Metalinside.ch - Carcass - Meh Suff Winterfestival 2025 - Foto Marcel-7
Fr–Sa, 17.–18. Januar 2025

Meh Suff! Winter-Festival 2025 – Carcass, Moonsorrow u.v.m.

Dynamo (Zürich, CH)
/ 09.02.2025

Der Meh Suff!-Jahreseinstieg

Zahlreiche Besucher pilgerten Mitte Januar in das Zürcher Dynamo, um dem Meh Suff! Winter-Festival 2025 beizuwohnen. Gehörgänge mit einem Faible für grobe, finstere Klänge wurden durchgehend verwöhnt. Verantwortlich dafür waren unter anderem Gruppen der Marke Moonsorrow, Naglfar, Carcass oder Venom. Die reibungslose Organisation bot wie gewohnt überhaupt keinen Anlass für Meckereien.

Freitag, 17.01.2025 – Das unaufhaltsame Totenschiff

Neues Jahr, neuer Krach! Nach dem Ice Rock steht mit dem Meh Suff! Winter-Festival bereits die zweite Indoor-Fete auf dem Plan. Ein Start nach Mass – würde ich meinen. Im Zürcher Dynamo erwartet uns wieder knallharte Gitarrenmusik aus diversen Ecken unseres Planeten. Mein Freundeskreis glänzt jedoch mehrheitlich mit Abwesenheit. Irgendwie haben die angesetzten Daten bei vielen Personen zu Terminkollisionen geführt. Normalerweise findet der Event eine oder zwei Wochen früher statt. Trotzdem dürfte der Laden sicherlich abermals rappelvoll werden. Ich halte selbstverständlich brav die Stellung. Ausserdem tummeln sich einige Metalinsider vor Ort. An dieser Präsenz soll es also nicht scheitern. Hier bin ich insbesondere froh um Kollege Marcel, der sich tollkühn in den Fotograben stürzen wird.

ColdCell

Punkt 18.30 Uhr wird der erste Festivaltag offiziell lanciert. Verantwortlich dafür sind die schwarzmetallischen Basler von ColdCell. In der Regel verstecken sich die Akteure hinter schier undurchdringbaren Nebelschwaden. Heute scheinen sie allerdings auf dieses Element zu verzichten. Zumindest während des ersten Songs «Hope And Failure» hat man deswegen eine ungewohnt solide Sicht auf die Kapuzenträger. Der danach aufkommende Mix aus Dunkelheit und blauem Licht dürfte die knipsende Zunft dafür wieder vor echte Herausforderungen stellen.

Mir gefällt die sphärische Darbietung des Quintetts, aber ich stelle gleichzeitig auch fest, dass das schmerzerfüllte Gekreische des Frontmannes die Massen nicht gerade belebt. Aus diesem Grund sei der Gedanke erlaubt, ob der Opener-Slot effektiv die passende Wahl für die Musik von ColdCell darstellt. Das Publikum wirkt nämlich noch ziemlich abwartend. Bleibt zu hoffen, dass der momentan vorherrschende «Salzsäulen-Modus» in den kommenden Stunden die eine oder andere Lockerung erfährt.

Die Setlist – ColdCell

  1. Hope And Failure
  2. Seize The Whole
  3. Entity I
  4. No Escape
  5. Save Our Souls

Rotten Sound

Zu der nächsten Truppe liefert Kumpel Brian – ein Liebhaber der groben Akustik-Abteilung – bereits vor der Show ein eindeutiges Résumé: «Die Musig hät kei Melodie, drum isch sie guet.» Das lassen wir einmal so stehen. Ich möchte mir trotzdem gerne noch ein eigenes Bild von den Grindcore-Finnen machen. Der Bandname Rotten Sound lässt an der musikalischen Ausrichtung freilich kaum Zweifel aufkommen.

Unwissende und Aussenstehende unterstellen unserer Musik ja häufig das Prädikat «unorganisierter Lärm». Im Fall der vier Suomi-Herrschaften trifft dieser Beschrieb absolut ins Schwarze! Es hagelt Ohrfeigen (glücklicherweise nur aus den Boxen). Die Lichtverhältnisse für die Fotografen bleiben bedauerlicherweise weiterhin bescheiden. Die Zuhörerschaft ist nun hingegen erwacht. Ich entdecke sogar einen todesmutigen Crowdsurfer. Gegen Ende des Sets liefert der Sänger eine «Parade-Grindcore-Aussage» ab: «We have like seven minutes and three songs left.» Wie für dieses Genre üblich bringt die finnische «Rumpelkammer» die angedeuteten Tracks locker in der gegebenen Zeitspanne unter.

Die Setlist – Rotten Sound

  1. Self
  2. Power
  3. Pacify
  4. Equality
  5. Suburban Bliss
  6. Renewables
  7. Lazy Asses
  8. Inhumane Treatment
  9. Targets
  10. Void
  11. Insects
  12. Ownership
  13. Sharing
  14. Nothingness
  15. Slay
  16. Western Cancer
  17. Sell Your Soul
  18. Salvation
  19. Trashmonger
  20. Blind

Naglfar

Zur Primetime (20.15 Uhr) wagen wir einen Abstecher nach Schweden und in die Materie der nordischen Mythologie. Das Totenschiff Naglfar braust heran. Glaubt man den Schriften der Edda, handelt es sich um den grössten Kahn, den die Welt je gesehen hat. Materialtechnisch besteht das Monstrum hauptsächlich aus den ungeschnittenen Finger- und Fussnägeln der Verstorbenen. Das Auftauchen dieses schwimmenden Albtraums hängt eng mit dem Untergang der Götter (Ragnarök) zusammen. Ach ja, diese Themenpalette schreit geradezu danach, dass sich eine Metal-Formation mit ihr befasst. Bühne frei für Naglfar aus Umeå!

Schon nach der ersten Komposition «And The World Shall Be Your Grave» hat mein Kiefer Bodenkontakt. Himmel, Arsch und Zwirn! Das Totenschiff zerlegt das Dynamo! Welch unaufhaltsame Black Metal-Macht! Gegen dieses Gewitter ist kein Kraut gewachsen. Rasch gewinnen die Nordmänner die Gunst des Publikums und werden fortan frenetisch gefeiert. Das ist eine kompromisslose, «headlinerwürdige» Performance. Ich lehne mich jetzt einmal weit aus dem Fenster und wage zu behaupten, dass es sowohl heute als auch morgen für jede noch aufspielende Equipe schwierig wird, diese Leistung zu toppen.

Ob wir Naglfar bei ihrem nächsten Schweizer Gastspiel allenfalls auf dem Hüttikerberg sehen werden? Ich könnte es mir zumindest durchaus vorstellen.

Die Setlist – Naglfar

  1. And The World Shall Be Your Grave
  2. The Darkest Road
  3. Bring Out Your Dead
  4. Vortex Of Negativity
  5. Feeding Moloch
  6. Like Poison For The Soul
  7. Blades
  8. Cerecloth
  9. A Swarm Of Plagues
  10. Harvest

Brujeria

Gemäss Metalinside-Mitstreiter Luke geniesst die nun agierende Kapelle Kultstatus. Die maskierten Mitglieder imitieren offenbar mexikanische Drogenbosse. Deswegen verwenden sie auch Spitznamen. Unter den Masken stecken je nach Besetzung bekannte Grössen der Szene (beispielsweise von Napalm Death). 2024 war jedoch ein verdammt schwarzes Jahr für Brujeria (die Betonung liegt übrigens auf dem «i». Vollständige Aussprache: «Bru-che-ria»), da mit Juan Brujo und Pinche Peach gleich zwei Sänger aus dem Leben geschieden sind… Nichtsdestotrotz haben sich die «cabrones» wieder aufgerafft und wir sind dankbar, dass sie heute Abend auf der Dynamo-Bühne stehen.

Dummerweise lässt mich das Gezeigte mehrheitlich kalt. Ich trauere eher den Herrschaften von Naglfar nach. Die Mehrheit der Besucherschar ist allerdings mit heftigen Mosh-Aktionen beschäftigt. Irgendwie entfachen die spanischen Lyrics schon ein gewisses Feuer. Krass, wie konsequent die Protagonisten in ihren Rollen verharren. Mit der Zeit entdecke ich immer mehr solide Ansätze und beginne die erzeugte Energie besser zu fühlen. Den Göttern sei Dank! Nicht, dass mich die Jungs am Ende noch mit einer Machete filetieren. Speziell das Lied «Consejos Narcos» meldet Ambitionen an, um mir im Gedächtnis kleben zu bleiben. Ich sage nur: «Marihuana? Sí!» Die «grasige» Version von «Macarena» als Outro wirkt dann zusätzlich äusserst unterhaltsam.

Carcass

Für den Abschluss des ersten Festivaltages ist eine weitere «Luke-Band» besorgt. Meine Wenigkeit ist mit Carcass bisher lediglich einmal so richtig warm geworden. Ende Oktober 2022 legten sie als Support von Arch Enemy und Behemoth einen fürwahr beeindruckenden Gig auf das Parkett. Okay, gemessen an meinem Erlebnisbericht vom Meh Suff! Metal-Festival 2017 waren sie damals offenbar ebenfalls ansprechend (anbei der Link zur Gedächtnisstütze). Aber was dürfen die Headbanger jetzt in der nächsten Stunde im Saal des Zürcher Jugendkulturhauses genau erwarten?

Zu Beginn jedenfalls einen kleinen Schock, denn augenscheinlich sind Tieftöner-Meister Jeff Walker sowohl Bart als auch Mähne abhandengekommen. In Sachen Erscheinungsbild fraglos eine einschneidende Tatsache. Gehemmt wirkt der Kamerad dadurch bestimmt nicht. Gekonnt setzt er seinen Bass in Szene und entpuppt sich obendrein als «Plektrum-Wurf-Weltmeister». Auf einer Videoleinwand im Hintergrund flimmern Blitze durch das Bild. Des Weiteren lässt der Sound der Engländer die Wände förmlich erbeben. Carcass unternehmen aktuell ja zusammen mit Rotten Sound und Brujeria eine Rundreise durch Europa. Deshalb sind wir heute logischerweise in den Genuss des gesamten Pakets gekommen. Der blonde Saitenhexer Bill Steer agiert hochmotiviert. Der einzige Wermutstropfen eines ansonsten gefälligen Auftritts? Die Briten verduften zehn Minuten zu früh in den Feierabend. Da hätten sie sicherlich noch zwei weitere Songs in ihr Programm einbauen können.

Die Setlist – Carcass

  1. Buried Dreams
  2. Kelly’s Meat Emporium
  3. Incarnated Solvent Abuse
  4. No Love Lost
  5. Tomorrow Belongs To Nobody
  6. Death Certificate
  7. Dance Of Ixtab (Psychopomp & Circumstance March No. 1 In B)
  8. Black Star / Keep On Rotting In The Free World
  9. Genital Grinder
  10. Exhume To Consume
  11. Corporal Jigsore Quandary
  12. Ruptured In Purulence
  13. Heartwork

Das Fanzit – Freitag

Die Zusammenfassung des Freitags fällt grundsätzlich klar und deutlich aus. Naglfar haben alles und jeden «pulverisiert»! Somit haben sich die Schweden effektiv für noch grössere Aufgaben empfohlen. Organisatorisch verlief die gesamte Sache in gewohnt souveränen Bahnen. Oh ja, und unsere Kehlen wurden natürlich fleissig befeuchtet (so, wie es an diesem Festival eben zum guten Ton gehört).

Die Fotos – Freitag

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Samstag, 18.01.2025 – Vermeintlicher «Programm-Exot» als grosser Trumpf?

Der zweite Festivaltag steht in den Startlöchern! Ging es gestern noch gegen Feierabend los, öffnen sich die Pforten dieses Mal bereits um 15 Uhr. Für Müdigkeitserscheinungen jeglicher Art bleibt da kaum Platz. Schliesslich wollen total sieben Darbietungen verfolgt und analysiert werden. Zudem werde ich mit einer «Hüter-Aufgabe» betraut, denn Metalinside-Organisationstalent Raphi bringt mir ein kleines Paket mit, welches die von mir bestellten Visitenkärtchen enthält. Boss pam hat sich bezüglich der Anzahl definitiv nicht lumpen lassen. Aber klar, ich werde die Lieferung mit meinem Leben beschützen und sicher in die heimischen vier Wände schleusen. Doch dies geschieht erst, nachdem ich mir alle Konzerte reingezogen habe. Die erste Gruppe darf meinetwegen gerne loslegen!

Uncaved

Uncaved – ein Name, den ich interessanterweise automatisch mit Höhlenmenschen in Verbindung bringe (abgeleitet von «cavemen»). Soundtechnisch und optisch würden die Jungs rund um den ehemaligen Irony Of Fate-Trommler Gregor Bucher hervorragend in diese prähistorische Ära passen. Das klassische Intro soll freilich nicht als Referenz für die nachfolgenden Stücke dienen. Bald wird die Death Metal-Keule ausgepackt. Mit voller Wucht! Lediglich an der Abmischung müsste noch geschraubt werden. Sänger Simon Frederik Piringer stellt die Truppe kurz und schmerzlos vor: «Mir sind Uncaved und mached hässigi Songs!» Damit ist wahrhaftig alles gesagt.

Fairerweise sei ergänzt, dass mein «Neandertaler-Beschrieb» nicht ganz gerechtfertigt ist. Inhaltlich strebt der Fünfer notabene komplexes, progressives Todesblei an. Man befasst sich einerseits mit philosophischen Aspekten und auf der anderen Seite mit der Zerlegung von sozialen Konzepten. Das Ganze wird aber in massiv brutaler Manier vertont. Human und kontrastreich bleibt eigentlich bloss die farbenfrohe Oberbekleidung von Basser Félicien Burkard. Die Steigerung gegen Ende des Sets macht mir klar, dass ich mir die Death Metaller zweifellos wieder einmal reinziehen muss.

Die Setlist – Uncaved

  1. Intro – Ode
  2. Lichtbringer
  3. Envy
  4. Throne
  5. The First Night
  6. Permanent Repository

Defaced

Verweilen wir ruhig noch ein bisschen länger im Death Metal-Sektor. Schliesslich sind die Jungs aus dem «Ämmitau» ebenfalls in dieser Stilrichtung angesiedelt. Oh, basierend auf ihrer Herkunftsregion könnten die Akteure ja auch einmal am Ice Rock Festival auftreten (insbesondere jetzt, wo die Veranstalter ab und an obendrein der härten Gangart einen Platz in ihrem Programm einräumen). Nichtsdestotrotz möchten wir uns in diesem Artikel primär auf den Gig im Zürcher Dynamo beschränken. Also bleibt der Fokus brav in diesen vier Wänden.

Defaced legen los wie die Feuerwehr! Einzig ein technisches Problem mit einer Gitarre führt zu einem kurzen Unterbruch. Aber die Haudegen bringen sich rasch wieder auf Kurs und figurieren fortan als unbändiges Abriss-Kommando. Empfehlenswerte Angelegenheit! Da können Uncaved sicherlich ein wenig Anschauungsunterricht geniessen. Nach einer Durststrecke von einer Dekade soll 2025 endlich ein neues Defaced-Album auf den Markt kommen. Gemäss Aussage von Sänger Thomas Gertsch seien sie eben Berner und deshalb etwas langsam. Na, wenn er es selbst schon offen gesteht, kann es kein «Kantönli-Rassismus» mehr sein, korrekt? Zum Abschluss wird dann «ä huere Pit» gefordert (und die Besucher kommen dieser Aufforderung folgsam nach).

Die Setlist – Defaced

  1. The Antagonist
  2. I, The State, Am The People
  3. Rapture Through Bondage
  4. Anthem Of Vermin
  5. As My Will Prevails
  6. Betrayer
  7. Icon
  8. Culling The Herd

Helleruin

An Helleruin habe ich leider mässige Erinnerungen. Ihre Performance als Support von Taake im Wetziker Hall Of Fame-Club war nämlich nicht wirklich das Gelbe vom Ei (mehr dazu in meinem Konzertbericht aus dem Jahr 2022). Ob mich die Niederländer am heutigen Abend eines Besseren belehren können?

Naja, eine zehnminütige Verspätung ist nicht gerade der ideale Beginn für dieses Unterfangen. Aber als die finsteren Gesellen endlich loslegen, beobachte ich das Treiben auf der Bühne mit Staunen. Das Quintett drückt ordentlich auf die Tube! Wir werden regelrecht mit Blastbeat-Salven eingedeckt. Damit liefern Helleruin weitere Beweise und Argumente dafür, dass man gewissen Bands manchmal effektiv eine zweite Chance einräumen sollte. Süffelt der Frontmann an einer Weinflasche? Seinen Mikrofonständer unterzieht er ausserdem laufend irgendwelchen Härtetests (wenig überraschend, dass das Material bis zum Schluss den Kürzeren zieht). Trotz verschmerzbaren Landschaftsschäden gelingt der Formation bei meiner Wenigkeit die Rehabilitation. In dieser Verfassung kann ich Helleruin mit gutem Gewissen weiterempfehlen.

Die Setlist – Helleruin

  1. Riddles in Devil’s Tongue
  2. Reapers Of The Whirl I
  3. Invincible
  4. No Light Shines Through
  5. None Of Us
  6. The Flame Still Burns Within Me
  7. Faces Of War

Wilderun

Ich habe Angst. Allerdings nicht um mich, sondern um die nächste Truppe. Dank einer Plattenkritik vom Juli 2020 sind mir die Amis aus Boston bereits ein Begriff. Ihre Kompositionen sind brillant, wundervoll und nicht immer leicht zu verdauen. Folk Metal trifft auf progressive und symphonische Bausteine. Aber kann man diese Art der Musik überhaupt im Live-Gewand so rüberbringen? Oder sollte man Wilderun viel lieber zu Hause vor dem Kaminfeuer in einem gemütlichen Sessel sitzend lauschen? Ach, ich möchte eigentlich gar nicht übertrieben viel Zweifel streuen. Stattdessen bin ich dankbar, dass ich diese grossartigen Künstler «in natura» erleben darf.

Mit «The Tyranny Of Imagination» folgt ohne zu zögern direkt eine erste Achterbahnfahrt. Der Silberling namens «Veil Of Imagination» sei euch definitiv wärmstens ans Herz gelegt. Und ja, das Liedgut besteht auch in der «Realität». Lead-Axtmann Wayne Ingram wendet sich regelmässig voller Dankbarkeit an die Hörer und geniesst die Show in vollen Zügen. Die Scheibe «Sleep At The Edge Of The Earth» feiert 2025 ihre zehnjährige Existenz und wird deswegen mit der Hymne «The Garden Of Fire» speziell geehrt. Die Jungs geben alles. Da sind wahre Instrument-Virtuosen am Werk! Mausert sich der vermeintliche Billing-Exot mit Blümchen-Backdrop hier gerade zum Höhepunkt des Tages? Jep, sie schlagen ziemlich ein (freut mich, dass ich den Leuten diese fantastische Kapelle empfehlen konnte). Getrübt wird die Freude höchstens von einer kleinen Meute in meiner Nähe, die während jeder ruhigeren Track-Sequenz lautstark plappern muss. Führt diese Gespräche doch bitte draussen und versaut mir nicht den O(h)rgasmus, merci!

Die Setlist – Wilderun

  1. The Tyranny Of Imagination
  2. The Garden Of Fire
  3. The Means To Preserve
  4. Far From Where Dreams Unfurl

Moonsorrow

Was? Moonsorrow gibt es mittlerweile schon seit 30 Jahren?! Mein lieber Scholli, ich werde alt! Trotzdem ist die Vorfreude auf die Finnen ungebrochen vorhanden (obwohl sie es nach dieser «Wilderun-Masterclass» nicht sonderlich leicht haben werden). Im Vorfeld wurde ohnehin munter gewitzelt, für wie viele Nummern die Zeit des Suomi-Sets reichen wird. Spoiler: Es werden fünf Stücke sein.

Die Nordmänner entscheiden sich für den Griff in die Mottenkiste und beginnen ihre Darbietung mit «Ukkosenjumalan Poika» – dem Opening Song des ersten Eisens «Suden Uni». Die Krieger mit ihren dreckigen, blutverschmierten Antlitzen spielen gewohnt routiniert. Die erfrischenden Keyboard-Melodien sind absolut willkommen (Folklore lässt grüssen!). Nach «Haaska» muss kurz das Drum-Pedal repariert werden, aber ansonsten kommen Moonsorrow unbeschadet durch die Geschichte. Anschliessend kündigt Fronter Ville Seponpoika Sorvali eine Aktion an, welche die Protagonisten lange nicht mehr umgesetzt hätten. Für das nächste Lied bedienen sie sich an fremdem Material. Es handelt sich nämlich um eine Cover-Version des Rotting Christ-Klassikers «Non Serviam». Gemeinsam mit einem entfesselten Publikumschor klingt das Ganze herausragend! Zum Schichtende servieren uns die Künstler dann «Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)». Oha, ein 16-minütiger Brocken! Kann man mal gepflegt so raushauen als Finale. Ungeachtet dessen waren Wilderun für mich noch eine Stufe stärker.

Die Setlist – Moonsorrow

  1. Ukkosenjumalan Poika
  2. Haaska
  3. Non Serviam (Rotting Christ-Cover)
  4. Jotunheim
  5. Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)

Venom

Dass Venom Kultstatus geniessen, steht ausser Frage. Bisher war ich zwar tendenziell eher Sympathisant des «2015er-Abklatsches» Venom Inc., aber heute gilt die Aufmerksamkeit einzig und allein den «Ursprungs-Wurzeln». Angeführt vom dauernd grimmig dreinblickenden Cronos brettert das Trio los. Geschwärzter Speed Metal dröhnt aus den Boxen. Gegen Ende des vergangenen Jahres tourten die Engländer durch Südamerika. Offenbar scheinen sie nach wie vor vom dortigen Virus infiziert zu sein, denn anders kann ich mir die zahlreichen Fan-Gesänge, zu denen sie uns auffordern, nicht erklären.

Über mangelnde Stimmung kann sich sowieso niemand beklagen. In der Raummitte tobt ein Circle Pit und es werden konstant Crowdsurfer durch die Gegend gehievt. Die Altmeister demonstrieren ihr Können! Stöckchen-Schwinger Danté darf sich hinter einer immensen Schiessbude austoben. Nach meinem Gusto fehlt jedoch irgendwie der letzte Funke. Aber Kracher der Marke «Countess Bathory» oder «Bloodlust» attackieren selbstverständlich auch meinen Nacken und die Stimmbänder. Einige Zuschauer halten Pappschilder mit den Aufschriften «Pet» und «Teachers» in die Höhe. Habe ich da wieder einmal einen Insider verpasst? Ihr dürft mich ungeniert aufklären. Aber zuerst hole ich mir, ehe die Bar überrannt wird, eine weitere Hopfenblondine und warte im Anschluss gespannt auf den letzten Auftritt der diesjährigen Festival-Ausgabe.

Asagraum

Vor sieben Jahren lieferten die satanischen Mädels von Asagraum auf dem Hüttikerberg eine beeindruckende Zeremonie ab. Eine Wiederholung in diesem Stil wäre fraglos erwünscht. Im Kern besteht das Projekt aus Krächzerin beziehungsweise Klampferin Obscura und Trommlerin A. Morthaemer. Für Live-Konzerte holen sie sich stets aus allen Ecken der Erde Verstärkung ins Boot. Heute zockt ein Typ an der zweiten Gitarre. Die Dame am Bass ist mir ebenfalls unbekannt. Da hätte ich nur allzu gerne eine gewisse Makhashanah in Aktion gesehen.

Asagraum machen keine Gefangenen! Diese hasserfüllten Tonfolgen sorgen für ein gepflegtes Ausklingen der Nacken-Fitness. Standesgemäss hat sich der Saal bereits ein bisschen geleert. Ob einige Gäste allenfalls bereits ins Werk 21 hinuntergetorkelt sind, um dort der sagenumwobenen «90er Aftershow-Party» beizuwohnen? Jeder, wie er möchte. Ich bleibe glasklar lieber noch eine Weile hier oben und schaue mir den niederländischen Hexentanz bis zum Ende an.

Das Fanzit – Samstag

Der zweite Festivaltag verlief ebenfalls ohne Zwischenfälle. Hervorgestochen sind nach meinem Empfinden Defaced, Helleruin und ganz besonders Wilderun. Diese Amerikaner muss man auf dem Schirm haben! Wer 2026 abermals am Meh Suff! Winter-Festival teilnehmen möchte, sollte den 09. und 10. Januar keinesfalls mit anderen «Rendez-vous-Angelegenheiten» blockieren.

Die Fotos – Samstag


Wie fandet ihr das Festival?

/ 09.02.2025
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