wild ist der Moshpit der eigentlich gar kein Pit ist, weil er praktisch den ganzen Raum erfasst.

Mit dem Groove von Soulfly passt das zudem bestens mit dem Synchron-Headbangen, was choreografisch eine ganz spezielle Atmosphäre ergibt. Für ebendiesen Groove am Schlagzeug ist einmal mehr Max’ Sohn Zyon zuständig. Der wie sein Onkel Igor Cavalera einen eigenen Stil mit viel Groove, Power und doch Gefühl entwickelt hat. Auch da war die Wiege …

An der zweiten Gitarre – neben Max – ist mit Mike DeLeon ein Bilderbuch-Mexikaner, zumindest optisch mit fettem Schnauzer. Da Max bei Soulfly die Gitarristen immer wieder – auch während laufenden Tourneen – wechselt, ist schwierig rauszufinden, ob er wirklich Mexikaner ist. So oder so macht er einen tadellosen Job. Das gleiche gilt für den Bassisten… aktuell soll es Chase Bryant von Warbringer sein, der vor kurzem einen (so sagt es das Internet) Mike Leon ersetzt hat. Nun, das ist nichts Neues, dass die Musiker bei Soulfly weniger relevant sind als die Musik selbst. Einzige, unentbehrliche Konstante ist Max Cavalera.

Max ist bekanntlich ein Arbeitstier – obwohl er die letzten Jahre optisch nicht immer so ausgesehen hat, doch da hat er sich seit dem Ende von Corona physisch ziemlich gefangen – und spielt auf mehreren Hochzeiten beziehungsweise Bands gleichzeitig. Er ist eigentlich dauernd mit einer auf Tour (und da spielen sie praktisch jeden Tag) und released mit den verschiedenen Bands und Projekten auch ein Album nach dem anderen. Ich kann da nachvollziehen, dass er daher ebenfalls den Überblick verliert, wer jetzt mit ihm in welcher Band spielt, und da halt dann einfach einen Neuen mitnimmt.

Der Konzertfluss wird heute von vielen Unterbrüchen aber genauso von längeren Intros ab Band gestört. Praktisch nach jedem Song verschwindet Max hinter die Bühne, trinkt was oder wechselt gar sein Shirt. Das ist dann wohl der Hitze geschuldet. Ich frag mich, wie lange die das heute durchziehen. Die Unterbrüche führen natürlich immer zu einem Pitstopp. Dieser nimmt jedoch bei erstem Ton des nächsten Songs schnell wieder Fahrt auf. Während einem solchen Stopp mache ich schliesslich auch mal einen Seitenwechsel, um Max und Mike besser zu sehen. Bis zur Mitte des Sets war ich auf der Basserseite.

Nach 50 Minuten dauert die Pause dann etwas länger und mir ahnt schon, dass das Konzert heute wohl nicht so lange dauern wird. Die Zugabe-Rufe sind wenig orchestriert und ich denk mirnoch, warum kommt kein Olé-olé-oléoléolé-Soulfly-Soulfly. Das wurde damals in Basel noch viele Minuten später nach dem Konzert von den Fans – und natürlich auch auf der ganzen Welt – gesungen. Das denkt sich wohl genauso grad Max, der mit der Gitarre die Olé-Olé-Melodie anspielt und dann springen doch alle auf den fahrenden Fanzug. Das ist dann schon ein Hühnerhautmoment. Mit der Hühnerhaut kühlt sich der Körper dann auch ab. Also im wahrsten Sinne des Wortes ein sehr chilliger Moment.

Entweder liegt es an meinem neuen Standort oder jemand hat gleichzeitig den Schalter für die Lüftung entdeckt. Man spürt eine leichte Brise. Was so ein Olé-olé alles auslösen kann. Es braucht mehr Olé-olé für weniger Probleme auf der Welt. Und es zaubert auch ein Lächeln auf das Gesicht von Max. Da ist der Wahlamerikaner (Phoenix, AZ) halt noch durch und durch Brasilianer. Aber sind wir heute hier im Sedel nicht alle ein bisschen Brasilianer?

Nach einer Stunde stellt Max im Zugabenblock seinen «Tribe» vor – das sind übrigens grad seine ersten Worte ans Publikum überhaupt. Wir dürfen anschliessend standardmässig abhocken, um zu «Jumpdafuckup» wieder aufzuspringen. Es geht nach dem Jump-Song à la Soulfly nahtlos über zum Abschluss mit «Eye For An Eye».

Die Band verlässt nach einem sehr kurz gehaltenen Danke und Tschüss von Max erneut die Bühne. Das wars dann wohl. Doch weil kaum mehr als eine Stunde seit Konzertbeginn vergangen ist, sieht das die Mehrheit anders. Auch der Lichtmensch scheint völlig überrascht zu sein, denn es bleibt noch minutenlang beim Konzertlicht – selbst als die Roadies bereits anfangen die Bühne abzuräumen. Weil das im Dunklen weniger gut geht und die Meute immer lauter wird, sogar nochmals mit Olé-olé – aber selbst das hilft nicht mehr –, schreit dann auch einer der Roadies Richtung Lichtpult, man solle doch endlich das Saallicht anmachen. Komische Szenerie auf dem Sedel an diesem Sonntagabend. Wird es noch zu einem Tatort?

Nach einer gefühlten Ewigkeit findet auch der Lichtmensch, es werde Licht, und jetzt hat es wohl jeder geschnallt, dass von der Band nichts mehr kommt.

Die Enttäuschung bei den Fans ist richtig greifbar. Wie viele Songs aus dem regulären Tourset gestrichen wurden, kann ich leider nicht mehr rekonstruieren. Es dürften schlussendlich zwei, drei Songs gewesen sein. Nun, da hätte man Mind Patrol doch eine Viertelstunde mehr zugestehen können. Sicher ein Dämpfer, da es bis auf die vielen Pausen zwischen den Songs (verständlicherweise infolge der Saunaatmosphäre) ein starker Konzertabend war. Und man hätte das Ende auch klarer kommunizieren können. Der Frust ist umso grösser, wenn man sich nochmals die Seele aus dem Leib schreit und keine Reaktion kommt. Persönlich bin ich aber nicht ganz unglücklich, etwas früher als geplant zu Hause zu sein. Es ist ja Sonntagabend.

Das Fanzit – Soulfly, Mind Patrol

Mind Patrol hatte ich leider verpasst, da sie just dann fertig waren, als sie gemäss Webseite hätten anfangen sollen. Für ihren Auftritt sprechen die Bilder von Däni. Soulfly mit ihrem Häuptling Max haben trotz der Hitze und schwülen Luft im Sedel stark geliefert. Leider war für die Fans deren Auftritt sehr kurz, aber einer exklusiven Clubshow entsprechend war das für mich schliesslich auch OK mit einer guten Stunde.

Die Fotos – Soulfly, Mind Patrol


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 11.07.2025
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